fmb-1836-08-20-01
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’s-Gravenhage, 20. August 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
allhier.
Hiebey erhalten Sie mit vielem Danke die
Erstlich was das Technische betrifft, scheint mir
lernenund
verstehenmuß, um seine Gedanken und das was ihm vorschwebt, deutlich hinzustellen.
Was nun zweitens diese Gedanken selbst betrifft, so kann davon nach meiner Meinung erst dann die Rede sein, wenn eine solche Bildung zum Grunde liegt, und wenn überhaupt welche vorhanden sind. Beides scheint mir hier der Fall. Es ist auch Fluß der Gedanken zu erkennen, und somit scheint mir für diesen
Das sind aber wie gesagt lauter Dinge die der
stenAugust 1836
Lieber Herr Director Hiebey erhalten Sie mit vielem Danke die Ouvertüre zurück, welche Sie mir vor einiger Zeit zuschickten, und über welche ich Ihnen meine Meinung und den Eindruck, den sie auf mich gemacht hat, unverhohlen mittheilen will. Erstlich was das Technische betrifft, scheint mir dies Stück fast durchgängig lobenswerth, und zeugt von einer guten, fest eingeprägten Schule. Der Satz ist rein, die Instrumentirung durchaus praktisch, mit Kenntniß der Mittel, ja an vielen Stellen zeigt sich unverkennbares Talent, und Fähigkeit; es fehlt auch im Fortgange des Stückes nicht an Verarbeitung und kunstgerechter Anwendung der Themas – kurz der Componist scheint mir in dem Besitz alles dessen, was ein Künstler lernen und verstehen muß, um seine Gedanken und das was ihm vorschwebt, deutlich hinzustellen. Was nun zweitens diese Gedanken selbst betrifft, so kann davon nach meiner Meinung erst dann die Rede sein, wenn eine solche Bildung zum Grunde liegt, und wenn überhaupt welche vorhanden sind. Beides scheint mir hier der Fall. Es ist auch Fluß der Gedanken zu erkennen, und somit scheint mir für diesen Künstler die Hauptsache, daß er fleißig fortarbeite, um selbst mehr und mehr zu erkennen, woran es ihm noch fehlt. Dann ist jedes weitere Urtheil überflüssig. Doch finde ich allerdings, wenn ich die Ouvertüre von diesem zweiten, höheren Standpunct betrachte, daß der Componist dieses Fleißes und Fortarbeitens noch sehr nothwendig bedarf, um ein Werk zu liefern, das man ein meisterhaftes nennen kann, und es bleibt ihm noch viel zu erstreben und zu erreichen. Die Gedanken sind oft sehr unbestimmt und ohne die gehörige Precision ausgesprochen, so z. B. gleich das erste Thema und alle Stellen bis zur Modulation nach d #. Auch in der Form ist noch manches zu erinnern, es braucht fast immer zu langer Umschweife ehe eine neue Idee hervorzukommen wagt, so z. B. die ganze Stelle ehe das Thema in d # in der Clarinette nach der Fermate kommt; hiedurch wird der Styl des Ganzen zuweilen schwülstig. Endlich, was mir der bedeutendste Fehler scheint, und der auch mit den beiden vorigen zusammenhängt, es scheint mir eine Überladung, ein fortwährendes Zielen nach Effect darin, welches gerade immer das sicherste Mittel ist gar keinen Effect zu machen. Dahin rechne ich z. B. die ganzen 3 Posaunen, die mir durchaus nicht wesentlich vorkommen, nur wie eine Ausfüllung, eine Verstärkung, die nicht Wirkung macht, sondern aufhebt; Ferner eine Stelle wie das d # ff vor dem Eintritt des Clarinettsolos, die schon einmal die größte Wirkung in der musikalischen Welt gemacht hat, und das also nun nimmermehr wieder thut; endlich beim alla stretta in h # die p Modulation von h # nach d #, f, gis # &c. welche nach meiner Meinung dem ganzen Eindruck der Ouvertüre schadet, weil man eben die Absicht fühlt „und verstimmt wird“. Ebenso noch mehrere andre Stellen. Das sind aber wie gesagt lauter Dinge die der Componist, der ein offenbares Talent und gute Schule und gute Kenntnisse besitzt, von selbst sehen und vermeiden wird, wenn er ruhig fortfährt und ein wahres Streben nach seiner Vervollkommnung hat; und hat er dies Streben nicht, so helfen ihm alle jene vortrefflichen Fähigkeiten doch nichts, und meine Meinung ohnehin nicht. Ich habe Sie Ihnen auch nur ausgesprochen, weil Sie es von mir verlangten, und weil ein solcher Gegenstand allerdings für jeden Musiker von Interesse sein muß. Mit vollkommner Hochachtung Ihr ergebnerFelix Mendelssohn Bartholdy. Haag den 20sten August 1836
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