]> Brief: fmb-1836-08-07-01

fmb-1836-08-07-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Frankfurt a. M. <lb></lb>’s-Gravenhage, 7. August 1836 O Gott säße ich doch am Pfarreisen bei Dir, und erzählte von Holland, statt Dir davon zu schreiben; ich glaube man kann in Frankfurt gar keine Idee davon haben, wie langweilig es im Haag ist. Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 5, 1398

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Köln D-KNa Köln, Historisches Archiv der Stadt Best. 1051 Bd. 23, S. 1001-1004. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Frankfurt a. M.; ’s-Gravenhage, 7. August 1836 O Gott säße ich doch am Pfarreisen bei Dir, und erzählte von Holland, statt Dir davon zu schreiben; ich glaube man kann in Frankfurt gar keine Idee davon haben, wie langweilig es im Haag ist.

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 2, S. 33-35 (Teildruck, bis Z. 68 [»werde ich niemals vergessen.«]). Hiller, Erinnerungen, S. 54-58 (mit Textauslassungen).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

7. August 1836 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) ’s-Gravenhage Niederlande Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) Frankfurt a. M. Deutschland deutsch
Herrn Herrn Ferdinand Hiller. Wohlgeboren. in Frankfurt a/m Im Hause der Jägerschen Buchhandlung, am Pfarreisen. frey.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)’s Gravenhage den 7ten Aug. 1836.Lieber Hiller

O Gott säße ich doch am Pfarreisen bei Dir, und erzählte von Holland, statt Dir davon zu schreiben; ich glaube man kann in Frankfurt gar keine Idee davon haben, wie langweilig es im Haag ist. Wenn Du mir nicht auf diesen Brief umgehend antwortest, und mir wenigstens 8 Seiten über Frankfurt schreibst, und übers Fahrthor, und Dich, und die DeinigenHiller, Regine (1783-1839), und Musik und die ganze lebendige Welt, so ists möglich daß ich hier ein Käsehändler werde, und gar nicht wiederkomme. Kein gescheuter Gedanke ist durch diesen Kopf gegangen, seit ich aus dem hotel de Russie herausfuhr; jetzt gewöhne ich mich sogar schon nach Gerade daran und erwarte gar nichts Gescheutes mehr, rechne nur nach, wie lang ich zurückzureisen habe, und freue mich, daß ich heut schon mein sechstes Bad genommen habe, etwa ein Viertel von der ganzen Strafarbeit. Wärst Du ich, Du hättest schon zehnmal eingepackt, das Käseland mit dem Rücken angesehn, Deinem Reisegefährten einige sehr unverständliche Worte gesagt, und zurückgereis’t; ich möchte es wohl auch thun, nur ein gewisses Philisterthum, das ich bekanntlich besitze, hält mich davon ab. In Düsseldorf mußte ich statt 2, 3 Tage bleiben, weil SchadowSchadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862) durchaus nicht eher fortzukriegen war; ich glaube diese Paar Tage haben nicht wenig dazu beigetragen mich melancholisch zu machen. Es war dort alles so sehr vorbei; die leidige Erinnerung, von der ich, wie Du weißt, gar nichts halte, spielte ihre Rolle schon wieder; das Musikfest18. Niederrheinisches Musikfest (1836)DüsseldorfDeutschland sollte schön gewesen sein, darüber wurde aber die Gegenwart langweilig; von SchindlerSchindler, Anton Felix (1795-1864) und seinen Schriften und Gegenschriften mußte ich ein Längstes und Breitestes hören, das war nicht kurzweilig; bei Stephanie NesselrodeNesselrode-Ehreshoven, Stephanie Clementine Caroline Gräfin von (1818-1881) aß ich den Mittag, das war aber auch schon lange vorbei; RietzRietz, August Wilhelm Julius (1812-1877) sieht, obwohl er für den Moment erholt ist, so entsetzlich krank aus und ist so aufgeregt und von den Düsseldorfer Musikfreunden so angestrengt, und (von einigen) so mishandelt, daß mir sein Wiederfinden in der Seele weh that; auf dem Dampfboot regnete es bis Rotterdam, SchirmerSchirmer, Johann Wilhelm (1807-1863) fuhr mit bis hieher, dann ging er zu Dampf nach Havre, später nach Paris – aber o Gott, wäre ich doch am Pfarreisen! Denn hier ging die eigentliche Plage erst los; SchadowSchadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862) wurde grimmig und fand alles zu theuer, wir konnten keine Wohnung finden, keinen Wagen, die Holländer verstanden kein Hochdeutsch, obwohl SchadowSchadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862) alle Leute keck mit Hochdeutsch anredete, sein SohnSchadow, Rudolf Johann Gottfried (seit 1843) von Godenhaus (1826-1890) war unartig, die Plage war groß. Jetzt haben wir hier im Haag ein Logis gefunden, fahren alle Morgen um 8 nach Scheveningen heraus, baden uns ab, und die Maschine ist im gehörigen Gange. Draußen in Scheveningen ist der Anblick des Meeres freilich nicht todt zu machen; geheimnißvoll und unergründlich bleibt die grüne, grade Linie immer, und die Muscheln und Fische sind nett, die die Ebbe an den Strand spült. Aber so prosaisch, wie das Meer nur irgend sein kann, ist es doch hier; die Dünen sehn trostlos traurig aus, man sieht fast nichts vom Wasserspiegel, weil der Standpunct so niedrig ist; und die Hälfte des Meeres ist gefärbt, wie der Strand, weil es anfangs sehr flach ist, erst ganz in der Entfernung fängt die Tiefe an; große Schiffe giebt es nirgend, lauter mittelgroße Fischerboote; da habe ich denn wenig Freude, obwohl heut ein Holländer mich festhielt, als ich am Strande lief, und mir sagte hier salle se nu majestuösische Idee sammele! Ich dachte, wärst Du im Pfefferlande, und ich im Weinland; nicht einmal recht einsam kann man hier sein, denn Musikliebhaber giebt es auch hier die es einem übel nehmen wenn man sie aufrichtig anschnauzt, sogar mehrere Leipzigerinnen baden in Scheveningen, und gehn nach dem Bade mit langhängenden ungekämmten Haaren spazieren, was infam aussieht, und wobei man ihnen die Cour machen soll. Mein einziger Trost ist Herr von St GeorgeSaint-George (St. George), Johann Georg Konrad von (1782-1863), (da muß es weit mit mir gekommen sein) aber er ennüyirt sich auch schmählig, deshalb sind unsre Gemüther gleichgestimmt, zwar sieht er das Meer immer an, als könne ers morgen abzapfen lassen, wenn er wollte, aber das thut nichts, ich gehe doch lieber mit ihm spazieren, als mit den Leipzigerinnen mit den langen Haaren. Endlich muß ich Schadows JungenSchadow, Rudolf Johann Gottfried (seit 1843) von Godenhaus (1826-1890) erziehn, ihm lateinische Constructionen aus dem Cornelius NeposCornelius Nepos machen helfen, ihm Federn schneiden, morgens und Abends Thee und Butterbrod machen, heut mußte ich ihn ins Wasser persuadiren, weil er bisher immer mit dem VaterSchadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862) sehr schrie, und vor mir große Furcht hat, so lebe ich hier im Haag; ich wollte ich lebte am Pfarreisen! Aber schreibe bald, wie es da aussieht, und tröste mich ein wenig.

Das war doch gute Zeit, die wir jetzt in Frankfurt zusammen erlebten. Da ich mündlich zu so etwas selten komme, so muß ich Dir es hier hinschreiben, wie herzlich dankbar ich Dir dafür bin. Die Spaziergänge am Main in der Nacht, und manche Stunde in Deinem Haus, und die Nachmittage, wo ich auf dem Sopha lag, und Du Dich verflucht ennüjirtest, ich mich aber nicht, die werde ich niemals vergessen. Eigentlich ist es doch Schade, daß wir nur so selten, und auf so kurz immer zusammenkommen; es würde uns beiden doch viel Freude machen, wenns anders wäre. Oder glaubst Du, daß wir uns endlich zanken würden? Ich meine nicht. Hast Du denn seit meiner Abreise noch an unsre Leipziger Ouvertüre<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109287" style="hidden" type="music">Ouvertüre zu Shakespeares Was ihr wollt E-Dur, op. 21 (HW 1.21.1)</name> wieder gedacht, die mir so lieb ist? Ich bitte Dich, laß sie mich fertig finden, wenn ich zurückkomme, es kostet Dich jetzt ja nur ein Paar Nachmittage, fast nur eine Abschrift. Und mein Clavierstück<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109282" style="hidden" type="music">Konzertstück für Piano mit Orchester für Felix Mendelssohn (unvollendet)</name>, wie steht es damit? Ich habe hier an Musik noch nicht gedacht, aber viel gezeichnet und gemalt, und werde vielleicht einige Musik mitbringen. Was macht der Caecilien VereinCäcilienvereinFrankfurt a. M.Deutschland? Lebt er, oder schläft er und schnarcht? Manches von unsrer Frankfurter Zeit wird doch wohl vorbei sein; SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) einmal ist gewiß nicht bald wieder so zu haben; gestern erfuhr ich den Tod des alten RothschildRothschild, Nathan Mayer (seit 1817) de, (seit 1822) Baron de (1777-1836) und das hat gewiß auf seine ganze Existenz auch vielen Einfluß. Es ist ein sehr trauriger Fall für die FamilieRothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812), und hat mich wahrhaft betrübt, als ichs las; ich wollte Du schriebst mir etwas davon, und sage mir namentlich, wenn Dus erfahren kannst, was SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) thun wird, ob er dort bleibt, oder nicht, und was dann? Mich interessirt es sehr, etwas darüber zu wissen. Besagter St GeorgeSaint-George (St. George), Johann Georg Konrad von (1782-1863) theilte mir heut auch mit, daß Helene HerzHertz, Helene Elisabeth Louise (1818-1893) Bräutigam sei, ist das wahr? Dann mußt Du Dich auch bald verheirathen. Ich schlage Mde. MatthieuMathieux, Johanna (1810-1858) dazu vor. Hast Du dieMathieux, Johanna (1810-1858) wiedergesehn, und die Darmstädterinn? Schreibe mir nur von ganz Frankfurt. Sage der Mlle. JoyeJoye, Mlle. hier in meinem Zimmer hinge nur ein Kupferstich, der stelle aber la ville de Toulon vor, wobei ich dann jederzeit an sieJoye, Mlle. als toulonne denken muß. Und nun grüße mir vor allem Deine MutterHiller, Regine (1783-1839) vielmal und aufs angelegentlichste, und laß mich sehr, sehr bald von Dir hören! Wenn mir die Geduld nicht reißt, so bleibe ich bis zum 24 oder 26sten August hier, und fahre dann zu Land oder Wasser wie es am schnellsten geht, nach der freien Reichsstadt. Ich wollt’ ich sähe sie erst! Wenn Du diesen Brief einem Menschen zeigst, so wollte ich Du würdest gebraten, und ich würde ohnehin gehängt, also verschließ ihn, oder verbrenn’ ihn, und zeig ihn keinem Menschen, aber schreib mir umgehend wieder, poste restante à la Haye. Lebe wohl, und bleibe mir gut, und schreibe mir bald.

DeinFelix MB.
            ’s Gravenhage den 7ten Aug. 1836. Lieber Hiller
O Gott säße ich doch am Pfarreisen bei Dir, und erzählte von Holland, statt Dir davon zu schreiben; ich glaube man kann in Frankfurt gar keine Idee davon haben, wie langweilig es im Haag ist. Wenn Du mir nicht auf diesen Brief umgehend antwortest, und mir wenigstens 8 Seiten über Frankfurt schreibst, und übers Fahrthor, und Dich, und die Deinigen, und Musik und die ganze lebendige Welt, so ists möglich daß ich hier ein Käsehändler werde, und gar nicht wiederkomme. Kein gescheuter Gedanke ist durch diesen Kopf gegangen, seit ich aus dem hotel de Russie herausfuhr; jetzt gewöhne ich mich sogar schon nach Gerade daran und erwarte gar nichts Gescheutes mehr, rechne nur nach, wie lang ich zurückzureisen habe, und freue mich, daß ich heut schon mein sechstes Bad genommen habe, etwa ein Viertel von der ganzen Strafarbeit. Wärst Du ich, Du hättest schon zehnmal eingepackt, das Käseland mit dem Rücken angesehn, Deinem Reisegefährten einige sehr unverständliche Worte gesagt, und zurückgereis’t; ich möchte es wohl auch thun, nur ein gewisses Philisterthum, das ich bekanntlich besitze, hält mich davon ab. In Düsseldorf mußte ich statt 2, 3 Tage bleiben, weil Schadow durchaus nicht eher fortzukriegen war; ich glaube diese Paar Tage haben nicht wenig dazu beigetragen mich melancholisch zu machen. Es war dort alles so sehr vorbei; die leidige Erinnerung, von der ich, wie Du weißt, gar nichts halte, spielte ihre Rolle schon wieder; das Musikfest sollte schön gewesen sein, darüber wurde aber die Gegenwart langweilig; von Schindler und seinen Schriften und Gegenschriften mußte ich ein Längstes und Breitestes hören, das war nicht kurzweilig; bei Stephanie Nesselrode aß ich den Mittag, das war aber auch schon lange vorbei; Rietz sieht, obwohl er für den Moment erholt ist, so entsetzlich krank aus und ist so aufgeregt und von den Düsseldorfer Musikfreunden so angestrengt, und (von einigen) so mishandelt, daß mir sein Wiederfinden in der Seele weh that; auf dem Dampfboot regnete es bis Rotterdam, Schirmer fuhr mit bis hieher, dann ging er zu Dampf nach Havre, später nach Paris – aber o Gott, wäre ich doch am Pfarreisen! Denn hier ging die eigentliche Plage erst los; Schadow wurde grimmig und fand alles zu theuer, wir konnten keine Wohnung finden, keinen Wagen, die Holländer verstanden kein Hochdeutsch, obwohl Schadow alle Leute keck mit Hochdeutsch anredete, sein Sohn war unartig, die Plage war groß. Jetzt haben wir hier im Haag ein Logis gefunden, fahren alle Morgen um 8 nach Scheveningen heraus, baden uns ab, und die Maschine ist im gehörigen Gange. Draußen in Scheveningen ist der Anblick des Meeres freilich nicht todt zu machen; geheimnißvoll und unergründlich bleibt die grüne, grade Linie immer, und die Muscheln und Fische sind nett, die die Ebbe an den Strand spült. Aber so prosaisch, wie das Meer nur irgend sein kann, ist es doch hier; die Dünen sehn trostlos traurig aus, man sieht fast nichts vom Wasserspiegel, weil der Standpunct so niedrig ist; und die Hälfte des Meeres ist gefärbt, wie der Strand, weil es anfangs sehr flach ist, erst ganz in der Entfernung fängt die Tiefe an; große Schiffe giebt es nirgend, lauter mittelgroße Fischerboote; da habe ich denn wenig Freude, obwohl heut ein Holländer mich festhielt, als ich am Strande lief, und mir sagte hier salle se nu majestuösische Idee sammele! Ich dachte, wärst Du im Pfefferlande, und ich im Weinland; nicht einmal recht einsam kann man hier sein, denn Musikliebhaber giebt es auch hier die es einem übel nehmen wenn man sie aufrichtig anschnauzt, sogar mehrere Leipzigerinnen baden in Scheveningen, und gehn nach dem Bade mit langhängenden ungekämmten Haaren spazieren, was infam aussieht, und wobei man ihnen die Cour machen soll. Mein einziger Trost ist Herr von St George, (da muß es weit mit mir gekommen sein) aber er ennüyirt sich auch schmählig, deshalb sind unsre Gemüther gleichgestimmt, zwar sieht er das Meer immer an, als könne ers morgen abzapfen lassen, wenn er wollte, aber das thut nichts, ich gehe doch lieber mit ihm spazieren, als mit den Leipzigerinnen mit den langen Haaren. Endlich muß ich Schadows Jungen erziehn, ihm lateinische Constructionen aus dem Cornelius Nepos machen helfen, ihm Federn schneiden, morgens und Abends Thee und Butterbrod machen, heut mußte ich ihn ins Wasser persuadiren, weil er bisher immer mit dem Vater sehr schrie, und vor mir große Furcht hat, so lebe ich hier im Haag; ich wollte ich lebte am Pfarreisen! Aber schreibe bald, wie es da aussieht, und tröste mich ein wenig.
Das war doch gute Zeit, die wir jetzt in Frankfurt zusammen erlebten. Da ich mündlich zu so etwas selten komme, so muß ich Dir es hier hinschreiben, wie herzlich dankbar ich Dir dafür bin. Die Spaziergänge am Main in der Nacht, und manche Stunde in Deinem Haus, und die Nachmittage, wo ich auf dem Sopha lag, und Du Dich verflucht ennüjirtest, ich mich aber nicht, die werde ich niemals vergessen. Eigentlich ist es doch Schade, daß wir nur so selten, und auf so kurz immer zusammenkommen; es würde uns beiden doch viel Freude machen, wenns anders wäre. Oder glaubst Du, daß wir uns endlich zanken würden? Ich meine nicht. Hast Du denn seit meiner Abreise noch an unsre Leipziger Ouvertüre wieder gedacht, die mir so lieb ist? Ich bitte Dich, laß sie mich fertig finden, wenn ich zurückkomme, es kostet Dich jetzt ja nur ein Paar Nachmittage, fast nur eine Abschrift. Und mein Clavierstück, wie steht es damit? Ich habe hier an Musik noch nicht gedacht, aber viel gezeichnet und gemalt, und werde vielleicht einige Musik mitbringen. Was macht der Caecilien Verein? Lebt er, oder schläft er und schnarcht? Manches von unsrer Frankfurter Zeit wird doch wohl vorbei sein; Schlemmer einmal ist gewiß nicht bald wieder so zu haben; gestern erfuhr ich den Tod des alten Rothschild und das hat gewiß auf seine ganze Existenz auch vielen Einfluß. Es ist ein sehr trauriger Fall für die Familie, und hat mich wahrhaft betrübt, als ichs las; ich wollte Du schriebst mir etwas davon, und sage mir namentlich, wenn Dus erfahren kannst, was Schlemmer thun wird, ob er dort bleibt, oder nicht, und was dann? Mich interessirt es sehr, etwas darüber zu wissen. Besagter St George theilte mir heut auch mit, daß Helene Herz Bräutigam sei, ist das wahr? Dann mußt Du Dich auch bald verheirathen. Ich schlage Mde. Matthieu dazu vor. Hast Du die wiedergesehn, und die Darmstädterinn? Schreibe mir nur von ganz Frankfurt. Sage der Mlle. Joye hier in meinem Zimmer hinge nur ein Kupferstich, der stelle aber la ville de Toulon vor, wobei ich dann jederzeit an sie als toulonne denken muß. Und nun grüße mir vor allem Deine Mutter vielmal und aufs angelegentlichste, und laß mich sehr, sehr bald von Dir hören! Wenn mir die Geduld nicht reißt, so bleibe ich bis zum 24 oder 26sten August hier, und fahre dann zu Land oder Wasser wie es am schnellsten geht, nach der freien Reichsstadt. Ich wollt’ ich sähe sie erst! Wenn Du diesen Brief einem Menschen zeigst, so wollte ich Du würdest gebraten, und ich würde ohnehin gehängt, also verschließ ihn, oder verbrenn’ ihn, und zeig ihn keinem Menschen, aber schreib mir umgehend wieder, poste restante à la Haye. Lebe wohl, und bleibe mir gut, und schreibe mir bald.
Dein
Felix MB.          
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August 1836</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_a70d21bd-b3f3-4e28-9db9-74aa2b21c3fb">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_de677f95-be5d-4b49-a1f7-ea594d131b69"> <settlement key="STM0100516">’s-Gravenhage</settlement> <country>Niederlande</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0112003" resp="receiver" xml:id="persName_9b5c7d55-ddb1-4b28-b95e-cbd219650fdf">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_9400add0-e5f8-48b2-9b3e-d86ff77c42df"> <settlement key="STM0100204">Frankfurt a. 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Wenn Du mir nicht auf diesen Brief umgehend antwortest, und mir wenigstens 8 Seiten über Frankfurt schreibst, und übers Fahrthor, und Dich, und die <persName xml:id="persName_ba5b545c-f76a-4951-9a51-95cdea6e9edf">Deinigen<name key="PSN0112008" style="hidden">Hiller, Regine (1783-1839)</name></persName>, und Musik und die ganze lebendige Welt, so ists möglich daß ich hier ein Käsehändler werde, und gar nicht wiederkomme. Kein gescheuter Gedanke ist durch diesen Kopf gegangen, seit ich aus dem hotel de Russie herausfuhr; jetzt gewöhne ich mich sogar schon nach Gerade daran und erwarte gar nichts Gescheutes mehr, rechne nur nach, wie lang ich zurückzureisen habe, und freue mich, daß ich heut schon mein sechstes Bad genommen habe, etwa ein Viertel von der ganzen Strafarbeit. Wärst Du ich, Du hättest schon zehnmal eingepackt, das Käseland mit dem Rücken angesehn, Deinem Reisegefährten einige sehr unverständliche Worte gesagt, und zurückgereis’t; ich möchte es wohl auch thun, nur ein gewisses Philisterthum, das ich bekanntlich besitze, hält mich davon ab. In Düsseldorf mußte ich statt 2, 3 Tage bleiben, weil <persName xml:id="persName_18129330-328b-4255-9b7e-38d4ce6047d1">Schadow<name key="PSN0114494" style="hidden">Schadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862)</name></persName> durchaus nicht eher fortzukriegen war; ich glaube diese Paar Tage haben nicht wenig dazu beigetragen mich melancholisch zu machen. Es war dort alles so sehr vorbei; die leidige Erinnerung, von der ich, wie Du weißt, gar nichts halte, spielte ihre Rolle schon wieder; das <placeName xml:id="placeName_d2f2c113-aa6a-4102-b1ce-d200debd88e6">Musikfest<name key="NST0100342" style="hidden" subtype="" type="institution">18. Niederrheinisches Musikfest (1836)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> sollte schön gewesen sein, darüber wurde aber die Gegenwart langweilig; von <persName xml:id="persName_e59f4d13-1892-4d95-b1c9-37dd3c9e6bd1">Schindler<name key="PSN0114551" style="hidden">Schindler, Anton Felix (1795-1864)</name></persName> und seinen Schriften und Gegenschriften mußte ich ein Längstes und Breitestes hören, das war nicht kurzweilig; bei <persName xml:id="persName_4145ca81-dbf5-40df-a19f-4d4e4dd5b520">Stephanie Nesselrode<name key="PSN0113575" style="hidden">Nesselrode-Ehreshoven, Stephanie Clementine Caroline Gräfin von (1818-1881)</name></persName> aß ich den Mittag, das war aber auch schon lange vorbei; <persName xml:id="persName_324a7758-dbce-4fa1-add8-aaa5b1d0e2a4">Rietz<name key="PSN0114200" style="hidden">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name></persName> sieht, obwohl er für den Moment erholt ist, so entsetzlich krank aus und ist so aufgeregt und von den Düsseldorfer Musikfreunden so angestrengt, und (von einigen) so mishandelt, daß mir sein Wiederfinden in der Seele weh that; auf dem Dampfboot regnete es bis Rotterdam, <persName xml:id="persName_8e47437d-c559-400d-8e47-77cab9c5db1b">Schirmer<name key="PSN0114557" style="hidden">Schirmer, Johann Wilhelm (1807-1863)</name></persName> fuhr mit bis hieher, dann ging er zu Dampf nach Havre, später nach Paris – aber o Gott, wäre ich doch am Pfarreisen! Denn hier ging die eigentliche Plage erst los; <persName xml:id="persName_bbd21348-d0d6-43e5-b30c-05618b07bfc1">Schadow<name key="PSN0114494" style="hidden">Schadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862)</name></persName> wurde grimmig und fand alles zu theuer, wir konnten keine Wohnung finden, keinen Wagen, die Holländer verstanden kein Hochdeutsch, obwohl <persName xml:id="persName_77b55362-f91a-4ce1-9360-1bc3ecb1582c">Schadow<name key="PSN0114494" style="hidden">Schadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862)</name></persName> alle Leute keck mit Hochdeutsch anredete, <persName xml:id="persName_2c8578ec-ed5e-43fc-b672-c1c422ed6275">sein Sohn<name key="PSN0114497" style="hidden">Schadow, Rudolf Johann Gottfried (seit 1843) von Godenhaus (1826-1890)</name></persName> war unartig, die Plage war groß. Jetzt haben wir hier im Haag ein Logis gefunden, fahren alle Morgen um 8 nach Scheveningen heraus, baden uns ab, und die Maschine ist im gehörigen Gange. Draußen in Scheveningen ist der Anblick des Meeres freilich nicht todt zu machen; geheimnißvoll und unergründlich bleibt die grüne, grade Linie immer, und die Muscheln und Fische sind nett, die die Ebbe an den Strand spült. Aber so prosaisch, wie das Meer nur irgend sein kann, ist es doch hier; die Dünen sehn trostlos traurig aus, man sieht fast nichts vom Wasserspiegel, weil der Standpunct so niedrig ist; und die Hälfte des Meeres ist gefärbt, wie der Strand, weil es anfangs sehr flach ist, erst ganz in der Entfernung fängt die Tiefe an; große Schiffe giebt es nirgend, lauter mittelgroße Fischerboote; da habe ich denn wenig Freude, obwohl heut ein Holländer mich festhielt, als ich am Strande lief, und mir sagte hier salle se nu majestuösische Idee sammele! Ich dachte, wärst Du im Pfefferlande, und ich im Weinland; nicht einmal recht einsam kann man hier sein, denn Musikliebhaber giebt es auch hier die es einem übel nehmen wenn man sie aufrichtig anschnauzt, sogar mehrere Leipzigerinnen baden in Scheveningen, und gehn nach dem Bade mit langhängenden ungekämmten Haaren spazieren, was infam aussieht, und wobei man ihnen die Cour machen soll. Mein einziger Trost ist Herr von S<hi rend="superscript">t</hi> <persName xml:id="persName_ea2c84fb-e911-4278-bbc4-4192e3130676">George<name key="PSN0114424" style="hidden">Saint-George (St. George), Johann Georg Konrad von (1782-1863)</name></persName>, (da muß es weit mit mir gekommen sein) aber er ennüyirt sich auch schmählig, deshalb sind unsre Gemüther gleichgestimmt, zwar sieht er das Meer immer an, als könne ers morgen abzapfen lassen, wenn er wollte, aber das thut nichts, ich gehe doch lieber mit ihm spazieren, als mit den Leipzigerinnen mit den langen Haaren. Endlich muß ich <persName xml:id="persName_8cb64127-0388-480e-b5fe-1d435bc637bc">Schadows Jungen<name key="PSN0114497" style="hidden">Schadow, Rudolf Johann Gottfried (seit 1843) von Godenhaus (1826-1890)</name></persName> erziehn, ihm lateinische Constructionen aus dem <persName xml:id="persName_cf2363a1-2ac5-454e-a87e-895a996eb0af">Cornelius Nepos<name key="PSN0110461" style="hidden">Cornelius Nepos</name></persName> machen helfen, ihm Federn schneiden, morgens und Abends Thee und Butterbrod machen, heut mußte ich ihn ins Wasser persuadiren, weil er bisher immer mit dem <persName xml:id="persName_b7b85a46-6f67-48cb-8dcc-fc75781fc047">Vater<name key="PSN0114494" style="hidden">Schadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862)</name></persName> sehr schrie, und vor mir große Furcht hat, so lebe ich hier im Haag; ich wollte ich lebte am Pfarreisen! Aber schreibe bald, wie es da aussieht, und tröste mich ein wenig.</p><p>Das war doch gute Zeit, die wir jetzt in Frankfurt zusammen erlebten. Da ich mündlich zu so etwas selten komme, so muß ich Dir es hier hinschreiben, wie herzlich dankbar ich Dir dafür bin. Die Spaziergänge am Main in der Nacht, und manche Stunde in Deinem Haus, und die Nachmittage, wo ich auf dem Sopha lag, und Du Dich verflucht ennüjirtest, ich mich aber nicht, die werde ich niemals vergessen. Eigentlich ist es doch Schade, daß wir nur so selten, und auf so kurz immer zusammenkommen; es würde uns beiden doch viel Freude machen, wenns anders wäre. Oder glaubst Du, daß wir uns endlich zanken würden? Ich meine nicht. Hast Du denn seit meiner Abreise noch an unsre <title xml:id="title_231195e9-77f8-4ce7-a4da-384bde389c82">Leipziger Ouvertüre<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109287" style="hidden" type="music">Ouvertüre zu Shakespeares Was ihr wollt E-Dur, op. 21 (HW 1.21.1)</name></title> wieder gedacht, die mir so lieb ist? Ich bitte Dich, laß sie mich fertig finden, wenn ich zurückkomme, es kostet Dich jetzt ja nur ein Paar Nachmittage, fast nur eine Abschrift. Und <title xml:id="title_c332016b-9693-41d2-a2f2-d3b3643c8511">mein Clavierstück<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109282" style="hidden" type="music">Konzertstück für Piano mit Orchester für Felix Mendelssohn (unvollendet)</name></title>, wie steht es damit? Ich habe hier an Musik noch nicht gedacht, aber viel gezeichnet und gemalt, und werde vielleicht einige Musik mitbringen. Was macht der <placeName xml:id="placeName_95b3a52f-adce-4fbb-ad50-f21c1c4f9e7b">Caecilien Verein<name key="NST0100338" style="hidden" subtype="" type="institution">Cäcilienverein</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>? Lebt er, oder schläft er und schnarcht? Manches von unsrer Frankfurter Zeit wird doch wohl vorbei sein; <persName xml:id="persName_e257302b-95ed-4d54-90b3-334daa5692e7">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> einmal ist gewiß nicht bald wieder so zu haben; gestern erfuhr ich den Tod <persName xml:id="persName_2f85611f-2eed-421f-a6f8-3b6d22bf04f2">des alten Rothschild<name key="PSN0114323" style="hidden">Rothschild, Nathan Mayer (seit 1817) de, (seit 1822) Baron de (1777-1836)</name></persName> und das hat gewiß auf seine ganze Existenz auch vielen Einfluß. Es ist ein sehr trauriger Fall für die <persName xml:id="persName_1be8802a-3136-47dd-9772-12c2b4b54c78">Familie<name key="PSN0114304" style="hidden">Rothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812)</name></persName>, und hat mich wahrhaft betrübt, als ichs las; ich wollte Du schriebst mir etwas davon, und sage mir namentlich, wenn Dus erfahren kannst, was <persName xml:id="persName_931d47a7-515e-4e5d-908d-ba31aa4ae871">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> thun wird, ob er dort bleibt, oder nicht, und was dann? Mich interessirt es sehr, etwas darüber zu wissen. Besagter S<hi rend="superscript">t</hi> <persName xml:id="persName_2789739c-92bc-4483-b751-3cc80e0d5c49">George<name key="PSN0114424" style="hidden">Saint-George (St. George), Johann Georg Konrad von (1782-1863)</name></persName> theilte mir heut auch mit, daß <persName xml:id="persName_fe6eb3a1-b1e5-4217-a174-290f99ae8dcf">Helene Herz<name key="PSN0111932" style="hidden">Hertz, Helene Elisabeth Louise (1818-1893)</name></persName> Bräutigam sei, ist das wahr? Dann mußt Du Dich auch bald verheirathen. Ich schlage <persName xml:id="persName_f1460b80-9e2f-410b-86b3-8e2132cfb0c0">Mde. Matthieu<name key="PSN0113122" style="hidden">Mathieux, Johanna (1810-1858)</name></persName> dazu vor. Hast Du <persName xml:id="persName_f36cf8f8-fdc0-4a6c-96fa-99168d95ef84">die<name key="PSN0113122" style="hidden">Mathieux, Johanna (1810-1858)</name></persName> wiedergesehn, und die Darmstädterinn? Schreibe mir nur von ganz Frankfurt. Sage der <persName xml:id="persName_1e5385e9-e6b8-4fbe-acf3-d4277280011a">Mlle. Joye<name key="PSN0112280" style="hidden">Joye, Mlle.</name></persName> hier in meinem Zimmer hinge nur ein Kupferstich, der stelle aber la ville de Toulon vor, wobei ich dann jederzeit an <persName xml:id="persName_05bcbee1-f09e-4441-b707-e9ea5c73b984">sie<name key="PSN0112280" style="hidden">Joye, Mlle.</name></persName> als toulonne denken muß. Und nun grüße mir vor allem <persName xml:id="persName_76bf5f75-51d3-4202-8924-18ca7c06e9d5">Deine Mutter<name key="PSN0112008" style="hidden">Hiller, Regine (1783-1839)</name></persName> vielmal und aufs angelegentlichste, und laß mich sehr, sehr bald von Dir hören! Wenn mir die Geduld nicht reißt, so bleibe ich bis zum 24 oder 26<hi rend="superscript">sten</hi> August hier, und fahre dann zu Land oder Wasser wie es am schnellsten geht, nach der freien Reichsstadt. Ich wollt’ ich sähe sie erst! Wenn Du diesen Brief einem Menschen zeigst, so wollte ich Du würdest gebraten, und ich würde ohnehin gehängt, also verschließ ihn, oder verbrenn’ ihn, und zeig ihn keinem Menschen, aber schreib mir umgehend wieder, poste restante à la Haye. <seg type="closer" xml:id="seg_f1e2ab84-2c5b-4851-9fd5-8defea51027d">Lebe wohl, und bleibe mir gut, und schreibe mir bald.</seg></p><signed rend="right">Dein</signed><signed rend="right">Felix MB.</signed></div></body> </text></TEI>