fmb-1836-07-24-02
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Frankfurt a. M., 24. Juli 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
in Böhmen.
poste restante
a
m
Ehe ich von hier nach meinem Bade abreise muß ich Dir doch einmal in Dein Bad hinein geschrieben haben, obwohl ich gerade jetzt ein schlimmer Correspondent bin, aber es darf nicht gesagt werden, daß ich Dir zu irgend einer Zeit nicht geschrieben habe. Diese Zeit ist sonderbar. Ich bin so entsetzlich verliebt, wie noch niemals in meinem Leben, und ich weiß nicht, was ich anfangen soll. Übermorgen soll ich von Frankfurt abreisen, mir ists aber als kostete das den Hals; ich will in jedem Falle vor Leipzig wieder hier sein, um dies
Das ist meine Stimmung jetzt den ganzen Tag; ich kann weder componiren, noch Briefschreiben, noch Clavierspielen, nur allenfalls ein bischen zeichnen. Aber danken muß ich Dir für die guten Worte, die Du mir über den
Frankfurt a m d. 24 July 1836. Mein liebes Beckchen Ehe ich von hier nach meinem Bade abreise muß ich Dir doch einmal in Dein Bad hinein geschrieben haben, obwohl ich gerade jetzt ein schlimmer Correspondent bin, aber es darf nicht gesagt werden, daß ich Dir zu irgend einer Zeit nicht geschrieben habe. Diese Zeit ist sonderbar. Ich bin so entsetzlich verliebt, wie noch niemals in meinem Leben, und ich weiß nicht, was ich anfangen soll. Übermorgen soll ich von Frankfurt abreisen, mir ists aber als kostete das den Hals; ich will in jedem Falle vor Leipzig wieder hier sein, um dies gar zu nette Mädchen wenigstens noch einmal zu sehen, aber ob sie sich was aus mir macht, das weiß ich eben gar nicht, und was ich anfangen soll, wie gesagt, auch nicht. Das ist aber gewiß, daß ich die ersten recht frohen Stunden dieses Jahres diesem netten Mädchen danke, und daß mir zuerst wieder ein wenig freier zu Muth geworden ist, als bisher. Und dabei bin ich sehr betrübt, wenn ich eben nicht dort sein kann; siehst Du, da hast Du ein Geheimniß, wovon Du keinem Menschen was sagen darfst, aber damit Du der Welt das erste Beispiel giebst, daß Du auch schweigen kannst, so sage ich Dir auch weiter gar nichts, und willst Du mehr wissen, so schreibe mir nach dem Haag, poste restante, denn übermorgen soll ich nach dem verwünschten Seebad. O Beckchen, was soll ich anfangen! Das ist meine Stimmung jetzt den ganzen Tag; ich kann weder componiren, noch Briefschreiben, noch Clavierspielen, nur allenfalls ein bischen zeichnen. Aber danken muß ich Dir für die guten Worte, die Du mir über den Paulus sagst; so was ist das Beste und Liebste was ich darüber hören kann, und was etwa Du oder Fanny mir über solch ein Stück sagt, das sagt das Publicum, ein anderes giebt es gar nicht. Aber ich wollte nur Du schriebest mir noch ein Paarmal darüber, und über meine andre Musik; recht ausführlich; glaubst Du denn mir könne das gleichgültig sein, ob Dir so was Freude macht? Die ganze Zeit, daß ich hier bin habe ich noch an dem Paulus gearbeitet, weil ich ihn nun einmal so vollkommen als mir möglich, herausgeben will; auch weiß ich bestimmt, daß der Anfang des ersten und das Ende des zweiten Theiles ungefähr dreimal so gut geworden sind, also wars meine Pflicht; denn es gelingt mir in manchen, namentlich in Neben-Sachen, bei so einer größeren Arbeit erst nach und nach meinem eigentlichen Gedanken nahe zu kommen und ihn recht klar hinzustellen, bei den Hauptsachen und -Stücken kann ich freilich nachher nichts mehr ändern, weil sie mir gleich so einfallen, aber um das auch von allem sagen zu können, dazu bin ich noch nicht weit genug. Nun arbeite ich aber schon etwas mehr als zwei Jahre an dem einen Oratorium, das ist allerdings sehr lange, und ich freue mich nun auf den Moment, wo ich auch mit den Druck-Correcturen fertig sein werde, und was anderes anfangen kann. Zunächst denke ich einige Symphonieen zu machen. So recht eigentlich componirt habe ich hier noch gar nichts, siehe die erste Seite; ich bin gar zu sehr herunter dazu, Du lachtest Dich todt, wenn du mich so sähest. Und was soll ich nun mit Herrn von Varnhagen anfangen? Und mit Hrn. Kapellmeister Lübeck und dem Verein tot Bevoorderung der Toonkunst und dessen Leden van Verdiensten? Ich wollte, sie hingen alle. Weißt Du noch wie ich voriges Jahr einige abscheuliche Stücke nach Düsseldorf in den Breidenbacher Hof geschickt bekam, und wie ich sie heruntermachte, und es Vater vorlas, und der sich drüber freute. Sie haben mir jetzt wieder eine abscheuliche Ouvertüre geschickt, und ich habe sie auch wieder heruntergemacht, aber Freude ist nicht mehr dabei. Alexander und Mariane und alle Kinder zogen vor 8 Tagen hier durch, und machten mir durch ihren Besuch viel Vergnügen, die Kinder sind nett, vor allen aber Margarete, die wirklich etwas ganz eigenthümliches, reizendesen in ihrem Wesen, und Gesicht hat. Heut früh kamen 4 Mitglieder des Caecilienvereins, den ich Mittwoch zum letztenmale dirigirt habe, und brachten mir im Namen des Vereines ein Reisenecessaire, das viel eher einen verkappten Prinzen als einen Musiker rathen läßt; ein non plus ultra von Pracht und Eleganz, aber ich werde es doch brauchen. Oben drauf steht „FMB“ und „Caecilia“ was mir ganz gut gefällt. – Dieser Brief ist gewiß einer der dümmsten, aber Du bist in Franzensbrunn, und ich soll nach Scheveningen, das ist beides auch vom Dümmsten, wie Droysen sagen würde. Vom Anfang des September an muß ich in Leipzig wieder sein, und wenn Du durchkommst so machst Du mich sehr glücklich. Thue das, mein liebes Beckchen, grüße mir Walter, den lieben Jungen, vielmal und küß’ ihn in meinem Namen, einen Kneifkuß, und lebewohl und gesund und denke mein. Dein Felix MB.
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Juli 1836; kompiliert mit einer Passage aus Brief Nr. 1391, ab Z. 55 [»Noch muß ich Dir erzählen«]).</bibl> <bibl type="printed_letter">Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 2, S. 30-32 (mit Textauslassungen).</bibl> <bibl type="printed_letter">Klein, Das verborgene Band, S. 174 f. (Teildruck, nach der Abschrift MA Depos. Berlin 215).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-07-24" xml:id="date_255e0820-a03e-4e02-8572-cdee6fc8344f">24. 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Diese Zeit ist sonderbar. Ich bin so entsetzlich verliebt, wie noch niemals in meinem Leben, und ich weiß nicht, was ich anfangen soll. Übermorgen soll ich von Frankfurt abreisen, mir ists aber als kostete das den Hals; ich will in jedem Falle vor Leipzig wieder hier sein, um dies <persName xml:id="persName_5cbb19c9-cb0f-42c2-b0da-2ed648be3dd9">gar zu nette Mädchen<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> wenigstens noch einmal zu sehen, aber ob sie sich was aus mir macht, das weiß ich eben gar nicht, und was ich anfangen soll, wie gesagt, auch nicht. Das ist aber gewiß, daß ich die ersten recht frohen Stunden dieses Jahres <persName xml:id="persName_673e910d-fc09-45de-b5b9-ad051c3c9808">diesem netten Mädchen<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> danke, und daß mir zuerst wieder ein wenig freier zu Muth geworden ist, als bisher. 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Kapellmeister Lübeck<name key="PSN0112957" style="hidden">Lübeck, Johann Heinrich (1799-1865)</name></persName> und dem <placeName xml:id="placeName_90c8bc80-2bfe-4e86-a8bb-a4e8604b8d1e">Verein tot Bevoorderung der Toonkunst<name key="NST0100314" style="hidden" subtype="" type="institution">Maatschappij tot Bevordering der Toonkunst (Gesellschaft zur Beförderung der Tonkunst)</name><settlement key="STM0100166" style="hidden" type="">Rotterdam</settlement><country style="hidden">Niederlande</country></placeName> und dessen Leden van Verdiensten? Ich wollte, sie hingen alle. Weißt Du noch wie ich voriges Jahr einige abscheuliche Stücke nach Düsseldorf in den <placeName xml:id="placeName_86e6d8fa-49dc-4a04-a17c-a4520f7cc14c">Breidenbacher Hof<name key="NST0100309" style="hidden" subtype="" type="institution">Breidenbacher Hof (Hotel)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> geschickt bekam, und wie ich sie heruntermachte, und es <persName xml:id="persName_697ae770-6ebd-475f-af6f-219e437fc05b">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> vorlas, und der sich drüber freute. Sie haben mir jetzt wieder <title xml:id="title_81adc8d7-e884-47f8-a3ef-7a460f506396">eine abscheuliche Ouvertüre<name key="PSN0111130" style="hidden" type="author">Franco-Mendes, Jacques (1812-1889)</name><name key="CRT0108728" style="hidden" type="music">Ouvertüre Nr. 14 d-Moll (Lo studio)</name></title> geschickt, und ich habe sie auch wieder heruntergemacht, aber Freude ist nicht mehr dabei. <persName xml:id="persName_d12f664e-d721-447e-a991-2a1c57ec6280">Alexander<name key="PSN0113213" style="hidden">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName> und <persName xml:id="persName_f22ad83b-8103-48da-bca1-133d4c6fb0ea">Mariane<name key="PSN0113230" style="hidden">Mendelssohn, Marianne (1799-1880)</name></persName> und <persName xml:id="persName_15ef456e-9af0-447d-be5c-0e1d757f802d">alle Kinder<name key="PSN0113208" style="hidden">Mendelssohn, Familie von → Alexander M.</name></persName> zogen vor 8 Tagen hier durch, und machten mir durch ihren Besuch viel Vergnügen, die Kinder sind nett, vor allen aber <persName xml:id="persName_2a863909-52e7-4ef3-99f5-486767198883">Margarete<name key="PSN0113229" style="hidden">Mendelssohn, Margarete (Margarethe) Anna Henriette (1823-1890)</name></persName>, die wirklich etwas ganz eigenthümliches, reizendesen in ihrem Wesen, und Gesicht hat. Heut früh kamen 4 Mitglieder des <placeName xml:id="placeName_e1a86709-1134-416d-b7af-d91a936dafda">Caecilienvereins<name key="NST0100338" style="hidden" subtype="" type="institution">Cäcilienverein</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, den ich Mittwoch zum letztenmale dirigirt habe, und brachten mir im Namen des <placeName xml:id="placeName_89b0b240-ca41-4148-91a7-2114095df3dd">Vereines<name key="NST0100338" style="hidden" subtype="" type="institution">Cäcilienverein</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ein Reisenecessaire, das viel eher einen verkappten Prinzen als einen Musiker rathen läßt; ein non plus ultra von Pracht und Eleganz, aber ich werde es doch brauchen. Oben drauf steht „FMB“ und „Caecilia“ was mir ganz gut gefällt. – Dieser Brief ist gewiß einer der dümmsten, aber Du bist in Franzensbrunn, und ich soll nach Scheveningen, das ist beides auch vom Dümmsten, wie <persName xml:id="persName_6677da23-7724-4ed1-ba71-e431af3a5116">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> sagen würde. Vom Anfang des September an muß ich in Leipzig wieder sein, und wenn Du durchkommst so machst Du mich sehr glücklich. Thue das, mein liebes Beckchen, grüße mir <persName xml:id="persName_eb6105a5-9cff-4c23-a617-9eb073752d7b">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName>, den lieben Jungen, vielmal und <seg type="closer" xml:id="seg_660867b8-8ebf-45f7-b596-a539ec4521e0">küß’ ihn in meinem Namen, einen Kneifkuß, und lebewohl und gesund und denke mein.</seg></p><signed rend="right">Dein</signed><signed rend="right">Felix MB.</signed></div></body> </text></TEI>