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fmb-1836-07-24-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Frankfurt a. M., 24. Juli 1836 Habe tausend Dank für Deinen freundlichen, lieben Brief, und da Du mirs nun gewiß sagst, daß Du mir manchmal wohl hättest schreiben wollen, aber Dich davon abhalten ließest, wenn noch kein Brief von mir wieder Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 5, 1391

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. IVa/12 (277). Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Frankfurt a. M., 24. Juli 1836 Habe tausend Dank für Deinen freundlichen, lieben Brief, und da Du mirs nun gewiß sagst, daß Du mir manchmal wohl hättest schreiben wollen, aber Dich davon abhalten ließest, wenn noch kein Brief von mir wieder

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

24. Juli 1836 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Frankfurt a. M. Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Berlin Deutschland deutsch
An Mde. Mde. Mendelssohn Bartholdy in Berlin Leipziger Straße no. 3.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Frankfurt a m d. 24 Juli 36.Liebe Mutter

Habe tausend Dank für Deinen freundlichen, lieben Brief, und da Du mirs nun gewiß sagst, daß Du mir manchmal wohl hättest schreiben wollen, aber Dich davon abhalten ließest, wenn noch kein Brief von mir wieder da sei, so soll es nun auch wahrlich daran nicht wieder fehlen; Du weißt wohl gar nicht, wie Du mich durch Dein liebes Schreiben jedesmal erfreust, und wenn ich dagegen mit meinen trocknen dürren Lebenszeichen kommen soll, so schob ichs lieber auf bessre Tage auf, und so entstanden die langen Pausen, über die Du mir böse warst. Aber es soll nicht wieder geschehen. Jetzt bereite ich mich auf die Abreise nach Haag, die übermorgen wohl erfolgen wird, SchadowSchadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862) wird mitreisen und mich heut oder morgen von hier abholen, meine Adresse ist also für die nächsten 3 Wochen im Haag poste restante. Aber viel länger als 3 Wochen werde ichs auch wohl kaum dort aushalten; ich weiß nicht was ich darum gäbe, wenn ich die ganze Zeit hier in Frankfurt bleiben könnte, bei dem netten MädchenMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) von der ich schon das vorige Mal schrieb, und ihrer liebenswürdigen FamilieJeanrenaud, Familie von → Elisabeth Wilhelmine J.. Ich habe dort die ersten recht frohen Stunden dieses Jahres zugebracht, und fühlte mich wieder freier und glücklicher, als mir seit langer Zeit geworden war. Die älteren Leute, Souchay’sSouchay, Helene Elisabeth (1774-1851)Souchay, Cornelius Carl (1768-1838), sind mir ein bischen zu vornehm Frankfurtisch und wollten mir namentlich im Anfang nicht recht zusagen; aber die jüngeren Souchay’sSouchay de la Duboissière, Eduard Franz (1800-1872)Souchay de la Duboissière, Johanna Helene (1804-1888) und Benecke’sBenecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)Benecke, Elisabetha Henrietta (1807-1893) (die PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) auch kennt) und die Mde. JeanrenaudJeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871), eine Tochter des Hauses, mit ihren beiden gar zu netten TöchternMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875), das sind so Menschen, wie sie mir gefallen und wohlthun, und dabei lebt und wohnt das so alles in einem Hause zusammen, wie wir in der Leipziger Straße no. 3, und von hübschen Kindern wimmelts, und SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) fährt als Cousin durchs Haus und lärmt nicht wenig, und dies ganze Familienleben und die vielen hübschen glücklichen Menschen, das machte mir einmal wieder wohl ums Herz, und ich zählte die Stunden, wo ich dort sein konnte. Benecke’sBenecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)Benecke, Elisabetha Henrietta (1807-1893) und SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) sind jetzt schon seit 14 Tagen fort, die erstenBenecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)Benecke, Elisabetha Henrietta (1807-1893) in die Schweiz, SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) nach Leipzig zurück; aber Souchay’sSouchay, Familie von → Cornelius Carl S. und die Jeanrenaud’sJeanrenaud, Familie von → Elisabeth Wilhelmine J. sind noch hier und auch eigentlich die Hauptsache. Daß ich nun so oft als möglich dort war, kannst Du Dir wohl denken, und wie ich ihnen für alles Freundliche danken soll, weiß ich nicht, auch nicht, wie mir Scheveningen nach so guter Zeit schmecken wird. Freilich ist mir immer noch sehr grau und traurig hier zu Muth gewesen, fast immer, wenn ich nicht dort war; aber ich hatte auch an meinem Clavier-Auszug<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_7xqjggbx-vfj6-o7tz-ntoo-f1ezz0qzi2cv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. 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April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> (bis auf den Schlußchor) vom Stapel gelaufen, oder vielmehr in die Druckerei und so hoffe ich auch bald diese Arbeit, die mich nun über zwei Jahre in Anspruch genommen hat, beendigt zu haben. Wie froh bin ich dann, wenn etwas darin Dir Freude macht, und wenn Du glaubst es würde auch wohl dem VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) recht gewesen sein, wie Du mir sagst. Heut vor 8 Tagen holte mich AlexanderMendelssohn, Alexander (1798-1871) mit seinen drei JungenMendelssohn, Hermann Joseph Ernst (1824-1891)Mendelssohn, Adolph Georg Carl (1826-1851)Mendelssohn, Franz Paul Alexander (seit 1888) von (1829-1889) aus dem Bett, und ich brachte den ganzen Tag mit ihmMendelssohn, Alexander (1798-1871) und den SeinigenMendelssohn, Familie von → Alexander M. zu, begleitete sie auch bis weit über den Mainzer Wartthurm und ging zu Fuß zurück. EsMendelssohn, Familie von → Alexander M. sind lauter liebe gute Leute, die mir sehr wohlgefallen haben. Diesen Morgen thut die Thür sich auf und 4 schwarzgekleidete Deputirte des Caecilien VereinesCäcilienvereinFrankfurt a. M.Deutschland treten herein und überreichen mir im Namen desselben ein Reisenecessaire von solcher Eleganz und Pracht, wie ich noch nichts gesehn habe, mir that nur gleich im ersten Augenblick leid, daß ich es Dir nicht zeigen konnte. Es sind 3 Etagen mit allen möglichen Messern, Scheren, Schreib- und Wasch- und Bürstmaterialien, in Silber und Elfenbein und Sammt, und mit jener gewissen Englischen Solidität und Sauberkeit, die mir so wohlgefällt. Oben drauf steht gravirt, FMB Caecilia.“ Ist das nicht sehr zart? Noch muß ich Dir erzählen, daß ich jetzt mit wahrem Jubel die ersten Bücher von Goethes Dichtung und Wahrheit<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108799" style="hidden" type="literature">Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit</name> hier gelesen habe. Seit den Knabenjahren hatte ichs nicht wieder vorgenommen, weil mirs da nicht gefallen hatte, wie mirs jetzt aber gefällt, und wie mich alle die Localitäten die ich nun kenne, noch obendrein ergötzen, das kann ich gar nicht sagen. Es bringt mich eine Seite davon<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108799" style="hidden" type="literature">Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit</name> ganz über alle die jetzigen Miseren in Litteratur und Kunst weg.

Nun habe noch tausend Dank über die finanziellen Angelegenheiten von denen Du mir schriebst, und die Geschenke, die Du mir anbietest. Und wer möchte lieber als ich sie bald in Anspruch nehmen! Freilich liegt da wohl noch manche Schwierigkeit dazwischen, aber wie sehr mir der Wunsch seit dem letzten Herbst rege geworden ist, weißt Du, und ich glaube es hängt mein ganzes Glück oder NichtGlück davon ab. – Liebe Mutter, bitte doch FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), sie möge mir verzeihen, daß ich nicht viel jetzt schreiben und ihren lieben Brief beantworten kann; sie thut mirs gewiß zu Gefalle[n,] mir darum doch in dieser Zeit einige Nachricht zukommen zu lassen. Wie gerne hörte ich von ihr einiges Ausführliche über den Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_k41eauzk-x4av-imc9-ymif-d2tqfa9nagqw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name>, und ihr Musiktreiben. O FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), schreibe wieder, und zürne mir nicht. Und Du liebe Mutter lebewohl und denke Deines

Felix MB.
            Frankfurt a m d. 24 Juli 36. Liebe Mutter
Habe tausend Dank für Deinen freundlichen, lieben Brief, und da Du mirs nun gewiß sagst, daß Du mir manchmal wohl hättest schreiben wollen, aber Dich davon abhalten ließest, wenn noch kein Brief von mir wieder da sei, so soll es nun auch wahrlich daran nicht wieder fehlen; Du weißt wohl gar nicht, wie Du mich durch Dein liebes Schreiben jedesmal erfreust, und wenn ich dagegen mit meinen trocknen dürren Lebenszeichen kommen soll, so schob ichs lieber auf bessre Tage auf, und so entstanden die langen Pausen, über die Du mir böse warst. Aber es soll nicht wieder geschehen. Jetzt bereite ich mich auf die Abreise nach Haag, die übermorgen wohl erfolgen wird, Schadow wird mitreisen und mich heut oder morgen von hier abholen, meine Adresse ist also für die nächsten 3 Wochen im Haag poste restante. Aber viel länger als 3 Wochen werde ichs auch wohl kaum dort aushalten; ich weiß nicht was ich darum gäbe, wenn ich die ganze Zeit hier in Frankfurt bleiben könnte, bei dem netten Mädchen von der ich schon das vorige Mal schrieb, und ihrer liebenswürdigen Familie. Ich habe dort die ersten recht frohen Stunden dieses Jahres zugebracht, und fühlte mich wieder freier und glücklicher, als mir seit langer Zeit geworden war. Die älteren Leute, Souchay’s, sind mir ein bischen zu vornehm Frankfurtisch und wollten mir namentlich im Anfang nicht recht zusagen; aber die jüngeren Souchay’s und Benecke’s (die Paul auch kennt) und die Mde. Jeanrenaud, eine Tochter des Hauses, mit ihren beiden gar zu netten Töchtern, das sind so Menschen, wie sie mir gefallen und wohlthun, und dabei lebt und wohnt das so alles in einem Hause zusammen, wie wir in der Leipziger Straße no. 3, und von hübschen Kindern wimmelts, und Schlemmer fährt als Cousin durchs Haus und lärmt nicht wenig, und dies ganze Familienleben und die vielen hübschen glücklichen Menschen, das machte mir einmal wieder wohl ums Herz, und ich zählte die Stunden, wo ich dort sein konnte. Benecke’s und Schlemmer sind jetzt schon seit 14 Tagen fort, die ersten in die Schweiz, Schlemmer nach Leipzig zurück; aber Souchay’s und die Jeanrenaud’s sind noch hier und auch eigentlich die Hauptsache. Daß ich nun so oft als möglich dort war, kannst Du Dir wohl denken, und wie ich ihnen für alles Freundliche danken soll, weiß ich nicht, auch nicht, wie mir Scheveningen nach so guter Zeit schmecken wird. Freilich ist mir immer noch sehr grau und traurig hier zu Muth gewesen, fast immer, wenn ich nicht dort war; aber ich hatte auch an meinem Clavier-Auszug eine der langweiligsten Arbeiten, die ich je gemacht habe, und ich war oft außer mir über die mühsamen und unmerklichen Fortschritte, die ich beim besten Willen darin machte. Seit gestern ist aber das ganze Werk (bis auf den Schlußchor) vom Stapel gelaufen, oder vielmehr in die Druckerei und so hoffe ich auch bald diese Arbeit, die mich nun über zwei Jahre in Anspruch genommen hat, beendigt zu haben. Wie froh bin ich dann, wenn etwas darin Dir Freude macht, und wenn Du glaubst es würde auch wohl dem Vater recht gewesen sein, wie Du mir sagst. Heut vor 8 Tagen holte mich Alexander mit seinen drei Jungen aus dem Bett, und ich brachte den ganzen Tag mit ihm und den Seinigen zu, begleitete sie auch bis weit über den Mainzer Wartthurm und ging zu Fuß zurück. Es sind lauter liebe gute Leute, die mir sehr wohlgefallen haben. Diesen Morgen thut die Thür sich auf und 4 schwarzgekleidete Deputirte des Caecilien Vereines treten herein und überreichen mir im Namen desselben ein Reisenecessaire von solcher Eleganz und Pracht, wie ich noch nichts gesehn habe, mir that nur gleich im ersten Augenblick leid, daß ich es Dir nicht zeigen konnte. Es sind 3 Etagen mit allen möglichen Messern, Scheren, Schreib- und Wasch- und Bürstmaterialien, in Silber und Elfenbein und Sammt, und mit jener gewissen Englischen Solidität und Sauberkeit, die mir so wohlgefällt. Oben drauf steht gravirt, FMB Caecilia. “ Ist das nicht sehr zart? Noch muß ich Dir erzählen, daß ich jetzt mit wahrem Jubel die ersten Bücher von Goethes Dichtung und Wahrheit hier gelesen habe. Seit den Knabenjahren hatte ichs nicht wieder vorgenommen, weil mirs da nicht gefallen hatte, wie mirs jetzt aber gefällt, und wie mich alle die Localitäten die ich nun kenne, noch obendrein ergötzen, das kann ich gar nicht sagen. Es bringt mich eine Seite davon ganz über alle die jetzigen Miseren in Litteratur und Kunst weg.
Nun habe noch tausend Dank über die finanziellen Angelegenheiten von denen Du mir schriebst, und die Geschenke, die Du mir anbietest. Und wer möchte lieber als ich sie bald in Anspruch nehmen! Freilich liegt da wohl noch manche Schwierigkeit dazwischen, aber wie sehr mir der Wunsch seit dem letzten Herbst rege geworden ist, weißt Du, und ich glaube es hängt mein ganzes Glück oder NichtGlück davon ab. – Liebe Mutter, bitte doch Fanny, sie möge mir verzeihen, daß ich nicht viel jetzt schreiben und ihren lieben Brief beantworten kann; sie thut mirs gewiß zu Gefallen,  mir darum doch in dieser Zeit einige Nachricht zukommen zu lassen. Wie gerne hörte ich von ihr einiges Ausführliche über den Paulus, und ihr Musiktreiben. O Fanny, schreibe wieder, und zürne mir nicht. Und Du liebe Mutter lebewohl und denke Deines
Felix MB.          
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Mendelssohn Bartholdy</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine>Berlin</addrLine> <addrLine>Leipziger Straße no. 3.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_d5764982-4a0e-488d-bf83-07766e85f63a"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Frankfurt <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">a</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">m</hi> </formula> d. <date cert="high" when="1836-07-24" xml:id="date_7ddf33b7-6633-4a2c-b01e-02dcf4a14fac">24 Juli 36</date>.</dateline><salute rend="left">Liebe Mutter</salute><p style="paragraph_without_indent">Habe tausend Dank für Deinen freundlichen, lieben Brief, und da Du mirs nun gewiß sagst, daß Du mir manchmal wohl hättest schreiben wollen, aber Dich davon abhalten ließest, wenn noch kein Brief von mir wieder da sei, so soll es nun auch wahrlich daran nicht wieder fehlen; Du weißt wohl gar nicht, wie Du mich durch Dein liebes Schreiben jedesmal erfreust, und wenn ich dagegen mit meinen trocknen dürren Lebenszeichen kommen soll, so schob ichs lieber auf bessre Tage auf, und so entstanden die langen Pausen, über die Du mir böse warst. Aber es soll nicht wieder geschehen. Jetzt bereite ich mich auf die Abreise nach Haag, die übermorgen wohl erfolgen wird, <persName xml:id="persName_4f80ad3d-aaa0-4104-8ca4-6b588077aea6">Schadow<name key="PSN0114494" style="hidden">Schadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862)</name></persName> wird mitreisen und mich heut oder morgen von hier abholen, meine Adresse ist also für die nächsten 3 Wochen im Haag poste restante. Aber viel länger als 3 Wochen werde ichs auch wohl kaum dort aushalten; ich weiß nicht was ich darum gäbe, wenn ich die ganze Zeit hier in Frankfurt bleiben könnte, bei <persName xml:id="persName_dfe5787e-2753-4412-9536-2db9df4c0bb6">dem netten Mädchen<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> von der ich schon das vorige Mal schrieb, und <persName xml:id="persName_2c3c5b90-fb3d-4e01-b7d9-3ed337bf20bc">ihrer liebenswürdigen Familie<name key="PSN0112220" style="hidden">Jeanrenaud, Familie von → Elisabeth Wilhelmine J.</name></persName>. Ich habe dort die ersten recht frohen Stunden dieses Jahres zugebracht, und fühlte mich wieder freier und glücklicher, als mir seit langer Zeit geworden war. Die älteren Leute, <persName xml:id="persName_fec6f01c-6ccb-41d6-97ef-287f5fafe710">Souchay’s<name key="PSN0114987" style="hidden">Souchay, Helene Elisabeth (1774-1851)</name><name key="PSN0114984" style="hidden">Souchay, Cornelius Carl (1768-1838)</name></persName>, sind mir ein bischen zu vornehm Frankfurtisch und wollten mir namentlich im Anfang nicht recht zusagen; aber <persName xml:id="persName_6e6d2248-c83d-47fe-a784-c1ca9b3addb2">die jüngeren Souchay’s<name key="PSN0114995" style="hidden">Souchay de la Duboissière, Eduard Franz (1800-1872)</name><name key="PSN0114997" style="hidden">Souchay de la Duboissière, Johanna Helene (1804-1888)</name></persName> und <persName xml:id="persName_692cd816-9426-4aa2-8228-a9ba4e507948">Benecke’s<name key="PSN0109825" style="hidden">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name><name key="PSN0109821" style="hidden">Benecke, Elisabetha Henrietta (1807-1893)</name></persName> (die <persName xml:id="persName_ac9a5511-aa0d-4c60-9356-fad1d4d1673c">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> auch kennt) und die <persName xml:id="persName_2188db3f-bfa2-4127-a91b-ccdd486a61ac">Mde. Jeanrenaud<name key="PSN0112228" style="hidden">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName>, eine Tochter des Hauses, mit ihren beiden gar <persName xml:id="persName_dcfc8186-2903-4596-86cd-2a284ccba289">zu netten Töchtern<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name><name key="PSN0112232" style="hidden">Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName>, das sind so Menschen, wie sie mir gefallen und wohlthun, und dabei lebt und wohnt das so alles in einem Hause zusammen, wie wir in der Leipziger Straße no. 3, und von hübschen Kindern wimmelts, und <persName xml:id="persName_db66c614-9bab-4273-b1ed-e912fc30233d">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> fährt als Cousin durchs Haus und lärmt nicht wenig, und dies ganze Familienleben und die vielen hübschen glücklichen Menschen, das machte mir einmal wieder wohl ums Herz, und ich zählte die Stunden, wo ich dort sein konnte. <persName xml:id="persName_b9084729-c8d2-4f98-803e-0790cf1e6d06">Benecke’s<name key="PSN0109825" style="hidden">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name><name key="PSN0109821" style="hidden">Benecke, Elisabetha Henrietta (1807-1893)</name></persName> und <persName xml:id="persName_a717a2da-b305-4a6b-92dd-94e0ef15191c">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> sind jetzt schon seit 14 Tagen fort, die <persName xml:id="persName_0cdddb3a-4c61-40a0-92f0-a2d178be7c64">ersten<name key="PSN0109825" style="hidden">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name><name key="PSN0109821" style="hidden">Benecke, Elisabetha Henrietta (1807-1893)</name></persName> in die Schweiz, <persName xml:id="persName_02935b71-f409-4e8f-862b-0afdad02d642">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> nach Leipzig zurück; aber <persName xml:id="persName_f4da564e-79bc-408b-a12e-f69bbd8e6e77">Souchay’s<name key="PSN0114977" style="hidden">Souchay, Familie von → Cornelius Carl S.</name></persName> und die <persName xml:id="persName_700e173d-4388-4b15-9da0-b8132247ea2a">Jeanrenaud’s<name key="PSN0112220" style="hidden">Jeanrenaud, Familie von → Elisabeth Wilhelmine J.</name></persName> sind noch hier und auch eigentlich die Hauptsache. Daß ich nun so oft als möglich dort war, kannst Du Dir wohl denken, und wie ich ihnen für alles Freundliche danken soll, weiß ich nicht, auch nicht, wie mir Scheveningen nach so guter Zeit schmecken wird. Freilich ist mir immer noch sehr grau und traurig hier zu Muth gewesen, fast immer, wenn ich nicht dort war; aber ich hatte auch an <title xml:id="title_f5e2c55c-11de-4374-aada-912e7d4f261e">meinem Clavier-Auszug<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_7xqjggbx-vfj6-o7tz-ntoo-f1ezz0qzi2cv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> eine der langweiligsten Arbeiten, die ich je gemacht habe, und ich war oft außer mir über die mühsamen und unmerklichen Fortschritte, die ich beim besten Willen darin machte. Seit gestern ist aber <title xml:id="title_0262cc4d-72e8-48c2-8d3d-8315db0b9052">das ganze Werk<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fktgxkpq-v4us-ybel-jobq-ex9rg2ebqfbo"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> (bis auf den Schlußchor) vom Stapel gelaufen, oder vielmehr in die Druckerei und so hoffe ich auch bald diese Arbeit, die mich nun über zwei Jahre in Anspruch genommen hat, beendigt zu haben. Wie froh bin ich dann, wenn etwas darin Dir Freude macht, und wenn Du glaubst es würde auch wohl dem <persName xml:id="persName_ee6a0db8-e06f-4ef0-a77c-eec7508313e1">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> recht gewesen sein, wie Du mir sagst. Heut vor 8 Tagen holte mich <persName xml:id="persName_434d6eea-e00c-4a30-898e-5f9cc27f3261">Alexander<name key="PSN0113213" style="hidden">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName> mit seinen <persName xml:id="persName_505bcf70-e3aa-4d32-b0c7-2607d8eb8489">drei Jungen<name key="PSN0113226" style="hidden">Mendelssohn, Hermann Joseph Ernst (1824-1891)</name><name key="PSN0113212" style="hidden">Mendelssohn, Adolph Georg Carl (1826-1851)</name><name key="PSN0113220" style="hidden">Mendelssohn, Franz Paul Alexander (seit 1888) von (1829-1889)</name></persName> aus dem Bett, und ich brachte den ganzen Tag mit <persName xml:id="persName_0c1cbf4e-473f-4439-91bd-e824291535af">ihm<name key="PSN0113213" style="hidden">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName> und den <persName xml:id="persName_481cd8a4-f4b0-4c79-bcd2-62f74a6e7323">Seinigen<name key="PSN0113208" style="hidden">Mendelssohn, Familie von → Alexander M.</name></persName> zu, begleitete sie auch bis weit über den Mainzer Wartthurm und ging zu Fuß zurück. <persName xml:id="persName_c2619a95-f9c1-4963-97e2-3818b40fbe2e">Es<name key="PSN0113208" style="hidden">Mendelssohn, Familie von → Alexander M.</name></persName> sind lauter liebe gute Leute, die mir sehr wohlgefallen haben. Diesen Morgen thut die Thür sich auf und 4 schwarzgekleidete Deputirte des <placeName xml:id="placeName_47eea20c-2dbb-4724-80d7-abc91fca3b65">Caecilien Vereines<name key="NST0100338" style="hidden" subtype="" type="institution">Cäcilienverein</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> treten herein und überreichen mir im Namen desselben ein Reisenecessaire von solcher Eleganz und Pracht, wie ich noch nichts gesehn habe, mir that nur gleich im ersten Augenblick leid, daß ich es Dir nicht zeigen konnte. Es sind 3 Etagen mit allen möglichen Messern, Scheren, Schreib- und Wasch- und Bürstmaterialien, in Silber und Elfenbein und Sammt, und mit jener gewissen Englischen Solidität und Sauberkeit, die mir so wohlgefällt. Oben drauf steht gravirt, FMB Caecilia.“ Ist das nicht sehr zart? Noch muß ich Dir erzählen, daß ich jetzt mit wahrem Jubel <title xml:id="title_8593c989-754a-40ca-9e4f-3bf037ded9f3">die ersten Bücher von Goethes Dichtung und Wahrheit<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108799" style="hidden" type="literature">Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit</name></title> hier gelesen habe. Seit den Knabenjahren hatte ichs nicht wieder vorgenommen, weil mirs da nicht gefallen hatte, wie mirs jetzt aber gefällt, und wie mich alle die Localitäten die ich nun kenne, noch obendrein ergötzen, das kann ich gar nicht sagen. Es bringt mich <title xml:id="title_2bb731a0-9327-4722-a884-ef145d96ff29">eine Seite davon<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108799" style="hidden" type="literature">Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit</name></title> ganz über alle die jetzigen Miseren in Litteratur und Kunst weg.</p><p>Nun habe noch tausend Dank über die finanziellen Angelegenheiten von denen Du mir schriebst, und die Geschenke, die Du mir anbietest. Und wer möchte lieber als ich sie bald in Anspruch nehmen! Freilich liegt da wohl noch manche Schwierigkeit dazwischen, aber wie sehr mir der Wunsch seit dem letzten Herbst rege geworden ist, weißt Du, und ich glaube es hängt mein ganzes Glück oder NichtGlück davon ab. – Liebe Mutter, bitte doch <persName xml:id="persName_9920a267-e235-41d1-bee3-76ccf6f3f725">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, sie möge mir verzeihen, daß ich nicht viel jetzt schreiben und ihren lieben Brief beantworten kann; sie thut mirs gewiß zu Gefalle[n,] mir darum doch in dieser Zeit einige Nachricht zukommen zu lassen. Wie gerne hörte ich von ihr einiges Ausführliche über den <title xml:id="title_16001842-5199-44fe-bc15-63ffa91a99fb">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_k41eauzk-x4av-imc9-ymif-d2tqfa9nagqw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title>, und ihr Musiktreiben. <persName xml:id="persName_47b5714e-023e-4d89-81dc-116128f0f240">O Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, schreibe wieder, und zürne mir nicht. <seg type="closer" xml:id="seg_c5b4e116-bd04-411f-963f-2babcdab7c4f">Und Du liebe Mutter lebewohl und denke Deines</seg></p><signed rend="right">Felix MB.</signed></div></body> </text></TEI>