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fmb-1836-06-30-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Heinrich Conrad Schleinitz in Leipzig <lb></lb>Frankfurt a. M., 30. Juni 1836 Ist denn so etwas glaublich? Stehn Ihnen selbst denn nicht die Haare drüber zu Berge? Darüber daß ich, der schlechteste Correspondent im Reich schon zum zweitenmale einen Brief schreibe, und Sie, einer der besten, noch Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 4, 1374.

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-Bbbaw Berlin, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Archiv Handschriftenabteilung Nachl. Familie Mendelssohn, Kasten 4,3, fol. 12-13 Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Heinrich Conrad Schleinitz in Leipzig; Frankfurt a. M., 30. Juni 1836 Ist denn so etwas glaublich? Stehn Ihnen selbst denn nicht die Haare drüber zu Berge? Darüber daß ich, der schlechteste Correspondent im Reich schon zum zweitenmale einen Brief schreibe, und Sie, einer der besten, noch

4 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,58,1. Elvers, Briefe, S. 190-193.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

30. Juni 1836 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Frankfurt a. M. Deutschland Schleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881) Leipzig Deutschland deutsch
Herrn Herrn Advokat H. C. Schleinitz Wohlgeboren in Leipzig in der Hainstraße. frey.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Frankfurt a m den 30 Juni 1836.Lieber stillschweigender Schleinitz

Ist denn so etwas glaublich? Stehn Ihnen selbst denn nicht die Haare drüber zu Berge? Darüber daß ich, der schlechteste Correspondent im Reich schon zum zweitenmale einen Brief schreibe, und Sie, einer der besten, noch gar keinen. Welche wichtigen Fragen wob ich nicht in meinen Cölner Brief ein, nur um Sie zum Antworten zu zwingen, aber Sie pausiren ruhig fort, schon über 50 Tage lang, und fallen gewiß zu spät ein. Eben habe ich an Reg. Rath DörrienDörrien, Heinrich (1786-1858) einen ganzen Brief voll Concert-Angelegenheiten geschickt, den Sie bestimmt bekommen hätten, wenn Sie nicht so lange schwiegen; aber das will ich doch nicht behaupten, sonst schreiben Sie am Ende gar nicht. Im Ernst, leben Sie noch? Ich wiederhole hiemit meinen ganzen Cölner Brief.

Und die GrabauGrabau, Eleonore Henriette (1805-1852) kam an und DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) kam an und niemand schreibt mir eine halbe Zeile der ich hier in Frankfurt an der schönen Aussicht tagtäglich darauf warte. Meine Adresse ist „Herrn M. I. HerzHertz, Moses Isaak (1778-1848).“ Das wissen Sie aber auch schon. O Schleinitz! Dies ist noch viel scheuslicher als scheuslich; dieser ganze Brief ist con fuoco geschrieben.

Ich arbeite noch immer an dem Druck-Manuscript meines Oratoriums<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_gaj79t4y-dltl-d1kk-egwm-dzmds5xpfhqs"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> und gäbe viel darum, wenns erst fertig wäre. Aber in 8 Tagen wirds fertig; dann will ich 8 Tage lang gar nichts thun. Kirschenessen, Zeichnen, mit SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) spazieren gehen, mit HillerHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) zu Mittag und zu Abend essen, den Caecilien VereinCäcilienvereinFrankfurt a. M.Deutschland alle Mittwoch dirigiren, Eckermann über Goethe<name key="PSN0110823" style="hidden" type="author">Eckermann, Johann Peter (1792-1854)</name><name key="CRT0108640" style="hidden" type="literature">Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. 1823-1832</name> lesen, einige sehr hübsche Mädchen besuchen, Vormittags im Main baden der vor meinem Fenster fließt, – das sollen dann meine einzigen Beschäftigungen sein, wie sie es auch bisher ziemlich gewesen sind. Gegen Ende des Juli denke ich von hier fort und ins Seebad; und Anfang September so Gott will, sehen wir uns wieder.

Wie steht es denn mit den Prager Sängerinnen, und wie mit dem Tenor? Ehe wir es uns versehen muß der Zettel fürs erste Abonnement-Concert in die Druckerei. Der Cellist BreuerBreuer, Bernhard (1808-1877), der beim Düsseldorfer Musikfest18. Niederrheinisches Musikfest (1836)DüsseldorfDeutschland vorspielte und den DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) kennen gelernt hat, würde sehr gern nach Leipzig kommen. Auch darüber habe ich an DörrienDörrien, Heinrich (1786-1858) geschrieben; die Hauptfrage ist der pekuniaire Punct, ich wußte ihmBreuer, Bernhard (1808-1877) nicht zu sagen wie viel Gehalt die Stelle ungefähr brächte; dann ist aber noch die Frage, ob eine solche Veränderung überhaupt noch gewünscht wird, oder ob das OrchesterGewandhausLeipzigDeutschland für den nächsten Winter nicht ganz unverändert bleiben soll? Sie wissen meine Meinung darüber, und wie sehr mir für die nächste Zeit der Gesang als Hauptsache erscheint. Übrigens habe ich auf meiner Reise, außer diesem CellistenBreuer, Bernhard (1808-1877) der als Orchesterspieler ausgezeichnet, weniger gut als Solospieler ist, auch noch eine ganz vortreffliche Hoboe und einen eben so guten Hornisten gefunden, die ebenfalls gern ihre bisherige Stellung verändern würden. Sollten Sie vielleicht von einem Orchester hören, wo ein solcher Platz offen wäre, so thäten Sie mir einen Gefallen mir davon zu schreiben, weil die Leute ganz ausgezeichnet sind. Vielleicht weiß KistnerKistner, Carl Friedrich (1797-1844) einmal von einer vacanten Stelle. An Instrumentalisten fehlt es also überall wohl nicht; aber der Tenor! Das ist mein denique censeo.

Man hat mir hier die Directorstelle des Caecilien VereinsCäcilienvereinFrankfurt a. M.Deutschland für immer angetragen, da SchelbleSchelble, Johann Nepomuk (1789-1837) leider dieselbe nicht wieder zu übernehmen scheint. Die Bedingungen wären ganz angenehm, und vor zwei Jahren würde ich mit der größten Freude zugesagt haben, aber jetzt versichere ich Sie daß mirs auch nicht einen Moment leid that für den nächsten Winter mein Wort gegeben zu haben, weil mir der vorige in musikalischer Hinsicht nur Vergnügen und Genuß gewährt hat, und weil ich mich wirklich dankbar dafür fühle und mich schon wieder auf den nächsten Winter und aufs Leipziger OrchesterGewandhausLeipzigDeutschland freue. – Ich streiche es aber auch nicht wenig heraus, wenn die Rede darauf kommt; Aloys SchmittSchmitt, Aloys (1788-1866), der Hypochonder, antwortete neulich, es würden aber doch in Leipzig wohl auch Menschen sein, wie anderswo. Hiegegen war freilich nichts einzuwenden.

Dem RossiniRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) ist hier ein diner gegeben worden, wovon ich Ihnen allein einen ganzen Abend im Hotel erzählen muß. Sie werden lachen, wie über die Düsseldorfer Schicksale. Einstweilen denken Sie sich RossiniRossini, Gioachino Antonio (1792-1868), der für Sebastian BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) schwärmt, und für die Deutsche Musik, und sich meine Melusine<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_9nlt2kon-sngw-9dkq-lnid-ksoof39dac62"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name>, Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4cjiqyh5-o24o-byvz-w1rl-otxcksbh3yvs"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name>, &c. &c. vorspielen läßt; ein Schauspiel für Götter. ErRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) blieb aber ganz geduldig dabei und wir schlossen ewige Freundschaft (à la Parisienne) ErRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) schwor mir ich müsse ihn in Italien besuchen, ich solle dann soviel Musik bekommen wie ich wollte, und ebensoviel hübsche Mädchen. (sic.) Denn die deutschen hätten alle viel zu große Füße. Ich sagte, ich fände das nicht. – Sie brachten ihmRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) ein Ständchen, was schlecht ging, und sie hätten beinahe umgeschmissen. Als sie sich nachher bei ihm entschuldigten sagte der SchelmRossini, Gioachino Antonio (1792-1868): es gäbe zwei Arten Musik; bei der einen käme es auf die Ausführung an, die sei ihm Zeitlebens zuwider gewesen – die andre aber sei die Sprache des Herzens, das sei seine Lieblingsmusik, und die hätten sie ihm zu hören gegeben. Darauf waren sie alle von seiner Liebenswürdigkeit entzückt. Hätte erRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) ihnen gesagt, wie sie es besser machen sollten, so hätten sie gesagt es sei ein arroganter Kerl. Was meinen Sie dazu? Soll man ein ehrlicher Mensch bleiben?

Sie thäten mir einen Gefallen, wenn Sie mir aus dem grünen Compositionsbuche, welches ich Ihnen bei meiner Abreise gab die Fuge aus hmol für Clavier<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dsnpm0xp-0xgd-wcyh-i2kn-mbgtqmis8kp4"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100439" style="hidden">Fuge h-Moll, 21. September 1832<idno type="MWV">U 91</idno><idno type="op">35/3b</idno></name> abschreiben ließen und per Fahrpost herschickten. Sie fängt so an Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.; es wäre mir sehr lieb, wenn ich die Copie sobald als möglich hier haben könnte. Zugleich ist mirs lieb daran gerade zu denken, weil Sie dann vielleicht desto eher ein Paar Zeilen schreiben, und mich davon benachrichtigen, ob Sie noch leben?

Soll ich nun von Grüßen sprechen, so wird der Brief noch einmal so lang. Dennoch aber grüßen Sie vor allen Ihre liebe FrauSchleinitz, Juliane Constanze (1807-1852), und bitten Sie sie in meinem Namen drauf zu sehen, daß Sie mir recht bald schreiben, und grüßen Sie SchunksSchunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S., deren Verwandte hierSouchay, Familie von → Cornelius Carl S.Jeanrenaud, Familie von → Elisabeth Wilhelmine J. sehr liebenswürdige Leute sind, und denen ich oft für die angenehme Bekanntschaft, die sie mir verschafften danke (Morgen Abend machen wir z. B. Trios dort, SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) Clavier, BenekeBenecke, Victor (1809-1853) Baß und ich Geige) und grüßen Sie Clarus’sClarus, Familie von → Johann Christian August C., denen ich selbst vor einigen Tagen geschrieben habe, ferner DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873), die GrabauGrabau, Eleonore Henriette (1805-1852), KistnerKistner, Carl Friedrich (1797-1844), WeissWeiße, Carl Friedrich Ernst (1781-1836), CarusCarus, Ernst August (1795-1854), PorschePorsche, Carl Wilhelm August (1786-1840), LimburgerLimburger, Jacob Bernhard (1770-1847) vielmal. Wie gehts meinem Flügel? Ich hab ihn hier zuweilen sehr hergewünscht. Nun leben Sie wohl und bleiben Sie mir gut Ihr

Felix MB.
            Frankfurt a m den 30 Juni 1836. Lieber stillschweigender Schleinitz
Ist denn so etwas glaublich? Stehn Ihnen selbst denn nicht die Haare drüber zu Berge? Darüber daß ich, der schlechteste Correspondent im Reich schon zum zweitenmale einen Brief schreibe, und Sie, einer der besten, noch gar keinen. Welche wichtigen Fragen wob ich nicht in meinen Cölner Brief ein, nur um Sie zum Antworten zu zwingen, aber Sie pausiren ruhig fort, schon über 50 Tage lang, und fallen gewiß zu spät ein. Eben habe ich an Reg. Rath Dörrien einen ganzen Brief voll Concert-Angelegenheiten geschickt, den Sie bestimmt bekommen hätten, wenn Sie nicht so lange schwiegen; aber das will ich doch nicht behaupten, sonst schreiben Sie am Ende gar nicht. Im Ernst, leben Sie noch? Ich wiederhole hiemit meinen ganzen Cölner Brief.
Und die Grabau kam an und David kam an und niemand schreibt mir eine halbe Zeile der ich hier in Frankfurt an der schönen Aussicht tagtäglich darauf warte. Meine Adresse ist „Herrn M. I. Herz. “ Das wissen Sie aber auch schon. O Schleinitz! Dies ist noch viel scheuslicher als scheuslich; dieser ganze Brief ist con fuoco geschrieben.
Ich arbeite noch immer an dem Druck-Manuscript meines Oratoriums und gäbe viel darum, wenns erst fertig wäre. Aber in 8 Tagen wirds fertig; dann will ich 8 Tage lang gar nichts thun. Kirschenessen, Zeichnen, mit Schlemmer spazieren gehen, mit Hiller zu Mittag und zu Abend essen, den Caecilien Verein alle Mittwoch dirigiren, Eckermann über Goethe lesen, einige sehr hübsche Mädchen besuchen, Vormittags im Main baden der vor meinem Fenster fließt, – das sollen dann meine einzigen Beschäftigungen sein, wie sie es auch bisher ziemlich gewesen sind. Gegen Ende des Juli denke ich von hier fort und ins Seebad; und Anfang September so Gott will, sehen wir uns wieder.
Wie steht es denn mit den Prager Sängerinnen, und wie mit dem Tenor? Ehe wir es uns versehen muß der Zettel fürs erste Abonnement-Concert in die Druckerei. Der Cellist Breuer, der beim Düsseldorfer Musikfest vorspielte und den David kennen gelernt hat, würde sehr gern nach Leipzig kommen. Auch darüber habe ich an Dörrien geschrieben; die Hauptfrage ist der pekuniaire Punct, ich wußte ihm nicht zu sagen wie viel Gehalt die Stelle ungefähr brächte; dann ist aber noch die Frage, ob eine solche Veränderung überhaupt noch gewünscht wird, oder ob das Orchester für den nächsten Winter nicht ganz unverändert bleiben soll? Sie wissen meine Meinung darüber, und wie sehr mir für die nächste Zeit der Gesang als Hauptsache erscheint. Übrigens habe ich auf meiner Reise, außer diesem Cellisten der als Orchesterspieler ausgezeichnet, weniger gut als Solospieler ist, auch noch eine ganz vortreffliche Hoboe und einen eben so guten Hornisten gefunden, die ebenfalls gern ihre bisherige Stellung verändern würden. Sollten Sie vielleicht von einem Orchester hören, wo ein solcher Platz offen wäre, so thäten Sie mir einen Gefallen mir davon zu schreiben, weil die Leute ganz ausgezeichnet sind. Vielleicht weiß Kistner einmal von einer vacanten Stelle. An Instrumentalisten fehlt es also überall wohl nicht; aber der Tenor! Das ist mein denique censeo.
Man hat mir hier die Directorstelle des Caecilien Vereins für immer angetragen, da Schelble leider dieselbe nicht wieder zu übernehmen scheint. Die Bedingungen wären ganz angenehm, und vor zwei Jahren würde ich mit der größten Freude zugesagt haben, aber jetzt versichere ich Sie daß mirs auch nicht einen Moment leid that für den nächsten Winter mein Wort gegeben zu haben, weil mir der vorige in musikalischer Hinsicht nur Vergnügen und Genuß gewährt hat, und weil ich mich wirklich dankbar dafür fühle und mich schon wieder auf den nächsten Winter und aufs Leipziger Orchester freue. – Ich streiche es aber auch nicht wenig heraus, wenn die Rede darauf kommt; Aloys Schmitt, der Hypochonder, antwortete neulich, es würden aber doch in Leipzig wohl auch Menschen sein, wie anderswo. Hiegegen war freilich nichts einzuwenden.
Dem Rossini ist hier ein diner gegeben worden, wovon ich Ihnen allein einen ganzen Abend im Hotel erzählen muß. Sie werden lachen, wie über die Düsseldorfer Schicksale. Einstweilen denken Sie sich Rossini, der für Sebastian Bach schwärmt, und für die Deutsche Musik, und sich meine Melusine, Hebriden, &c. &c. vorspielen läßt; ein Schauspiel für Götter. Er blieb aber ganz geduldig dabei und wir schlossen ewige Freundschaft (à la Parisienne) Er schwor mir ich müsse ihn in Italien besuchen, ich solle dann soviel Musik bekommen wie ich wollte, und ebensoviel hübsche Mädchen. (sic. ) Denn die deutschen hätten alle viel zu große Füße. Ich sagte, ich fände das nicht. – Sie brachten ihm ein Ständchen, was schlecht ging, und sie hätten beinahe umgeschmissen. Als sie sich nachher bei ihm entschuldigten sagte der Schelm: es gäbe zwei Arten Musik; bei der einen käme es auf die Ausführung an, die sei ihm Zeitlebens zuwider gewesen – die andre aber sei die Sprache des Herzens, das sei seine Lieblingsmusik, und die hätten sie ihm zu hören gegeben. Darauf waren sie alle von seiner Liebenswürdigkeit entzückt. Hätte er ihnen gesagt, wie sie es besser machen sollten, so hätten sie gesagt es sei ein arroganter Kerl. Was meinen Sie dazu? Soll man ein ehrlicher Mensch bleiben?
Sie thäten mir einen Gefallen, wenn Sie mir aus dem grünen Compositionsbuche, welches ich Ihnen bei meiner Abreise gab die Fuge aus hmol für Clavier abschreiben ließen und per Fahrpost herschickten. Sie fängt so an ; es wäre mir sehr lieb, wenn ich die Copie sobald als möglich hier haben könnte. Zugleich ist mirs lieb daran gerade zu denken, weil Sie dann vielleicht desto eher ein Paar Zeilen schreiben, und mich davon benachrichtigen, ob Sie noch leben?
Soll ich nun von Grüßen sprechen, so wird der Brief noch einmal so lang. Dennoch aber grüßen Sie vor allen Ihre liebe Frau, und bitten Sie sie in meinem Namen drauf zu sehen, daß Sie mir recht bald schreiben, und grüßen Sie Schunks, deren Verwandte hier sehr liebenswürdige Leute sind, und denen ich oft für die angenehme Bekanntschaft, die sie mir verschafften danke (Morgen Abend machen wir z. B. Trios dort, Schlemmer Clavier, Beneke Baß und ich Geige) und grüßen Sie Clarus’s, denen ich selbst vor einigen Tagen geschrieben habe, ferner David, die Grabau, Kistner, Weiss, Carus, Porsche, Limburger vielmal. Wie gehts meinem Flügel? Ich hab ihn hier zuweilen sehr hergewünscht. Nun leben Sie wohl und bleiben Sie mir gut Ihr
Felix MB.          
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Juni 1836</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_44126939-8311-4314-97ed-1051a27b4148">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_762ef5a1-fa75-4391-b48e-2dbe8b0b7939"> <settlement key="STM0100204">Frankfurt a. M.</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0114567" resp="receiver" xml:id="persName_52e05e81-ff09-4a76-a62d-c3e79bb20463">Schleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_3d7ea5ee-fccc-4efa-994f-1a5de40b2b7c"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_c6205e0e-8b39-4a76-b074-f156142547f8"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn Advokat H. C. Schleinitz</addrLine> <addrLine>Wohlgeboren</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine>Leipzig</addrLine> <addrLine>in der Hainstraße.</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">frey</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_9f18b188-f396-4f57-b239-252588fe593c"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Frankfurt <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">a</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">m</hi> </formula> den <date cert="high" when="1836-06-30" xml:id="date_7d471ae0-5286-426d-9ccc-f98423ddbffc">30 Juni 1836.</date></dateline><salute rend="left">Lieber stillschweigender Schleinitz</salute><p style="paragraph_without_indent">Ist denn so etwas glaublich? Stehn Ihnen selbst denn nicht die Haare drüber zu Berge? Darüber daß ich, der schlechteste Correspondent im Reich schon zum zweitenmale einen Brief schreibe, und Sie, einer der besten, noch gar keinen. Welche wichtigen Fragen wob ich nicht in meinen Cölner Brief ein, nur um Sie zum Antworten zu zwingen, aber Sie pausiren ruhig fort, schon über 50 Tage lang, und fallen gewiß zu spät ein. Eben habe ich an <persName xml:id="persName_67257d1c-26f7-42a7-9631-ccb4ae49896c">Reg. Rath Dörrien<name key="PSN0110715" style="hidden">Dörrien, Heinrich (1786-1858)</name></persName> einen ganzen Brief voll Concert-Angelegenheiten geschickt, den Sie bestimmt bekommen hätten, wenn Sie nicht so lange schwiegen; aber das will ich doch nicht behaupten, sonst schreiben Sie am Ende gar nicht. Im Ernst, leben Sie noch? Ich wiederhole hiemit meinen ganzen Cölner Brief.</p><p>Und die <persName xml:id="persName_30aae0cb-1bce-4dfa-b13a-14bc86362373">Grabau<name key="PSN0111497" style="hidden">Grabau, Eleonore Henriette (1805-1852)</name></persName> kam an und <persName xml:id="persName_bcc2d997-c587-458b-a1e4-b5e75de2e0ba">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> kam an und niemand schreibt mir eine halbe Zeile der ich hier in Frankfurt an der schönen Aussicht tagtäglich darauf warte. Meine Adresse ist „<persName xml:id="persName_dd0cab72-f4f5-4e4c-a942-e2a30e1e964a">Herrn M. I. Herz<name key="PSN0111935" style="hidden">Hertz, Moses Isaak (1778-1848)</name></persName>.“ Das wissen Sie aber auch schon. O Schleinitz! Dies ist noch viel scheuslicher als scheuslich; dieser ganze Brief ist con fuoco geschrieben.</p><p>Ich arbeite noch immer an dem Druck-Manuscript <title xml:id="title_9c036454-d440-4555-bed0-79b4ca8db464">meines Oratoriums<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_gaj79t4y-dltl-d1kk-egwm-dzmds5xpfhqs"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> und gäbe viel darum, wenns erst fertig wäre. Aber in 8 Tagen wirds fertig; dann will ich 8 Tage lang gar nichts thun. Kirschenessen, Zeichnen, mit <persName xml:id="persName_0f70c503-55e4-4309-a682-d3c4b23750ed">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> spazieren gehen, mit <persName xml:id="persName_76b42e44-8081-4ba7-8065-2b68b31ba999">Hiller<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> zu Mittag und zu Abend essen, den <placeName xml:id="placeName_9fe8ee3e-5552-411c-bc69-dbecf14f6992">Caecilien Verein<name key="NST0100338" style="hidden" subtype="" type="institution">Cäcilienverein</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> alle Mittwoch dirigiren, <title xml:id="title_1853a018-3327-4110-b7fb-a5e952879b43">Eckermann über Goethe<name key="PSN0110823" style="hidden" type="author">Eckermann, Johann Peter (1792-1854)</name><name key="CRT0108640" style="hidden" type="literature">Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. 1823-1832</name></title> lesen, einige sehr hübsche Mädchen besuchen, Vormittags im Main baden der vor meinem Fenster fließt, – das sollen dann meine einzigen Beschäftigungen sein, wie sie es auch bisher ziemlich gewesen sind. Gegen Ende des Juli denke ich von hier fort und ins Seebad; und Anfang September so Gott will, sehen wir uns wieder.</p><p>Wie steht es denn mit den Prager Sängerinnen, und wie mit dem Tenor? Ehe wir es uns versehen muß der Zettel fürs erste Abonnement-Concert in die Druckerei. Der <persName xml:id="persName_89fa7d88-13dd-4326-8456-8a3d2841a34f">Cellist Breuer<name key="PSN0110129" style="hidden">Breuer, Bernhard (1808-1877)</name></persName>, der beim <placeName xml:id="placeName_b6d1700a-c94e-4bd7-9d38-cac776e4c8ce">Düsseldorfer Musikfest<name key="NST0100342" style="hidden" subtype="" type="institution">18. Niederrheinisches Musikfest (1836)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> vorspielte und den <persName xml:id="persName_903f5f03-ae06-48af-848e-3e57e05c7c2f">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> kennen gelernt hat, würde sehr gern nach Leipzig kommen. Auch darüber habe ich an <persName xml:id="persName_b86bcd65-2728-425b-9b14-65b831588294">Dörrien<name key="PSN0110715" style="hidden">Dörrien, Heinrich (1786-1858)</name></persName> geschrieben; die Hauptfrage ist der pekuniaire Punct, ich wußte <persName xml:id="persName_5844e825-b374-4be5-8bc7-cd40066715d1">ihm<name key="PSN0110129" style="hidden">Breuer, Bernhard (1808-1877)</name></persName> nicht zu sagen wie viel Gehalt die Stelle ungefähr brächte; dann ist aber noch die Frage, ob eine solche Veränderung überhaupt noch gewünscht wird, oder ob das <placeName xml:id="placeName_0d52469e-1748-4580-aae0-91279a1993b5">Orchester<name key="NST0100494" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> für den nächsten Winter nicht ganz unverändert bleiben soll? Sie wissen meine Meinung darüber, und wie sehr mir für die nächste Zeit der Gesang als Hauptsache erscheint. Übrigens habe ich auf meiner Reise, außer diesem <persName xml:id="persName_b56facd3-f0db-4754-aba4-3dcc59cfd3db">Cellisten<name key="PSN0110129" style="hidden">Breuer, Bernhard (1808-1877)</name></persName> der als Orchesterspieler ausgezeichnet, weniger gut als Solospieler ist, auch noch eine ganz vortreffliche Hoboe und einen eben so guten Hornisten gefunden, die ebenfalls gern ihre bisherige Stellung verändern würden. Sollten Sie vielleicht von einem Orchester hören, wo ein solcher Platz offen wäre, so thäten Sie mir einen Gefallen mir davon zu schreiben, weil die Leute ganz <hi rend="underline">ausgezeichnet</hi> sind. Vielleicht weiß <persName xml:id="persName_9e1c9503-499a-4ff8-a467-0bda4f991aa5">Kistner<name key="PSN0112402" style="hidden">Kistner, Carl Friedrich (1797-1844)</name></persName> einmal von einer vacanten Stelle. An Instrumentalisten fehlt es also überall wohl nicht; aber der Tenor! Das ist mein denique censeo.</p><p>Man hat mir hier die Directorstelle <placeName xml:id="placeName_f22c4cc2-a89e-440f-accc-f941debf8883">des Caecilien Vereins<name key="NST0100338" style="hidden" subtype="" type="institution">Cäcilienverein</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> für immer angetragen, da <persName xml:id="persName_d1e22204-5cef-46ed-8391-48fb96984c18">Schelble<name key="PSN0114524" style="hidden">Schelble, Johann Nepomuk (1789-1837)</name></persName> leider dieselbe nicht wieder zu übernehmen scheint. Die Bedingungen wären ganz angenehm, und vor zwei Jahren würde ich mit der größten Freude zugesagt haben, aber jetzt versichere ich Sie daß mirs auch nicht einen Moment leid that für den nächsten Winter mein Wort gegeben zu haben, weil mir der vorige in musikalischer Hinsicht nur Vergnügen und Genuß gewährt hat, und weil ich mich wirklich dankbar dafür fühle und mich schon wieder auf den nächsten Winter und aufs <placeName xml:id="placeName_8ba3b6d8-3a6d-4909-9ae9-71a518c263ea">Leipziger Orchester<name key="NST0100494" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> freue. – Ich streiche es aber auch nicht wenig heraus, wenn die Rede darauf kommt; <persName xml:id="persName_2821f6b4-68f4-43ef-8829-fd162989886c">Aloys Schmitt<name key="PSN0114624" style="hidden">Schmitt, Aloys (1788-1866)</name></persName>, der Hypochonder, antwortete neulich, es würden aber doch in Leipzig wohl auch Menschen sein, wie anderswo. Hiegegen war freilich nichts einzuwenden.</p><p>Dem <persName xml:id="persName_f93323a5-7780-4f4f-818f-dc8ae7b083f7">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> ist hier ein diner gegeben worden, wovon ich Ihnen allein einen ganzen Abend im Hotel erzählen muß. Sie werden lachen, wie über die Düsseldorfer Schicksale. Einstweilen denken Sie sich <persName xml:id="persName_081ef6bb-4a35-4f82-bf68-d3bd29c1e0a3">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName>, der für <persName xml:id="persName_86e4ef94-afca-4c89-996f-5a08e16c073e">Sebastian Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> schwärmt, und für die Deutsche Musik, und sich <title xml:id="title_ea9a76b5-17f7-4692-9692-35d79e8a6b03">meine Melusine<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_9nlt2kon-sngw-9dkq-lnid-ksoof39dac62"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name></title>, <title xml:id="title_0e60c37a-db88-45ab-898c-42037899bfd7">Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4cjiqyh5-o24o-byvz-w1rl-otxcksbh3yvs"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name></title>, &amp;c. &amp;c. vorspielen läßt; ein Schauspiel für Götter. <persName xml:id="persName_1a8b559d-9161-45fd-97c8-b2cfabce7121">Er<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> blieb aber ganz geduldig dabei und wir schlossen ewige Freundschaft (à la Parisienne) <persName xml:id="persName_9b6a78aa-6694-41da-9f42-3ba1760d3b9f">Er<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> schwor mir ich müsse ihn in Italien besuchen, ich solle dann soviel Musik bekommen wie ich wollte, und ebensoviel hübsche Mädchen. (sic.) Denn die deutschen hätten alle viel zu große Füße. Ich sagte, ich fände das nicht. – Sie brachten <persName xml:id="persName_0ab42697-cc8d-4ff6-9cb2-771afe870a5e">ihm<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> ein Ständchen, was schlecht ging, und sie hätten beinahe umgeschmissen. Als sie sich nachher bei ihm entschuldigten sagte der <persName xml:id="persName_d5257ce1-c380-4b77-b31e-fb7dbe799748">Schelm<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName>: es gäbe zwei Arten Musik; bei der einen käme es auf die Ausführung an, die sei ihm Zeitlebens zuwider gewesen – die andre aber sei die Sprache des Herzens, das sei <hi rend="underline">seine</hi> Lieblingsmusik, und die hätten sie ihm zu hören gegeben. Darauf waren sie alle von seiner Liebenswürdigkeit entzückt. Hätte <persName xml:id="persName_574de10c-4a97-43e2-b1f4-dc8ce64a2c0a">er<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> ihnen gesagt, wie sie es besser machen sollten, so hätten sie gesagt es sei ein arroganter Kerl. Was meinen Sie dazu? Soll man ein ehrlicher Mensch bleiben?</p><p>Sie thäten mir einen Gefallen, wenn Sie mir aus dem grünen Compositionsbuche, welches ich Ihnen bei meiner Abreise gab die <title xml:id="title_48eeb389-1ff2-4c5a-82ae-fcdae68de17e">Fuge aus hmol für Clavier<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dsnpm0xp-0xgd-wcyh-i2kn-mbgtqmis8kp4"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100439" style="hidden">Fuge h-Moll, 21. September 1832<idno type="MWV">U 91</idno><idno type="op">35/3b</idno></name></title> abschreiben ließen und per Fahrpost herschickten. Sie fängt so an <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_251316c8-134a-f9896-2b790-cb07f4eebbc6" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note>; es wäre mir sehr lieb, wenn ich die Copie sobald als möglich hier haben könnte. Zugleich ist mirs lieb daran gerade zu denken, weil Sie dann vielleicht desto eher ein Paar Zeilen schreiben, und mich davon benachrichtigen, ob Sie noch leben?</p><p>Soll ich nun von Grüßen sprechen, so wird der Brief noch einmal so lang. Dennoch aber grüßen Sie vor allen <persName xml:id="persName_408f059f-92c1-4805-982d-c10d69a936a7">Ihre liebe Frau<name key="PSN0114568" style="hidden">Schleinitz, Juliane Constanze (1807-1852)</name></persName>, und bitten Sie sie in meinem Namen drauf zu sehen, daß Sie mir recht bald schreiben, und grüßen Sie <persName xml:id="persName_57e14654-1a3b-4647-be63-96699c98b78c">Schunks<name key="PSN0114759" style="hidden">Schunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S.</name></persName>, deren Verwandte <persName xml:id="persName_8e7ad758-6bf7-4625-8e7d-8e6b82f18e70">hier<name key="PSN0114977" style="hidden">Souchay, Familie von → Cornelius Carl S.</name><name key="PSN0112220" style="hidden">Jeanrenaud, Familie von → Elisabeth Wilhelmine J.</name></persName> sehr liebenswürdige Leute sind, und denen ich oft für die angenehme Bekanntschaft, die sie mir verschafften danke (Morgen Abend machen wir z. B. Trios dort, <persName xml:id="persName_76ec69e1-a20c-4292-9f39-6871af7e3667">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> Clavier, <persName xml:id="persName_d4a6e82d-6ed6-43d3-8654-e877df26ab37">Beneke<name key="PSN0109835" style="hidden">Benecke, Victor (1809-1853)</name></persName> Baß und ich Geige) und grüßen Sie <persName xml:id="persName_aa02e9c8-8d0f-4358-8792-ef3d0057c9f0">Clarus’s<name key="PSN0110403" style="hidden">Clarus, Familie von → Johann Christian August C.</name></persName>, denen ich selbst vor einigen Tagen geschrieben habe, ferner <persName xml:id="persName_674f9c01-da46-4a31-8034-c7ba1a509629">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName>, die <persName xml:id="persName_7c5b2c41-22ea-4c25-b67c-9bd5db7450be">Grabau<name key="PSN0111497" style="hidden">Grabau, Eleonore Henriette (1805-1852)</name></persName>, <persName xml:id="persName_82c554ba-21ff-4d6c-a13c-4ab8ac57110e">Kistner<name key="PSN0112402" style="hidden">Kistner, Carl Friedrich (1797-1844)</name></persName>, <persName xml:id="persName_610c74d0-183e-4ba4-b6d4-efc50ac1a0a0">Weiss<name key="PSN0115683" style="hidden">Weiße, Carl Friedrich Ernst (1781-1836)</name></persName>, <persName xml:id="persName_b68a8ca2-b4a3-4231-9e0e-bc2bc7423f91">Carus<name key="PSN0110298" style="hidden">Carus, Ernst August (1795-1854)</name></persName>, <persName xml:id="persName_a2069f8c-8f88-4c3c-a7b8-8c2467889aaf">Porsche<name key="PSN0113957" style="hidden">Porsche, Carl Wilhelm August (1786-1840)</name></persName>, <persName xml:id="persName_888d1b3a-4027-469d-b9a8-f9fb27d3e6e6">Limburger<name key="PSN0112847" style="hidden">Limburger, Jacob Bernhard (1770-1847)</name></persName> vielmal. Wie gehts meinem Flügel? Ich hab ihn hier zuweilen sehr hergewünscht. <seg type="closer" xml:id="seg_2f72e10f-4a16-4d90-b681-835710257814">Nun leben Sie wohl und bleiben Sie mir gut</seg> <seg type="signed">Ihr</seg></p><signed rend="right">Felix MB.</signed></div></body> </text></TEI>