]> Brief: fmb-1836-06-20-01

fmb-1836-06-20-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London <lb></lb>Frankfurt a. M., 20. Juni 1836 Entschuldige das längere Ausbleiben dieses Briefes; wie Du mirs mal vorhersagtest ist es mein Schicksal nicht so leicht aus der Hetze herauszukommen, und die hiesige ist zwar vorbei, aber sie war in den ersten Wochen Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 4, 1367.

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

- - - Autograph, ehemals Klingemann-Nachlass (Mikrofilmkopie vor 1960) - - Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Frankfurt a. M., 20. Juni 1836 Entschuldige das längere Ausbleiben dieses Briefes; wie Du mirs mal vorhersagtest ist es mein Schicksal nicht so leicht aus der Hetze herauszukommen, und die hiesige ist zwar vorbei, aber sie war in den ersten Wochen

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,37,39. Klingemann, Briefwechsel, S. 201 f. Sotheby’s, London, Fine music and continental manuscripts, Auktion 15. und 16. Mai 1997, Nr. 213 (Teildruck, mit Faksimile der ersten Seite, S. 112).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

20. Juni 1836 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Frankfurt a. M. Deutschland Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) London Großbritannien deutsch
C. Klingemann Esqure London 37 Bury Street St James’.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Frankfurt den 20sten Juni 36Lieber Freund

Entschuldige das längere Ausbleiben dieses Briefes; wie Du mirs mal vorhersagtest ist es mein Schicksal nicht so leicht aus der Hetze herauszukommen, und die hiesige ist zwar vorbei, aber sie war in den ersten Wochen doch groß genug. Am liebsten hätte ich mich nach den Düsseldorfer Anstrengungen18. Niederrheinisches Musikfest (1836)DüsseldorfDeutschland, und ihren Nachwehen, die in Bällen, Soupers &c. bestanden, hier recht erholt, etwa auf dem Sopha liegend oder spazierengehend, und ich hatte auch gut angefangen – da erschien der große maestro, das lustige Wunderthier RossiniRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) hier, und fortan war es um die Ruhe aller französisch sprechenden Musiker Frankfurts gethan. Die musikalischen Soiréen gingen wieder los, es mußte ihmRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) ein diner gegeben werden, dazu mußten wieder Conferenzen gehalten werden, erRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) wollte Deutsche Musik hören kurz es war ein train d’enfer. Seit gestern ist erRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) wieder fort, über Heidelberg und Strasburg nach Paris zurück, und heute schreib ich vor allen Dingen Dir. Wie oft war hier schon von Dir unter Deinen Freunden die Rede, denn BeneckeBenecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865) und SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) sind da, und Du weißt, ob die dazu gehören. Ists nicht sonderbar daß mir BeneckeBenecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865), mit dem ich niemals in London recht zusammenpassen wollte, hier ganz und gar gefallen, ich kann sagen wohlgethan hat. Ob erBenecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865) offener, freundlicher, lebhafter hier ist, als in England, oder ob ichs bin – ich glaube wir haben uns beide ganz anders gefunden als sonst. Auch seine FrauBenecke, Elisabetha Henrietta (1807-1893) ist sehr liebenswürdig, und Du bist unser Hauptthema. Freilich sind da auch zwei ganz reizende NichtenJeanrenaud, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875) im Hause, die dazu beitragen uns alle himmelblau und rosenfarb zu malen, und der ganzen Umgebung wohlthun – aber die Leute selbstSouchay, Familie von → Cornelius Carl S. sind wahrlich auch liebenswürdig, und ich glaube ich war ein Bär, das so lange nicht einsehen zu wollen. SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) plätschert nun ganz in Wonne, mit den vielen Verwandten, den schönen CousinenJeanrenaud, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875), der großen eleganten Welt, erSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) ist recht in seinem Elemente, obwohl er ein wenig über die Fêten klagt, aber das gehört auch dazu. Morgen esse ich bei SouchaysSouchay, Familie von → Cornelius Carl S. mit ihmSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) zusammen (denn ohne appointment kriegt man ihnSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) hier nicht zu sehn) BeneckesBenecke, Familie von → Friedrich Wilhelm B. sind aber nicht da; da sie seit 8 Tagen in Heidelberg ihre ElternBenecke, Levin Anton Wilhelm (1776-1837)Benecke, Sophie Ernestine Luise (1782-1876) besuchen; sieBenecke, Familie von → Friedrich Wilhelm B. werden erst nächste Woche wiederkommen, dann noch 14 Tage hier bleiben, und dann erst nach der Schweiz abreisen. Mein Leben hier ist angenehm; die Beschäftigung mit dem CaecilienvereinCäcilienvereinFrankfurt a. M.Deutschland und daß ich dem SchelbleSchelble, Johann Nepomuk (1789-1837), einen wesentlichen Dienst leisten kann macht mir viel Freude; erSchelble, Johann Nepomuk (1789-1837) selbst ist nicht hier und kommt erst gegen den Winter wieder; ich wohne in seinem Quartier mit der herrlichsten Aussicht über das ganze Land und den Fluß mit allen Flößen Schiffen, Kähnen und der Brücke. Wäre nur mein Clavier-Auszug des Oratoriums<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yzrbqj3l-gfoy-fjvg-zixk-wslf7erdirot"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> erst fertig! An dem arbeite ich jetzt jeden Tag, und möchte ich wäre fertig, und könnte was anders anfangen. à propos! O schick mir ein Lied! Ich brauchs gar zu sehr! Wo möglich ein Liebeslied! Oder lieber gleich ein Paar! Ich will sie gleich componiren. Und wie ist es mit dem von Byron aus adur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ifjwvche-mafi-r4vy-woug-nhdxkjm6mo0i"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100275" style="hidden">Romanze [Nr. 1] »There be none of beauty’s daughters« / »Keine von der Erde Schönen«, 3. August 1833<idno type="MWV">K 76</idno><idno type="op"></idno></name>? Da hast Du Deinen Brief worin es stand, in Düsseldorf eingesteckt, um es zu verbessern, und nun hab ich gar nichts, weder Verbessertes, noch Unverbessertes noch den Brief. Schick mir doch umgehend wo möglich alles Dreies, aber auf jeden Fall den Brief, denn wahrhaftig ich muß nun das Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_f78jrs6g-dxuo-dj1j-4p0f-whz0y3tvunos"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100275" style="hidden">Romanze [Nr. 1] »There be none of beauty’s daughters« / »Keine von der Erde Schönen«, 3. August 1833<idno type="MWV">K 76</idno><idno type="op"></idno></name> herausgeben. Breitkopf & HärtelBreitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig schreiben die zärtlichsten Liebesbriefchen darum; leider kann ich sie nicht componiren. Und den UhlandUhland, Johann Ludwig (1787-1862) auch nicht, den ich hier durchlese; und den LenauLenau, Nikolaus (eigtl. Nikolaus Franz Niembsch [seit 1820] Edler von Strehlenau) (1802-1850) auch nicht; und die Cornelia auch nicht (den Jahrgang von 1825) und Eckermann<name key="PSN0110823" style="hidden" type="author">Eckermann, Johann Peter (1792-1854)</name><name key="CRT0108640" style="hidden" type="literature">Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. 1823-1832</name> nicht; aber Dich. Aber Du schickst mir doch nichts; das ist sehr betrübt.

Welche Freude mir der BennettBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875) in den Tagen die er noch in Düsseldorf blieb gemacht hat, das wird er Dir wohl erzählt haben, und hoffentlich nicht zu bescheiden gewesen sein; erBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875) ist ein gar liebenswürdiger Mensch, und eben solch ein Talent, ein ächtes, natürliches. Von allen jungen Leuten, die ich kenne, ist keiner der so entschiedenen Beruf zur Kunst hätte, wie erBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875); oder vielmehr er ist ganz und gar ein Musiker, und wenn erBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875) gesund bleibt so ist nichts das ihn verhindern könnte, ein ganz ausgezeichneter Mensch zu werden. ErBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875) will nach Leipzig kommen, obwohl ich ihm gesagt habe, daß vom Lehren mit ihm kein Mensch mehr reden werde; erBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875) will es aber doch, und wie lieb mir es wäre mit ihm näher und länger bekannt zu werden, glaubst Du mir nicht. Drum kann ich aber kein Geld von ihm nehmen, sonst wäre ich ein Musikjudas. Auch habe ich gewiß ebenso viel Freude und Vortheil von seiner Gegenwart, wie erBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875) von der meinigen. Grüß ihn vielmal und herzlich von mir, und schreibe mir von ihm; wie es ihm geht, was erBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875) treibt, wie ihm Deutschland gefallen hat.

Dies ist ein curioses Land; neben aller Grund-Misere in Kunst Wissenschaft und sonstigem Leben, so tausend Grund-Gutes. Das ist nun hier zwischen HillerHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) und mir das ewige Gespräch; erHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) will im September nach Italien, dort lange bleiben, Opern componiren, Musik machen – und ich möchte, erHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) bliebe ganz und gar in Deutschland, um sein unverkennbares Talent durch alle Misere recht rein zu waschen, um fleißig zu arbeiten, fortzuschreiten, was man doch nirgends so kann, wie hier, und damit wieder ein guter Deutscher Musiker mehr da wäre.

An MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) schreibe ich doch nun wirklich bald; falle ihm in meinem Namen [zu] Füßen, denn ich verdiene gar nicht, daß erMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) meinen Brief noch lies’t.

Lebe wohl für heut; ich kriege keinen vernünftigen Brief zusammen! Aber sch[reibe] Du mir ja am ersten! Ich werde auch gewiß pünctlich am 15ten fortan antworten, oder noch vorher, nicht nachher. Laß uns aber fest daran halten; es ist philiströs, aber heilsam. Nun noch tausend Grüße an RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) und lebewohl.

DeinFelix Mendelssohn Bartholdy.
            Frankfurt den 20sten Juni 36Lieber Freund
Entschuldige das längere Ausbleiben dieses Briefes; wie Du mirs mal vorhersagtest ist es mein Schicksal nicht so leicht aus der Hetze herauszukommen, und die hiesige ist zwar vorbei, aber sie war in den ersten Wochen doch groß genug. Am liebsten hätte ich mich nach den Düsseldorfer Anstrengungen, und ihren Nachwehen, die in Bällen, Soupers &c. bestanden, hier recht erholt, etwa auf dem Sopha liegend oder spazierengehend, und ich hatte auch gut angefangen – da erschien der große maestro, das lustige Wunderthier Rossini hier, und fortan war es um die Ruhe aller französisch sprechenden Musiker Frankfurts gethan. Die musikalischen Soiréen gingen wieder los, es mußte ihm ein diner gegeben werden, dazu mußten wieder Conferenzen gehalten werden, er wollte Deutsche Musik hören kurz es war ein train d’enfer. Seit gestern ist er wieder fort, über Heidelberg und Strasburg nach Paris zurück, und heute schreib ich vor allen Dingen Dir. Wie oft war hier schon von Dir unter Deinen Freunden die Rede, denn Benecke und Schlemmer sind da, und Du weißt, ob die dazu gehören. Ists nicht sonderbar daß mir Benecke, mit dem ich niemals in London recht zusammenpassen wollte, hier ganz und gar gefallen, ich kann sagen wohlgethan hat. Ob er offener, freundlicher, lebhafter hier ist, als in England, oder ob ichs bin – ich glaube wir haben uns beide ganz anders gefunden als sonst. Auch seine Frau ist sehr liebenswürdig, und Du bist unser Hauptthema. Freilich sind da auch zwei ganz reizende Nichten im Hause, die dazu beitragen uns alle himmelblau und rosenfarb zu malen, und der ganzen Umgebung wohlthun – aber die Leute selbst sind wahrlich auch liebenswürdig, und ich glaube ich war ein Bär, das so lange nicht einsehen zu wollen. Schlemmer plätschert nun ganz in Wonne, mit den vielen Verwandten, den schönen Cousinen, der großen eleganten Welt, er ist recht in seinem Elemente, obwohl er ein wenig über die Fêten klagt, aber das gehört auch dazu. Morgen esse ich bei Souchays mit ihm zusammen (denn ohne appointment kriegt man ihn hier nicht zu sehn) Beneckes sind aber nicht da; da sie seit 8 Tagen in Heidelberg ihre Eltern besuchen; sie werden erst nächste Woche wiederkommen, dann noch 14 Tage hier bleiben, und dann erst nach der Schweiz abreisen. Mein Leben hier ist angenehm; die Beschäftigung mit dem Caecilienverein und daß ich dem Schelble, einen wesentlichen Dienst leisten kann macht mir viel Freude; er selbst ist nicht hier und kommt erst gegen den Winter wieder; ich wohne in seinem Quartier mit der herrlichsten Aussicht über das ganze Land und den Fluß mit allen Flößen Schiffen, Kähnen und der Brücke. Wäre nur mein Clavier-Auszug des Oratoriums erst fertig! An dem arbeite ich jetzt jeden Tag, und möchte ich wäre fertig, und könnte was anders anfangen. à propos! O schick mir ein Lied! Ich brauchs gar zu sehr! Wo möglich ein Liebeslied! Oder lieber gleich ein Paar! Ich will sie gleich componiren. Und wie ist es mit dem von Byron aus adur ? Da hast Du Deinen Brief worin es stand, in Düsseldorf eingesteckt, um es zu verbessern, und nun hab ich gar nichts, weder Verbessertes, noch Unverbessertes noch den Brief. Schick mir doch umgehend wo möglich alles Dreies, aber auf jeden Fall den Brief, denn wahrhaftig ich muß nun das Lied herausgeben. Breitkopf & Härtel schreiben die zärtlichsten Liebesbriefchen darum; leider kann ich sie nicht componiren. Und den Uhland auch nicht, den ich hier durchlese; und den Lenau auch nicht; und die Cornelia auch nicht (den Jahrgang von 1825) und Eckermann nicht; aber Dich. Aber Du schickst mir doch nichts; das ist sehr betrübt.
Welche Freude mir der Bennett in den Tagen die er noch in Düsseldorf blieb gemacht hat, das wird er Dir wohl erzählt haben, und hoffentlich nicht zu bescheiden gewesen sein; er ist ein gar liebenswürdiger Mensch, und eben solch ein Talent, ein ächtes, natürliches. Von allen jungen Leuten, die ich kenne, ist keiner der so entschiedenen Beruf zur Kunst hätte, wie er; oder vielmehr er ist ganz und gar ein Musiker, und wenn er gesund bleibt so ist nichts das ihn verhindern könnte, ein ganz ausgezeichneter Mensch zu werden. Er will nach Leipzig kommen, obwohl ich ihm gesagt habe, daß vom Lehren mit ihm kein Mensch mehr reden werde; er will es aber doch, und wie lieb mir es wäre mit ihm näher und länger bekannt zu werden, glaubst Du mir nicht. Drum kann ich aber kein Geld von ihm nehmen, sonst wäre ich ein Musikjudas. Auch habe ich gewiß ebenso viel Freude und Vortheil von seiner Gegenwart, wie er von der meinigen. Grüß ihn vielmal und herzlich von mir, und schreibe mir von ihm; wie es ihm geht, was er treibt, wie ihm Deutschland gefallen hat.
Dies ist ein curioses Land; neben aller Grund-Misere in Kunst Wissenschaft und sonstigem Leben, so tausend Grund-Gutes. Das ist nun hier zwischen Hiller und mir das ewige Gespräch; er will im September nach Italien, dort lange bleiben, Opern componiren, Musik machen – und ich möchte, er bliebe ganz und gar in Deutschland, um sein unverkennbares Talent durch alle Misere recht rein zu waschen, um fleißig zu arbeiten, fortzuschreiten, was man doch nirgends so kann, wie hier, und damit wieder ein guter Deutscher Musiker mehr da wäre.
An Moscheles schreibe ich doch nun wirklich bald; falle ihm in meinem Namen zu Füßen, denn ich verdiene gar nicht, daß er meinen Brief noch lies’t.
Lebe wohl für heut; ich kriege keinen vernünftigen Brief zusammen! Aber schreibe Du mir ja am ersten! Ich werde auch gewiß pünctlich am 15ten fortan antworten, oder noch vorher, nicht nachher. Laß uns aber fest daran halten; es ist philiströs, aber heilsam. Nun noch tausend Grüße an Rosen und lebewohl.
Dein
Felix Mendelssohn Bartholdy.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1836-06-20-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1836-06-20-01" xml:id="title_4bb99ccb-fe8b-412d-ac3a-3b2e0c0ba696">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London <lb></lb>Frankfurt a. M., 20. Juni 1836</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_012e3309-c922-4d56-bcc7-509d5e1eed23">Entschuldige das längere Ausbleiben dieses Briefes; wie Du mirs mal vorhersagtest ist es mein Schicksal nicht so leicht aus der Hetze herauszukommen, und die hiesige ist zwar vorbei, aber sie war in den ersten Wochen</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_9c1d05f1-8e8c-4945-8166-9dfc4c95ba9e">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 4, 1367. </idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_0a672a25-2b4f-4d42-ab47-a3d993e85c3c"> <msDesc> <msIdentifier> <country>-</country> <settlement>-</settlement> <institution key="RISM">-</institution> <repository>Autograph, ehemals Klingemann-Nachlass (Mikrofilmkopie vor 1960)</repository> <collection>-</collection> <idno type="signatur">-</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1836-06-20-01" type="letter" xml:id="title_d09a29ce-2c1d-49c2-bb47-c1d74bed02d7">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Frankfurt a. M., 20. Juni 1836</title> <incipit>Entschuldige das längere Ausbleiben dieses Briefes; wie Du mirs mal vorhersagtest ist es mein Schicksal nicht so leicht aus der Hetze herauszukommen, und die hiesige ist zwar vorbei, aber sie war in den ersten Wochen</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,37,39.</bibl> <bibl type="printed_letter">Klingemann, Briefwechsel, S. 201 f.</bibl> <bibl type="printed_letter">Sotheby’s, London, Fine music and continental manuscripts, Auktion 15. und 16. Mai 1997, Nr. 213 (Teildruck, mit Faksimile der ersten Seite, S. 112).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-06-20" xml:id="date_af55d0f5-ceb4-4e64-a094-b21ed102520b">20. Juni 1836</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_0d88c274-14c2-4e2b-9e85-a6f8aad43167">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_49eae826-f38c-4924-98fe-34b198b7fdc2"> <settlement key="STM0100204">Frankfurt a. M.</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0112434" resp="receiver" xml:id="persName_8fa7e086-6644-462d-9628-76bed9d82cf8">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_5dab6f3e-49e0-42bf-850d-9635836e281f"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_d003699e-b31b-4aa6-9b01-d03ee2e9ad0e"> <head> <address> <addrLine>C. Klingemann</addrLine> <addrLine>Esqure</addrLine> <addrLine>London</addrLine> <addrLine>37 Bury Street S<hi rend="superscript">t</hi> James’.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_9c00d885-1e5d-4f5b-9e79-1ea5a350b39b"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Frankfurt den <date cert="high" when="1836-06-20" xml:id="date_684251da-5b46-4901-86fc-6a001bee9f1e">20<hi rend="superscript">sten</hi> Juni 36</date></dateline><salute rend="left">Lieber Freund</salute><p style="paragraph_without_indent">Entschuldige das längere Ausbleiben dieses Briefes; wie Du mirs mal vorhersagtest ist es mein Schicksal nicht so leicht aus der Hetze herauszukommen, und die hiesige ist zwar vorbei, aber sie war in den ersten Wochen doch groß genug. Am liebsten hätte ich mich nach den <placeName xml:id="placeName_1666da0a-e10a-43ad-aac1-41cbf61108bb">Düsseldorfer Anstrengungen<name key="NST0100342" style="hidden" subtype="" type="institution">18. Niederrheinisches Musikfest (1836)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, und ihren Nachwehen, die in Bällen, Soupers &amp;c. bestanden, hier recht erholt, etwa auf dem Sopha liegend oder spazierengehend, und ich hatte auch gut angefangen – da erschien der große maestro, <persName xml:id="persName_a634d7d0-3820-4559-930a-58dd83ec06e8">das lustige Wunderthier Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> hier, und fortan war es um die Ruhe aller französisch sprechenden Musiker Frankfurts gethan. Die musikalischen Soiréen gingen wieder los, es mußte <persName xml:id="persName_a0b7926a-86ed-46a8-8933-54e579a13e3f">ihm<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> ein diner gegeben werden, dazu mußten wieder Conferenzen gehalten werden, <persName xml:id="persName_14f1d4bf-586c-4a81-b8d5-25f8c32659a2">er<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> wollte Deutsche Musik hören kurz es war ein train d’enfer. Seit gestern ist <persName xml:id="persName_f7473639-f234-4b12-b6be-87357cf2da6e">er<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> wieder fort, über Heidelberg und Strasburg nach Paris zurück, und heute schreib ich vor allen Dingen Dir. Wie oft war hier schon von Dir unter Deinen Freunden die Rede, denn <persName xml:id="persName_13e06129-e467-4a54-82d7-0b7be683e301">Benecke<name key="PSN0109825" style="hidden">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name></persName> und <persName xml:id="persName_a39f9642-b0df-4dd1-a546-28175e038a29">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> sind da, und Du weißt, ob die dazu gehören. Ists nicht sonderbar daß mir <persName xml:id="persName_65dba69c-4a62-45aa-aba3-e5a198fc355e">Benecke<name key="PSN0109825" style="hidden">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name></persName>, mit dem ich niemals in London recht zusammenpassen wollte, hier ganz und gar gefallen, ich kann sagen wohlgethan hat. Ob <persName xml:id="persName_fe677b3e-61e4-4500-a85d-dc0443323dcc">er<name key="PSN0109825" style="hidden">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name></persName> offener, freundlicher, lebhafter hier ist, als in England, oder ob ichs bin – ich glaube wir haben uns beide ganz anders gefunden als sonst. Auch <persName xml:id="persName_a40657f5-6230-4a97-a4d5-b1b86c3e99d4">seine Frau<name key="PSN0109821" style="hidden">Benecke, Elisabetha Henrietta (1807-1893)</name></persName> ist sehr liebenswürdig, und Du bist unser Hauptthema. Freilich sind da auch <persName xml:id="persName_35490810-258d-4b0b-ae5e-50ccdcd72a79">zwei ganz reizende Nichten<name key="PSN0112225" style="hidden">Jeanrenaud, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name><name key="PSN0112232" style="hidden">Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName> im Hause, die dazu beitragen uns alle himmelblau und rosenfarb zu malen, und der ganzen Umgebung wohlthun – aber <persName xml:id="persName_aa1a5ae2-1877-46bf-b830-eae613cdcee4">die Leute selbst<name key="PSN0114977" style="hidden">Souchay, Familie von → Cornelius Carl S.</name></persName> sind wahrlich auch liebenswürdig, und ich glaube ich war ein Bär, das so lange nicht einsehen zu wollen. <persName xml:id="persName_7e4ad86e-436c-4b55-ac68-62f5868c1bd2">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> plätschert nun ganz in Wonne, mit den vielen Verwandten, <persName xml:id="persName_1f0d4b80-08a6-432d-bd69-3b90d87d7edc">den schönen Cousinen<name key="PSN0112225" style="hidden">Jeanrenaud, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name><name key="PSN0112232" style="hidden">Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName>, der großen eleganten Welt, <persName xml:id="persName_e52f59e5-122d-4148-82d4-386006aa6466">er<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> ist recht in seinem Elemente, obwohl er ein wenig über die Fêten klagt, aber das gehört auch dazu. Morgen esse ich bei <persName xml:id="persName_9c6bbd30-e6a6-487b-ad0f-4138b603e426">Souchays<name key="PSN0114977" style="hidden">Souchay, Familie von → Cornelius Carl S.</name></persName> mit <persName xml:id="persName_36e10f46-ff63-47f5-aec1-036db7725ca0">ihm<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> zusammen (denn ohne appointment kriegt man <persName xml:id="persName_129a2482-58ee-4cbf-be9e-f0e8f14e1259">ihn<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> hier nicht zu sehn) <persName xml:id="persName_93578a42-3833-4ad7-980d-0ac114e3f3b3">Beneckes<name key="PSN0109818" style="hidden">Benecke, Familie von → Friedrich Wilhelm B.</name></persName> sind aber nicht da; da sie seit 8 Tagen in Heidelberg <persName xml:id="persName_2cf29808-7fae-4723-894c-7b4bfb493525">ihre Eltern<name key="PSN0109830" style="hidden">Benecke, Levin Anton Wilhelm (1776-1837)</name><name key="PSN0109834" style="hidden">Benecke, Sophie Ernestine Luise (1782-1876)</name></persName> besuchen; <persName xml:id="persName_93455374-15f7-4bfe-8e31-2bf10880996a">sie<name key="PSN0109818" style="hidden">Benecke, Familie von → Friedrich Wilhelm B.</name></persName> werden erst nächste Woche wiederkommen, dann noch 14 Tage hier bleiben, und dann erst nach der Schweiz abreisen. Mein Leben hier ist angenehm; die Beschäftigung mit dem <placeName xml:id="placeName_202aec3b-8584-41ae-ae05-45d165a2215c">Caecilienverein<name key="NST0100338" style="hidden" subtype="" type="institution">Cäcilienverein</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und daß ich dem <persName xml:id="persName_068d1e34-acb7-4533-93ee-0142b3a1b3c7">Schelble<name key="PSN0114524" style="hidden">Schelble, Johann Nepomuk (1789-1837)</name></persName>, einen wesentlichen Dienst leisten kann macht mir viel Freude; <persName xml:id="persName_e1d8ec97-bbb1-4d61-b87e-538c4d31d66a">er<name key="PSN0114524" style="hidden">Schelble, Johann Nepomuk (1789-1837)</name></persName> selbst ist nicht hier und kommt erst gegen den Winter wieder; ich wohne in seinem Quartier mit der herrlichsten Aussicht über das ganze Land und den Fluß mit allen Flößen Schiffen, Kähnen und der Brücke. Wäre nur <title xml:id="title_6a18ab72-68d7-4561-a699-1bb2d6ba94bf">mein Clavier-Auszug des Oratoriums<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yzrbqj3l-gfoy-fjvg-zixk-wslf7erdirot"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> erst fertig! An dem arbeite ich jetzt jeden Tag, und möchte ich wäre fertig, und könnte was anders anfangen. à propos! O schick mir ein Lied! Ich brauchs gar zu sehr! Wo möglich ein Liebeslied! Oder lieber gleich ein Paar! Ich will sie gleich componiren. Und wie ist es mit <title xml:id="title_e22dabea-1f3a-4174-bcfd-1c2d3b72776c">dem von Byron aus adur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ifjwvche-mafi-r4vy-woug-nhdxkjm6mo0i"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100275" style="hidden">Romanze [Nr. 1] »There be none of beauty’s daughters« / »Keine von der Erde Schönen«, 3. August 1833<idno type="MWV">K 76</idno><idno type="op"></idno></name></title>? Da hast Du Deinen Brief worin es stand, in Düsseldorf eingesteckt, um es zu verbessern, und nun hab ich gar nichts, weder Verbessertes, noch Unverbessertes noch den Brief. Schick mir doch umgehend wo möglich alles Dreies, aber auf jeden Fall den Brief, denn wahrhaftig ich muß nun das <title xml:id="title_cc579b51-76be-4774-b6b3-4b25a3f6dfd4">Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_f78jrs6g-dxuo-dj1j-4p0f-whz0y3tvunos"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100275" style="hidden">Romanze [Nr. 1] »There be none of beauty’s daughters« / »Keine von der Erde Schönen«, 3. August 1833<idno type="MWV">K 76</idno><idno type="op"></idno></name></title> herausgeben. <persName xml:id="persName_9d3138ff-8e67-4720-ba4f-c78b319eef11">Breitkopf &amp; Härtel<name key="PSN0110112" style="hidden">Breitkopf &amp; Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name></persName> schreiben die zärtlichsten Liebesbriefchen darum; leider kann ich sie nicht componiren. Und den <persName xml:id="persName_b717c4ca-0bdc-46d8-8296-b8e0c1fb2fb0">Uhland<name key="PSN0115418" style="hidden">Uhland, Johann Ludwig (1787-1862)</name></persName> auch nicht, den ich hier durchlese; und den <persName xml:id="persName_cefcc8ae-946c-4db7-b29e-e9d77fa7bf5e">Lenau<name key="PSN0112774" style="hidden">Lenau, Nikolaus (eigtl. Nikolaus Franz Niembsch [seit 1820] Edler von Strehlenau) (1802-1850)</name></persName> auch nicht; und die Cornelia auch nicht (den Jahrgang von 1825) und <title xml:id="title_56da363c-d6fc-44ca-98e2-e10a21b87380">Eckermann<name key="PSN0110823" style="hidden" type="author">Eckermann, Johann Peter (1792-1854)</name><name key="CRT0108640" style="hidden" type="literature">Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. 1823-1832</name></title> nicht; aber Dich. Aber Du schickst mir doch nichts; das ist sehr betrübt.</p><p>Welche Freude mir der <persName xml:id="persName_3429e62a-06de-4592-b653-2982df47fbb9">Bennett<name key="PSN0109864" style="hidden">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName> in den Tagen die er noch in Düsseldorf blieb gemacht hat, das wird er Dir wohl erzählt haben, und hoffentlich nicht zu bescheiden gewesen sein; <persName xml:id="persName_3e5dc43d-d09f-4504-a42e-ae20ff23e73a">er<name key="PSN0109864" style="hidden">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName> ist ein gar liebenswürdiger Mensch, und eben solch ein Talent, ein ächtes, natürliches. Von allen jungen Leuten, die ich kenne, ist keiner der so entschiedenen Beruf zur Kunst hätte, wie <persName xml:id="persName_e92fcbb7-455d-43e0-bf5e-bc688554f7c5">er<name key="PSN0109864" style="hidden">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName>; oder vielmehr er ist ganz und gar ein Musiker, und wenn <persName xml:id="persName_cf1db7f8-89bf-4a07-92fb-449757eede8d">er<name key="PSN0109864" style="hidden">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName> gesund bleibt so ist nichts das ihn verhindern könnte, ein ganz ausgezeichneter Mensch zu werden. <persName xml:id="persName_2119b429-b135-4928-8dac-38ea4d426433">Er<name key="PSN0109864" style="hidden">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName> will nach Leipzig kommen, obwohl ich ihm gesagt habe, daß vom Lehren mit ihm kein Mensch mehr reden werde; <persName xml:id="persName_c8c3cd16-624b-46b0-b13d-f1741ceeb6a7">er<name key="PSN0109864" style="hidden">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName> will es aber doch, und wie lieb mir es wäre mit ihm näher und länger bekannt zu werden, glaubst Du mir nicht. Drum kann ich aber kein Geld von ihm nehmen, sonst wäre ich ein Musikjudas. Auch habe ich gewiß ebenso viel Freude und Vortheil von seiner Gegenwart, wie <persName xml:id="persName_c0253d5c-2c0d-4b2b-927c-fd81cbcadf13">er<name key="PSN0109864" style="hidden">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName> von der meinigen. Grüß ihn vielmal und herzlich von mir, und schreibe mir von ihm; wie es ihm geht, was <persName xml:id="persName_244aee9c-342b-491d-a7d9-10e8d5307314">er<name key="PSN0109864" style="hidden">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName> treibt, wie ihm Deutschland gefallen hat.</p><p>Dies ist ein curioses Land; neben aller Grund-Misere in Kunst Wissenschaft und sonstigem Leben, so tausend Grund-Gutes. Das ist nun hier zwischen <persName xml:id="persName_3acf4c55-fc40-451d-880f-fdf487ac67b9">Hiller<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> und mir das ewige Gespräch; <persName xml:id="persName_bc223592-b43a-48d1-87c8-25e41d5d79ea">er<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> will im September nach Italien, dort lange bleiben, Opern componiren, Musik machen – und ich möchte, <persName xml:id="persName_16d70cb6-b9d1-4864-a498-7a53aacb8ea1">er<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> bliebe ganz und gar in Deutschland, um sein unverkennbares Talent durch alle Misere recht rein zu waschen, um fleißig zu arbeiten, fortzuschreiten, was man doch nirgends so kann, wie hier, und damit wieder ein guter Deutscher Musiker mehr da wäre.</p><p>An <persName xml:id="persName_521a8f43-6ac6-4326-bfae-b3c35a8870f4">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> schreibe ich doch nun wirklich bald; falle ihm in meinem Namen [zu] Füßen, denn ich verdiene gar nicht, daß <persName xml:id="persName_7c3d76e3-bccb-43b9-9504-74d247e508e4">er<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> meinen Brief noch lies’t.</p><p>Lebe wohl für heut; ich kriege keinen vernünftigen Brief zusammen! Aber sch[reibe] Du mir ja am ersten! Ich werde auch gewiß pünctlich am 15<hi rend="superscript">ten</hi> fortan antworten, oder noch vorher, nicht nachher. Laß uns aber fest daran halten; es ist philiströs, aber heilsam. Nun noch tausend Grüße an <persName xml:id="persName_79743502-eb0d-4b7a-be87-3bed38a026eb">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> und <seg type="closer" xml:id="seg_bff71604-a775-4593-800b-c6e9e5b7d58c">lebewohl.</seg></p><signed rend="right">Dein</signed><signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed></div></body></text></TEI>