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fmb-1836-06-15-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin <lb></lb>Frankfurt a. M., 14. und 15. Juni 1836 Liebe Mutter und liebes Beckchen, eben erhalte ich Eure liebenswürdigen Briefe, und muß gleich auf der Stelle sie beantworten. Denn eigentlich warte ich schon seit mehreren Tagen drauf, und that nichts als auf dem Sopha Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 4, 1366.

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. IVa/9 (274). Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin; Frankfurt a. M., 14. und 15. Juni 1836 Liebe Mutter und liebes Beckchen, eben erhalte ich Eure liebenswürdigen Briefe, und muß gleich auf der Stelle sie beantworten. Denn eigentlich warte ich schon seit mehreren Tagen drauf, und that nichts als auf dem Sopha

5 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Felix Mendelssohn Bartholdy datierte den Brief »14 Juli«, doch der Frankfurter Poststempel zeigt »15 Jun.«. Die Datierung auf den Juni wird durch die Bezugnahme Mendelssohns auf die Briefe Rebecka Lejeune Dirichlets und Lea Mendelssohn Bartholdys an ihn vom 10. Juni 1836 (GB-Ob, M.D.M. d. 31/98) bestätigt. Außerdem befand sich Rebecka Lejeune Dirichlet am 15. Juli 1836 bereits auf der Reise zur Kur in Franzensbrunn.

Felix Mendelssohn Bartholdy

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Mendelssohn, Briefe 1833-1847, S. 128-133 (Teildruck, datiert 14. Juli 1836).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

14. und 15. Juni 1836 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Frankfurt a. M. Deutschland Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Berlin Deutschland deutsch
An Mde. Mde. Mendelssohn Bartholdy Wohlgeboren in Berlin Leipziger Straße no. 3.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Frankfurt, den 14 Juli 1836

Liebe Mutter und liebes Beckchen, eben erhalte ich Eure liebenswürdigen Briefe, und muß gleich auf der Stelle sie beantworten. Denn eigentlich warte ich schon seit mehreren Tagen drauf, und that nichts als auf dem Sopha liegen und Eckermann<name key="PSN0110823" style="hidden" type="author">Eckermann, Johann Peter (1792-1854)</name><name key="CRT0108640" style="hidden" type="literature">Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. 1823-1832</name> lesen, und auf Briefe vom Hause warten, die ich beantworten könnte. Da sind sie nun; Gott sei Dank, daß es Dir, mein liebes Beckchen, besser geht, die Reise möge Dich nur recht erquicken! Und wenn Dir, wie Du schreibst, auch an meiner Heiterkeit gelegen ist, so schreibe mir zuweilen, damit machst Du mich froh. Hier sitze ich in der wohlbekannten Eckstube auf der schönen Aussicht in SchelblesSchelble, Johann Nepomuk (1789-1837) Wohnung; erSchelble, Johann Nepomuk (1789-1837) selbst mit seiner FrauSchelble, Auguste Amalie (Molly) (1799-1862) ist auf seinem Gute in Schwaben; erSchelble, Johann Nepomuk (1789-1837) kommt nicht wieder, so lange ich in Frkft bin, doch sind die Nachrichten die die FrauSchelble, Auguste Amalie (Molly) (1799-1862) hieher sendet sehr tröstlich und geben uns Allen viel Hoffnung. Nun wohnt hier niemand als Schelbles alte SchwiegermutterMüller, Frau mit einem Hausmädchen auf der einen Seite, und ich mit zwei Reisesäcken und einer Hutschachtel auf der andern. Erst wollte ich nicht hieher, wegen mancher Erinnerungen; doch freu ich mich, es gethan zu haben; sehr freundliche Aufnahme, ein guter Flügel, Musikalien vollauf, große Ruhe und Ungestörtheit sind doch lauter Dinge, die im Wirthshaus nirgend zu finden sind. Die Aussicht aus diesem Eckfenster ist wirklich beneidenswerth; jetzt im herrlichen Sommerwetter den Main hinunter zu sehn, mit den vielen Kähnen Flößen und Schiffen, drüben die bunten Ufer, und besonders mein alter Liebling der Wartthurm, der nach Süden zeigt, auf der andern Seite die blauen Berge – ich kam mit Plänen zu großem Fleiße hieher, aber nun sind es schon fast acht Tage, daß ich alle Vormittage wenig mehr thue, als die Aussicht bewundern und mich sonnen. Ich treib’ es auch noch ein Paar Tage so fort, die Faulheit schmeckt und bekommt mir gar so gut. Die letzten Tage in Düsseldorf und die ersten hier waren auch zu vollgepropft, da muß ich erst nach und nach wieder Gleichgewicht gewinnen; gleich den ersten Tag wo ich hier war hatte ich den CaecilienvereinCäcilienvereinFrankfurt a. M.Deutschland zu dirigiren, dazu die vielen alten und neuen Bekannten, die Einrichtung auf die nächsten Wochen, von alle dem muß ich mich ausruhen, oder sage es mir, um meine Faulheitsliebe zu motiviren und beschönigen. Der CaecilienvereinCäcilienvereinFrankfurt a. M.Deutschland ging gut und zeigte sich sehr freundlich; ich hielt aber auch eine Rede, die aufgeschrieben gewesen zu sein verdient haben könnte; wir sangen einiges aus Samson<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109014" style="hidden" type="music">Samson HWV 57</name> und einiges aus der hmoll Messe von Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107802" style="hidden" type="music">Messe h-Moll, BWV 232</name>; beim ersteren<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109014" style="hidden" type="music">Samson HWV 57</name> war vielerlei zu erinnern, der Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107802" style="hidden" type="music">Messe h-Moll, BWV 232</name> ging fast tadellos, obwohl er gut doppelt so schwer ist, und so hatte ich von neuem GelegenheitCäcilienvereinFrankfurt a. M.Deutschland SchelblesSchelble, Johann Nepomuk (1789-1837) Werk zu bewundern, der mit seiner herrlichen Hartnäckigkeit seinen Willen durchgesetzt hat. Für die Sache selbst werde ich nicht viel thun können, 6 Wochen sind zu kurz dazu, und selbst im allerbesten Falle wünscht SchelblesSchelble, Johann Nepomuk (1789-1837) Arzt, daß erSchelble, Johann Nepomuk (1789-1837) noch den Winter über feiern möge; wie es dann damit gehn wird, wissen wir nicht; alle andern hiesigen Musiker denken gar zu viel an sich, und zu wenig an die Sache; indeß wird sich das zeigen und man muß doch zuerst für die nächste Zeit sorgen; da freue ich mich, dem SchelbleSchelble, Johann Nepomuk (1789-1837) gefällig sein zu können. Zugleich gestaltet sich mein Leben hier aufs Angenehmste. Was ich bei den musikalischen Leuten hier durch meine Ouvertüren<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_njuqiwe4-lnav-4fif-anel-m95gkfqehbaf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="unidentified_and_unspecified_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100969" style="hidden">Ouvertüren<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name> und Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ravrzhyu-xi53-4spt-yjqr-g2rl70aci1ix"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="unidentified_and_unspecified_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100968" style="hidden">Lieder ohne Worte<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wfzfytjv-dpdt-xrgo-4zp8-m1jrbociqkbl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="unidentified_and_unspecified_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100967" style="hidden">Lieder<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name> für ein gewaltiges Thier geworden bin, hätte ich mein Lebtage nicht gedacht, die Melusine<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_sszueyce-pvqu-pk7j-vmw6-obf7ryxsmy20"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name> und Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_rkep12z3-pnwj-gbsq-kxep-sp4ctfiwhy0l"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name> sind ihnen so geläufig, wie bei uns zu Haus, d. h. Leipziger Straße no. 3 und die Dilettanten disputiren stark über meine Intentionen. Dann ist HillerHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) hier, und macht ein ganz behagliches Haus mit seiner MutterHiller, Regine (1783-1839) und einer französischen Gesellschafterinn; erHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) war mir zu allen Zeiten eine liebe Erscheinung, und wir haben von jeher viel und Interessantes mit einander zu verhandeln gehabt. Es fehlt ihmHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885), bei seinem entschiednen Talent, nur die Characterstärke oder wie ichs nennen soll, die ihn einseitig machen könnte; mit der Vielseitigkeit kommt kein Mensch weiter, und weil ihmHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) von Natur BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) und BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827) gefallen, so schlüge er sich am liebsten ganz auf die ernste Seite, aber da kommen AuberAuber, Daniel-François-Esprit (1782-1871) und BelliniBellini, Vincenzo Salvatore Carmelo Francesco (1801-1835) und MeyerbeerMeyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864) mit ihren Orden, und Geld, und Titeln die gefallen ihm auch, und erHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) möchte es damit auch nicht ganz verderben, und ein juste milieu giebts nicht. Das macht nun den Stoff aller unsrer Unterhaltungen, sobald wir uns sehn, weil erHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) sich nothwendigerweise manchmal unbehaglich fühlt, und so ists mir doppelt lieb, gerade jetzt auf einige Zeit mit ihmHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) zusammenzutreffen, und wo möglich in meinem Sinne auf ihnHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) einzuwirken. – Bei der Tante SchlegelSchlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839) im Haus ist es, wie Du es kennst; am aller liebsten bin ich mit ihrSchlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839) selbst, sieSchlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839) ist und bleibt die geistreichste, lebendigste und liebenswürdigste der ganzen FamilieMendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy; gestern schenkte ich ihrSchlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839) den Eckermann<name key="PSN0110823" style="hidden" type="author">Eckermann, Johann Peter (1792-1854)</name><name key="CRT0108640" style="hidden" type="literature">Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. 1823-1832</name>, weil auch sieSchlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839) solch eine Freude daran hat, wie Ihr Lieben; mir ist es ganz, als hörte ich den alten HerrnGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) wieder sprechen, wie ich denn auch vieles, was darin vorkommt, mit denselben Worten von ihmGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) gehört habe, und noch den Ton und die Bewegung dabei auswendig weiß; freilich kommt mir der EckermannEckermann, Johann Peter (1792-1854) gar zu schwach und unselbstständig vor, erEckermann, Johann Peter (1792-1854) freut sich immer fort „dieses bedeutenden Ausspruchs und merkt ihn sich wohl“ indeß ist es eine schwere Stellung dem AltenGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) gegenüber, und man muß ihmEckermann, Johann Peter (1792-1854) für die treuen Notizen danken, auch für die Delicatesse, im Gegensatz zu RiemerRiemer, Friedrich Wilhelm (1774-1845), dem Tolpatsch. – Mit Philipp VeitVeit, Philipp (1793-1877) bin ich weniger bekannt geworden; auch arbeitet erVeit, Philipp (1793-1877) jetzt den ganzen Tag am großen Frescobilde<name key="PSN0115472" style="hidden" type="author">Veit, Philipp (1793-1877)</name><name key="CRT0111137" style="hidden" type="art">Die Einführung der Künste in Deutschland durch das Christentum</name>, kommt nicht einmal zum Essen nach Haus, und liebt es nicht, daß man ihnVeit, Philipp (1793-1877) bei der Arbeit aufsuche; aber auch ohne das wäre ich nicht recht weiter mit ihmVeit, Philipp (1793-1877) gekommen, erVeit, Philipp (1793-1877) ist bei aller Liebenswürdigkeit, curios abgeschlossen und trocken, und alle seine Schüler, die ihnVeit, Philipp (1793-1877) gewöhnlich umgeben, gefallen mir gar zu wenig; aus keinem ist ein Wort herauszukriegen, und sehen dabei so verzweifelt nachdenklich aus, und machen nicht viel. Doch mit den KindernVeit, Maria Dorothea Aloisia (1822-1897)Veit, Maria Theresia (1824-1870)Veit, Maria Franziska (1826-1912)Veit, Maria Benedicta Domitilla (1828-1838)Veit, Friedrich Anastasia Maria (1830-1878) bin ich auf sehr gutem Fuße; sie gefallen mir sehr, auch die FrauVeit, Caroline (Carolina) (1806-1890) gefällt mir ganz gut, und gewinnt bei näherer Bekanntschaft fortwährend. Heut Mittag esse ich dort, und lasse überhaupt nicht gern einen Tag vorübergehen, ohne bei der TanteSchlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839) einmal vorgefragt zu haben. – Dann kenne ich eine nette Familie SouchaySouchay, Familie von → Cornelius Carl S., (Verwandte von SchuncksSchunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S.) mit zwei so wunderhübschen TöchternJeanrenaud, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875), daß ich die Abende vorauszähle, wo ich hingehn kann, um mich dort aufzuheitern, Clavier zu spielen, mir vorsingen zu lassen, &c &c. Da ist nun SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) ein Vetter vom Hause, und giebt die unglaublichsten Streiche an; erSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) scheint zwar von den vielen RothschildfetenRothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812) die er mitmachen muß, etwas degoutirt, ist aber doch so recht in seinem Element bei all der Eleganz, den Visiten, der fashionablen Hetze, und ist und bleibt ein liebenswürdiger, sehr freundlicher Gesellschafter, mit dem sichs leicht und angenehm umgeht, trotz allen Anfechtungen die erSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) zu Haus bei uns erleiden mag. – Rechne hinzu nun noch viele Diners, Quartettsoiréen, Liedertafeln &c. so denke ich, ich habe Deine Frage nach meinem hiesigen Umgange, Leben und Wohnung mit aller Gründlichkeit beantwortet. Bei HerzHertz, Moses Isaak (1778-1848) hab ich meine Visite gemacht, aber die Leute sind mir zu wenig bürgerlich, sie besuchen mich nicht wieder; und laden mich auch nicht ein, da kommen wir selten zusammen; Visiten wiederholen ist auch meine Sache nicht; übrigens haben sieHertz, Familie von → Moses Isaak H. (?) in Frankfurt a. M. mir diesmal viel besser gefallen, als in den früheren Jahren, wo ich sie sah; sie schienen mir lange nicht mehr so eitel und affectirt als sonst, ich weiß nicht, ob es an ihnenHertz, Familie von → Moses Isaak H. (?) in Frankfurt a. M. oder an mir liegen mag, oder ob wir uns beide verändert haben. Zu Rothschild’sRothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812) zu gehn, dazu habe ich mich, trotz den „schmeichelbarsten“ Invitationen nicht bringen können; zu ihren Bällen und sonstigen Festen fehlt mir alle Lust und Stimmung jetzt, „was nicht zusammengeht das soll sich meiden.“ Das sonderbare ist dabei, daß mir die LeuteRothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812) wirkliches Plaisir machen, und daß mir ihr Glanz und Wohlleben, und die allgemeine Ehrfurcht, die sieRothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812) allen den Philistern abzwingen (denn gern möchten sie sieRothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812) prügeln, wenn sie dürften) eine wahre Freude ist, weil sieRothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812) das alles doch ganz allein ihrem Fleiße und ihrem Glücke verdanken. Gestern früh komme ich zu HillerHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885), wer sitzt da? RossiniRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) groß und breit, in liebenswürdigster Sonntagslaune. Ich kenne wahrlich wenig Menschen, die so amüsant und geistreich sein können, wie dieser aimable Spitzbube, wenn erRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) will; wir kamen die ganze Zeit aus dem Lachen nicht heraus. Ich habe ihmRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) versprochen ihm im CaecilienvereinCäcilienvereinFrankfurt a. M.Deutschland die hmoll Messe<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107802" style="hidden" type="music">Messe h-Moll, BWV 232</name> und einigen andern Sachen von Seb. BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) vorsingen zu lassen; das wird gar zu schön sein, wenn der RossiniRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) den Seb. BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) bewundern muß. ErRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) denkt aber, ländlich sittlich, und will mit den Wölfen heulen; von Deutschland ist erRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) entzückt, sagt erRossini, Gioachino Antonio (1792-1868), und wenn erRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) sich Abends am Rhein die Weincarte einmal geben läßt, so muß ihm der Kellner sein Zimmer zeigen, sonst findet ersRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) nicht mehr. Von Paris und allen Musikern dort, von sich selbst und seinen Compositionen erzählt erRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) die lächerlichsten, lustigsten Dinge, und hat vor allen gegenwärtigen Menschen so ungeheuern Respect, daß man ihmRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) wirklich glauben könnte, wenn man keine Augen hätte, um sein kluges Satyrgesicht dabei zu sehen. Aber Geist und Lebendigkeit und Witz in allen Mienen und in jedem Wort, und wer ihnRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) nicht für ein Genie hält, der muß ihnRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) nur einmal so sprudeln hören, und seine Meinung ändern. Dem HillerHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) geht es nun wieder übel; erRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) verrückt ihm abermals das Concept, wette ich; erHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) sagte nachher, die Italiänische und Deutsche Musik hätten sich bei ihm auf neutralem Gebiete getroffen, aber das quält ihnHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) eben. SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) und RossiniRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) laufen nun den ganzen Tag mit einander umher; sie sind alte Bekannte und Freunde, und die beiden zusammen zu sehen, freue ich mich ganz apart. Auch bei Aloys SchmittSchmitt, Aloys (1788-1866) war ich neulich, aber wie derSchmitt, Aloys (1788-1866) auf alles schimpfte und jammerte, das war ein Elend; endlich schwor erSchmitt, Aloys (1788-1866) alle Menschen wären doch eigentlich langweiliges Pack; da antwortete ich ihmSchmitt, Aloys (1788-1866), das fände ich sehr bescheiden von ihm, denn er hielte sich gewiß für keinen Engel oder keinen Gott, – wider alle Erwartung wurden wir darauf die besten Freunde, und erSchmitt, Aloys (1788-1866) meinte endlich die Welt gefiele ihm doch gut; das ist um so begreiflicher, als erSchmitt, Aloys (1788-1866) auf dem Lande in hübscher Gegend, schöner Aussicht, im Garten saß, und in einem Lande, wie dies hier, bei solchem Wetter und solchem Himmel an der Welt wirklich nicht viel getadelt werden kann. Mir gefällt die Umgebung von Frankfurt diesmal ganz ausnehmend; diese Fruchtbarkeit, der Reichthum an Grün, Gärten, und Feldern, und das schöne blaue Gebirge als Hintergrund; da ich denn überhaupt zum Geldsparen verdorben bin, so treibe ich mit einem Wagen wahren Luxus, und fahre jeden Nachmittag hin und her und lasse mirs wohl sein, in der schönen Natur, es ist zwar ziemlich mein einziger Luxus, indeß freilich ein großer; was mir aber so viel Vergnügen macht, das kann oder mag ich mir nicht versagen, und so werde ichs auch mit dem Seebade halten und mirs so hübsch, als möglich einrichten; ich denke im Haag zu wohnen, und jeden Morgen nach Scheveningen hinaus zu fahren. Wenns auch theuer ist, wie Du mir schreibst, liebe Mutter, so denke ich mir Haag mit seinen Bildergallerieen und sonstigen Schönheiten gar zu angenehm; SimrockSimrock, Peter Joseph (1792-1868) muß dafür einige Louisd’or mehr bezahlen. Ob ich aber AssersAsser, Familie von → Carel A. aufsuchen werde, da ich gerade der Unbekanntschaft wegen nach Haag gehen will, das weiß ich wahrlich nicht; dann kommen wieder die musikalischen Feten unabwendlich. Aber ich will es doch nicht verreden, ich sehe ohnehin daß Du zu meinem Kopfschütteln den Kopf schüttelst, und sagst ich finge immer noch mit nein an. Gestern Nachmittag war ich in Offenbach beim AndréAndré, Johann Anton (1775-1842); er läßt Euch alle vielmal grüßen, und ist immer noch derselbe, Feurige, Lebhafte. Sein Empfang war mir doch wohlthuender und herzlicher als der von allen den andern Musikern; erAndré, Johann Anton (1775-1842) sieht wirklich VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) etwas ähnlich; ist es nicht sonderbar, daß mir hier mehrere Leute schon gesagt haben, ich gliche dem AndréAndré, Johann Anton (1775-1842), wie er in jüngern Jahren ausgesehn habe, und daß erAndré, Johann Anton (1775-1842) früher mehreremal mit dem VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) verwechselt worden, werdet Ihr Euch auch wohl noch erinnern. Mich beguckte erAndré, Johann Anton (1775-1842) ganz in der Nähe von allen Seiten, und sagte ich hätte jetzt das dritte Gesicht seit erAndré, Johann Anton (1775-1842) mich kennte; mit dem zweiten hätte er sich gar nicht befreunden können, jetzt gefiele ich ihm aber wieder gut. Dann kam das Gespräch bald auf Canon, Contrapunct und VoglerVogler, Georg Joseph (gen. Abbé Vogler) (1749-1814), und auf den fuhr erAndré, Johann Anton (1775-1842) trotz ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832) her und brachte gleich ein Paar Folianten als Beleg angeschleppt. Nächstens will er sich meinen Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fz3xzcqr-9ngy-3gdp-ii63-qhwnsydx9obh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> bei mir vorspielen lassen, und auch ich will bald wieder zu ihmAndré, Johann Anton (1775-1842) hinaus. Beckchen, sage doch auch dem Dr. BeneckeBenecke, Victor (1809-1853), daß ich seinen BruderBenecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865) hier mehrmals gesehn habe, und daß erBenecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865) mir ganz ausnehmend wohl gefallen hat; ich konnte bei meinen Aufenthalten in London niemals recht mit ihmBenecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865) zusammenkommen, um desto besser und angenehmer, diesmal. Nun ist schon der 15te geworden – das ist ein rechter Plauder- und Klatschbrief. Lebt wohl, liebe Mutter und liebes Beckchen, und schreibt mir bald und sehr viel. Auch FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) soll einmal wieder schreiben und tausendmal gegrüßt sein. Lebt wohl!

            Frankfurt, den 14 Juli 1836Liebe Mutter und liebes Beckchen, eben erhalte ich Eure liebenswürdigen Briefe, und muß gleich auf der Stelle sie beantworten. Denn eigentlich warte ich schon seit mehreren Tagen drauf, und that nichts als auf dem Sopha liegen und Eckermann lesen, und auf Briefe vom Hause warten, die ich beantworten könnte. Da sind sie nun; Gott sei Dank, daß es Dir, mein liebes Beckchen, besser geht, die Reise möge Dich nur recht erquicken! Und wenn Dir, wie Du schreibst, auch an meiner Heiterkeit gelegen ist, so schreibe mir zuweilen, damit machst Du mich froh. Hier sitze ich in der wohlbekannten Eckstube auf der schönen Aussicht in Schelbles Wohnung; er selbst mit seiner Frau ist auf seinem Gute in Schwaben; er kommt nicht wieder, so lange ich in Frkft bin, doch sind die Nachrichten die die Frau hieher sendet sehr tröstlich und geben uns Allen viel Hoffnung. Nun wohnt hier niemand als Schelbles alte Schwiegermutter mit einem Hausmädchen auf der einen Seite, und ich mit zwei Reisesäcken und einer Hutschachtel auf der andern. Erst wollte ich nicht hieher, wegen mancher Erinnerungen; doch freu ich mich, es gethan zu haben; sehr freundliche Aufnahme, ein guter Flügel, Musikalien vollauf, große Ruhe und Ungestörtheit sind doch lauter Dinge, die im Wirthshaus nirgend zu finden sind. Die Aussicht aus diesem Eckfenster ist wirklich beneidenswerth; jetzt im herrlichen Sommerwetter den Main hinunter zu sehn, mit den vielen Kähnen Flößen und Schiffen, drüben die bunten Ufer, und besonders mein alter Liebling der Wartthurm, der nach Süden zeigt, auf der andern Seite die blauen Berge – ich kam mit Plänen zu großem Fleiße hieher, aber nun sind es schon fast acht Tage, daß ich alle Vormittage wenig mehr thue, als die Aussicht bewundern und mich sonnen. Ich treib’ es auch noch ein Paar Tage so fort, die Faulheit schmeckt und bekommt mir gar so gut. Die letzten Tage in Düsseldorf und die ersten hier waren auch zu vollgepropft, da muß ich erst nach und nach wieder Gleichgewicht gewinnen; gleich den ersten Tag wo ich hier war hatte ich den Caecilienverein zu dirigiren, dazu die vielen alten und neuen Bekannten, die Einrichtung auf die nächsten Wochen, von alle dem muß ich mich ausruhen, oder sage es mir, um meine Faulheitsliebe zu motiviren und beschönigen. Der Caecilienverein ging gut und zeigte sich sehr freundlich; ich hielt aber auch eine Rede, die aufgeschrieben gewesen zu sein verdient haben könnte; wir sangen einiges aus Samson und einiges aus der hmoll Messe von Bach; beim ersteren war vielerlei zu erinnern, der Bach ging fast tadellos, obwohl er gut doppelt so schwer ist, und so hatte ich von neuem Gelegenheit Schelbles Werk zu bewundern, der mit seiner herrlichen Hartnäckigkeit seinen Willen durchgesetzt hat. Für die Sache selbst werde ich nicht viel thun können, 6 Wochen sind zu kurz dazu, und selbst im allerbesten Falle wünscht Schelbles Arzt, daß er noch den Winter über feiern möge; wie es dann damit gehn wird, wissen wir nicht; alle andern hiesigen Musiker denken gar zu viel an sich, und zu wenig an die Sache; indeß wird sich das zeigen und man muß doch zuerst für die nächste Zeit sorgen; da freue ich mich, dem Schelble gefällig sein zu können. Zugleich gestaltet sich mein Leben hier aufs Angenehmste. Was ich bei den musikalischen Leuten hier durch meine Ouvertüren und Lieder für ein gewaltiges Thier geworden bin, hätte ich mein Lebtage nicht gedacht, die Melusine und Hebriden sind ihnen so geläufig, wie bei uns zu Haus, d. h. Leipziger Straße no. 3 und die Dilettanten disputiren stark über meine Intentionen. Dann ist Hiller hier, und macht ein ganz behagliches Haus mit seiner Mutter und einer französischen Gesellschafterinn; er war mir zu allen Zeiten eine liebe Erscheinung, und wir haben von jeher viel und Interessantes mit einander zu verhandeln gehabt. Es fehlt ihm, bei seinem entschiednen Talent, nur die Characterstärke oder wie ichs nennen soll, die ihn einseitig machen könnte; mit der Vielseitigkeit kommt kein Mensch weiter, und weil ihm von Natur Bach und Beethoven gefallen, so schlüge er sich am liebsten ganz auf die ernste Seite, aber da kommen Auber und Bellini und Meyerbeer mit ihren Orden, und Geld, und Titeln die gefallen ihm auch, und er möchte es damit auch nicht ganz verderben, und ein juste milieu giebts nicht. Das macht nun den Stoff aller unsrer Unterhaltungen, sobald wir uns sehn, weil er sich nothwendigerweise manchmal unbehaglich fühlt, und so ists mir doppelt lieb, gerade jetzt auf einige Zeit mit ihm zusammenzutreffen, und wo möglich in meinem Sinne auf ihn einzuwirken. – Bei der Tante Schlegel im Haus ist es, wie Du es kennst; am aller liebsten bin ich mit ihr selbst, sie ist und bleibt die geistreichste, lebendigste und liebenswürdigste der ganzen Familie; gestern schenkte ich ihr den Eckermann, weil auch sie solch eine Freude daran hat, wie Ihr Lieben; mir ist es ganz, als hörte ich den alten Herrn wieder sprechen, wie ich denn auch vieles, was darin vorkommt, mit denselben Worten von ihm gehört habe, und noch den Ton und die Bewegung dabei auswendig weiß; freilich kommt mir der Eckermann gar zu schwach und unselbstständig vor, er freut sich immer fort „dieses bedeutenden Ausspruchs und merkt ihn sich wohl“ indeß ist es eine schwere Stellung dem Alten gegenüber, und man muß ihm für die treuen Notizen danken, auch für die Delicatesse, im Gegensatz zu Riemer, dem Tolpatsch. – Mit Philipp Veit bin ich weniger bekannt geworden; auch arbeitet er jetzt den ganzen Tag am großen Frescobilde, kommt nicht einmal zum Essen nach Haus, und liebt es nicht, daß man ihn bei der Arbeit aufsuche; aber auch ohne das wäre ich nicht recht weiter mit ihm gekommen, er ist bei aller Liebenswürdigkeit, curios abgeschlossen und trocken, und alle seine Schüler, die ihn gewöhnlich umgeben, gefallen mir gar zu wenig; aus keinem ist ein Wort herauszukriegen, und sehen dabei so verzweifelt nachdenklich aus, und machen nicht viel. Doch mit den Kindern bin ich auf sehr gutem Fuße; sie gefallen mir sehr, auch die Frau gefällt mir ganz gut, und gewinnt bei näherer Bekanntschaft fortwährend. Heut Mittag esse ich dort, und lasse überhaupt nicht gern einen Tag vorübergehen, ohne bei der Tante einmal vorgefragt zu haben. – Dann kenne ich eine nette Familie Souchay, (Verwandte von Schuncks) mit zwei so wunderhübschen Töchtern, daß ich die Abende vorauszähle, wo ich hingehn kann, um mich dort aufzuheitern, Clavier zu spielen, mir vorsingen zu lassen, &c &c. Da ist nun Schlemmer ein Vetter vom Hause, und giebt die unglaublichsten Streiche an; er scheint zwar von den vielen Rothschildfeten die er mitmachen muß, etwas degoutirt, ist aber doch so recht in seinem Element bei all der Eleganz, den Visiten, der fashionablen Hetze, und ist und bleibt ein liebenswürdiger, sehr freundlicher Gesellschafter, mit dem sichs leicht und angenehm umgeht, trotz allen Anfechtungen die er zu Haus bei uns erleiden mag. – Rechne hinzu nun noch viele Diners, Quartettsoiréen, Liedertafeln &c. so denke ich, ich habe Deine Frage nach meinem hiesigen Umgange, Leben und Wohnung mit aller Gründlichkeit beantwortet. Bei Herz hab ich meine Visite gemacht, aber die Leute sind mir zu wenig bürgerlich, sie besuchen mich nicht wieder; und laden mich auch nicht ein, da kommen wir selten zusammen; Visiten wiederholen ist auch meine Sache nicht; übrigens haben sie mir diesmal viel besser gefallen, als in den früheren Jahren, wo ich sie sah; sie schienen mir lange nicht mehr so eitel und affectirt als sonst, ich weiß nicht, ob es an ihnen oder an mir liegen mag, oder ob wir uns beide verändert haben. Zu Rothschild’s zu gehn, dazu habe ich mich, trotz den „schmeichelbarsten“ Invitationen nicht bringen können; zu ihren Bällen und sonstigen Festen fehlt mir alle Lust und Stimmung jetzt, „was nicht zusammengeht das soll sich meiden. “ Das sonderbare ist dabei, daß mir die Leute wirkliches Plaisir machen, und daß mir ihr Glanz und Wohlleben, und die allgemeine Ehrfurcht, die sie allen den Philistern abzwingen (denn gern möchten sie sie prügeln, wenn sie dürften) eine wahre Freude ist, weil sie das alles doch ganz allein ihrem Fleiße und ihrem Glücke verdanken. Gestern früh komme ich zu Hiller, wer sitzt da? Rossini groß und breit, in liebenswürdigster Sonntagslaune. Ich kenne wahrlich wenig Menschen, die so amüsant und geistreich sein können, wie dieser aimable Spitzbube, wenn er will; wir kamen die ganze Zeit aus dem Lachen nicht heraus. Ich habe ihm versprochen ihm im Caecilienverein die hmoll Messe und einigen andern Sachen von Seb. Bach vorsingen zu lassen; das wird gar zu schön sein, wenn der Rossini den Seb. Bach bewundern muß. Er denkt aber, ländlich sittlich, und will mit den Wölfen heulen; von Deutschland ist er entzückt, sagt er, und wenn er sich Abends am Rhein die Weincarte einmal geben läßt, so muß ihm der Kellner sein Zimmer zeigen, sonst findet ers nicht mehr. Von Paris und allen Musikern dort, von sich selbst und seinen Compositionen erzählt er die lächerlichsten, lustigsten Dinge, und hat vor allen gegenwärtigen Menschen so ungeheuern Respect, daß man ihm wirklich glauben könnte, wenn man keine Augen hätte, um sein kluges Satyrgesicht dabei zu sehen. Aber Geist und Lebendigkeit und Witz in allen Mienen und in jedem Wort, und wer ihn nicht für ein Genie hält, der muß ihn nur einmal so sprudeln hören, und seine Meinung ändern. Dem Hiller geht es nun wieder übel; er verrückt ihm abermals das Concept, wette ich; er sagte nachher, die Italiänische und Deutsche Musik hätten sich bei ihm auf neutralem Gebiete getroffen, aber das quält ihn eben. Schlemmer und Rossini laufen nun den ganzen Tag mit einander umher; sie sind alte Bekannte und Freunde, und die beiden zusammen zu sehen, freue ich mich ganz apart. Auch bei Aloys Schmitt war ich neulich, aber wie der auf alles schimpfte und jammerte, das war ein Elend; endlich schwor er alle Menschen wären doch eigentlich langweiliges Pack; da antwortete ich ihm, das fände ich sehr bescheiden von ihm, denn er hielte sich gewiß für keinen Engel oder keinen Gott, – wider alle Erwartung wurden wir darauf die besten Freunde, und er meinte endlich die Welt gefiele ihm doch gut; das ist um so begreiflicher, als er auf dem Lande in hübscher Gegend, schöner Aussicht, im Garten saß, und in einem Lande, wie dies hier, bei solchem Wetter und solchem Himmel an der Welt wirklich nicht viel getadelt werden kann. Mir gefällt die Umgebung von Frankfurt diesmal ganz ausnehmend; diese Fruchtbarkeit, der Reichthum an Grün, Gärten, und Feldern, und das schöne blaue Gebirge als Hintergrund; da ich denn überhaupt zum Geldsparen verdorben bin, so treibe ich mit einem Wagen wahren Luxus, und fahre jeden Nachmittag hin und her und lasse mirs wohl sein, in der schönen Natur, es ist zwar ziemlich mein einziger Luxus, indeß freilich ein großer; was mir aber so viel Vergnügen macht, das kann oder mag ich mir nicht versagen, und so werde ichs auch mit dem Seebade halten und mirs so hübsch, als möglich einrichten; ich denke im Haag zu wohnen, und jeden Morgen nach Scheveningen hinaus zu fahren. Wenns auch theuer ist, wie Du mir schreibst, liebe Mutter, so denke ich mir Haag mit seinen Bildergallerieen und sonstigen Schönheiten gar zu angenehm; Simrock muß dafür einige Louisd’or mehr bezahlen. Ob ich aber Assers aufsuchen werde, da ich gerade der Unbekanntschaft wegen nach Haag gehen will, das weiß ich wahrlich nicht; dann kommen wieder die musikalischen Feten unabwendlich. Aber ich will es doch nicht verreden, ich sehe ohnehin daß Du zu meinem Kopfschütteln den Kopf schüttelst, und sagst ich finge immer noch mit nein an. Gestern Nachmittag war ich in Offenbach beim André; er läßt Euch alle vielmal grüßen, und ist immer noch derselbe, Feurige, Lebhafte. Sein Empfang war mir doch wohlthuender und herzlicher als der von allen den andern Musikern; er sieht wirklich Vater etwas ähnlich; ist es nicht sonderbar, daß mir hier mehrere Leute schon gesagt haben, ich gliche dem André, wie er in jüngern Jahren ausgesehn habe, und daß er früher mehreremal mit dem Vater verwechselt worden, werdet Ihr Euch auch wohl noch erinnern. Mich beguckte er ganz in der Nähe von allen Seiten, und sagte ich hätte jetzt das dritte Gesicht seit er mich kennte; mit dem zweiten hätte er sich gar nicht befreunden können, jetzt gefiele ich ihm aber wieder gut. Dann kam das Gespräch bald auf Canon, Contrapunct und Vogler, und auf den fuhr er trotz Zelter her und brachte gleich ein Paar Folianten als Beleg angeschleppt. Nächstens will er sich meinen Paulus bei mir vorspielen lassen, und auch ich will bald wieder zu ihm hinaus. Beckchen, sage doch auch dem Dr. Benecke, daß ich seinen Bruder hier mehrmals gesehn habe, und daß er mir ganz ausnehmend wohl gefallen hat; ich konnte bei meinen Aufenthalten in London niemals recht mit ihm zusammenkommen, um desto besser und angenehmer, diesmal. Nun ist schon der 15te geworden – das ist ein rechter Plauder- und Klatschbrief. Lebt wohl, liebe Mutter und liebes Beckchen, und schreibt mir bald und sehr viel. Auch Fanny soll einmal wieder schreiben und tausendmal gegrüßt sein. Lebt wohl!          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1836-06-15-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1836-06-15-01" xml:id="title_0b164910-7bb3-4685-8011-807847ba94cf">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin <lb></lb>Frankfurt a. M., 14. und 15. Juni 1836</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_b424918e-5307-4627-8af9-7c9e2c7e0761">Liebe Mutter und liebes Beckchen, eben erhalte ich Eure liebenswürdigen Briefe, und muß gleich auf der Stelle sie beantworten. 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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-06-14" xml:id="date_0e9c9857-6bc5-4d8c-9609-ac7e08209334">14.</date> und <date cert="high" when="1836-06-15" xml:id="date_67d045ff-2e8b-42c8-a486-ac030ff0ad0f">15. 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Hier sitze ich in der wohlbekannten Eckstube auf der schönen Aussicht in <persName xml:id="persName_2f8c614b-63eb-446c-afa2-04861c80a054">Schelbles<name key="PSN0114524" style="hidden">Schelble, Johann Nepomuk (1789-1837)</name></persName> Wohnung; <persName xml:id="persName_1d4db535-9695-4b59-ba96-5a04a7e97e72">er<name key="PSN0114524" style="hidden">Schelble, Johann Nepomuk (1789-1837)</name></persName> selbst mit <persName xml:id="persName_569d1cd5-f08b-4cef-9691-8f7d971362d5">seiner Frau<name key="PSN0114523" style="hidden">Schelble, Auguste Amalie (Molly) (1799-1862)</name></persName> ist auf seinem Gute in Schwaben; <persName xml:id="persName_77fe072e-8100-4939-b8d0-ef9c8a87364a">er<name key="PSN0114524" style="hidden">Schelble, Johann Nepomuk (1789-1837)</name></persName> kommt nicht wieder, so lange ich in Frkft bin, doch sind die Nachrichten die die <persName xml:id="persName_0e6f0615-a01e-469f-946c-9f6143644ff8">Frau<name key="PSN0114523" style="hidden">Schelble, Auguste Amalie (Molly) (1799-1862)</name></persName> hieher sendet sehr tröstlich und geben uns Allen viel Hoffnung. Nun wohnt hier niemand als Schelbles alte <persName xml:id="persName_2e4e2fba-256f-45ff-810c-5a8ffa1cb785">Schwiegermutter<name key="PSN0113481" style="hidden">Müller, Frau</name></persName> mit einem Hausmädchen auf der einen Seite, und ich mit zwei Reisesäcken und einer Hutschachtel auf der andern. Erst wollte ich nicht hieher, wegen mancher Erinnerungen; doch freu ich mich, es gethan zu haben; sehr freundliche Aufnahme, ein guter Flügel, Musikalien vollauf, große Ruhe und Ungestörtheit sind doch lauter Dinge, die im Wirthshaus nirgend zu finden sind. Die Aussicht aus diesem Eckfenster ist wirklich beneidenswerth; jetzt im herrlichen Sommerwetter den Main hinunter zu sehn, mit den vielen Kähnen Flößen und Schiffen, drüben die bunten Ufer, und besonders mein alter Liebling der Wartthurm, der nach Süden zeigt, auf der andern Seite die blauen Berge – ich kam mit Plänen zu großem Fleiße hieher, aber nun sind es schon fast acht Tage, daß ich alle Vormittage wenig mehr thue, als die Aussicht bewundern und mich sonnen. Ich treib’ es auch noch ein Paar Tage so fort, die Faulheit schmeckt und bekommt mir gar so gut. Die letzten Tage in Düsseldorf und die ersten hier waren auch zu vollgepropft, da muß ich erst nach und nach wieder Gleichgewicht gewinnen; gleich den ersten Tag wo ich hier war hatte ich den <placeName xml:id="placeName_2a3c8f67-82c3-4430-a8ee-3cd92bdd6257">Caecilienverein<name key="NST0100338" style="hidden" subtype="" type="institution">Cäcilienverein</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu dirigiren, dazu die vielen alten und neuen Bekannten, die Einrichtung auf die nächsten Wochen, von alle dem muß ich mich ausruhen, oder sage es mir, um meine Faulheitsliebe zu motiviren und beschönigen. Der <placeName xml:id="placeName_234b3d49-2bb6-41ec-8d81-29a85afc9387">Caecilienverein<name key="NST0100338" style="hidden" subtype="" type="institution">Cäcilienverein</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ging gut und zeigte sich sehr freundlich; ich hielt aber auch eine Rede, die aufgeschrieben gewesen zu sein verdient haben könnte; wir sangen einiges aus <title xml:id="title_f8ed3897-e2f9-4052-bce2-475bd3968fb3">Samson<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109014" style="hidden" type="music">Samson HWV 57</name></title> und einiges aus der <title xml:id="title_48b8ef25-246d-43f1-a008-7d9d3d1e72d2">hmoll Messe von Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107802" style="hidden" type="music">Messe h-Moll, BWV 232</name></title>; beim <title xml:id="title_71175e40-e32f-4e1e-bab3-295fcfca3637">ersteren<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109014" style="hidden" type="music">Samson HWV 57</name></title> war vielerlei zu erinnern, der <title xml:id="title_da3678a0-69eb-4b26-99e0-63cd0b4dc2da">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107802" style="hidden" type="music">Messe h-Moll, BWV 232</name></title> ging fast tadellos, obwohl er gut doppelt so schwer ist, und so hatte ich <placeName xml:id="placeName_c314d9c4-bca6-4b4a-8b42-0b42ab2c2809">von neuem Gelegenheit<name key="NST0100338" style="hidden" subtype="" type="institution">Cäcilienverein</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <persName xml:id="persName_0c55849e-a29f-4d99-a30c-1b0ea90dfc24">Schelbles<name key="PSN0114524" style="hidden">Schelble, Johann Nepomuk (1789-1837)</name></persName> Werk zu bewundern, der mit seiner herrlichen Hartnäckigkeit seinen Willen durchgesetzt hat. Für die Sache selbst werde ich nicht viel thun können, 6 Wochen sind zu kurz dazu, und selbst im allerbesten Falle wünscht <persName xml:id="persName_e683bf0a-c979-4b7c-a9c8-6f3be213d8db">Schelbles<name key="PSN0114524" style="hidden">Schelble, Johann Nepomuk (1789-1837)</name></persName> Arzt, daß <persName xml:id="persName_8bb5026a-2072-4ed1-9d63-eeee212ea85d">er<name key="PSN0114524" style="hidden">Schelble, Johann Nepomuk (1789-1837)</name></persName> noch den Winter über feiern möge; wie es dann damit gehn wird, wissen wir nicht; alle andern hiesigen Musiker denken gar zu viel an sich, und zu wenig an die Sache; indeß wird sich das zeigen und man muß doch zuerst für die nächste Zeit sorgen; da freue ich mich, dem <persName xml:id="persName_cff48615-b6e7-4fbd-acf5-4745868fa6d7">Schelble<name key="PSN0114524" style="hidden">Schelble, Johann Nepomuk (1789-1837)</name></persName> gefällig sein zu können. Zugleich gestaltet sich mein Leben hier aufs Angenehmste. Was ich bei den musikalischen Leuten hier durch <title xml:id="title_2a0aa783-eeb8-4932-86fb-fbb81b96fd38">meine Ouvertüren<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_njuqiwe4-lnav-4fif-anel-m95gkfqehbaf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="unidentified_and_unspecified_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100969" style="hidden">Ouvertüren<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title> und <title xml:id="title_29edaaef-c67b-418c-aba0-e04115d0030f">Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ravrzhyu-xi53-4spt-yjqr-g2rl70aci1ix"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="unidentified_and_unspecified_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100968" style="hidden">Lieder ohne Worte<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wfzfytjv-dpdt-xrgo-4zp8-m1jrbociqkbl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="unidentified_and_unspecified_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100967" style="hidden">Lieder<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title> für ein gewaltiges Thier geworden bin, hätte ich mein Lebtage nicht gedacht, die <title xml:id="title_a12db676-3035-4b3d-a199-2d0d2b37b0ba">Melusine<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_sszueyce-pvqu-pk7j-vmw6-obf7ryxsmy20"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name></title> und <title xml:id="title_06901118-c8f2-48e1-8ee1-bf772c23ba1f">Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_rkep12z3-pnwj-gbsq-kxep-sp4ctfiwhy0l"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name></title> sind ihnen so geläufig, wie bei uns zu Haus, d. h. Leipziger Straße no. 3 und die Dilettanten disputiren stark über meine Intentionen. Dann ist <persName xml:id="persName_aae41f13-1feb-41fb-89f2-3249fe4e68fb">Hiller<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> hier, und macht ein ganz behagliches Haus mit <persName xml:id="persName_f239bd6b-15bc-462d-a2cc-4c13a5d797e6">seiner Mutter<name key="PSN0112008" style="hidden">Hiller, Regine (1783-1839)</name></persName> und einer französischen Gesellschafterinn; <persName xml:id="persName_654c8b66-dfcd-4c36-aaa3-bd90f1883296">er<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> war mir zu allen Zeiten eine liebe Erscheinung, und wir haben von jeher viel und Interessantes mit einander zu verhandeln gehabt. Es fehlt <persName xml:id="persName_f3be9d0e-6a49-49f3-b01d-87db06c1f0c4">ihm<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName>, bei seinem entschiednen Talent, nur die Characterstärke oder wie ichs nennen soll, die ihn einseitig machen könnte; mit der Vielseitigkeit kommt kein Mensch weiter, und weil <persName xml:id="persName_2ab1ad21-f0e5-4005-96c6-eadf8b38add0">ihm<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> von Natur <persName xml:id="persName_0fe2682e-e026-4606-9bd6-8e4c86039363">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> und <persName xml:id="persName_f79b31f1-74fa-44d9-89cc-0e75775e99b2">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName> gefallen, so schlüge er sich am liebsten ganz auf die ernste Seite, aber da kommen <persName xml:id="persName_b915b0aa-51ad-40f7-b7ec-2e211ea742db">Auber<name key="PSN0109578" style="hidden">Auber, Daniel-François-Esprit (1782-1871)</name></persName> und <persName xml:id="persName_cf146d4f-e1d7-4590-acb1-7eedbec5ad07">Bellini<name key="PSN0109794" style="hidden">Bellini, Vincenzo Salvatore Carmelo Francesco (1801-1835)</name></persName> und <persName xml:id="persName_39ff9937-ad9a-4e35-ab38-be34492690f3">Meyerbeer<name key="PSN0113318" style="hidden">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name></persName> mit ihren Orden, und Geld, und Titeln die gefallen ihm auch, und <persName xml:id="persName_4614656f-39a5-4fe8-b97e-16d2af7ce06b">er<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> möchte es damit auch nicht ganz verderben, und ein juste milieu giebts nicht. Das macht nun den Stoff aller unsrer Unterhaltungen, sobald wir uns sehn, weil <persName xml:id="persName_1ae788ae-2862-48e1-9049-7c5314378e81">er<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> sich nothwendigerweise manchmal unbehaglich fühlt, und so ists mir doppelt lieb, gerade jetzt auf einige Zeit mit <persName xml:id="persName_546556b1-e767-45d8-b291-f8052137d013">ihm<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> zusammenzutreffen, und wo möglich in meinem Sinne auf <persName xml:id="persName_5c9396e3-73f2-44f0-adfd-ef8ca01fad74">ihn<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> einzuwirken. – Bei der <persName xml:id="persName_c7f86052-ce49-46d1-8e8b-20e47d950d22">Tante Schlegel<name key="PSN0114561" style="hidden">Schlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839)</name></persName> im Haus ist es, wie Du es kennst; am aller liebsten bin ich mit <persName xml:id="persName_4c9ff5cf-0e18-4014-8727-e4751a26a50a">ihr<name key="PSN0114561" style="hidden">Schlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839)</name></persName> selbst, <persName xml:id="persName_864f3700-3929-41a9-840b-4d4f4f1312ff">sie<name key="PSN0114561" style="hidden">Schlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839)</name></persName> ist und bleibt die geistreichste, lebendigste und liebenswürdigste der <persName xml:id="persName_6a9a18c3-5aab-4e39-ba6c-2b7f0609b1ed">ganzen Familie<name key="PSN0113241" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName>; gestern schenkte ich <persName xml:id="persName_df34aa3f-3576-402f-aa8f-f46a0fe4cb82">ihr<name key="PSN0114561" style="hidden">Schlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839)</name></persName> den <title xml:id="title_df148e85-0378-4a9f-a8c6-75e6d011f559">Eckermann<name key="PSN0110823" style="hidden" type="author">Eckermann, Johann Peter (1792-1854)</name><name key="CRT0108640" style="hidden" type="literature">Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. 1823-1832</name></title>, weil auch <persName xml:id="persName_cb654dc7-adb5-461f-b5bb-1a3e9ec97ec3">sie<name key="PSN0114561" style="hidden">Schlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839)</name></persName> solch eine Freude daran hat, wie Ihr Lieben; mir ist es ganz, als hörte ich den <persName xml:id="persName_9da7e0e3-eb92-45e6-8801-7184c110c2cd">alten Herrn<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> wieder sprechen, wie ich denn auch vieles, was darin vorkommt, mit denselben Worten von <persName xml:id="persName_3dc96efb-ed97-4878-bc34-fa0771a1251f">ihm<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> gehört habe, und noch den Ton und die Bewegung dabei auswendig weiß; freilich kommt mir der <persName xml:id="persName_b4313512-0a87-40c0-9134-e2bc78f059ed">Eckermann<name key="PSN0110823" style="hidden">Eckermann, Johann Peter (1792-1854)</name></persName> gar zu schwach und unselbstständig vor, <persName xml:id="persName_c628f2a7-a69e-4fd3-bd04-e63b48722d7a">er<name key="PSN0110823" style="hidden">Eckermann, Johann Peter (1792-1854)</name></persName> freut sich immer fort „dieses bedeutenden Ausspruchs und merkt ihn sich wohl“ indeß ist es eine schwere Stellung dem <persName xml:id="persName_6e748705-9026-4042-b846-b18bfcfa8487">Alten<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> gegenüber, und man muß <persName xml:id="persName_78272ff0-c59d-4fe1-a321-ae72d3cc3a4a">ihm<name key="PSN0110823" style="hidden">Eckermann, Johann Peter (1792-1854)</name></persName> für die treuen Notizen danken, auch für die Delicatesse, im Gegensatz zu <persName xml:id="persName_f967e766-2f74-4546-b646-9149313fd36d">Riemer<name key="PSN0114188" style="hidden">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774-1845)</name></persName>, dem Tolpatsch. – Mit <persName xml:id="persName_d691d888-ae95-4d31-83ae-3549ac7914c7">Philipp Veit<name key="PSN0115472" style="hidden">Veit, Philipp (1793-1877)</name></persName> bin ich weniger bekannt geworden; auch arbeitet <persName xml:id="persName_c5f24c82-3022-46a4-81da-0dead88521fe">er<name key="PSN0115472" style="hidden">Veit, Philipp (1793-1877)</name></persName> jetzt den ganzen Tag am <title xml:id="title_f2fd2206-b2c6-451a-87d4-0a180d2d9f5b">großen Frescobilde<name key="PSN0115472" style="hidden" type="author">Veit, Philipp (1793-1877)</name><name key="CRT0111137" style="hidden" type="art">Die Einführung der Künste in Deutschland durch das Christentum</name></title>, kommt nicht einmal zum Essen nach Haus, und liebt es nicht, daß man <persName xml:id="persName_26e2f07a-e5c2-4a4a-a5f1-be2f7b97010a">ihn<name key="PSN0115472" style="hidden">Veit, Philipp (1793-1877)</name></persName> bei der Arbeit aufsuche; aber auch ohne das wäre ich nicht recht weiter mit <persName xml:id="persName_5dc92a4e-6cdf-4ea3-a82b-add3701190be">ihm<name key="PSN0115472" style="hidden">Veit, Philipp (1793-1877)</name></persName> gekommen, <persName xml:id="persName_52f8ef94-4cd8-4f95-bde6-0eb72157d955">er<name key="PSN0115472" style="hidden">Veit, Philipp (1793-1877)</name></persName> ist bei aller Liebenswürdigkeit, curios abgeschlossen und trocken, und alle seine Schüler, die <persName xml:id="persName_37ffe8e4-25e7-4bdc-84b2-5171b4dedfc5">ihn<name key="PSN0115472" style="hidden">Veit, Philipp (1793-1877)</name></persName> gewöhnlich umgeben, gefallen mir gar zu wenig; aus keinem ist ein Wort herauszukriegen, und sehen dabei so verzweifelt nachdenklich aus, und machen nicht viel. Doch mit den <persName xml:id="persName_f10a7626-65f7-45d9-a809-68a509ea352d">Kindern<name key="PSN0115468" style="hidden">Veit, Maria Dorothea Aloisia (1822-1897)</name><name key="PSN0115470" style="hidden">Veit, Maria Theresia (1824-1870)</name><name key="PSN0115469" style="hidden">Veit, Maria Franziska (1826-1912)</name><name key="PSN0115467" style="hidden">Veit, Maria Benedicta Domitilla (1828-1838)</name><name key="PSN0115465" style="hidden">Veit, Friedrich Anastasia Maria (1830-1878)</name></persName> bin ich auf sehr gutem Fuße; sie gefallen mir sehr, auch die <persName xml:id="persName_a9e5e546-c182-41e0-a3d0-29cf37e563f8">Frau<name key="PSN0115463" style="hidden">Veit, Caroline (Carolina) (1806-1890)</name></persName> gefällt mir ganz gut, und gewinnt bei näherer Bekanntschaft fortwährend. Heut Mittag esse ich dort, und lasse überhaupt nicht gern einen Tag vorübergehen, ohne bei der <persName xml:id="persName_35102d2f-4d95-4c39-ad2e-36b0904060ba">Tante<name key="PSN0114561" style="hidden">Schlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839)</name></persName> einmal vorgefragt zu haben. – Dann kenne ich eine <persName xml:id="persName_ca740122-7753-46f4-be93-61220b03679d">nette Familie Souchay<name key="PSN0114977" style="hidden">Souchay, Familie von → Cornelius Carl S.</name></persName>, (Verwandte von <persName xml:id="persName_8a40d82d-7f8f-4085-8937-bb4c9eebe67e">Schuncks<name key="PSN0114759" style="hidden">Schunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S.</name></persName>) mit zwei so <persName xml:id="persName_64d0ffd2-09a7-4f79-bebd-cb79b15865a9">wunderhübschen Töchtern<name key="PSN0112225" style="hidden">Jeanrenaud, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name><name key="PSN0112232" style="hidden">Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName>, daß ich die Abende vorauszähle, wo ich hingehn kann, um mich dort aufzuheitern, Clavier zu spielen, mir vorsingen zu lassen, &amp;c &amp;c. Da ist nun <persName xml:id="persName_3f7f7553-d886-4bd3-9a7e-3ba3d6b6c969">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> ein Vetter vom Hause, und giebt die unglaublichsten Streiche an; <persName xml:id="persName_c2e0b4c8-d168-4d86-81cd-b4c2c7f3f161">er<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> scheint zwar von den vielen <persName xml:id="persName_5507e18f-6cda-49d1-951f-a8857ccb4b9a">Rothschildfeten<name key="PSN0114304" style="hidden">Rothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812)</name></persName> die er mitmachen muß, etwas degoutirt, ist aber doch so recht in seinem Element bei all der Eleganz, den Visiten, der fashionablen Hetze, und ist und bleibt ein liebenswürdiger, sehr freundlicher Gesellschafter, mit dem sichs leicht und angenehm umgeht, trotz allen Anfechtungen die <persName xml:id="persName_ee827cb0-8899-4662-aa4b-0b4bc62b5bbb">er<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> zu Haus bei uns erleiden mag. – Rechne hinzu nun noch viele Diners, Quartettsoiréen, Liedertafeln &amp;c. so denke ich, ich habe Deine Frage nach meinem hiesigen Umgange, Leben und Wohnung mit aller Gründlichkeit beantwortet. Bei <persName xml:id="persName_4d74d66f-3656-423e-b283-8c53104469c6">Herz<name key="PSN0111935" style="hidden">Hertz, Moses Isaak (1778-1848)</name></persName> hab ich meine Visite gemacht, aber die Leute sind mir zu wenig bürgerlich, sie besuchen mich nicht wieder; und laden mich auch nicht ein, da kommen wir selten zusammen; Visiten wiederholen ist auch meine Sache nicht; übrigens haben <persName xml:id="persName_d06b3aaf-d5ee-4ebb-9d06-c562e065139b">sie<name key="PSN0111928" style="hidden">Hertz, Familie von → Moses Isaak H. (?) in Frankfurt a. M.</name></persName> mir diesmal viel besser gefallen, als in den früheren Jahren, wo ich sie sah; sie schienen mir lange nicht mehr so eitel und affectirt als sonst, ich weiß nicht, ob es an <persName xml:id="persName_d85b7ce5-66e3-47e0-b2ad-26754298084f">ihnen<name key="PSN0111928" style="hidden">Hertz, Familie von → Moses Isaak H. (?) in Frankfurt a. M.</name></persName> oder an mir liegen mag, oder ob wir uns beide verändert haben. Zu <persName xml:id="persName_4ef54fab-a455-4387-a663-573f13b95386">Rothschild’s<name key="PSN0114304" style="hidden">Rothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812)</name></persName> zu gehn, dazu habe ich mich, trotz den „schmeichelbarsten“ Invitationen nicht bringen können; zu ihren Bällen und sonstigen Festen fehlt mir alle Lust und Stimmung jetzt, „was nicht zusammengeht das soll sich meiden.“ Das sonderbare ist dabei, daß mir die <persName xml:id="persName_b5a3210f-e069-4624-a870-25feae3256d6">Leute<name key="PSN0114304" style="hidden">Rothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812)</name></persName> wirkliches Plaisir machen, und daß mir ihr Glanz und Wohlleben, und die allgemeine Ehrfurcht, die <persName xml:id="persName_191671e6-e8e5-4374-9a57-68b3fcb8bd6b">sie<name key="PSN0114304" style="hidden">Rothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812)</name></persName> allen den Philistern ab<hi rend="underline">zwingen</hi> (denn gern möchten sie <persName xml:id="persName_718f9bd0-38db-41f5-b0ef-4ae99585861f">sie<name key="PSN0114304" style="hidden">Rothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812)</name></persName> prügeln, wenn sie dürften) eine wahre Freude ist, weil <persName xml:id="persName_a7b29897-4b7d-42a5-a4e1-26313401dd86">sie<name key="PSN0114304" style="hidden">Rothschild, Bankiersfamilie, begründet von → Mayer Amschel R. (1744-1812)</name></persName> das alles doch ganz allein <hi rend="underline">ihrem</hi> Fleiße und <hi rend="underline">ihrem</hi> Glücke verdanken. Gestern früh komme ich zu <persName xml:id="persName_534501b5-36e0-4e2f-b0cf-ff0f2d1191ca">Hiller<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName>, wer sitzt da? <persName xml:id="persName_861a4dc8-c631-4933-a724-635d4dea1bf2">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> groß und breit, in liebenswürdigster Sonntagslaune. Ich kenne wahrlich wenig Menschen, die so amüsant und geistreich sein können, wie dieser aimable Spitzbube, wenn <persName xml:id="persName_2364a12e-01ff-4d9b-9dda-402423e28e4e">er<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> will; wir kamen die ganze Zeit aus dem Lachen nicht heraus. Ich habe <persName xml:id="persName_7bb3b512-cde7-42b4-af81-a24cf18c7c8d">ihm<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> versprochen ihm im <placeName xml:id="placeName_c19cb818-e61a-41c3-a05f-1a316f8d7126">Caecilienverein<name key="NST0100338" style="hidden" subtype="" type="institution">Cäcilienverein</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> die <title xml:id="title_349cf983-df8c-4b48-b74d-60a710fa492a">hmoll Messe<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107802" style="hidden" type="music">Messe h-Moll, BWV 232</name></title> und einigen andern Sachen von <persName xml:id="persName_bb063065-d44b-4166-917f-26925c172fcc">Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> vorsingen zu lassen; das wird gar zu schön sein, wenn der <persName xml:id="persName_e769e5d3-56a7-49e9-b684-d03bea304723">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> den <persName xml:id="persName_66094b41-9192-4860-89d9-c1fdc08e4f28">Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> bewundern muß. <persName xml:id="persName_0b50d96b-2360-47f3-8bfc-29c18bc791ae">Er<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> denkt aber, ländlich sittlich, und will mit den Wölfen heulen; von Deutschland ist <persName xml:id="persName_29087c2b-a4de-4d9c-80e4-188bc98202dc">er<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> entzückt, sagt <persName xml:id="persName_c9041b6d-88cc-454f-8c6c-8c7f23896a15">er<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName>, und wenn <persName xml:id="persName_8f6e166d-6e01-4a5e-b50f-32832f62d667">er<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> sich Abends am Rhein die Weincarte einmal geben läßt, so muß ihm der Kellner sein Zimmer zeigen, sonst findet <persName xml:id="persName_5a032ddd-e4b6-4edc-a4cb-2c2e27fb961c">ers<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> nicht mehr. Von Paris und allen Musikern dort, von sich selbst und seinen Compositionen erzählt <persName xml:id="persName_01c663a0-0be8-4af4-ac5c-4c3b90a6ade2">er<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> die lächerlichsten, lustigsten Dinge, und hat vor allen gegenwärtigen Menschen so ungeheuern Respect, daß man <persName xml:id="persName_39554a1b-5c8d-4e77-ba72-8e25bb5d6a63">ihm<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> wirklich glauben könnte, wenn man keine Augen hätte, um sein kluges Satyrgesicht dabei zu sehen. Aber Geist und Lebendigkeit und Witz in allen Mienen und in jedem Wort, und wer <persName xml:id="persName_060e7a14-242e-4e0b-937a-776ab0e6ddc7">ihn<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> nicht für ein Genie hält, der muß <persName xml:id="persName_659e0ff5-466e-4cfe-9cfd-62587e610e0b">ihn<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> nur einmal so sprudeln hören, und seine Meinung ändern. Dem <persName xml:id="persName_c2990776-7676-47d6-a353-e8fd27d255d1">Hiller<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> geht es nun wieder übel; <persName xml:id="persName_1c03b591-9e58-4a1f-a121-46c6fb0e4b7a">er<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> verrückt ihm abermals das Concept, wette ich; <persName xml:id="persName_096e6f30-bcdf-4f7a-b144-f4d81806f6b2">er<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> sagte nachher, die Italiänische und Deutsche Musik hätten sich bei ihm auf neutralem Gebiete getroffen, aber das quält <persName xml:id="persName_ca1442fa-7f1c-4b60-8216-b4b915e32e2a">ihn<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> eben. <persName xml:id="persName_72bc5677-37e8-455b-b0ab-8ca1812d04ce">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> und <persName xml:id="persName_55a997b1-3296-47e8-9629-5fb23ad610c7">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> laufen nun den ganzen Tag mit einander umher; sie sind alte Bekannte und Freunde, und die beiden zusammen zu sehen, freue ich mich ganz apart. Auch bei <persName xml:id="persName_91101c13-eea0-4c72-9d3e-594cda15ad19">Aloys Schmitt<name key="PSN0114624" style="hidden">Schmitt, Aloys (1788-1866)</name></persName> war ich neulich, aber wie <persName xml:id="persName_d75e0b4a-3d58-41c3-b071-e11d0f743d67">der<name key="PSN0114624" style="hidden">Schmitt, Aloys (1788-1866)</name></persName> auf alles schimpfte und jammerte, das war ein Elend; endlich schwor <persName xml:id="persName_94e57b3d-5344-499b-8db3-ebdd31c8a83e">er<name key="PSN0114624" style="hidden">Schmitt, Aloys (1788-1866)</name></persName> alle Menschen wären doch eigentlich langweiliges Pack; da antwortete ich <persName xml:id="persName_4dda2568-c054-4e85-b656-3d9698a2a131">ihm<name key="PSN0114624" style="hidden">Schmitt, Aloys (1788-1866)</name></persName>, das fände ich sehr bescheiden von ihm, denn er hielte sich gewiß für keinen Engel oder keinen Gott, – wider alle Erwartung wurden wir darauf die besten Freunde, und <persName xml:id="persName_6fc3daa9-d166-45c2-894e-c3be862662cc">er<name key="PSN0114624" style="hidden">Schmitt, Aloys (1788-1866)</name></persName> meinte endlich die Welt gefiele ihm doch gut; das ist um so begreiflicher, als <persName xml:id="persName_44461cf5-0e8a-46e0-b3d0-9d2c943550d5">er<name key="PSN0114624" style="hidden">Schmitt, Aloys (1788-1866)</name></persName> auf dem Lande in hübscher Gegend, schöner Aussicht, im Garten saß, und in einem Lande, wie dies hier, bei solchem Wetter und solchem Himmel an der Welt wirklich nicht viel getadelt werden kann. Mir gefällt die Umgebung von Frankfurt diesmal ganz ausnehmend; diese Fruchtbarkeit, der Reichthum an Grün, Gärten, und Feldern, und das schöne blaue Gebirge als Hintergrund; da ich denn überhaupt zum Geldsparen verdorben bin, so treibe ich mit einem Wagen wahren Luxus, und fahre jeden Nachmittag hin und her und lasse mirs wohl sein, in der schönen Natur, es ist zwar ziemlich mein einziger Luxus, indeß freilich ein großer; was mir aber so viel Vergnügen macht, das kann oder mag ich mir nicht versagen, und so werde ichs auch mit dem Seebade halten und mirs so hübsch, als möglich einrichten; ich denke im Haag zu wohnen, und jeden Morgen nach Scheveningen hinaus zu fahren. Wenns auch theuer ist, wie Du mir schreibst, liebe Mutter, so denke ich mir Haag mit seinen Bildergallerieen und sonstigen Schönheiten gar zu angenehm; <persName xml:id="persName_574dd5b9-3858-4e40-bc70-1b17faaff19f">Simrock<name key="PSN0114933" style="hidden">Simrock, Peter Joseph (1792-1868)</name></persName> muß dafür einige Louisd’or mehr bezahlen. Ob ich aber <persName xml:id="persName_b19de244-7990-46b4-8037-1726dbb1658b">Assers<name key="PSN0109559" style="hidden">Asser, Familie von → Carel A.</name></persName> aufsuchen werde, da ich gerade der Unbekanntschaft wegen nach Haag gehen will, das weiß ich wahrlich nicht; dann kommen wieder die musikalischen Feten unabwendlich. Aber ich will es doch nicht verreden, ich sehe ohnehin daß Du zu meinem Kopfschütteln den Kopf schüttelst, und sagst ich finge immer noch mit nein an. Gestern Nachmittag war ich in Offenbach beim <persName xml:id="persName_c554dbd8-4f8a-41f2-bb40-8fd03adadeca">André<name key="PSN0109484" style="hidden">André, Johann Anton (1775-1842)</name></persName>; er läßt Euch alle vielmal grüßen, und ist immer noch derselbe, Feurige, Lebhafte. Sein Empfang war mir doch wohlthuender und herzlicher als der von allen den andern Musikern; <persName xml:id="persName_4a8f1eba-66e3-4b4d-aa68-2bcce98ccc67">er<name key="PSN0109484" style="hidden">André, Johann Anton (1775-1842)</name></persName> sieht wirklich <persName xml:id="persName_c20c1138-39f3-4296-b4ef-a39f4e65dcc1">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> etwas ähnlich; ist es nicht sonderbar, daß mir hier mehrere Leute schon gesagt haben, ich gliche dem <persName xml:id="persName_9a4676dc-8741-4d59-a3aa-a311bddbcf9d">André<name key="PSN0109484" style="hidden">André, Johann Anton (1775-1842)</name></persName>, wie er in jüngern Jahren ausgesehn habe, und daß <persName xml:id="persName_064ecc1c-350e-4a79-804f-7ffa5fb3543a">er<name key="PSN0109484" style="hidden">André, Johann Anton (1775-1842)</name></persName> früher mehreremal mit dem <persName xml:id="persName_b0d4cca2-9d37-4b55-af9e-a960aeb92f51">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> verwechselt worden, werdet Ihr Euch auch wohl noch erinnern. Mich beguckte <persName xml:id="persName_1a3ee025-614a-4c59-a56a-4b40fae95023">er<name key="PSN0109484" style="hidden">André, Johann Anton (1775-1842)</name></persName> ganz in der Nähe von allen Seiten, und sagte ich hätte jetzt das dritte Gesicht seit <persName xml:id="persName_3b804e30-cb82-4852-8d40-88a54b3b8fc5">er<name key="PSN0109484" style="hidden">André, Johann Anton (1775-1842)</name></persName> mich kennte; mit dem zweiten hätte er sich gar nicht befreunden können, jetzt gefiele ich ihm aber wieder gut. Dann kam das Gespräch bald auf Canon, Contrapunct und <persName xml:id="persName_959e5fb4-9971-4e00-bbe0-df6723d370e1">Vogler<name key="PSN0115532" style="hidden">Vogler, Georg Joseph (gen. Abbé Vogler) (1749-1814)</name></persName>, und auf den fuhr <persName xml:id="persName_5b5ca74c-0ca3-4145-b5f8-23a0b3a668b8">er<name key="PSN0109484" style="hidden">André, Johann Anton (1775-1842)</name></persName> trotz <persName xml:id="persName_e8c2afdf-8c63-4809-bc86-3461e607d3e0">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> her und brachte gleich ein Paar Folianten als Beleg angeschleppt. Nächstens will er sich <title xml:id="title_dd742214-d8e3-421b-91f4-bb8c8c8f8519">meinen Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fz3xzcqr-9ngy-3gdp-ii63-qhwnsydx9obh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> bei mir vorspielen lassen, und auch ich will bald wieder zu <persName xml:id="persName_887de609-f6bb-490f-a499-67d89c8a7f2e">ihm<name key="PSN0109484" style="hidden">André, Johann Anton (1775-1842)</name></persName> hinaus. Beckchen, sage doch auch dem <persName xml:id="persName_9359bb22-98b5-4673-b757-e4f45318b69f">Dr. Benecke<name key="PSN0109835" style="hidden">Benecke, Victor (1809-1853)</name></persName>, daß ich seinen <persName xml:id="persName_5f236b82-c4d2-4da5-9d84-17a5fbab6865">Bruder<name key="PSN0109825" style="hidden">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name></persName> hier mehrmals gesehn habe, und daß <persName xml:id="persName_40550299-9316-45a1-bccd-3dad4a1dd23f">er<name key="PSN0109825" style="hidden">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name></persName> mir ganz ausnehmend wohl gefallen hat; ich konnte bei meinen Aufenthalten in London niemals recht mit <persName xml:id="persName_00bcbaac-1c62-42fc-b9ca-ac526d1de12a">ihm<name key="PSN0109825" style="hidden">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name></persName> zusammenkommen, um desto besser und angenehmer, diesmal. Nun ist schon der <date cert="high" when="1836-06-15" xml:id="date_8c36c1f5-f5f6-45d3-bfb0-c7650a7f1924">15<hi rend="superscript">te</hi></date> geworden – das ist ein rechter Plauder- und Klatschbrief. Lebt wohl, liebe Mutter und liebes Beckchen, und schreibt mir bald und sehr viel. Auch <persName xml:id="persName_b789a7fb-279b-4ce9-8eea-72a7208f4b95">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> soll einmal wieder schreiben und tausendmal gegrüßt sein. <seg type="closer" xml:id="seg_ffdaa550-3e21-4d6e-9252-45d78e6d7bf7">Lebt wohl!</seg></p><sig></sig></div></body></text></TEI>