fmb-1836-05-25-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Düsseldorf, 25. Mai 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S. – Textverluste in der abschließenden Grußformel und am Seitenrand durch Beschädigung infolge aufgelöster Bindung.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
1
2
Gottlob, daß wir gute Nachrichten haben. Die haben wir nur noch erwarten wollen, und nun wird
Abends fing die Aufführung um 6 an, und dauerte bis 10, die Pause war zwar lang, aber das Concert litte doch etwas an Länge. Abends waren wir alle bei
Gestern früh um 11 war das 3te Conc.
Vielen Dank liebe Luise, für Deinen Brief, ich freue mich sehr, daß Ihr ein Mädchen für mich habt, ich hätte doch nicht daran gedacht, mir eine von hier mitzunehmen, sie wurden hier auch gar nicht gelobt,
Endlich komme ich zum Anhängen, zum herzlichen Grüßen, zum aufrichtigsten Bedauern, und zum Wünschen alles Guten und Besten! Alte und neue Zeit gehen hier wieder einmal durcheinander, und Richtung und Lust desgleichen. Ich bin innerlichst erquickt im Beisammenseyn mit den Unsrigen die die Ihrigen sind – schreibe aber mal einer, wenn Fanny, d. i. die Verfaßerin Hensel eben die
Düsseldorf, 25. Mai 1836. Morgens 1 2 8. Gottlob, daß wir gute Nachrichten haben. Die haben wir nur noch erwarten wollen, und nun wird Paul heut früh Felixen die Briefe mittheilen. Hoffentlich finde ich Dich ganz auf den Beinen, liebe Rebecka, und Hauck erlaubt, daß ich Dir alle Tage eine Wassersuppe erzähle. Einstweilen fühle ich mich verpflichtet, so viel wie möglich zu Deiner unschädlichen Unterhaltung beizutragen, und werde Dir daher, so langweilig wie möglich, den Schluß des wunderherrlichen Festes erzählen. Montag, als ich meinen Brief höchst katzenjämmerlich schloß, ging ich mit Elisen, die auf mich gewartet hatte, in die Probe; die eben beim Schlußsatz der Symphonie war, erste Sätze und Ouvertüre hatten wir schon versäumt. Diese kolossale 9te Symph. die so groß, und zum Theil so abscheulich ist, wie nur der größte Mann sie machen kann, ging wie von Einem executirt. Die feinsten Nüancen, die verstecktesten Intentionen kamen an den Tag, die Massen sonderten sich, sie ward verständlich, und ist dann also wirklich zum größten Theil hinreißend schön. Ein kolossales Trauerspiel, mit einem Schluß, der dithyrambisch seyn soll, aber nun auf seiner Höhe umschlägt, und in sein Extrem fällt, ins Burleske. Die Solosätze wurden von der Fischer, Grabau, Schmezer und Fischer gesungen, demselben, der Tags vorher an dem Umwerfen des Duetts so thätigen Antheil genommen hatte, und der uns den Abend das Vergnügen machte, das erste Rezit: o Freunde, Felixens Verbot zum Trotz, abzuändern. Es war der einzige Fehler am ganzen Abend. Mad. Fischer sang ganz wunderhübsch. Woringen kündigte das 3te Conc. an, mit der Bitte an das Orchest. sich den andern Morgen um 8 zu einer kleinen Probe zu versammeln welcher Vorschlag mit Tusch erwidert ward. Felix bedankte sich in einer sehr wohlgesprochenen Rede für die Aufführung des Paulus, und lobte sie sehr, worauf der Jubel gar nicht enden wollte. Mittags aßen wir Alle bei Hübners, die ganz allerliebst eingerichtet sind, Emma ist ein großes braunes Mädchen. Abends fing die Aufführung um 6 an, und dauerte bis 10, die Pause war zwar lang, aber das Concert litte doch etwas an Länge. Abends waren wir alle bei Woringens versammelt, bis auf Felix, der bei Schadows war. Wir verzehrten Maitrank mit Champagner, von dem am Sonntag 4 Flaschen von 8 Personen auf die Dauer des Oratoriums verwettet worden waren. Ich gewann eine von Klingemann, es dauert 2 St. 25 Minut. (Felix sitzt hier am Tisch, und spricht mit mir, Albert. Rosa und dem altern Herrn. ) Gestern früh um 11 war das 3te Conc. Mad. Fischer war heiser geworden, und deshalb mußte das ganze Repertoir geändert werden. Und Im letzten Augenblick entschlossen sich Felix und David die Sonate aus a moll zu spielen. Vorher ward die herrliche erste Ouvert. zu Leonore wiederholt, von der ihr Alle gar nichts wißt, dann sang Schmezer dies Bildniß, dann kam die Sonate, prächtig von Beiden gespielt, als sie merkten, daß Felix spielen würde, entstand ein gewaltiger Jubel, Alles wurde aufs Lebhafteste applaudirt, und als David nachher wieder oben auf seinem Platz erschien, ward er vom Orchester mit großem Hallo empfangen. Dann sang die Grabau eine Arie aus Titus, die zweite Ouvert. der Leonore folgte, dann Gartenpause, und eine Auswahl aus dem Paulus im 2ten Theil. Dies Concert hörte ich mit an, und amüsirte mich prächtig. Vielen Dank liebe Luise, für Deinen Brief, ich freue mich sehr, daß Ihr ein Mädchen für mich habt, ich hätte doch nicht daran gedacht, mir eine von hier mitzunehmen, sie wurden hier auch gar nicht gelobt, Lisbeth ist ein weißer Rabe. Uebermorgen, Freitag früh reisen wir höchst wahrscheinlich, sollte sichs noch ändern, so schreibe ich noch, wo nicht, das Uebrige mündlich. Es ist hier ganz unmöglich, zum ordentlichen Schreiben zu kommen, seit meinem ersten langen, habe ich keinen geschrieben, ohne dabei zu sprechen. Fanny Hensel Endlich komme ich zum Anhängen, zum herzlichen Grüßen, zum aufrichtigsten Bedauern, und zum Wünschen alles Guten und Besten! Alte und neue Zeit gehen hier wieder einmal durcheinander, und Richtung und Lust desgleichen. Ich bin innerlichst erquickt im Beisammenseyn mit den Unsrigen die die Ihrigen sind – schreibe aber mal einer, wenn Fanny, d. i. die Verfaßerin Hensel eben die neue Leonore auswendig spielt, und Felix dabei das Orchester dirigirt und das Orchester aushunzt, als wär noch Sonnabend vor Pfingsten. Sie haben selber ein Musikfest erlebt und ich kann Ihnen nichts weiter davon erzählen, als daß sie den einzigen jetzt lebenden Tonkünstler zum Sohn und Bruder haben, und daß wir das einzige jetzt lebende Oratorium gehört haben. Darin ist das wahre Evangelium der Musik, wahrhaftige Fühlung und rechte Erkenntniß, und es läßt sich eben nichts weiter davon rühmen, als daß es die Sache selber ist. – Dabei befinden wir uns alle jetzt so erwünscht – es ist eine wahre Windstille nach all dem Treiben eingetreten, und in diesem liebenswürdigsten Hause, was ich nicht zu nennen brauche und wo wir Alle leben als wären wir die ältesten Verwandten und die neuesten Freunde, herrscht zwischen Maitrank und Rheinlaune ein stiller Frühling und ein bürgerlich deutsches Behagen. Dazwischen Ball mit Officieren, Pferderennen mit Officieren, Philister rechts und links mit sichtbaren buntgestickten Tragbändern und dicken goldenen Ketten, gut Wetter mit durchmarschierendem Heer – oder Führung, Bilder, Nachtigallen, Malerschnurbärte, Zwerge, Fremde aus der Schweiz und Holland und allem was deutsch dazwischen trägt, die ganze Stadt ein Wirthshaus, meine Magd im Bürgerhause, die jeden Morgen zu meiner jedesmaligen neuen Verwunderung sagt: Guten Morgen! Kurz Alles und keine Zeit! Wenn ich erst in London wieder bin, will ich viel davon träumen und lange davon zehren. Am Sonnabend flugs ziehe ich – wieder in die enge weite Welt, und kehre wohl Deutschland lange den Rücken: dabei spielt eben Felix Chopinsches, und mir wird ganz Polnisch und sentimental zu Muth. Leben Sie alle wohl, aus Bury Street höre ich gar nicht auf zu schreiben. Carl Klingemann Liebe Mutter und liebes Beckchen! Wie lange habe ich Euch nicht geschrieben, und wie liegt schon wieder manches Böse und Gute dazwischen. Aber wenn es Euch nur wieder wohl geht, und das Böse glücklich vorüber ist, und Ihr meiner noch freundlich denkt. Es ist mir immer noch nicht möglich einen ordentlichen Brief an Euch zu schreiben, Zeit und Stimmung fehlen und daß es mir körperlich wohl geht, wißt Ihr ja. Man wird alles in der Welt gewohnt, und so auchs dirigiren mich hat kein Musikfest weniger müde gemacht, als dieses, und ich könnte morgen wieder anfangen. Und dennoch war ich bei keinem so entsetzlich in Anspruch genommen und überlaufen, wie bei diesem; verzeiht mir auch darum mein langes Schweigen. Und nun für heut lebt wohl, und laßt uns bald wieder gute Nachrichten empfangen. Nach Empfang dieses Briefs bitt ich mir Alles nach Frankfurt an Herz zu adressiren, ich denke in 8 Tagen spätestens dort zu sein. Und nochmals lebt wohl. Felix Mendelssohn Bartholdy
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1836-05-25-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1836-05-25-01" xml:id="title_08cd7908-0933-42fa-9356-6578ab95c401">Felix Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel und Carl Klingemann an Rebecka Lejeune Dirichlet und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin<lb></lb>Düsseldorf, 25. Mai 1836</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_12a2eecd-5131-43a6-a809-adda596e2c0c">Gottlob, daß wir gute Nachrichten haben. Die haben wir nur noch erwarten wollen, und nun wird Paul heut früh Felixen die Briefe mittheilen. Hoffentlich finde ich Dich ganz auf den Beinen, liebe Rebecka, und Hauck</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_dda56a6a-4fa2-4937-8683-3627713f6f4a">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0111893">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</author> <author key="PSN0112434">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</author> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 4, 1358. </idno> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_2d2e9024-3ef9-4cca-965d-d9d6d91e4f95"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Berlin</settlement> <institution key="RISM">D-B</institution> <repository>Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz</repository> <collection>Musikabteilung</collection> <idno type="signatur">MA Depos. 3,2.67.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1836-05-25-01" type="letter" xml:id="title_f1be7c10-0c05-4844-9835-1ff52d6a7ad2">Felix Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel und Carl Klingemann an Rebecka Lejeune Dirichlet und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 25. Mai 1836</title> <incipit>Gottlob, daß wir gute Nachrichten haben. Die haben wir nur noch erwarten wollen, und nun wird Paul heut früh Felixen die Briefe mittheilen. Hoffentlich finde ich Dich ganz auf den Beinen, liebe Rebecka, und Hauck</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S. – Textverluste in der abschließenden Grußformel und am Seitenrand durch Beschädigung infolge aufgelöster Bindung.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-05-25" xml:id="date_ae268ee0-e7c5-4f90-afcd-0cd82c05e3cc">25. Mai 1836</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112434" resp="author" xml:id="persName_ea2a08df-9aea-4b0b-8dad-600e6da1a1aa">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName> <persName key="PSN0111893" resp="author" xml:id="persName_4d58b055-5e02-4466-9652-c29a68bd81ca">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_643060bc-0545-4670-9603-bd9d4c3211ec">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_1e964ff2-5b4f-4430-bee0-81e1263efac4"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country></placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113260" resp="receiver" xml:id="persName_db66c2f2-65e3-4461-bbff-f60269943d1e">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <persName key="PSN0110673" resp="receiver" xml:id="persName_68f9562c-7336-4ac4-8a27-67cfa134a2b4">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_4cd64851-84ce-4916-a864-a5d3ca9a5a2a"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country></placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_e326366a-828b-4a71-aae7-ab8e0de8c7f0"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Düsseldorf, <date cert="high" when="1836-05-25" xml:id="date_aab279a3-3339-4c0d-a143-176d1f556833">25. Mai 1836.</date></dateline> <dateline rend="right">Morgens <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi> </formula> 8.</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Gottlob, daß wir gute Nachrichten haben. Die haben wir nur noch erwarten wollen, und nun wird <persName xml:id="persName_249f3d22-18ff-42e0-886f-173a4274c20e">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> heut früh Felixen die Briefe mittheilen. Hoffentlich finde ich Dich ganz auf den Beinen, liebe Rebecka, und <persName xml:id="persName_8b85e09a-c896-403f-bc3b-bdecf7ff1c25">Hauck<name key="PSN0111763" style="hidden">Hauck, Georg Gustav Philipp (1783-1848)</name></persName> erlaubt, daß ich Dir alle Tage eine Wassersuppe erzähle. Einstweilen fühle ich mich verpflichtet, so viel wie möglich zu Deiner unschädlichen Unterhaltung beizutragen, und werde Dir daher, so langweilig wie möglich, den Schluß des <placeName xml:id="placeName_3e9d0092-99b4-4be7-a22a-71a57d0ad170">wunderherrlichen Festes<name key="NST0100342" style="hidden" subtype="" type="institution">18. Niederrheinisches Musikfest (1836)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> erzählen. Montag, als ich meinen Brief höchst katzenjämmerlich schloß, ging ich mit <persName xml:id="persName_b9c33ee4-7f7d-4e62-a30e-53932f21902b">Elisen<name key="PSN0115877" style="hidden">Woringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?)</name></persName>, die auf mich gewartet hatte, in die Probe; die eben beim Schlußsatz der <title xml:id="title_b6ae80c5-056a-4621-b0fa-df7c8c167a0e">Symphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108070" style="hidden" type="music">9. Sinfonie d-Moll, op. 125</name></title> war, erste Sätze und <title xml:id="title_9439c0a4-658b-4311-a404-01f87e41f950">Ouvertüre<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108036" style="hidden" type="music">Leonoren-Ouvertüre Nr. 1 C-Dur, op. 138</name></title> hatten wir schon versäumt. Diese kolossale <title xml:id="title_9083741d-4505-4426-a380-751b28c8681c">9te Symph.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108070" style="hidden" type="music">9. Sinfonie d-Moll, op. 125</name></title> die so groß, und zum Theil so abscheulich ist, wie nur der größte Mann sie machen kann, ging wie von Einem executirt. Die feinsten Nüancen, die verstecktesten Intentionen kamen an den Tag, die Massen sonderten sich, sie ward verständlich, und ist dann also wirklich zum größten Theil hinreißend schön. Ein kolossales Trauerspiel, mit einem Schluß, der dithyrambisch seyn soll, aber nun auf seiner Höhe umschlägt, und in sein Extrem fällt, ins Burleske. Die Solosätze wurden von der <persName xml:id="persName_f4ff927a-2665-4d53-a500-4f93d89cba82">Fischer<name key="PSN0111070" style="hidden">Fischer-Achten, Caroline (1806-1896)</name></persName>, <persName xml:id="persName_ae55fa97-7cf7-4e07-b083-e6c19e666b64">Grabau<name key="PSN0111497" style="hidden">Grabau, Eleonore Henriette (1805-1852)</name></persName>, <persName xml:id="persName_ae189142-01c1-4495-817e-b11c1da92b6c">Schmezer<name key="PSN0114598" style="hidden">Schmezer, Friedrich (1807-1877)</name></persName> und <persName xml:id="persName_a4cdbfe7-393e-4e3d-83a9-d0d5507bac02">Fischer<name key="PSN0111065" style="hidden">Fischer, Friedrich Wilhelm (1805-1871)</name></persName> gesungen, demselben, der Tags vorher an dem Umwerfen des Duetts so thätigen Antheil genommen hatte, und der uns den Abend das Vergnügen machte, das erste <title xml:id="title_e02647bf-5e71-471b-8c26-bfaf676e6ac8">Rezit: o Freu[nde<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108070" style="hidden" type="music">9. Sinfonie d-Moll, op. 125</name></title>,] Felixens Verbot zum Trotz, abzuändern. Es war der einzige Fehler am ganzen Abend. <persName xml:id="persName_621e3d5a-2e8a-47f5-9a22-b621cfb292ca">Mad. Fischer<name key="PSN0111070" style="hidden">Fischer-Achten, Caroline (1806-1896)</name></persName> sang ganz wunderhübsch. <persName xml:id="persName_0fb8f00d-4f3b-48f9-bd66-2d5f2f383d0e">Wori[ngen]<name key="PSN0115884" style="hidden">Woringen, Theodor Franz Ferdinand von (1798-1851)</name></persName> kündigte das 3te Conc. an, mit der Bitte an das Orchest. sich den andern Morgen um 8 zu einer kleinen Probe zu versammel[n] welcher Vorschlag mit Tusch erwidert w[ard.] Felix bedankte sich in einer sehr wohlgesprochenen Rede für die Aufführung de[s] <title xml:id="title_7a4635ca-d15f-4de4-9fc7-49e699fd2927">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_okyfvyfo-72iz-j08f-bgiw-9kmre6qluctz"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title>, und lobte sie sehr, worauf der Jubel gar nicht enden wollte. Mittags aßen wir Alle bei <persName xml:id="persName_2af3309d-9810-449b-90ba-3b1c28372511">Hübners<name key="PSN0112121" style="hidden">Hübner, Familie von → Rudolph Julius H.</name></persName>, die ganz allerliebst eingerichtet sind, <persName xml:id="persName_91fba53c-ec4a-404a-a80b-b6b871356ec1">Emma<name key="PSN0112123" style="hidden">Hübner, Albertine Eleonore Mathilde Emma (1830-1844)</name></persName> ist ein großes braunes Mädchen.</p> <p>Abends fing die Aufführung um 6 an, und dauerte bis 10, die Pause war zwar lang, aber das Concert litte doch etwas an Länge. Abends waren wir alle bei <persName xml:id="persName_03fc98ce-c33b-4e47-8519-218ee2c94a51">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W.</name></persName> versammelt, bis auf Felix, der bei <persName xml:id="persName_a7e2e7b0-ae8d-4e94-8a88-265ea1863478">Schadows<name key="PSN0114490" style="hidden">Schadow, Familie von → Friedrich Wilhelm S.</name></persName> war. Wir verzehrten Maitrank mit Champagner, von dem am Sonntag 4 Flaschen von 8 Personen auf die Dauer des <title xml:id="title_15fccbaf-83d7-4640-9f5b-9689894a06e8">Oratoriums<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_v4otulbx-wim9-fs3h-rvx3-shnqng1msnib"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> verwettet worden waren. Ich gewann eine von Klingemann, es dauert 2 St. 25 Minut. (Felix sitzt hier am Tisch, und spricht mit mir, <persName xml:id="persName_69f76fc4-259c-4e87-a434-f3b04cc560ed">Albert<name key="PSN0113264" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName>. <persName xml:id="persName_9b5cb600-0a80-46dd-8489-8e2af3d64134">Rosa<name key="PSN0115882" style="hidden">Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875)</name></persName> und dem <persName xml:id="persName_b9d0cd64-28ce-4cd3-b94f-bb7d6f072f1c">altern Herrn<name key="PSN0115880" style="hidden">Woringen, Georgius Otto Philippus von (1760-1838)</name></persName>.)</p> <p>Gestern früh um 11 war das 3te Conc. <persName xml:id="persName_9cffe4ad-17c6-4b88-832c-90b23ea46340">Mad. Fischer<name key="PSN0111070" style="hidden">Fischer-Achten, Caroline (1806-1896)</name></persName> war heiser geworden, und deshalb mußte das ganze Repertoir geändert werden. Und Im letzten Augenblick entschlossen sich Felix und <persName xml:id="persName_677b915d-bafb-4673-9767-5948b294e625">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> die <title xml:id="title_a422f36c-29bc-4b7a-aa41-6856522e64c5">Sonate aus a moll<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108078" style="hidden" type="music">Sonate für Klavier und Violine A-Dur, op. 47 (»Kreutzer«)</name></title> zu spielen. Vorher ward die herrliche erste <title xml:id="title_6bc85d1f-706e-462a-abd6-e449e16cdaf3">Ouvert. zu Leonore<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108036" style="hidden" type="music">Leonoren-Ouvertüre Nr. 1 C-Dur, op. 138</name></title> wiederholt, von der ihr Alle gar nichts wißt, dann sang <persName xml:id="persName_e068bfd8-aec2-43ba-a438-56ec5984fa6c">Schmezer<name key="PSN0114598" style="hidden">Schmezer, Friedrich (1807-1877)</name></persName> dies <title xml:id="title_3bc14535-0864-47f0-a987-65d7685fe5fd">Bildniß<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name></title>, dann kam die <title xml:id="title_e0eeabff-765a-4968-9681-2c8b07eaf73b">Sonate<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108078" style="hidden" type="music">Sonate für Klavier und Violine A-Dur, op. 47 (»Kreutzer«)</name></title>, prächtig von Beiden gespielt, als sie merkten, daß Felix spielen würde, entstand ein gewaltiger Jubel, Alles wurde aufs Lebhafteste applaudirt, und als <persName xml:id="persName_029410ca-4cb2-474e-b6ec-571a1144c8b8">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> nachher wieder oben auf seinem Platz erschien, ward er vom Orchester mit großem Hallo empfangen. Dann sang die <persName xml:id="persName_71619987-4193-4787-b31b-90e5dab7e3dd">Grabau<name key="PSN0111497" style="hidden">Grabau, Eleonore Henriette (1805-1852)</name></persName> eine <title xml:id="title_45fc3a18-85e0-4551-9a7c-24142a45107e">Arie aus Titus<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110085" style="hidden" type="music">La clemenza di Tito KV 621</name></title>, die zweite <title xml:id="title_15380561-333c-4c52-89e1-cf1f2003fab6">Ouvert. der Leonore<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108038" style="hidden" type="music">Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 C-Dur, op. 72b</name></title> folgte, dann Gartenpause, und eine Auswahl aus dem <title xml:id="title_4ca678f5-1de5-4a6b-a276-5366bd25c361">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_amqavxh0-wh2v-usgz-kcnl-kyqiftjkvm6a"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> im 2ten Theil. Dies Concert hörte ich mit an, und amüsirte mich prächtig.</p> <p>Vielen Dank liebe Luise, für Deinen Brief, ich freue mich sehr, daß Ihr ein Mädchen für mich habt, ich hätte doch nicht daran gedacht, mir eine von hier mitzunehmen, sie wurden hier auch gar nicht gelobt, <persName xml:id="persName_ef3e3e7f-671e-4f2d-b1d0-2a7218beaba9">Lisbeth<name key="PSN0112887" style="hidden">Lisbeth, Haushälterin von → Fanny Hensel (1836)</name></persName> ist ein weißer Rabe. Uebermorgen, Freitag früh reisen wir höchst wahrscheinlich, sollte sichs noch ändern, so schreibe ich noch, wo nicht, das Uebrige mündlich. Es ist hier ganz unmöglich, zum ordentlichen Schreiben zu kommen, seit meinem ersten langen, habe ich keinen geschrieben, ohne dabei zu sprechen.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Hensel</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_06ffc41f-0d25-488a-8ef9-29595ef892db"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_962ebd20-06b7-475d-b619-94790d1d12e2">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_a4686a5e-067b-4c1b-8cc9-ebb78fbd57f4">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Endlich komme ich zum Anhängen, zum herzlichen Grüßen, zum aufrichtigsten Bedauern, und zum Wünschen alles Guten und Besten! Alte und neue Zeit gehen hier wieder einmal durcheinander, und Richtung und Lust desgleichen. Ich bin innerlichst erquickt im Beisammenseyn mit den Unsrigen die die Ihrigen sind – schreibe aber mal einer, wenn Fanny, d. i. die Verfaßerin Hensel eben die <title xml:id="title_feeb105d-ff7f-4357-95c6-8bd5f4efdae7">neue Leonore<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108036" style="hidden" type="music">Leonoren-Ouvertüre Nr. 1 C-Dur, op. 138</name></title> auswendig spielt, und Felix dabei das Orchester dirigirt und das Orchester aushunzt, als wär noch Sonnabend vor Pfingsten. Sie haben selber ein Musikfest erlebt und ich kann Ihnen nichts weiter davon erzählen, als daß sie den einzigen jetzt lebenden Tonkünstler zum Sohn und Bruder haben, und daß wir das einzige jetzt lebende <title xml:id="title_de03579b-d181-452e-b1dd-c031783ba028">Oratorium<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yhqvymcb-2z5y-jkmp-phtj-solgv3q3fjnq"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> gehört haben. Darin ist das wahre Evangelium der Musik, wahrhaftige Fühlung und rechte Erkenntniß, und es läßt sich eben nichts weiter davon rühmen, als daß es die Sache selber ist. – Dabei befinden wir uns alle jetzt so erwünscht – es ist eine wahre Windstille nach all dem Treiben eingetreten, und in diesem <persName xml:id="persName_be6915ae-eaf8-4311-8348-cbb00ca76f34">liebenswürdigsten Hause<name key="PSN0115873" style="hidden">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W.</name></persName>, was ich nicht zu nennen brauche und wo wir Alle leben als wären wir die ältesten Verwandten und die neuesten Freunde, herrscht zwischen Maitrank und Rheinlaune ein stiller Frühling und ein bürgerlich deutsches Behagen. Dazwischen Ball mit Officieren, Pferderennen mit Officieren, Philister rechts und links mit sichtbaren buntgestickten Tragbändern und dicken goldenen Ketten, gut Wetter mit durchmarschierendem Heer – oder Führung, Bilder, Nachtigallen, Malerschnurbärte, Zwerge, Fremde aus der Schweiz und Holland und allem was deutsch dazwischen trägt, die ganze Stadt ein Wirthshaus, meine Magd im Bürgerhause, die jeden Morgen zu meiner jedesmaligen neuen Verwunderung sagt: Guten Morgen! Kurz Alles und keine Zeit! Wenn ich erst in London wieder bin, will ich viel davon träumen und lange davon zehren. Am Sonnabend flugs ziehe ich – wieder in die enge weite Welt, und kehre wohl Deutschland lange den Rücken: dabei spielt eben Felix <persName xml:id="persName_94b67b5e-cc62-44e6-9053-8b3587dba35e">Chopinsches<name key="PSN0110374" style="hidden">Chopin, Fryderyk Franciszek (Frédéric François) (1810-1849)</name></persName>, und mir wird ganz Polnisch und sentimental zu Muth. Leben Sie alle wohl, aus Bury Street höre ich gar nicht auf zu schreiben.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Carl Klingemann</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_92d9efe4-bbc3-4532-a190-89fe0977f4ec"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Liebe Mutter und liebes Beckchen!</seg> Wie lange habe ich Euch nicht geschrieben, und wie liegt schon wieder manches Böse und Gute dazwischen. Aber wenn es Euch nur wieder wohl geht, und das Böse glücklich vorüber ist, und Ihr meiner noch freundlich denkt. Es ist mir immer noch nicht möglich einen ordentlichen Brief an Euch zu schreiben, Zeit und Stimmung feh[len] und daß es mir körperlich wohl geht, wißt Ihr ja. Man wird alles in der Welt gewohnt, und so auchs dirigiren mich hat kein Musikfest weniger müde gemacht, al[s] <placeName xml:id="placeName_28122077-e4f7-4097-ba81-6f1f826380e2">dieses<name key="NST0100342" style="hidden" subtype="" type="institution">18. Niederrheinisches Musikfest (1836)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, und ich könnte morgen wieder anfangen. Und dennoch war ich bei keinem so entsetzlich in Anspruch genommen und überlaufen, wie bei diesem; verzeiht mir auch darum mein langes Schweigen. Und nun für heut lebt wohl, und laßt uns bald wieder gute Nachrichten empfangen. Nach Empfang dieses Briefs bi[tt] ich mir Alles nach Frankfurt an <persName xml:id="persName_5350bd88-e91f-4374-887d-29ebe7df814f">Herz<name key="PSN0111935" style="hidden">Hertz, Moses Isaak (1778-1848)</name></persName> zu adressiren, ich denke in 8 Tagen spätestens dort zu sein. <seg type="closer" xml:id="seg_a4012d5c-4409-40c6-968a-7a1d09b14192">Und nochmals lebt [wohl.]</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Felix Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body></text></TEI>