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fmb-1836-03-22-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London <lb></lb>Leipzig, 22. März 1836 Habe Dank für Deinen letzten Brief und komme im Mai zum Musikfest an den Rhein, oder vielmehr nicht zum Musikfest, sondern zum Wiedersehn. Ich verlange von ganzem Herzen danach wieder einmal mich so auszusprechen, wie Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 4, 1320.

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Düsseldorf D-DÜk Düsseldorf, Goethe-Museum, Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, Bibliothek - KM 2354 (1370/1973). Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 22. März 1836 Habe Dank für Deinen letzten Brief und komme im Mai zum Musikfest an den Rhein, oder vielmehr nicht zum Musikfest, sondern zum Wiedersehn. Ich verlange von ganzem Herzen danach wieder einmal mich so auszusprechen, wie

6 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,37,38. Klingemann, Briefwechsel, S. 198-200.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

22. März 1836 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) London Großbritannien deutsch
C. Klingemann Esqure. London. 37 Bury Street, St James’
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Leipzig d. 22sten März 1836Lieber Freund

Habe Dank für Deinen letzten Brief und komme im Mai zum Musikfest18. Niederrheinisches Musikfest (1836)DüsseldorfDeutschland an den Rhein, oder vielmehr nicht zum Musikfest18. Niederrheinisches Musikfest (1836)DüsseldorfDeutschland, sondern zum Wiedersehn. Ich verlange von ganzem Herzen danach wieder einmal mich so auszusprechen, wie ich es nur mit Dir kann, drum komm, und laß Dich nicht abhalten, und nimm so langen Urlaub, wie sie Dir nur geben wollen. Daß ich mit Dir dann nach England gehe bezweifle ich sehr; ich werde es nicht können, so gern ichs auch wollte, denn wenn ich auch die Rücksicht daß ich mit neuen Sachen kommen müßte, aus den Augen setzte, so würde ich mich doch zu lange dort aufhalten, und zu viel Geld dazu brauchen, um nachher noch in die Schweiz reisen zu können, was ich doch gern in diesem Jahre thäte. Wir haben seit einigen Tagen das lieblichste warme Frühlingswetter, und die viele Luft die ich schnappte, hat mir gut gethan. Mir ist zwar trüber und wenn Du willst trauriger, als in der Zeit vorher, aber es wird mir dabei doch ruhiger als bei der vorigen Abwechselung von Lustigkeit und Verzweiflung. Ich bin sehr viel mit SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) im freien Feld umhergestrichen, er ist ein freundlicher Mensch, und es lebt sich leicht und angenehm mit ihmSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890), und da sich noch ein Paar lebendige und interessante junge Leute zu uns gefunden haben, so sehen wir uns täglich, vermeiden alle Gesellschaften, die steif und langweilig sind, und machen alle Leipziger aufs höchste neugierig und gespannt, was wir eigentlich mit einander vorhaben mögen, während wir eben blos mit einander spazieren gehn, oder Musik machen, oder uns Abends zum Essen treffen, und nichts weiter vorhaben, als dies. Morgens arbeite ich bis 12, dann wird spazieren gegangen, einzeln oder in corpore; um 1 gegessen; Nachmittag Clavier gespielt, gegen Abend wieder gearbeitet, und endlich in einem hotel, unserm Sammelplatze soupirt. So habe ich den ganzen Winter gelebt, und mich so wohl dabei befunden, wie es in solcher Zeit möglich war; nun reis’t SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) in wenig Tagen nach Frankfurt und wird die einförmige Lebensart schon unterbrochen, und die Tage werden auch länger, und der Frühling fängt an. Vorige Woche besuchten mich MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) und FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) hier, um meine Lebensart auf ein Paar Tage mit anzusehn, und Musik zu hören. Fanny gefiel sich hier wohl, und machte auf die Leute und auf mich von neuem durch ihr Wesen und ihre Musik einen so liebenswürdigen Eindruck, daß mir darum die wenigen Tage ihres Hierseins doppelt lieb geworden sind. Ich ließ ihrHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) und der MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) die Melusina<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_hc3bnlgr-vpok-r8kn-iumo-71psjgptgstt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name> vorspielen, und die gelang dem OrchesterGewandhausLeipzigDeutschland einmal so schön, daß fast gar nichts zu wünschen übrig blieb. Sie trafen mit Mde. JamesonJameson, Anna (1794-1860) hier zusammen, die mit Fr. von GoetheGoethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872) von Weimar dazu hergekommen waren; ich konnte an Mde. JamesonJameson, Anna (1794-1860), so angenehm sieJameson, Anna (1794-1860) sein mag, curiose Vergleiche mit FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) anstellen, obwohl sie alle beide sehr klug und geistreich sind, aber FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) ist außen so ordentlich, und innerlich so lebendig und heiter; das ist gerade was mir gefällt. An demselben Tage und zu demselben Abonnement-Concert (es war das 20ste und letzte) traf MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) hier ein, der nach Naumburg, als Rath versetzt ist. ErMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) ist heiter, unverändert, lebendig und kräftig wie sonst, und wir hatten frohe Stunden mit einander. Ich ließ ihmMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) am folgenden Tage meine Meeresstille<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_q55j7t9d-0o5a-yr3a-xhko-y7gfkqv4alnp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name> vom OrchesterGewandhausLeipzigDeutschland vorspielen, DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) geigte vor, und wir gedachten alter vergangner Zeiten. ErMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) reis’te vorigen Sonnabend ab, MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) und FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) am Sonntag (heut ist Dinstag) Goehte’sGoethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872)Pogwisch, Ulrike Henriette Adele Eleonore Freiin von (1798-1875) am Montag, und heut haben die gewöhnlichen Spaziergänge mit SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) wieder ihren Anfang genommen, und in einer Stunde gehe ich ins hotel und soupire. Mit MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) habe ich mich verabredet, ihn in der Mitte April in Naumburg abzuholen, mit ihm zu Fuß nach Weimar zu gehn, an der Saale über Dornburg und Jena, und mich dann nach dem Rhein zu über Frankfurt zu schlagen. Ich arbeite jetzt täglich sehr am Oratorium<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_6lsz0swr-gt5k-htf5-c9dw-ubaamzr3hqnv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name>, und denke es in den nächsten Tagen vollständig zu beendigen. Auch habe ich beschlossen den künftigen Winter wieder hier zuzubringen; die große Anerkennung die ich hier im Lande gefunden habe, und die Zuvorkommenheit für jeden meiner Wünsche machen mirs unmöglich eine beßre Stelle mir nur zu denken, und ich möchte nur, daß es auch so fortdauerte. Unter andern Annehmlichkeiten werde ich im nächsten Winter den jungen Walter GoetheGoethe, Wolfgang Walther von (seit 1859) Freiherr von (1818-1885) (den ältesten GoetheschenGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) Enkel) hier haben, der trotz allen Widerspruchs von allen Seiten in Weimar, ein Musiker werden, und bei mir was lernen will. Dann haben sie mich zum Ehrendoctor hier bei der Universität gemacht (SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890) hat sich zwei Diplome abgeholt und will sie Dir und MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) schicken) und so fehlt es mir an äußern Erfolgen nicht, aber wenn es mir nur gelingt, die innre Heiterkeit wieder zu bekommen, ohne die das alles doch nicht hilft und nicht freut. Ich hoffe immer noch auf den Sommer und die schönen Tage.

Heut ist an Herrn HattendorfHattendorf (Hattendorff), Friedrich Heinrich (1772-1866) die ganze Sendung, die ich an Dich und MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) im November gemacht hatte, endlich abgegangen. Ich forschte nach Empfang Deines Briefes hier nach, und alles lag noch in guter Ruhe, worüber ich unmäßig fluchte, obwohl nur inwendig, denn es war ein Concertdirector, der mir den Streich gespielt und es bei sich liegen hatte. Hoffentlich kommt es nun bald und ordentlich an, den Inhalt habe ich Dir schon neulich angegeben. Nun noch eine große Bitte:

Ich muß noch ehe ich abreise (Mitte April) ein neues Liederheft bei HärtelsBreitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig herausgeben; es fehlen mir noch einige dazu, und da fiel mir in Mde. MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) Büchelchen meine Composition von Byrons „there be none of beauty’s“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ajp005vp-eexg-4uo6-yybo-jhxmlhkf6f9u"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100275" style="hidden">Romanze [Nr. 1] »There be none of beauty’s daughters« / »Keine von der Erde Schönen«, 3. August 1833<idno type="MWV">K 76</idno><idno type="op"></idno></name> in die Hände, und gefiel mir gut, und ich möchte wohl, daß das Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tmeqxumw-rfhk-jrhb-gi8b-tkxwnbslm57e"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100275" style="hidden">Romanze [Nr. 1] »There be none of beauty’s daughters« / »Keine von der Erde Schönen«, 3. August 1833<idno type="MWV">K 76</idno><idno type="op"></idno></name> bekannt würde. Aber mit den Englischen Worten geht das unmöglich an – weder in England noch hier. Auch kann ich mir andre Worte dazu denken, die viel besser dazu sich sängen als die Englischen; aber nur denken kann ich sie mir auch, machen kann ich sie nicht, das kannst Du, und ich bitte Dich, ob Du es wohl für mich thun wolltest? Ich will Dir sagen, was ich mir dazu dachte. Erstlich müßte es gar keine Übersetzung oder Übertragung sein, sondern ein ganz neues, selbstständiges Gedicht. Willst Du so eins dazu machen, so wäre es das beste, aber meine Musik müßtest Du dabei haben, ich denke sie wird wohl bei Dir oder Horsleys sein, sonst müßtest Du freilich warten bis Mde. MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) kleines Buch von HattendorfHattendorf (Hattendorff), Friedrich Heinrich (1772-1866) ankommt. – Willst Du aber meine Meinung davon haben und kannst Du sie brauchen, so schreibe ich hier die holprigen Verse hin, die ich zusammenbrachte, als ich Dir die Mühe ersparen wollte, aber ich kam nicht weit. Der Anfang sollte heißen: denkest Du noch der seelgen Stunde, wo Du sprachst ich bleibe Dein“ und nachher im 2ten Theile wo es nach cdur geht und zur Wiederkehr des adur Themas hatte ich statt der Verse „whose breast is gently heaving &c. &c. bis adore thee“ folgende vier: „und die Nachtigall mit süßen | Liedern wiegt’ uns flötend ein | da sank ich zu Deinen Füßen | Und Du sprachst, ich bleibe Dein |

Diese Verse sind ganz infam, aber einem Andern als Dir sagte ich sie auch nicht; Du wirst schon verstehen, was ich damit meine, und wie es besser zu machen ist. Die Stimmung des Liedes<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_lmtnjamp-ed6w-i7vl-asog-oiwyrun1auus"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100275" style="hidden">Romanze [Nr. 1] »There be none of beauty’s daughters« / »Keine von der Erde Schönen«, 3. August 1833<idno type="MWV">K 76</idno><idno type="op"></idno></name> möcht’ ich gern so haben, wie sie in diesen scheuslichen Versen ist, die scheint mir richtig (d. h. der Sinn) und auf dem Übergang wieder ins adur hätte ich gern ein Wort wie „Du“ und einen Fußfall, oder ein „ewig“ oder sonst so etwas. – Du hältst mich gewiß für toll? Aber ich wollte Du schicktest mir das Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_vyofbcvx-0sky-8z0y-bi5x-pj7vpro7jmbm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100275" style="hidden">Romanze [Nr. 1] »There be none of beauty’s daughters« / »Keine von der Erde Schönen«, 3. August 1833<idno type="MWV">K 76</idno><idno type="op"></idno></name>. Auf jeden Fall thu’ mir den Gefallen mir noch hieher drauf zu antworten, da ich bis Mitte April wie gesagt, die Lieder weggeben muß, und ist Dirs möglich so schick mir ein Gedicht dazu; es könnte ein Paradestück der deutschen Liedersinger werden.

Und da ich einmal im Bitten bin, so schick mir zu Deinem lieben Liede<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ntsfwxef-xezx-lu0w-qovy-kq60qq4bb9os"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100283" style="hidden">Sonntagslied (Sonntags) »Ringsum erschallt in Wald und Flur«, 28. Dezember 1834<idno type="MWV">K 84</idno><idno type="op">34/5</idno></name> noch eine andre Aenderung im dritten Verse, als die vorgeschlagnen. Es kommt in allen das Wort Feldschallmey’n vor, und das gefällt mir nicht, und singt sich nicht gut. Da es hier sehr viel gesungen wird, so habe ich mir geholfen und „Schallmeyenklang“ gesetzt und nachher „mit frohem Sang“ aber Du weißt sicher etwas Besseres. Und nun noch über den Salomon<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109020" style="hidden" type="music">Solomon HWV 67</name>; es ist zu spät, weil MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870), der darum hieher schrieb, sich verschrieb und anstatt der Anordnung des Salomon<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109020" style="hidden" type="music">Solomon HWV 67</name> nach der des Samson<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109014" style="hidden" type="music">Samson HWV 57</name> fragte, die ich nicht kannte. Never mind. Aber nun muß der Brief aus sein. Lebwohl, mein alter, grüß RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837), MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) und HorsleysHorsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875)Horsley, William (1774-1858) und auf Wiedersehn! Dein

Feli
            Leipzig d. 22sten März 1836Lieber Freund
Habe Dank für Deinen letzten Brief und komme im Mai zum Musikfest an den Rhein, oder vielmehr nicht zum Musikfest, sondern zum Wiedersehn. Ich verlange von ganzem Herzen danach wieder einmal mich so auszusprechen, wie ich es nur mit Dir kann, drum komm, und laß Dich nicht abhalten, und nimm so langen Urlaub, wie sie Dir nur geben wollen. Daß ich mit Dir dann nach England gehe bezweifle ich sehr; ich werde es nicht können, so gern ichs auch wollte, denn wenn ich auch die Rücksicht daß ich mit neuen Sachen kommen müßte, aus den Augen setzte, so würde ich mich doch zu lange dort aufhalten, und zu viel Geld dazu brauchen, um nachher noch in die Schweiz reisen zu können, was ich doch gern in diesem Jahre thäte. Wir haben seit einigen Tagen das lieblichste warme Frühlingswetter, und die viele Luft die ich schnappte, hat mir gut gethan. Mir ist zwar trüber und wenn Du willst trauriger, als in der Zeit vorher, aber es wird mir dabei doch ruhiger als bei der vorigen Abwechselung von Lustigkeit und Verzweiflung. Ich bin sehr viel mit Schlemmer im freien Feld umhergestrichen, er ist ein freundlicher Mensch, und es lebt sich leicht und angenehm mit ihm, und da sich noch ein Paar lebendige und interessante junge Leute zu uns gefunden haben, so sehen wir uns täglich, vermeiden alle Gesellschaften, die steif und langweilig sind, und machen alle Leipziger aufs höchste neugierig und gespannt, was wir eigentlich mit einander vorhaben mögen, während wir eben blos mit einander spazieren gehn, oder Musik machen, oder uns Abends zum Essen treffen, und nichts weiter vorhaben, als dies. Morgens arbeite ich bis 12, dann wird spazieren gegangen, einzeln oder in corpore; um 1 gegessen; Nachmittag Clavier gespielt, gegen Abend wieder gearbeitet, und endlich in einem hotel, unserm Sammelplatze soupirt. So habe ich den ganzen Winter gelebt, und mich so wohl dabei befunden, wie es in solcher Zeit möglich war; nun reis’t Schlemmer in wenig Tagen nach Frankfurt und wird die einförmige Lebensart schon unterbrochen, und die Tage werden auch länger, und der Frühling fängt an. Vorige Woche besuchten mich Mutter und Fanny hier, um meine Lebensart auf ein Paar Tage mit anzusehn, und Musik zu hören. Fanny gefiel sich hier wohl, und machte auf die Leute und auf mich von neuem durch ihr Wesen und ihre Musik einen so liebenswürdigen Eindruck, daß mir darum die wenigen Tage ihres Hierseins doppelt lieb geworden sind. Ich ließ ihr und der Mutter die Melusina vorspielen, und die gelang dem Orchester einmal so schön, daß fast gar nichts zu wünschen übrig blieb. Sie trafen mit Mde. Jameson hier zusammen, die mit Fr. von Goethe von Weimar dazu hergekommen waren; ich konnte an Mde. Jameson, so angenehm sie sein mag, curiose Vergleiche mit Fanny anstellen, obwohl sie alle beide sehr klug und geistreich sind, aber Fanny ist außen so ordentlich, und innerlich so lebendig und heiter; das ist gerade was mir gefällt. An demselben Tage und zu demselben Abonnement-Concert (es war das 20ste und letzte) traf Mühlenfels hier ein, der nach Naumburg, als Rath versetzt ist. Er ist heiter, unverändert, lebendig und kräftig wie sonst, und wir hatten frohe Stunden mit einander. Ich ließ ihm am folgenden Tage meine Meeresstille vom Orchester vorspielen, David geigte vor, und wir gedachten alter vergangner Zeiten. Er reis’te vorigen Sonnabend ab, Mutter und Fanny am Sonntag (heut ist Dinstag) Goehte’s am Montag, und heut haben die gewöhnlichen Spaziergänge mit Schlemmer wieder ihren Anfang genommen, und in einer Stunde gehe ich ins hotel und soupire. Mit Mühlenfels habe ich mich verabredet, ihn in der Mitte April in Naumburg abzuholen, mit ihm zu Fuß nach Weimar zu gehn, an der Saale über Dornburg und Jena, und mich dann nach dem Rhein zu über Frankfurt zu schlagen. Ich arbeite jetzt täglich sehr am Oratorium, und denke es in den nächsten Tagen vollständig zu beendigen. Auch habe ich beschlossen den künftigen Winter wieder hier zuzubringen; die große Anerkennung die ich hier im Lande gefunden habe, und die Zuvorkommenheit für jeden meiner Wünsche machen mirs unmöglich eine beßre Stelle mir nur zu denken, und ich möchte nur, daß es auch so fortdauerte. Unter andern Annehmlichkeiten werde ich im nächsten Winter den jungen Walter Goethe (den ältesten Goetheschen Enkel) hier haben, der trotz allen Widerspruchs von allen Seiten in Weimar, ein Musiker werden, und bei mir was lernen will. Dann haben sie mich zum Ehrendoctor hier bei der Universität gemacht (Schlemmer hat sich zwei Diplome abgeholt und will sie Dir und Moscheles schicken) und so fehlt es mir an äußern Erfolgen nicht, aber wenn es mir nur gelingt, die innre Heiterkeit wieder zu bekommen, ohne die das alles doch nicht hilft und nicht freut. Ich hoffe immer noch auf den Sommer und die schönen Tage.
Heut ist an Herrn Hattendorf die ganze Sendung, die ich an Dich und Moscheles im November gemacht hatte, endlich abgegangen. Ich forschte nach Empfang Deines Briefes hier nach, und alles lag noch in guter Ruhe, worüber ich unmäßig fluchte, obwohl nur inwendig, denn es war ein Concertdirector, der mir den Streich gespielt und es bei sich liegen hatte. Hoffentlich kommt es nun bald und ordentlich an, den Inhalt habe ich Dir schon neulich angegeben. Nun noch eine große Bitte:
Ich muß noch ehe ich abreise (Mitte April) ein neues Liederheft bei Härtels herausgeben; es fehlen mir noch einige dazu, und da fiel mir in Mde. Moscheles Büchelchen meine Composition von Byrons „there be none of beauty’s“ in die Hände, und gefiel mir gut, und ich möchte wohl, daß das Lied bekannt würde. Aber mit den Englischen Worten geht das unmöglich an – weder in England noch hier. Auch kann ich mir andre Worte dazu denken, die viel besser dazu sich sängen als die Englischen; aber nur denken kann ich sie mir auch, machen kann ich sie nicht, das kannst Du, und ich bitte Dich, ob Du es wohl für mich thun wolltest? Ich will Dir sagen, was ich mir dazu dachte. Erstlich müßte es gar keine Übersetzung oder Übertragung sein, sondern ein ganz neues, selbstständiges Gedicht. Willst Du so eins dazu machen, so wäre es das beste, aber meine Musik müßtest Du dabei haben, ich denke sie wird wohl bei Dir oder Horsleys sein, sonst müßtest Du freilich warten bis Mde. Moscheles kleines Buch von Hattendorf ankommt. – Willst Du aber meine Meinung davon haben und kannst Du sie brauchen, so schreibe ich hier die holprigen Verse hin, die ich zusammenbrachte, als ich Dir die Mühe ersparen wollte, aber ich kam nicht weit. Der Anfang sollte heißen: denkest Du noch der seelgen Stunde, wo Du sprachst ich bleibe Dein“ und nachher im 2ten Theile wo es nach cdur geht und zur Wiederkehr des adur Themas hatte ich statt der Verse „whose breast is gently heaving &c. &c. bis adore thee“ folgende vier: „und die Nachtigall mit süßen | Liedern wiegt’ uns flötend ein | da sank ich zu Deinen Füßen | Und Du sprachst, ich bleibe Dein |
Diese Verse sind ganz infam, aber einem Andern als Dir sagte ich sie auch nicht; Du wirst schon verstehen, was ich damit meine, und wie es besser zu machen ist. Die Stimmung des Liedes möcht’ ich gern so haben, wie sie in diesen scheuslichen Versen ist, die scheint mir richtig (d. h. der Sinn) und auf dem Übergang wieder ins adur hätte ich gern ein Wort wie „Du“ und einen Fußfall, oder ein „ewig“ oder sonst so etwas. – Du hältst mich gewiß für toll? Aber ich wollte Du schicktest mir das Lied . Auf jeden Fall thu’ mir den Gefallen mir noch hieher drauf zu antworten, da ich bis Mitte April wie gesagt, die Lieder weggeben muß, und ist Dirs möglich so schick mir ein Gedicht dazu; es könnte ein Paradestück der deutschen Liedersinger werden.
Und da ich einmal im Bitten bin, so schick mir zu Deinem lieben Liede noch eine andre Aenderung im dritten Verse, als die vorgeschlagnen. Es kommt in allen das Wort Feldschallmey’n vor, und das gefällt mir nicht, und singt sich nicht gut. Da es hier sehr viel gesungen wird, so habe ich mir geholfen und „Schallmeyenklang“ gesetzt und nachher „mit frohem Sang“ aber Du weißt sicher etwas Besseres. Und nun noch über den Salomon; es ist zu spät, weil Moscheles, der darum hieher schrieb, sich verschrieb und anstatt der Anordnung des Salomon nach der des Samson fragte, die ich nicht kannte. Never mind. Aber nun muß der Brief aus sein. Lebwohl, mein alter, grüß Rosen, Moscheles und Horsleys und auf Wiedersehn! Dein
Feli          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1836-03-22-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1836-03-22-01" xml:id="title_e1e92091-3aa5-41c9-903c-c894410450b1">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London <lb></lb>Leipzig, 22. März 1836</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_9c7d8f2e-3f74-487a-8130-6c1bcecdb993">Habe Dank für Deinen letzten Brief und komme im Mai zum Musikfest an den Rhein, oder vielmehr nicht zum Musikfest, sondern zum Wiedersehn. Ich verlange von ganzem Herzen danach wieder einmal mich so auszusprechen, wie</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_bcdeb8da-b0ac-40a5-8a29-d94aae1487f0">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 4, 1320. </idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_673808ef-296f-4891-82ef-cab60c685181"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Düsseldorf</settlement> <institution key="RISM">D-DÜk</institution> <repository>Düsseldorf, Goethe-Museum, Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, Bibliothek</repository> <collection>-</collection> <idno type="signatur">KM 2354 (1370/1973).</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1836-03-22-01" type="letter" xml:id="title_1c01a1e2-0528-441f-86b0-fdcf6a7c439a">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 22. März 1836</title> <incipit>Habe Dank für Deinen letzten Brief und komme im Mai zum Musikfest an den Rhein, oder vielmehr nicht zum Musikfest, sondern zum Wiedersehn. Ich verlange von ganzem Herzen danach wieder einmal mich so auszusprechen, wie</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>6 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,37,38.</bibl> <bibl type="printed_letter">Klingemann, Briefwechsel, S. 198-200.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-03-22" xml:id="date_40628240-1e6c-46ff-8184-35088f20d537">22. März 1836</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_3e64e348-7d39-4e4f-913c-148dc79c8ba7">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_6746d08c-08aa-44f5-8b22-2349318512cb"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0112434" resp="receiver" xml:id="persName_f9337011-0199-4868-b478-8c68f51ebf29">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_72139fb5-262c-464e-a0c2-3c4ebd668135"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_19a43f16-2d62-462e-973a-f1aae6b78d29"> <head> <address> <addrLine>C. 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Niederrheinisches Musikfest (1836)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> an den Rhein, oder vielmehr nicht zum <placeName xml:id="placeName_d241b858-a15b-4fcf-acf7-4676b21b81a1">Musikfest<name key="NST0100342" style="hidden" subtype="" type="institution">18. Niederrheinisches Musikfest (1836)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, sondern zum Wiedersehn. Ich verlange von ganzem Herzen danach wieder einmal mich so auszusprechen, wie ich es nur mit Dir kann, drum komm, und laß Dich nicht abhalten, und nimm so langen Urlaub, wie sie Dir nur geben wollen. Daß ich mit Dir dann nach England gehe bezweifle ich sehr; ich werde es nicht können, so gern ichs auch wollte, denn wenn ich auch die Rücksicht daß ich mit neuen Sachen kommen müßte, aus den Augen setzte, so würde ich mich doch zu lange dort aufhalten, und zu viel Geld dazu brauchen, um <hi rend="underline">nachher</hi> noch in die Schweiz reisen zu können, was ich doch gern in diesem Jahre thäte. Wir haben seit einigen Tagen das lieblichste warme Frühlingswetter, und die viele Luft die ich schnappte, hat mir gut gethan. Mir ist zwar trüber und wenn Du willst trauriger, als in der Zeit vorher, aber es wird mir dabei doch ruhiger als bei der vorigen Abwechselung von Lustigkeit und Verzweiflung. Ich bin sehr viel mit <persName xml:id="persName_2469b8c4-5ea5-47bc-9ea7-c7068430d691">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> im freien Feld umhergestrichen, er ist ein freundlicher Mensch, und es lebt sich leicht und angenehm mit <persName xml:id="persName_0cc4b5cb-7694-4322-8edb-39664b539ca9">ihm<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName>, und da sich noch ein Paar lebendige und interessante junge Leute zu uns gefunden haben, so sehen wir uns täglich, vermeiden alle Gesellschaften, die steif und langweilig sind, und machen alle Leipziger aufs höchste neugierig und gespannt, was wir eigentlich mit einander vorhaben mögen, während wir eben blos mit einander spazieren gehn, oder Musik machen, oder uns Abends zum Essen treffen, und nichts weiter vorhaben, als dies. Morgens arbeite ich bis 12, dann wird spazieren gegangen, einzeln oder in corpore; um 1 gegessen; Nachmittag Clavier gespielt, gegen Abend wieder gearbeitet, und endlich in einem hotel, unserm Sammelplatze soupirt. So habe ich den ganzen Winter gelebt, und mich so wohl dabei befunden, wie es in solcher Zeit möglich war; nun reis’t <persName xml:id="persName_c3722525-0bed-444d-8206-9d79d026f991">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> in wenig Tagen nach Frankfurt und wird die einförmige Lebensart schon unterbrochen, und die Tage werden auch länger, und der Frühling fängt an. Vorige Woche besuchten mich <persName xml:id="persName_a2a4faff-b475-4087-970d-941ef19618dc">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> und <persName xml:id="persName_2039432d-fffa-45ca-97fa-e63bc3aee474">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> hier, um meine Lebensart auf ein Paar Tage mit anzusehn, und Musik zu hören. Fanny gefiel sich hier wohl, und machte auf die Leute und auf mich von neuem durch ihr Wesen und ihre Musik einen so liebenswürdigen Eindruck, daß mir darum die wenigen Tage ihres Hierseins doppelt lieb geworden sind. Ich ließ <persName xml:id="persName_b27eb133-7b60-4b30-ab31-0ebc1805e2f6">ihr<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> und der <persName xml:id="persName_b438d1e0-341b-42a8-95cd-4682d9bf03a4">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> die <title xml:id="title_218a8573-8cdf-4579-90a1-29bd28258fb7">Melusina<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_hc3bnlgr-vpok-r8kn-iumo-71psjgptgstt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name></title> vorspielen, und die gelang dem <placeName xml:id="placeName_fead61e5-dcd4-4c8b-93ed-fbb0045073e5">Orchester<name key="NST0100494" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> einmal so schön, daß fast gar nichts zu wünschen übrig blieb. Sie trafen mit <persName xml:id="persName_11bbf854-0b24-4062-9d7f-34406d5a77a5">Mde. Jameson<name key="PSN0112209" style="hidden">Jameson, Anna (1794-1860)</name></persName> hier zusammen, die mit <persName xml:id="persName_43d64308-c59a-43fa-bcdf-6f1b28a00ac1">Fr. von Goethe<name key="PSN0111425" style="hidden">Goethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872)</name></persName> von Weimar dazu hergekommen waren; ich konnte an <persName xml:id="persName_0ba3c760-040d-4e2f-a149-4d2494fe8c27">Mde. Jameson<name key="PSN0112209" style="hidden">Jameson, Anna (1794-1860)</name></persName>, so angenehm <persName xml:id="persName_a1f73248-c21e-47b1-9b3b-2f396bbf2295">sie<name key="PSN0112209" style="hidden">Jameson, Anna (1794-1860)</name></persName> sein mag, curiose Vergleiche mit <persName xml:id="persName_eccabdf4-3440-4c66-87c5-6470da68543f">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> anstellen, obwohl sie alle beide sehr klug und geistreich sind, aber <persName xml:id="persName_4c98cdbc-7eef-457f-9751-feb6075d908b">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> ist außen so ordentlich, und innerlich so lebendig und heiter; das ist gerade was mir gefällt. An demselben Tage und zu demselben Abonnement-Concert (es war das 20<hi rend="superscript">ste</hi> und letzte) traf <persName xml:id="persName_4b81849c-5b91-4c4d-ac0c-7fc71593c737">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> hier ein, der nach Naumburg, als Rath versetzt ist. <persName xml:id="persName_dbd30a12-4ff9-4451-9bad-bbbbcbed6c9a">Er<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> ist heiter, unverändert, lebendig und kräftig wie sonst, und wir hatten frohe Stunden mit einander. Ich ließ <persName xml:id="persName_368652df-b9a1-4c9e-8a3e-13faf2869335">ihm<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> am folgenden Tage <title xml:id="title_78590df5-3095-4a67-9869-7b67fadb121e">meine Meeresstille<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_q55j7t9d-0o5a-yr3a-xhko-y7gfkqv4alnp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name></title> vom <placeName xml:id="placeName_3fc9eec0-ec4e-4070-baeb-10e9a01cf56e">Orchester<name key="NST0100494" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> vorspielen, <persName xml:id="persName_e10eccfd-21aa-404c-aa68-6065119f74a8">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> geigte vor, und wir gedachten alter vergangner Zeiten. <persName xml:id="persName_85a3df09-9287-4ee7-8443-6f335372cfa7">Er<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> reis’te vorigen Sonnabend ab, <persName xml:id="persName_704e66bc-0643-49e8-9741-a41464e0ee54">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> und <persName xml:id="persName_cf6077c4-5ab5-44ce-954c-a7df1cb6a148">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> am Sonntag (heut ist Dinstag) <persName xml:id="persName_cc52ebca-53e6-48a9-ad4a-a49615b33df3">Goehte’s<name key="PSN0111425" style="hidden">Goethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872)</name><name key="PSN0113923" style="hidden">Pogwisch, Ulrike Henriette Adele Eleonore Freiin von (1798-1875)</name></persName> am Montag, und heut haben die gewöhnlichen Spaziergänge mit <persName xml:id="persName_a47a80de-70ff-45d6-80a9-7e86cd6a1389">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> wieder ihren Anfang genommen, und in einer Stunde gehe ich ins hotel und soupire. Mit <persName xml:id="persName_327a0628-9fd1-4fd7-94d4-710ee1eed353">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> habe ich mich verabredet, ihn in der Mitte April in Naumburg abzuholen, mit ihm zu Fuß nach Weimar zu gehn, an der Saale über Dornburg und Jena, und mich dann nach dem Rhein zu über Frankfurt zu schlagen. Ich arbeite jetzt täglich sehr am <title xml:id="title_24381188-dbf8-469c-943f-38d7113bf406">Oratorium<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_6lsz0swr-gt5k-htf5-c9dw-ubaamzr3hqnv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title>, und denke es in den nächsten Tagen vollständig zu beendigen. Auch habe ich beschlossen den künftigen Winter wieder hier zuzubringen; die große Anerkennung die ich hier im Lande gefunden habe, und die Zuvorkommenheit für jeden meiner Wünsche machen mirs unmöglich eine beßre Stelle mir nur zu denken, und ich möchte nur, daß es auch so fortdauerte. Unter andern Annehmlichkeiten werde ich im nächsten Winter den jungen <persName xml:id="persName_f66c881c-0de7-4796-8b0b-3c1690d171c9">Walter Goethe<name key="PSN0111426" style="hidden">Goethe, Wolfgang Walther von (seit 1859) Freiherr von (1818-1885)</name></persName> (den ältesten <persName xml:id="persName_65afd929-a935-4e02-8b39-d36aad599e7a">Goetheschen<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> Enkel) hier haben, der trotz allen Widerspruchs von allen Seiten in Weimar, ein Musiker werden, und bei mir was lernen will. Dann haben sie mich zum Ehrendoctor hier bei der Universität gemacht (<persName xml:id="persName_03eb5850-2f50-49f5-820f-997ed7caf319">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> hat sich zwei Diplome abgeholt und will sie Dir und <persName xml:id="persName_2e184b12-fbe0-48c7-b645-7025881edacf">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> schicken) und so fehlt es mir an äußern Erfolgen nicht, aber wenn es mir nur gelingt, die innre Heiterkeit wieder zu bekommen, ohne die das alles doch nicht hilft und nicht freut. Ich hoffe immer noch auf den Sommer und die schönen Tage.</p><p>Heut ist an <persName xml:id="persName_85e52713-bfa6-470f-9641-74e779f58a93">Herrn Hattendorf<name key="PSN0111758" style="hidden">Hattendorf (Hattendorff), Friedrich Heinrich (1772-1866)</name></persName> die ganze Sendung, die ich an Dich und <persName xml:id="persName_82745eba-13a4-441c-9ea1-b81229e6f288">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> im November gemacht hatte, endlich abgegangen. Ich forschte nach Empfang Deines Briefes hier nach, und alles lag noch in guter Ruhe, worüber ich unmäßig fluchte, obwohl nur inwendig, denn es war ein Concertdirector, der mir den Streich gespielt und es bei sich liegen hatte. Hoffentlich kommt es nun bald und ordentlich an, den Inhalt habe ich Dir schon neulich angegeben. Nun noch eine große Bitte:</p><p>Ich muß noch ehe ich abreise (Mitte April) ein neues Liederheft bei <persName xml:id="persName_f542e162-0199-4d8e-891f-67c5c62a8d89">Härtels<name key="PSN0110112" style="hidden">Breitkopf &amp; Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name></persName> herausgeben; es fehlen mir noch einige dazu, und da fiel mir in <persName xml:id="persName_21d230a7-b0b6-45c5-b3ba-9425ce95904f">Mde. Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> Büchelchen <title xml:id="title_32de14dd-a2cb-4e0b-b42f-625130fc12da">meine Composition von Byrons „there be none of beauty’s“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ajp005vp-eexg-4uo6-yybo-jhxmlhkf6f9u"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100275" style="hidden">Romanze [Nr. 1] »There be none of beauty’s daughters« / »Keine von der Erde Schönen«, 3. August 1833<idno type="MWV">K 76</idno><idno type="op"></idno></name></title> in die Hände, und gefiel mir gut, und ich möchte wohl, daß das <title xml:id="title_1cf3eb48-47bc-4182-92aa-aae36b9af931">Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tmeqxumw-rfhk-jrhb-gi8b-tkxwnbslm57e"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100275" style="hidden">Romanze [Nr. 1] »There be none of beauty’s daughters« / »Keine von der Erde Schönen«, 3. August 1833<idno type="MWV">K 76</idno><idno type="op"></idno></name></title> bekannt würde. Aber mit den Englischen Worten geht das unmöglich an – weder in England noch hier. Auch kann ich mir andre Worte dazu denken, die viel besser dazu sich sängen als die Englischen; aber nur denken kann ich sie mir auch, machen kann ich sie nicht, das kannst Du, und ich bitte Dich, ob Du es wohl für mich thun wolltest? Ich will Dir sagen, was ich mir dazu dachte. Erstlich müßte es gar keine Übersetzung oder Übertragung sein, sondern ein ganz neues, selbstständiges Gedicht. Willst Du so eins dazu machen, so wäre es das beste, aber meine Musik müßtest Du dabei haben, ich denke sie wird wohl bei Dir oder Horsleys sein, sonst müßtest Du freilich warten bis <persName xml:id="persName_cc6e932a-be4d-4f2f-8914-203c7e5f82e5">Mde. Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> kleines Buch von <persName xml:id="persName_fdf61519-20aa-4b7a-91c4-25b25cdb3d1e">Hattendorf<name key="PSN0111758" style="hidden">Hattendorf (Hattendorff), Friedrich Heinrich (1772-1866)</name></persName> ankommt. – Willst Du aber meine Meinung davon haben und kannst Du sie brauchen, so schreibe ich hier die holprigen Verse hin, die ich zusammenbrachte, als ich Dir die Mühe ersparen wollte, aber ich kam nicht weit. Der Anfang sollte heißen: denkest Du noch der seelgen Stunde, wo Du sprachst ich bleibe Dein“ und nachher im 2<hi rend="superscript">ten</hi> Theile wo es nach cdur geht und zur Wiederkehr des adur Themas hatte ich statt der Verse „whose breast is gently heaving &amp;c. &amp;c. bis adore thee“ folgende vier: „und die Nachtigall mit süßen | Liedern wiegt’ uns flötend ein | da sank ich zu Deinen Füßen | Und Du sprachst, ich bleibe Dein |</p><p>Diese Verse sind ganz infam, aber einem Andern als Dir sagte ich sie auch nicht; Du wirst schon verstehen, was ich damit meine, und wie es besser zu machen ist. Die Stimmung des <title xml:id="title_8c389e75-701b-4864-99bb-d05a37b350cc">Liedes<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_lmtnjamp-ed6w-i7vl-asog-oiwyrun1auus"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100275" style="hidden">Romanze [Nr. 1] »There be none of beauty’s daughters« / »Keine von der Erde Schönen«, 3. August 1833<idno type="MWV">K 76</idno><idno type="op"></idno></name></title> möcht’ ich gern so haben, wie sie in diesen scheuslichen Versen ist, die scheint mir richtig (d. h. der Sinn) und auf dem Übergang wieder ins adur hätte ich gern ein Wort wie <hi rend="underline">„Du“</hi> und einen Fußfall, oder ein „ewig“ oder sonst so etwas. – Du hältst mich gewiß für toll? Aber ich wollte Du schicktest mir das <title xml:id="title_a40458b2-3dea-4e6c-aef3-4884bd09676e">Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_vyofbcvx-0sky-8z0y-bi5x-pj7vpro7jmbm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100275" style="hidden">Romanze [Nr. 1] »There be none of beauty’s daughters« / »Keine von der Erde Schönen«, 3. August 1833<idno type="MWV">K 76</idno><idno type="op"></idno></name></title>. Auf jeden Fall thu’ mir den Gefallen mir noch <hi rend="underline">hieher</hi> drauf zu antworten, da ich bis Mitte April wie gesagt, die Lieder weggeben muß, und ist Dirs möglich so schick mir ein Gedicht dazu; es könnte ein Paradestück der deutschen Liedersinger werden.</p><p>Und da ich einmal im Bitten bin, so schick mir zu <title xml:id="title_b5c7072e-5935-4015-87bc-43e2c0bea483">Deinem lieben Liede<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ntsfwxef-xezx-lu0w-qovy-kq60qq4bb9os"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100283" style="hidden">Sonntagslied (Sonntags) »Ringsum erschallt in Wald und Flur«, 28. Dezember 1834<idno type="MWV">K 84</idno><idno type="op">34/5</idno></name></title> noch eine andre Aenderung im dritten Verse, als die vorgeschlagnen. Es kommt in allen das Wort Feldschallmey’n vor, und das gefällt mir nicht, und singt sich nicht gut. Da es hier sehr viel gesungen wird, so habe ich mir geholfen und „Schallmeyenklang“ gesetzt und nachher „mit frohem Sang“ aber Du weißt sicher etwas Besseres. Und nun noch über den <title xml:id="title_0fc92311-fcdd-4930-92f9-2743c098f853">Salomon<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109020" style="hidden" type="music">Solomon HWV 67</name></title>; es ist zu spät, weil <persName xml:id="persName_f2ce69ac-18c9-4385-8958-c3e77af12cb7">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName>, der darum hieher schrieb, sich verschrieb und anstatt der Anordnung des <title xml:id="title_bb00af7a-5dc5-4b6f-9e04-22c947abe523">Salomon<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109020" style="hidden" type="music">Solomon HWV 67</name></title> nach der des <title xml:id="title_1c827dcc-a35f-43e4-aff0-f09511025710">Samson<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109014" style="hidden" type="music">Samson HWV 57</name></title> fragte, die ich nicht kannte. Never mind. Aber nun muß der Brief aus sein. <seg type="salute">Lebwohl, mein alter,</seg> grüß <persName xml:id="persName_35da4303-af32-40b3-a0ab-204873d4992e">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName>, <persName xml:id="persName_97f100d4-6aed-4b09-b540-04881394f09a">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> und <persName xml:id="persName_797d123b-6c35-4064-9e4a-daeb6d1bd113">Horsleys<name key="PSN0112103" style="hidden">Horsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875)</name><name key="PSN0112109" style="hidden">Horsley, William (1774-1858)</name></persName> und auf Wiedersehn! <seg type="signed">Dein</seg></p><signed rend="right">Feli</signed></div></body></text></TEI>