]> Brief: fmb-1835-10-31-01

fmb-1835-10-31-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Felix Mendelssohn Bartholdy an Theodor Hildebrandt in Düsseldorf <lb></lb>Leipzig, 31. Oktober 1835 Habe vielen Dank für Deinen lieben, lieben Brief für den ich Dir schon längst hätte danken und darauf antworten sollen (wäre es auch blos Eigennutz gewesen, um bald wieder einen zu bekommen) aber ich war Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 4, 1237.

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung MA Depos. MG Nachl. 2,2. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Theodor Hildebrandt in Düsseldorf; Leipzig, 31. Oktober 1835 Habe vielen Dank für Deinen lieben, lieben Brief für den ich Dir schon längst hätte danken und darauf antworten sollen (wäre es auch blos Eigennutz gewesen, um bald wieder einen zu bekommen) aber ich war

4 beschr. S.; Adresse.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Elise Polko, Erinnerungen an Felix Mendelssohn-Bartholdy. Ein Künstler- und Menschenleben, Leipzig 1868, S. 195-197 (Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

31. Oktober 1835 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland Hildebrandt, Ferdinand Theodor (1804-1874) Düsseldorf Deutschland deutsch
Herrn Herrn Maler T. Hildebrand Wohlgeboren Düssledorf.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Leipzig den 31sten October 1835(während die Glocken schön zum Reformationsfest läuten.)Lieber Hildebrand

Habe vielen Dank für Deinen lieben, lieben Brief für den ich Dir schon längst hätte danken und darauf antworten sollen (wäre es auch blos Eigennutz gewesen, um bald wieder einen zu bekommen) aber ich war die Zeit her sehr gehetzt und angestrengt und finde erst jetzt, da ich wegen einer kleinen Unpäßlichkeit das Zimmer hüten muß, die rechte Muße um Deine freundlichen Zeilen so recht con amore erwiedern zu können. Wohl war es eine gute Zeit wo du täglich ans Fenster kommen und in mein Frühstück hineingucken konntest, wo Du meinen Tagen dadurch gleich einen vergnügten Anfang gabst, und daran habe ich wohl oft schon gedacht wenn ich leider ganz ungestört frühstücken konnte, überhaupt muß ich Deinen und Schirmers Brief nicht gerade durchlesen, wenn ich Euch meinen neuen Aufenthalt ganz und gar loben soll; denn für die vielen frohen Stunden, die wir zusammen hatten finde ich hier wohl keinen Ersatz, und nichts, was daran erinnern könnte. Dafür aber gestehe ich Dir, daß ich erst hier recht empfinde, wie sehr viel mir in musikalischer Hinsicht dort abging, wie viele und ganz unnütze Quälerei ich mit manchen Dingen hatte, die nun einmal eben durch den guten Willen der Einzelnen nicht zu schaffen sind, und wie ich mich also in Beziehung auf mein öffentliches Wirken hier zufrieden fühlen muß. Das Institut der ConcerteGewandhausLeipzigDeutschland bei denen ich bin besteht seit mehr als 50 Jahren, alles ist in gutem geordneten Gange, manche alte hergebrachte Gewohnheiten, die mich zuweilen rühren können, weil sie auf eine vergangne Zeit noch hindeuten, wie mich denn auch ein Zopf oder eine Perücke eines alten Herrn erfreuen kann – dabei ist das OrchesterGewandhausLeipzigDeutschland meistentheils jung und lebendig, ungemein sicher eingespielt, sogar einige berühmte Musiker darunter; ich habe einige meiner Ouvertüren mit mehr Ensemble und Genauigkeit gehört, als jemals sonst, und habe dabei das Vergnügen, daß sie selbst Abends jeden augenblicklichen Einfall und Wink des Tactstockes verstehn und ausführen. Wenn Du das mit manchen Proben und Aufführungen, die wir zusammen erlebten vergleichst, so kannst Du Dir denken, daß mir es hier in musikal. Hinsicht wohler ist – aber wenn so ein Stück Maler AkademieKöniglich Preußische KunstakademieDüsseldorfDeutschland nach Leipzig mitten unter die Lerchen ziehen wollte, so wäre es doch ein lustiger Leben. Das geht nun freilich nicht, und so suche ich mich zurückzuziehn, und fleißig zu arbeiten. Wenn mir es gelingt, so denke ich mich gegen den Frühling aufzumachen und ein Paar Monate zu Fuß zu gehen; daß ich dann jeden Falls über Düsseldorf komme und wohl mal eines Morgens hineingucke wie der Herr Maler frühstücken thun – das steht fest. Dazwischen liegt noch viel Schnee und Hagel, und 15 Abonnement ConcerteGewandhausLeipzigDeutschland (denn 5 sind erst vorbei) und hoffentlich manches Brieflein von Dir, und überhaupt eben ein Paar lange Monate – aber ich freue mich doch schon jetzt drauf, sobald ich lebhaft daran denke. – Wie schlimm steht es aber mit der edeln Malerkunst zu Leipzig! Wer kam in der Messe her, und wird noch jetzt immer vom Abreisen zurückgehalten durch Bestellungen von Portraits? Wen hält Leipzig für ein „geschicktes Kerlchen“? Niemand anders als Prof: GrünlerGrünler, Ehregott (1797-1881). Er malt mehrere dicke Buchhändler mit ihren Frauen, und alle rühmen, daß man fast gar nicht zu sitzen brauchte und doch seien alle Bilder gleich „zum Erkennen.“ Ich suchte mehreremal sehr geringschätzig von ihm zu reden, aber ohne Erfolg. Neulich stellte ihn mir einer sogar vor, aber ich war der Düsseldorfer AkademieKöniglich Preußische KunstakademieDüsseldorfDeutschland eingedenk zu der ich halb und halb gehöre, und betrug mich sehr grob und kurz, wegen der Wasserflüsse Babylons<name key="PSN0111602" style="hidden" type="author">Grünler, Ehregott (1797-1881)</name><name key="CRT0108922" style="hidden" type="art">Die Wasserflüsse Babylons</name>, und andern Unfugs den ich von ihm gesehn habe. Auch GenelliGenelli, Buonaventura (?-1868) ist hier, schimpft auf ganz Leipzig, und die ganze Welt, und malt nichts. Neulich waren einige 20 Bilder ausgestellt, die vom Dresdner Kunstverein verlooset werden; das beste darunter war offenbar und nach allgemeinem Urtheile der Hans Sachs von Oer<name key="PSN0113644" style="hidden" type="author">Oer, Theobald Reinhold Freiherr von (1807-1885)</name><name key="CRT0110232" style="hidden" type="art">Hans Sachs</name>; mich freute es noch apart, wie ichs so fertig und schön gefirnißt sah, und mich der Zeit erinnerte, wo er halb untermalt da stand, und ich Dir zum Portrait saß, und Du OerOer, Theobald Reinhold Freiherr von (1807-1885) Rathschläge mit der Fingersprache gabst, und ich die Nürnberger Thürme als Landschaften tadelte: – es macht nun doch einen recht angenehmen Eindruck, und gefällt wie gesagt allgemein. Außerdem waren ein Paar nette Genrestücke da, namentlich eins von BürkelBürkel, Johann Heinrich (1802-1869), was mir indessen sehr obenhin gemalt schien, im Ganzen schien mir nur weniges Werth zu haben – ein Berliner Bild mit Pferden und Reitknechten war gräßlich langweilig – der eine Reitknecht muß als Würze eine Wäscherinn ex greifen – es bleibt doch langweilig. Dagegen habe ich ein Kupferwerk gesehn, das mich sehr amüsirt hat: es sind Pinellis Bilder<name key="PSN0113878" style="hidden" type="author">Pinelli, Bartolomeo (1781-1835)</name><name key="CRT0110322" style="hidden" type="art">Fünfzig Radierungen zu Meo Patacca von Giuseppe Berneri</name> zum Gedicht Meo Patacca<name key="PSN0109894" style="hidden" type="author">Berneri, Giuseppe (1637-1701)</name><name key="CRT0108212" style="hidden" type="literature">Meo Patacca</name>. Kennst Du das? Es erinnert gar zu sehr an Rom, mit allem Prachtvollen und Dreckigen durch einander. Noch muß ich Dir von einer SängerinnGrabau, Eleonore Henriette (1805-1852), (der Schwester des Malers GrabauGrabau, Johann Christian Leberecht (1810-1874)) erzählen, die hier ist, und die Du einmal hören solltest, wenn sie BeethovenscheBeethoven, Ludwig van (1770-1827) Lieder singt. So etwas Vollkommnes ist mir selten bei einer deutschen Sängerinn vorgekommen, und die Düsseldorfer Musensöhne würden schwärmen, wenn sie diesen glockenreinen Vortrag hören könnten. Wenn sie ein bischen hübsch wäre, und jünger so müßte ich mich auf der Stelle verlieben und thäte den ganzen Tag nichts, als Lieder componiren, während ich jetzt an der Vollendung des Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_5tr11tn3-9uk3-ijix-myoc-yjlsv0y17guf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> fleißig arbeite. Weißt Du noch die Heidenchöre daraus auswendig? Aber verzeih daß ich Dir soviel von mir und meinen Umgebungen erzähle, was Dich vielleicht gar nicht interessiren mag. Ich thue es aber mit Absicht, weil Du auch gar zu wenig, oder gar nichts von den Deinigen schreibst; bitte, lieber Höllenbart, hole das bald nach, und sage was Deine FamilieHildebrandt, Familie von → Ferdinand Theodor H. macht, ob die Prinzen noch leben oder schon gemordet sind, was Du für Bilder im Kopf hast, erzähle mir von SchadowsSchadow, Familie von → Johann Gottfried S., und von Euch allen, auch vom Theater und ImmermannImmermann, Karl Leberecht (1796-1840), da es mich interessirt, vom SingvereinSingvereinDüsseldorfDeutschland und dem Rath der Alten, und vor allen Dingen schreib mir bald mal wieder. Mit herzlichen Grüßen an Deine FrauHildebrandt, Friderike (1809-1879) und MariechenHildebrandt, Maria Dorothea Wilhelmine (1832-?) bin ich Dein

FMB.
            Leipzig den 31sten October 1835(während die Glocken schön zum Reformationsfest läuten. )Lieber Hildebrand
Habe vielen Dank für Deinen lieben, lieben Brief für den ich Dir schon längst hätte danken und darauf antworten sollen (wäre es auch blos Eigennutz gewesen, um bald wieder einen zu bekommen) aber ich war die Zeit her sehr gehetzt und angestrengt und finde erst jetzt, da ich wegen einer kleinen Unpäßlichkeit das Zimmer hüten muß, die rechte Muße um Deine freundlichen Zeilen so recht con amore erwiedern zu können. Wohl war es eine gute Zeit wo du täglich ans Fenster kommen und in mein Frühstück hineingucken konntest, wo Du meinen Tagen dadurch gleich einen vergnügten Anfang gabst, und daran habe ich wohl oft schon gedacht wenn ich leider ganz ungestört frühstücken konnte, überhaupt muß ich Deinen und Schirmers Brief nicht gerade durchlesen, wenn ich Euch meinen neuen Aufenthalt ganz und gar loben soll; denn für die vielen frohen Stunden, die wir zusammen hatten finde ich hier wohl keinen Ersatz, und nichts, was daran erinnern könnte. Dafür aber gestehe ich Dir, daß ich erst hier recht empfinde, wie sehr viel mir in musikalischer Hinsicht dort abging, wie viele und ganz unnütze Quälerei ich mit manchen Dingen hatte, die nun einmal eben durch den guten Willen der Einzelnen nicht zu schaffen sind, und wie ich mich also in Beziehung auf mein öffentliches Wirken hier zufrieden fühlen muß. Das Institut der Concerte bei denen ich bin besteht seit mehr als 50 Jahren, alles ist in gutem geordneten Gange, manche alte hergebrachte Gewohnheiten, die mich zuweilen rühren können, weil sie auf eine vergangne Zeit noch hindeuten, wie mich denn auch ein Zopf oder eine Perücke eines alten Herrn erfreuen kann – dabei ist das Orchester meistentheils jung und lebendig, ungemein sicher eingespielt, sogar einige berühmte Musiker darunter; ich habe einige meiner Ouvertüren mit mehr Ensemble und Genauigkeit gehört, als jemals sonst, und habe dabei das Vergnügen, daß sie selbst Abends jeden augenblicklichen Einfall und Wink des Tactstockes verstehn und ausführen. Wenn Du das mit manchen Proben und Aufführungen, die wir zusammen erlebten vergleichst, so kannst Du Dir denken, daß mir es hier in musikal. Hinsicht wohler ist – aber wenn so ein Stück Maler Akademie nach Leipzig mitten unter die Lerchen ziehen wollte, so wäre es doch ein lustiger Leben. Das geht nun freilich nicht, und so suche ich mich zurückzuziehn, und fleißig zu arbeiten. Wenn mir es gelingt, so denke ich mich gegen den Frühling aufzumachen und ein Paar Monate zu Fuß zu gehen; daß ich dann jeden Falls über Düsseldorf komme und wohl mal eines Morgens hineingucke wie der Herr Maler frühstücken thun – das steht fest. Dazwischen liegt noch viel Schnee und Hagel, und 15 Abonnement Concerte (denn 5 sind erst vorbei) und hoffentlich manches Brieflein von Dir, und überhaupt eben ein Paar lange Monate – aber ich freue mich doch schon jetzt drauf, sobald ich lebhaft daran denke. – Wie schlimm steht es aber mit der edeln Malerkunst zu Leipzig! Wer kam in der Messe her, und wird noch jetzt immer vom Abreisen zurückgehalten durch Bestellungen von Portraits? Wen hält Leipzig für ein „geschicktes Kerlchen“? Niemand anders als Prof: Grünler. Er malt mehrere dicke Buchhändler mit ihren Frauen, und alle rühmen, daß man fast gar nicht zu sitzen brauchte und doch seien alle Bilder gleich „zum Erkennen. “ Ich suchte mehreremal sehr geringschätzig von ihm zu reden, aber ohne Erfolg. Neulich stellte ihn mir einer sogar vor, aber ich war der Düsseldorfer Akademie eingedenk zu der ich halb und halb gehöre, und betrug mich sehr grob und kurz, wegen der Wasserflüsse Babylons, und andern Unfugs den ich von ihm gesehn habe. Auch Genelli ist hier, schimpft auf ganz Leipzig, und die ganze Welt, und malt nichts. Neulich waren einige 20 Bilder ausgestellt, die vom Dresdner Kunstverein verlooset werden; das beste darunter war offenbar und nach allgemeinem Urtheile der Hans Sachs von Oer; mich freute es noch apart, wie ichs so fertig und schön gefirnißt sah, und mich der Zeit erinnerte, wo er halb untermalt da stand, und ich Dir zum Portrait saß, und Du Oer Rathschläge mit der Fingersprache gabst, und ich die Nürnberger Thürme als Landschaften tadelte: – es macht nun doch einen recht angenehmen Eindruck, und gefällt wie gesagt allgemein. Außerdem waren ein Paar nette Genrestücke da, namentlich eins von Bürkel, was mir indessen sehr obenhin gemalt schien, im Ganzen schien mir nur weniges Werth zu haben – ein Berliner Bild mit Pferden und Reitknechten war gräßlich langweilig – der eine Reitknecht muß als Würze eine Wäscherinn ex greifen – es bleibt doch langweilig. Dagegen habe ich ein Kupferwerk gesehn, das mich sehr amüsirt hat: es sind Pinellis Bilder zum Gedicht Meo Patacca. Kennst Du das? Es erinnert gar zu sehr an Rom, mit allem Prachtvollen und Dreckigen durch einander. Noch muß ich Dir von einer Sängerinn, (der Schwester des Malers Grabau) erzählen, die hier ist, und die Du einmal hören solltest, wenn sie Beethovensche Lieder singt. So etwas Vollkommnes ist mir selten bei einer deutschen Sängerinn vorgekommen, und die Düsseldorfer Musensöhne würden schwärmen, wenn sie diesen glockenreinen Vortrag hören könnten. Wenn sie ein bischen hübsch wäre, und jünger so müßte ich mich auf der Stelle verlieben und thäte den ganzen Tag nichts, als Lieder componiren, während ich jetzt an der Vollendung des Paulus fleißig arbeite. Weißt Du noch die Heidenchöre daraus auswendig? Aber verzeih daß ich Dir soviel von mir und meinen Umgebungen erzähle, was Dich vielleicht gar nicht interessiren mag. Ich thue es aber mit Absicht, weil Du auch gar zu wenig, oder gar nichts von den Deinigen schreibst; bitte, lieber Höllenbart, hole das bald nach, und sage was Deine Familie macht, ob die Prinzen noch leben oder schon gemordet sind, was Du für Bilder im Kopf hast, erzähle mir von Schadows, und von Euch allen, auch vom Theater und Immermann, da es mich interessirt, vom Singverein und dem Rath der Alten, und vor allen Dingen schreib mir bald mal wieder. Mit herzlichen Grüßen an Deine Frau und Mariechen bin ich Dein
FMB.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1835-10-31-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1835-10-31-01" xml:id="title_82fb292b-0a8e-4dba-bfde-2f643ba418ad">Felix Mendelssohn Bartholdy an Theodor Hildebrandt in Düsseldorf <lb></lb>Leipzig, 31. Oktober 1835</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_f07103b5-7cec-4a94-adb6-4d50c534a590">Habe vielen Dank für Deinen lieben, lieben Brief für den ich Dir schon längst hätte danken und darauf antworten sollen (wäre es auch blos Eigennutz gewesen, um bald wieder einen zu bekommen) aber ich war</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_9414e0c9-c2b0-4b80-8d82-a9d4026446d6">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 4, 1237. </idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_1939e0a9-d2a8-428c-9c43-3a5931fe33cc"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Berlin</settlement> <institution key="RISM">D-B</institution> <repository>Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz</repository> <collection>Musikabteilung</collection> <idno type="signatur">MA Depos. MG Nachl. 2,2.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1835-10-31-01" type="letter" xml:id="title_73458a90-ab9a-4821-97c5-83139391f195">Felix Mendelssohn Bartholdy an Theodor Hildebrandt in Düsseldorf; Leipzig, 31. Oktober 1835</title> <incipit>Habe vielen Dank für Deinen lieben, lieben Brief für den ich Dir schon längst hätte danken und darauf antworten sollen (wäre es auch blos Eigennutz gewesen, um bald wieder einen zu bekommen) aber ich war</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Elise Polko, Erinnerungen an Felix Mendelssohn-Bartholdy. Ein Künstler- und Menschenleben, Leipzig 1868, S. 195-197 (Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-10-31" xml:id="date_b4ddf8fa-511c-41dc-9baf-501e7c03de3b">31. Oktober 1835</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_cd8dc6fc-e798-4ba6-9601-5ff8aa222670">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_c662240c-0fb0-42de-b91a-722ca15f6177"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0111982" resp="receiver" xml:id="persName_3be1c9dd-dd3f-4e3b-a8d0-c2bd587e1100">Hildebrandt, Ferdinand Theodor (1804-1874)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_f1b5ae0a-077f-4a90-a49f-2cd9d36c9536"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_679ab4d7-2c44-4654-8715-5d57c87a97de"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn Maler T. Hildebrand</addrLine> <addrLine>Wohlgeboren</addrLine> <addrLine>Düssledorf.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_e29b7372-e8f6-42ec-9573-984c32c7e46a"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Leipzig den <date cert="high" when="1835-10-31" xml:id="date_f6cf65bb-849e-43bc-b8b2-f7ad2170dfb6">31<hi rend="superscript">sten</hi> October 1835</date></dateline><dateline rend="right">(während die Glocken schön zum Reformationsfest läuten.)</dateline><salute rend="left">Lieber Hildebrand</salute><p style="paragraph_without_indent">Habe vielen Dank für Deinen lieben, lieben Brief für den ich Dir schon längst hätte danken und darauf antworten sollen (wäre es auch blos Eigennutz gewesen, um bald wieder einen zu bekommen) aber ich war die Zeit her sehr gehetzt und angestrengt und finde erst jetzt, da ich wegen einer kleinen Unpäßlichkeit das Zimmer hüten muß, die rechte Muße um Deine freundlichen Zeilen so recht con amore erwiedern zu können. Wohl war es eine gute Zeit wo du täglich ans Fenster kommen und in mein Frühstück hineingucken konntest, wo Du meinen Tagen dadurch gleich einen vergnügten Anfang gabst, und daran habe ich wohl oft schon gedacht wenn ich leider ganz ungestört frühstücken konnte, überhaupt muß ich Deinen und Schirmers Brief nicht gerade durchlesen, wenn ich Euch meinen neuen Aufenthalt ganz und gar loben soll; denn für die vielen frohen Stunden, die wir zusammen hatten finde ich hier wohl keinen Ersatz, und nichts, was daran erinnern könnte. Dafür aber gestehe ich Dir, daß ich erst hier recht empfinde, wie sehr viel mir in musikalischer Hinsicht dort abging, wie viele und ganz unnütze Quälerei ich mit manchen Dingen hatte, die nun einmal eben durch den guten Willen der Einzelnen nicht zu schaffen sind, und wie ich mich also in Beziehung auf mein öffentliches Wirken hier zufrieden fühlen muß. Das <placeName xml:id="placeName_4ad1110f-88af-44b0-90ad-26c560315091">Institut der Concerte<name key="NST0100494" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> bei denen ich bin besteht seit mehr als 50 Jahren, alles ist in gutem geordneten Gange, manche alte hergebrachte Gewohnheiten, die mich zuweilen rühren können, weil sie auf eine vergangne Zeit noch hindeuten, wie mich denn auch ein Zopf oder eine Perücke eines alten Herrn erfreuen kann – dabei ist das <placeName xml:id="placeName_cbee9c60-decf-4e67-8c84-bd1b554c49c4">Orchester<name key="NST0100494" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> meistentheils jung und lebendig, ungemein sicher eingespielt, sogar einige berühmte Musiker darunter; ich habe einige meiner Ouvertüren mit mehr Ensemble und Genauigkeit gehört, als jemals sonst, und habe dabei das Vergnügen, daß sie selbst Abends jeden augenblicklichen Einfall und Wink des Tactstockes verstehn und ausführen. Wenn Du das mit manchen Proben und Aufführungen, die wir zusammen erlebten vergleichst, so kannst Du Dir denken, daß mir es hier in musikal. Hinsicht wohler ist – aber wenn so ein Stück Maler <placeName xml:id="placeName_0a524900-c5e7-47f6-9f80-2917a3efdbf4">Akademie<name key="NST0100312" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Kunstakademie</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> nach Leipzig mitten unter die Lerchen ziehen wollte, so wäre es doch ein lustiger Leben. Das geht nun freilich nicht, und so suche ich mich zurückzuziehn, und fleißig zu arbeiten. Wenn mir es gelingt, so denke ich mich gegen den Frühling aufzumachen und ein Paar Monate zu Fuß zu gehen; daß ich dann jeden Falls über Düsseldorf komme und wohl mal eines Morgens hineingucke wie der Herr Maler frühstücken thun – das steht fest. Dazwischen liegt noch viel Schnee und Hagel, und <placeName xml:id="placeName_60b46bab-b9c0-4913-87fc-53b48bdfa721">15 Abonnement Concerte<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> (denn 5 sind erst vorbei) und hoffentlich manches Brieflein von Dir, und überhaupt eben ein Paar lange Monate – aber ich freue mich doch schon jetzt drauf, sobald ich lebhaft daran denke. – Wie schlimm steht es aber mit der edeln Malerkunst zu Leipzig! Wer kam in der Messe her, und wird noch jetzt immer vom Abreisen zurückgehalten durch Bestellungen von Portraits? Wen hält Leipzig für ein „geschicktes Kerlchen“? Niemand anders als <persName xml:id="persName_f8bd5e02-1c3f-4f60-a5e1-646f9dac2311">Prof: Grünler<name key="PSN0111602" style="hidden">Grünler, Ehregott (1797-1881)</name></persName>. Er malt mehrere dicke Buchhändler mit ihren Frauen, und alle rühmen, daß man fast gar nicht zu sitzen brauchte und doch seien alle Bilder gleich „zum Erkennen.“ Ich suchte mehreremal sehr geringschätzig von ihm zu reden, aber ohne Erfolg. Neulich stellte ihn mir einer sogar vor, aber ich war der <placeName xml:id="placeName_c8884d4d-5a19-4807-905f-75813336c9e4">Düsseldorfer Akademie<name key="NST0100312" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Kunstakademie</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> eingedenk zu der ich halb und halb gehöre, und betrug mich sehr grob und kurz, wegen der <title xml:id="title_3807e96d-72f3-4da3-9fd1-3550e3d5cc52">Wasserflüsse Babylons<name key="PSN0111602" style="hidden" type="author">Grünler, Ehregott (1797-1881)</name><name key="CRT0108922" style="hidden" type="art">Die Wasserflüsse Babylons</name></title>, und andern Unfugs den ich von ihm gesehn habe. Auch <persName xml:id="persName_0d3cd9c5-fbe1-4300-be34-488cf0a59801">Genelli<name key="PSN0111334" style="hidden">Genelli, Buonaventura (?-1868)</name></persName> ist hier, schimpft auf ganz Leipzig, und die ganze Welt, und malt nichts. Neulich waren einige 20 Bilder ausgestellt, die vom Dresdner Kunstverein verlooset werden; das beste darunter war offenbar und nach allgemeinem Urtheile der <title xml:id="title_67ae28d4-3785-4ce6-bd25-e033873557fa">Hans Sachs von Oer<name key="PSN0113644" style="hidden" type="author">Oer, Theobald Reinhold Freiherr von (1807-1885)</name><name key="CRT0110232" style="hidden" type="art">Hans Sachs</name></title>; mich freute es noch apart, wie ichs so fertig und schön gefirnißt sah, und mich der Zeit erinnerte, wo er halb untermalt da stand, und ich Dir zum Portrait saß, und Du <persName xml:id="persName_83b6330e-535a-4b6c-956e-3f0bdf01c15d">Oer<name key="PSN0113644" style="hidden">Oer, Theobald Reinhold Freiherr von (1807-1885)</name></persName> Rathschläge mit der Fingersprache gabst, und ich die Nürnberger Thürme als Landschaften tadelte: – es macht nun doch einen recht angenehmen Eindruck, und gefällt wie gesagt allgemein. Außerdem waren ein Paar nette Genrestücke da, namentlich eins von <persName xml:id="persName_bd4f106c-c361-4847-b825-4798ea9ba628">Bürkel<name key="PSN0110214" style="hidden">Bürkel, Johann Heinrich (1802-1869)</name></persName>, was mir indessen sehr obenhin gemalt schien, im Ganzen schien mir nur weniges Werth zu haben – ein Berliner Bild mit Pferden und Reitknechten war gräßlich langweilig – der eine Reitknecht muß als Würze eine Wäscherinn ex greifen – es bleibt doch langweilig. Dagegen habe ich ein Kupferwerk gesehn, das mich sehr amüsirt hat: es sind <title xml:id="title_05d7270e-6f9c-4c10-bebb-b7fe9c8d3fee">Pinellis Bilder<name key="PSN0113878" style="hidden" type="author">Pinelli, Bartolomeo (1781-1835)</name><name key="CRT0110322" style="hidden" type="art">Fünfzig Radierungen zu Meo Patacca von Giuseppe Berneri</name></title> zum Gedicht <title xml:id="title_7dbadbeb-40f2-4206-9e94-9ac5a8efe13e">Meo Patacca<name key="PSN0109894" style="hidden" type="author">Berneri, Giuseppe (1637-1701)</name><name key="CRT0108212" style="hidden" type="literature">Meo Patacca</name></title>. Kennst Du das? Es erinnert gar zu sehr an Rom, mit allem Prachtvollen und Dreckigen durch einander. Noch muß ich Dir von einer <persName xml:id="persName_6ce896e3-99b9-4cfa-b70b-108b533a64ab">Sängerinn<name key="PSN0111497" style="hidden">Grabau, Eleonore Henriette (1805-1852)</name></persName>, (der Schwester des <persName xml:id="persName_77095ffb-92a1-4431-aff3-40cebb0edcca">Malers Grabau<name key="PSN0111499" style="hidden">Grabau, Johann Christian Leberecht (1810-1874)</name></persName>) erzählen, die hier ist, und die Du einmal hören solltest, wenn sie <persName xml:id="persName_2665e8bc-3aaf-4be8-8dc8-8b30a1fc8371">Beethovensche<name key="PSN0109771" style="hidden">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName> Lieder singt. So etwas Vollkommnes ist mir selten bei einer deutschen Sängerinn vorgekommen, und die Düsseldorfer Musensöhne würden schwärmen, wenn sie diesen glockenreinen Vortrag hören könnten. Wenn sie ein bischen hübsch wäre, und jünger so müßte ich mich auf der Stelle verlieben und thäte den ganzen Tag nichts, als Lieder componiren, während ich jetzt an der Vollendung des <title xml:id="title_48f50867-905a-4584-85d0-acc7ed9f5f95">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_5tr11tn3-9uk3-ijix-myoc-yjlsv0y17guf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> fleißig arbeite. Weißt Du noch die Heidenchöre daraus auswendig? Aber verzeih daß ich Dir soviel von mir und meinen Umgebungen erzähle, was Dich vielleicht gar nicht interessiren mag. Ich thue es aber mit Absicht, weil Du auch gar zu wenig, oder gar nichts von den Deinigen schreibst; bitte, lieber Höllenbart, hole das bald nach, und sage was <persName xml:id="persName_b5c44741-53a3-438d-9a3b-80b931f38c54">Deine Familie<name key="PSN0111981" style="hidden">Hildebrandt, Familie von → Ferdinand Theodor H.</name></persName> macht, ob die Prinzen noch leben oder schon gemordet sind, was Du für Bilder im Kopf hast, erzähle mir von <persName xml:id="persName_c70e6ee4-c11f-41e9-a7f3-a87e3d491622">Schadows<name key="PSN0114491" style="hidden">Schadow, Familie von → Johann Gottfried S.</name></persName>, und von Euch allen, auch vom Theater und <persName xml:id="persName_3e7328ed-165d-4a6b-8e53-dd6e0bfdb519">Immermann<name key="PSN0112169" style="hidden">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName>, da es mich interessirt, vom <placeName xml:id="placeName_f6c8c2b8-7a2a-4bbc-9721-5878cd6a43a0">Singverein<name key="NST0100306" style="hidden" subtype="" type="institution">Singverein</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und dem Rath der Alten, und vor allen Dingen schreib mir bald mal wieder. <seg type="closer" xml:id="seg_0d2fbe2d-6ce4-4581-acd8-ad881dfa8721">Mit herzlichen Grüßen</seg> an <persName xml:id="persName_76090ac3-e2b6-4ca8-9273-e97d1070d179">Deine Frau<name key="PSN0111984" style="hidden">Hildebrandt, Friderike (1809-1879)</name></persName> und <persName xml:id="persName_0e420c0c-7bab-4588-91b3-7460ae961e19">Mariechen<name key="PSN0111992" style="hidden">Hildebrandt, Maria Dorothea Wilhelmine (1832-?)</name></persName> <seg type="closer" xml:id="seg_dcf71616-ff5c-401b-ad19-757f8f02abf3">bin ich Dein</seg></p><signed rend="right">FMB.</signed></div></body> </text></TEI>