fmb-1835-10-11-01
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Leipzig, 11. Oktober 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
frei.
Das Vergnügen kann ich mir nicht nehmen lassen, Ihnen,
Leipzig den 11 Oct. 35Das Vergnügen kann ich mir nicht nehmen lassen, Ihnen, liebe Mad. Moscheles von dem gestrigen und vorgestrigen Tage zu erzählen, wenn ich auch von Visiten und Musikern gehetzt bin, so daß das Format und die Erzählung nur klein werden können. Aber allzuhübsch war es, und gar zu Schade, daß Sie nicht dabei waren, um die Freude mitzugenießen, die Moscheles uns Allen hier gemacht hat. Es waren einmal wirklich musikalische Tage, und eine rechte Aufregung, ein rechter Enthusiasmus unter allen Leuten. Erst das Concert vorgestern; was gegeben wurde, wissen Sie, und wie Moscheles spielt, wissen Sie auch, also nach dem Concert fantastique brach der Jubel los und dauerte nun den ganzen Abend über, durch die gestrige Probe durch und verspricht uns heut noch zum Concert den lustigsten Abend. Denn die Leipziger waren wie toll; daß es nebenbei das überfüllteste Concert seit Jahren war, wissen Sie auch, aber das große Interesse und die Freude auf allen Gesichtern war das beste dabei. Als wir in unserm Duett (welches aber auch gut ging) gegen das Ende kamen, brach der Skandal eben ein 8–10 Tacte vor dem Schluß los, ob wir richtig aufgehört haben, weiß niemand, wir auch nicht, und der Publicus konnte gar nicht genug schreien und stampfen, bis wir zum zweitenmal vorkamen und schöne zweistimmige Diener machten. Nun können Sie sich denken, wie toll sie nach der freien Fantasie waren, wo Moscheles auch allerdings einige Hexenkünste vorbrachte, die ich bis auf heutigen Tag nicht verstehe, obwohl er behauptet, es sei ja gar nichts. Wie gesagt die Leute waren gehoben, in aufgeregter, froher Stimmung, das machte die Sache so hübsch; eine blaue Engländerinn wollte introducet sein, und machte ihrem Enthusiasmus Luft, während eine Menge Leipzigerinnen von allen Farben warteten bis die Engländerinn ihnen Platz machen würde; (hier ist der Ort, wo ich nicht verschweigen kann, daß Mosch. eine Leipzigerinn zu zwei wiederholten Malen auffallend schön gefunden, und mir dies auch zweimal leise gesagt hat, worauf ich ihm drohte, ich würde es Ihnen wieder erzählen, was hiemit geschieht) die Leipzigerinnen kamen also nach dem Concert an die Ballustrade des Orchesters und Mosch. bückte sich herunter, dann kamen Honorazioren, dann einer und der andre Redacteur die lobten mit Gründen, endlich kam die Concert-Direction (d. h. nicht eine Dame, sondern 12 Herren) und baten sich die Ouvertüre zur Jungfrau für das heutige Concert noch einmal aus; so ein Stück ist dem Publicum, so wie dem Orchester das erstemal immer zu neu und unerwartet, als daß sie ganz hineinkommen könnten, und drum ist es prächtig, daß wir es heute wiederhören, denn nun hat das Orchester es 4 Tage nach einander gespielt, und es wird schön gehn, schon gestern in der Probe klang es ganz neu und viel schöner. Auch das Duett müssen wir auf Begehren wiederholen, und ob Mosch. schon früher zugesagt hatte, das gmol Concert, blue devils, zu spielen, so giebt es heut wieder einen herrlichen Abend. Nun nur noch das, daß Mosch. dies Concert gestern in der Probe so vortrefflich gespielt hat, wie ich ihn vielleicht noch nicht gehört habe, und das will was sagen – ich glaube der allgemeine Jubel machte ihm auch Spas. Es war das letzte Stück der Probe, die Ouv. war schön gegangen, und nun bildeten wir alle zusammen (die Unbeschäftigten) einen großen Kreis um Mosch., Dem. Grabau drehte um, die andern Sängerinnen standen zunächst, ein Kammerherr, der weit vom Lande deswegen gekommen war und sich für einen guten Clavierspieler hielt, sah immer auf die Finger, das Orchester nahm sich aus allen Kräften zusammen, und so spielte Mosch. das Stück zu unser aller Entzücken ganz wunderherrlich. Ich wollte nur er, und auch sie, hätten das Lachen und Zunicken aller Leute, und des Orchesters, die heimlichen Ausrufungszeichen, den panischen Schrecken des Kammerherrn so recht sehen können – wie gewohnt er auch dergleichen Dinge sein mag, ist es doch immer wieder ein Vergnügen. Was mir selbst aber nebenbei durch Moscheles Aufenthalt für eine Freude bereitet ist, das kann ich gar nicht sagen; leider geht sie nun bald zu Ende, da er übermorgen wieder zu Ihnen reisen will, aber es sind frohe Tage an die man lange denken und sich an ihnen ergötzen kann. Ich werde wieder gestört, und erwarte Mosch. in einer Stunde, um mit ihm zu seiner Mutter zu gehn, und ihr vorzuspielen; so muß ich jetzt schließen, und habe Ihnen nicht einmal ordentlich danken können, für my books und die freundlichen Grüße, die Sie mir durch Mosch. gesandt haben, und hätte noch mancherlei lustige Leipziger Geschichten zu erzählen, aber Moscheles bringt sie mündlich mit, und die Hamburger Post will um 10 abgehen. So leben Sie wohl und mit vielen Grüßen an die Kinder und Ihren verehrten Herrn Vater bin ich mit vollkommner Hochachtung Ihr ergebner Felix Mendelssohn Bartholdy.
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Ich wollte nur er, und auch sie, hätten das Lachen und Zunicken aller Leute, und des <placeName xml:id="placeName_3ceed41e-7bc2-4541-80d3-af14eea7c739">Orchesters<name key="NST0100494" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, die heimlichen Ausrufungszeichen, den panischen Schrecken des Kammerherrn so recht sehen können – wie gewohnt er auch dergleichen Dinge sein mag, ist es doch immer wieder ein Vergnügen. Was mir selbst aber nebenbei durch <persName xml:id="persName_68fff9db-0277-4c98-a317-b49fb7c08027">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> Aufenthalt für eine Freude bereitet ist, das kann ich gar nicht sagen; leider geht sie nun bald zu Ende, da er übermorgen wieder zu Ihnen reisen will, aber es sind frohe Tage an die man lange denken und sich an ihnen ergötzen kann. Ich werde wieder gestört, und erwarte <persName xml:id="persName_3c57de2f-9a16-4d95-b84c-4e2027210fa0">Mosch.<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> in einer Stunde, um mit ihm zu <persName xml:id="persName_7b51d7b5-8539-4ba0-8153-01405ae65931">seiner Mutter<name key="PSN0113438" style="hidden">Moscheles, Clarissa (Klara) Popper (um 1765-1842)</name></persName> zu gehn, und ihr vorzuspielen; so muß ich jetzt schließen, und habe Ihnen nicht einmal ordentlich danken können, für my books und die freundlichen Grüße, die Sie mir durch <persName xml:id="persName_cd2d4477-931d-4b49-9c73-edf6325c37b6">Mosch.<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> gesandt haben, und hätte noch mancherlei lustige Leipziger Geschichten zu erzählen, aber <persName xml:id="persName_6db8b3dd-cfc7-479c-a261-41b51bbd92a8">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> bringt sie mündlich mit, und die Hamburger Post will um 10 abgehen. So leben Sie wohl und mit vielen Grüßen an die <persName xml:id="persName_593cd455-8d28-4ebc-b42c-5a3bc32033ad">Kinder<name key="PSN0113440" style="hidden">Moscheles, Felix Stone (1833-1917)</name><name key="PSN0113439" style="hidden">Moscheles, Emily Mary (1827-1889)</name><name key="PSN0113443" style="hidden">Moscheles, Serena (Serina) Anna (1830-1902)</name></persName> und Ihren verehrten <persName xml:id="persName_9870786c-808d-4cff-957f-c889b52eb549">Herrn Vater<name key="PSN0110899" style="hidden">Embden, Adolph (Abraham) (1780-1855)</name></persName> <seg type="closer" xml:id="seg_d72a3099-7d74-4059-baa7-04f9ce1fb73a">bin ich mit vollkommner Hochachtung</seg></p><signed rend="right">Ihr ergebner</signed><signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed></div></body> </text></TEI>