fmb-1835-09-10-01
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Leipzig, 10. September 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Zuerst herzlichen Dank für Euern lieben Brief, durch den Ihr mich erfreut habt. Bitte, lieber ten Stock monatlich 30 rt. zahlen, und auch dazu wollten sie sich noch bitten lassen – denn die herannahende Messe verdreht die Köpfe und Preise – da fand ich ganz zuletzt dies Logis im ersten Stock, das aus 2 großen, eleganten Stuben besteht, die Morgensonne hat, und in der besten Gegend liegt – freilich kostst es auch 20 rt. per Monat, aber wie gesagt ich opfere sie gerne, weils gar zu angenehm ist, bei sehr freundlichen Leuten, mit großen, festschließenden Fenstern, sehr eleganten Gardinen, weißlichen Tapeten, einem rothen Sopha, und großen Ofen. So macht mirs jedesmal Plaisir wenn ich von draußen wieder hineinkomme, und ich gehe ungern heraus. Übrigens mögt Ihr mirs glauben oder nicht ich stehe jeden Morgen gegen 7 auf, und sitze um 8 bei der Arbeit, nach beendigtem Frühstück im Sonnenschein.
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Leipzig d. 10 Sept. 1835Liebe Eltern Zuerst herzlichen Dank für Euern lieben Brief, durch den Ihr mich erfreut habt. Bitte, lieber Vater fahre doch nur fort mir immer einige Zeilen mitzuschicken, Du weißt ja welche Freude das für mich ist, und bitte schreibt mir so oft und so viel als möglich, damit wir so gut conversiren, als es 20 Meilen weit möglich ist. Ich will fortfahren, wie bisher regelmäßig alle 8 Tage, wenn auch nur kurz, zu schreiben, außer wenn ich öfters schreiben z. B. antworten muß. Es wird zwar wohl nicht sehr viel Interessantes vorfallen, aber zu einem Lebenszeichen wird sich wöchentlich schon Stoff und Zeit finden. Es ist hübsch, daß gleich zu Anfang unsrer diesmaligen Correspondenz, sich ein Zufall traf, der mich jedesmal sehr gefreut hat; nämlich den Tag ehe ich den Brief erhielt, hatte ich ein Logis genommen, und dabei geradezu wörtlich den Rath befolgt, den ich nun erst später erhielt. Denn obwohl es übertrieben theuer ist, so ist es so allerliebst und behaglich, daß ich mich jeden Morgen von neuem wieder drüber freue, daß ichs habe; auch bringt es mir sogar den Preis wieder ein, denn es giebt mir gute Componirlaune, und macht mich häuslich und fleißig, so daß ich in den 3 Tagen die ich jetzt drin wohne schon manches gearbeitet habe. Ich war vom Logissuchen so ermüdet, und abgespannt, daß ich im Begriff war nach dem Wirthshaus zu ziehen, weil ich unmöglich länger als 8 Tage Hauser’n auf dem Halse bleiben wollte; aber ein Quartier war immer unfreundlicher und schlechter als das andre, bei manchen sah ich nur die Treppe und kehrte geschwind um, dabei sollte ich für eine Stube mit Kammer im 2ten Stock monatlich 30 rt. zahlen, und auch dazu wollten sie sich noch bitten lassen – denn die herannahende Messe verdreht die Köpfe und Preise – da fand ich ganz zuletzt dies Logis im ersten Stock, das aus 2 großen, eleganten Stuben besteht, die Morgensonne hat, und in der besten Gegend liegt – freilich kostst es auch 20 rt. per Monat, aber wie gesagt ich opfere sie gerne, weils gar zu angenehm ist, bei sehr freundlichen Leuten, mit großen, festschließenden Fenstern, sehr eleganten Gardinen, weißlichen Tapeten, einem rothen Sopha, und großen Ofen. So macht mirs jedesmal Plaisir wenn ich von draußen wieder hineinkomme, und ich gehe ungern heraus. Übrigens mögt Ihr mirs glauben oder nicht ich stehe jeden Morgen gegen 7 auf, und sitze um 8 bei der Arbeit, nach beendigtem Frühstück im Sonnenschein. Hauser war jeden Morgen frühe vor mein Bett gekommen mit der Bratsche, und hatte mich mit gräßlich sanften Tönen, die er dem Instrument entlockte aufgeweckt, so daß ich mich ans Frühaufstehen gewöhnte, und diese Gewohnheit nun vermittelst des Barbiers, der um 7 kommt, beibehalten will. Mit meiner Aufnahme hier bin ich weit über meine Erwartung zufrieden; wenn es so fortdauert giebt es einen höchst angenehmen Winter. Meine Ouvertüre kann ich im großen Kuchengarten, und früh bei den Brunnengästen von vollständigen Orchestern mit Saiteninstrumenten im Freien hören, und schon diese Orchester sind mit meinem Düsseldorfer in keiner Hinsicht zu vergleichen, sie spielen rein und zusammen und musikalisch, so daß ich gewiß hoffe am ConcertOrchester welches die Leipziger Elite sein soll, Freude zu erleben. Nächste Woche ist eine vorläufige Probe, in welcher ich dem Orchester durch die Directoren feierlich eingeführt werden soll (Rochlitz will eine sehr lange Rede halten, ahnde ich) da werden wir es ja sehen. Das vorläufige Repertoir ist auch schon gemacht, und gefällt mir gut; ich fand es hübsch von den Herren, daß sie darauf bestanden ich möchte im ersten Concert nicht spielen, und auch meine neue Ouvertüre erst im 2ten geben, obwohl ich mich zu beiden im ersten Concert bereit erklärt hatte; sie blieben aber dabei, ich sey ihr Director, und das übrige sei Zugabe, da müßten sie nicht gleich im ersten Concert verpuffen, als seien es Kunststücke. Also kommt meine Melusine erst im zweiten Concert, und mein Concert im dritten mit der Meeresstille zusammen. Das erste (am 4ten Oct. ) fängt mit dem Beherrscher der Geister von Weber an, dann kommt eine Arie in blanco, dann ein Doppelconcert für 2 hiesige Violinen, dann ein Quintett aus Ali Baba, der hier noch unbekannt ist, und im 2ten Theil zum Schluß des Concerts eine Beethovensche Sinfonie. Moscheles wird ihm wahrscheinlich beiwohnen, da er bald nachher ein Concert hier geben wird. Er wird mit seiner Mutter hier zusammenkommen und einige Tage bleiben, dann wieder zurück nach Hamburg gehn, was er mir in einem sehr freundlichen Briefe hieher gemeldet hat. Ich habe ihn gebeten einiges Englische Geld, was er für mich noch hat, bei seiner Durchreise Dir lieber Vater zu übergeben; es müssen etwa 16 Pfund sein, oder drüber, und ich bitte Dich sie zu meinem Geld zu legen. Das bringt mich auf einen Creditbrief für hier, um den ich Dich zu bitten bei meiner Abreise vergaß. Du sagtest mir, Du könntest mir einen an Frege geben; nachdem was ich hier höre, wär es mir wohl angenehm mit dem Hause bekannt zu sein, im Fall er nicht theurer ist, als ein andrer. In jedem Falle bitte ich Dich aber mir recht bald einen solchen Brief zu schicken, da ich nach pränumerirter Miethe nur noch 15 rt. übrig habe, die bei den nöthigen Beinkleidern, Stiefeln &c. bald schmelzen werden. Meinen Drücker hatte ich aus Vergeßlichkeit mitgenommen, aber ich habe ihn Albert Magnus anvertraut, der vorgestern hier durchreis’te, und mich zwischen einer und der anderen Schnellpost aufsuchte. Er wird ihn Dir, liebe Mutter, hoffentlich richtig überbringen; wir erinnerten uns alter Reisezeiten, und er erzählte mir mancherlei aus Paris und London, was mich interessirte. Hiller hat jetzt den Clavierauszug von la juive gemacht, und nach allem was mir Magnus von ihm erzählte, und leider auch nach allem was ich von ihm sehe und höre, verfolgt er nun ganz und gar die Pariser große Straße, und bringt es wahrscheinlich endlich so weit wie Halevy und Meyerbeer und Herold, daß er in 10 Jahren allgemein geachtet, und in noch 10 allgemein verachtet ist. Chopin und Berlioz wollen herkommen, wie man sagt. Gestern Abend hörte ich in einer Gesellschaft Lieder ohne Worte von Taubert spielen, das ist meiner Treu allzu doll einen Menschen so auszuziehen, wie der mich, er läßt mir keinen Faden, und setzt vom Seinigen noch mancherlei dummes Zeug hinzu. Die 2 Hefte Etuden von Cramer habe ich für Dich gekauft, lieber Vater, und warte bis Fanny durchkommt, um sie ihr mitzugeben, damit Du sie auch gleich hören kannst. Es sind wieder einige sehr hübsche darunter; er hat einer jeden eine Überschrift gegeben, die bei einigen so drollig naiv sind, daß ich laut lachen mußte. – Mde. Franck ist nebst Söhnen durchgegangen, und wollte mich mündlich, so wie vorher schriftlich, auffordern die Stunden mit ihrem Sohn hier fortzusetzen; da er indessen während der ganzen Zeit seit Düsseldorf nicht das Geringste gearbeitet hat, so lehnte ich es ab, indem ich sagte, daß er sich erst diesen Fleiß erschaffen müssen, ohne den eine Trennung von der Familie ganz unnütz wäre. Die Mutter wollte insistiren, aber da ich sie bat den Sohn selbst darüber entscheiden zu lassen, so entschied er sich gleich in Breslau zu bleiben, und wir trennten uns in vollkommen guten Vernehmen. Hierauf bin ich von meinem Brief an Hermann glücklich entbunden, habe Rechenschaft abgelegt, und die Sache ist abgemacht. – Liebe Mutter, hier lege ich 3 schöne Annoncen ein für die Sammlung; die beiden zusammen standen gestern in der hiesigen Zeitung, die ich deswegen gekauft, sie kostet 1 gr. und das sind die Anzeigen werth; die andre habe ich mir gestern Abend schenken lassen. Ich hoffe, sie sind würdig. Jetzt schließe ich und muß nach der Thomasschule, wo sie mir Seb. Bach produciren wollen. Lebt wohl, lebt wohl, liebe Eltern, und bleibt mir gut. Euer Felix MB.
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Es ist hübsch, daß gleich zu Anfang unsrer diesmaligen Correspondenz, sich ein Zufall traf, der mich jedesmal sehr gefreut hat; nämlich den Tag ehe ich den Brief erhielt, hatte ich ein Logis genommen, und dabei geradezu wörtlich den Rath befolgt, den ich nun erst später erhielt. Denn obwohl es übertrieben theuer ist, so ist es so allerliebst und behaglich, daß ich mich jeden Morgen von neuem wieder drüber freue, daß ichs habe; auch bringt es mir sogar den Preis wieder ein, denn es giebt mir gute Componirlaune, und macht mich häuslich und fleißig, so daß ich in den 3 Tagen die ich jetzt drin wohne schon manches gearbeitet habe. 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November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name></title> erst im 2<hi rend="superscript">ten</hi> geben, obwohl ich mich zu beiden im <placeName xml:id="placeName_3e674a16-b95a-49d5-9cd0-b72b74b14e9f">ersten Concert<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> bereit erklärt hatte; sie blieben aber dabei, ich sey ihr Director, und das übrige sei Zugabe, da müßten sie nicht gleich im ersten <placeName xml:id="placeName_4ab4b9e7-6e1f-4b6b-89cd-a9b766fcf75f">Concert<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> verpuffen, als seien es Kunststücke. Also kommt <title xml:id="title_c9369abd-d8b6-49f4-b851-cd9d6b49c09d">meine Melusine<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ncp8qcuy-hjo0-a8fa-mhdt-ug4y4p0batgx"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name></title> erst im <placeName xml:id="placeName_7f5ea964-f8d5-4dd4-a14c-b3372874a176">zweiten Concert<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, und <title xml:id="title_e4ebb697-a6f9-4cea-8e95-a2ea972a3624">mein Concert<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ixczyy0x-xs3l-vt79-sgqd-msyq6qqv74ln"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100349" style="hidden">Konzert Nr. 1 g-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [November 1830 bis Oktober 1831]<idno type="MWV">O 7</idno><idno type="op">25</idno></name></title> im dritten mit der <title xml:id="title_475ee990-cfe1-499f-867a-b1630f7876e5">Meeresstille<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yhkm3ixl-yp9t-palf-kppq-xfxnzkgauusu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name></title> zusammen. Das erste (am 4<hi rend="superscript">ten</hi> Oct.) fängt mit dem <title xml:id="title_e95ee9bd-8b00-40c0-afca-b49a0bd19a3d">Beherrscher der Geister<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111260" style="hidden" type="music">Ouvertüre zum Beherrscher der Geister d-Moll, op. 27 (WeV M. 5)</name></title> von <persName xml:id="persName_3ac5b6a9-b4fc-4802-b843-bd46dc4ee9cf">Weber<name key="PSN0115645" style="hidden">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name></persName> an, dann kommt eine <title xml:id="title_72da8e90-6149-434f-9ed4-95e026a339d8">Arie in blanco<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111267" style="hidden" type="music">Szene und Arie »Was sag ich« / »Fern von ihm« op. 56 (WeV D. 7). Einlage zu → Luigi Cherubinis Lodoïska</name></title>, dann ein Doppelconcert für 2 hiesige Violinen, dann ein <title xml:id="title_9ed8a80d-8b1f-45a6-b693-0c126f4cde44">Quintett aus Ali Baba<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108362" style="hidden" type="music">Ali Baba, ou Les Quarante Voleurs</name></title>, der hier noch unbekannt ist, und im 2<hi rend="superscript">ten</hi> Theil zum Schluß des Concerts eine <title xml:id="title_9ba58774-5fe7-454b-aa60-d5cb3439f9f8">Beethovensche Sinfonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108065" style="hidden" type="music">4. Sinfonie B-Dur, op. 60</name></title>. <persName xml:id="persName_7e78c74c-8e5d-4163-b1c5-30a01a129777">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> wird ihm wahrscheinlich beiwohnen, da er bald nachher ein Concert hier geben wird. Er wird mit <persName xml:id="persName_b5b4ed86-862f-420c-85c9-dd4d453925d0">seiner Mutter<name key="PSN0113438" style="hidden">Moscheles, Clarissa (Klara) Popper (um 1765-1842)</name></persName> hier zusammenkommen und einige Tage bleiben, dann wieder zurück nach Hamburg gehn, was er mir in einem sehr freundlichen Briefe hieher gemeldet hat. Ich habe ihn gebeten einiges Englische Geld, was er für mich noch hat, bei seiner Durchreise Dir lieber <persName xml:id="persName_7b1822c4-0a2b-4ac8-9f59-a3718d497336">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> zu übergeben; es müssen etwa 16 Pfund sein, oder drüber, und ich bitte Dich sie zu meinem Geld zu legen. Das bringt mich auf einen Creditbrief für hier, um den ich Dich zu bitten bei meiner Abreise vergaß. Du sagtest mir, Du könntest mir einen an <persName xml:id="persName_099b7ec5-e27a-4907-9d5d-281d559f919b">Frege<name key="PSN0116752" style="hidden">Frege, Christian Gottlob (1715-1781)</name></persName> geben; nachdem was ich hier höre, wär es mir wohl angenehm mit dem Hause bekannt zu sein, im Fall er nicht theurer ist, als ein andrer. In jedem Falle bitte ich Dich aber mir recht bald einen solchen Brief zu schicken, da ich nach pränumerirter Miethe nur noch 15 rt. übrig habe, die bei den nöthigen Beinkleidern, Stiefeln &c. bald schmelzen werden. Meinen Drücker hatte ich aus Vergeßlichkeit mitgenommen, aber ich habe ihn <persName xml:id="persName_1b2f9ef0-9dac-442a-9462-33da3fb14abf">Albert Magnus<name key="PSN0113039" style="hidden">Magnus, Rudolph Albert (1809-1859)</name></persName> anvertraut, der vorgestern hier durchreis’te, und mich zwischen einer und der anderen Schnellpost aufsuchte. Er wird ihn Dir, liebe <persName xml:id="persName_140a8e4e-2d26-4035-97c0-4fdb0043014c">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, hoffentlich richtig überbringen; wir erinnerten uns alter Reisezeiten, und er erzählte mir mancherlei aus Paris und London, was mich interessirte. <persName xml:id="persName_401da9da-5ea4-4ce9-8f7d-5c8ae07fe459">Hiller<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> hat jetzt den Clavierauszug von la juive gemacht, und nach allem was mir <persName xml:id="persName_0865b2b1-4f26-440e-8dc4-38a76eb3b8e2">Magnus<name key="PSN0113039" style="hidden">Magnus, Rudolph Albert (1809-1859)</name></persName> von ihm erzählte, und leider auch nach allem was ich von ihm sehe und höre, verfolgt er nun ganz und gar die Pariser große Straße, und bringt es wahrscheinlich endlich so weit wie <persName xml:id="persName_19c630cb-d8f0-4fdb-82e6-65e049e0d14b">Halevy<name key="PSN0111677" style="hidden">Halévy, Jacques François Fromental Élie (Fromentin Elias) (1799-1862)</name></persName> und <persName xml:id="persName_09796426-9963-47fb-a365-323f30b3b138">Meyerbeer<name key="PSN0113318" style="hidden">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name></persName> und <persName xml:id="persName_09b639c7-6014-48e4-8659-cc010f34ba01">Herold<name key="PSN0111922" style="hidden">Hérold, Louis Joseph Ferdinand (1791-1833)</name></persName>, daß er in 10 Jahren allgemein geachtet, und in noch 10 allgemein verachtet ist. <persName xml:id="persName_6aa34f91-f431-4360-b760-3c8d7e4dcedf">Chopin<name key="PSN0110374" style="hidden">Chopin, Fryderyk Franciszek (Frédéric François) (1810-1849)</name></persName> und <persName xml:id="persName_f7c58cdb-47fe-4906-9c25-0dcfd2183d4e">Berlioz<name key="PSN0109886" style="hidden">Berlioz, Louis Hector (1803-1869)</name></persName> wollen herkommen, wie man sagt. Gestern Abend hörte ich in einer Gesellschaft <title xml:id="title_dea4f05b-e5a0-4b60-b6cb-201044547742">Lieder ohne Worte<name key="PSN0115254" style="hidden" type="author">Taubert, Carl Gottfried Wilhelm (1811-1891)</name><name key="CRT0111023" style="hidden" type="music">An die Geliebte. Acht Minne-Lieder für das Piano-Forte op. 16</name></title> von <persName xml:id="persName_06504901-23af-474c-8473-fec101347a58">Taubert<name key="PSN0115254" style="hidden">Taubert, Carl Gottfried Wilhelm (1811-1891)</name></persName> spielen, das ist meiner Treu allzu doll einen Menschen so auszuziehen, wie der mich, er läßt mir keinen Faden, und setzt vom Seinigen noch mancherlei dummes Zeug hinzu. Die 2 Hefte Etuden von <persName xml:id="persName_82ea1413-8885-4f02-8aa5-9127b7cc7705">Cramer<name key="PSN0110487" style="hidden">Cramer, Johann (John) Baptist (1771-1858)</name></persName> habe ich für Dich gekauft, lieber <persName xml:id="persName_29d482a0-b9f4-435f-b727-1e577632e36c">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, und warte bis <persName xml:id="persName_05a0b043-0a1d-44a2-b8b2-c5b1116cc1c0">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> durchkommt, um sie ihr mitzugeben, damit Du sie auch gleich hören kannst. Es sind wieder einige sehr hübsche darunter; er hat einer jeden eine Überschrift gegeben, die bei einigen so drollig naiv sind, daß ich laut lachen mußte. – <persName xml:id="persName_34c76463-a5a5-4569-994a-cbd00e6f6400">Mde. Franck<name key="PSN0111122" style="hidden">Franck, Friederike (Frida; eigtl. Ferka) (1783-1849)</name></persName> ist nebst <persName xml:id="persName_2f4ef3f7-8083-4bb0-86da-afef2423c338">Söhnen<name key="PSN0111123" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name><name key="PSN0111126" style="hidden">Franck, Johann August (1805-1878)</name><name key="PSN0111116" style="hidden">Franck, Friedrich Albert (1809-1896)</name><name key="PSN0111119" style="hidden">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName> durchgegangen, und wollte mich mündlich, so wie vorher schriftlich, auffordern die Stunden mit <persName xml:id="persName_1507e984-2c2e-4122-b7cc-d12fdb74457f">ihrem Sohn<name key="PSN0111119" style="hidden">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName> hier fortzusetzen; da er indessen während der ganzen Zeit seit Düsseldorf nicht das Geringste gearbeitet hat, so lehnte ich es ab, indem ich sagte, daß er sich erst diesen Fleiß erschaffen müssen, ohne den eine Trennung von der Familie ganz unnütz wäre. Die <persName xml:id="persName_2fdb5c59-7807-42a3-b7d5-be16836bcd26">Mutter<name key="PSN0111122" style="hidden">Franck, Friederike (Frida; eigtl. Ferka) (1783-1849)</name></persName> wollte insistiren, aber da ich sie bat den <persName xml:id="persName_5926dcb0-6dc9-4977-b16c-39b192831c96">Sohn<name key="PSN0111119" style="hidden">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName> selbst darüber entscheiden zu lassen, so entschied er sich gleich in Breslau zu bleiben, und wir trennten uns in vollkommen guten Vernehmen. Hierauf bin ich von meinem Brief an <persName xml:id="persName_7221629b-7c9b-40d9-803b-8caeeefe9f8e">Hermann<name key="PSN0111123" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> glücklich entbunden, habe Rechenschaft abgelegt, und die Sache ist abgemacht. – Liebe <persName xml:id="persName_5137022f-840a-4e2c-9e2d-61e9ebb95b57">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, hier lege ich 3 schöne Annoncen ein für die Sammlung; die beiden zusammen standen gestern in der hiesigen Zeitung, die ich deswegen gekauft, sie kostet 1 gr. und das sind die Anzeigen werth; die andre habe ich mir gestern Abend schenken lassen. Ich hoffe, sie sind würdig. Jetzt schließe ich und muß nach der <placeName xml:id="placeName_12cc13d7-3114-400c-8d0c-eb4c45174f7b">Thomasschule<name key="NST0100193" style="hidden" subtype="" type="institution">Thomasschule</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, wo sie mir <persName xml:id="persName_7dfe00cf-ba03-42a1-89bd-e1fb451a0f4c">Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> produciren wollen. Lebt wohl, lebt wohl, <persName xml:id="persName_37ac8478-5a0f-478d-b319-32eb0231d858">liebe Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, <seg type="closer" xml:id="seg_e267e7c1-df09-476d-949c-37194155f178">und bleibt mir gut.</seg></p><signed rend="right">Euer</signed><signed rend="right">Felix MB.</signed></div></body> </text></TEI>