fmb-1835-08-13-01
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Berlin, 13. August 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
5 beschr. S.; S. 1: Am Beginn des ersten Briefblatts hat Moscheles in der rechten oberen Ecke die Angaben »Berlin / 13 Aug. 1835« eingefügt; Adresse, mehrere Poststempel: Von Moscheles’ Hand wurde in einen Poststempel das Wort »August« hineingeschrieben, Vermerk von Ignaz Moscheles auf der Adressenseite: »Aus Berlin Vom 13ten August 1837 / Intime Confessionen über Componisten / über seine eigenen Arbeiten Paulus / und a moll Sinfonie«. – In Ignaz Moscheles’ Briefalbum enthalten. Dieselben Informationen auf der Adressenseite hielt Moscheles auch als autographe Notiz in seinem Briefalbum zu diesem Brief fest. Dort verwendete er jedoch die Bezeichnung »Compositionen« statt »Componisten«. An dieser Stelle korrigierte er auch die ursprüngliche Datierung »13ten October 1837« zu »13 August 1835«. Die Datierung auf 1837 ist ein Versehen.
Felix Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy
Sammlung William Thomas Freemantle, Rotherham, Yorkshire.
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
frey.
tenAugust 1837 / Intime Confessionen über Componisten / über seine eigenen Arbeiten Paulus / und a moll Sinfonie«.
Ich weiß gar nicht wie ich Dir für Deine lieben Zeilen genug danken soll; Du hast mich so dadurch erfreut, daß ich doppelt mein Unrecht fühle Dir so lange nicht geschrieben zu haben, und wäre es nur aus Eigennutz gewesen, um früher Deine Antwort zu bekommen. Du bist so freundlich mir meine Faulheit nicht vorzuwerfen, aber ich thue es drum desto mehr, und nehme mir bestimmt vor nicht wieder so lange Zeit verstreichen zu lassen, ohne Dir ein Lebenszeichen zu geben. Denn freilich mehr wäre es doch in den letzten Monaten nicht geworden; zu einem Briefe fehlte es mir oft an Stimmung, und oft an Zeit. Du weißt, daß vor dieser Reise und während derselben, war bei mir so groß, daß ich in der ganzen Zeit keinen andern Gedanken fassen konnte, und auch hier ehe ich die
Ich muß nun schließen, und bitte Dich lieber Moscheles nur noch, die
N. S. Meine Adresse ist übrigens immer hieher, und vom September an, an
Ich war sehr angenehm überrascht,
Nun leben
P. S. Da ich diese Zeilen offen bei Felix einlege, so darf ich Ihnen nicht alles Gute über ihn sagen, was ich denke, und nichts von der Freude, die wir genießen, ihn auf kurze Zeit bei uns zu sehen. Nichts aber ist uns erfreulicher, als das unverändert schöne Verhältniß zwischen Ihnen und ihm.
Derselbe
Lieber Moscheles Ich weiß gar nicht wie ich Dir für Deine lieben Zeilen genug danken soll; Du hast mich so dadurch erfreut, daß ich doppelt mein Unrecht fühle Dir so lange nicht geschrieben zu haben, und wäre es nur aus Eigennutz gewesen, um früher Deine Antwort zu bekommen. Du bist so freundlich mir meine Faulheit nicht vorzuwerfen, aber ich thue es drum desto mehr, und nehme mir bestimmt vor nicht wieder so lange Zeit verstreichen zu lassen, ohne Dir ein Lebenszeichen zu geben. Denn freilich mehr wäre es doch in den letzten Monaten nicht geworden; zu einem Briefe fehlte es mir oft an Stimmung, und oft an Zeit. Du weißt, daß meine Mutter in Düsseldorf sehr krank wurde, sich langsam erholte, und die Reise hieher, auf der ich sie begleiten mußte, nur mit der größten Vorsicht unternehmen durfte; die Angst vor dieser Reise und während derselben, war bei mir so groß, daß ich in der ganzen Zeit keinen andern Gedanken fassen konnte, und auch hier ehe ich die Eltern wieder ganz in ihrer gewohnten Behaglichkeit wieder eingebürgert sah war mir nicht wohl zu Muthe. Jetzt aber, Gott sei Dank, verlieren sich bei beiden die Spuren der Anstrengung immer mehr, und sie sind so wohl, oder vielmehr wohler als vorher, so daß ich wieder freier athmen kann; ich hätte Dir auch in jedem Falle in diesen Tagen geschrieben, aber freilich nach London. Denn daß Deine Reise nach Hamburg so nahe wäre, hatte ich nicht gewußt, und die Nachricht Deiner Ankunft dort hat mich ganz überrascht. Aber wie gern wüßte ich nun auch von Deiner zukünftigen und verflossenen Zeit mehr Ausführliches; die Idee nach Petersburg zu gehen hatt’ ich eigentlich halb und halb erwartet, da ich überzeugt bin nach allem was ich höre, daß Du dort auf Händen getragen und mit allem Erfreulichen überhäuft werden wirst; doch möchte ich auch gern wissen, wie lange Du dort zu bleiben, wann Du dahin zu gehen gedenkst. Du gehst doch dann nach England zurück? Und auch von der vergangnen Zeit hört’ ich gern einige Details; denn, so vortrefflich Deine Worte über Al. Schmitt und Benedict sind, so muß doch außerdem noch manches in der ganzen Zeit bei Euch erschienen sein, und vor allen Dingen wüßte ich von Dir gern das Genaueste, was Du componirt, wie Dein Concert war, was Du für neue Compositionspläne hast &c. &c. davon schreib mir doch ein Paar Worte, wenn Du einmal eine Mußestunde hast; Du weißt ja, wie sehr Du mich dadurch erfreust. Ich habe Deinen Brief gleich den Eltern mittheilen müssen, die gleiche Freude an Deinen lieben Worten hatten; Vater will Dir selbst einige Zeilen hier zusetzen. Die Schilderung von Al. Schmitts Talglichtersoirée und seiner Septimenconversation ist so treffend, daß mir gerade ist, als hätte ich die Lichter gerochen, die Quartette gehört, den grünen Thee geschmeckt, die lange Weile gefühlt, und so mit allen Sinnen das Ding mitgemacht, und der einbalsamirte Benedict ist auch herrlich. Freilich ist es unerfreulicher, was Du von Lißts harmonies schreibst; ich hatte das Ding schon in Düsseldorf kennen gelernt, und gleichgültig bei Seite gelegt, weil mirs sehr dumm vorkam, aber wenn das Zeug Aufsehn macht, oder gar Anklang findet, ist es freilich verdrießlich. Aber ist denn das der Fall? Ich kann mirs gar nicht denken, daß unbefangne Leute an dergleichen Mißtönen Freude haben sollten, daß sie es nur irgend interessiren kann; ob es ein Paar Recensenten herausstreichen oder nicht, das ist eben so spurlos wie die ganze Composition. Was mich dabei gewöhnlich verstimmt, ist daß daneben gar so wenig Gegengewicht aufkommt, denn was unsre Herrn Reissiger, und Consorten machen ist in einer andern Art, aber eben so leer, und was dort Hiller und Berlioz &c. schreiben, ist ebensowenig Musik, und selbst des alten Cherubini Ali Baba taugt entsetzlich wenig, und streift an den Auber. Das ist höchst betrübend – aber was verfalle ich in den Leichenbitterton? Als ob die schlechte Musik den Ton angeben müßte, wenn auch die ganze Welt sie sänge, und als ob die gute nicht in der Welt bliebe. Ich sehe dann in all den Sachen eine doppelte Verpflichtung fleißig zu sein, um nach meinen Kräften wenigstens, das hinzustellen was mir als Musik vorschwebt. Aber freilich, es ist mir zuweilen, als würde ich auch nicht weit genug kommen – und gerade heut ist so ein Tag, wo ich mit meiner Arbeit gar nicht zufrieden bin, und mein Oratorium lieber wieder von vorne anfinge. Doch habe ich mir nun fest vorgesetzt es diesen Winter in Frankfurt und nächste Pfingsten beim Musikfest in Düsseldorf aufzuführen, also muß ich es jetzt fertig machen; ich glaube auch, ich habe schon zu lange daran gearbeitet, wenigstens sehne ich mich schon nach andern Arbeiten, die ich im Kopfe habe, und dann ist es wohl höchste Zeit zu schließen. Ich muß die ganze Partitur noch einmal abschreiben, und meistens noch umschreiben und vervollständigen – das ist eine langwierige Arbeit, die mich jetzt oft müde macht. Im Winter schreibe ich dann eine Sinfonie in amoll, und mach meine Walpurgisnacht zur Herausgabe fertig. Aber was macht das nächste Heft Etüden? Ich warte sehnlich darauf, und ich glaube alles was Clavier spielt mit mir. Das sollte eine Freude sein, wenn das bald käme; denkst Du gar nicht mehr daran? Und an die 4händige Sonate? Halt, jetzt erlaube mir eine Episode an Mde. Moscheles. Liebe Mde. Moscheles! Daß ich diesen Brief, so wie überhaupt jetzt, aus Coomb’s patent schreibe, und mich noch gar nicht einmal dafür ordentlich bedankt habe, das ist ärger, als arg; jetzt möchte ich den Dank wohl gern sagen, aber I dare say Sie wollen ihn gar nicht mehr von mir hören. Ich hatte mir erst vorgenommen ein Lied aus esdur als Sühnopfer zu schicken, aber nachher wußte ich nicht ob es Ihnen nicht zu tief liegen würde (es geht bis b ) und ob Sie das Opfer also auch annehmen wollten; können Sie aber so tief singen, so schicke ich das nächstemal gleich zwei Lieder für eine Mezzosopranstimme, und möchte nur, Sie wären wegen meiner Pausen nicht gar zu böse, und verziehen mir auch wieder (nicht auf solche Weise „daß ich freilich soviel zu thun hätte“ und „daß es besser sei ich componirte“ &c. das ist alles nicht der Fall) sondern wirklich. Ich muß nun schließen, und bitte Dich lieber Moscheles nur noch, die Kinder recht vielmal zu grüßen. Die Mädchen etwas höflich (sie wachsen mir ja über den Kopf) den Felix schon gröber, mit einigem Ohrenzupfen, Quetschen u. dgl. Wann ich sie (und Dich) mal wiedersehe, das weiß ich zwar nicht; hätte ich den Sommer nicht schon allzuviel gereis’t, und müßte ich nicht in wenig Tagen nach Leipzig, um meinen Winterpallast zu beziehen, so hätte ich mich bald nach Empfang Deines Briefs auf die Schnellpost gesetzt und Euch eine Visite gemacht. Es ging aber unmöglich, also muß ichs ruhig abwarten, wann uns ein gutes Zusammentreffen wieder bevorsteht. Du weißt, daß ich den nächsten Winter in Leipzig bleibe, um die AbonnementsConcerte zu dirigiren; ich habe mich dazu nur von Michaelis bis Ostern verbindlich gemacht, mir graut etwas davor, und ich kann mir den Aufenthalt nicht reizend denken. Auch meine Pläne für nächstes Frühjahr nach dem Musikfeste gehen nach Süden, nicht nach England. Also wie gesagt möge mir der Zufall bald günstiger sein, als es die Pläne sein konnten, und somit lebwohl, auf Wiedersehen. Stets Dein Felix Mendelssohn Bartholdy N. S. Meine Adresse ist übrigens immer hieher, und vom September an, an Breitkopf & Härtel in Leipzig. Wenn Du Sie nur recht oft benutztest! Felix Mendelssohn Bartholdy Berlin, den 13. August 1835. Ich war sehr angenehm überrascht, mein theurer Herr Moscheles, durch meinen Sohn zu erfahren, daß Sie und Ihre geehrte Frau Gemahlin sich in Deutschland befinden. Leider wird Sie die intendirte Reise nach Petersburg wohl nicht über Berlin führen, da das Dampfboot Sie schneller hinbringt, als die Postpferde. Hamburg ist aber so nahe zu Berlin, daß meine erste Regung, als ich Kenntniß von Ihrem Brief bekam, der Wunsch war, Sie Beide dort aufzusuchen. Da ich aber eben erst von einer Reise nach dem Rhein zurückgekommen, welche mir die traurige Ueberzeugung aufgedrängt hat, daß ich nicht mehr reisen kann und darf, so konnte ich es nicht weiter als bis zum Wunsche bringen. Und doch hätte ich mich so gern bei Madame Moscheles entschuldigt, daß ich ihr die Antwort auf ihren liebenswürdigen letzten Brief habe schuldig bleiben müssen. Meine Augen versagen mir aber fast jeden Dienst, und ich kann mich nicht daran gewöhnen, so zu diktiren, als ich gern schreiben möchte. Nehmen Sie Beide, vor allen Ihre liebe Frau, daher für’s Leben die Zusicherung an, daß nichts in mir die Erinnerung an Sie und das, was ich Ihnen schuldig geworden, schwächen wird; es irgend zu vergelten, steht nicht in meiner Macht. Ich kann ja nicht einmal etwas finden oder ersinnen, was mich in Ihrem Gedächtniß erhalte, so wie das gewisse grüne Lavendelbeutelchen mich, wenn ich meinen Wäscheschrank eröffne, an 1833, London und Madame Moscheles erinnert. Felix wird Ihnen vielleicht etwas über unsere Reise geschrieben haben, sie fing äußerst erregend und erfreulich an, wendete sich aber durch die Krankheit meiner Frau in Düsseldorf in’s Ernste und Sorgenvolle, und wir können kaum noch wieder in der Heimath die alte Ruhe und Fassung gewinnen. Nun leben Sie Beide glücklich und wohl, bleiben Sie meiner gewogentlich eingedenk, und sollte ich Ihnen in irgend einer Veranlassung dienen können, so befehlen Sie über mich. Ihr aufrichtig ergebener Freund AMendBartholdy Abraham Mendelssohn Bartholdy P. S. Da ich diese Zeilen offen bei Felix einlege, so darf ich Ihnen nicht alles Gute über ihn sagen, was ich denke, und nichts von der Freude, die wir genießen, ihn auf kurze Zeit bei uns zu sehen. Nichts aber ist uns erfreulicher, als das unverändert schöne Verhältniß zwischen Ihnen und ihm. Derselbe Abraham Mendelssohn Bartholdy
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Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-08-13" xml:id="date_b176106d-7717-4545-9ea6-8edffeb40a86">13. 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Ich habe Deinen Brief gleich den <persName xml:id="persName_a7f47a55-55ab-4a39-a29c-4f335b103dc4">Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> mittheilen müssen, die gleiche Freude an Deinen lieben Worten hatten; <persName xml:id="persName_931fe24e-31eb-461c-a491-fddcab30688f">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> will Dir selbst einige Zeilen hier zusetzen. Die Schilderung von <persName xml:id="persName_a62368d4-aa24-4f7c-925a-c19ad1964c5c">Al. Schmitts<name key="PSN0114624" style="hidden">Schmitt, Aloys (1788-1866)</name></persName> Talglichtersoirée und seiner Septimenconversation ist so treffend, daß mir gerade ist, als hätte ich die Lichter gerochen, die Quartette gehört, den grünen Thee geschmeckt, die lange Weile gefühlt, und so mit allen Sinnen das Ding mitgemacht, und der einbalsamirte <persName xml:id="persName_f82d8c00-4601-49eb-8b84-1df39422886a">Benedict<name key="PSN0109851" style="hidden">Benedict, (seit 1871) Sir Julius (Jules) (vorh. Isaac) (1804-1885)</name></persName> ist auch herrlich. Freilich ist es unerfreulicher, was Du von <title xml:id="title_b5cb8e71-3459-44c0-af51-e30d7b23c0f1">Lißts harmonies<name key="PSN0112894" style="hidden" type="author">Liszt, Franz (Ferenc) (1811-1886)</name><name key="CRT0109769" style="hidden" type="music">Harmonies poétiques et religieuses (1834) S 154</name></title> schreibst; ich hatte das Ding schon in Düsseldorf kennen gelernt, und gleichgültig bei Seite gelegt, weil mirs sehr dumm vorkam, aber wenn das Zeug Aufsehn macht, oder gar Anklang findet, ist es freilich verdrießlich. Aber ist denn das der Fall? Ich kann mirs gar nicht denken, daß unbefangne Leute an dergleichen Mißtönen Freude haben sollten, daß sie es nur irgend interessiren kann; ob es ein Paar Recensenten herausstreichen oder nicht, das ist eben so spurlos wie die ganze Composition. Was mich dabei gewöhnlich verstimmt, ist daß daneben gar so wenig Gegengewicht aufkommt, denn was unsre <persName xml:id="persName_8857a5d6-ba99-4f8a-8e02-58d680d44516">Herrn Reissiger<name key="PSN0114129" style="hidden">Reißiger (Reissiger), Carl Gottlieb (1798-1859)</name></persName>, und Consorten machen ist in einer andern Art, aber eben so leer, und was dort <persName xml:id="persName_318e2c57-34f6-48b5-bf69-87b1c5c3760d">Hiller<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> und <persName xml:id="persName_7eb96b8a-e02c-4b9e-8ff8-01154d4d5163">Berlioz<name key="PSN0109886" style="hidden">Berlioz, Louis Hector (1803-1869)</name></persName> &c. schreiben, ist ebensowenig Musik, und selbst <title xml:id="title_fa34c3c5-5ae2-4f5d-a6ea-ad395bfd63b1">des alten Cherubini Ali Baba<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108362" style="hidden" type="music">Ali Baba, ou Les Quarante Voleurs</name></title> taugt entsetzlich wenig, und streift an den <persName xml:id="persName_96cf1b2e-63bb-4fa2-966a-72442a670825">Auber<name key="PSN0109578" style="hidden">Auber, Daniel-François-Esprit (1782-1871)</name></persName>. Das ist höchst betrübend – aber was verfalle ich in den Leichenbitterton? Als ob die schlechte Musik den Ton angeben müßte, wenn auch die ganze Welt sie sänge, und als ob die gute nicht in der Welt bliebe. Ich sehe dann in all den Sachen eine doppelte Verpflichtung fleißig zu sein, um nach meinen Kräften wenigstens, das hinzustellen was mir als Musik vorschwebt. Aber freilich, es ist mir zuweilen, als würde ich auch nicht weit genug kommen – und gerade heut ist so ein Tag, wo ich mit meiner Arbeit gar nicht zufrieden bin, und <title xml:id="title_5d67d028-b156-4d7b-ac03-3e5ae6dfc7a6">mein Oratorium<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_j8gdinvz-vkuu-u8me-nl1u-48joatzqgcfo"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> lieber wieder von vorne anfinge. Doch habe ich mir nun fest vorgesetzt es diesen Winter in Frankfurt und nächste Pfingsten beim Musikfest in Düsseldorf aufzuführen, also muß ich es jetzt fertig machen; ich glaube auch, ich habe schon zu lange daran gearbeitet, wenigstens sehne ich mich schon nach andern Arbeiten, die ich im Kopfe habe, und dann ist es wohl höchste Zeit zu schließen. Ich muß die ganze Partitur noch einmal abschreiben, und meistens noch umschreiben und vervollständigen – das ist eine langwierige Arbeit, die mich jetzt oft müde macht. Im Winter schreibe ich dann eine <title xml:id="title_1a23cef3-781d-4fb6-92cf-78a8dafdc5d5">Sinfonie in amoll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_g3zg15j7-io9u-jn20-ipze-athydopusvun"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100344" style="hidden">Sinfonie Nr. 3 a-Moll (»Schottische«) für Orchester, 30. Juli 1829; [ca. 1841] bis 20. Januar 1842<idno type="MWV">N 18</idno><idno type="op">56</idno></name></title>, und mach <title xml:id="title_dbc4df12-cf6f-482f-a49f-f4b7a680305d">meine Walpurgisnacht<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wbuegxzz-po6j-6w3e-hlob-7jhjpoo7ckkn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_secular_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100172" style="hidden">Die erste Walpurgisnacht, Ballade für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1830] bis 13. Februar 1832; Herbst 1840 bis Dezember 1842; 15. Juli 1843<idno type="MWV">D 3</idno><idno type="op">60</idno></name></title> zur Herausgabe fertig. Aber was macht das <title xml:id="title_287699a8-55b8-47c1-a00b-df4ecd1f900c">nächste Heft Etüden<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="CRT0110020" style="hidden" type="music">Charakteristische Studien für Pianoforte op. 95</name></title>? Ich warte sehnlich darauf, und ich glaube alles was Clavier spielt mit mir. Das sollte eine Freude sein, wenn das bald käme; denkst Du gar nicht mehr daran? Und an die <title xml:id="title_3ebb639b-9a16-4303-beea-1e21c79be5a3">4händige Sonate<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="CRT0110034" style="hidden" type="music">»Hommage à Haendel«. Grand Duo par deux Pianofortes G-Dur, op. 92</name></title>? Halt, jetzt erlaube mir eine Episode an <persName xml:id="persName_b47bb0c8-cb0b-48e4-915c-f538b8d29a12">Mde. Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>.</p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_ec29dab4-0a7f-4b59-9559-c2eec5da7f54"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p><seg type="closer" xml:id="seg_6538455f-9267-4a32-9594-eb93561efbfb">Liebe Mde. Moscheles!</seg> Daß ich diesen Brief, so wie überhaupt jetzt, aus Coomb’s patent schreibe, und mich noch gar nicht einmal dafür ordentlich bedankt habe, das ist ärger, als arg; jetzt möchte ich den Dank wohl gern sagen, aber I dare say <persName xml:id="persName_0fad2c49-3a93-42b3-ae7c-c1257f5f157d">Sie<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> wollen ihn gar nicht mehr von mir hören. Ich hatte mir erst vorgenommen ein Lied aus esdur als Sühnopfer zu schicken, aber nachher wußte ich nicht ob es Ihnen nicht zu tief liegen würde (es geht bis b <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_04e21dc0-95b9-19774-d3ba6-04144fc9a674" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note>) und ob Sie das Opfer also auch annehmen wollten; können Sie aber so tief singen, so schicke ich das nächstemal gleich zwei Lieder für eine Mezzosopranstimme, und möchte nur, Sie wären wegen meiner Pausen nicht gar zu böse, und verziehen mir auch wieder (nicht auf solche Weise „daß ich freilich soviel zu thun hätte“ und „daß es besser sei ich componirte“ &c. das ist alles nicht der Fall) sondern wirklich.</p> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_2303fa90-962d-4b1c-aa69-de7a10987816"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p>Ich muß nun schließen, und bitte Dich lieber Moscheles nur noch, die <persName xml:id="persName_b8896f6e-7a39-4658-aeb4-334c18d905cd">Kinder<name key="PSN0113440" style="hidden">Moscheles, Felix Stone (1833-1917)</name><name key="PSN0113439" style="hidden">Moscheles, Emily Mary (1827-1889)</name><name key="PSN0113443" style="hidden">Moscheles, Serena (Serina) Anna (1830-1902)</name></persName> recht vielmal zu grüßen. Die <persName xml:id="persName_3ae125f6-b6f9-4bea-888a-eb2c632769ac">Mädchen<name key="PSN0113439" style="hidden">Moscheles, Emily Mary (1827-1889)</name><name key="PSN0113443" style="hidden">Moscheles, Serena (Serina) Anna (1830-1902)</name></persName> etwas höflich (sie wachsen mir ja über den Kopf) den <persName xml:id="persName_cea2b0a0-2a63-42cb-b545-4ee621f2a47b">Felix<name key="PSN0113440" style="hidden">Moscheles, Felix Stone (1833-1917)</name></persName> schon gröber, mit einigem Ohrenzupfen, Quetschen u. dgl. Wann ich sie (und Dich) mal wiedersehe, das weiß ich zwar nicht; hätte ich den Sommer nicht schon allzuviel gereis’t, und müßte ich nicht in wenig Tagen nach Leipzig, um meinen Winterpallast zu beziehen, so hätte ich mich bald nach Empfang Deines Briefs auf die Schnellpost gesetzt und Euch eine Visite gemacht. Es ging aber unmöglich, also muß ichs ruhig abwarten, wann uns ein gutes Zusammentreffen wieder bevorsteht. Du weißt, daß ich den nächsten Winter in Leipzig bleibe, um die <placeName xml:id="placeName_c56fe698-2081-4631-a9c2-29815b62eb6c">AbonnementsConcerte<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu dirigiren; ich habe mich dazu nur von Michaelis bis Ostern verbindlich gemacht, mir graut etwas davor, und ich kann mir den Aufenthalt nicht reizend denken. Auch meine Pläne für nächstes Frühjahr nach dem Musikfeste gehen nach Süden, nicht nach England. Also wie gesagt möge mir der Zufall bald günstiger sein, als es die Pläne sein konnten, <seg type="closer" xml:id="seg_876504f3-8175-411e-b076-6ec8b3efe7a5">und somit lebwohl, auf Wiedersehen.</seg></p> <signed rend="right">Stets Dein</signed> <signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy</signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_6f3f6ca8-22e0-441a-bb5d-1d84e702580c"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">N. S. Meine Adresse ist übrigens immer hieher, und vom September an, an <persName xml:id="persName_06fcaedf-0e62-4ed8-b528-f2158a5df59c">Breitkopf & Härtel<name key="PSN0110112" style="hidden">Breitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name></persName> in Leipzig. Wenn Du Sie nur recht oft benutztest!</p> <p style="paragraph_without_indent"> <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_3e67596f-380b-4817b-86532-f45124d2fe79" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> </p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Felix Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_45aa37bd-a9a1-4db1-bf9b-152e952440f3"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin, den <date cert="high" when="1835-08-13" xml:id="date_9c220292-cd94-4b3a-94c5-bbf592130295">13. August 1835.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Ich war sehr angenehm überrascht, <persName xml:id="persName_2f2fc8e3-782b-4e02-88bd-b398a0017f52">mein theurer Herr Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName>, durch meinen Sohn zu erfahren, daß Sie und <persName xml:id="persName_daf177a9-bcf4-4893-8ae2-0187a345eabf">Ihre geehrte Frau Gemahlin<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> sich in Deutschland befinden. Leider wird Sie die intendirte Reise nach Petersburg wohl nicht über Berlin führen, da das Dampfboot Sie schneller hinbringt, als die Postpferde. Hamburg ist aber so nahe zu Berlin, daß meine erste Regung, als ich Kenntniß von Ihrem Brief bekam, der Wunsch war, Sie Beide dort aufzusuchen. Da ich aber eben erst von einer Reise nach dem Rhein zurückgekommen, welche mir die traurige Ueberzeugung aufgedrängt hat, daß ich nicht mehr reisen kann und darf, so konnte ich es nicht weiter als bis zum Wunsche bringen. Und doch hätte ich mich so gern bei <persName xml:id="persName_361bc174-282b-4f49-b50f-afbb7e8915fd">Madame Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> entschuldigt, daß ich ihr die Antwort auf ihren liebenswürdigen letzten Brief habe schuldig bleiben müssen. Meine Augen versagen mir aber fast jeden Dienst, und ich kann mich nicht daran gewöhnen, so zu diktiren, als ich gern schreiben möchte. Nehmen Sie Beide, vor allen <persName xml:id="persName_30100a40-9e43-4d6f-a39a-7837d42b3f0c">Ihre liebe Frau<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>, daher für’s Leben die Zusicherung an, daß nichts in mir die Erinnerung an Sie und das, was ich Ihnen schuldig geworden, schwächen wird; es irgend zu vergelten, steht nicht in meiner Macht. Ich kann ja nicht einmal etwas finden oder ersinnen, was mich in Ihrem Gedächtniß erhalte, so wie das gewisse grüne Lavendelbeutelchen mich, wenn ich meinen Wäscheschrank eröffne, an 1833, London und <persName xml:id="persName_64613e2b-909d-41cc-830a-915b9de1c531">Madame Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> erinnert. Felix wird Ihnen vielleicht etwas über unsere Reise geschrieben haben, sie fing äußerst erregend und erfreulich an, wendete sich aber durch die Krankheit <persName xml:id="persName_a5acfad3-0a7b-446b-a3dc-bf5173f19a7e">meiner Frau<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> in Düsseldorf in’s Ernste und Sorgenvolle, und wir können kaum noch wieder in der Heimath die alte Ruhe und Fassung gewinnen.</p> <p>Nun leben <persName xml:id="persName_4dcec0b7-ba0a-466f-a13e-e1f05c3f4817">Sie Beide<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> glücklich und wohl, bleiben Sie meiner gewogentlich eingedenk, <seg type="closer" xml:id="seg_269a2c92-bbbe-44cc-8bcb-4fccb9e349a4">und sollte ich Ihnen in irgend einer Veranlassung dienen können, so befehlen Sie über mich.</seg></p> <p style="paragraph_right"> <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_d544edd2-2e2a-af96c-ae948-4f24a8e34882" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> </p> <signed rend="right">Ihr aufrichtig ergebener Freund</signed> <signed rend="right">AMendBartholdy</signed> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Abraham Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="6" type="act_of_writing" xml:id="div_a5c659a4-2392-4ca3-8807-394857a7b147"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">P. S. Da ich diese Zeilen offen bei Felix einlege, so darf ich Ihnen nicht alles Gute über ihn sagen, was ich denke, und nichts von der Freude, die wir genießen, ihn auf kurze Zeit bei uns zu sehen. Nichts aber ist uns erfreulicher, als das unverändert schöne Verhältniß zwischen Ihnen und ihm.</p> <p style="paragraph_right"> <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_0afb4298-814e-3e172-6156c-f284a26e8187" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> </p> <p style="paragraph_right">Derselbe</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Abraham Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>