fmb-1835-07-20-01
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Düsseldorf, 17. und 20. Juli 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
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Ich werde Ihnen niemals verzeihen, daß Sie nicht zum
Leider nicht viel Vernünftiges, oder zum Glück; ich fühle mich gar nicht wie eine Frau von 24 Jahren; je toller es auf dieser Reise herging, mit Klettern, Laufen oder (Felixens Passion) Sand und Steine in die Haare und Taschen stecken, um desto lieber war es mir, die erste Zeit hier ist ein ansehnlicher Haufen Unsinn verarbeitet worden.
Düsseldorf den 17 Juli 1835 Liebster Klingemann hab Dank für Deinen Brief vom 3ten; wie seltsam, daß Du meinen Brief mit der schlimmen Nachricht von Mutters Krankheit erhieltest, als Du mir den Deinigen mit der Unannehmlichkeit die Dich damals umgab, zuschicktest. Du schließest auch und sagst: wohl Dir, daß Du gute Tage mit den Deinigen erlebst, und jetzt kann auch ich es mir wieder sagen, denn Mutter ist, Gott sey Dank, fast ganz wieder hergestellt, munter und lebendig, wie vorher, und wird die Reise bald antreten können, aber als ich Deinen Brief bekam, da war alles wieder einmal ganz anders. Ich war wirklich ein Paar Tage lang in schrecklicher Angst, und hätte mir es kaum für möglich denken können daß Mutter so schnell wieder gesund werden würde, selbst jetzt noch denke ich mit Sorgen an die weite Reise, die nun in etwa 8 Tagen angetreten werden soll, und auf der ich mich nach dem glücklichen Anblick der beiden Gensd’armthürme sehne, wie mirs noch niemals vorgekommen. Indeß wird, so Gott will, der frohe Augenblick auch kommen; ich schreibe Dir dann gleich von Berlin wo ich etwa 8 Tage bleiben werde, und bitte Dich mir auch ein Paar Zeilen dorthin (an Vater adressirt) zu schreiben; Du weißt, wie mich das erfreut. Hab vielen Dank für die Besorgung des Claviers und danke auch Moscheles in meinem Namen dafür und für die freundlichen Worte, die er mir schreiben läßt. Sobald ich wieder rechte Ruhe und Muße zum Schreiben habe, ist es mein erstes ihm zu schreiben, und mein langes Schweigen abzubitten. Nun muß ich heut noch Vater nach Cöln begleiten, wo er Geschäfte hat, und wohin ich ihn nicht allein reisen lassen will. Beckchen verspricht mir diesen Brief auszuschreiben, und ihn recht schön zu würzen mit Ausführlichkeit und details. Bitte laß mich wissen, wie viel Geld Moscheles für mich hat, oder hatte, und ob ich Dir was schuldig bin, oder nicht? Erard grüße vielmal und danke ihm für die abermalige Gefälligkeit, die er mir erweis’t; ich will sehen ob ich in Leipzig auch eins seiner Instrumente unterbringen kann, denn es ist ein gut Ding damit, den Leuten, die’s kriegen ists lieb, und Erard ists auch lieb, und mir wieder. Fanny denkt den 25sten d. M. von Paris nach Boulogne zu reisen; unter Adresse Aug. Leo, rue Louis-le-Grand no. 11 treffen sie alle Briefe, oder werden ihr nachgeschickt. Aber lebewohl, ich muß nach Cöln einpacken. Grüß Rosen und lebwohl von Düsseldorf aus ist dies wohl der Schluß. Dein Felix MB Montag früh Felix wollte gestern Nachmittag um 5, nachdem wir bei Woringens gegessen, und er mich zur allgemeinen Belustigung gezwungen hatte Klavier zu spielen, fortgehn, um Ihnen zu schreiben, ich bat ihn aber, uns lieber noch etwas vorzuspielen, er ließ sich erbitten, spielte einigen Beethoven, 2 Fugen von ihm selbst, hernach standen wir in der Thüre und plauderten führten Woringens einige alte Bekannte in Geschichten vor, namentlich Lindblad und Ritz, so wurde es spät, und deswegen haben Sie nur einen kurzen Brief von ihm bekommen. Da ich Ihnen sage, wie er seine Zeit angewandt hat, werden Sie mir drum nicht böse seyn; o Gott, zum leidigen Schreiben findet sich immer Gelegenheit, man braucht nur getrennt zu seyn und Lesen und Schreiben zu können, für alles drei ist gesorgt, durch Schulen und Dampf. Aber Gott weiß, wie lange es dauert, ehe wir wieder mit einem Klaviere zusammenkommen. Felix und Vater sind gestern nach Köln gefahren, und wir beide Strohwittwen, Mutter und ich, sitzen hier und werden von Walter gehütet. Dirichlet hat uns ein Paar Tage hier besucht, da war es hübsch, den Tag seiner Ankunft machte Mutter einen bemerklichen Fortschritt in der Genesung, und erhielt sich dabei; nun wollten wir Kinder das Gestein wieder zu Ehren bringen, weil uns damals auf dem Rückwege von daher das Umwerfunglück geschah, und die Fahrt doch gar zu nett außerdem war – wir fuhren wieder hinaus mit Woringens Kindern, alles ging gut und lustig, eine Flasche Wein, die Woringen fallen ließ, als wir eben, sehr ermüdet trinken wollten, sahen wir für den schuldigen Tribut an, kamen auch glücklich nach Haus, sehr spät, da fand Dirichlet einen Brief mit der Nachricht, sein, sehr alter Papa sey krank gewesen, am andern Morgen saß er auf der Schnellpost nach Achen, und nun bin ich wieder 8 Tage lang Strohwittwe; eine Zeitlang glich mein Herz wirklich dem grauen Freunde, ich wußte nicht, welches Bündel Heu ich wählen sollte, Mann und Schwiegerältern, oder Bruder und Ältern, nun bleibe ich entschieden hier, meist Felixens wegen, Mutter braucht mich Gottlob nicht mehr, aber der arme Felix ist so ängstlich, über jedes Wort das Mutter zu viel oder zu wenig spricht, Vater kann ihn auch nicht viel beruhigen, sodaß ich erfahrne Frau zuweilen ein Wort drein reden muß. Auch für die Reise ist mir um Felixens willen bange. Bei der Gelegenheit habe ich aber gesehn, wie gut es ist, daß er nicht verheirathet ist, Sorgen passen nicht für ihn, und eine so ruhige, sorgenfreie, wie die unsrige z. B. kommt nicht alle Tage. Aber ich wollte doch, er verheirathete sich, und Sie dazu, lieber Freund. Ich glaube, Einer thuts immer nicht, des Andern wegen. Ich werde Ihnen niemals verzeihen, daß Sie nicht zum Musikfest gekommen sind, bestimmen Sie mir nun kein rendez vous und besuchen uns nicht in Holland od. Belgien, so verzeihe ich es Ihnen am Niemalsten. Ich war ja eigentlich noch ein Kind, als Sie weggingen, Sie haben mich mit erzogen, wollen Sie denn nicht einmal sehen was aus Ihrer Erziehung geworden ist? Leider nicht viel Vernünftiges, oder zum Glück; ich fühle mich gar nicht wie eine Frau von 24 Jahren; je toller es auf dieser Reise herging, mit Klettern, Laufen oder (Felixens Passion) Sand und Steine in die Haare und Taschen stecken, um desto lieber war es mir, die erste Zeit hier ist ein ansehnlicher Haufen Unsinn verarbeitet worden. Dirichlet behauptet, es sey ein Druckfehler daß ich nicht am Rhein wohnte, und ich glaube, er hat Recht. Mit demselben innern Glück muß man in einer schönen Gegend unendlich glücklicher seyn, als in der Mark. Wie mir zu Hause der Berg fehlt, hinter dem die Sonne hervorkommt, und auf dem man sich müde klettern kann, das kann ich nicht ausdrücken. Als wir auf der Herreise einen Tag in Butlar liegen bleiben mußten, Mutter und ich waren unwohl – wo eine hübsche Gegend ist, Hügel, Wald, Wiesen, ein netter Bach, ich schwor, mit unserer Familie dort, allenfalls noch ein paar Freunden, die wir aber auch nicht in Berlin haben, wollte ich mich nie nach Berlin zurücksehnen. Ich kenne nichts, was mich so über alle trübe Stimmung, über alle Unannehmlichkeit hinwegbringt als freie Luft. Unterdessen will ich aber sehr froh seyn, wenn wir uns alle wieder im Sande treffen, da es doch so bleiben muß, und würde mich sehr freuen, Sie dort in unserm Dachstübchen willkommen zu heißen. Hoffentlich aber sehen wir uns früher. Mutter, der es zu früh ist aufzustehn, also selbst zu schreiben, trägt mir viele Grüße auf, sie hat viele Briefe für Sie im Kopfe, in Berlin werden die alle herausspringen. Grüßen Sie alle dortigen Bekannten, Rosen namentlich, und leben Sie des Wohlsten. Auf Wiedersehn auf dieser Reise, schließ ich, bis ich wieder aus Berlin schreibe und Sie nicht gesehn habe, aber dann nehmen Sie sich in Acht vor Ihrer Freundin Rebecka Dirichlet Meinen respectablen Lehrer Dr. Beneke bitte ich auch zu grüßen. Seine Stunden sind mir auf der Reise vielfach zu Gute gekommen.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-07-17" xml:id="date_f5ec324a-7dc3-4931-937f-de4ef66d2cd3">17.</date> und <date cert="high" when="1835-07-20" xml:id="date_c2fe8258-4c8f-479e-9b99-060b442eec72">20. 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Grüß <persName xml:id="persName_2fcf1ef6-0e08-485d-b22c-17f8a25839ab">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> und <seg type="closer" xml:id="seg_045caeb7-1164-4ac2-b26f-6019be523fe6">lebwohl von Düsseldorf aus ist dies wohl der Schluß.</seg> <seg type="signed">Dein</seg></p> <signed rend="right">Felix MB</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_0479d9b3-4784-4a4a-a967-cdce60dd4e53"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><date cert="high" when="1835-07-20" xml:id="date_35e008d7-124f-49d8-9654-dabf663a0f18"><hi rend="underline">Montag früh</hi></date> Felix wollte gestern Nachmittag um 5, nachdem wir bei <persName xml:id="persName_c35df561-8f7b-4161-b250-c31d2078c984">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W.</name></persName> gegessen, und er mich zur allgemeinen Belustigung gezwungen hatte Klavier zu spielen, fortgehn, um Ihnen zu schreiben, ich bat ihn aber, uns lieber noch etwas vorzuspielen, er ließ sich erbitten, spielte einigen <persName xml:id="persName_4d8b1d28-4ff0-48b8-b13b-0e6ba2e33494">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName>, 2 Fugen von ihm selbst, hernach standen wir in der Thüre und plauderten führten <persName xml:id="persName_5df62389-ce65-469c-934f-f2d47ec5b1b2">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W.</name></persName> einige alte Bekannte in Geschichten vor, namentlich <persName xml:id="persName_bda7514c-2916-4b66-b7df-4e34ec29c8f3">Lindblad<name key="PSN0112854" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801-1878)</name></persName> und <persName xml:id="persName_de0e9762-3381-4574-a56d-12ffe5b417c0">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName>, so wurde es spät, und deswegen haben Sie nur einen kurzen Brief von ihm bekommen. Da ich Ihnen sage, wie er seine Zeit angewandt hat, werden Sie mir drum nicht böse seyn; o Gott, zum leidigen Schreiben findet sich immer Gelegenheit, man braucht nur getrennt zu seyn und Lesen und Schreiben zu können, für alles drei ist gesorgt, durch Schulen und Dampf. Aber Gott weiß, wie lange es dauert, ehe wir wieder mit einem Klaviere zusammenkommen. Felix und <persName xml:id="persName_7167aff2-34e7-4a53-bae8-9a86e4f787cd">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> sind gestern nach Köln gefahren, und wir beide Strohwittwen, <persName xml:id="persName_0adb2bf3-f97f-4e75-afd0-cf42f4afa419">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> und ich, sitzen hier und werden von <persName xml:id="persName_d7cfdf43-0460-4477-be31-a2b7d3f2a574">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> gehütet. <persName xml:id="persName_39ad2576-35ba-44ca-8438-0fdddaaf846d">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> hat uns ein Paar Tage hier besucht, da war es hübsch, den Tag seiner Ankunft machte <persName xml:id="persName_60a97b3b-c1c6-46ce-b5ea-93b6c106f55a">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> einen bemerklichen Fortschritt in der Genesung, und erhielt sich dabei; nun wollten wir Kinder das Gestein wieder zu Ehren bringen, weil uns damals auf dem Rückwege von daher das Umwerfunglück geschah, und die Fahrt doch gar zu nett außerdem war – wir fuhren wieder hinaus mit <persName xml:id="persName_57742637-1091-40d9-8ee1-31ff0d7de217">Woringens Kindern<name key="PSN0115884" style="hidden">Woringen, Theodor Franz Ferdinand von (1798-1851)</name><name key="PSN0115877" style="hidden">Woringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?)</name><name key="PSN0115882" style="hidden">Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875)</name><name key="PSN0115876" style="hidden">Woringen, Anton Wilhelm Jacob von (1802-1848)</name></persName>, alles ging gut und lustig, eine Flasche Wein, die <persName xml:id="persName_54fd832a-afa8-4ea0-b572-b0aae52f156e">Woringen<name key="PSN0115880" style="hidden">Woringen, Georgius Otto Philippus von (1760-1838)</name></persName> fallen ließ, als wir eben, sehr ermüdet trinken wollten, sahen wir für den schuldigen Tribut an, kamen auch glücklich nach Haus, sehr spät, da fand <persName xml:id="persName_4691507e-fbd7-4aea-8f02-3fa641d59839">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> einen Brief mit der Nachricht, sein, <persName xml:id="persName_bbc9e862-7240-4dc3-b17c-ee56a5423da6">sehr alter Papa<name key="PSN0110671" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Arnold Remaklus Maria (1762-1837)</name></persName> sey krank gewesen, am andern Morgen saß er auf der Schnellpost nach Achen, und nun bin ich wieder 8 Tage lang Strohwittwe; eine Zeitlang glich mein Herz wirklich dem grauen Freunde, ich wußte nicht, welches Bündel Heu ich wählen sollte, <persName xml:id="persName_a095ec46-9b73-4e47-951e-e6803e088f9d">Mann<name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> und <persName xml:id="persName_454233ba-3e77-432b-95ac-37e9935a317f">Schwiegerältern<name key="PSN0110671" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Arnold Remaklus Maria (1762-1837)</name><name key="PSN0110667" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</name></persName>, oder Bruder und <persName xml:id="persName_5f279120-8d21-446d-82cd-20c829b23c75">Ältern<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, nun bleibe ich entschieden hier, meist Felixens wegen, <persName xml:id="persName_22bca371-555a-4425-837b-5671de235409">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> braucht mich Gottlob nicht mehr, aber der arme Felix ist so ängstlich, über jedes Wort das <persName xml:id="persName_fff307d1-b585-4d93-8dd2-2579c8619262">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> zu viel oder zu wenig spricht, <persName xml:id="persName_0d66018e-3b68-499f-9f19-22ccf2d4edac">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> kann ihn auch nicht viel beruhigen, sodaß ich <hi rend="underline">erfahrne Frau</hi> zuweilen ein Wort drein reden muß. Auch für die Reise ist mir um Felixens willen bange. Bei der Gelegenheit habe ich aber gesehn, wie gut es ist, daß er nicht verheirathet ist, Sorgen passen nicht für ihn, und eine so ruhige, sorgenfreie, wie die unsrige z. B. kommt nicht alle Tage. Aber ich wollte doch, er verheirathete sich, und Sie dazu, lieber Freund. Ich glaube, Einer thuts immer nicht, des Andern wegen.</p> <p>Ich werde Ihnen niemals verzeihen, daß Sie nicht zum <placeName xml:id="placeName_b5ec1b6a-8c23-4720-aaad-72bf64feee4f">Musikfest<name key="NST0100551" style="hidden" subtype="" type="institution">17. Niederrheinisches Musikfest (1835)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gekommen sind, bestimmen Sie mir nun kein rendez vous und besuchen uns nicht in Holland od. Belgien, so verzeihe ich es Ihnen am Niemalsten. Ich war ja eigentlich noch ein Kind, als Sie weggingen, Sie haben mich mit erzogen, wollen Sie denn nicht einmal sehen was aus Ihrer Erziehung geworden ist?</p> <p>Leider nicht viel Vernünftiges, oder zum Glück; ich fühle mich gar nicht wie eine Frau von 24 Jahren; je toller es auf dieser Reise herging, mit Klettern, Laufen oder (Felixens Passion) Sand und Steine in die Haare und Taschen stecken, um desto lieber war es mir, die erste Zeit hier ist ein ansehnlicher Haufen Unsinn verarbeitet worden. <persName xml:id="persName_09f3389b-cc9d-460b-9bfa-cae057bfa266">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> behauptet, es sey ein Druckfehler daß ich nicht am Rhein wohnte, und ich glaube, er hat Recht. Mit demselben innern Glück muß man in einer schönen Gegend unendlich glücklicher seyn, als in der Mark. Wie mir zu Hause der Berg fehlt, hinter dem die Sonne hervorkommt, und auf dem man sich müde klettern kann, das kann ich nicht ausdrücken. Als wir auf der Herreise einen Tag in Butlar liegen bleiben mußten, <persName xml:id="persName_b8f271da-d720-428c-8f3a-3c60a5302444">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> und ich waren unwohl – wo eine hübsche Gegend ist, Hügel, Wald, Wiesen, ein netter Bach, ich schwor, mit <persName xml:id="persName_72615cd5-80a1-4151-9cb5-b827cb24cf08">unserer Familie<name key="PSN0113241" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName> dort, allenfalls noch ein paar Freunden, die wir aber auch nicht in Berlin haben, wollte ich mich nie nach Berlin zurücksehnen. Ich kenne nichts, was mich so über alle trübe Stimmung, über alle Unannehmlichkeit hinwegbringt als freie Luft. Unterdessen will ich aber sehr froh seyn, wenn wir uns alle wieder im Sande treffen, da es doch so bleiben muß, und würde mich sehr freuen, Sie dort in unserm Dachstübchen willkommen zu heißen. Hoffentlich aber sehen wir uns früher. <persName xml:id="persName_e9bed86b-39c4-4e20-84a6-1d1318fae74f">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, der es zu früh ist aufzustehn, also selbst zu schreiben, trägt mir viele Grüße auf, sie hat viele Briefe für Sie im Kopfe, in Berlin werden die alle herausspringen. Grüßen Sie alle dortigen Bekannten, <persName xml:id="persName_2b9f1300-4952-4122-a32a-6e127e87ce8c">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> namentlich, und leben Sie des Wohlsten. Auf Wiedersehn auf dieser Reise, schließ ich, bis ich wieder aus Berlin schreibe und Sie nicht gesehn habe, <seg type="closer" xml:id="seg_9f171672-d636-4609-8471-0defa06e2179">aber dann nehmen Sie sich in Acht vor Ihrer Freundin</seg></p> <signed rend="right">Rebecka Dirichlet</signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_c4f480a4-9e81-4c4a-b169-e6ebb10b39fc"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_d732a375-f60c-4a6d-8ea8-3f0f54468f1a">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_b5925a2e-4ee2-429f-ae1a-829f31472975">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><persName xml:id="persName_769cfd78-fdde-4f59-b8fb-9b654fd7dcde">Meinen respectablen Lehrer Dr. Beneke<name key="PSN0109825" style="hidden">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name></persName> bitte ich auch zu grüßen. Seine Stunden sind mir auf der Reise vielfach zu Gute gekommen.</p> </div> </body> </text></TEI>