fmb-1835-07-06-03
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Düsseldorf, 6. Juli 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet, Abraham Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tenJuli 1835
Deinen kurzen Brief mit der angenehmen Nachricht daß Du den
Ihr letzter Brief für mich nach Berlin hatte keine weite Reise zu machen, als er ankam, saß Felix neben mir am Frühstückstisch, und reichte ihn mir. Seitdem haben wir allerlei erlebt, sehr bewegte, brillante Tage in Köln, nachher hier wieder lustige, dann sorgenvolle Zeit, und nun sind wir wieder ruhig, die Eltern werden hoffentlich bald anfangen, an ihre Rückreise mit Felix zu denken, und ich erwarte morgen ten. Können wir uns nicht etwa auf dem Meere treffen? Das ist aber nur ein Vorschlag.
Es thut mir leid, daß ich Ihnen nicht früher aus Köln, oder von hier geschrieben habe, da Sie Beschreibung des Festes wünschen; jetzt kann ich mich nicht recht wieder hineindenken, ohne es mir als Motiv zu
Vater schreibt Mein werther Freund, Sie waren, sind und bleiben leider ein arger Sünder, Sie haben, wie Sie selbst sagen, Zeit und Geld übrig gehabt, an Lust hat es Ihnen nicht gefehlt, und sind doch nicht nach Köln gekommen. Und doch würden Sie sich vielfältig erfreut und uns nachher von Allem, was wir mit erlebt, die schönste Beschreibung gemacht haben, denn alle comforts und snugs von London können weder den Deutschen aus Ihnen vertreiben, und noch weniger den Dichter unterdrücken. Und so verzweifle ich nicht, Sie nächstens an einem Rheinischen Musikfeste am Rhein zu treffen. Wir aber sitzen jetzt hier in Düsseldorf und warten auf die völlige Genesung
Düsseldorf den 6ten Juli 1835 Lieber Klingemann am Tage nach Abgang meines vorigen Briefes wurde plötzlich meine Mutter krank und die ersten Anfälle waren so entsetzlich heftig, daß wir alle in die größte Besorgniß versetzt wurden. Sie hat sich seitdem, Gott sei Dank, wieder gebessert und erholt sich nun zusehends, aber es war eine schlimme Zeit. Es scheint dasselbe Übel gewesen zu sein, an dem sie im vorigen Jahre auch litt, ein Andrang des Blutes nach dem Herzen und Kopf; die große Aufregung der Reise und des Musikfestes, die Hitze, die vielen fremden Menschen, endlich ein Unfall oder vielmehr Umfall mit dem Wagen bei einer Spazierfahrt mögen die Ursachen gewesen sein – jetzt geht es wie gesagt wieder besser und unsre Furcht war, dem Himmel sei Dank, ungegründet. Doch werden die Eltern gewiß vor 6 Wochen nicht reisen können, daß ich sie dann nach Berlin begleite versteht sich, denn ich muß nach solcher ängstlichen Zeit sie wo möglich erst wieder ruhig in ihren alten Umgebungen sehen ehe ich mich wieder unabhängig fühlen kann, was Beckchen thun wird ist noch unbestimmt, sie erwartet Dirichlet in diesen Tagen hier. So hat sich alles in den letzten Tagen, seit ich Dir schrieb, geändert, ich bin nun ganz im Breidenbacher Hof einquartiert um die Fortschritte der Besserung selbst sehn zu können und bei den Paar Stunden die Mutter jetzt auf dem Sopha wieder sitzen darf, um sie zu sein. Vater und Beckchen wollen Dir selbst schreiben. Deinen kurzen Brief mit der angenehmen Nachricht daß Du den Händel für mich kaufen sollst erhielt ich vorgestern; was könnte ich dabei noch zu erinnern haben? Es ist mir lieb, daß sie mir solch ein schönes, nützliches Geschenk machen, und daß es durch Deine Hände geht. Mein verspäteter Brief mit der Bitte um Auskunft oder Ankauf eines Erardschen Instruments ist nun schon längst in Deinen Händen, also weißt Du, wie es mit meinem Schweigen zusammenhängt, und die meisten Deiner Fragen sind schon darin beantwortet. Wahrscheinlich erhalte ich nun Deine Antwort wieder, ehe Du diese Zeilen hast; in diesem Falle schreibe ich Dir gleich wieder damit wir mit Brief und Antwort wieder in Ordnung kommen. Für heut höre ich mit Schreiben auf, denn Du merkst es wohl, daß ich in gar keiner rechten Schreibstimmung bin. Zum Glück ist kein Grund der Besorgniß mehr vorhanden, aber nach solchem Schrecken dauert es mit mir eine ganze Weile, ehe ich wieder so guten Muths werden kann, wie gewöhnlich, und so ist mir noch ganz verzweifelt prosaisch ums Herz. Das wird hoffentlich auch bald vorübergehen; als letzte Spur dieser sorgenvollen Tage und so kann ich Dir hoffentlich schon den nächsten Monatsbrief wieder wie gewöhnlich schreiben. Lebwohl bis dahin, grüße Rosen. Dein Felix MB. Ihr letzter Brief für mich nach Berlin hatte keine weite Reise zu machen, als er ankam, saß Felix neben mir am Frühstückstisch, und reichte ihn mir. Seitdem haben wir allerlei erlebt, sehr bewegte, brillante Tage in Köln, nachher hier wieder lustige, dann sorgenvolle Zeit, und nun sind wir wieder ruhig, die Eltern werden hoffentlich bald anfangen, an ihre Rückreise mit Felix zu denken, und ich erwarte morgen Dirichlet; mit dem ich Ende des Monats ins Seebad nach Ostende zu gehen denke; sollte dort, oder irgendwo in der Gegend, oder am Rhein, sich nicht bis Oktober nicht ein Ort auszufinden seyn, wo wir uns treffen können, so nahe kommen wir uns schwerlich in der ersten Zeit wieder, und Sie können nicht leugnen, wir haben die ersten gethan, von Berlin bis Ostende, thun Sie den 2ten. Können wir uns nicht etwa auf dem Meere treffen? Das ist aber nur ein Vorschlag. Es thut mir leid, daß ich Ihnen nicht früher aus Köln, oder von hier geschrieben habe, da Sie Beschreibung des Festes wünschen; jetzt kann ich mich nicht recht wieder hineindenken, ohne es mir als Motiv zu Mutters Krankheit vorzustellen, vielleicht schiebt sichs später wieder zurecht, oder ich erzähle Ihnen davon, wenn wir uns treffen. Ich glaube, man kann sich so wenig von einem Rheinischen Musikfest einen Begriff machen, als von einem Schweizer Gletscher, wenn man Beide nicht gesehen hat; die Reise wird mir fürs Leben unvergeßlich bleiben. Mir sagt übrigens das ganze Leben hier sehr zu, und Felix ist hier ein ganz andrer Mensch, als in Berlin; obgleich er uns jetzt näher kommt, und mit der ausübenden Musik hier nicht viel ist, thut es mir doch leid, daß er die Gegend verläßt, wäre es auch nur um Woringens willen, er findet nicht leicht ein solches Haus wieder, und sie einen solchen Hausfreund. Ich habe noch Posttag nach Berlin, und sage Ihnen Lebewohl; aber, wie mein Walter sagt: auf Wiedersehn. Wir denken nach dem Seebade einige Zeit in Godesberg zuzubringen. Schreiben Sie mir entweder von Ende des Monats an nach Ostende, hôtel des bains, oder noch sicherer nach Aachen an Frau Lejeune auf dem Büchel, an mich zu befördern. Hoffentlich also auf Wiedersehen. Rebecka Dirichlet. Vater schreibt Mein werther Freund, Sie waren, sind und bleiben leider ein arger Sünder, Sie haben, wie Sie selbst sagen, Zeit und Geld übrig gehabt, an Lust hat es Ihnen nicht gefehlt, und sind doch nicht nach Köln gekommen. Und doch würden Sie sich vielfältig erfreut und uns nachher von Allem, was wir mit erlebt, die schönste Beschreibung gemacht haben, denn alle comforts und snugs von London können weder den Deutschen aus Ihnen vertreiben, und noch weniger den Dichter unterdrücken. Und so verzweifle ich nicht, Sie nächstens an einem Rheinischen Musikfeste am Rhein zu treffen. Wir aber sitzen jetzt hier in Düsseldorf und warten auf die völlige Genesung meiner Frau, um dann nach Berlin zurückzukehren, und an den schönen Tagen zu zehren, die wir am Rhein erlebt haben, und von denen Felix und Rebecka Ihnen wohl im vorstehenden geschrieben haben. Mr. Taylor hat die Scotts für Felix hierher gebracht, und ich danke Ihnen dafür. Wenn Sie mal wieder an Felix schreiben, so bitte ich, berichten Sie einiges über Goldschmidt, über seine Pariser Pläne, ich höre nichts von ihm. Empfehlen Sie mich diesem und dem Moschelesschen Hause und leben Sie wohl. Meine Frau, die noch nicht schreiben soll, grüßt Sie aufs Schönste. von Herzen der Ihrige AMBy. Abraham Mendelssohn Bartholdy
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Zum Glück ist kein Grund der Besorgniß mehr vorhanden, aber nach solchem Schrecken dauert es mit mir eine ganze Weile, ehe ich wieder so guten Muths werden kann, wie gewöhnlich, und so ist mir noch ganz verzweifelt prosaisch ums Herz. 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Das ist aber nur ein Vorschlag.</p> <p>Es thut mir leid, daß ich Ihnen nicht früher aus Köln, oder von hier geschrieben habe, da Sie Beschreibung des Festes wünschen; jetzt kann ich mich nicht recht wieder hineindenken, ohne es mir als Motiv zu <persName xml:id="persName_5f76ec33-a556-40d8-9374-7d0d330f6218">Mutters<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> Krankheit vorzustellen, vielleicht schiebt sichs später wieder zurecht, oder ich erzähle Ihnen davon, wenn wir uns treffen. Ich glaube, man kann sich so wenig von einem Rheinischen Musikfest einen Begriff machen, als von einem Schweizer Gletscher, wenn man Beide nicht gesehen hat; die Reise wird mir fürs Leben unvergeßlich bleiben. Mir sagt übrigens das ganze Leben hier sehr zu, und Felix ist hier ein ganz andrer Mensch, als in Berlin; obgleich er uns jetzt näher kommt, und mit der ausübenden Musik hier nicht viel ist, thut es mir doch leid, daß er die Gegend verläßt, wäre es auch nur um <persName xml:id="persName_6e34ab5b-5b1a-4c2b-af77-9e54d1488ba7">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W.</name></persName> willen, er findet nicht leicht ein solches Haus wieder, und sie einen solchen Hausfreund. Ich habe noch Posttag nach Berlin, und sage Ihnen Lebewohl; aber, wie <persName xml:id="persName_8dd68f41-026d-49f7-92ef-210341851fe1">mein Walter<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> sagt: auf Wiedersehn. Wir denken nach dem Seebade einige Zeit in Godesberg zuzubringen. Schreiben Sie mir entweder von Ende des Monats an nach Ostende, hôtel des bains, oder noch sicherer nach Aachen an Frau Lejeune auf dem Büchel, an mich zu befördern. <seg type="closer" xml:id="seg_b797cfe5-ebc9-40b7-87b7-67cdf2aa719b">Hoffentlich also auf Wiedersehen.</seg></p> <signed rend="right">Rebecka Dirichlet.</signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_bc97277e-e5d2-4e58-a204-916eaf943cae"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_76e0f629-b13c-4443-84d6-e40907d511ec">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_a70124ed-3a78-4b5c-8c24-e1dca6253159">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><hi rend="underline">Vater schreibt</hi> Mein werther Freund, Sie waren, sind und bleiben leider ein arger Sünder, Sie haben, wie Sie selbst sagen, Zeit und Geld übrig gehabt, an Lust hat es Ihnen nicht gefehlt, und sind doch nicht nach Köln gekommen. Und doch würden Sie sich vielfältig erfreut und uns nachher von Allem, was wir mit erlebt, die schönste Beschreibung gemacht haben, denn alle comforts und snugs von London können weder den Deutschen aus Ihnen vertreiben, und noch weniger den Dichter unterdrücken. Und so verzweifle ich nicht, Sie nächstens an einem Rheinischen Musikfeste am Rhein zu treffen. Wir aber sitzen jetzt hier in Düsseldorf und warten auf die völlige Genesung <persName xml:id="persName_b5421a6a-fcef-4295-9699-cf1601d1cfeb">meiner Frau<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, um dann nach Berlin zurückzukehren, und an den schönen Tagen zu zehren, die wir am Rhein erlebt haben, und von denen Felix und <persName xml:id="persName_391bb601-f075-4e92-b0bb-b2e4137661a3">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> Ihnen wohl im vorstehenden geschrieben haben. <persName xml:id="persName_ee2da466-05b9-4e7f-9bbe-63f98d8331fc">Mr. Taylor<name key="PSN0115268" style="hidden">Taylor, Edward (1784-1863)</name></persName> hat die <persName xml:id="persName_511d5759-bbc7-4e49-95a7-4260d94509c3">Scotts<name key="PSN0114821" style="hidden">Scott, (seit 1820) Sir Walter (1771-1832)</name></persName> für Felix hierher gebracht, und ich danke Ihnen dafür. Wenn Sie mal wieder an Felix schreiben, so bitte ich, berichten Sie einiges über <persName xml:id="persName_c0207a3a-cee1-4f0b-a84b-d83cc5214eca">Goldschmidt<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName>, über seine Pariser Pläne, ich höre nichts von ihm. Empfehlen Sie mich diesem und dem <persName xml:id="persName_936308f9-90d0-4027-b2b6-2de151df8be6">Moschelesschen<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> Hause und leben Sie wohl. <persName xml:id="persName_8100afe1-a2c7-4483-91dc-1db05e56d1c2">Meine Frau<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, die noch nicht schreiben soll, grüßt Sie aufs Schönste.</p> <p style="paragraph_right"> <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_90bf186a-1614-479b9-5631d-4780d206d586" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> </p> <signed rend="right">von Herzen der Ihrige</signed> <signed rend="right">AMBy.</signed> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Abraham Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>