fmb-1835-06-26-01
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Düsseldorf, 26. Juni 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Felix Mendelssohn Bartholdy selbst datierte »26. Juli«. Es muss sich hier aber um einen Schreibfehler handeln, da der Brief einen Poststempel vom 28. Juni trägt.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tJames’.
So eben komme ich von einer Visite bei ten geschrieben habe, da ich schon wieder hier war, aber Du kannst Dir auch denken, wie viel wir mit einander zu plaudern, Musik zu machen, spazieren zu gehn, zu fahren und zu reiten hatten, so daß ein Tag nach dem andern schnell verfliegt. Ich fange nun an zu fürchten, daß wir uns in diesem Jahre nicht sehn werden; ich habe auf den nächsten Winter mich nach Leipzig bereden lassen, wo ich von Anfang September bis Ostern einige 20 Concerte (die bekannten
mußnächsten Winter in Frankfurt gegeben werden (zum Herbst wird wegen
mehrals 100 Guinéen betragen sollte, so kaufe den Flügel nicht, sondern schreibe mir erst, wie hoch er sich belaufen soll. Ist dagegen für 100 Guinéen oder darunter, ein (im Ton) vortrefflicher, großer Flügel von
möglichst
einfachemAeußeren, vom tiefsten c bis oben f [zu ha]ben, so bitte ich Dich ihn sogleich zu kaufen, die Summe vom Hause
Düsseldorf den 26 Juli 1835. Lieber Klingemann So eben komme ich von einer Visite bei meinen Eltern und Beckchen zurück, die im Breidenbacher Hofe wohnen, und mit denen ich seit dem Musikfeste ein sehr frohes stilles Leben hier führe. Fanny ist schon vorigen Sonntag nach Paris abgereiset, denkt dort bis zum Ende des nächsten Monats zu bleiben, dann ins Seebad nach Boulogne zu gehen, und Dich dort zu sehen: Auch Beckchen wird in ein Paar Tagen wieder fort und in einigen Wochen ins Seebad, wahrscheinlich nach Ostende gehen, ob die Eltern noch länger hier bleiben, eine weitre Reise machen, gleich zurück nach Berlin gehen werden, wissen sie noch nicht. So treibt und drängt sich Alles zu und von einander, trifft sich und trennt sich wieder, was man leben nennt. Du wirst mich nach allem diesem kaum entschuldigen wollen, daß ich nicht pünctlich am 15ten geschrieben habe, da ich schon wieder hier war, aber Du kannst Dir auch denken, wie viel wir mit einander zu plaudern, Musik zu machen, spazieren zu gehn, zu fahren und zu reiten hatten, so daß ein Tag nach dem andern schnell verfliegt. Ich fange nun an zu fürchten, daß wir uns in diesem Jahre nicht sehn werden; ich habe auf den nächsten Winter mich nach Leipzig bereden lassen, wo ich von Anfang September bis Ostern einige 20 Concerte (die bekannten Gewandhaus Concerte) dirigiren soll. Die Leipziger meinen ich solle und würde mich da fixiren, und haben mir unter andern vortheilhaften Bedingungen ein halbes Jahr Urlaub angeboten, aber ich kann mir die Sache noch nicht so recht reizend vorstellen, und will also diesen Winter erst einen Versuch machen. Das stört mir aber alle Reisepläne, da ich Ende August nun schon dort sein muß, und es kommt noch dazu, daß mein Paulus immer noch lange nicht fertig ist; er muß nächsten Winter in Frankfurt gegeben werden (zum Herbst wird wegen Schelbles Krankheit nichts draus) er sollte ferner auch beim nächsten Musikfest hier aufgeführt werden, beides wünsche und möchte ich, aber es macht mir das Reisen in diesem Jahre unmöglich und giebt mir manche und ernsthafte Sorgen. Ich arbeite nun schon mehr als ein Jahr daran, und immer kann ich noch das Ende nicht mit Bestimmtheit voraussehen, und immer sehe ich noch daß dort 2 Chöre, dort 2 Arien fehlen, und gerade wenn sie fehlen werden sie mir so schwer. Einiges, was wirklich fertig ist macht mir viel Freude, aber ich fange an zu wünschen, daß ich mit dem Ganzen fertig wäre, und wieder was Neues vornehmen könnte. Unter dem ersten sollen dann die beiden Sinfonieen sein, das versichre ich Dich; ich knabbre wahrhaftig über die Gebühr lange daran. Ich fange gleich von mir an, und hätte Dir erst von den andern sprechen sollen, aber ich kam so hinein; die Eltern sind ganz wie Du sie kennst, unverändert, und das Aeußerliche was die Jahre verändern müssen hat ihr Innres nicht angerührt; Beckchen ist vielleicht noch ein bischen netter, liebenswürdiger geworden, sonst auch ganz dieselbe; Fanny hat sich am meisten geändert, ich glaube zu ihrem Vortheile und Glück, aber jede Veränderung bei so nahe Stehenden will im Anfang nicht in die alten Ideen passen; sie ist behaglicher, ruhiger, auch milder geworden, wie gesagt, ich glaube auch glücklicher und harmonischer, und ich bin überzeugt, daß ich die ganze Veränderung bei längerem Zusammensein vergessen haben würde, aber da wir bald wieder aus einander mußten, war mir es als hätte sie sich am meisten in den vergangnen Jahren geändert; ich bin neugierig, ob Dir es denselben Eindruck machen wird, wenn Du sie in Boulogne triffst. Laß Dir nur ja etwas dann von ihr vorspielen; das macht sie prächtig nach wie vor; freilich auch ein klein wenig zu behaglich, aber doch so schön musikalisch, wie gar keine andre. – Auf dem Musikfest war es sehr hübsch und gab ein Paar frohe, lustige Tage. Mein Einfall mit der Orgel war der allerglücklichste, obwohl wir erst per aspera ad astra mußten, denn in der ersten Probe mit Chor, Orchester und Orgel klang und ging alles so entsetzlich schlecht, daß ich die ganze Idee und somit das ganze Fest für verrechnet ansah. Ein Paar Stellen hatten gut geklungen; auf die fußte ich noch, schrieb die halbe Orgelstimme in der Nacht danach um, brachte die Effecte hinein, die ich erst hatte kennen lernen, und bei der nächsten Probe bekam ich Oberwasser. Das Ding fing an zu klingen, mit ein Paar Zusätzen von 16 Fuß hier, 4 Fuß dort bekam es auf einmal solche Wirkung, daß in der dritten Probe alles entzückt war, und ich muß sagen, daß ich seitdem erst weiß, wie man Händelsche Sachen aufführen soll. Namentlich der Chor „draw the tear“ klang mit Prinzipal 8 F., und Bordun 16 F. in dicken Akkordlagen wunderschön. Mutter wird Dir das Alles wohl näher beschreiben, und wie ich eine ungeheure Pergamentrolle mit Unterschriften unter einer Dankadresse (von sämmtlichen Mitwirkenden) am Schluß des zweiten Tages bekam. Ich hatte wieder einmal die Freude mir mit ein Paar Wochen Arbeit eine ganze Stadt voll lauter guten Bekannten zu schaffen, und das thut gut; nimm dazu daß hübsche Mädchen die Hülle und Fülle da waren, so gar zwei alte Lieben aus Frankfurt, so kannst Du denken daß Dein Frack und Überrock willkommen waren, da sie gerade vor der Generalprobe ankamen, so daß ich eben Zeit hatte, den Überrock aus dem Papier zu ziehen, an den Leib. Der Frack blieb noch bis zum andern Abend vor der Aufführung stecken, und beide saßen, nach dem Urtheil der Kenner, sehr gut. Göschen habe ich aber nicht zu sehn bekommen, weiß nicht ob er da war oder nicht. Jetzt kommt ein . 1) Was bin ich Dir nun schuldig für die Kleidungsstücke? Und wieviel Geld hat Moscheles für mich gehabt? Reicht es hin die Kleider zu bezahlen, so bezahle und schicke wo möglich den Rest an Vater. Reicht es nicht hin, so laß mich es wissen, Mori schuldet mir etwas, auf den werde ich dann anweisen. Bitte setz mich hierüber ins Klare. 2) Ein guter Bekannter von mir, Herr Kyllmann, welcher in Wald nahe bei Elberfeld wohnt wünscht sich einen Erardschen Flügel kommen zu lassen; er dachte ich sollte ihn selbst aussuchen, weil er ihn gern so gut wie den meinigen haben möchte, da ich nun aber dies Jahr nicht hinkomme, so bitte ich Dich, diese Gefälligkeit für mich und ihn zu haben, den besten (oder vielmehr einen vollkommen guten) Flügel bei Erard auszuwählen und wenn Du einen solchen findest ihn zu kaufen. Doch ist noch eins dabei zu bemerken: Du weißt daß der Ladenpreis der Englischen Flügel ein andrer ist, als der den die Musiker dafür geben, welche einen sehr bedeutenden Rabatt dafür kriegen; ich wünsche daß er nur diesen letzteren geringeren Preis zu zahlen habe, und es ist die Frage, ob sich das einrichten läßt. Wenn nämlich der Kaufpreis den er nach Abzug des Rabatts zu zahlen hätte mehr als 100 Guinéen betragen sollte, so kaufe den Flügel nicht, sondern schreibe mir erst, wie hoch er sich belaufen soll. Ist dagegen für 100 Guinéen oder darunter, ein (im Ton) vortrefflicher, großer Flügel von möglichst einfachem Aeußeren, vom tiefsten c bis oben f zu haben, so bitte ich Dich ihn sogleich zu kaufen, die Summe vom Hause Schunck und Mylius selbst zu erheben, an die Kyllmann deshalb geschrieben hat, und dann Erard und diesen Kaufleuten den Transport zu überlassen. Über die Ermäßigung des Preises bitte ich Dich, wenn Du nichts dagegen hast, mit Moscheles zu conferiren, der Dir darüber gewiß die beste Auskunft geben kann; vielleicht kannst Du Dich auch mit ihm über das Instrument selbst besprechen, doch überlasse ich das, wie gesagt, ganz Deinem Gutdünken. Nun habe ich noch hauptsächlich die Bitte mir über diesen letzten Geschäftspunct wo möglich umgehend zu antworten, da Kyllmann sehr sehnlich auf das Instrument oder auf Nachricht davon wartet Ich werde plötzlich im Schreiben unterbrochen; lieber Klingemann lebe wohl. Dein Felix MB.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-06-26" xml:id="date_d2c1ccbf-f495-4040-9c2a-b7be612f115a">26. 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Ich arbeite nun schon mehr als ein Jahr <title xml:id="title_2011a797-a62a-45a0-b877-60b3003807b0">daran<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ddhsuagr-rn5o-kbke-8ykl-qsz7j49wudtv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title>, und immer kann ich noch das Ende nicht mit Bestimmtheit voraussehen, und immer sehe ich noch daß dort 2 Chöre, dort 2 Arien fehlen, und gerade wenn sie fehlen werden sie mir so schwer. Einiges, was wirklich fertig ist macht mir viel Freude, aber ich fange an zu wünschen, daß ich <title xml:id="title_43d216f9-1a24-47c4-8cb0-df912f0fac40">mit dem Ganzen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cvvkg4ni-eqnp-4ewr-rihb-9tvpeuvw5gec"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> fertig wäre, und wieder was Neues vornehmen könnte. Unter dem ersten sollen dann die <title xml:id="title_65f2e368-ff3d-490c-9e54-313e2e0cc8f3">beiden Sinfonieen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_piiqwdah-5hg5-hafj-ech4-cls6rxnzfmgl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100342" style="hidden">Sinfonie A-Dur (»Italienische«) für Orchester, [Ende 1830] bis 13. März 1833; [Juni 1834 bis Anfang 1835]<idno type="MWV">N 16</idno><idno type="op">90</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_z2ji56pb-gs3u-xpno-1ije-ph4foejdsyek"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100344" style="hidden">Sinfonie Nr. 3 a-Moll (»Schottische«) für Orchester, 30. Juli 1829; [ca. 1841] bis 20. Januar 1842<idno type="MWV">N 18</idno><idno type="op">56</idno></name></title> sein, das versichre ich Dich; ich knabbre wahrhaftig über die Gebühr lange daran. Ich fange gleich von mir an, und hätte Dir erst von den andern sprechen sollen, aber ich kam so hinein; die <persName xml:id="persName_f36c5b88-b443-4600-8a7f-0c0f525b3b15">Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> sind ganz wie Du sie kennst, unverändert, und das Aeußerliche was die Jahre verändern müssen hat <persName xml:id="persName_f4825583-82ed-4c9d-ab9b-53d2cd735dd0">ihr<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> Innres nicht angerührt; <persName xml:id="persName_f4ad0897-ea25-4b83-b180-08b81aebdfe0">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> ist vielleicht noch ein bischen netter, liebenswürdiger geworden, sonst auch ganz dieselbe; <persName xml:id="persName_f6485e5c-c9a4-4380-9522-20d7cf0ea275">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> hat sich am meisten geändert, ich glaube zu ihrem Vortheile und Glück, aber jede Veränderung bei so nahe Stehenden will im Anfang nicht in die alten Ideen passen; <persName xml:id="persName_6df2cdd4-9ea8-4f21-b531-ed7d1d515c3b">sie<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> ist behaglicher, ruhiger, auch milder geworden, wie gesagt, ich glaube auch glücklicher und harmonischer, und ich bin überzeugt, daß ich die ganze Veränderung bei längerem Zusammensein vergessen haben würde, aber da wir bald wieder aus einander mußten, war mir es als hätte <persName xml:id="persName_1e061f60-e4d2-4036-9b81-1113a32009ac">sie<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> sich am meisten in den vergangnen Jahren geändert; ich bin neugierig, ob Dir es denselben Eindruck machen wird, wenn Du <persName xml:id="persName_86eca73e-9b46-45f5-b5b6-7565e187b848">sie<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> in Boulogne triffst. Laß Dir nur ja etwas dann von ihr vorspielen; das macht <persName xml:id="persName_b341b1be-0582-4dba-a184-63cf079dd4fd">sie<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> prächtig nach wie vor; freilich auch ein klein wenig zu behaglich, aber doch so schön musikalisch, wie gar keine andre. – Auf dem <placeName xml:id="placeName_eab2cdcf-66f1-4f21-97bc-0436b918bbe1">Musikfest<name key="NST0100551" style="hidden" subtype="" type="institution">17. Niederrheinisches Musikfest (1835)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> war es sehr hübsch und gab ein Paar frohe, lustige Tage. Mein Einfall mit der Orgel war der allerglücklichste, obwohl wir erst per aspera ad astra mußten, denn in der ersten Probe mit Chor, Orchester und Orgel klang und ging alles so entsetzlich schlecht, daß ich die ganze Idee und somit das ganze <placeName xml:id="placeName_aaa270c8-8461-4d0f-b8f5-6b7ba40eb93f">Fest<name key="NST0100551" style="hidden" subtype="" type="institution">17. Niederrheinisches Musikfest (1835)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> für verrechnet ansah. Ein Paar Stellen hatten gut geklungen; auf die fußte ich noch, schrieb die halbe Orgelstimme in der Nacht danach um, brachte die Effecte hinein, die ich erst hatte kennen lernen, und bei der nächsten Probe bekam ich Oberwasser. Das Ding fing an zu klingen, mit ein Paar Zusätzen von 16 Fuß hier, 4 Fuß dort bekam es auf einmal solche Wirkung, daß in der dritten Probe alles entzückt war, und ich muß sagen, daß ich seitdem erst weiß, wie man <persName xml:id="persName_7b0a21a6-7fd9-43de-9d50-c500d9c98aa8">Händelsche<name key="PSN0111693" style="hidden">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName> Sachen aufführen soll. Namentlich der Chor <title xml:id="title_80de5b3c-85af-4ff4-9447-76c9f3dd3e2b">„draw the tear“<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109020" style="hidden" type="music">Solomon HWV 67</name></title> klang mit Prinzipal 8 F., und Bordun 16 F. in dicken Akkordlagen wunderschön. <persName xml:id="persName_7888c731-0c80-45d5-9869-e27de52d869f">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> wird Dir das Alles wohl näher beschreiben, und wie ich eine ungeheure Pergamentrolle mit Unterschriften unter einer Dankadresse (von sämmtlichen Mitwirkenden) am Schluß des zweiten Tages bekam. Ich hatte wieder einmal die Freude mir mit ein Paar Wochen Arbeit eine ganze Stadt voll lauter guten Bekannten zu schaffen, und das thut gut; nimm dazu daß hübsche Mädchen die Hülle und Fülle da waren, so gar zwei alte Lieben aus Frankfurt, so kannst Du denken daß Dein Frack und Überrock willkommen waren, da sie gerade vor der Generalprobe ankamen, so daß ich eben Zeit hatte, den Überrock aus dem Papier zu ziehen, an den Leib. Der Frack blieb noch bis zum andern Abend vor der Aufführung stecken, und beide saßen, nach dem Urtheil der Kenner, sehr gut. <persName xml:id="persName_9644723d-857f-4eb3-a982-dec60f867552">Göschen<name key="PSN0111482" style="hidden">Göschen (Goschen), Wilhelm Heinrich (William Henry) (1793-1866)</name></persName> habe ich aber nicht zu sehn bekommen, weiß nicht ob <persName xml:id="persName_ec89084c-10c8-4bf0-86c5-5314b53dc3fa">er<name key="PSN0111482" style="hidden">Göschen (Goschen), Wilhelm Heinrich (William Henry) (1793-1866)</name></persName> da war oder nicht. Jetzt kommt ein <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_cad6aa33-16f9-c4255-68b8a-509c59d7f325" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note>. 1) Was bin ich Dir nun schuldig für die Kleidungsstücke? Und wieviel Geld hat <persName xml:id="persName_44e48a0a-67cd-4d14-809c-e657e6d59d10">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> für mich gehabt? Reicht es hin die Kleider zu bezahlen, so bezahle und schicke wo möglich den Rest an <persName xml:id="persName_5951b70d-7bb5-48ab-ad0a-81de9f90d1e8">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>. Reicht es nicht hin, so laß mich es wissen, <persName xml:id="persName_cf0c9231-db78-44e6-87cf-4a2c03293d55">Mori<name key="PSN0113424" style="hidden">Mori, Nicolas (1796-1839)</name></persName> schuldet mir etwas, auf den werde ich dann anweisen. Bitte setz mich hierüber ins Klare. 2) Ein guter Bekannter von mir, <persName xml:id="persName_de1334d6-1716-4fa0-adbb-1593b10e7dc0">Herr Kyllmann<name key="PSN0112614" style="hidden">Kyllmann, Carl Gottlieb (1803-1878)</name></persName>, welcher in Wald nahe bei Elberfeld wohnt wünscht sich einen <persName xml:id="persName_6dcfb3cf-6979-4d78-a96c-f3e9006c8ff5">Erardschen<name key="PSN0110926" style="hidden">Érard, Klavierfabrik in Paris und London</name></persName> Flügel kommen zu lassen; <persName xml:id="persName_c7278e06-dae8-41c1-99e8-dce6b11fb992">er<name key="PSN0112614" style="hidden">Kyllmann, Carl Gottlieb (1803-1878)</name></persName> dachte ich sollte ihn selbst aussuchen, weil <persName xml:id="persName_f78c6539-155b-4926-ab3e-5b4d65fc5b61">er<name key="PSN0112614" style="hidden">Kyllmann, Carl Gottlieb (1803-1878)</name></persName> ihn gern so gut wie den meinigen haben möchte, da ich nun aber dies Jahr nicht hinkomme, so bitte ich Dich, diese Gefälligkeit für mich und ihn zu haben, den besten (oder vielmehr einen vollkommen guten) Flügel bei <persName xml:id="persName_06813ba3-e880-4cbc-a13f-c1bd2b56209b">Erard<name key="PSN0110924" style="hidden">Érard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855)</name></persName> auszuwählen und wenn Du einen solchen findest ihn zu kaufen. Doch ist noch eins dabei zu bemerken: Du weißt daß der Ladenpreis der Englischen Flügel ein andrer ist, als der den die Musiker dafür geben, welche einen sehr bedeutenden Rabatt dafür kriegen; ich wünsche daß er nur diesen letzteren geringeren Preis zu zahlen habe, und es ist die Frage, ob sich das einrichten läßt. Wenn nämlich der Kaufpreis den er nach Abzug des Rabatts zu zahlen hätte <hi rend="underline">mehr</hi> als 100 Guinéen betragen sollte, so kaufe den Flügel nicht, sondern schreibe mir erst, wie hoch er sich belaufen soll. Ist dagegen für 100 Guinéen oder darunter, ein (im Ton) vortrefflicher, großer Flügel von <hi rend="underline">möglichst</hi> <hi rend="underline">einfachem</hi> Aeußeren, vom tiefsten c bis oben f [zu ha]ben, so bitte ich Dich ihn sogleich zu kaufen, die Summe vom Hause <persName xml:id="persName_197f41e0-f193-480d-a952-a0401be44d24">Schunck [und] Mylius<name key="PSN0114778" style="hidden">Schunck, Souchay & Co., Waren- und Kommissionsgeschäfte in London, Manchester, Belfield und Leeds</name></persName> selbst zu erheben, an die <persName xml:id="persName_fa6d13ae-e466-41dc-9b03-b700b3fe6375">Kyllmann<name key="PSN0112614" style="hidden">Kyllmann, Carl Gottlieb (1803-1878)</name></persName> deshalb geschrieben hat, und dann <persName xml:id="persName_063ab98c-cb09-4c62-b95a-a7c7bd075dd9">Erard<name key="PSN0110924" style="hidden">Érard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855)</name></persName> [und] diesen <persName xml:id="persName_a2004135-d4e0-4df4-a02c-7334ff56f1db">Kaufleuten<name key="PSN0114778" style="hidden">Schunck, Souchay & Co., Waren- und Kommissionsgeschäfte in London, Manchester, Belfield und Leeds</name></persName> den Transport zu überlassen. Über die Ermäßigung des Preises bitte ich Dich, wenn Du nichts dagegen hast, mit <persName xml:id="persName_dfc75cf3-67e8-4565-9e03-a05209841f76">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> zu conferiren, der Dir darüber gewiß die beste Auskunft geben kann; vielleicht kannst Du Dich auch mit <persName xml:id="persName_a9de8b21-7ebf-491c-9ece-f8ec1797c058">ihm<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> über das Instrument selbst besprechen, doch überlasse ich das, wie gesagt, ganz Deinem Gutdünken. Nun habe ich noch hauptsächlich die Bitte mir über diesen letzten Geschäftspunct wo möglich umgehend zu antworten, da <persName xml:id="persName_8ec612a4-3725-4046-acef-b1a05bff20aa">Kyllmann<name key="PSN0112614" style="hidden">Kyllmann, Carl Gottlieb (1803-1878)</name></persName> sehr sehnlich auf das Instrument oder auf Nachricht davon wartet <seg type="closer" xml:id="seg_4e0be429-4aa3-416c-8393-1ff646082f4d">Ich werde plötzlich im Schreiben unterbrochen; lieber Klingemann lebe wohl.</seg></p><signed rend="right">Dein</signed><signed rend="right">Felix MB.</signed></div></body> </text></TEI>