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fmb-1835-06-01-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Marie Catherine Kiéné in Paris <lb></lb>Köln, 1. Juni 1835 Erst vor einigen Tagen empfing ich durch den Brief des Herrn Bigot Nachricht von dem Verlust, der Sie und alle Ihre Freunde getroffen hat. Ich würde es nicht wagen Sie in dieser Zeit wieder anzureden, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 4, 1167.

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA Washington, DC US-Wc Washington, DC, The Library of Congress, Music Division US-Wc, Heineman Foundation Collection ML31. H43i M46 no. 3. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Marie Catherine Kiéné in Paris; Köln, 1. Juni 1835 Erst vor einigen Tagen empfing ich durch den Brief des Herrn Bigot Nachricht von dem Verlust, der Sie und alle Ihre Freunde getroffen hat. Ich würde es nicht wagen Sie in dieser Zeit wieder anzureden,

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Victoria Ressmeyer Sirota, The Life and Works of Fanny Mendelssohn Hensel, Diss. Boston University, School for the arts 1981, S. 85 (Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

1. Juni 1835 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Köln Deutschland Kiéné, Marie Catherine (1765-1855) Paris Frankreich deutsch
Mde. Mde. Kiéné. à Paris rue Louis le Grand no. 3. fr.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Liebe Mde. Kiéné

Erst vor einigen Tagen empfing ich durch den Brief des Herrn BigotBigot de Morogues, Paul (1765-1853) Nachricht von dem Verlust, der Sie und alle Ihre Freunde getroffen hat. Ich würde es nicht wagen Sie in dieser Zeit wieder anzureden, und zu sagen weiß ich auch nichts über einen so tief schmerzlichen Schlag, aber ich denke mir wenn man einen Menschen sich so herzlich verpflichtet hat, wie Sie mich, so wird es selbst in solcher Zeit nicht lästig, wenn er sich nähert und wiederholt, wie er stets und unter allen Umständen mit Ihrem Schicksale eng verbunden ist. Das möchte ich heut Ihnen sagen und drum schreibe ich diese Zeilen. Ich kann nicht läugnen, daß der Brief des Herrn BigotBigot de Morogues, Paul (1765-1853) mir den Wunsch erweckt hat, auf einige Wochen nach Paris zu reisen, blos um diese Zeit mit Ihnen zuzubringen, Sie wieder zu sehen und Ihnen, wenn Sie es hören wollten, etwas vorzuspielen. Aber es wird mir wahrscheinlich nicht möglich sein, da ich von vielen Arbeiten hier festgehalten bin; wenigstens kann ich es nicht bestimmt mir vornehmen. Meine ältere Schwester FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), auch eine Schülerinn Ihrer TochterBigot de Morogues, Anne Marie Catherine Salomé (1786-1820), wird aber gewiß nach Paris reisen, und von ihrHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) hoffe ich dann ausführliche Nachrichten über Ihr Leben und Befinden gleich zu hören. Es wird Ihnen Freude machen meine SchwesterHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) wieder kennen zu lernen, denn sie ist eine vortreffliche Frau; ihr ganzes Wesen ist so mild und ruhig und doch so voll Leben und Feurigkeit daß sieHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Ihnen gewiß lieb werden wird. Dabei ist ihrHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) musikalisches Talent so herrlich, daß, wenn Sie überhaupt jetzt Musik hören mögen, Sie sich gewiß oft und gern von ihr vorspielen lassen werden. Mir thut es leid, daß sie seit ihrerHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Verheirathung die Composition nicht mehr so fleißig treiben kann, wie früher, denn sie hat mehrere Sachen, namentlich Deutsche Lieder<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0111450" style="hidden" type="music">»Sehnsucht VIII« für eine Singstimme und Klavier HU 219 (24. Juni 1828)</name> componirt, die zum allerbesten gehören, was wir von Liedern besitzen; doch ist es wieder auf der andern Seite gut, daß sieHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) an ihrem Hauswesen viel Freude findet, denn eine Frau, die es vernachlässigt, sei es nun für Oelfarben, oder für Reime oder für doppelten Contrapunct erinnert mich immer unwillkürlich, an das Grec aus den femmes savantes<name key="PSN0113379" style="hidden" type="author">Molière (eigtl. 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Niederrheinisches Musikfest (1835)KölnDeutschland recht gelingen wird, wenigstens hat es allen Anschein dazu; es haben sich gegen 500 Sänger und Sängerinnen gemeldet, die den Chor bilden, und mit dem Orchester werden es über 700 Mitwirkende sein; auch hat man in den ConcertsaalGürzenichKölnDeutschland eine sehr schöne Orgel gebracht, mit welcher das Orchester in dem Händelschen Oratorium<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109020" style="hidden" type="music">Solomon HWV 67</name> verstärkt werden wird. 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Ich selbst denke im Sommer meinen Wohnort in Düsseldorf zu verlassen, und weiß noch kaum, wo ich den Winter zubringen werde; in Deutschland auf jeden Fall, denn ich halte gar zu viel drauf im Vaterlande zu bleiben, so lang ich irgend kann. Sie erinnern sich vielleicht aus früherer Zeit, wie Sie mich mit meiner Vorliebe für alles Deutsche zu necken pflegten; ich bin darin nicht anders geworden. So habe ich z. B. mit HillerHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) mündlich und schriftlich viel darüber gestritten, ob es recht sei daß er als ein Deutscher in Paris wohnt und schreibt, und ich bleibe fest überzeugt daß man im eignen Vaterlande besser arbeiten und fortschreiten kann, als anderswo und wenns auch noch so angenehm wäre. ErHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) ist andrer Meinung und mit ihm die meisten Deutschen, aber das beweis’t mir nichts. – Fast fürchte ich nun doch, daß Ihnen diese Zeilen nicht recht sind; doch wird mir meine SchwesterHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) das gleich schreiben, sobald sie Sie in Paris gesehn hat, und wenn sieHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) mir sagt, daß es Ihnen nicht lästig fällt daß ich Sie zuweilen an mich erinnre, so werde ich es oft thun und Ihnen von meinem Leben und Treiben, wie es geht erzählen, als wäre ich bei Ihnen und versuchte es, Sie dadurch zu zerstreuen. Weiter weiß ich nichts hinzuzusetzen nur Gott zu bitten, daß er Sie gesund und stark erhalte. Denken Sie meiner freundlich

IhrFelix Mendelssohn Bartholdy.Cöln den 1sten Juni 1835.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

Herrn BigotBigot de Morogues, Paul (1765-1853) meinen Gruß und Dank für seinen Brief!

            Liebe Mde. Kiéné
Erst vor einigen Tagen empfing ich durch den Brief des Herrn Bigot Nachricht von dem Verlust, der Sie und alle Ihre Freunde getroffen hat. Ich würde es nicht wagen Sie in dieser Zeit wieder anzureden, und zu sagen weiß ich auch nichts über einen so tief schmerzlichen Schlag, aber ich denke mir wenn man einen Menschen sich so herzlich verpflichtet hat, wie Sie mich, so wird es selbst in solcher Zeit nicht lästig, wenn er sich nähert und wiederholt, wie er stets und unter allen Umständen mit Ihrem Schicksale eng verbunden ist. Das möchte ich heut Ihnen sagen und drum schreibe ich diese Zeilen. Ich kann nicht läugnen, daß der Brief des Herrn Bigot mir den Wunsch erweckt hat, auf einige Wochen nach Paris zu reisen, blos um diese Zeit mit Ihnen zuzubringen, Sie wieder zu sehen und Ihnen, wenn Sie es hören wollten, etwas vorzuspielen. Aber es wird mir wahrscheinlich nicht möglich sein, da ich von vielen Arbeiten hier festgehalten bin; wenigstens kann ich es nicht bestimmt mir vornehmen. Meine ältere Schwester Fanny, auch eine Schülerinn Ihrer Tochter, wird aber gewiß nach Paris reisen, und von ihr hoffe ich dann ausführliche Nachrichten über Ihr Leben und Befinden gleich zu hören. Es wird Ihnen Freude machen meine Schwester wieder kennen zu lernen, denn sie ist eine vortreffliche Frau; ihr ganzes Wesen ist so mild und ruhig und doch so voll Leben und Feurigkeit daß sie Ihnen gewiß lieb werden wird. Dabei ist ihr musikalisches Talent so herrlich, daß, wenn Sie überhaupt jetzt Musik hören mögen, Sie sich gewiß oft und gern von ihr vorspielen lassen werden. Mir thut es leid, daß sie seit ihrer Verheirathung die Composition nicht mehr so fleißig treiben kann, wie früher, denn sie hat mehrere Sachen, namentlich Deutsche Lieder componirt, die zum allerbesten gehören, was wir von Liedern besitzen; doch ist es wieder auf der andern Seite gut, daß sie an ihrem Hauswesen viel Freude findet, denn eine Frau, die es vernachlässigt, sei es nun für Oelfarben, oder für Reime oder für doppelten Contrapunct erinnert mich immer unwillkürlich, an das Grec aus den femmes savantes, und ich habe Furcht davor. Das ist nun also Gottlob nicht der Fall bei meiner Schwester, und doch hat sie, wie gesagt, ihr Clavierspiel noch mit vieler Liebe fortgesetzt und in der letzten Zeit noch viele Fortschritte darin gemacht. In einigen Tagen hoffe ich sie hier in Cöln zu sehen, da sie auf ihrer Durchreise nach Paris sich etwas bei mir verweilen wird und zugleich das Musikfest mitmachen will, das hier in der nächsten Woche gefeiert wird, und wegen dessen ich die letzte Zeit in Cöln zugebracht habe. Ich glaube daß dies Musikfest recht gelingen wird, wenigstens hat es allen Anschein dazu; es haben sich gegen 500 Sänger und Sängerinnen gemeldet, die den Chor bilden, und mit dem Orchester werden es über 700 Mitwirkende sein; auch hat man in den Concertsaal eine sehr schöne Orgel gebracht, mit welcher das Orchester in dem Händelschen Oratorium verstärkt werden wird. Man giebt am ersten Tage den Salomon ein Oratorium von Händel, und am zweiten eine Beethovensche Symphonie, eine Webersche Ouvertüre und einige Sachen von Cherubini. Über alles das wird Ihnen meine Schwester erzählen können. Ich selbst denke im Sommer meinen Wohnort in Düsseldorf zu verlassen, und weiß noch kaum, wo ich den Winter zubringen werde; in Deutschland auf jeden Fall, denn ich halte gar zu viel drauf im Vaterlande zu bleiben, so lang ich irgend kann. Sie erinnern sich vielleicht aus früherer Zeit, wie Sie mich mit meiner Vorliebe für alles Deutsche zu necken pflegten; ich bin darin nicht anders geworden. So habe ich z. B. mit Hiller mündlich und schriftlich viel darüber gestritten, ob es recht sei daß er als ein Deutscher in Paris wohnt und schreibt, und ich bleibe fest überzeugt daß man im eignen Vaterlande besser arbeiten und fortschreiten kann, als anderswo und wenns auch noch so angenehm wäre. Er ist andrer Meinung und mit ihm die meisten Deutschen, aber das beweis’t mir nichts. – Fast fürchte ich nun doch, daß Ihnen diese Zeilen nicht recht sind; doch wird mir meine Schwester das gleich schreiben, sobald sie Sie in Paris gesehn hat, und wenn sie mir sagt, daß es Ihnen nicht lästig fällt daß ich Sie zuweilen an mich erinnre, so werde ich es oft thun und Ihnen von meinem Leben und Treiben, wie es geht erzählen, als wäre ich bei Ihnen und versuchte es, Sie dadurch zu zerstreuen. Weiter weiß ich nichts hinzuzusetzen nur Gott zu bitten, daß er Sie gesund und stark erhalte. Denken Sie meiner freundlich
Ihr
Felix Mendelssohn Bartholdy.
Cöln den 1sten Juni 1835.
Herrn Bigot meinen Gruß und Dank für seinen Brief!          
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Es wird Ihnen Freude machen <persName xml:id="persName_822ae84e-cece-401c-b2a7-79cd83e55213">meine Schwester<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> wieder kennen zu lernen, denn sie ist eine vortreffliche Frau; ihr ganzes Wesen ist so mild und ruhig und doch so voll Leben und Feurigkeit daß <persName xml:id="persName_c849f948-8a9a-4913-a500-6042451e99bb">sie<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> Ihnen gewiß lieb werden wird. Dabei ist <persName xml:id="persName_846ebbf2-a6f8-4a50-b56f-c239cd0ca349">ihr<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> musikalisches Talent so herrlich, daß, wenn Sie überhaupt jetzt Musik hören mögen, Sie sich gewiß oft und gern von ihr vorspielen lassen werden. Mir thut es leid, daß sie seit <persName xml:id="persName_6fa430df-3e9b-447c-b57c-7ba84ac40856">ihrer<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> Verheirathung die Composition nicht mehr so fleißig treiben kann, wie früher, denn sie hat mehrere Sachen, namentlich <title xml:id="title_f64176ee-b79c-45a6-89ee-894da4cf15d6">Deutsche Lieder<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0111450" style="hidden" type="music">»Sehnsucht VIII« für eine Singstimme und Klavier HU 219 (24. Juni 1828)</name></title> componirt, die zum allerbesten gehören, was wir von Liedern besitzen; doch ist es wieder auf der andern Seite gut, daß <persName xml:id="persName_44b33662-69b9-4229-9588-6b12ef13ed12">sie<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> an ihrem Hauswesen viel Freude findet, denn eine Frau, die es vernachlässigt, sei es nun für Oelfarben, oder für Reime oder für doppelten Contrapunct erinnert mich immer unwillkürlich, an das <title xml:id="title_2fb921f0-c6cc-4d8d-aba7-c194a45c3318">Grec aus den femmes savantes<name key="PSN0113379" style="hidden" type="author">Molière (eigtl. Jean Baptiste Poquelin) (1622-1673)</name><name key="CRT0111395" style="hidden" type="dramatic_work">Les Femmes Savantes</name></title>, und ich habe Furcht davor. Das ist nun also Gottlob nicht der Fall bei <persName xml:id="persName_4d2fc353-3250-4075-8dec-c65fa6f65885">meiner Schwester<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, und doch hat sie, wie gesagt, ihr Clavierspiel noch mit vieler Liebe fortgesetzt und in der letzten Zeit noch viele Fortschritte darin gemacht. In einigen Tagen hoffe ich <persName xml:id="persName_516acb34-0d48-4a48-b60c-d78ae09db11c">sie<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> hier in Cöln zu sehen, da sie auf ihrer Durchreise nach Paris sich etwas bei mir verweilen wird und zugleich das <placeName xml:id="placeName_34bb0dee-cc62-45a3-9650-a0fe242a8760">Musikfest<name key="NST0100551" style="hidden" subtype="" type="institution">17. Niederrheinisches Musikfest (1835)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> mitmachen will, das hier in der nächsten Woche gefeiert wird, und wegen dessen ich die letzte Zeit in Cöln zugebracht habe. Ich glaube daß dies <placeName xml:id="placeName_ba2e5f63-bb95-4550-8b20-baf16e87decc">Musikfest<name key="NST0100551" style="hidden" subtype="" type="institution">17. Niederrheinisches Musikfest (1835)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> recht gelingen wird, wenigstens hat es allen Anschein dazu; es haben sich gegen 500 Sänger und Sängerinnen gemeldet, die den Chor bilden, und mit dem Orchester werden es über 700 Mitwirkende sein; auch hat man in den <placeName xml:id="placeName_9b78afd1-c634-4b8e-b4f5-98269e2b4ef7">Concertsaal<name key="SGH0105075" style="hidden" subtype="" type="sight">Gürzenich</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="locality">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> eine sehr schöne Orgel gebracht, mit welcher das Orchester in dem <title xml:id="title_a456d491-b4be-4e66-a2a7-99ac8a40b1ba">Händelschen Oratorium<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109020" style="hidden" type="music">Solomon HWV 67</name></title> verstärkt werden wird. Man giebt am ersten Tage den <title xml:id="title_8aac20c3-fd15-4183-8a67-6e05c6576f1b">Salomon<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109020" style="hidden" type="music">Solomon HWV 67</name></title> ein Oratorium von <persName xml:id="persName_6ea02cd6-9bd6-433c-8324-832c540a5b34">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName>, und am zweiten eine <title xml:id="title_2d1d1eb0-6337-47ac-93f5-81d5f6181a3f">Beethovensche Symphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108069" style="hidden" type="music">8. Sinfonie F-Dur, op. 93</name></title>, eine <title xml:id="title_2d15b025-f3b3-4ccc-a825-0be44aacbe0a">Webersche Ouvertüre<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111242" style="hidden" type="music">Euryanthe op. 81 (WeV C. 9)</name></title> und <title xml:id="title_f744351a-18a7-4f2a-988d-74a2353df9b1">einige Sachen von Cherubini<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108365" style="hidden" type="music">Confirma hoc, Deus (Lobsinget dem Höchsten) F-Dur</name><name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108378" style="hidden" type="music">Krönungsmesse A-Dur für Charles X.</name></title>. Über alles das wird Ihnen <persName xml:id="persName_7ea0ff9d-d0b6-4771-8ce1-5ce10c2ef7a1">meine Schwester<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> erzählen können. Ich selbst denke im Sommer meinen Wohnort in Düsseldorf zu verlassen, und weiß noch kaum, wo ich den Winter zubringen werde; in Deutschland auf jeden Fall, denn ich halte gar zu viel drauf im Vaterlande zu bleiben, so lang ich irgend kann. Sie erinnern sich vielleicht aus früherer Zeit, wie Sie mich mit meiner Vorliebe für alles Deutsche zu necken pflegten; ich bin darin nicht anders geworden. So habe ich z. B. mit <persName xml:id="persName_c99fae80-5d08-46da-9582-616c6241b370">Hiller<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> mündlich und schriftlich viel darüber gestritten, ob es recht sei daß er als ein Deutscher in Paris wohnt und schreibt, und ich bleibe fest überzeugt daß man im eignen Vaterlande besser arbeiten und fortschreiten kann, als anderswo und wenns auch noch so angenehm wäre. <persName xml:id="persName_c25b0984-3f1d-4c1d-beaa-c44f8487bf46">Er<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> ist andrer Meinung und mit ihm die meisten Deutschen, aber das beweis’t mir nichts. – Fast fürchte ich nun doch, daß Ihnen diese Zeilen nicht recht sind; doch wird mir <persName xml:id="persName_7fabf036-bf45-4b13-a1cd-f9090c1b410e">meine Schwester<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> das gleich schreiben, sobald sie Sie in Paris gesehn hat, und wenn <persName xml:id="persName_a7500e3e-a4eb-46d3-a9fd-7af13b0b7935">sie<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> mir sagt, daß es Ihnen nicht lästig fällt daß ich Sie zuweilen an mich erinnre, so werde ich es oft thun und Ihnen von meinem Leben und Treiben, wie es geht erzählen, als wäre ich bei Ihnen und versuchte es, Sie dadurch zu zerstreuen. <seg type="closer" xml:id="seg_7b25da6a-6de7-47a0-b75a-c8b81ae24a8b">Weiter weiß ich nichts hinzuzusetzen nur Gott zu bitten, daß er Sie gesund und stark erhalte. Denken Sie meiner freundlich</seg></p><signed rend="right">Ihr</signed><signed rend="left">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed><dateline rend="left">Cöln den <date cert="high" when="1835-06-01" xml:id="date_fb4cf5cd-0be2-4930-b128-8d51592dbaba">1<hi rend="superscript">sten</hi> Juni 1835</date>.</dateline></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_23669b01-977f-498d-9c65-a25009c65144"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent"><persName xml:id="persName_9c26e018-d282-4a75-aac8-86171d8752bd">Herrn Bigot<name key="PSN0109947" style="hidden">Bigot de Morogues, Paul (1765-1853)</name></persName> meinen Gruß und Dank für seinen Brief!</p></div></body> </text></TEI>