fmb-1835-03-12-01
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Düsseldorf, 12. März 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
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Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Das Datum faßt mich beym Schopfe und sagt: Du Sünder! Ist das der erste? Aber über die erste Zeile muß ich doch weg, dann wirds schon besser, und ich hoffe nur Du machst es nun nicht eben so, und schreibst am fünfunddreyßigsten. Ich konnte wirklich die Zeit nicht dazu kommen, und dann war der letzte Brief so schrecklich kurz und eilig, daß ich mir gleich vornahm, Dir einen recht langen und sedirten darauf zu antworten, und je mehr ich schreiben will, je weniger schreib ich immer. Ich war auch verreist in der letzten Woche (nach Cöln) und muß heute Abend hier den
Jaantwortete, hab ich keine Nachricht mehr erhalten. Ich schließe daraus, daß sich die Sache zerschlagen hat, und bitte Dich deshalb mir wo möglich umgehend zu antworten, ob das der Fall ist, oder nicht, damit ich mich darnach einrichten kann. Es versteht sich, daß ich Dich dies im Vertrauen frage, weil ich meine Sommer- und Herbstpläne gern machen möchte, aber Du wirst ja leicht wissen können, ob die ganze Angelegenheit abgebrochen ist, oder nicht, und weiter wünsche ich fürs erste auch nichts zu erfahren. Bitte schreibe mir gleich darüber. – In
Düsseldorf d 12 März 35. Das Datum faßt mich beym Schopfe und sagt: Du Sünder! Ist das der erste? Aber über die erste Zeile muß ich doch weg, dann wirds schon besser, und ich hoffe nur Du machst es nun nicht eben so, und schreibst am fünfunddreyßigsten. Ich konnte wirklich die Zeit nicht dazu kommen, und dann war der letzte Brief so schrecklich kurz und eilig, daß ich mir gleich vornahm, Dir einen recht langen und sedirten darauf zu antworten, und je mehr ich schreiben will, je weniger schreib ich immer. Ich war auch verreist in der letzten Woche (nach Cöln) und muß heute Abend hier den Messias dirigiren, welches ganz Düsseldorf in einen unleidlichen Allarm setzt. In Cöln soll ich das große Musikfest zu Pfingsten dirigiren, und muß mich nun brieflich und mündlich mit dem dortigen Comité besprechen, als wär ich ein vernünftiger Mensch, was mir auch schwer fällt. Sie werden Salomon von Handel, eine neue Cantate von Cherubini, eine Symfonie von Beethoven etc. geben, auch stellen sie auf meinen besonders dringenden Antrag eine Orgel in ihren Concertsaal, und begleiten nun den Händel, nicht wie Herr v. Mosel oder sonst ein sehr dummer Dilettant will, sondern wie Handel beziffert hat. Darauf freu ich mich eigentlich, und wenn die Zänkereyen von denen die Leute hier am Rhein leben, mal für ein Paar Tage aufhören können, so wird es hübsch werden. Ich hoffe darauf eine kleine Reise zu machen, und soll im October beym Schelble meinen Paulus anhören; ich will ihm die Partitur nach dem Pfingstfeste mit einem zierlichen Kratzfuß nach Frankfurt bringen, und etwaige errata die er findet noch verbessern. Sind dies nicht ganz nette Pläne? Wenn Gott will, kann es ein hübscher Sommer werden – was mir nicht lieb ist, ist daß ich von Leipzig jetzt gar nichts gehört habe; vor etwa 2 Monaten wurde ich gefragt, ob ich in diesem Jahre noch hier fort könnte, und seit ich darauf Ja antwortete, hab ich keine Nachricht mehr erhalten. Ich schließe daraus, daß sich die Sache zerschlagen hat, und bitte Dich deshalb mir wo möglich umgehend zu antworten, ob das der Fall ist, oder nicht, damit ich mich darnach einrichten kann. Es versteht sich, daß ich Dich dies im Vertrauen frage, weil ich meine Sommer- und Herbstpläne gern machen möchte, aber Du wirst ja leicht wissen können, ob die ganze Angelegenheit abgebrochen ist, oder nicht, und weiter wünsche ich fürs erste auch nichts zu erfahren. Bitte schreibe mir gleich darüber. – In Wien haben sie für die beste Symfonie einen Preis von 50 Dukaten ausgesetzt, und Seyfried und Umlauf und Conr. Kreutzer und Consorten sollens entscheiden, lauter Kerls, die keine Symfonie zusammenbringen können, und wenn sie sich 3 Jahre kasteiten. Wärs für ein Comité von den besten Componisten der ganzen Welt, so möcht ich auch um keinen Preis conkurriren; der bloße Gedanke, daß ich eine Preismusik componirte, machte mich so unmusikalisch, wie Umlauf und Seyfried, und Gänsbacher zusammen genommen. Und hätte ich eine Symfonie fertig liegen, so wollte ich mich wohl hüten, die hinzuschicken, denn da können die andern Leute darüber urtheilen, und am Ende findet sichs doch ob sie was taugt oder nicht. Das ist so eine Art Treibhauscultur, und die 50 Dukaten sind das Mistbeet, ob aber die Cactussymfonie herauskommt, ist die große Frage. – Was bin ich Dir für die Bachiana schuldig? Dies hab ich schon gewiß dreymal gefragt, und noch öfter zu fragen vergessen. Schreib mirs doch, damit ich meine Schulden bezahlen kann. Jetzt lasse ich hier die Messe von Hauptmann einstudiren, die Ostern mit eclat gegeben werden soll. Ich wollte nur Du könntest das Graduale aus g moll singen, welches mein Lieblingsstück daraus ist. Was hast Du denn diesen Winter für Musik gemacht? und Ihr Leipziger? Irgend etwas Neues oder Altes, was gut ist? Mir fehlt es durchaus daran, und gar mit der Oper sieht es windig aus. Wenn ich nur einen rechten Text kriegen könnte, hungrig genug bin ich darauf, und wollte nicht übel drüber herfallen. Aber Klingemann thut gar nichts, und macht mir keinen Vers, und sonst kenne ich keinen ordentlichen Dichtermenschen. Jetzt muß ich drüber lachen, daß ich es einmal mit Immermann hatte versuchen wollen, (auch hab ich einen fertigen Text von ihm. ) Bey diesen jetzigen Theaterangelegenheiten habe ich den Mann und seinen mir widrigen Charakter recht kennen gelernt, und sehe nun, wie dumm das von mir war, so im Allgemeinen an einen deutschen Dichter und dessen Frische zu glauben. Das geht alles in Vornehmheit und Selbstbewußtseyn unter; wenn einer jetzt mal einen Vers macht, den die Journale loben können, oder nun gar wirkliches Talent hat, so kriegt er gleich so verteufelt viel Selbstbewußtseyn, daß er gar nichts anders mehr weiß, und statt sich munter herum zu tummeln, und sichs sauer werden zu lassen, ruht er gleich auf den Lorbeern, die er noch lange nicht hat. Gott bessere es; sind doch die Musiker ebenso. Aber die Maler hier, die muß man loben, das sind ordentliche Menschen, und fleißig und freuen sich ihres Lebens. – Ich muß schließen. lebe wohl alter Kerl; sey vergnügt und grüße die Frau und die Kinder, und bleibe mir gut, und antworte gleich Deinem Felix Mendelssohn Bartholdy.
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Ich wollte nur Du könntest das Graduale aus g moll singen, welches <title xml:id="title_e653eeb3-677c-47bb-9a6b-7f08e0fdcd8d">mein Lieblingsstück<name key="PSN0111769" style="hidden" type="author">Hauptmann, Carl Moritz (1792-1868)</name><name key="CRT0109053" style="hidden" type="music">Messe g-Moll für Chor, Soli und Orchester, op. 30</name></title> daraus ist. Was hast Du denn diesen Winter für Musik gemacht? und Ihr Leipziger? Irgend etwas Neues oder Altes, was gut ist? Mir fehlt es durchaus daran, und gar mit der Oper sieht es windig aus. Wenn ich nur einen rechten Text kriegen könnte, hungrig genug bin ich darauf, und wollte nicht übel drüber herfallen. Aber <persName xml:id="persName_10d8a508-fafa-4332-93db-6c300a453e23">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> thut gar nichts, und macht mir keinen Vers, und sonst kenne ich keinen ordentlichen Dichtermenschen. Jetzt muß ich drüber lachen, daß ich es einmal mit <persName xml:id="persName_7c444ff9-5d4c-471b-96d2-7464188f37d6">Immermann<name key="PSN0112169" style="hidden">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName> hatte versuchen wollen, (auch hab ich einen <title xml:id="title_1b1dfc6d-e825-4033-8d77-22ee51c72dd5">fertigen Text<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name><name key="CRT0109449" style="hidden" type="dramatic_work">Der Sturm (Libretto)</name></title> von ihm.) Bey diesen jetzigen Theaterangelegenheiten habe ich den <persName xml:id="persName_b7cae210-4276-458a-8c45-2aeb7317af46">Mann<name key="PSN0112169" style="hidden">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName> und seinen mir widrigen Charakter recht kennen gelernt, und sehe nun, wie dumm das von mir war, so im Allgemeinen an einen deutschen Dichter und dessen Frische zu glauben. Das geht alles in Vornehmheit und Selbstbewußtseyn unter; wenn einer jetzt mal einen Vers macht, den die Journale loben können, oder nun gar wirkliches Talent hat, so kriegt er gleich so verteufelt viel Selbstbewußtseyn, daß er gar nichts anders mehr weiß, und statt sich munter herum zu tummeln, und sichs sauer werden zu lassen, ruht er gleich auf den Lorbeern, die er noch lange nicht hat. Gott bessere es; sind doch die Musiker ebenso. Aber die Maler hier, die muß man loben, das sind ordentliche Menschen, und fleißig und freuen sich ihres Lebens. – Ich muß schließen. lebe wohl alter Kerl; sey vergnügt und grüße die <persName xml:id="persName_517ee119-cb71-45eb-82f0-c107b8183172">Frau<name key="PSN0111777" style="hidden">Hauser, Luise Georgine Henriette (1796-1867)</name></persName> und die <persName xml:id="persName_55f3a917-1e31-4d5d-95b4-cb54d6fd38f2">Kinder<name key="PSN0111778" style="hidden">Hauser, Moritz Heinrich (1826-1857)</name><name key="PSN0111776" style="hidden">Hauser, Joseph Paul (1828-1903)</name></persName>, und <seg type="closer" xml:id="seg_adf97171-ed0d-47c8-8fe8-9ed9c0615f26">bleibe mir gut, und antworte gleich </seg></p><signed rend="right">Deinem Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed></div></body> </text></TEI>