fmb-1835-01-12-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Düsseldorf, 12. Januar 1835
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
Keine Angaben. In der Vorlage ist unter der Datumsangabe zusätzlich vermerkt: »(Über einen Vorschlag zu einer geistlichen Musik.)«. Anrede und Grußformel fehlen, was nahe legt, dass die Vorlage den autographen Brieftext nicht vollständig wiedergibt.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Was ich nicht verstehe, ist der Inhalt, – der musikalisch- oder dramatisch-oratorische, oder wie Du es nennen willst, den Du Dir dabei denkst. Was Du davon anführst, die Zeit vor welcher Stelle des Gottesdienstes die Musik eingreifen sollte, sondern weil ich mir überhaupt diese Stelle gar nicht denken kann. Vielleicht hast Du mir etwas zu sagen, das mich darüber klarer macht, aber bis jetzt weiß ich nicht, – auch wenn ich von der Preußischen Liturgie absehe, die alles Derartige abschneidet, und wohl nicht bleibend, oder gar weitergehend sein wird, – wie es zu machen sein sollte, daß bei uns die Musik ein integrirender Theil des Gottesdienstes, und nicht blos ein Concert werde, das mehr oder weniger zur Andacht anrege. So ist auch die
Wenn Du aber sagst „unsre arme Kirche“, so muß ich Dir wunderhalber erzählen, daß ich zu meinem Erstaunen gefunden habe; daß die Katholiken, die doch nun seit mehreren Jahrhunderten Musik machen, und in ihren Hauptkirchen wo möglich alle Sonntag eine musikalische Messe singen, bis heute noch nicht eine einzige besitzen, von der man sagen könnte, daß sie nur erträglich passend, nur nicht geradezu störend und opernhaft sei. Das geht von
Düsseldorf, den 12. Januar 1835. Was ich nicht verstehe, ist der Inhalt, – der musikalisch- oder dramatisch-oratorische, oder wie Du es nennen willst, den Du Dir dabei denkst. Was Du davon anführst, die Zeit vor Johannes, dann Johannes selbst bis zu Christi Erscheinung, – darin sehe ich nur das, was ich mir bei dem Worte Advent, oder Christi Geburt überhaupt denken muß. Nun weißt Du aber, daß die Musik einen Moment, oder Fortgang von Momenten darstellen soll, und wie Du das nun meinst, hast Du nicht geschrieben. Eine wirkliche Kirchenmusik, d. h. für den evangelischen Gottesdienst, die während der kirchlichen Feier ihren Platz fände, scheint mir unmöglich, und zwar nicht blos, weil ich durchaus nicht sehe, an welcher Stelle des Gottesdienstes die Musik eingreifen sollte, sondern weil ich mir überhaupt diese Stelle gar nicht denken kann. Vielleicht hast Du mir etwas zu sagen, das mich darüber klarer macht, aber bis jetzt weiß ich nicht, – auch wenn ich von der Preußischen Liturgie absehe, die alles Derartige abschneidet, und wohl nicht bleibend, oder gar weitergehend sein wird, – wie es zu machen sein sollte, daß bei uns die Musik ein integrirender Theil des Gottesdienstes, und nicht blos ein Concert werde, das mehr oder weniger zur Andacht anrege. So ist auch die Bach’sche Passion gewesen; – sie ist als ein selbstständiges Musikstück zur Erbauung in der Kirche gesungen worden; – von eigentlich kirchlicher, oder wenn Du willst gottesdienstlicher Musik kenne ich nur die alt-italienischen Sachen für die päpstliche Capelle, wo aber wieder die Musik nur begleitend ist, und sich der Function unterordnet und mitwirkt wie die Kerzen, der Weihrauch u. s. w. Meinst Du nun diese Art kirchlicher Musik, so fehlt mir, wie gesagt, der Anknüpfungspunkt, von dem aus ich sie mir möglich denken könnte. Für ein Oratorium aber müßte ein Hauptstoff, ein Fortschritt an bestimmten Personen gegeben sein, sonst wäre der Gegenstand zu unbestimmt; denn wenn alles nur betrachtend, mit der Hinweisung auf die Erscheinung Christi sein sollte, so wäre die Aufgabe im Händel’schen Messias bereits schön und größer gelöst, indem er vom Jesaias anfängt, und, die Geburt als Mittelpunkt betrachtend, mit der Auferstehung schließt. Wenn Du aber sagst „unsre arme Kirche“, so muß ich Dir wunderhalber erzählen, daß ich zu meinem Erstaunen gefunden habe; daß die Katholiken, die doch nun seit mehreren Jahrhunderten Musik machen, und in ihren Hauptkirchen wo möglich alle Sonntag eine musikalische Messe singen, bis heute noch nicht eine einzige besitzen, von der man sagen könnte, daß sie nur erträglich passend, nur nicht geradezu störend und opernhaft sei. Das geht von Pergolese und Durante, die die lächerlichsten Trillerchen in ihrem Gloria bringen, bis auf die heutigen Opern-Finales durch. Wäre ich Katholik, ich setzte mich gleich heute Abend hin und finge an, und es möchte werden wie es wolle, so würde es die einzige Messe, welche wenigstens mit fortdauernder Erinnerung an den kirchlichen Zweck geschrieben wäre. Aber ich will es vorläufig nicht thun; – vielleicht einmal später, wenn ich älter bin.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1835-01-12-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1835-01-12-01" xml:id="title_2bd033c9-5032-4ff0-b4c8-32611af3b3b2">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ernst Friedrich Albert Baur in Belzig <lb></lb> Düsseldorf, 12. Januar 1835</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_bdcee68d-a0ce-4203-8dc9-5107ee4daff7">Was ich nicht verstehe, ist der Inhalt, – der musikalisch- oder dramatisch-oratorische, oder wie Du es nennen willst, den Du Dir dabei denkst. Was Du davon anführst, die Zeit vor Johannes, dann Johannes selbst bis</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_4defd2fb-88bf-4e88-abf0-7cc310abf725">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 4, 1070. </idno> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_printout" xml:id="sourceDesc_69477501-64e0-4189-9288-4e969f7aab05"> <bibl type="printed_letter">Mendelssohn, Briefe 1833–1847, S. 75–77 (wahrscheinlich Teildruck).</bibl> <msDesc> <msIdentifier> <country>-</country> <settlement>-</settlement> <institution key="RISM">-</institution> <repository>-</repository> <collection>-</collection> <idno type="signatur">-</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <title key="fmb-1835-01-12-01" type="letter" xml:id="title_bdb8d5f7-f01a-4864-9b2b-32d400522e1d">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ernst Friedrich Albert Baur in Belzig; Düsseldorf, 12. Januar 1835</title> <incipit>Was ich nicht verstehe, ist der Inhalt, – der musikalisch- oder dramatisch-oratorische, oder wie Du es nennen willst, den Du Dir dabei denkst. Was Du davon anführst, die Zeit vor Johannes, dann Johannes selbst bis zu Christi Erscheinung, </incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>Keine Angaben. In der Vorlage ist unter der Datumsangabe zusätzlich vermerkt: »(Über einen Vorschlag zu einer geistlichen Musik.)«. Anrede und Grußformel fehlen, was nahe legt, dass die Vorlage den autographen Brieftext nicht vollständig wiedergibt.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance><p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Mendelssohn, Briefe 1833–1847 (1899), Bd. 2, S. 49–50 (textidentisch mit Vorlage).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-01-12" xml:id="date_46c407c9-1fc6-4cec-9aca-f46b79d965bc">12. Januar 1835</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_ece3624c-4245-4782-a58b-cadc17c10609">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_60a8e148-06dc-4bcb-a37f-927a5cf991d5"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0109710" resp="receiver" xml:id="persName_d65db58f-484f-44c8-9f23-cf3f6d6eeaaa">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_385e2cdc-f46f-47f8-a118-cf2c086165b4"> <settlement key="STM0100597">Belzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_de920535-8ba5-4529-8335-f44943c9c1a3"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Düsseldorf, den <date cert="high" when="1835-01-12" xml:id="date_ff1f30aa-9b6b-4553-a561-71e2f8a7ca4b">12. Januar 1835.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Was ich nicht verstehe, ist der Inhalt, – der musikalisch- oder dramatisch-oratorische, oder wie Du es nennen willst, den Du Dir dabei denkst. Was Du davon anführst, die Zeit vor <persName xml:id="persName_f1323bc4-6589-4957-84a1-f38836f841e4">Johannes<name key="PSN0115988" style="hidden">Johannes der Täufer (altgriech. Ἰωάννης ὁ βαπτίζων)</name></persName>, dann <persName xml:id="persName_ad1e85dd-dcca-4de9-96d2-db2758f5f8ae">Johannes<name key="PSN0115988" style="hidden">Johannes der Täufer (altgriech. Ἰωάννης ὁ βαπτίζων)</name></persName> selbst bis zu <persName xml:id="persName_c2a0587d-551b-43cc-9042-3f5a4b719003">Christi<name key="PSN0117180" style="hidden">Jesus Christus (?-30)</name></persName> Erscheinung, – darin sehe ich nur das, was ich mir bei dem Worte Advent, oder <persName xml:id="persName_99d133ef-2275-48df-ac7a-956af63cea50">Christi<name key="PSN0117180" style="hidden">Jesus Christus (?-30)</name></persName> Geburt überhaupt denken muß. Nun weißt Du aber, daß die Musik einen Moment, oder Fortgang von Momenten darstellen soll, und wie Du das nun meinst, hast Du nicht geschrieben. Eine wirkliche Kirchenmusik, d. h. für den evangelischen Gottesdienst, die während der kirchlichen Feier ihren Platz fände, scheint mir unmöglich, und zwar nicht blos, weil ich durchaus nicht sehe, an <hi rend="underline">welcher</hi> Stelle des Gottesdienstes die Musik eingreifen sollte, sondern weil ich mir <hi rend="underline">überhaupt</hi> diese Stelle gar nicht denken kann. Vielleicht hast Du mir etwas zu sagen, das mich darüber klarer macht, aber bis jetzt weiß ich nicht, – auch wenn ich von der Preußischen Liturgie absehe, die alles Derartige abschneidet, und wohl nicht bleibend, oder gar weitergehend sein wird, – wie es zu machen sein sollte, daß bei uns die Musik ein integrirender Theil des Gottesdienstes, und nicht blos ein Concert werde, das mehr oder weniger zur Andacht anrege. So ist auch die <title xml:id="title_8a6c4c8b-bf22-4370-81e2-c4d43095e8b2">Bach’sche Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107862" style="hidden" type="music">Passionen</name></title> gewesen; – sie ist als ein selbstständiges Musikstück zur Erbauung in der Kirche gesungen worden; – von eigentlich kirchlicher, oder wenn Du willst gottesdienstlicher Musik kenne ich nur die alt-italienischen Sachen für die <placeName xml:id="placeName_814dc98d-ac77-4d0c-8b10-2ff6e9358c55">päpstliche Capelle<name key="NST0100258" style="hidden" subtype="" type="institution">Cappella Musicale Pontificia »Sistina«</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>, wo aber wieder die Musik nur begleitend ist, und sich der Function unterordnet und mitwirkt wie die Kerzen, der Weihrauch u. s. w. Meinst Du nun diese Art kirchlicher Musik, so fehlt mir, wie gesagt, der Anknüpfungspunkt, von dem aus ich sie mir möglich denken könnte. Für ein Oratorium aber müßte ein Hauptstoff, ein Fortschritt an bestimmten Personen gegeben sein, sonst wäre der Gegenstand zu unbestimmt; denn wenn alles nur betrachtend, mit der Hinweisung auf die Erscheinung <persName xml:id="persName_c92f96be-c1eb-4c2e-829f-1bc55f6536f1">Christi<name key="PSN0117180" style="hidden">Jesus Christus (?-30)</name></persName> sein sollte, so wäre die Aufgabe im <title xml:id="title_910ac4e1-0503-486e-82f5-64e41b05ebc0">Händel’schen Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name></title> bereits schön und größer gelöst, indem er vom <persName xml:id="persName_87be1f29-b943-42e7-a9bc-4e187ef5dda6">Jesaias<name key="PSN0117179" style="hidden">Jesaias, Jesaias</name></persName> anfängt, und, die Geburt als Mittelpunkt betrachtend, mit der Auferstehung schließt.</p> <p>Wenn Du aber sagst „unsre arme Kirche“, so muß ich Dir wunderhalber erzählen, daß ich zu meinem Erstaunen gefunden habe; daß die Katholiken, die doch nun seit mehreren Jahrhunderten Musik machen, und in ihren Hauptkirchen wo möglich alle Sonntag eine musikalische Messe singen, bis heute noch nicht eine einzige besitzen, von der man sagen könnte, daß sie nur erträglich passend, nur nicht geradezu störend und opernhaft sei. Das geht von <persName xml:id="persName_7d8a1fbd-8b03-4803-aef0-d10995aa2ed1">Pergolese<name key="PSN0113807" style="hidden">Pergolesi, Giovanni Battista (1710-1736)</name></persName> und <persName xml:id="persName_1702b73c-f50c-48ac-8907-e0a11f74f526">Durante<name key="PSN0110792" style="hidden">Durante, Francesco (1684-1755)</name></persName>, die die lächerlichsten Trillerchen in ihrem Gloria bringen, bis auf die heutigen Opern-Finales durch. Wäre ich Katholik, ich setzte mich gleich heute Abend hin und finge an, und es möchte werden wie es wolle, so würde es die einzige Messe, welche wenigstens mit fortdauernder Erinnerung an den kirchlichen Zweck geschrieben wäre. Aber ich will es vorläufig nicht thun; – vielleicht einmal später, wenn ich älter bin.</p> </div> </body> </text></TEI>