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fmb-1835-01-02-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel und Sebastian Hensel in Berlin <lb></lb>Düsseldorf, 2. Januar 1835 Prost Neujahr, da sind wir in 1835. Sey es für uns alle ein glücklich Jahr, das gebe Gott. Du schreibst mir die allerschönsten, ordentlichen Lesebriefe und ich sono strikio ich bin ein Strick und antworte Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 4, 1059.

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Leipzig D-LEsm Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum Musik- und Theatergeschichte MT/2011/326. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel und Sebastian Hensel in Berlin; Düsseldorf, 2. Januar 1835 Prost Neujahr, da sind wir in 1835. Sey es für uns alle ein glücklich Jahr, das gebe Gott. Du schreibst mir die allerschönsten, ordentlichen Lesebriefe und ich sono strikio ich bin ein Strick und antworte

2 Doppelbl.: S. 1-8 Brieftext.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Sammlung Dr. Rudolf Elvers, Berlin (bis Anfang 2011).

Friedrich Georg Zeileis, Katalog einer Musik-Sammlung, Gallspach 1992, S. 99-101.
USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. IIIc/13 (219). Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel und Sebastian Hensel in Berlin; Düsseldorf, 2. Januar 1835 Liebes Beckchen Als ich am zweiten Feiertage Deine wunderhübsche Mappe bekam, auspackte, und mich freute, da schwor ich folgendes: daß der erste Brief den ich auf dem rosa Papier schriebe, an Dich sein müßte,

4 beschr. S.; Adresse.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

2. Januar 1835 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Berlin Deutschland deutsch
An Mde. Mde. Rebecka Lejeune Dirichlet. Wohlgeboren auf dem Hofe
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Düsseldorf den 2ten Jan. 1835Liebe Fanny

Prost Neujahr, da sind wir in 1835. Sey es für uns alle ein glücklich Jahr, das gebe Gott. Du schreibst mir die allerschönsten, ordentlichen Lesebriefe und ich sono strikio ich bin ein Strick und antworte erst heut, wo der vom 27ten angekommen ist. Das mußt Du mir aber nachsehen, mir, einem Geschäftsmanne der componirt, schreib mir nur recht viel und oft, und so liebe Briefe wie die beiden letzten, die ich jetzt beantworten will. Vor allen Dingen hab Dank für Deine Stelle über Lord ByronByron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824), und für die Art im Brief so nach und nach gleichsam conversiv, vom 30sten Nov. bis 25sten Dec. mit mir zu plaudern. Das ist mir lieb, daß Du den Herrn LordByron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824) im Original lies’t, es wird Dir immer mehr und mehr Freude machen, denn ein Genie hat der TeufelskerlByron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824), wie die liebe Sonne. Freilich ist erByron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824) sehr verdammt vornehm und auch künstlerisch liederlich, aber erByron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824) ist doch eben ein Künstler von Gottes Gnaden. Lies doch den prisoner of Chillon<name key="PSN0110239" style="hidden" type="author">Byron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824)</name><name key="CRT0108329" style="hidden" type="literature">The Prisoner of Chillon</name>, es ist eins seiner leichtesten und schönsten – auch Mazeppa<name key="PSN0110239" style="hidden" type="author">Byron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824)</name><name key="CRT0108328" style="hidden" type="literature">Mazeppa</name>. Da wir übrigens bei Gelegenheit vom Umschwung in ein ordentliches Hin und Her Correspondiren gerathen sind, welches mir ungemein wohlbehagt hat, so fahre ich ein bischen fort mit der Mode, und vertheidige mein oder vielmehr Lord Byrons Ende des schönen Gedichts sun of the sleepless<name key="PSN0110239" style="hidden" type="author">Byron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824)</name><name key="CRT0108326" style="hidden" type="literature">Sun of the sleepless</name>. Es ist nämlich sonderbar, daß mir es im Anfang, als ich es hier englisch aufschlug, fast matt gegen Theremins Ende<name key="PSN0115302" style="hidden" type="author">Theremin, Ludwig Friedrich Franz (1780-1846)</name><name key="CRT0111053" style="hidden" type="literature">Hebräische Gesänge. Aus dem Englischen des Lord Byron (dt. Übersetzung)</name> „ach wie fern“ erscheinen wollte, ganz wie Du sagst; nach und nach aber bin ich ganz rumgekommen, und denke nun gerade umgekehrt. Jetzt scheint mir ByronsByron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824) Schluß der rechte, echte Byronsche, und ThereminsTheremin, Ludwig Friedrich Franz (1780-1846) viel zu sentimentalisch, lange nicht so individuell, denn das ach wie kalt, oder hu wie kalt – das Frieren am Ende, ist gerade der rechte ByronByron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824), und mich würde es wundern, wenn Du nicht dieser Meinung würdest, sobald Du mehr von ihm kennst, oder das Gedicht, wie von neuem lesen kannst. Es ist weniger gewöhnlich dichterisch, aber viel schlagender. Als ich nun las, daß Du Loewes Composition<name key="PSN0112914" style="hidden" type="author">Loewe, Johann Carl Gottfried (1796–1869)</name><name key="CRT0109792" style="hidden" type="music">Die Sonne der Schlaflosen op. 13/6</name> so gern magst machte ich mich gleich ans Clavier und habe es<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_jpuctw8l-uro0-jcfu-ndcw-qmtptuktnrrz"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100284" style="hidden">Romanze [Nr. 2] (Erinnerung) »Sun of the Sleepless« / »Schlafloser Augen Leuchte«, 31. Dezember 1834<idno type="MWV">K 85</idno><idno type="op"></idno></name>, eh ich noch den Brief ordentlich gelesen hatte, auch componirt was mir bis jetzt viel besser gefällt. Aber ich hüte mich es gleich zu schicken, sonst fall ich am Ende weg, und Du weißt drei Tage alt gefallen mir alle meine Lieder sehr, drum warte ich lieber noch. Ich denke doch, ich schicke es später, es geht aber aus emol und soll den melancholy star vorstellen, und ist sehr einfach. Ist das nicht schändlich, daß gerade die beiden Stellen die Du in meiner fmol Fuge<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_z3yofzii-a4uq-e7me-lm2r-hmprlgitcj0b"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100453" style="hidden">Fuge f-Moll, 3. Dezember 1834<idno type="MWV">U 106</idno><idno type="op">35/5b</idno></name> als Nähte anführst, die beiden einzigen sind, die ich während des Abschreibens noch ändern mußte, eben weil es in der ersten Aufschrift noch tollere Nähte waren? – und daß ich gewiß die Stellen noch 6mal ändere; und mich quäle, und sie herausgebe, und nach einem Jahre doch wieder selbst finde, daß es Nähte sind? – O weh mir armen Corydon. Aber eine feine Nase hast Du, dies ist wahr, auch grade die beiden einzigen Stellen so säuberlich herauszufinden, habe ich mich doch selbst beim Einpacken noch dran geärgert. Na, nun mach mal einen Vorschlag wie es besser werden soll, als wohnte ich der Artillerieinspection gegenüber, oder gar drin. Vom piano geht die Naht schon an und dauert richtig bis zum unisono vor der Fermate. Hilf, Cantor. Aber gegen Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.im zweiten Liede<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_jkx00qg8-a6dp-vjgi-h8zj-8nmcd1spbxrm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100426" style="hidden">Lied ohne Worte b-Moll, 26. Juni 1830<idno type="MWV">U 77</idno><idno type="op">30/2</idno></name> erhebe ich meine Stimme und sage fis. Ich habe mirs 3mal vorgespielt mit g, und 3mal den Kopf dazu geschüttelt. Schlimm ist die Geschichte mit der bewegten Milch; das letzte Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_0wd91uzy-6ska-kiad-jh1o-bhfth8uvx0rn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100451" style="hidden">Lied ohne Worte E-Dur, [November 1834]<idno type="MWV">U 104</idno><idno type="op">30/3</idno></name> hat mir beim Componiren bei weitem am meisten am Herzen gelegen, und noch heutigen Tags gefällt mirs 27 mal mehr als alle andern, und keiner dem ich sie hier vorspiele glaubt mir das, und ich glaube auch Dir gehts so. Heut früh habe ich wieder eins<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_engstdme-0rml-ekrb-2tac-bdnelxw5v6bs"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100454" style="hidden">Lied ohne Worte E-Dur, 2. Januar 1835<idno type="MWV">U 107</idno><idno type="op">38/3</idno></name> in aller Seelenruh componirt, von dem weiß ich schon voraus, daß es den Andern viel besser gefällt als mein liebes Ding aus edur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4bgijhpq-kbf6-nvd8-1oq8-5eza3elzcpwt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100451" style="hidden">Lied ohne Worte E-Dur, [November 1834]<idno type="MWV">U 104</idno><idno type="op">30/3</idno></name>. Künftig halte ich mir einen Leibrezensenten, der mir gleich sagt, was dran ist; aber das ist eben dumm, daß wir nicht zusammenwohnen, denn Du warst mein FinckFink, Christian Gottfried Wilhelm (1783-1846), und ich war Dein RellstabRellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860), und noch dazu verstanden wir was davon. – Sage mal, findest Du nicht, daß ich wieder eine Oper componiren muß? Aber potz Welt, wo kriegt man den Text her? Ich habe in einer wunderschönen Correspondenz gestanden mit RochlitzRochlitz, Johann Friedrich (1769-1842), wovon ich Dir erzählen muß, die Geschichte ist lustig genug. In Leipzig war ich bei ihmRochlitz, Johann Friedrich (1769-1842), und er bot mir ein Oratorium an, welches er eben beendigt habe, und das sein bestes Werk sei. Ich machte meinen Diener und bat erRochlitz, Johann Friedrich (1769-1842) möge es schicken. Inzwischen komme ich durch Cassel wo mir SpohrSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) ein neues, fast fertiges Oratorium<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name><name key="CRT0110906" style="hidden" type="music">Des Heilands letzte Stunden WoO 62</name> zeigt, „das Ende des Gerechten“, welches<name key="PSN0114538" style="hidden" type="author">Schicht, Johann Gottfried (1753-1823)</name><name key="CRT0110648" style="hidden" type="music">Das Ende des Gerechten</name> SchichtSchicht, Johann Gottfried (1753-1823) vor 30 Jahren componirt hatte und das er nun neu componirt (à propos SpohrSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859), nachher sprech ich wieder über den Umschwung) und als nun hier einige Wochen drauf Rochlitzens Manuscript<name key="PSN0114247" style="hidden" type="author">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name><name key="CRT0110535" style="hidden" type="literature">Das Ende des Gerechten (Des Heilands letzte Stunden) (Libretto)</name> für mich anlangt, mit einem Briefe worin erRochlitz, Johann Friedrich (1769-1842) schon verlangt ich solle die fertige Partitur in verschiednen Abschriften an „alle Große dieser Erde, namentlich den Kaiser von RußlandRussland, Nikolaus I. Pawlowitsch (Nikolaj Pavlovič) von (1796-1855), den kunstliebenden König von BayernBayern, Ludwig I. Karl August von (1786-1868), meinen KronprinzenPreußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861), und den gebildeten Prinzen JohannSachsen, Johann Nepomuk Maria Joseph von (1801-1873) nebst der Herzoginn von WeymarSachsen-Weimar-Eisenach, Maria Pawlowna (Marija Pavlovna) von (1786-1859) u. a.“ (dies sind die eignen Worte) zu schicken nebst einem fertigen Clavierauszug – so kriege ich einen Mordschreck, denn mein neues Oratorium ist Wort für Wort dasselbe wie Spohrs altes<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name><name key="CRT0110906" style="hidden" type="music">Des Heilands letzte Stunden WoO 62</name>, soviel ich mich erinnern konnte. Das schreibe ich RochlitzRochlitz, Johann Friedrich (1769-1842) auf der Stelle, und nun kriegt der gute alte HerrRochlitz, Johann Friedrich (1769-1842) wieder einen Mordschreck, denn erRochlitz, Johann Friedrich (1769-1842) hatte sein früheres Gedicht<name key="PSN0114247" style="hidden" type="author">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name><name key="CRT0110535" style="hidden" type="literature">Das Ende des Gerechten (Des Heilands letzte Stunden) (Libretto)</name> in aller Ruhe bearbeitet, manches darin geändert und gebessert, und dachte nicht im Geringsten daran, daß einer sich grade an das Ende des Gerechten<name key="PSN0114247" style="hidden" type="author">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name><name key="CRT0110535" style="hidden" type="literature">Das Ende des Gerechten (Des Heilands letzte Stunden) (Libretto)</name> jetzt wieder machen würde, und noch dazu mußte ichs gar auf der Durchreise spielen und singen und auswendig behalten. Er antwortet, wir müßtens beide componiren, wir würdens ganz verschieden auffassen, es sey durch und durch verändert und nur in Zufälligkeiten dasselbe geblieben, und gab mir zu bedenken, daß wir wären, wie HändelHändel, Georg Friedrich (1685-1759) und BachBach, Johann Sebastian (1685-1750), die zu gleicher Zeit den Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name> und die Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name> componirt hätten. Dieses letzte Argument hat mich eigentlich ein bischen geärgert, ich schrieb gleich zurück, daß ich aus hundert Gründen nicht denselben Text componiren würde, den SpohrSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) bearbeitete, um so mehr da er mir ihn vorher mitgetheilt, und um sicher zu gehen, bat ich mir von SpohrSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) eine Abschrift seines Textes<name key="PSN0114247" style="hidden" type="author">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name><name key="CRT0110535" style="hidden" type="literature">Das Ende des Gerechten (Des Heilands letzte Stunden) (Libretto)</name> aus. RochlitzRochlitz, Johann Friedrich (1769-1842) sehe das ein, antwortete freundlich und versprach wenn er jemals noch einen Text machte, solle ihn kein Musiker auf der Erde, als ich haben, und verlangte ich solle die ganze Correspondenz an SpohrSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) schicken. DerSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) würde sich aber nicht sonderlich dran erbaut haben, daß ich seinen Text durchaus componiren sollte, und so ließ ichs lieber: Heute früh ist endlich der Schlußstein zur langen Geschichte, nämlich SpohrsSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) Brief mit der Abschrift eingelaufen, sein Text ist richtig mit wenigen Abänderungen ganz derselbe. SpohrSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) schreibt aber sehr hübsch und freundlich, und fordert mich zu weitrer Correspondenz über Musik auf „weil die Musik das einzige sei, was ihn in dieser so schweren Zeit (er hat wie ihr wißt seine FrauSpohr, Dorothea (Dorothee) Henriette (Dorette) (1787-1834) verloren) beschäftigen und etwas absorbiren könne und mit diesem Lied und Wendung sind wir wieder beim Umschwunge. Du hast SpohrSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) gerade zum Beispiel gewählt, und wie uns seine Süßlichkeit zuwider sei. Gerade von ihm aber hörte ich im vorigen Jahre einige frühere Sachen, unter andern die Gesangscene<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name><name key="CRT0110957" style="hidden" type="music">8. Violinkonzert [Nr. 12] a-Moll, op. 47 (in modo di scena cantante)</name>, wo ich trotz aller der Stellen, die wir nicht mögen, und die auch wirklich langweilig sind, eine gewisse Frische und wahre Empfindung traf, die mir sehr gefielen, und die mir den großen Eindruck, den erSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) auf die Leute gemacht hat, erklärten. Zudem ist erSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) nun ein Mann, der es immer auch bis heut nobel und ernsthaft mit der Kunst gemeint hat, obwohl es ihm selten gelungen sein mag, und den man deshalb doch achten sollte, wenn nicht für das was er noch machen wird, doch für das Geleistete. Das sei nun das Höchste oder nicht, so ist es doch eben eine Stufe, und das ist zu respectiren und darin (aber unter uns) verdirbt es MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866) so entsetzlich, nicht blos mit den Andern, auch mit sich selbst, daß er dergleichen Berufstreue, auch ohne das höchste Talent gar nicht anzuerkennen weiß, und geringschätzig drüber denkt, und dabei es versäumt selbst was recht Fleißiges und Tüchtiges zu schaffen. Freilich hat VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) am meisten Recht, wenn er auch das noch mehr liebt, als das Hängen am Alten, eben weil er alt ist, und für einen Spohrianer wirst Du mich nicht halten, aber mich langweilt jenes ewige Geringschätzen und Urtheilen, das nur unfruchtbar ist. Drum werde ich mich doch hüten, wieder alles Geleistete zu loben, aber alles mit Ernst Geleistete – Robert le diable<name key="PSN0113318" style="hidden" type="author">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name><name key="CRT0109979" style="hidden" type="music">Robert le diable</name>, und der tragische RossiniRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) u. s. w. sind eben blos Speculationen, die soll der Teufel holen. – Die Sache mit dem Bilde<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109167" style="hidden" type="art">Christus vor Pilatus (Ölgemälde 1834)</name> ist gut so; schreibe mir nur jeden kleinen Schneckenschritt, den die Sache vorwärts macht, und wie sie runterhandeln and be d – d to thetu. Denn wenn Du Lord Byrons Leben<name key="PSN0113414" style="hidden" type="author">Moore, Thomas (1779-1852)</name><name key="CRT0110009" style="hidden" type="literature">Letters and Journals of Lord Byron</name> (ich hoffe doch von MooreMoore, Thomas (1779-1852) d. h. seine Briefe) liesest, wirst Du den tausend- und einfältigen Sinn dieser Zauberformel kennen. Jetzt lese ich eben Deinen Brief noch einmal durch, und finde daß Du am Ende vom Umschwung mich frägst ob ich LafontLafont, Charles Philippe (1781-1839) und KalkbrennerKalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849) auch lobe in ihren Thaten, und in ihrer kleinen Herrlichkeit (Psalm ultim.) Schwere Jacht! Mehr sag ich nicht. Schreibs in Dein Streitbuch, daß Du mir zugemuthet hast, KalkbrennerKalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849) zu loben; wofür siehst Du mich an? Soll ich nicht bleiben was mein ist; und geht Seb. BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) mit Kalkbr.Kalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849) zusammen zu lieben? Du Cantor!

Mon cher Sebastien Gestern kam ich mit meinem Pferde vor einem großen schwarzen Hunde vorbei, der bellte das Pferd an, und da kriegte das Pferd solch einen Schreck, daß es davonlief, und ich saß drauf und konnte es nicht halten, so: Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe. und da lachten mich die Leute aus. Sey hübsch artig, dann bringe ich Dir was mit, wenn ich wieder komme. Ich habe viel Pfefferkuchen bekommen und von MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) einen Schlafrock, und eine Mappe von BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858). Der Pfefferkuchen schmeckt gut, aber die Pomeranzenschale drin spuck ich immer aus, die schmeckt nicht gut. Mein Pferd ißt gerne Zucker thut das Dein Pferd auch? Hier giebt es gar keine Waldteufel, das finde ich nicht hübsch, und auch gar keinen Weihnachtsmarkt und keine Hampelmänner. Eben fährt ein Postillion vorbei, der fährt die Post von Berlin und tutet sehr schön; es regnet aber draußen, alle Leute gehn mit Schirmen. Zank Dich nicht mit den andern Jungen, und geh Abends recht artig zu Bett.

Dein OnkelFelix MB
            Düsseldorf den 2ten Jan. 1835Liebe Fanny
Prost Neujahr, da sind wir in 1835. Sey es für uns alle ein glücklich Jahr, das gebe Gott. Du schreibst mir die allerschönsten, ordentlichen Lesebriefe und ich sono strikio ich bin ein Strick und antworte erst heut, wo der vom 27ten angekommen ist. Das mußt Du mir aber nachsehen, mir, einem Geschäftsmanne der componirt, schreib mir nur recht viel und oft, und so liebe Briefe wie die beiden letzten, die ich jetzt beantworten will. Vor allen Dingen hab Dank für Deine Stelle über Lord Byron, und für die Art im Brief so nach und nach gleichsam conversiv, vom 30sten Nov. bis 25sten Dec. mit mir zu plaudern. Das ist mir lieb, daß Du den Herrn Lord im Original lies’t, es wird Dir immer mehr und mehr Freude machen, denn ein Genie hat der Teufelskerl, wie die liebe Sonne. Freilich ist er sehr verdammt vornehm und auch künstlerisch liederlich, aber er ist doch eben ein Künstler von Gottes Gnaden. Lies doch den prisoner of Chillon, es ist eins seiner leichtesten und schönsten – auch Mazeppa. Da wir übrigens bei Gelegenheit vom Umschwung in ein ordentliches Hin und Her Correspondiren gerathen sind, welches mir ungemein wohlbehagt hat, so fahre ich ein bischen fort mit der Mode, und vertheidige mein oder vielmehr Lord Byrons Ende des schönen Gedichts sun of the sleepless. Es ist nämlich sonderbar, daß mir es im Anfang, als ich es hier englisch aufschlug, fast matt gegen Theremins Ende „ach wie fern“ erscheinen wollte, ganz wie Du sagst; nach und nach aber bin ich ganz rumgekommen, und denke nun gerade umgekehrt. Jetzt scheint mir Byrons Schluß der rechte, echte Byronsche, und Theremins viel zu sentimentalisch, lange nicht so individuell, denn das ach wie kalt, oder hu wie kalt – das Frieren am Ende, ist gerade der rechte Byron, und mich würde es wundern, wenn Du nicht dieser Meinung würdest, sobald Du mehr von ihm kennst, oder das Gedicht, wie von neuem lesen kannst. Es ist weniger gewöhnlich dichterisch, aber viel schlagender. Als ich nun las, daß Du Loewes Composition so gern magst machte ich mich gleich ans Clavier und habe es, eh ich noch den Brief ordentlich gelesen hatte, auch componirt was mir bis jetzt viel besser gefällt. Aber ich hüte mich es gleich zu schicken, sonst fall ich am Ende weg, und Du weißt drei Tage alt gefallen mir alle meine Lieder sehr, drum warte ich lieber noch. Ich denke doch, ich schicke es später, es geht aber aus emol und soll den melancholy star vorstellen, und ist sehr einfach. Ist das nicht schändlich, daß gerade die beiden Stellen die Du in meiner fmol Fuge als Nähte anführst, die beiden einzigen sind, die ich während des Abschreibens noch ändern mußte, eben weil es in der ersten Aufschrift noch tollere Nähte waren? – und daß ich gewiß die Stellen noch 6mal ändere; und mich quäle, und sie herausgebe, und nach einem Jahre doch wieder selbst finde, daß es Nähte sind? – O weh mir armen Corydon. Aber eine feine Nase hast Du, dies ist wahr, auch grade die beiden einzigen Stellen so säuberlich herauszufinden, habe ich mich doch selbst beim Einpacken noch dran geärgert. Na, nun mach mal einen Vorschlag wie es besser werden soll, als wohnte ich der Artillerieinspection gegenüber, oder gar drin. Vom piano geht die Naht schon an und dauert richtig bis zum unisono vor der Fermate. Hilf, Cantor. Aber gegen im zweiten Liede erhebe ich meine Stimme und sage fis. Ich habe mirs 3mal vorgespielt mit g, und 3mal den Kopf dazu geschüttelt. Schlimm ist die Geschichte mit der bewegten Milch; das letzte Lied hat mir beim Componiren bei weitem am meisten am Herzen gelegen, und noch heutigen Tags gefällt mirs 27 mal mehr als alle andern, und keiner dem ich sie hier vorspiele glaubt mir das, und ich glaube auch Dir gehts so. Heut früh habe ich wieder eins in aller Seelenruh componirt, von dem weiß ich schon voraus, daß es den Andern viel besser gefällt als mein liebes Ding aus edur . Künftig halte ich mir einen Leibrezensenten, der mir gleich sagt, was dran ist; aber das ist eben dumm, daß wir nicht zusammenwohnen, denn Du warst mein Finck, und ich war Dein Rellstab, und noch dazu verstanden wir was davon. – Sage mal, findest Du nicht, daß ich wieder eine Oper componiren muß? Aber potz Welt, wo kriegt man den Text her? Ich habe in einer wunderschönen Correspondenz gestanden mit Rochlitz, wovon ich Dir erzählen muß, die Geschichte ist lustig genug. In Leipzig war ich bei ihm, und er bot mir ein Oratorium an, welches er eben beendigt habe, und das sein bestes Werk sei. Ich machte meinen Diener und bat er möge es schicken. Inzwischen komme ich durch Cassel wo mir Spohr ein neues, fast fertiges Oratorium zeigt, „das Ende des Gerechten“, welches Schicht vor 30 Jahren componirt hatte und das er nun neu componirt (à propos Spohr, nachher sprech ich wieder über den Umschwung) und als nun hier einige Wochen drauf Rochlitzens Manuscript für mich anlangt, mit einem Briefe worin er schon verlangt ich solle die fertige Partitur in verschiednen Abschriften an „alle Große dieser Erde, namentlich den Kaiser von Rußland, den kunstliebenden König von Bayern, meinen Kronprinzen, und den gebildeten Prinzen Johann nebst der Herzoginn von Weymar u. a. “ (dies sind die eignen Worte) zu schicken nebst einem fertigen Clavierauszug – so kriege ich einen Mordschreck, denn mein neues Oratorium ist Wort für Wort dasselbe wie Spohrs altes, soviel ich mich erinnern konnte. Das schreibe ich Rochlitz auf der Stelle, und nun kriegt der gute alte Herr wieder einen Mordschreck, denn er hatte sein früheres Gedicht in aller Ruhe bearbeitet, manches darin geändert und gebessert, und dachte nicht im Geringsten daran, daß einer sich grade an das Ende des Gerechten jetzt wieder machen würde, und noch dazu mußte ichs gar auf der Durchreise spielen und singen und auswendig behalten. Er antwortet, wir müßtens beide componiren, wir würdens ganz verschieden auffassen, es sey durch und durch verändert und nur in Zufälligkeiten dasselbe geblieben, und gab mir zu bedenken, daß wir wären, wie Händel und Bach, die zu gleicher Zeit den Messias und die Passion componirt hätten. Dieses letzte Argument hat mich eigentlich ein bischen geärgert, ich schrieb gleich zurück, daß ich aus hundert Gründen nicht denselben Text componiren würde, den Spohr bearbeitete, um so mehr da er mir ihn vorher mitgetheilt, und um sicher zu gehen, bat ich mir von Spohr eine Abschrift seines Textes aus. Rochlitz sehe das ein, antwortete freundlich und versprach wenn er jemals noch einen Text machte, solle ihn kein Musiker auf der Erde, als ich haben, und verlangte ich solle die ganze Correspondenz an Spohr schicken. Der würde sich aber nicht sonderlich dran erbaut haben, daß ich seinen Text durchaus componiren sollte, und so ließ ichs lieber: Heute früh ist endlich der Schlußstein zur langen Geschichte, nämlich Spohrs Brief mit der Abschrift eingelaufen, sein Text ist richtig mit wenigen Abänderungen ganz derselbe. Spohr schreibt aber sehr hübsch und freundlich, und fordert mich zu weitrer Correspondenz über Musik auf „weil die Musik das einzige sei, was ihn in dieser so schweren Zeit (er hat wie ihr wißt seine Frau verloren) beschäftigen und etwas absorbiren könne und mit diesem Lied und Wendung sind wir wieder beim Umschwunge. Du hast Spohr gerade zum Beispiel gewählt, und wie uns seine Süßlichkeit zuwider sei. Gerade von ihm aber hörte ich im vorigen Jahre einige frühere Sachen, unter andern die Gesangscene, wo ich trotz aller der Stellen, die wir nicht mögen, und die auch wirklich langweilig sind, eine gewisse Frische und wahre Empfindung traf, die mir sehr gefielen, und die mir den großen Eindruck, den er auf die Leute gemacht hat, erklärten. Zudem ist er nun ein Mann, der es immer auch bis heut nobel und ernsthaft mit der Kunst gemeint hat, obwohl es ihm selten gelungen sein mag, und den man deshalb doch achten sollte, wenn nicht für das was er noch machen wird, doch für das Geleistete. Das sei nun das Höchste oder nicht, so ist es doch eben eine Stufe, und das ist zu respectiren und darin (aber unter uns) verdirbt es Marx so entsetzlich, nicht blos mit den Andern, auch mit sich selbst, daß er dergleichen Berufstreue, auch ohne das höchste Talent gar nicht anzuerkennen weiß, und geringschätzig drüber denkt, und dabei es versäumt selbst was recht Fleißiges und Tüchtiges zu schaffen. Freilich hat Vater am meisten Recht, wenn er auch das noch mehr liebt, als das Hängen am Alten, eben weil er alt ist, und für einen Spohrianer wirst Du mich nicht halten, aber mich langweilt jenes ewige Geringschätzen und Urtheilen, das nur unfruchtbar ist. Drum werde ich mich doch hüten, wieder alles Geleistete zu loben, aber alles mit Ernst Geleistete – Robert le diable, und der tragische Rossini u. s. w. sind eben blos Speculationen, die soll der Teufel holen. – Die Sache mit dem Bilde ist gut so; schreibe mir nur jeden kleinen Schneckenschritt, den die Sache vorwärts macht, und wie sie runterhandeln and be d – d to thetu. Denn wenn Du Lord Byrons Leben (ich hoffe doch von Moore d. h. seine Briefe) liesest, wirst Du den tausend- und einfältigen Sinn dieser Zauberformel kennen. Jetzt lese ich eben Deinen Brief noch einmal durch, und finde daß Du am Ende vom Umschwung mich frägst ob ich Lafont und Kalkbrenner auch lobe in ihren Thaten, und in ihrer kleinen Herrlichkeit (Psalm ultim. ) Schwere Jacht! Mehr sag ich nicht. Schreibs in Dein Streitbuch, daß Du mir zugemuthet hast, Kalkbrenner zu loben; wofür siehst Du mich an? Soll ich nicht bleiben was mein ist; und geht Seb. Bach mit Kalkbr. zusammen zu lieben? Du Cantor!
Mon cher Sebastien Gestern kam ich mit meinem Pferde vor einem großen schwarzen Hunde vorbei, der bellte das Pferd an, und da kriegte das Pferd solch einen Schreck, daß es davonlief, und ich saß drauf und konnte es nicht halten, so: und da lachten mich die Leute aus. Sey hübsch artig, dann bringe ich Dir was mit, wenn ich wieder komme. Ich habe viel Pfefferkuchen bekommen und von Mutter einen Schlafrock, und eine Mappe von Beckchen. Der Pfefferkuchen schmeckt gut, aber die Pomeranzenschale drin spuck ich immer aus, die schmeckt nicht gut. Mein Pferd ißt gerne Zucker thut das Dein Pferd auch? Hier giebt es gar keine Waldteufel, das finde ich nicht hübsch, und auch gar keinen Weihnachtsmarkt und keine Hampelmänner. Eben fährt ein Postillion vorbei, der fährt die Post von Berlin und tutet sehr schön; es regnet aber draußen, alle Leute gehn mit Schirmen. Zank Dich nicht mit den andern Jungen, und geh Abends recht artig zu Bett.
Dein Onkel
Felix MB          
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1835-01-02" xml:id="date_55ae2a52-c861-4211-805b-5d1a81078278">2. 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Als ich nun las, daß Du <title xml:id="title_977caf67-79e8-4aa5-a852-03e5a93d3231">Loewes Composition<name key="PSN0112914" style="hidden" type="author">Loewe, Johann Carl Gottfried (1796–1869)</name><name key="CRT0109792" style="hidden" type="music">Die Sonne der Schlaflosen op. 13/6</name></title> so gern magst machte ich mich gleich ans Clavier und habe <title xml:id="title_7d2d1efc-16d1-4dd6-b849-da29cf0e0b36">es<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_jpuctw8l-uro0-jcfu-ndcw-qmtptuktnrrz"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100284" style="hidden">Romanze [Nr. 2] (Erinnerung) »Sun of the Sleepless« / »Schlafloser Augen Leuchte«, 31. Dezember 1834<idno type="MWV">K 85</idno><idno type="op"></idno></name></title>, eh ich noch den Brief ordentlich gelesen hatte, auch componirt was mir bis jetzt viel besser gefällt. Aber ich hüte mich es gleich zu schicken, sonst fall ich am Ende weg, und Du weißt drei Tage alt gefallen mir alle meine Lieder sehr, drum warte ich lieber noch. Ich denke doch, ich schicke es später, es geht aber aus emol und soll den melancholy star vorstellen, und ist sehr einfach. Ist das nicht schändlich, daß gerade die beiden Stellen die Du in <title xml:id="title_59fd709a-8d62-497a-bbb7-0361bcd44178">meiner fmol Fuge<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_z3yofzii-a4uq-e7me-lm2r-hmprlgitcj0b"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100453" style="hidden">Fuge f-Moll, 3. Dezember 1834<idno type="MWV">U 106</idno><idno type="op">35/5b</idno></name></title> als Nähte anführst, die beiden einzigen sind, die ich während des Abschreibens noch ändern mußte, eben weil es in der ersten Aufschrift noch tollere Nähte waren? – und daß ich gewiß die Stellen noch 6mal ändere; und mich quäle, und sie herausgebe, und nach einem Jahre doch wieder selbst finde, daß es Nähte sind? – O weh mir armen Corydon. Aber eine feine Nase hast Du, dies ist wahr, auch grade die beiden einzigen Stellen so säuberlich herauszufinden, habe ich mich doch selbst beim Einpacken noch dran geärgert. Na, nun mach mal einen Vorschlag wie es besser werden soll, als wohnte ich der Artillerieinspection gegenüber, oder gar drin. Vom piano geht die Naht schon an und dauert richtig bis zum unisono vor der Fermate. Hilf, Cantor. Aber gegen <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_ee67f73d-41b8-15ced-561a9-ba2e99845c58" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note>im <title xml:id="title_571014b5-3b7c-4d5d-b1ac-97657c150cdb">zweiten Liede<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_jkx00qg8-a6dp-vjgi-h8zj-8nmcd1spbxrm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100426" style="hidden">Lied ohne Worte b-Moll, 26. Juni 1830<idno type="MWV">U 77</idno><idno type="op">30/2</idno></name></title> erhebe ich meine Stimme und sage fis. Ich habe mirs 3mal vorgespielt mit g, und 3mal den Kopf dazu geschüttelt. Schlimm ist die Geschichte mit der bewegten Milch; <title xml:id="title_e8984ab2-6c27-4a62-8d37-a5065253ecda">das letzte Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_0wd91uzy-6ska-kiad-jh1o-bhfth8uvx0rn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100451" style="hidden">Lied ohne Worte E-Dur, [November 1834]<idno type="MWV">U 104</idno><idno type="op">30/3</idno></name></title> hat mir beim Componiren bei weitem am meisten am Herzen gelegen, und noch heutigen Tags gefällt mirs 27 mal mehr als alle andern, und keiner dem ich sie hier vorspiele glaubt mir das, und ich glaube auch Dir gehts so. Heut früh habe ich wieder <title xml:id="title_36106b0c-e3f6-466f-af00-027071254cef">eins<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_engstdme-0rml-ekrb-2tac-bdnelxw5v6bs"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100454" style="hidden">Lied ohne Worte E-Dur, 2. Januar 1835<idno type="MWV">U 107</idno><idno type="op">38/3</idno></name></title> in aller Seelenruh componirt, von dem weiß ich schon voraus, daß es den Andern viel besser gefällt als <title xml:id="title_161cca7b-3087-46df-b63f-5e4d9d9f79de">mein liebes Ding aus edur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4bgijhpq-kbf6-nvd8-1oq8-5eza3elzcpwt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100451" style="hidden">Lied ohne Worte E-Dur, [November 1834]<idno type="MWV">U 104</idno><idno type="op">30/3</idno></name></title>. Künftig halte ich mir einen Leibrezensenten, der mir gleich sagt, was dran ist; aber das ist eben dumm, daß wir nicht zusammenwohnen, denn Du warst mein <persName xml:id="persName_38f5c0c7-e317-4c18-b47f-d6a84c067c69">Finck<name key="PSN0111050" style="hidden">Fink, Christian Gottfried Wilhelm (1783-1846)</name></persName>, und ich war Dein <persName xml:id="persName_1102cb92-1970-4339-bc21-c7c3a7b9e18b">Rellstab<name key="PSN0114136" style="hidden">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName>, und noch dazu verstanden wir was davon. – Sage mal, findest Du nicht, daß ich wieder eine Oper componiren <hi rend="underline">muß</hi>? Aber potz Welt, wo kriegt man den Text her? Ich habe in einer wunderschönen Correspondenz gestanden mit <persName xml:id="persName_cc9823ad-edbe-44de-bafe-cb0d8569dcc3">Rochlitz<name key="PSN0114247" style="hidden">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name></persName>, wovon ich Dir erzählen muß, die Geschichte ist lustig genug. In Leipzig war ich bei <persName xml:id="persName_ae08c5dd-e75c-4b43-a9fc-d4e0a3e342ba">ihm<name key="PSN0114247" style="hidden">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name></persName>, und er bot mir ein Oratorium an, welches er eben beendigt habe, und das sein bestes Werk sei. Ich machte meinen Diener und bat <persName xml:id="persName_c2da4417-01f3-4147-96ba-9911d60d5917">er<name key="PSN0114247" style="hidden">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name></persName> möge es schicken. Inzwischen komme ich durch Cassel wo mir <persName xml:id="persName_bd53e831-9452-4c71-8a74-ab56296db186">Spohr<name key="PSN0115032" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName> ein neues, <title xml:id="title_e0086d0c-221c-43bc-b551-f4a9e4d70358">fast fertiges Oratorium<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name><name key="CRT0110906" style="hidden" type="music">Des Heilands letzte Stunden WoO 62</name></title> zeigt, <title xml:id="title_8ca50f4a-496d-474f-aa36-8b8b2819552e">„das Ende des Gerechten“, welches<name key="PSN0114538" style="hidden" type="author">Schicht, Johann Gottfried (1753-1823)</name><name key="CRT0110648" style="hidden" type="music">Das Ende des Gerechten</name></title> <persName xml:id="persName_d653c366-95f9-4276-87ad-3449167485a0">Schicht<name key="PSN0114538" style="hidden">Schicht, Johann Gottfried (1753-1823)</name></persName> vor 30 Jahren componirt hatte und das er nun neu componirt (à propos <persName xml:id="persName_74cfe067-13f0-4f92-8ef4-037863e7fe46">Spohr<name key="PSN0115032" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName>, nachher sprech ich wieder über den Umschwung) und als nun hier einige Wochen drauf <title xml:id="title_eda9a83d-40b1-4d8d-a983-8b5eb7f5c22f">Rochlitzens Manuscript<name key="PSN0114247" style="hidden" type="author">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name><name key="CRT0110535" style="hidden" type="literature">Das Ende des Gerechten (Des Heilands letzte Stunden) (Libretto)</name></title> für mich anlangt, mit einem Briefe worin <persName xml:id="persName_3b324b50-827c-47ed-a10f-184994ba860b">er<name key="PSN0114247" style="hidden">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name></persName> schon verlangt ich solle die fertige Partitur in verschiednen Abschriften an „alle Große dieser Erde, namentlich den Kaiser von <persName xml:id="persName_15065225-ada6-49f5-8a43-d803989927fe">Rußland<name key="PSN0114371" style="hidden">Russland, Nikolaus I. Pawlowitsch (Nikolaj Pavlovič) von (1796-1855)</name></persName>, den kunstliebenden König von <persName xml:id="persName_7b506676-e047-402c-b3c2-84b92aa083c4">Bayern<name key="PSN0109721" style="hidden">Bayern, Ludwig I. Karl August von (1786-1868)</name></persName>, <persName xml:id="persName_f03d46f8-2d26-41f0-b7d3-7fd0510ee62f">meinen Kronprinzen<name key="PSN0113990" style="hidden">Preußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)</name></persName>, und den gebildeten <persName xml:id="persName_dc89eb19-23fe-4860-8252-06bc8d1c4d91">Prinzen Johann<name key="PSN0114405" style="hidden">Sachsen, Johann Nepomuk Maria Joseph von (1801-1873)</name></persName> nebst der <persName xml:id="persName_c729958e-00b9-484a-81a7-42937d8e7651">Herzoginn von Weymar<name key="PSN0114417" style="hidden">Sachsen-Weimar-Eisenach, Maria Pawlowna (Marija Pavlovna) von (1786-1859)</name></persName> u. a.“ (dies sind die eignen Worte) zu schicken nebst einem fertigen Clavierauszug – so kriege ich einen Mordschreck, denn mein neues Oratorium ist Wort für Wort dasselbe wie <title xml:id="title_fa932b64-a821-4aca-ad9a-20f8a622c8d7">Spohrs altes<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name><name key="CRT0110906" style="hidden" type="music">Des Heilands letzte Stunden WoO 62</name></title>, soviel ich mich erinnern konnte. Das schreibe ich <persName xml:id="persName_aece0ac4-67d2-4f05-a9a9-890bf36ac2b4">Rochlitz<name key="PSN0114247" style="hidden">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name></persName> auf der Stelle, und nun kriegt der <persName xml:id="persName_5f1c54a4-07ab-4aa7-9c5b-aa8be90dec61">gute alte Herr<name key="PSN0114247" style="hidden">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name></persName> wieder einen Mordschreck, denn <persName xml:id="persName_0dc3a48b-f889-4ec8-8458-cefd2bfb6db8">er<name key="PSN0114247" style="hidden">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name></persName> hatte <title xml:id="title_a2abb1e7-a279-4c10-a525-ef10bb5fca49">sein früheres Gedicht<name key="PSN0114247" style="hidden" type="author">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name><name key="CRT0110535" style="hidden" type="literature">Das Ende des Gerechten (Des Heilands letzte Stunden) (Libretto)</name></title> in aller Ruhe bearbeitet, manches darin geändert und gebessert, und dachte nicht im Geringsten daran, daß einer sich grade <title xml:id="title_8c8b886d-c8ac-4eae-8237-ecfbee2f3662">an das Ende des Gerechten<name key="PSN0114247" style="hidden" type="author">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name><name key="CRT0110535" style="hidden" type="literature">Das Ende des Gerechten (Des Heilands letzte Stunden) (Libretto)</name></title> jetzt wieder machen würde, und noch dazu mußte ichs gar auf der Durchreise spielen und singen und auswendig behalten. Er antwortet, wir müßtens beide componiren, wir würdens ganz verschieden auffassen, es sey durch und durch verändert und nur in Zufälligkeiten dasselbe geblieben, und gab mir zu bedenken, daß wir wären, wie <persName xml:id="persName_6e5deead-f688-439b-a6b7-26814cf2fcb6">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName> und <persName xml:id="persName_6b42e305-d65d-4bf1-859a-277436735a33">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName>, die zu gleicher Zeit den <title xml:id="title_3ded4f46-2afc-4fb8-b275-1e83ae82781f">Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name></title> und die <title xml:id="title_81d6c713-aa31-4cec-a512-90496fa0e48b">Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name></title> componirt hätten. Dieses letzte Argument hat mich eigentlich ein bischen geärgert, ich schrieb gleich zurück, daß ich aus hundert Gründen nicht denselben Text componiren würde, den <persName xml:id="persName_2904f14c-ce53-4315-82f4-9ddead62fa49">Spohr<name key="PSN0115032" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName> bearbeitete, um so mehr da er mir ihn vorher mitgetheilt, und um sicher zu gehen, bat ich mir von <persName xml:id="persName_b817eccb-36ae-473f-ba59-027699c72c92">Spohr<name key="PSN0115032" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName> eine <title xml:id="title_511be927-5feb-4ef1-b05e-01bcdc57ff68">Abschrift seines Textes<name key="PSN0114247" style="hidden" type="author">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name><name key="CRT0110535" style="hidden" type="literature">Das Ende des Gerechten (Des Heilands letzte Stunden) (Libretto)</name></title> aus. <persName xml:id="persName_919a9119-a7ba-486f-830a-f64bcf6313a1">Rochlitz<name key="PSN0114247" style="hidden">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name></persName> sehe das ein, antwortete freundlich und versprach wenn er jemals noch einen Text machte, solle ihn kein Musiker auf der Erde, als ich haben, und verlangte ich solle die ganze Correspondenz an <persName xml:id="persName_31556b2f-6823-4390-a17f-20431e640ed9">Spohr<name key="PSN0115032" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName> schicken. <persName xml:id="persName_5d21ff43-6bd9-4fa6-ba35-f18cdda8ae5d">Der<name key="PSN0115032" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName> würde sich aber nicht sonderlich dran erbaut haben, daß ich seinen Text durchaus componiren sollte, und so ließ ichs lieber: Heute früh ist endlich der Schlußstein zur langen Geschichte, nämlich <persName xml:id="persName_e342aefb-8bf5-4779-baed-b52a46f02086">Spohrs<name key="PSN0115032" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName> Brief mit der Abschrift eingelaufen, sein Text ist richtig mit wenigen Abänderungen ganz derselbe. <persName xml:id="persName_527e1321-1df3-4d68-a6dd-b53dac69f89b">Spohr<name key="PSN0115032" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName> schreibt aber sehr hübsch und freundlich, und fordert mich zu weitrer Correspondenz über Musik auf „weil die Musik das einzige sei, was ihn in dieser so schweren Zeit (er hat wie ihr wißt <persName xml:id="persName_a528860f-4314-4d60-9137-0cb0b877384d">seine Frau<name key="PSN0115031" style="hidden">Spohr, Dorothea (Dorothee) Henriette (Dorette) (1787-1834)</name></persName> verloren) beschäftigen und etwas absorbiren könne und mit diesem Lied und Wendung sind wir wieder beim Umschwunge. Du hast <persName xml:id="persName_1a24df1b-f984-48fc-ac28-3a1c2749f5c0">Spohr<name key="PSN0115032" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName> gerade zum Beispiel gewählt, und wie uns seine Süßlichkeit zuwider sei. Gerade von ihm aber hörte ich im vorigen Jahre einige frühere Sachen, unter andern die <title xml:id="title_c3650413-5e52-4ee6-b8c1-fde6959c2470">Gesangscene<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name><name key="CRT0110957" style="hidden" type="music">8. Violinkonzert [Nr. 12] a-Moll, op. 47 (in modo di scena cantante)</name></title>, wo ich trotz aller der Stellen, die wir nicht mögen, und die auch wirklich langweilig sind, eine gewisse Frische und wahre Empfindung traf, die mir sehr gefielen, und die mir den großen Eindruck, den <persName xml:id="persName_4e067331-873b-4dce-9b1f-6a3f55cda781">er<name key="PSN0115032" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName> auf die Leute gemacht hat, erklärten. Zudem ist <persName xml:id="persName_bcb59f15-b1bd-4ec5-bbe4-c3b0e2dce96d">er<name key="PSN0115032" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName> nun ein Mann, der es immer auch bis heut nobel und ernsthaft mit der Kunst gemeint hat, obwohl es ihm selten gelungen sein mag, und den man deshalb doch achten sollte, wenn nicht für das was er noch machen wird, doch für das Geleistete. Das sei nun das Höchste oder nicht, so ist es doch eben eine Stufe, und das ist zu respectiren und darin (aber unter uns) verdirbt es <persName xml:id="persName_c84d4812-4f29-40c5-88e4-f90a42d49826">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> so entsetzlich, nicht blos mit den Andern, auch mit sich selbst, daß er dergleichen Berufstreue, auch ohne das höchste Talent gar nicht anzuerkennen weiß, und geringschätzig drüber denkt, und dabei es versäumt selbst was recht Fleißiges und Tüchtiges zu schaffen. Freilich hat <persName xml:id="persName_d4895d36-492a-4351-92d6-f1066f0dc696">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> am meisten Recht, wenn er auch das noch mehr liebt, als das Hängen am Alten, eben weil er alt ist, und für einen Spohrianer wirst Du mich nicht halten, aber mich langweilt jenes ewige Geringschätzen und Urtheilen, das nur unfruchtbar ist. Drum werde ich mich doch hüten, wieder alles Geleistete zu loben, aber alles mit Ernst Geleistete – <title xml:id="title_988d0854-23c7-49ca-960b-69f9c898796e">Robert le diable<name key="PSN0113318" style="hidden" type="author">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name><name key="CRT0109979" style="hidden" type="music">Robert le diable</name></title>, und der tragische <persName xml:id="persName_c6c51be7-a192-4ac3-a570-1ba94509b243">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> u. s. w. sind eben blos Speculationen, die soll der Teufel holen. – Die <title xml:id="title_62114e17-fc12-4f3a-aed2-e32a28878a1c">Sache mit dem Bilde<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109167" style="hidden" type="art">Christus vor Pilatus (Ölgemälde 1834)</name></title> ist gut so; schreibe mir nur jeden kleinen Schneckenschritt, den die Sache vorwärts macht, und wie sie runterhandeln and be d – d to thetu. Denn wenn Du <title xml:id="title_5491111b-3f7d-4a4b-a9c1-aced8ac483b8">Lord Byrons Leben<name key="PSN0113414" style="hidden" type="author">Moore, Thomas (1779-1852)</name><name key="CRT0110009" style="hidden" type="literature">Letters and Journals of Lord Byron</name></title> (ich hoffe doch von <persName xml:id="persName_c6f24462-dc56-4109-87cc-3c9a6c25c899">Moore<name key="PSN0113414" style="hidden">Moore, Thomas (1779-1852)</name></persName> d. h. seine Briefe) liesest, wirst Du den tausend- und einfältigen Sinn dieser Zauberformel kennen. Jetzt lese ich eben Deinen Brief noch einmal durch, und finde daß Du am Ende vom Umschwung mich frägst ob ich <persName xml:id="persName_95593dd9-6ab0-4528-8fc4-d0909c037923">Lafont<name key="PSN0112645" style="hidden">Lafont, Charles Philippe (1781-1839)</name></persName> und <persName xml:id="persName_6478740a-e6ad-4ef4-9bd5-6dff9702badb">Kalkbrenner<name key="PSN0112301" style="hidden">Kalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849)</name></persName> auch lobe in ihren Thaten, und in ihrer kleinen Herrlichkeit (Psalm ultim.) Schwere Jacht! Mehr sag ich nicht. Schreibs in Dein Streitbuch, daß Du mir zugemuthet hast, <persName xml:id="persName_1872c8ff-c0aa-4c2c-9092-2ba5f54d8555">Kalkbrenner<name key="PSN0112301" style="hidden">Kalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849)</name></persName> zu loben; wofür siehst Du mich an? Soll ich nicht bleiben was mein ist; und geht <persName xml:id="persName_82694ee0-d28f-46bf-a930-1255c671a4ab">Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> mit <persName xml:id="persName_cc285f7d-f0d3-4796-a26f-992bdc31eb54">Kalkbr.<name key="PSN0112301" style="hidden">Kalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849)</name></persName> zusammen zu lieben? Du Cantor!</p><p>Mon cher Sebastien Gestern kam ich mit meinem Pferde vor einem großen schwarzen Hunde vorbei, der bellte das Pferd an, und da kriegte das Pferd solch einen Schreck, daß es davonlief, und ich saß drauf und konnte es nicht halten, so: <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_c148f35d-e38d-564be-32f56-aa3227d0815a" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> und da lachten mich die Leute aus. Sey hübsch artig, dann bringe ich Dir was mit, wenn ich wieder komme. Ich habe viel Pfefferkuchen bekommen und von <persName xml:id="persName_7f8e0f99-57f7-4587-bde3-96d30f5661de">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> einen Schlafrock, und eine Mappe von <persName xml:id="persName_23120f58-4b64-4b5b-9a1a-fc1e7a7ab463">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>. Der Pfefferkuchen schmeckt gut, aber die Pomeranzenschale drin spuck ich immer aus, die schmeckt nicht gut. Mein Pferd ißt gerne Zucker thut das Dein Pferd auch? Hier giebt es gar keine Waldteufel, das finde ich nicht hübsch, und auch gar keinen Weihnachtsmarkt und keine Hampelmänner. Eben fährt ein Postillion vorbei, der fährt die Post von Berlin und tutet sehr schön; es regnet aber draußen, alle Leute gehn mit Schirmen. <seg type="closer" xml:id="seg_f7f3e4d0-9d10-4de6-9fb2-da2fe2ce4318">Zank Dich nicht mit den andern Jungen, und geh Abends recht artig zu Bett.</seg></p><signed rend="right">Dein Onkel</signed><signed rend="right">Felix MB</signed></div></body> </text></TEI>