fmb-1834-12-31-01
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Düsseldorf, 31. Dezember 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Ganz unvermuthet bietet sich mir heute die Gelegenheit dar, die Musik für Fräulein Adèle, die ich schon längst gern geschickt hätte, durch einen Reisenden der sie mitnimmt nach Paris zu befördern. Ich hoffe daß er sie richtig in Ihre Hände gelangen lassen wird und bitte
Heut ist der letzte December, und wenn auch alle Tage gleich sein sollen, so kann ichs doch nicht lassen am heutigen Tage zurück zu sehen, und zu wiederholen und zurückzuwünschen, und am morgenden Vorsätze zu fassen und ins neue Jahr hineinsehen zu wollen. Wenns mir brächte, daß ich Sie glücklich und wohl wiederfände, so wär es wohl schön, wie aber meine Wünsche für Sie und die Ihrigen jeden Tag mir am Herzen liegen, und wie der Gedanken an die unvergeßliche Güte und Freundschaft, die Sie mir erzeigten, mich niemals verlassen kann, so ist es am Schluß und am Anfang des Jahres einer meiner liebsten Wünsche daß es Ihnen wohl ergehe und drum denke ich heut und morgen mich noch oft zu Ihnen hin.
Düsseldorf den 31 Dec. 1834. Liebe Mde. Kiéné Ganz unvermuthet bietet sich mir heute die Gelegenheit dar, die Musik für Fräulein Adèle, die ich schon längst gern geschickt hätte, durch einen Reisenden der sie mitnimmt nach Paris zu befördern. Ich hoffe daß er sie richtig in Ihre Hände gelangen lassen wird und bitte Fräulein Adèle, wenn sie die Sachen durchspielt meiner dabei einmal freundlich zu gedenken. Warum ich gerade die beiden Capriccios schicke, weiß ich eigentlich selbst nicht, ich fürchte gewiß sie werden Ihnen zu wild oder zu lärmend sein, aber ich möchte gern später ein Paar andre Stücke nachschicken, die ruhiger sind und Ihnen wohl besser gefallen werden – immer vorausgesetzt, daß Sie es überhaupt haben wollen, und daß Fräulein Adèle auf mich, den allerschlechtesten Briefschreiber in der Welt, nicht gar zu sehr böse ist, und auch meine Sachen nicht mehr spielen mag. Hoffentlich lassen Sie mich davon das Gegentheil wissen, und sagen mir daß ich mehr Sachen schicken soll, und dann höre ich wieder von Ihnen und den lieben Ihrigen etwas – da sehen Sie wohl wie der Eigennutz immer dahinter steckt. Der hätte mich auch schon hier längst zum Schreiben getrieben, doch ist es hier gar so einförmig und klein und alltäglich, daß wenig zu schreiben da ist. Und soll der Brief gar nach Paris, wo Sie umringt von Neuem aller Art, Musik und Begebenheiten, leben, da weiß ich gar nicht, was ich erzählen könnte. Daß die Meinigen in Berlin sich alle wohl und glücklich befinden werden Sie gern hören, wie oft der Vater und ich von Ihrem Hause sprachen und uns Alles zurückriefen, das wissen Sie wohl. Ich bin hier wieder recht in Ruhe und Arbeit, und wenn es den Winter über so fortgeht, so hoffe ich zum Sommer soviel beisammen zu haben, um eine Reise wieder unternehmen zu können. Ein Oratorium werde ich in den nächsten Monaten vollenden, denke auch nächstens einiges Neue für Clavier herauszugeben, und habe mancherlei im Kopfe, so daß mir die Einförmigkeit und Stille des hiesigen Lebens ganz prächtig behagt. Sähe ich nur voraus, daß mich mein Weg wieder einmal nach Paris führte. Und zwar blos um wieder ein Paar Tage mit Ihnen sein zu können, denn sonst zieht mich nichts dahin – aber das wäre mir auch eben genug. Denn über das Musiktreiben dort und manches andre werde ich immer erbitterter (worüber Sie mich freilich nicht loben werden) und über Robert le diable und Consorten habe ich meine ganz apart geringschätzige Meinung, die ich als ein Kleinstädter, der immer 50 Jahre en arrière sein muß, auch ganz freimüthig sagen und schimpfen darf. Ich wollte es gern verschwören, wieder hinzukommen, wenn nicht gerade Ihr Haus in Paris wäre, und das ist doch einmal in Paris und so verschwöre ich wohlweislich nichts. Aber wie leben Sie nun? Und werde ich von Ihrer Güte ein Paar Zeilen Antwort erhalten? Ich möchte wissen, ob ich Ihnen künftig lieber französisch schreiben soll, denn ich glaube jetzt hätte ich eher courage dazu, weil ich Alles Französisch vergessen habe und mich also gar nicht schämen würde, wenn Fräulein Adèle meinen Styl sehr auslachte, aber nach Ihren deutschen Briefen zu schließen muß es Ihnen ziemlich einerlei sein, und in dem Falle blieb ich lieber beim Deutschen. Doch hätt’ ich gern eine Bestätigung. Heut ist der letzte December, und wenn auch alle Tage gleich sein sollen, so kann ichs doch nicht lassen am heutigen Tage zurück zu sehen, und zu wiederholen und zurückzuwünschen, und am morgenden Vorsätze zu fassen und ins neue Jahr hineinsehen zu wollen. Wenns mir brächte, daß ich Sie glücklich und wohl wiederfände, so wär es wohl schön, wie aber meine Wünsche für Sie und die Ihrigen jeden Tag mir am Herzen liegen, und wie der Gedanken an die unvergeßliche Güte und Freundschaft, die Sie mir erzeigten, mich niemals verlassen kann, so ist es am Schluß und am Anfang des Jahres einer meiner liebsten Wünsche daß es Ihnen wohl ergehe und drum denke ich heut und morgen mich noch oft zu Ihnen hin. Ich weiß nicht ob Sie auch sich in der Zeit meiner einmal erinnern, nur zweifeln Sie nicht an der fortdauernden Liebe und Dankbarkeit IhresFelix Mendelssohn Bartholdy.
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Der hätte mich auch schon hier längst zum Schreiben getrieben, doch ist es hier gar so einförmig und klein und alltäglich, daß wenig zu schreiben da ist. Und soll der Brief gar nach Paris, wo Sie umringt von Neuem aller Art, Musik und Begebenheiten, leben, da weiß ich gar nicht, was ich erzählen könnte. Daß die <persName xml:id="persName_bff08e9e-e0d6-4ba1-88e3-b59636400673">Meinigen<name key="PSN0113241" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName> in Berlin sich alle wohl und glücklich befinden werden Sie gern hören, wie oft der <persName xml:id="persName_1f5c5a0a-4bb4-47e2-9aa4-14a1a5c9fa00">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> und ich von Ihrem Hause sprachen und uns Alles zurückriefen, das wissen Sie wohl. 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