fmb-1834-12-07-01
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Düsseldorf, 7. Dezember 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel. – Textverluste durch Siegelabriss.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tenDec. 1834
ten noch einmal zu schreiben, damit ich den Tag auf beide Arten feiere. Mir ist gewöhnlich an solchem Tage (freilich an anderen auch) als möchte ich Dir gern einmal so recht danken können, und ich wüßte doch nicht wo ich dann anfangen und aufhören sollte, und dann ist mir es wieder solch eine Freude daß gerade Du es bist, dem ich alles das zu danken habe, und dann wünsche ich mir, mit Dir wieder zusammen zu sein. Seit meinem Berliner Aufenthalt 1832, und unsrer Englischen Reise, und dem letzten Besuche, ist mir alle dies noch lebendiger und fühlbarer geworden, drum wär es mir lieb, wenn ich Dir näher wohnte und öfter zum Besuch kommen könnte, und mit Dir und ten December schreibe, oder zu Weihnachten und Neujahr oder wenn ich über jene Leipziger Stelle hin und her correspondiren muß. Denn neben allen anderen Vortheilen wäre da die Nähe bei Euch meine größte Verbesserung; doch scheint mir leider die Sache noch ganz im weiten Felde, und daß in dem ersten Jahre etwas draus wird, sehr unwahrscheinlich. Doch muß ich Dich bitten, den Anderen noch einmal recht anzuempfehlen worum ich damals bat nämlich um gänzliches Verschweigen dieser ganzen Sache, schon deshalb weil viel dadurch verdorben werden könnte. Ich habe nämlich seitdem von mehreren Seiten Briefe über diese Anstellung, die ich damals eigentlich nur für eine Privatidee des
stenJanuar, wie ausgemacht, wieder erstattet wird, bezweifle ich keinen Augenblick, auch wenn die Einnahmen nicht so gut wären, wie sie bis jetzt immer gewesen sind, und
Düsseldorf den 7ten Dec. 1834. Lieber Vater Dieser Brief soll zu Deinem Geburtstage kommen und meine Glückwünsche mitbringen, wie die sind weißt Du ja. Du magst das lieber, als einen Brief der an dem Tage selbst geschrieben ist, ich kann aber immer noch nicht meine Meinung darin aufgeben, drum mußt Du mir schon erlauben, Dir am 11ten noch einmal zu schreiben, damit ich den Tag auf beide Arten feiere. Mir ist gewöhnlich an solchem Tage (freilich an anderen auch) als möchte ich Dir gern einmal so recht danken können, und ich wüßte doch nicht wo ich dann anfangen und aufhören sollte, und dann ist mir es wieder solch eine Freude daß gerade Du es bist, dem ich alles das zu danken habe, und dann wünsche ich mir, mit Dir wieder zusammen zu sein. Seit meinem Berliner Aufenthalt 1832, und unsrer Englischen Reise, und dem letzten Besuche, ist mir alle dies noch lebendiger und fühlbarer geworden, drum wär es mir lieb, wenn ich Dir näher wohnte und öfter zum Besuch kommen könnte, und mit Dir und Mutter öfter Mittags äße und Haus hielte. So kann es wohl gekommen sein, daß die Schwestern meinen ich sey verstimmt oder unzufrieden hier, weil mich solch ein Wunsch gewöhnlich faßt, wenn ich nach Haus schreibe, das ist aber nicht der Fall, sondern es geht mir wohl und vergnügt hier, und ich kann dergleichen Gedanken nur nicht vertreiben, wenn ich etwa zum 11ten December schreibe, oder zu Weihnachten und Neujahr oder wenn ich über jene Leipziger Stelle hin und her correspondiren muß. Denn neben allen anderen Vortheilen wäre da die Nähe bei Euch meine größte Verbesserung; doch scheint mir leider die Sache noch ganz im weiten Felde, und daß in dem ersten Jahre etwas draus wird, sehr unwahrscheinlich. Doch muß ich Dich bitten, den Anderen noch einmal recht anzuempfehlen worum ich damals bat nämlich um gänzliches Verschweigen dieser ganzen Sache, schon deshalb weil viel dadurch verdorben werden könnte. Ich habe nämlich seitdem von mehreren Seiten Briefe über diese Anstellung, die ich damals eigentlich nur für eine Privatidee des Kistner hielt, bekommen und daraus gesehen, daß mehrere Leute dort thätig dafür sind, und zwar zu meiner Freude lauter mir unbekannte Namen. Um so weniger möchte ich nun selbst was dazu thun, sondern will abwarten ob was draus wird, oder nicht und vor allen Dingen es vermeiden mich auch im Entferntesten um Stellen zu bewerben, die von Andren besetzt sind und verwaltet werden. In dem Sinne habe ich auch nach Leipzig geantwortet, und es ganz dem überlassen, ob sie eine Veränderung für nothwendig halten oder nicht, indem ich jede Bewerbung meinerseits abgelehnt habe. Ich hoffe Du wirst damit nicht unzufrieden sein. Ich halte jetzt im zweiten Theile des Oratoriums, und denke es zum Frühjahr fertig zu haben. Leider habe ich eine Anerbietung von Cöln aus es dort zum nächsten Pfingstfest aufzuführen nicht annehmen können, weil die Proben schon gegen Ende des Winters anfangen müssen, aber es ist mir schwer geworden. Doch ist der zweite Theil um soviel länger und wichtiger, als der erste, daß es nicht anders ging – er enthält die ganze Geschichte nach der Bekehrung bis zum Abschiede von den Aeltesten in Milet, oder wenigstens die Hauptmomente draus. Du hast mich an Fränkels Auftrag erinnert, aber ich bezweifle daß in den ersten Jahren irgend eine historische Skizze von Lessing wird zu haben sein, auch hat er mich so versichert, als ich ihn deshalb befragte; er zeichnet jetzt den Carton zu der Hussitenpredigt (deren Zeichnung Hr. Fränkel besitzt) und deren Farbenskizze Hübner gekauft hat, wird also ehe das Bild fertig ist keine neue Farbenskizze machen, und so geht gewiß sehr lange Zeit drüber hin ehe etwas der Art zu haben sein wird. Daß mir mein dem Theater vorgeschoßnes Geld am 1sten Januar, wie ausgemacht, wieder erstattet wird, bezweifle ich keinen Augenblick, auch wenn die Einnahmen nicht so gut wären, wie sie bis jetzt immer gewesen sind, und Schönenberg ist ebenfalls eingetroffen und singt Tenor daß es nur so pufft – also die beiden von Dir befürchteten Fatalitäten sind nicht eingetroffen, doch wundre ich mich wirklich daß es zwei giebt die ich nicht gehabt habe alle anderen wenigstens haben meine Intendantenzeit ausgeschmückt. Wenn ich Dir übrigens sage daß bei der ganzen Angelegenheit mir Immermanns Character und sein Benehmen durchaus misfallen haben, und daß er mir nur als Geschäftsmann gut gefallen hat, so bitte ich Dich das dem jungen Sybel ja nicht etwa mitzutheilen, sonst bringts die Post bald wieder her, und ich verschweige es auch einem Jeden. Schadow’s fahren dagegen fort sich in jeder Beziehung und in jedem Verhältniß freundlich und zutraulich gegen mich zu benehmen, und ich bin am liebsten Abends dort, obwohl ich freilich über die meisten Puncte gar nicht mit ihm harmoniren; aber das schadet eben nichts; Woringens sehe ich jetzt etwas seltener, da ich viel arbeite und von meinem Zimmer und meinem Schreibtisch und dem zerrißnen Schreibrock mich ungern trenne doch sind sie alle wohl, fragen jedesmal viel nach Dir und Deinem Wiederkommen und tragen Grüße auf. Nun ists Sonntag Mittag und die Familie kommt zusammen; ich wollte Ihr könntet auf mich warten wenns auch ein wenig Schelte gäbe. Lebwohl, lieber Vater grüße Mutter und die Geschwister und sey glücklich und froh und wie meine Wünsche Dirs wünschen; lebwohl. DeinFelix MB
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-12-07" xml:id="date_43712997-cb76-4247-95fd-f405eba53208">7. 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Doch muß ich Dich bitten, den Anderen noch einmal recht anzuempfehlen worum ich damals bat nämlich um gänzliches Verschweigen dieser ganzen Sache, schon deshalb weil viel dadurch verdorben werden könnte. Ich habe nämlich seitdem von mehreren Seiten Briefe über diese Anstellung, die ich damals eigentlich nur für eine Privatidee des <persName xml:id="persName_2545382f-121a-49f1-a097-71b434aaaa30">Kistner<name key="PSN0112402" style="hidden">Kistner, Carl Friedrich (1797-1844)</name></persName> hielt, bekommen und daraus gesehen, daß mehrere Leute dort thätig dafür sind, und zwar zu meiner Freude lauter mir unbekannte Namen. Um so weniger möchte ich nun selbst was dazu thun, sondern will abwarten ob was draus wird, oder nicht und vor allen Dingen es vermeiden mich auch im Entferntesten um Stellen zu bewerben, die von Andren besetzt sind und verwaltet werden. 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Wenn ich Dir übrigens sage daß bei der ganzen Angelegenheit mir <persName xml:id="persName_0e7ec2a9-f65d-4bb5-8d6f-728f4daa5410">Immermanns<name key="PSN0112169" style="hidden">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName> Character und sein Benehmen durchaus misfallen haben, und daß er mir nur als Geschäftsmann gut gefallen hat, so bitte ich Dich das dem <persName xml:id="persName_84685cad-d861-461c-948b-c11c2b849ccc">jungen Sybel<name key="PSN0118398" style="hidden">Sybel, Heinrich Carl Ludolf von (1817-1895)</name></persName> ja nicht et[wa] mitzutheilen, sonst bringts die Post bald wieder her, und ich verschweige e[s auch] einem Jeden. <persName xml:id="persName_d0bba0fd-004c-415f-9975-f496b4da9c5f">Schadow’s<name key="PSN0114490" style="hidden">Schadow, Familie von → Friedrich Wilhelm S.</name></persName> fahren dagegen fort sich in jeder Beziehung und [in jedem] Verhältniß freundlich und zutraulich gegen mich zu benehmen, und ich bin am liebsten Abends dort, obwohl ich freilich über die meisten Puncte gar nicht mit ihm harmoniren; aber das schadet eben nichts; <persName xml:id="persName_db9cf9fb-94d6-40af-8a3e-c551f4ebfdc6">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W.</name></persName> sehe ich jetzt etwas seltener, da ich viel arbeite und von meinem Zimmer und meinem Schreibtisch und dem zerrißnen Schreibrock mich ungern trenne doch sind sie alle wohl, fragen jedesmal viel nach Dir und Deinem Wiederkommen und tragen Grüße auf. Nun ists Sonntag Mittag und die <persName xml:id="persName_d4171078-9edc-4d54-a351-2df58e8da451">Familie<name key="PSN0113241" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName> kommt zusammen; ich wollte Ihr könntet auf mich warten wenns auch ein wenig Schelte gäbe. Lebwohl, lieber Vater grüße <persName xml:id="persName_8a22c2ab-2800-4c13-8d76-792c49c69943">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> und die <persName xml:id="persName_cf00dca6-02e9-4ae7-af07-601c8e084d69">Geschwister<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> und <seg type="closer" xml:id="seg_a261a654-9e7f-404a-bdd5-afa57cb1bd90">sey glücklich und froh und wie meine Wünsche Dirs wünschen; lebwohl.</seg></p><signed rend="right">DeinFelix MB</signed></div></body> </text></TEI>