fmb-1834-11-26-02
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Düsseldorf, 26. November 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Na, das ist über den Spas; ich dachte zwar am meisten an Dich, als ich das Ding an den Nagel hängte, und daß Du darüber brummen würdest, aber käme ich in Jahr und Tag und hätte nichts gethan, als mir Würde und dem Theater eine etwas bessre Oper zugelegt, so brummtest Du auch – drum ists so besser. Ich geh nicht mehr zur See, zur See.
Hier ist inliegend ein Brief von kleine Taubert wieder im Concert spielen u. s. w. Das wäre alles schön und gut, aber wenn doch nur irgend jemand in Deutschland jetzt hübsche Musik machte! Man wird ja meiner Treu zum Misanthrope! Auf meiner Herreise sah ich
Düsseldorf den 26. Nov. 34Lieber Eduard Dank Dir für Deine lieben, guten Zeilen; Du mußt wohl schwere böse Tage gehabt haben, und je weniger sich zu solchem Unglück aus der Ferne sagen läßt, um so lieber möchte ich bei Dir in der Zeit gewesen sein, eben auch wohl nicht um viel zu sagen, aber um doch einander näher zu sein. Was Du von Baur schreibst betrübt mich wirklich. Hat er denn den Dr. Kramer auch gefragt? Und was braucht er denn? Grüß ihn mir vielmal, wenn Du schreibst, und sag ihm ich würde ihm schreiben, sobald mein Paulus, der ins Stocken gerathen war und diesen Frühling fertig sein soll, mich dazu kommen läßt. Du wünschest mir am Ende Deines Briefes viel Geduld zum Theaterwesen, aber die hatte ich schon 14 Tage ehe ich ihn bekam verloren. Die Sache war nicht, wie sie mir gefiel und gefallen konnte, meine ganze Zeit vom Aufstehen bis zum Abend war mit Düsseldorfer Theater eingenommen (weil Immerm. durchaus nichts mit der Musik zu thun haben kann, und doch alles selbst entscheiden und bestimmen mußte, als Intendant) ferner sollte eine gewisse Rivalität von Oper und Schauspiel eintreten, und ich sollte die Oper repräsentiren – kurz eines schönen Morgens erinnerte ich mich daß ich in Düsseldorf sei um ein paar Jahre zu arbeiten, und stieg wie Carl V von meinem Thron. Seitdem habe ich wieder angefangen zu schreiben, Musik zu machen, ein Mensch zu sein – ein Intendant werde ich nicht wieder, und will zeitlebens an die Paar Wochen denken. Pfui Teufel. Sich mit den Menschen rumzanken, wegen zwei Thalern, gegen die Guten streng und gegen die Schlechten nachsichtig sein, vornehme Gesichter machen damit sie den Respect nicht verlieren den sie gar nicht haben, ärgerlich thun ohne sich zu ärgern das sind lauter Sachen die ich nicht kann und nicht können mag, und hab’ ichs mal mit Mühe und Noth so weit gebracht, und nun soll Musik gemacht werden, so bin ich müde und matt ehe die Probe anfängt von allem Repräsentiren und ist doch noch gar nichts geschehen, und komm ich nachher zu Hause und denke, daß ich auch mal habe was componiren wollen, so ist mir als wäre das ein Anderer gewesen, und komme mir selbst lächerlich vor mit meiner Würde. Na, das ist über den Spas; ich dachte zwar am meisten an Dich, als ich das Ding an den Nagel hängte, und daß Du darüber brummen würdest, aber käme ich in Jahr und Tag und hätte nichts gethan, als mir Würde und dem Theater eine etwas bessre Oper zugelegt, so brummtest Du auch – drum ists so besser. Ich geh nicht mehr zur See, zur See. Spontinis Stelle kannst Du mir auf dem Präsentirteller jetzt bringen, ich nehme sie nicht herunter, aber Musikdirector oder Capellmeister werde ich gleich in Kyritz oder wo es ist. Hier ist inliegend ein Brief von Schadow an Hrn. HfR. Hofmann, den ich Dich ihm zu geben bitte, leider aber sind die Nachrichten, die ich auf Deinen und der Eltern Wunsch eingezogen, so ungünstig für den jungen Hoffmann, daß ich Dich bitten muß mich bei dem Vater zu entschuldigen wenn ich ihm nicht direct auf seine Fragen antworte, da vor einem Fremden so etwas immer noch unangenehmer ist. Hildebrand, der sonst eher zu gutmüthig, als das Gegentheil ist, spricht durchaus tadelnd von ihm, seinem Betragen, und seiner Thätigkeit, er habe in jeder Beziehung schlecht gelebt, sey unfleißig auf der Akademie gewesen habe nicht die Fortschritte gemacht die er hätte machen sollen, und er wünsche daher ihn nicht wieder in seine Classe aufzunehmen. Schadow, der mir als ich zuerst davon sprach, im Allgemeinen nur sagte er müsse erst mit Hildebr. Sprechen, ehe er den Eltern schriebe, da er viel Ungünstiges gehört habe, der aber doch nicht ganz gegen sein Kommen zu sein schien, hat nach einer Besprechung mit Hild. seine Meinung geändert, will ihn nicht auf der Akademie als Schüler annehmen und hat in dem Sinn an die Eltern geschrieben. Ich sehe also nichts was ich dem Vater sagen könnte, um diesen Brief weniger hart für ihn und den Sohn zu machen, und deshalb entschuldige mich bei ihm. Taubert heirathet, und bald wird der kleine Taubert wieder im Concert spielen u. s. w. Das wäre alles schön und gut, aber wenn doch nur irgend jemand in Deutschland jetzt hübsche Musik machte! Man wird ja meiner Treu zum Misanthrope! Auf meiner Herreise sah ich Spohr, und der Mann gefiel mir mit seiner Kälte und Vornehmheit ganz ausnehmend, weil er doch arbeitet, und es so gut macht, wie er kann, und weil ihm seine eigne Musik doch wenigstens so recht aus Herzensgrunde gefällt, aber der ist auch schon alt und ein Honorazior, wo stecken die vielen jungen Musiker, die es doch offenbar in Deutschland geben muß? Wenn in Berlin einer auftaucht, so schreibe mir es umgehend, aber ich fürchte, dafür ist gesorgt und weder Thrun noch Jähns noch andre junge Berliner machen den Kohl fetter. Na, never mind, muß also auch so gehen. Das Papier schließt. Lebwohl, Du Lieber, schreib mir bald wieder wenn Du kannst, sag mir wie Du lebst, ob Du die Novelle machst oder gemacht hast oder was sonst Neues; und grüß die Deinigen. Dein Felix MB
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(von Habsburg) (1500-1558)</name></persName> von meinem Thron. Seitdem habe ich wieder angefangen zu schreiben, Musik zu machen, ein Mensch zu sein – ein Intendant werde ich nicht wieder, und will zeitlebens an die Paar Wochen denken. Pfui Teufel. 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