]> Brief: fmb-1834-11-01-01

fmb-1834-11-01-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Felix Mendelssohn Bartholdy an Franz Hauser in Leipzig <lb></lb>Düsseldorf, 1. November 1834 Lieber Hauser! Du hast mit mir einen Vertrag geschlossen, daß Du alle 15te und ich alle 1te des Monats schreiben sollte, aber um Dich nicht allzufest dran zu binden hast Du ihn gleich von vorn Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 4, 1024.

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung MA Nachl. 7,30/1,21. Abschrift fremder Hand Felix Mendelssohn Bartholdy an Franz Hauser in Leipzig; Düsseldorf, 1. November 1834 Lieber Hauser! Du hast mit mir einen Vertrag geschlossen, daß Du alle 15te und ich alle 1te des Monats schreiben sollte, aber um Dich nicht allzufest dran zu binden hast Du ihn gleich von vorn

-

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Eduard Hanslick, Briefe von F. Mendelssohn, in: Aus neuer und neuester Zeit (Der modernen Oper IX. Teil). Musikalische Kritiken und Schilderungen, 2. Auflage, Berlin 1900, S. 288-290 (Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

1. November 1834 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland Hauser, Franz (František) (1794-1870) Leipzig Deutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Düsseldorf d 1. Nov. 34.

Lieber Hauser! Du hast mit mir einen Vertrag geschlossen, daß Du alle 15te und ich alle 1te des Monats schreiben sollte, aber um Dich nicht allzufest dran zu binden hast Du ihn gleich von vorn herein mitten durchgebrochen. Denn ich habe keinen Brief vom 15 erhalten, obgleich ich sehr darauf wartete, nun schreib ich an meinem 1sten, , und wenn Du mir gleich antworten willst, so wäre es schön, nur unbeschadet dem Vertrag den Du am kommenden 15ten halten mußt. Hoffentlich haben Dich nur Beschäftigungen davon abgehalten, und alles ist wohl bey Dir wie ich es verließ. Mein letzter Aufenthalt bey EuchHauser, Familie von → Franz H. hat mir gar viel Freude gemacht, und ich denke oft daran zurück; wär er nur länger gewesen. Nun will ich diesen Winter durch recht fleißig arbeiten, und hoffe dann Dir auch was davon zuschicken zu können. Curios ist es wenn man so ein Paar Tage recht zusammen verlebt hat, jede Minute wußte, wo der andere war und was er that, und dann, vom Blasen des Postillions an, auf Monate lang wieder gar nichts davon weiß. Daß Du nach dem ConcerteGewandhausLeipzigDeutschland gingst und die FrauHauser, Luise Georgine Henriette (1796-1867) mit Dir und daß Du die Noten unterm Arm mitnahmst, das weiß ich alles wohl, aber obs voll war, ob StegmeyerStegmayer, Ferdinand (1803-1863) gut accompagnirt hat, ob Deine FrauHauser, Luise Georgine Henriette (1796-1867) sich gut amüsirt hat, das konnte ich bis Lützen und Weissenfels nicht vernehmen, und seitdem hats doch schon eine Menge Anderes gegeben. Mir ging es leidlich auf der Reise nach Cassel, die Post ging gleich von Eisenach weiter die Nacht durch, wo ich entsetzlich fror und schimpfte, um 3 Uhr kamen wir Nachts in Cassel an, bey einem überherrlichen Sternenhimmel. HauptmannHauptmann, Carl Moritz (1792-1868) suchte ich gleich morgens auf, und zu meiner Freude kann ich Dir sagen, daß er mir in allen Beziehungen eine so angenehme wohlthuende Erscheinung war, wie ich lange nicht gesehen. Er ist erstlich durch und durch gut und ernsthaft und ein wahrer Musiker, und dann hat sein Wesen eine gewisse Ruhe ohne Kälte, Vornehmtheit ohne allen Dünkel, wie ichs liebe. Er war die Freundlichkeit selbst gegen mich, begleitete mich selbst auf allen meinen Laufereyen zur SontagSontag (eigtl. Sonntag), Anna Auguste Nina (1811-1879) und von der SontagSontag (eigtl. Sonntag), Anna Auguste Nina (1811-1879) und wegen der SontagSontag (eigtl. Sonntag), Anna Auguste Nina (1811-1879) (am Ende wollte das dumme Thier nicht und ließ mich schnöde ablaufen, weil sie genug Geld habe, um diesen Winter ohne Singen zu subsistiren, und ich sagte „Sapperment“ und zog ab.) Dann wurde viel musicirt, ich fühlte mich so recht behaglich mit ihm, wo wir einer Meinung waren freute michs, und wo wir auseinander gingen, war mirs wieder interessant – kurz Du hast mir gewiß nicht zuviel von ihm gesagt, und ich danke Dir für den frohen Tag den ich mit ihm zugebracht habe. Nur eins hat mir leid gethan in ihm, das ist eine gewisse Resignation in seinem Wesen, namentlich hinsichtlich der Compositionen, die mir nur durch den Mangel an anregender theilnehmender Umgebung, nicht aus tiefern Gründen herzustammen schien; aber darum that es mir doppelt leid, und ich gäbe was darum, wenn ich länger mit ihm hätte zusammen seyn können, um dem mehr nachzuspüren. Denn als wir über seine Messe<name key="PSN0111769" style="hidden" type="author">Hauptmann, Carl Moritz (1792-1868)</name><name key="CRT0109053" style="hidden" type="music">Messe g-Moll für Chor, Soli und Orchester, op. 30</name> sprachen, und als ich ihm aufrichtig angab was mir darin sehr zusagte, und was nicht, und als ich ihn bat eine andere noch bessere zu machen, die die Fehler nicht hätte, an denen er sich stieß, und die ihn selbst mehr störten als die andern wohl, da wurde er lebendiger als ob es ihm neu wäre, daß ein Musiker an der Sache des andern herzlichen Antheil nehmen kann, und er versprach mir eine neue Messe zu schreiben, und ich glaube an dem Tage dachte er ernstlich daran. Aber ich fürchte wenn die Zweifel dann wieder kommen, ohne daß sie einer wegläugnet und vertreibt, und wenn die Umgebungen wieder erkälten statt anzuregen, dann wird er wenig mehr in diese Stimmung zurückkommen, oder die ganze Sache gar vergessen. Doch schreibe ich ihm nächstens und erinnere ihn an sein Versprechen, das sollte schön seyn, wenn ichs wirklich dazu brächte daß er die Messe schriebe. Deine SchwägerinHopffe, Henriette Charlotte Dorothea war sehr lieb und freundlich gegen mich, bey Frau von MalsburgMalsburg-Elmarshausen, Caroline Luise Gräfin von der (1787-1863) mußte ich ihr und SpohrsSpohr, Dorothea (Dorothee) Henriette (Dorette) (1787-1834)Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) vorspielen; ich stellte mich ungeberdig genug an, und es gelang mir auch schlecht. Einmal mag ich vor Hofmarschallinen nicht spielen, ich passe da nicht hin, und dann machte mich Spohr befangen; er hatte mir den Morgen sein neues Oratorium<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name><name key="CRT0110906" style="hidden" type="music">Des Heilands letzte Stunden WoO 62</name> vorgesungen, ohne daß mir warm dabey geworden wäre, und da denk ich immer, es müßte ihm bey meinen Sachen noch schlimmer gehn, sie müßten ihm mißfalln. Denn er schreibt doch seine Überzeugung hin, das muß wahr seyn, und lügt nicht dem Publikum zu Liebe; drum bin ich ihm auch gut, obgleich ich das wenigste von seiner Kirchenmusik und gar keine enharmonische Verwechslung leiden kann.

Hier gab es nun mit dem TheaterStadttheaterDüsseldorfDeutschland und der daran hängenden Wirthschaft vollauf zu thun; ich tauge nicht dazu, mir fehlt es an Lust und Talent bey allen Geschäftssachen derart, und am Ende kommen wir auch nicht über die Mittelmäßigkeit hinaus, ein Wort das mir sehr zuwider ist. Letzten Dinstag fing es an, ich möchte es hätte da aufgehört. Aber auf Ali Baba<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108362" style="hidden" type="music">Ali Baba, ou Les Quarante Voleurs</name> freu ich mich, und wollte wir könnten ihn geben. Aber HärtelsBreitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig haben mir nicht einmal den ClavierAuszug, den ich kaufen wollte, zugeschickt, und sagen mir jetzt in einem Briefe, die Partitur mache so viele Portokosten. Ist das ein Mißverständniß? Bringe es doch wieder in Ordnung, und sage ihnen, sie möchten mir meinen Clavierauszug stante pede einpacken, und per Fahrpost schicken; dann schreibe ich gleich zurück, ob wir es geben können.

Sage mir doch was war das für eine Idee von KistnerKistner, Carl Friedrich (1797-1844) mit meinem Wohnen in Leipzig? Wollte er mir irgend was „Ehrenvolles im Allgemeinen“ sagen, oder ist da wirklich was im Hinterhalt gewesen, und was meinst Du dazu? Schreib mir doch was darüber. Meinst Du daß was draus werden kann? Meine hübschen RussinenMartinsen, Töchter von → Johann Vincent M. waren in Berlin bey den Meinigen, und haben denen überaus gefallen, so daß mehrere Briefe davon erzählen, die krieg ich nun wahrscheinlich nicht wieder zu sehen. Denke Dir daß ich von DelphineSchauroth, Delphine (Adolphine) von (1814-1887) einen Brief bekommen habe, worin sie mir unter anderm schreibt, sie käme vielleicht bald einmal her, und überraschte mich hier, ich möchte ihr wohl drauf antworten, aber ich kann den Ton nicht recht finden, aus dem der Brief gehen müßte, und ich weiß kaum, wie wir jetzt zusammen passen würden, denn wenn wir uns nicht Cour machten, so sprachen wir gar nichts. Ich komme eben aus der Probe von Cherubinis Requiem<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108392" style="hidden" type="music">Requiem c-Moll</name>, das wir übermorgen zum Allerseelenfeste in der Kirche aufführen; das ist ein Stück, das mir ungeheuer gefällt. Nun bin ich zu Ende, draußen klingelts, ich muß heute Abend noch Beethovensche Sonaten mit Cello<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108080" style="hidden" type="music">Sonate für Klavier und Violoncello A-Dur, op. 69</name> spielen. So lebe wohl, Grüß alle die Deinigen, und schreibe mir bald wieder, und viel. Χαίρειν

Stets DeinFelix MB.
            Düsseldorf d 1. Nov. 34. Lieber Hauser! Du hast mit mir einen Vertrag geschlossen, daß Du alle 15te und ich alle 1te des Monats schreiben sollte, aber um Dich nicht allzufest dran zu binden hast Du ihn gleich von vorn herein mitten durchgebrochen. Denn ich habe keinen Brief vom 15 erhalten, obgleich ich sehr darauf wartete, nun schreib ich an meinem 1sten,, und wenn Du mir gleich antworten willst, so wäre es schön, nur unbeschadet dem Vertrag den Du am kommenden 15ten halten mußt. Hoffentlich haben Dich nur Beschäftigungen davon abgehalten, und alles ist wohl bey Dir wie ich es verließ. Mein letzter Aufenthalt bey Euch hat mir gar viel Freude gemacht, und ich denke oft daran zurück; wär er nur länger gewesen. Nun will ich diesen Winter durch recht fleißig arbeiten, und hoffe dann Dir auch was davon zuschicken zu können. Curios ist es wenn man so ein Paar Tage recht zusammen verlebt hat, jede Minute wußte, wo der andere war und was er that, und dann, vom Blasen des Postillions an, auf Monate lang wieder gar nichts davon weiß. Daß Du nach dem Concerte gingst und die Frau mit Dir und daß Du die Noten unterm Arm mitnahmst, das weiß ich alles wohl, aber obs voll war, ob Stegmeyer gut accompagnirt hat, ob Deine Frau sich gut amüsirt hat, das konnte ich bis Lützen und Weissenfels nicht vernehmen, und seitdem hats doch schon eine Menge Anderes gegeben. Mir ging es leidlich auf der Reise nach Cassel, die Post ging gleich von Eisenach weiter die Nacht durch, wo ich entsetzlich fror und schimpfte, um 3 Uhr kamen wir Nachts in Cassel an, bey einem überherrlichen Sternenhimmel. Hauptmann suchte ich gleich morgens auf, und zu meiner Freude kann ich Dir sagen, daß er mir in allen Beziehungen eine so angenehme wohlthuende Erscheinung war, wie ich lange nicht gesehen. Er ist erstlich durch und durch gut und ernsthaft und ein wahrer Musiker, und dann hat sein Wesen eine gewisse Ruhe ohne Kälte, Vornehmtheit ohne allen Dünkel, wie ichs liebe. Er war die Freundlichkeit selbst gegen mich, begleitete mich selbst auf allen meinen Laufereyen zur Sontag und von der Sontag und wegen der Sontag (am Ende wollte das dumme Thier nicht und ließ mich schnöde ablaufen, weil sie genug Geld habe, um diesen Winter ohne Singen zu subsistiren, und ich sagte „Sapperment“ und zog ab. ) Dann wurde viel musicirt, ich fühlte mich so recht behaglich mit ihm, wo wir einer Meinung waren freute michs, und wo wir auseinander gingen, war mirs wieder interessant – kurz Du hast mir gewiß nicht zuviel von ihm gesagt, und ich danke Dir für den frohen Tag den ich mit ihm zugebracht habe. Nur eins hat mir leid gethan in ihm, das ist eine gewisse Resignation in seinem Wesen, namentlich hinsichtlich der Compositionen, die mir nur durch den Mangel an anregender theilnehmender Umgebung, nicht aus tiefern Gründen herzustammen schien; aber darum that es mir doppelt leid, und ich gäbe was darum, wenn ich länger mit ihm hätte zusammen seyn können, um dem mehr nachzuspüren. Denn als wir über seine Messe sprachen, und als ich ihm aufrichtig angab was mir darin sehr zusagte, und was nicht, und als ich ihn bat eine andere noch bessere zu machen, die die Fehler nicht hätte, an denen er sich stieß, und die ihn selbst mehr störten als die andern wohl, da wurde er lebendiger als ob es ihm neu wäre, daß ein Musiker an der Sache des andern herzlichen Antheil nehmen kann, und er versprach mir eine neue Messe zu schreiben, und ich glaube an dem Tage dachte er ernstlich daran. Aber ich fürchte wenn die Zweifel dann wieder kommen, ohne daß sie einer wegläugnet und vertreibt, und wenn die Umgebungen wieder erkälten statt anzuregen, dann wird er wenig mehr in diese Stimmung zurückkommen, oder die ganze Sache gar vergessen. Doch schreibe ich ihm nächstens und erinnere ihn an sein Versprechen, das sollte schön seyn, wenn ichs wirklich dazu brächte daß er die Messe schriebe. Deine Schwägerin war sehr lieb und freundlich gegen mich, bey Frau von Malsburg mußte ich ihr und Spohrs vorspielen; ich stellte mich ungeberdig genug an, und es gelang mir auch schlecht. Einmal mag ich vor Hofmarschallinen nicht spielen, ich passe da nicht hin, und dann machte mich Spohr befangen; er hatte mir den Morgen sein neues Oratorium vorgesungen, ohne daß mir warm dabey geworden wäre, und da denk ich immer, es müßte ihm bey meinen Sachen noch schlimmer gehn, sie müßten ihm mißfalln. Denn er schreibt doch seine Überzeugung hin, das muß wahr seyn, und lügt nicht dem Publikum zu Liebe; drum bin ich ihm auch gut, obgleich ich das wenigste von seiner Kirchenmusik und gar keine enharmonische Verwechslung leiden kann.
Hier gab es nun mit dem Theater und der daran hängenden Wirthschaft vollauf zu thun; ich tauge nicht dazu, mir fehlt es an Lust und Talent bey allen Geschäftssachen derart, und am Ende kommen wir auch nicht über die Mittelmäßigkeit hinaus, ein Wort das mir sehr zuwider ist. Letzten Dinstag fing es an, ich möchte es hätte da aufgehört. Aber auf Ali Baba freu ich mich, und wollte wir könnten ihn geben. Aber Härtels haben mir nicht einmal den ClavierAuszug, den ich kaufen wollte, zugeschickt, und sagen mir jetzt in einem Briefe, die Partitur mache so viele Portokosten. Ist das ein Mißverständniß? Bringe es doch wieder in Ordnung, und sage ihnen, sie möchten mir meinen Clavierauszug stante pede einpacken, und per Fahrpost schicken; dann schreibe ich gleich zurück, ob wir es geben können.
Sage mir doch was war das für eine Idee von Kistner mit meinem Wohnen in Leipzig? Wollte er mir irgend was „Ehrenvolles im Allgemeinen“ sagen, oder ist da wirklich was im Hinterhalt gewesen, und was meinst Du dazu? Schreib mir doch was darüber. Meinst Du daß was draus werden kann? Meine hübschen Russinen waren in Berlin bey den Meinigen, und haben denen überaus gefallen, so daß mehrere Briefe davon erzählen, die krieg ich nun wahrscheinlich nicht wieder zu sehen. Denke Dir daß ich von Delphine einen Brief bekommen habe, worin sie mir unter anderm schreibt, sie käme vielleicht bald einmal her, und überraschte mich hier, ich möchte ihr wohl drauf antworten, aber ich kann den Ton nicht recht finden, aus dem der Brief gehen müßte, und ich weiß kaum, wie wir jetzt zusammen passen würden, denn wenn wir uns nicht Cour machten, so sprachen wir gar nichts. Ich komme eben aus der Probe von Cherubinis Requiem, das wir übermorgen zum Allerseelenfeste in der Kirche aufführen; das ist ein Stück, das mir ungeheuer gefällt. Nun bin ich zu Ende, draußen klingelts, ich muß heute Abend noch Beethovensche Sonaten mit Cello spielen. So lebe wohl, Grüß alle die Deinigen, und schreibe mir bald wieder, und viel. Χαίρειν
Stets Dein
Felix MB.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1834-11-01-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1834-11-01-01" xml:id="title_c3928334-4ed5-4475-8937-3ae394e068cb">Felix Mendelssohn Bartholdy an Franz Hauser in Leipzig <lb></lb>Düsseldorf, 1. November 1834</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_96e29bf2-6282-4830-b1ec-5ad854751e5c">Lieber Hauser! Du hast mit mir einen Vertrag geschlossen, daß Du alle 15te und ich alle 1te des Monats schreiben sollte, aber um Dich nicht allzufest dran zu binden hast Du ihn gleich von vorn</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_aca9fba4-648f-4a96-b733-cced00f95bee">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 4, 1024. </idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_0d8bacc8-32e9-4f04-80d6-940c58c31fb0"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Berlin</settlement> <institution key="RISM">D-B</institution> <repository>Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz</repository> <collection>Musikabteilung</collection> <idno type="signatur">MA Nachl. 7,30/1,21.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph_third_party_copy">Abschrift fremder Hand</idno> <title key="fmb-1834-11-01-01" type="letter" xml:id="title_d026bade-a24f-4ac8-b96f-bdd4beb7bfe4">Felix Mendelssohn Bartholdy an Franz Hauser in Leipzig; Düsseldorf, 1. November 1834</title> <incipit>Lieber Hauser! Du hast mit mir einen Vertrag geschlossen, daß Du alle 15te und ich alle 1te des Monats schreiben sollte, aber um Dich nicht allzufest dran zu binden hast Du ihn gleich von vorn</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>-</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Eduard Hanslick, Briefe von F. Mendelssohn, in: Aus neuer und neuester Zeit (Der modernen Oper IX. Teil). Musikalische Kritiken und Schilderungen, 2. Auflage, Berlin 1900, S. 288-290 (Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-11-01" xml:id="date_427d3dfb-cf0d-4617-8106-d85c112d4a1c">1. November 1834</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_c758284d-2f0c-4b99-a404-e8878e826367">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_70a9a314-0199-4116-88c6-dd1bdcfa959a"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0111775" resp="receiver" xml:id="persName_4966c332-e189-4257-a788-5b50cf240cba">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_51295102-ef93-4d67-acfa-6d0d644e5930"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_2222a41f-62c1-4a8e-99b2-cfeedd42ec0d"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Düsseldorf d <date cert="high" when="1834-11-01" xml:id="date_2e7acc41-1297-4250-9db7-4f09c4cd8972">1. Nov. 34</date>.</dateline><p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Lieber Hauser!</seg> Du hast mit mir einen Vertrag geschlossen, daß Du alle 15<hi rend="superscript">te</hi> und ich alle 1te des Monats schreiben sollte, aber um Dich nicht allzufest dran zu binden hast Du ihn gleich von vorn herein mitten durchgebrochen. Denn ich habe keinen Brief vom 15 erhalten, obgleich ich sehr darauf wartete, nun schreib ich an meinem <hi rend="underline">1</hi><hi rend="superscript">sten</hi>, , und wenn Du mir gleich antworten willst, so wäre es schön, nur unbeschadet dem Vertrag den Du am kommenden 15<hi rend="superscript">ten</hi> halten mußt. Hoffentlich haben Dich nur Beschäftigungen davon abgehalten, und alles ist wohl bey Dir wie ich es verließ. Mein letzter Aufenthalt bey <persName xml:id="persName_5f7f008d-9977-4dd6-894e-0cb42ab00b1d">Euch<name key="PSN0111774" style="hidden">Hauser, Familie von → Franz H.</name></persName> hat mir gar viel Freude gemacht, und ich denke oft daran zurück; wär er nur länger gewesen. Nun will ich diesen Winter durch recht fleißig arbeiten, und hoffe dann Dir auch was davon zuschicken zu können. Curios ist es wenn man so ein Paar Tage recht zusammen verlebt hat, jede Minute wußte, wo der andere war und was er that, und dann, vom Blasen des Postillions an, auf Monate lang wieder gar nichts davon weiß. Daß Du nach dem <placeName xml:id="placeName_a6165fb6-1e26-402c-8a1d-0d693467a7ff">Concerte<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gingst und die <persName xml:id="persName_ea898798-7abb-4735-9f61-2751bca86681">Frau<name key="PSN0111777" style="hidden">Hauser, Luise Georgine Henriette (1796-1867)</name></persName> mit Dir und daß Du die Noten unterm Arm mitnahmst, das weiß ich alles wohl, aber obs voll war, ob <persName xml:id="persName_ed36bf1d-aa76-41f3-92a0-c586462d54b9">Stegmeyer<name key="PSN0115081" style="hidden">Stegmayer, Ferdinand (1803-1863)</name></persName> gut accompagnirt hat, ob <persName xml:id="persName_1a5114d7-4daf-4b61-8899-ee5a95c394fc">Deine Frau<name key="PSN0111777" style="hidden">Hauser, Luise Georgine Henriette (1796-1867)</name></persName> sich gut amüsirt hat, das konnte ich bis Lützen und Weissenfels nicht vernehmen, und seitdem hats doch schon eine Menge Anderes gegeben. Mir ging es leidlich auf der Reise nach Cassel, die Post ging gleich von Eisenach weiter die Nacht durch, wo ich entsetzlich fror und schimpfte, um 3 Uhr kamen wir Nachts in Cassel an, bey einem überherrlichen Sternenhimmel. <persName xml:id="persName_5407d787-a92b-4589-9308-656f6f163374">Hauptmann<name key="PSN0111769" style="hidden">Hauptmann, Carl Moritz (1792-1868)</name></persName> suchte <hi rend="underline">ich</hi> gleich morgens auf, und zu meiner Freude kann ich Dir sagen, daß er mir in allen Beziehungen eine so angenehme wohlthuende Erscheinung war, wie ich lange nicht gesehen. Er ist erstlich durch und durch gut und ernsthaft und ein wahrer Musiker, und dann hat sein Wesen eine gewisse Ruhe ohne Kälte, Vornehmtheit ohne allen Dünkel, wie ichs liebe. Er war die Freundlichkeit selbst gegen mich, begleitete mich selbst auf allen meinen Laufereyen zur <persName xml:id="persName_6ede7896-53f9-442f-ab8c-c9e1c6512316">Sontag<name key="PSN0114968" style="hidden">Sontag (eigtl. Sonntag), Anna Auguste Nina (1811-1879)</name></persName> und von der <persName xml:id="persName_ee162f42-0063-4087-8eaa-2d8c123885f6">Sontag<name key="PSN0114968" style="hidden">Sontag (eigtl. Sonntag), Anna Auguste Nina (1811-1879)</name></persName> und wegen der <persName xml:id="persName_129f8afe-b848-40b4-b06a-cde82eaaa806">Sontag<name key="PSN0114968" style="hidden">Sontag (eigtl. Sonntag), Anna Auguste Nina (1811-1879)</name></persName> (am Ende wollte das dumme Thier nicht und ließ mich schnöde ablaufen, weil sie genug Geld habe, um diesen Winter ohne Singen zu subsistiren, und ich sagte „Sapperment“ und zog ab.) Dann wurde viel musicirt, ich fühlte mich so recht behaglich mit ihm, wo wir einer Meinung waren freute michs, und wo wir auseinander gingen, war mirs wieder interessant – kurz Du hast mir gewiß nicht zuviel von ihm gesagt, und ich danke Dir für den frohen Tag den ich mit ihm zugebracht habe. Nur eins hat mir leid gethan in ihm, das ist eine gewisse Resignation in seinem Wesen, namentlich hinsichtlich der Compositionen, die mir nur durch den Mangel an anregender theilnehmender Umgebung, nicht aus tiefern Gründen herzustammen schien; aber darum that es mir doppelt leid, und ich gäbe was darum, wenn ich länger mit ihm hätte zusammen seyn können, um dem mehr nachzuspüren. Denn als wir über <title xml:id="title_a52945f7-8f65-4d31-9cdb-642b3f04273c">seine Messe<name key="PSN0111769" style="hidden" type="author">Hauptmann, Carl Moritz (1792-1868)</name><name key="CRT0109053" style="hidden" type="music">Messe g-Moll für Chor, Soli und Orchester, op. 30</name></title> sprachen, und als ich ihm aufrichtig angab was mir darin sehr zusagte, und was nicht, und als ich ihn bat eine andere noch bessere zu machen, die die Fehler nicht hätte, an denen er sich stieß, und die ihn selbst mehr störten als die andern wohl, da wurde er lebendiger als ob es ihm neu wäre, daß ein Musiker an der Sache des andern herzlichen Antheil nehmen kann, und er versprach mir eine neue Messe zu schreiben, und ich glaube an dem Tage dachte er ernstlich daran. Aber ich fürchte wenn die Zweifel dann wieder kommen, ohne daß sie einer wegläugnet und vertreibt, und wenn die Umgebungen wieder erkälten statt anzuregen, dann wird er wenig mehr in diese Stimmung zurückkommen, oder die ganze Sache gar vergessen. Doch schreibe ich ihm nächstens und erinnere ihn an sein Versprechen, das sollte schön seyn, wenn ichs wirklich dazu brächte daß er die Messe schriebe. <persName xml:id="persName_36fba363-f8da-42e7-a282-681b59406097">Deine Schwägerin<name key="PSN0118235" style="hidden">Hopffe, Henriette Charlotte Dorothea</name></persName> war sehr lieb und freundlich gegen mich, bey <persName xml:id="persName_dccdceea-f3ef-4b3a-b041-33825782554d">Frau von Malsburg<name key="PSN0113048" style="hidden">Malsburg-Elmarshausen, Caroline Luise Gräfin von der (1787-1863)</name></persName> mußte ich ihr und <persName xml:id="persName_2d857507-28d8-4adc-89e9-fec90a3b79fc">Spohrs<name key="PSN0115031" style="hidden">Spohr, Dorothea (Dorothee) Henriette (Dorette) (1787-1834)</name><name key="PSN0115032" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName> vorspielen; ich stellte mich ungeberdig genug an, und es gelang mir auch schlecht. Einmal mag ich vor Hofmarschallinen nicht spielen, ich passe da nicht hin, und dann machte mich Spohr befangen; er hatte mir den Morgen <title xml:id="title_7f7a59f5-9b72-47fb-8f3a-445e7161d780">sein neues Oratorium<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name><name key="CRT0110906" style="hidden" type="music">Des Heilands letzte Stunden WoO 62</name></title> vorgesungen, ohne daß mir warm dabey geworden wäre, und da denk ich immer, es müßte ihm bey meinen Sachen noch schlimmer gehn, sie müßten ihm mißfalln. Denn er schreibt doch seine Überzeugung hin, das muß wahr seyn, und lügt nicht dem Publikum zu Liebe; drum bin ich ihm auch gut, obgleich ich das wenigste von seiner Kirchenmusik und gar keine enharmonische Verwechslung leiden kann.</p><p>Hier gab es nun mit dem <placeName xml:id="placeName_783a24d6-cacd-4f8f-991b-666ba42609c1">Theater<name key="NST0100296" style="hidden" subtype="" type="institution">Stadttheater</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und der daran hängenden Wirthschaft vollauf zu thun; ich tauge nicht dazu, mir fehlt es an Lust und Talent bey allen Geschäftssachen derart, und am Ende kommen wir auch nicht über die Mittelmäßigkeit hinaus, ein Wort das mir sehr zuwider ist. Letzten Dinstag fing es an, ich möchte es hätte da aufgehört. Aber auf <title xml:id="title_54ce3d5d-a565-4672-ad16-150d6172a4d1">Ali Baba<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108362" style="hidden" type="music">Ali Baba, ou Les Quarante Voleurs</name></title> freu ich mich, und wollte wir könnten ihn geben. Aber <persName xml:id="persName_05690111-c956-4166-b91d-ffa56401858b">Härtels<name key="PSN0110112" style="hidden">Breitkopf &amp; Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name></persName> haben mir nicht einmal den ClavierAuszug, den ich kaufen wollte, zugeschickt, und sagen mir jetzt in einem Briefe, die Partitur mache so viele Portokosten. Ist das ein Mißverständniß? Bringe es doch wieder in Ordnung, und sage ihnen, sie möchten mir meinen Clavierauszug stante pede einpacken, und per Fahrpost schicken; dann schreibe ich gleich zurück, ob wir es geben können.</p><p>Sage mir doch was war das für eine Idee von <persName xml:id="persName_48ff9616-2a7c-4605-b75e-0979d7dc70f2">Kistner<name key="PSN0112402" style="hidden">Kistner, Carl Friedrich (1797-1844)</name></persName> mit meinem Wohnen in Leipzig? Wollte er mir irgend was „Ehrenvolles im Allgemeinen“ sagen, oder ist da wirklich was im Hinterhalt gewesen, und was meinst Du dazu? Schreib mir doch was darüber. Meinst Du daß was draus werden kann? <persName xml:id="persName_9f6fc0f3-0b76-494e-8fcb-cf0bab29b5af">Meine hübschen Russinen<name key="PSN0113102" style="hidden">Martinsen, Töchter von → Johann Vincent M.</name></persName> waren in Berlin bey den Meinigen, und haben denen überaus gefallen, so daß mehrere Briefe davon erzählen, die krieg ich nun wahrscheinlich nicht wieder zu sehen. Denke Dir daß ich von <persName xml:id="persName_63514885-dedc-4dc0-a9e9-978582df2259">Delphine<name key="PSN0114515" style="hidden">Schauroth, Delphine (Adolphine) von (1814-1887)</name></persName> einen Brief bekommen habe, worin sie mir unter anderm schreibt, sie käme vielleicht bald einmal her, und überraschte mich hier, ich möchte ihr wohl drauf antworten, aber ich kann den Ton nicht recht finden, aus dem der Brief gehen müßte, und ich weiß kaum, wie wir jetzt zusammen passen würden, denn wenn wir uns nicht Cour machten, so sprachen wir gar nichts. Ich komme eben aus der Probe von <title xml:id="title_82b6ab8c-c6eb-4ecf-b93d-5c468b22ed56">Cherubinis Requiem<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108392" style="hidden" type="music">Requiem c-Moll</name></title>, das wir übermorgen zum Allerseelenfeste in der Kirche aufführen; das ist ein Stück, das mir ungeheuer gefällt. Nun bin ich zu Ende, draußen klingelts, ich muß heute Abend noch <title xml:id="title_34d2d543-9a02-400a-8842-e6cd347a7c4c">Beethovensche Sonaten mit Cello<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108080" style="hidden" type="music">Sonate für Klavier und Violoncello A-Dur, op. 69</name></title> spielen. <seg type="closer" xml:id="seg_754c6a3f-0e42-4562-8575-087ac8c864ac">So lebe wohl, Grüß alle die Deinigen, und schreibe mir bald wieder, und viel. Χαίρειν</seg></p><signed rend="right">Stets Dein</signed><signed rend="right">Felix MB.</signed></div></body> </text></TEI>