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fmb-1834-10-06-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>Kassel, 6. Oktober 1834 Ich wollte Euch schon von Leipzig aus mein schriftliches Lebewohl sagen und meinen Dank für die guten Tage, aber ich hatte da kaum Zeit aus der Schnellpost zu steigen und nachher wieder hinein. Nun will Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 4, 1013.

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division Felix Mendelssohn Bartholdy Vol. IIIc/1 (209). Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Kassel, 6. Oktober 1834 Ich wollte Euch schon von Leipzig aus mein schriftliches Lebewohl sagen und meinen Dank für die guten Tage, aber ich hatte da kaum Zeit aus der Schnellpost zu steigen und nachher wieder hinein. Nun will

3 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

6. Oktober 1834 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Kassel Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
Herrn Herrn Stadtrath A. Mendelssohn Bartholdy. Wohlgeboren Berlin.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Cassel den 6 Oct. 1834.

Ich wollte Euch schon von Leipzig aus mein schriftliches Lebewohl sagen und meinen Dank für die guten Tage, aber ich hatte da kaum Zeit aus der Schnellpost zu steigen und nachher wieder hinein. Nun will ich denn von hier aus Euch alle von ganzem Herzen grüßen, Ihr wißt wohl selbst wie wohl mir die Zeit gewesen ist und wie ich dafür dankbar bin. Es that mir zwar leid Dich nicht mehr auf der Post zu sehen, lieber Vater, aber dann fand ich doch daß es recht war, und es ist mir jetzt sogar lieber, denn ich kann nun gleich aufs Wiedersehen weitercalculiren. Das elterliche Haus soll aber leben, es kommt doch nichts daran. Und wenn auch Berlin ein Frosch ist, und wenn ich auch vielleicht der Ochse war wie ich Dich liebe GereHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) den letzten Abend so anschnauzte, so verzeihst Du mir doch die Heftigkeit, wie die siebzehnjährige, und die Leipzigerstraße steckt in Berlin, mit Garten und Enten und Hammel und Turnplatz, und es wird mir schwer, wenn ich daraus fort muß, oder ich wollte ich müßte das nie. Wie Vater mir also schrieb ich sey ungern verabschiedet so sage ich ungern Lebewohl, auf Wiedersehen aber. – Hieher bin ich gekommen, ich weiß selbst nicht wie, blos einer SängerinnSontag (eigtl. Sonntag), Anna Auguste Nina (1811-1879) wegen, die ich engagiren sollte, und wegen der ich von Eisenach rechts ab die Nacht durch hieher fuhr. Jetzt habe ich eben mit SpohrSpohr, Louis (Ludewig) (1784-1859) ein halbes neues Oratorium<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name><name key="CRT0110906" style="hidden" type="music">Des Heilands letzte Stunden WoO 62</name> von ihm durchgespielt, und wir haben dazu gesungen, daß es einen Stein erbarmen sollte. Namentlich die enharmonischen Stellen. Heut um 4 geht es per Schnellpost weiter, und so denke ich morgen Nacht in Düsseldorf zu sein, wo mich schon vor dem Sängerungewitter und dem ImmermannsklagliedeImmermann, Karl Leberecht (1796-1840) graut das mich da empfangen wird. Never mind, wir wollen Ali Baba<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108362" style="hidden" type="music">Ali Baba, ou Les Quarante Voleurs</name> vom alten Cherubini geben da sind prächtige Sachen drin, nebst einer schlechten Ouvertüre; aber ein Liebesduett und einige piano Märsche die ganz der wahre ächte Cherubini sind. Ich habe wieder mancherlei zu erzählen und verfahre historisch. Von der Reise nach Leipzig ist wenig zu sagen, als daß mein Nebenmann im Cabriolet (MuttersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) und BeckchensDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Liebling) der übrigens Herr LeipzigerLeipziger, Herr aus Posen hieß sich folgendermaßen gegen die Octobernacht verwahrt hatte: er saß auf einem Pelzkissen, hatte einen langen Überrock an bis an die Füße, darüber einen dicken Schlafpelz, und deckte sich mit einem Pelz zu bis an die Nase, wo die Pelzmütze anfing. Der machte es ganz warm im Cabriolet, so verschlief ich alles von Potsdam bis Wittenberg, wo wir Caffee tranken; dann hatte meine Liebe zu schlechter Musik wieder einmal rechtes Plaisir, denn ein Postillon blies das Mantellied<name key="PSN0112072" style="hidden" type="author">Holtei, Karl Eduard von (1798-1880)</name><name key="CRT0109345" style="hidden" type="literature">Der alte Feldherr</name> und zwar mit folgender Aenderung Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe. 4mal den zweiten Theil Den Kerl gewann ich ordentlich lieb, für diesen höchst abscheulichen Rythmus, den er dabei sehr gut und reinlich blies, man konnte so recht in sein unmusikalisches Herz hinein sehen. Ein andrer schloß mit einem falschen Ton, das war aber nichts dagegen; er erinnerte mich aber an BeckchensDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Nuß die ich dann aufaß (auf der Höhe von Bitterfeld) In Leipzig bin ich diesmal so brillant aufgenommen worden, wie noch nirgends, ich hatte nicht einmal Zeit den ThomaschorThomanerchorLeipzigDeutschland wieder zu hören, dagegen habe ich die ThomasorgelThomaskircheLeipzigDeutschland gespielt, und mir den Chor und die Kirche und das Pult des SebastianBach, Johann Sebastian (1685-1750), und seine Orgelbank angesehen; die Orgel ist schlecht im Stande, aber ein gutes Instrument, das volle Werk eines der wohlklingendsten die ich gehört habe, so daß die langen Fugen gar nicht undeutlich, oder betäubend schreiend klingen, wie sonst wohl, sondern schön und breit herabströmen. Auch eine gute Viol da Gamba ist da, womit er manchen Choral gespielt haben mag, das ist ein curioses Gefühl, wenn man so nach langer Zeit dieselben Töne wieder zu hören meint. Ich hatte

Hier kommt HauptmannHauptmann, Carl Moritz (1792-1868) und ich muß Clavier spielen bei Frau von MalsburgMalsburg-Elmarshausen, Caroline Luise Gräfin von der (1787-1863) aber Leipzig muß ich doch noch beschreiben, von Düsseldorf aus. Auf Wiedersehen! Mein Ohr ist ganz besser, und ich sonst wohl. Entschuldigt die Eile, aber gestern Abend fielen mir die Augen zu.

Lebt wohl.EuerFelix MB
            Cassel den 6 Oct. 1834. Ich wollte Euch schon von Leipzig aus mein schriftliches Lebewohl sagen und meinen Dank für die guten Tage, aber ich hatte da kaum Zeit aus der Schnellpost zu steigen und nachher wieder hinein. Nun will ich denn von hier aus Euch alle von ganzem Herzen grüßen, Ihr wißt wohl selbst wie wohl mir die Zeit gewesen ist und wie ich dafür dankbar bin. Es that mir zwar leid Dich nicht mehr auf der Post zu sehen, lieber Vater, aber dann fand ich doch daß es recht war, und es ist mir jetzt sogar lieber, denn ich kann nun gleich aufs Wiedersehen weitercalculiren. Das elterliche Haus soll aber leben, es kommt doch nichts daran. Und wenn auch Berlin ein Frosch ist, und wenn ich auch vielleicht der Ochse war wie ich Dich liebe Gere den letzten Abend so anschnauzte, so verzeihst Du mir doch die Heftigkeit, wie die siebzehnjährige, und die Leipzigerstraße steckt in Berlin, mit Garten und Enten und Hammel und Turnplatz, und es wird mir schwer, wenn ich daraus fort muß, oder ich wollte ich müßte das nie. Wie Vater mir also schrieb ich sey ungern verabschiedet so sage ich ungern Lebewohl, auf Wiedersehen aber. – Hieher bin ich gekommen, ich weiß selbst nicht wie, blos einer Sängerinn wegen, die ich engagiren sollte, und wegen der ich von Eisenach rechts ab die Nacht durch hieher fuhr. Jetzt habe ich eben mit Spohr ein halbes neues Oratorium von ihm durchgespielt, und wir haben dazu gesungen, daß es einen Stein erbarmen sollte. Namentlich die enharmonischen Stellen. Heut um 4 geht es per Schnellpost weiter, und so denke ich morgen Nacht in Düsseldorf zu sein, wo mich schon vor dem Sängerungewitter und dem Immermannsklagliede graut das mich da empfangen wird. Never mind, wir wollen Ali Baba vom alten Cherubini geben da sind prächtige Sachen drin, nebst einer schlechten Ouvertüre; aber ein Liebesduett und einige piano Märsche die ganz der wahre ächte Cherubini sind. Ich habe wieder mancherlei zu erzählen und verfahre historisch. Von der Reise nach Leipzig ist wenig zu sagen, als daß mein Nebenmann im Cabriolet (Mutters und Beckchens Liebling) der übrigens Herr Leipziger aus Posen hieß sich folgendermaßen gegen die Octobernacht verwahrt hatte: er saß auf einem Pelzkissen, hatte einen langen Überrock an bis an die Füße, darüber einen dicken Schlafpelz, und deckte sich mit einem Pelz zu bis an die Nase, wo die Pelzmütze anfing. Der machte es ganz warm im Cabriolet, so verschlief ich alles von Potsdam bis Wittenberg, wo wir Caffee tranken; dann hatte meine Liebe zu schlechter Musik wieder einmal rechtes Plaisir, denn ein Postillon blies das Mantellied und zwar mit folgender Aenderung 4mal den zweiten Theil Den Kerl gewann ich ordentlich lieb, für diesen höchst abscheulichen Rythmus, den er dabei sehr gut und reinlich blies, man konnte so recht in sein unmusikalisches Herz hinein sehen. Ein andrer schloß mit einem falschen Ton, das war aber nichts dagegen; er erinnerte mich aber an Beckchens Nuß die ich dann aufaß (auf der Höhe von Bitterfeld) In Leipzig bin ich diesmal so brillant aufgenommen worden, wie noch nirgends, ich hatte nicht einmal Zeit den Thomaschor wieder zu hören, dagegen habe ich die Thomasorgel gespielt, und mir den Chor und die Kirche und das Pult des Sebastian, und seine Orgelbank angesehen; die Orgel ist schlecht im Stande, aber ein gutes Instrument, das volle Werk eines der wohlklingendsten die ich gehört habe, so daß die langen Fugen gar nicht undeutlich, oder betäubend schreiend klingen, wie sonst wohl, sondern schön und breit herabströmen. Auch eine gute Viol da Gamba ist da, womit er manchen Choral gespielt haben mag, das ist ein curioses Gefühl, wenn man so nach langer Zeit dieselben Töne wieder zu hören meint. Ich hatte
Hier kommt Hauptmann und ich muß Clavier spielen bei Frau von Malsburg aber Leipzig muß ich doch noch beschreiben, von Düsseldorf aus. Auf Wiedersehen! Mein Ohr ist ganz besser, und ich sonst wohl. Entschuldigt die Eile, aber gestern Abend fielen mir die Augen zu.
Lebt wohl.
Euer
Felix MB          
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Von der Reise nach Leipzig ist wenig zu sagen, als daß mein Nebenmann im Cabriolet (<persName xml:id="persName_c89fd05f-21f1-48d8-a447-9f5e575a2ed6">Mutters<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> und <persName xml:id="persName_5d0168aa-ad4e-4285-b1d1-532c4c25eeb2">Beckchens<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> Liebling) der übrigens <persName xml:id="persName_c356e6f1-fd96-4dbf-a0e8-9acb958a7b0f">Herr Leipziger<name key="PSN0112765" style="hidden">Leipziger, Herr</name></persName> aus Posen hieß sich folgendermaßen gegen die Octobernacht verwahrt hatte: er saß auf einem Pelzkissen, hatte einen langen Überrock an bis an die Füße, darüber einen dicken Schlafpelz, und deckte sich mit einem Pelz zu bis an die Nase, wo die Pelzmütze anfing. Der machte es ganz warm im Cabriolet, so verschlief ich alles von Potsdam bis Wittenberg, wo wir Caffee tranken; dann hatte meine Liebe zu schlechter Musik wieder einmal rechtes Plaisir, denn ein Postillon blies das <title xml:id="title_af9de3cb-3c9c-4276-ac17-afe88aa7006c">Mantellied<name key="PSN0112072" style="hidden" type="author">Holtei, Karl Eduard von (1798-1880)</name><name key="CRT0109345" style="hidden" type="literature">Der alte Feldherr</name></title> und zwar mit folgender Aenderung <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_ce0831aa-5340-6814e-4b7ba-cfb392eda14e" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> 4mal den zweiten Theil Den Kerl gewann ich ordentlich lieb, für diesen höchst abscheulichen Rythmus, den er dabei sehr gut und reinlich blies, man konnte so recht in sein unmusikalisches Herz hinein sehen. Ein andrer schloß mit einem falschen Ton, das war aber nichts dagegen; er erinnerte mich aber an <persName xml:id="persName_201c802c-81d3-4ec3-b631-fafba33f0ea0">Beckchens<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> Nuß die ich dann aufaß (auf der Höhe von Bitterfeld) In Leipzig bin ich diesmal so brillant aufgenommen worden, wie noch nirgends, ich hatte nicht einmal Zeit den <placeName xml:id="placeName_3cb9d76d-19aa-4104-b550-228abebd2804">Thomaschor<name key="NST0100194" style="hidden" subtype="" type="institution">Thomanerchor</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> wieder zu hören, dagegen habe ich die <placeName xml:id="placeName_2f3a68d9-22e8-4ed6-b7ed-69a8992103b0">Thomasorgel<name key="SGH0100311" style="hidden" subtype="" type="sight">Thomaskirche</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gespielt, und mir den Chor und die Kirche und das Pult des <persName xml:id="persName_976d4ab6-6af9-4551-8cd4-5c3ce7e4a163">Sebastian<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName>, und seine Orgelbank angesehen; die Orgel ist schlecht im Stande, aber ein gutes Instrument, das volle Werk eines der wohlklingendsten die ich gehört habe, so daß die langen Fugen gar nicht undeutlich, oder betäubend schreiend klingen, wie sonst wohl, sondern schön und breit herabströmen. Auch eine gute Viol da Gamba ist da, womit er manchen Choral gespielt haben mag, das ist ein curioses Gefühl, wenn man so nach langer Zeit dieselben Töne wieder zu hören meint. Ich hatte</p><p>Hier kommt <persName xml:id="persName_4cac4896-92b2-4e6c-9526-33bb4ba4cd64">Hauptmann<name key="PSN0111769" style="hidden">Hauptmann, Carl Moritz (1792-1868)</name></persName> und ich muß Clavier spielen bei <persName xml:id="persName_322682ff-8ee9-437b-b293-d64d243ebf98">Frau von Malsburg<name key="PSN0113048" style="hidden">Malsburg-Elmarshausen, Caroline Luise Gräfin von der (1787-1863)</name></persName> aber Leipzig muß ich doch noch beschreiben, von Düsseldorf aus. Auf Wiedersehen! Mein Ohr ist ganz besser, und ich sonst wohl. <seg type="closer" xml:id="seg_b931c1e4-3ee3-4a48-b2d0-13ec054fca4c">Entschuldigt die Eile, aber gestern Abend fielen mir die Augen zu.</seg></p><signed rend="right">Lebt wohl.</signed><signed rend="right">Euer</signed><signed rend="right">Felix MB</signed></div></body> </text></TEI>