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fmb-1834-09-27-03

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Felix Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Friedrich Rosen in London <lb></lb>Berlin, 27. September 1834 Lieber Rosen Ich weiß nicht wie ich diesen Brief anfangen soll, und Dich recht um Verzeihung bitten, wegen meines Stillschweigens. Den ersten Tag wo ich hier ankam, wollte ich Dir schreiben und Dir sagen, wie Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 4, 1009.

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

- - - Autograph, ehemals Klingemann-Nachlass (Mikrofilmkopie vor 1960) - - Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Friedrich Rosen in London; Berlin, 27. September 1834 Lieber Rosen Ich weiß nicht wie ich diesen Brief anfangen soll, und Dich recht um Verzeihung bitten, wegen meines Stillschweigens. Den ersten Tag wo ich hier ankam, wollte ich Dir schreiben und Dir sagen, wie

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,54,5 (1). Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,54,5 (2). Klingemann, Briefwechsel, S. 151 f. (Teildruck, Felix Mendelssohn Bartholdys Briefteil). Rudolf Elvers, Über das »Berlinische Zwitterwesen«. Felix Mendelssohn Bartholdy in Briefen über Berlin, in: Die Mendelssohns in Berlin. Eine Familie und ihre Stadt, Wiesbaden 1983, S. 34 f. (Teildruck, ausgewiesen als Brief an Carl Klingemann).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

27. September 1834 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Berlin Deutschland Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) London Großbritannien deutsch
Dr. Rosen. London. 121 Crawford St, Baker St
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

Lieber Rosen Ich weiß nicht wie ich diesen Brief anfangen soll, und Dich recht um Verzeihung bitten, wegen meines Stillschweigens. Den ersten Tag wo ich hier ankam, wollte ich Dir schreiben und Dir sagen, wie ich nach so langer Zeit wieder unter den Meinigen Dich mir doch noch von ganzem Herzen herwünschte, und VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) wollte mit an dem Briefe schreiben und nun ist es doch unterblieben bis jetzt, wo Deine lieben Zeilen da sind. Du frägst gar, ob Du etwas gethan, das mir misfalle, aber so was thust Du ein für allemal Dein ganzes Lebenlang nicht, und als mir neulich DroysenDroysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) von Dir erzählte, der nach kurzem augenblicklichen Begegnen, doch den ganzen Eindruck von Dir zu haben schien und Dich in dieser Zeit liebgewonnen hatte, da war mir es wieder so recht froh, daß Du gerade 1834 in der Welt wärest, nicht früher oder später, und daß ich auch was von Dir hätte. Dergleichen magst Du wohl nicht hören, und ich will auch nicht oft davon reden, aber wissen mußt Du doch, daß ich mich darin auch niemals ändern kann, ich mag nun sehr alt oder gar nicht alt werden, bleibe nur Du mir gut.

Die Meinigen sind alle wohl, und grüßen Dich von ganzem Herzen; MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) hat die Krankheit glücklich überstanden, und außer daß sie ein wenig blässer ist, finde ich sie gänzlich unverändert, regsam und lebhaften Geistes wie immer, so auch die beiden SchwesterHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858), die nun schon Kindererziehung studiren müssen, die schreienden vor die Thür sperren, oder auf die Hand schlagen, oder zu Bett schicken, wie mir das vor kurzem auch geschehen ist, und wie die es in kurzem wieder thun werden, Walter DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) kann noch nicht sprechen, nur den Mund aufmachen, wenn man Kuß zu ihm sagt, Sebastian HenselHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) trägt Hosen, spricht sehr hochdeutsch und klettert auf einen niedrigen Baum im Garten; FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) läßt Dir vielmal für Deine Antwort danken, und freut sich auf den versprochnen längeren Brief, der folgen sollte. (Hiebei fällt mir ganz ohne Veranlassung ein, wie ich durch Dich mal erfuhr man schreibe receipt, nicht ohne p, und wie Du den Dictionnaire holtest, und Recht hattest, worüber ich mich noch heut ärgere) Wir sind alle Abende zusammen, streiten über alles weil wir eben eigentlich recht einig sind, machen viel Musik, kurz wir leben wie damals, wo Du es kanntest. VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) ist so liebenswürdig, wie noch niemals, sein nicht nachlassendes Augenleiden erträgt er mit einer Geduld und Heiterkeit, die ich nicht genug bewundern und lieben kann; Dein Gruß hat ihm große Freude gemacht, ich denke er wird Dir selbst noch einige Zeilen hieran schreiben.

Mir ist hier wieder so recht innerlich wohl geworden, wie man es doch nur im elterlichen Hause fühlt, wo man erst recht weiß daß man ausgeht und wieder nach Hause kommt, wenn man anderswo nur in die Stadt geht; trotz aller Veränderungen leben wir so behaglich, daß wir wohl sehen wir sind einander nicht fremd geworden. Um so mehr betrübt es mich dies Glück immer nur auf gegebne Zeit genießen zu können, und auch jetzt schon wieder bald fort zu müssen, denn in 3-4 Tagen werde ich wohl wieder zurückreisen; aber leider hat sich diesmal wie sich die Freude an dem elterlichen Hause mir erhöht hat, auch mein Widerwille gegen alles was man Berlin nennen kann gesteigert, so daß ich fürchte, ich werde niemals wieder hier längere Zeit wohnen oder gar mich festsetzen können. Die Politik spielt wohl auch mit hinein, und diese ewige Verehrung des Russischen, und die Annäherung an Rußland bei der Entfremdung gegen Deutschland thut wohl das ihrige, daß mir die Stadt mit dem vielen Militair, und den großen leeren viereckigen Plätzen, und der KunstausstellungKöniglich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschland wo PaskewitschsPaskewitsch, Iwan Fjodorowitsch Graf von Eriwan (1782-1856) und des russischen KaisersRussland, Nikolaus I. Pawlowitsch (Nikolaj Pavlovič) von (1796-1855) Portrait<name key="PSN0112563" style="hidden" type="author">Krüger, Franz (1797-1857)</name><name key="CRT0109602" style="hidden" type="art">Zar Nikolaus I.</name> die Hauptbilder sind, verleidet werden muß; doch ist das nur so ein Grund, den ich mir raisonnirend heraussuche, das Wesentliche ist der Eindruck, den mir die Stadt macht, der ist durchaus ein unerfreulicher, erdrückender, und dennoch kleinstädtischer. Es ist hier nicht deutsch und doch nicht ausländisch, nicht wohlthuend und doch sehr gebildet, nicht lebhaft und doch sehr aufgereizt, ich muß an den Frosch denken, der sich aufblasen will, nur daß er hier nicht zerspringt, sondern am Ende wirklich ein Ochse werden wird – aber ich mag nicht blasen helfen. Nun ist mirs aber unmöglich so ein bloßer musikalischer gentleman zu sein, und blos auf meinem Zimmer an der Musik weiter zu arbeiten; dadurch verliere ich das große Glück mit den Meinigen zusammenzuleben, ob mir das schwer fällt, brauche ich Dir wohl nicht zu sagen, aber ich weiß es nicht zu ändern.

Du sagst Du würdest vielleicht nach Detmold gehen; bitte lieber Rosen, geh mich dann nicht vorüber, sondern sprich bei mir ein, wenn es auch nur für einen halben Tag ist, damit ich Dich in diesem Jahre doch wiedergesehen habe. Dein Bett soll bei mir bereit stehen, wie das vorigemal, und wenn wir uns nur eben wiedersprechen so ist das doch die Hauptsache, wenns auch für kurze Zeit sein muß.

Lebewohl, und grüße KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862), und Moscheles’Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)Moscheles, Charlotte (1805-1889) und HorsleysHorsley, Familie von → William H. und wen Du von den guten Freunden aus meinem Englischen Leben triffst. Laß mich sagen auf Wiedersehen und schreibe mir bald wieder ein Paar Zeilen.

DeinFelix Mendelssohn Bartholdy.Berlin d. 27 Sept. 1834.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)

ich kann einem von Felix hier, hear, an Sie geschriebnen Brief nicht ohne ein paar Worte des herzlichsten Grußes für Sie und KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) abgehn laßen; ich bin gegen Sie beide in eine unabtragbare Schreibschuld gerathen, für welche, so wie für die viel wichtigeren Verbindlichkeiten, welche Sie mir im vergangenen Jahre auferlegt, ich Ihnen nicht einmal nach dem Ton morscher Oboen gerecht werden kann. Und zwar nicht allein des sehr schlimmen Zustandes meiner Augen wegen, sondern weil ich Dank wohl fühlen, aber nicht sagen, oder schreiben kann.

Leben Sie wohl, und vergessen Sie Deutschland nicht.Der IhrigeAMBy
            Lieber Rosen Ich weiß nicht wie ich diesen Brief anfangen soll, und Dich recht um Verzeihung bitten, wegen meines Stillschweigens. Den ersten Tag wo ich hier ankam, wollte ich Dir schreiben und Dir sagen, wie ich nach so langer Zeit wieder unter den Meinigen Dich mir doch noch von ganzem Herzen herwünschte, und Vater wollte mit an dem Briefe schreiben und nun ist es doch unterblieben bis jetzt, wo Deine lieben Zeilen da sind. Du frägst gar, ob Du etwas gethan, das mir misfalle, aber so was thust Du ein für allemal Dein ganzes Lebenlang nicht, und als mir neulich Droysen von Dir erzählte, der nach kurzem augenblicklichen Begegnen, doch den ganzen Eindruck von Dir zu haben schien und Dich in dieser Zeit liebgewonnen hatte, da war mir es wieder so recht froh, daß Du gerade 1834 in der Welt wärest, nicht früher oder später, und daß ich auch was von Dir hätte. Dergleichen magst Du wohl nicht hören, und ich will auch nicht oft davon reden, aber wissen mußt Du doch, daß ich mich darin auch niemals ändern kann, ich mag nun sehr alt oder gar nicht alt werden, bleibe nur Du mir gut.
Die Meinigen sind alle wohl, und grüßen Dich von ganzem Herzen; Mutter hat die Krankheit glücklich überstanden, und außer daß sie ein wenig blässer ist, finde ich sie gänzlich unverändert, regsam und lebhaften Geistes wie immer, so auch die beiden Schwester, die nun schon Kindererziehung studiren müssen, die schreienden vor die Thür sperren, oder auf die Hand schlagen, oder zu Bett schicken, wie mir das vor kurzem auch geschehen ist, und wie die es in kurzem wieder thun werden, Walter Dirichlet kann noch nicht sprechen, nur den Mund aufmachen, wenn man Kuß zu ihm sagt, Sebastian Hensel trägt Hosen, spricht sehr hochdeutsch und klettert auf einen niedrigen Baum im Garten; Fanny läßt Dir vielmal für Deine Antwort danken, und freut sich auf den versprochnen längeren Brief, der folgen sollte. (Hiebei fällt mir ganz ohne Veranlassung ein, wie ich durch Dich mal erfuhr man schreibe receipt, nicht ohne p, und wie Du den Dictionnaire holtest, und Recht hattest, worüber ich mich noch heut ärgere) Wir sind alle Abende zusammen, streiten über alles weil wir eben eigentlich recht einig sind, machen viel Musik, kurz wir leben wie damals, wo Du es kanntest. Vater ist so liebenswürdig, wie noch niemals, sein nicht nachlassendes Augenleiden erträgt er mit einer Geduld und Heiterkeit, die ich nicht genug bewundern und lieben kann; Dein Gruß hat ihm große Freude gemacht, ich denke er wird Dir selbst noch einige Zeilen hieran schreiben.
Mir ist hier wieder so recht innerlich wohl geworden, wie man es doch nur im elterlichen Hause fühlt, wo man erst recht weiß daß man ausgeht und wieder nach Hause kommt, wenn man anderswo nur in die Stadt geht; trotz aller Veränderungen leben wir so behaglich, daß wir wohl sehen wir sind einander nicht fremd geworden. Um so mehr betrübt es mich dies Glück immer nur auf gegebne Zeit genießen zu können, und auch jetzt schon wieder bald fort zu müssen, denn in 3-4 Tagen werde ich wohl wieder zurückreisen; aber leider hat sich diesmal wie sich die Freude an dem elterlichen Hause mir erhöht hat, auch mein Widerwille gegen alles was man Berlin nennen kann gesteigert, so daß ich fürchte, ich werde niemals wieder hier längere Zeit wohnen oder gar mich festsetzen können. Die Politik spielt wohl auch mit hinein, und diese ewige Verehrung des Russischen, und die Annäherung an Rußland bei der Entfremdung gegen Deutschland thut wohl das ihrige, daß mir die Stadt mit dem vielen Militair, und den großen leeren viereckigen Plätzen, und der Kunstausstellung wo Paskewitschs und des russischen Kaisers Portrait die Hauptbilder sind, verleidet werden muß; doch ist das nur so ein Grund, den ich mir raisonnirend heraussuche, das Wesentliche ist der Eindruck, den mir die Stadt macht, der ist durchaus ein unerfreulicher, erdrückender, und dennoch kleinstädtischer. Es ist hier nicht deutsch und doch nicht ausländisch, nicht wohlthuend und doch sehr gebildet, nicht lebhaft und doch sehr aufgereizt, ich muß an den Frosch denken, der sich aufblasen will, nur daß er hier nicht zerspringt, sondern am Ende wirklich ein Ochse werden wird – aber ich mag nicht blasen helfen. Nun ist mirs aber unmöglich so ein bloßer musikalischer gentleman zu sein, und blos auf meinem Zimmer an der Musik weiter zu arbeiten; dadurch verliere ich das große Glück mit den Meinigen zusammenzuleben, ob mir das schwer fällt, brauche ich Dir wohl nicht zu sagen, aber ich weiß es nicht zu ändern.
Du sagst Du würdest vielleicht nach Detmold gehen; bitte lieber Rosen, geh mich dann nicht vorüber, sondern sprich bei mir ein, wenn es auch nur für einen halben Tag ist, damit ich Dich in diesem Jahre doch wiedergesehen habe. Dein Bett soll bei mir bereit stehen, wie das vorigemal, und wenn wir uns nur eben wiedersprechen so ist das doch die Hauptsache, wenns auch für kurze Zeit sein muß.
Lebewohl, und grüße Klingemann, und Moscheles’ und Horsleys und wen Du von den guten Freunden aus meinem Englischen Leben triffst. Laß mich sagen auf Wiedersehen und schreibe mir bald wieder ein Paar Zeilen.
Dein
Felix Mendelssohn Bartholdy.
Berlin d. 27 Sept. 1834.
ich kann einem von Felix hier, hear, an Sie geschriebnen Brief nicht ohne ein paar Worte des herzlichsten Grußes für Sie und Klingemann abgehn laßen; ich bin gegen Sie beide in eine unabtragbare Schreibschuld gerathen, für welche, so wie für die viel wichtigeren Verbindlichkeiten, welche Sie mir im vergangenen Jahre auferlegt, ich Ihnen nicht einmal nach dem Ton morscher Oboen gerecht werden kann. Und zwar nicht allein des sehr schlimmen Zustandes meiner Augen wegen, sondern weil ich Dank wohl fühlen, aber nicht sagen, oder schreiben kann.
Leben Sie wohl, und vergessen Sie Deutschland nicht. Der Ihrige
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Den ersten Tag wo ich hier ankam, wollte ich Dir schreiben und Dir sagen, wie ich nach so langer Zeit wieder unter den Meinigen Dich mir doch noch von ganzem Herzen herwünschte, und <persName xml:id="persName_b035e7a1-9b74-4197-86ae-924e95b2e5cf">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> wollte mit an dem Briefe schreiben und nun ist es doch unterblieben bis jetzt, wo Deine lieben Zeilen da sind. Du frägst gar, ob Du etwas gethan, das mir misfalle, aber so was thust Du ein für allemal Dein ganzes Lebenlang nicht, und als mir neulich <persName xml:id="persName_8b9845da-2aec-4935-be2a-8dc4f6a74b59">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> von Dir erzählte, der nach kurzem augenblicklichen Begegnen, doch den ganzen Eindruck von Dir zu haben schien und Dich in dieser Zeit liebgewonnen hatte, da war mir es wieder so recht froh, daß Du gerade 1834 in der Welt wärest, nicht früher oder später, und daß ich auch was von Dir hätte. Dergleichen magst Du wohl nicht hören, und ich will auch nicht oft davon reden, aber wissen mußt Du doch, daß ich mich darin auch niemals ändern kann, ich mag nun sehr alt oder gar nicht alt werden, bleibe nur Du mir gut.</p><p>Die Meinigen sind alle wohl, und grüßen Dich von ganzem Herzen; <persName xml:id="persName_1b7af652-cfc9-4622-9ac9-873a108e00eb">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> hat die Krankheit glücklich überstanden, und außer daß sie ein wenig blässer ist, finde ich sie gänzlich unverändert, regsam und lebhaften Geistes wie immer, so auch die <persName xml:id="persName_12fcd38a-c210-446c-8fa5-8e03e3189296">beiden Schwester<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, die nun schon Kindererziehung studiren müssen, die schreienden vor die Thür sperren, oder auf die Hand schlagen, oder zu Bett schicken, wie mir das vor kurzem auch geschehen ist, und wie die es in kurzem wieder thun werden, <persName xml:id="persName_17ba7d64-2f21-4093-bbf1-3f7c1d9a1eeb">Walter Dirichlet<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> kann noch nicht sprechen, nur den Mund aufmachen, wenn man Kuß zu ihm sagt, <persName xml:id="persName_ff76e26d-674b-4303-9ec6-ebaf63a510bd">Sebastian Hensel<name key="PSN0111898" style="hidden">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> trägt Hosen, spricht sehr hochdeutsch und klettert auf einen niedrigen Baum im Garten; <persName xml:id="persName_de5f78fb-7516-4fad-b6cb-51bdfa02d863">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> läßt Dir vielmal für Deine Antwort danken, und freut sich auf den versprochnen längeren Brief, der folgen sollte. (Hiebei fällt mir ganz ohne Veranlassung ein, wie ich durch Dich mal erfuhr man schreibe receipt, nicht ohne p, und wie Du den Dictionnaire holtest, und Recht hattest, worüber ich mich noch heut ärgere) Wir sind alle Abende zusammen, streiten über alles weil wir eben eigentlich recht einig sind, machen viel Musik, kurz wir leben wie damals, wo Du es kanntest. <persName xml:id="persName_cf1a2886-048d-404e-81cd-cd4456479a1a">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> ist so liebenswürdig, wie noch niemals, sein nicht nachlassendes Augenleiden erträgt er mit einer Geduld und Heiterkeit, die ich nicht genug bewundern und lieben kann; Dein Gruß hat ihm große Freude gemacht, ich denke er wird Dir selbst noch einige Zeilen hieran schreiben.</p><p>Mir ist hier wieder so recht innerlich wohl geworden, wie man es doch nur im elterlichen Hause fühlt, wo man erst recht weiß daß man ausgeht und wieder nach Hause kommt, wenn man anderswo nur in die Stadt geht; trotz aller Veränderungen leben wir so behaglich, daß wir wohl sehen wir sind einander nicht fremd geworden. Um so mehr betrübt es mich dies Glück immer nur auf gegebne Zeit genießen zu können, und auch jetzt schon wieder bald fort zu müssen, denn in 3-4 Tagen werde ich wohl wieder zurückreisen; aber leider hat sich diesmal wie sich die Freude an dem elterlichen Hause mir erhöht hat, auch mein Widerwille gegen alles was man Berlin nennen kann gesteigert, so daß ich fürchte, ich werde niemals wieder hier längere Zeit wohnen oder gar mich festsetzen können. Die Politik spielt wohl auch mit hinein, und diese ewige Verehrung des Russischen, und die Annäherung an Rußland bei der Entfremdung gegen Deutschland thut wohl das ihrige, daß mir die Stadt mit dem vielen Militair, und den großen leeren viereckigen Plätzen, und der <placeName xml:id="placeName_294eeffd-766f-4864-89ed-dd6d8eb8a47b">Kunstausstellung<name key="NST0100240" style="hidden" subtype="Kunstausstellung" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> wo <persName xml:id="persName_65566b71-adbf-4c3e-8678-fcd1eedddb99">Paskewitschs<name key="PSN0113758" style="hidden">Paskewitsch, Iwan Fjodorowitsch Graf von Eriwan (1782-1856)</name></persName> und des <persName xml:id="persName_c32eea6e-1289-49a7-a9ff-cb639d8b6b6b">russischen Kaisers<name key="PSN0114371" style="hidden">Russland, Nikolaus I. Pawlowitsch (Nikolaj Pavlovič) von (1796-1855)</name></persName> <title xml:id="title_0f07966b-8cd0-4104-8e90-175f79abb79f">Portrait<name key="PSN0112563" style="hidden" type="author">Krüger, Franz (1797-1857)</name><name key="CRT0109602" style="hidden" type="art">Zar Nikolaus I.</name></title> die Hauptbilder sind, verleidet werden muß; doch ist das nur so ein Grund, den ich mir raisonnirend heraussuche, das Wesentliche ist der Eindruck, den mir die Stadt macht, der ist durchaus ein unerfreulicher, erdrückender, und dennoch kleinstädtischer. Es ist hier nicht deutsch und doch nicht ausländisch, nicht wohlthuend und doch sehr gebildet, nicht lebhaft und doch sehr aufgereizt, ich muß an den Frosch denken, der sich aufblasen will, nur daß er hier nicht zerspringt, sondern am Ende wirklich ein Ochse werden wird – aber ich mag nicht blasen helfen. Nun ist mirs aber unmöglich so ein bloßer musikalischer gentleman zu sein, und blos auf meinem Zimmer an der Musik weiter zu arbeiten; dadurch verliere ich das große Glück mit den Meinigen zusammenzuleben, ob mir das schwer fällt, brauche ich Dir wohl nicht zu sagen, aber ich weiß es nicht zu ändern.</p><p>Du sagst Du würdest vielleicht nach Detmold gehen; bitte lieber Rosen, geh mich dann nicht vorüber, sondern sprich bei mir ein, wenn es auch nur für einen halben Tag ist, damit ich Dich in diesem Jahre doch wiedergesehen habe. Dein Bett soll bei mir bereit stehen, wie das vorigemal, und wenn wir uns nur eben wiedersprechen so ist das doch die Hauptsache, wenns auch für kurze Zeit sein muß.</p><p>Lebewohl, und grüße <persName xml:id="persName_777f5779-c052-4a99-92a5-56b4af42fce2">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>, und <persName xml:id="persName_a76a8299-e53e-4034-9b00-87b89916bd42">Moscheles’<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> und <persName xml:id="persName_afc2d86a-26c3-44d8-a39e-a2e2c48ee053">Horsleys<name key="PSN0112100" style="hidden">Horsley, Familie von → William H.</name></persName> und wen Du von den guten Freunden aus meinem Englischen Leben triffst. <seg type="closer" xml:id="seg_dadb4213-14da-48c3-998a-ca7783e52eac">Laß mich sagen auf Wiedersehen und schreibe mir bald wieder ein Paar Zeilen.</seg></p><signed rend="right">Dein</signed><signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed><dateline rend="left">Berlin d. <date cert="high" when="1834-09-27" xml:id="date_74618af4-0aa0-4450-aedd-dc8b15138d3e">27 Sept. 1834</date>.</dateline></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_8aed0cb5-cda4-40f3-93ff-5b9aad0962df"><docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor><docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">ich kann einem von Felix hier, hear, an Sie geschriebnen Brief nicht ohne ein paar Worte des herzlichsten Grußes für Sie und <persName xml:id="persName_116784a4-1caf-492a-b74e-de534fb9cd83">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> abgehn laßen; ich bin gegen Sie beide in eine unabtragbare Schreibschuld gerathen, für welche, so wie für die viel wichtigeren Verbindlichkeiten, welche Sie mir im vergangenen Jahre auferlegt, ich Ihnen nicht einmal nach dem Ton morscher Oboen gerecht werden kann. Und zwar nicht allein des sehr schlimmen Zustandes meiner Augen wegen, sondern weil ich Dank wohl fühlen, aber nicht sagen, oder schreiben kann.</p><closer rend="left" xml:id="closer_10b1c304-9540-4280-8eff-8a7db46b994b">Leben Sie wohl, und vergessen Sie Deutschland nicht.</closer><signed rend="right">Der Ihrige</signed><signed rend="right">AMBy</signed></div></body> </text></TEI>