fmb-1834-08-06-01
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Düsseldorf, 6. August 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
„daß, da ich so bald antworte, Du um so länger wieder aufschieben wirst“ Und also muß gleich heut auf Deinen gestern empfangnen sehr lieben Brief geantwortet werden, damit Du siehst daß ich besser bin als mein Ruf, und daß Du mich in ganz falschem Verdacht hattest. Sey aber schön bedankt für den Brief, und daß Du gleich wieder schreibst, und daß Du mir mein unrechtes Stillschweigen nicht übel genommen hast, sondern mir der alte geblieben bist. Damit hast Du mich sehr erfreut und das muß ich Dir eben gleich wieder sagen. Dein ganzer Brief ist so recht wohlig und vergnügt, daß ich wieder rechte Lust bekommen habe, Dich nun einmal in Deiner Häuslichkeit zu sehen, statt mich blos mit der Beschreibung oder dem Ausmalen davon zu begnügen. Leider wird das sobald nicht gehen, obgleich ich Ende dieses Monats auf einige Wochen nach Berlin reise, und Dir also viel näher komme. Aber meine Zeit ist beschränkt, und so muß ich sie ausschließlich mit
Warum kannst Du Dir aber denken, daß ich nicht gern sähe Du habest
will, sondern immer für wahr und richtig hält, was er sagt, der
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kann, sondern nur wenns die haben
muß, und Du wirst Dir bei Deinem Theaterpubl. wie Du es ausmalst nur verdorbene Leute, keine gesunden denken können, die hingehn, um ein Stück und ein Kunstwerk zu sehen. Ich weiß, daß es mir nur langweilig oder erhebend gewesen ist, (freilich öfter das erste) aber verderblich hat mirs nie scheinen wollen, und es nun gar deswegen zu verbieten – aber das spielt in ein weites Gebiet und in ein ernstes Thema hinüber, und die Politik, die leidige, spricht auch mit, und es läßt sich auf einem so kleinen Rande, wie der hier, nicht durchsprechen. Vielleicht mal mündlich, und kaum. Ich würde Dir was von meinen Sachen geschickt haben, will es aber lieber von Berlin aus thun; die
Düsseldorf den 6 Aug 1834. „daß, da ich so bald antworte, Du um so länger wieder aufschieben wirst“ Und also muß gleich heut auf Deinen gestern empfangnen sehr lieben Brief geantwortet werden, damit Du siehst daß ich besser bin als mein Ruf, und daß Du mich in ganz falschem Verdacht hattest. Sey aber schön bedankt für den Brief, und daß Du gleich wieder schreibst, und daß Du mir mein unrechtes Stillschweigen nicht übel genommen hast, sondern mir der alte geblieben bist. Damit hast Du mich sehr erfreut und das muß ich Dir eben gleich wieder sagen. Dein ganzer Brief ist so recht wohlig und vergnügt, daß ich wieder rechte Lust bekommen habe, Dich nun einmal in Deiner Häuslichkeit zu sehen, statt mich blos mit der Beschreibung oder dem Ausmalen davon zu begnügen. Leider wird das sobald nicht gehen, obgleich ich Ende dieses Monats auf einige Wochen nach Berlin reise, und Dir also viel näher komme. Aber meine Zeit ist beschränkt, und so muß ich sie ausschließlich mit meiner Familie zubringen, die ich nun wieder lange nicht gesehen. Kommst Du denn nicht vielleicht mal hinüber? Etwa zur Ausstellung oder sonst? Und könntest es für den September so einrichten? Das wäre nett und ganz ausführbar, meine ich. Siehe doch einmal zu. Warum kannst Du Dir aber denken, daß ich nicht gern sähe Du habest Schneider den Text gezeigt? Und was könnte mir daran verdrießlich gewesen sein? Du hältst mich doch nicht für so einen Kerl, der wenn er einmal eine Idee hat die so ängstlich hütet wie ein Geiziger sein Geld, und keinen heranläßt, bis er selbst alles producirt; es hat das zwar eigentlich nichts schlimmes, und doch ist mirs fatal, diese Art Ängstlichkeit, und selbst wenn mirs mal geschähe, daß einer dasselbe machte, was ich vorhabe, wäre mir es nicht anders. Denn eins von beiden muß das bessere werden, und dann ist es gut, oder sie werden beide nicht gut, und dann ists wieder nicht Schade. Übrigens bin ich heut melancholisch, wie seit mehrern Tagen, wo ich complett brach liege, und gar nichts schreibe, ob aus Hitze und Schwüle oder sonst, das weiß ich nicht. Nun ist der erste Theil des Paulus beinahe fertig, und ich stehe davor, wie die Kuh und kann nicht in das neue Thor, und mache ihn eben doch nicht fertig, – nämlich die Ouvertüre fehlt noch und ist ein schweres Stück. Unmittelbar nach den Worten des Herrn bei der Bekehrung habe ich einen großen Chor „mache dich auf werde Licht &c. Jes. 60, 1, 2“ eintreten lassen, den ich bisjetzt für den besten Moment im ersten Theil halte. – Ich weiß nicht was ich zu Deinem Urtheile über Marx sagen soll, es ist wohl ein wenig zu hart, und dann ist auch wieder etwas darin was nur leider allzuwahr ist, und was ich mit seinen Compositionen im Zusammenhange finde. Aber Du thust Du nach meiner Überzeugung ihm ganz Unrecht, wenn Du ihn für einen Schmeichler hältst, da er niemals schmeicheln will, sondern immer für wahr und richtig hält, was er sagt, der Müller Flügel für das schönste Instrument auf Erden, &c., wie ihm gerade in dem Augenblick zu Muth ist – aber wenn eben solche Erregbarkeit der Phantasie nicht auch wieder in sich ihr Bestimmtes, Festes, Schaffendes hat, wenn sie nichts hervorbringen kann, als ein augenblickliches Versetzen in etwas Fremdes, dann ist es freilich schlimm, und ich muß anfangen zu fürchten, so sei es hier, da seine Sachen mir allzusehr misfallen. Dies schließt aber eine lange Zeit in sich, die mir schwer geworden ist, und wo michs viel kostete, mir selbst zu sagen, was ich Dir jetzt. Übrigens stimme ich Deiner Frau ganz bei, die lieber ganz weggehen wollte, denn ich weiß daß mir bei ähnlichen Aeußerungen und namentlich gegen Damen auch oft zum Weglaufen wurde. Was Du mir von der Basedowschen Familie schreibst ist mir auch leid, denn ich kenne kein beengendes Gefühl, wie das, Feinde zu haben, und doch scheint es unmöglich dem auszuweichen. Wenigstens kann ich aber zu meiner Freude sagen, daß auch jetzt, wo ich doch mit vielen Menschen in Berührung und oft in unangenehme gekommen bin, keinen weiß mit dem ich nicht Freund sein würde, wenn er mir es im geringsten frei stellte, und so wird es ja wohl da auch mit Dir sein. Was Du vom Theater schreibst, da geht es Dir ganz so schlimm, wie mit Bretschneiders Recension, denn ich bin ja selbst zwar nicht Redacteur, aber noch was schlimmres, eine Art Ehrenintendant, oder wie Du es nennen willst, des neuen hiesigen Theaters in spe, und nehme mich also schon aus Amteifer der Bühnensache an. Aber im Ernst, ich bin nicht Deiner Meinung, daß es für 3 4 Menschen schädlich sei, und glaube, daß die denen es schadet denselben Nachtheil, und vielleicht einen schlimmern finden würden, ohne das Theater. Denn hier ist immer noch nicht die platte Realität, die auch in der Welt existirt – und im Allgemeinen halte ich etwas nicht für schädlich wenn es schlimme Folgen haben kann, sondern nur wenns die haben muß, und Du wirst Dir bei Deinem Theaterpubl. wie Du es ausmalst nur verdorbene Leute, keine gesunden denken können, die hingehn, um ein Stück und ein Kunstwerk zu sehen. Ich weiß, daß es mir nur langweilig oder erhebend gewesen ist, (freilich öfter das erste) aber verderblich hat mirs nie scheinen wollen, und es nun gar deswegen zu verbieten – aber das spielt in ein weites Gebiet und in ein ernstes Thema hinüber, und die Politik, die leidige, spricht auch mit, und es läßt sich auf einem so kleinen Rande, wie der hier, nicht durchsprechen. Vielleicht mal mündlich, und kaum. Ich würde Dir was von meinen Sachen geschickt haben, will es aber lieber von Berlin aus thun; die Meeresstille habe ich ganz umgearbeitet diesen Winter, und glaube sie ist etwa 30mal besser nun. Auch Lieder und Claviersachen hab ich nun. Du sagst die Zeitungen erhöben mich; das macht mir immer plaisir, obwohl ich sie nicht lese, keine musikalische und andre noch weniger, nur zuweilen die Englische, wo gute Reden drin stehen. Mein Trio ist noch nicht weiter, als vor 3 Jahren. Ich wills blos machen. Nun wirds immer enger und kürzer, also ist der Brief aus. Lebewohl. Dein Felix MB
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-08-06" xml:id="date_c9b4d2c5-5321-4bf2-86bb-368cf9d0263d">6. 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Sey aber schön bedankt für den Brief, und daß Du gleich wieder schreibst, und daß Du mir mein unrechtes Stillschweigen nicht übel genommen hast, sondern mir der alte geblieben bist. Damit hast Du mich sehr erfreut und das muß ich Dir eben gleich wieder sagen. Dein ganzer Brief ist so recht wohlig und vergnügt, daß ich wieder rechte Lust bekommen habe, Dich nun einmal in Deiner Häuslichkeit zu sehen, statt mich blos mit der Beschreibung oder dem Ausmalen davon zu begnügen. Leider wird das sobald nicht gehen, obgleich ich Ende dieses Monats auf einige Wochen nach Berlin reise, und Dir also viel näher komme. Aber meine Zeit ist beschränkt, und so muß ich sie ausschließlich mit <persName xml:id="persName_2286a9b6-30df-4513-8a77-f50436913161">meiner Familie<name key="PSN0113241" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName> zubringen, die ich nun wieder lange nicht gesehen. Kommst Du denn nicht vielleicht mal hinüber? 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