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fmb-1834-08-05-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Düsseldorf, 4. und 5. August 1834 Liebe Eltern Euern Brief vom 28sten habe ich bekommen, und sehe leider daß ich nicht das Vergnügen haben werde, mit Dir lieber Vater oder gar mit Euch beiden, ein Stückchen Land zu durchwandern oder vielmehr Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 4, 982.

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. IIIb/46 und 47 (206). Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 4. und 5. August 1834 Liebe Eltern Euern Brief vom 28sten habe ich bekommen, und sehe leider daß ich nicht das Vergnügen haben werde, mit Dir lieber Vater oder gar mit Euch beiden, ein Stückchen Land zu durchwandern oder vielmehr

6 beschr. S.

Felix Mendelssohn Bartholdy

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Mendelssohn, Briefe 1833-1847, S. 48-52 (Teildruck). Klein, Almanach, S. 228 (Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

4. und 5. August 1834 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Berlin Deutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Düsseldorf den 4ten August 1834.

Liebe Eltern Euern Brief vom 28sten habe ich bekommen, und sehe leider daß ich nicht das Vergnügen haben werde, mit Dir lieber Vater oder gar mit Euch beiden, ein Stückchen Land zu durchwandern oder vielmehr durchfahren und anzusehen. Die Gründe dagegen sind freilich allzueinleuchtend, und doch thut mir es leid, daß es für ein ander Jahr verschoben werden muß, wo vielleicht die Tage nicht so schön sommerlich sind, wie in diesem. Denn von der Hitze, über die Ihr klagt, haben wir nur wenig zu leiden gehabt, sie war durch Gewitter, kurze Regenschauer, Wind, oft abgekühlt, und das Wetter durchgängig so herrlich, wie ich noch nie erlebt habe. Dann war auch mein Grund zur Reise, mir die Theater und ihr Personal ein wenig anzusehen und mich damit in mehr Verbindung zu setzen, kein Vorwand sondern wirklich une verité, ja ich fürchte deshalb meinen Aufenthalt in Berlin ein wenig abkürzen zu müssen. Vorläufig habe ich indessen an Julius RitzRietz, August Wilhelm Julius (1812-1877) geschrieben und ihn dringend gebeten bis zum 20sten hier zu sein, da ich ihn durchaus ein Paar Tage hier sprechen und au fait setzen muß, ehe ich fort kann, sobald das geschehen ist reise ich ab und nun also direct über Cassel nach Berlin, wo ich Ende dieses Monats schon zu sein gedenke.

Den Tag meiner Abreise kann ich erst nach erhaltener Antwort von RitzRietz, August Wilhelm Julius (1812-1877) bestimmen, dann thue ich es aber gleich, und wenn ich (wie ich vielleicht denke) meine Theatergeschichten ganz und gar ihm auftragen kann, so habe ich Zeit gute 4 Wochen bei Euch zu bleiben, und das wäre nicht übel. Ich hoff’s auch. Also auf Wiedersehen in der Leipziger Straße. Warum sind denn die SchwesternDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) ganz verstummt? Beckchen vom 18ten Juli war die letzte, die sich hören ließ. Mir geht es seit etwa 8 Tagen wo wir sehr starke Gewitter mit schwüler Luft haben so faul, daß ich den ganzen Tag nichts thun kann, namentlich nicht componiren, was mich verdrießlich macht. Zum Schlafen und Essen habe ich ganz allein Lust, außerdem allenfalls noch zum Baden und mein PferdTyrol (Tirol), Pferd von → Felix Mendelssohn Bartholdy zu reiten, welches ein Liebling aller meiner Bekannten ist, und durch seinen guten Character wahren Respect verdient. Nur ist es sehr furchtsam, und als ich es neulich im Gewitter ritt, fuhr es bei jedem Blitz so zusammen, daß michs ordentlich dauerte. Neulich machte ich wieder eine Reitparthie nach Saarn zum Namenstage der Mde. TrenelleTrenelle, Anna, der durch Kränze, Feuerwerke, Schießen, große Gesellschaft, Ball &c. gefeiert wurde; der Weg war wieder reizend, obwohl anders als im Frühjahr, der Apfelbaum an der Kegelbahn der damals blühte hatte nun dicke unreife grüne Aepfel, und ich konnte zuweilen übers Stoppelfeld reiten, und durch einen Nebenweg in den dicken schattigen Wald, dabei begegneten mir aber mehrere Schnellposten wieder ganz an denselben Orten (weil ich zu derselben Stunde ausgeritten war) sogar dieselben Schafheerden, und in der Schmiede gings ebenso lustig und laut zu, und ein Bürger in Rathingen barbirte sich wieder, worauf ich in meine alten Philosophieen verfiel, von denen Du, lieber Vater, nichts wissen willst. Tags drauf ritt ich von da weiter nach Werden, einem allerliebst gelegnen Orte, wo ich eine Orgel zu untersuchen hatte, die ganze Gesellschaft fuhr mit, es wurde Kirschkuchen aus dem Wagen aufs Pferd gereicht, in Werden im Freien gegessen, auf der OrgelEvangelischer Kirchsaal (Haus Fuhr)WerdenDeutschland erging ich mich nach Herzenslust in Phantasieen und Sebastian BächenBach, Johann Sebastian (1685-1750), dann wurde in der Ruhr gebadet so kühl und abendlich daß es eine Wonne war, dann ritt ich sehr behaglich wieder nach Saarn. Beim Baden in der Ruhr war es ganz apart schön, erstlich ein Platz dicht am Wasser mit hohem Grase, in dem große behauene Steine lagen, wie einem Sultan expreß hingelegt fürs Abkühlen und für die Kleider, dann kam man gleich am Ufer bis an den Hals ins Wasser, dann waren die bewachsenen Berge gegenüber hell von der Abendsonne beschienen, und der kleine Fluß der nur sehr langsam fließt ganz kühl und schattig. Und recht in Deutschland fühlte ich mich, als ich hinüberschwamm und ein Mann der am andern Ufer ging sogleich still stand und eine ordentliche Conversation mit mir anfing, der ich im Wasser lag und pustete, ob ich da wohl Grund hätte, und ob Schwimmen wohl recht schwer sei, und obs im Wasser warm sei? Und dann fühlte ich mich auch leider sehr in Deutschland als die FrauHolthausen, Anna Sophia des OrganistenHolthausen, Wilhelm Friedrich, den ich besuchen wollte, mir einen Schnaps vorsetzte und so sehr beklagte daß ihr MannHolthausen, Wilhelm Friedrich gerade verreis’t sei, weil er so viele Feinde hätte, die alle behaupteten er könne gar nicht Orgel spielen, und weil er mir nun etwas hätte vorspielen müssen, damit ich dann alle das Gerede durch mein Urtheil (Salomonis) zu Schanden gemacht hätte. Zank und Streit giebts aller Orten, und zu der hübschen, neuen OrgelSt. Ludgerus (Abteikirche)WerdenDeutschland, die sie mit vielen Kosten erbaut haben, auf einem großen geräumigen Chor, führt eine dunkle, enge Hühnersteige hinauf, ohne Fenster, mit einem Strick an der Seite zum Anhalten, wo man sich an 17 Stellen den Hals brechen kann, und auf mein Befragen sagte der PfarrerGülpen, Theodor van (1761-1840) das hätten sie absichtlich so gelassen, damit nicht ein jeder aus der Kirche auf die Orgel laufen könne. Schlösser und Schlüssel vergessen sie bei dieser großen Pfiffigkeit; dergleichen ist immer sehr betrübt für mich. Den Abend vor dieser Saarner Reise (heut vor 8 Tagen) hatte ich ein großes Plaisir. Ich hatte die Correcturbogen meines esdur Rondos<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zjn4rwl9-ybjo-mbxe-l63w-u3p1t4ngja2m"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100352" style="hidden">Rondo brillant Es-Dur für Klavier und Orchester, [November 1833] bis 29. Januar 1834<idno type="MWV">O 10</idno><idno type="op">29</idno></name> von Leipzig bekommen, und weil ichs nicht gern hätte drucken lassen, ohne es wenigstens einmal mit dem Orchester versucht zu haben so lud ich mir sämmtliche hiesige Musikanten in den hiesigen MusiksaalBeckerscher Saal (Geislerscher Saal)DüsseldorfDeutschland zusammen und probirte es mit ihnen. Da ich sie nun nicht bezahlen konnte, denn das hätten sie übel genommen, so gab ich ihnen ein souper mit Kalbsbraten und Butterbrod und machte sie so betrunken, wie sie nur wünschen konnten. Das war aber das Plaisir nicht, sondern meine Ouvertüre zu Melusina<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bn7b750r-chju-tk6m-kf6h-tkb9lfbciwhw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name>, die ich da zum erstenmale spielen ließ, und die mir sehr gut gefiel. Ich weiß so bei manchen Stücken vom ersten Tacte an, daß sie gut klingen werden und Zug haben, und so gings mir, zu meiner Freude damit sobald sich die Clarinette im ersten Tacte hinaufwälzte. Es ging schlecht und doch hatte ich mehr Vergnügen daran, als bei mancher vollkommnen Aufführung, und ging Abends mit einem so frohen Gefühl nach Hause, wie seit langer Zeit nicht. Für FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) habe ich zu melden, daß ich die von ihr angemerkte Stelle im asdur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_uedbmgml-bacl-iod6-oelg-cltnysrfyyei"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name> Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.ändern und wegbringen werde, so wie noch mehreres, wichtige andere, aber die Hauptsache klingt gut. Wir machten sie 3mal, und nach dem letztenmale fielen die Trompeter unmittelbar nach dem letzten leisen Accorde mit einem Tusch ein, was sich sehr lächerlich machte. Auch war es sehr schön, als wir bei Tische saßen und einer eine lange Rede mit Einleitung und allem möglichen anfing, und sich verhedderte und endlich mich leben ließ, worauf die Trompeter und Pauker, wie besessen aufsprangen und nach den Instrumenten liefen, um wieder Tusch zu blasen; dann hielt ich eine männliche Rede, Robert PeelsPeel, Sir Robert 2nd Baronet of Clanfield (1788-1850) würdig, worin ich Einigkeit und christliche Liebe und Tacthalten anempfahl, und mit einem Toaste auf die Fortschritte der Düsseldorfer Musik schloß. Dann sangen sie 4stimmige Lieder bei Tische, unter andern eins, das ich voriges Jahr zum Musikfest an WoringenWoringen, Georgius Otto Philippus von (1760-1838)Woringen, Theodor Franz Ferdinand von (1798-1851) geschenkt hatte, Musikantenprügelei<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_sd5ymrq9-3qs7-lywc-1rnk-qinlwztlqgyp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_male_choir_or_male_voices" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100207" style="hidden">Musikantenprügelei »Seht doch diese Fiedlerbanden« für vier Männerstimmen (Chor), 23. April 1833<idno type="MWV">G 13</idno><idno type="op"></idno></name> genannt, welches der hatte abschreiben lassen, welches der Abschreiber (einer der gegenwärtigen Spieler und Sänger) zugleich aber auch für sich selbst abgeschrieben hatte, und bei dieser Gelegenheit nun gelassen producirte, und welches mich selbst sehr lachen machte. Dann schwuren sie, dies sei der vergnügteste Abend ihres ganzen Lebens gewesen; dann zankten sie sich noch ein bischen, zum Zeichen wie sehr meine PeelschePeel, Sir Robert 2nd Baronet of Clanfield (1788-1850) Rede gewirkt hatte, dann legten die Nüchternen d. h. der dicke SchirmerSchirmer, Johann Wilhelm (1807-1863) und ich es wieder bei, dann gingen wir gegen Mitternacht aus einander, sie vergnügt über den Wein, und ich noch mehr über die Melusina<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_5ixndcus-kbka-9prm-fc6v-iaa9piwnju2r"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name>, und den andern Morgen um 6 Uhr saß ich zu PferdTyrol (Tirol), Pferd von → Felix Mendelssohn Bartholdy nach Saarn. Das waren ein Paar lustige Tage. – Liebe Mutter die Königinn von BayernBayern, Therese Charlotte Louise Friederike Amalie von (1792-1854) habe ich gesehen, aber nicht in Galla, sondern ich saß im Kahn und wollte nebst zwei andern eben in den Rhein springen, da kam sie auf ihrem Dampfboot an, da wir nun alle keine Schwimmhosen hatten, welches sich bei Hofe nicht schicken soll, so sprangen wir a tempo ins Wasser, als sie näher kam und besahen von da aus alle Ceremonieen, mit denen Graf SpeeSpee, Franz Joseph Anton Reichsgraf von (1781-1839) die Geistlichkeit und die Generale vorstellte, und wie Senatus Populusque Dusseldorfiensis am Ufer stand und Musik machte. Weiter hab ich dann nichts von ihr zu sehen bekommen. Ach Beckchen, neulich war KunstvereinversammlungverloosungsmorgenKunstverein für die Rheinlande und WestphalenDüsseldorfDeutschland, wo ich 2 Stunden lang saß und auf Deine oder meine Nummern paßte; aber sie kamen nicht, obwohl verschiedene andre, so daß ich Dir mit Bestimmtheit melden kann, Du habest nichts gewonnen, und ich ebenso wenig. Doch habe ich für mein Loos wenigstens Reden gehört, und bin vom VorsteherSpee, Franz Joseph Anton Reichsgraf von (1781-1839) gefragt worden ob einer der Anwesenden noch was einzuwenden hätte (wobei ich immer die größte Lust kriege, was einzuwenden) Du aber mußt ganz stille in Berlin sitzen, und hinnehmen was Du nicht gewinnst. Das ist wahr, daß Lord GreyGrey, Charles (gen. Viscount Howick) (seit 1807) 2nd Earl of (1764-1845) am allernobelsten da steht, lieber Vater, aber ich verstehe die andern noch gar nicht, namentlich BroughamBrougham, Henry Peter (seit 1830) 1st Baron Brougham and Vaux (1778-1868), von dem mir KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) sehr gut schreibt: was hat Lord BroughamBrougham, Henry Peter (seit 1830) 1st Baron Brougham and Vaux (1778-1868)? kann er oder will er nicht premier sein? Zugleich weißt Du wohl schon, daß die Times auf ein Mal un beau matin entsetzlich auf ihn zu schimpfen angefangen hat, und nun Tag für Tag mehr auf ihn schimpft, da sie doch bisher in lauter Adoration und Lobpreisung sich erschöpfte, da man sogar sagte, er schicke zuweilen Aufsätze hin. Was das nun bedeuten soll, ist mir unklar, denn bloße Aufrichtigkeit ist es von der Times auf keinen Fall, und um so weniger, da sie in letzter Zeit immer auf GreyGrey, Charles (gen. Viscount Howick) (seit 1807) 2nd Earl of (1764-1845) und alle andern gehackt hat, und nur ihren BroughamBrougham, Henry Peter (seit 1830) 1st Baron Brougham and Vaux (1778-1868) gehalten, ja noch während des Ministerial Interregnums auf GreyGrey, Charles (gen. Viscount Howick) (seit 1807) 2nd Earl of (1764-1845), AlthorpSpencer (seit 1834: Viscount Althorp), John Charles 3rd Earl S. (1782-1845), MelbourneMelbourne, William Lamb 2nd Viscount of (1779-1848), die Torys, kurz alle möglichen Minister außer BroughamBrougham, Henry Peter (seit 1830) 1st Baron Brougham and Vaux (1778-1868) wüthete, so daß es fast herauskommt, als habe sie ihn zum premier haben wollen, und sei nun disappointed, daß er etwa nicht gewollt. Sein ganzes Benehmen hat mir auch nicht recht geradezu geschienen; doch hat er bei der Armenbill wieder eine wunderschöne Rede gehalten, und ich bin nun sehr gespannt zu sehen, wie er weitersteuern wird; ein mächtig interessanter Mann ist er für mich. – Ein Geschenk für Mde. MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889)? Das ist wahrlich sehr schwer, und ich muß nicht nur ein bissel sondern sehr nachdenken, doch fällt mir dann wohl was ein – am besten besprechen wirs mündlich – irgend ein Berliner Kunstwerk – Eisen oder Porcellan – WoringensWoringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. sind sehr verdrießlich, daß Du nicht kommen wirst, und sie hätten sehr drauf gerechnet, und würden es Dir sehr behaglich gemacht haben, und Du möchtest doch kommen – ich sagte ihnen aber, das würde wenig helfen. Daß Du, liebe Mutter, gar ins Concert gehst um Deinen vespernden Sohn zu hören, ist wirklich viel zu viel, um so mehr wenn die Studenten mich hinrichten, aber warum richten sie mich denn hin? Können so große Kerls nicht rein singen? Du frägst mich, wodurch ich Geld verdienen will? Ha, durch zwei Claviercompositionen, und 6 Lieder, und solch ähnliches Zeug, die ich in Leipzig zu versilbern gedenke. Man muß PetersC. F. Peters, Musikverlag in Leipzig glücklich machen d. h. er mich d. h. er muß stechen und verlegen. Allerdings gehören die 31 Pfund und einige odd Schillinge, die DoxatDoxat & Co., Bankhaus in London von Klingem.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) bekommen hat, mir zu, aber leider liegt auch hier schon wieder ein ScheuerScheuer, Abraham (1787-1863)-Zettel ein*, auf dem neues hier erhobnes Geld verzeichnet ist. Doch habe ich weder dies, noch die vorigen 100 rt. eigentlich für mich gebraucht, und denke es sind Ausgaben, die Du billigen wirst, lieber Vater, wenn ich Dich mündlich danach fragen werde. Und was sagst Du zu Mary AlexanderAlexander, Mary (1806-1867), der Braut von Mr. CromptonCrompton of Sion Hill and Azerley, Joshua Samuel (1799-1881), einem Radical, der sie schon seit 8 Jahren liebt, wie sie mir schreibt? Übrigens ist ihr Brief so schrecklich melancholisch, und unglücklich, als ob eine Heirath ein malheur, und ein Bräutigam eine Art Knecht Ruprecht sei. Den Atlas übers Musikfest15. Niederrheinisches Musikfest (1833)DüsseldorfDeutschland hat sie mir auch geschickt, er hat mich aber mehr gelangweilt, als amüsirt. Dagegen hat sich Hr. CazalesCazalès, Louis Marie Edmond de (1804-1876) nirgends gezeigt. BunsenBunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860) war nur einen halben Tag hier, und ich habe ihn nur einen halben Abend gesehen. Daß FouldFould, Benoít (Bénédict) (1792-1858) gleich der 2te Deputirte war, den das Loos traf die Adresse zum KönigFrankreich, Louis Philippe I. von, Duc de Valois, Chartres et Orléans (1773-1850) zu tragen, ist auch lustig genug. Ich bitte Fräul. Luise HenselHensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876) ganz ergebenst mir einige Distelmaden aufzuheben, damit ich mir wieder mit einem Dutzend die Finger salben und Curen machen kann; es hat hier ganz gut angeschlagen, und ich wills deshalb wieder thun. Mde. MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) schreibt: „gestern erzählte mir ein gräflicher Lohnbediente aus Berlin (der nämlich GrafGraf, Herr heißt und mir von Ihrer Mutter empfohlen war) der Herr Jeheimerath KoreffKoreff, Johann Ferdinand (bis 1816: David Ferdinand) (1783-1851) hätten ihm janz in Dienst jenommen und Sie können Ihrer Mutter also nächstens schreiben, daß ich die Heirath zwischen KoreffKoreff, Johann Ferdinand (bis 1816: David Ferdinand) (1783-1851) und GrafGraf, Herr gestiftet habe.“ Aber nun bin ich ganz fertig, und habe geplaudert, wie nichts Gutes. Nun lebt wohl auf Wiedersehn, liebe Eltern, und schweigende SchwesternHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), und verlobter BruderMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) und ganz stumme SchwägerDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)Hensel, Wilhelm (1794-1861).

Felix MB.Das Ende des Briefs am 5ten Aug. 1834 gegeben am Steinweg.
ich sehe daß dazu auf der nächsten Seite noch Platz bleibt.
            Düsseldorf den 4ten August 1834. Liebe Eltern Euern Brief vom 28sten habe ich bekommen, und sehe leider daß ich nicht das Vergnügen haben werde, mit Dir lieber Vater oder gar mit Euch beiden, ein Stückchen Land zu durchwandern oder vielmehr durchfahren und anzusehen. Die Gründe dagegen sind freilich allzueinleuchtend, und doch thut mir es leid, daß es für ein ander Jahr verschoben werden muß, wo vielleicht die Tage nicht so schön sommerlich sind, wie in diesem. Denn von der Hitze, über die Ihr klagt, haben wir nur wenig zu leiden gehabt, sie war durch Gewitter, kurze Regenschauer, Wind, oft abgekühlt, und das Wetter durchgängig so herrlich, wie ich noch nie erlebt habe. Dann war auch mein Grund zur Reise, mir die Theater und ihr Personal ein wenig anzusehen und mich damit in mehr Verbindung zu setzen, kein Vorwand sondern wirklich une verité, ja ich fürchte deshalb meinen Aufenthalt in Berlin ein wenig abkürzen zu müssen. Vorläufig habe ich indessen an Julius Ritz geschrieben und ihn dringend gebeten bis zum 20sten hier zu sein, da ich ihn durchaus ein Paar Tage hier sprechen und au fait setzen muß, ehe ich fort kann, sobald das geschehen ist reise ich ab und nun also direct über Cassel nach Berlin, wo ich Ende dieses Monats schon zu sein gedenke.
Den Tag meiner Abreise kann ich erst nach erhaltener Antwort von Ritz bestimmen, dann thue ich es aber gleich, und wenn ich (wie ich vielleicht denke) meine Theatergeschichten ganz und gar ihm auftragen kann, so habe ich Zeit gute 4 Wochen bei Euch zu bleiben, und das wäre nicht übel. Ich hoff’s auch. Also auf Wiedersehen in der Leipziger Straße. Warum sind denn die Schwestern ganz verstummt? Beckchen vom 18ten Juli war die letzte, die sich hören ließ. Mir geht es seit etwa 8 Tagen wo wir sehr starke Gewitter mit schwüler Luft haben so faul, daß ich den ganzen Tag nichts thun kann, namentlich nicht componiren, was mich verdrießlich macht. Zum Schlafen und Essen habe ich ganz allein Lust, außerdem allenfalls noch zum Baden und mein Pferd zu reiten, welches ein Liebling aller meiner Bekannten ist, und durch seinen guten Character wahren Respect verdient. Nur ist es sehr furchtsam, und als ich es neulich im Gewitter ritt, fuhr es bei jedem Blitz so zusammen, daß michs ordentlich dauerte. Neulich machte ich wieder eine Reitparthie nach Saarn zum Namenstage der Mde. Trenelle, der durch Kränze, Feuerwerke, Schießen, große Gesellschaft, Ball &c. gefeiert wurde; der Weg war wieder reizend, obwohl anders als im Frühjahr, der Apfelbaum an der Kegelbahn der damals blühte hatte nun dicke unreife grüne Aepfel, und ich konnte zuweilen übers Stoppelfeld reiten, und durch einen Nebenweg in den dicken schattigen Wald, dabei begegneten mir aber mehrere Schnellposten wieder ganz an denselben Orten (weil ich zu derselben Stunde ausgeritten war) sogar dieselben Schafheerden, und in der Schmiede gings ebenso lustig und laut zu, und ein Bürger in Rathingen barbirte sich wieder, worauf ich in meine alten Philosophieen verfiel, von denen Du, lieber Vater, nichts wissen willst. Tags drauf ritt ich von da weiter nach Werden, einem allerliebst gelegnen Orte, wo ich eine Orgel zu untersuchen hatte, die ganze Gesellschaft fuhr mit, es wurde Kirschkuchen aus dem Wagen aufs Pferd gereicht, in Werden im Freien gegessen, auf der Orgel erging ich mich nach Herzenslust in Phantasieen und Sebastian Bächen, dann wurde in der Ruhr gebadet so kühl und abendlich daß es eine Wonne war, dann ritt ich sehr behaglich wieder nach Saarn. Beim Baden in der Ruhr war es ganz apart schön, erstlich ein Platz dicht am Wasser mit hohem Grase, in dem große behauene Steine lagen, wie einem Sultan expreß hingelegt fürs Abkühlen und für die Kleider, dann kam man gleich am Ufer bis an den Hals ins Wasser, dann waren die bewachsenen Berge gegenüber hell von der Abendsonne beschienen, und der kleine Fluß der nur sehr langsam fließt ganz kühl und schattig. Und recht in Deutschland fühlte ich mich, als ich hinüberschwamm und ein Mann der am andern Ufer ging sogleich still stand und eine ordentliche Conversation mit mir anfing, der ich im Wasser lag und pustete, ob ich da wohl Grund hätte, und ob Schwimmen wohl recht schwer sei, und obs im Wasser warm sei? Und dann fühlte ich mich auch leider sehr in Deutschland als die Frau des Organisten, den ich besuchen wollte, mir einen Schnaps vorsetzte und so sehr beklagte daß ihr Mann gerade verreis’t sei, weil er so viele Feinde hätte, die alle behaupteten er könne gar nicht Orgel spielen, und weil er mir nun etwas hätte vorspielen müssen, damit ich dann alle das Gerede durch mein Urtheil (Salomonis) zu Schanden gemacht hätte. Zank und Streit giebts aller Orten, und zu der hübschen, neuen Orgel, die sie mit vielen Kosten erbaut haben, auf einem großen geräumigen Chor, führt eine dunkle, enge Hühnersteige hinauf, ohne Fenster, mit einem Strick an der Seite zum Anhalten, wo man sich an 17 Stellen den Hals brechen kann, und auf mein Befragen sagte der Pfarrer das hätten sie absichtlich so gelassen, damit nicht ein jeder aus der Kirche auf die Orgel laufen könne. Schlösser und Schlüssel vergessen sie bei dieser großen Pfiffigkeit; dergleichen ist immer sehr betrübt für mich. Den Abend vor dieser Saarner Reise (heut vor 8 Tagen) hatte ich ein großes Plaisir. Ich hatte die Correcturbogen meines esdur Rondos von Leipzig bekommen, und weil ichs nicht gern hätte drucken lassen, ohne es wenigstens einmal mit dem Orchester versucht zu haben so lud ich mir sämmtliche hiesige Musikanten in den hiesigen Musiksaal zusammen und probirte es mit ihnen. Da ich sie nun nicht bezahlen konnte, denn das hätten sie übel genommen, so gab ich ihnen ein souper mit Kalbsbraten und Butterbrod und machte sie so betrunken, wie sie nur wünschen konnten. Das war aber das Plaisir nicht, sondern meine Ouvertüre zu Melusina, die ich da zum erstenmale spielen ließ, und die mir sehr gut gefiel. Ich weiß so bei manchen Stücken vom ersten Tacte an, daß sie gut klingen werden und Zug haben, und so gings mir, zu meiner Freude damit sobald sich die Clarinette im ersten Tacte hinaufwälzte. Es ging schlecht und doch hatte ich mehr Vergnügen daran, als bei mancher vollkommnen Aufführung, und ging Abends mit einem so frohen Gefühl nach Hause, wie seit langer Zeit nicht. Für Fanny habe ich zu melden, daß ich die von ihr angemerkte Stelle im asdur ändern und wegbringen werde, so wie noch mehreres, wichtige andere, aber die Hauptsache klingt gut. Wir machten sie 3mal, und nach dem letztenmale fielen die Trompeter unmittelbar nach dem letzten leisen Accorde mit einem Tusch ein, was sich sehr lächerlich machte. Auch war es sehr schön, als wir bei Tische saßen und einer eine lange Rede mit Einleitung und allem möglichen anfing, und sich verhedderte und endlich mich leben ließ, worauf die Trompeter und Pauker, wie besessen aufsprangen und nach den Instrumenten liefen, um wieder Tusch zu blasen; dann hielt ich eine männliche Rede, Robert Peels würdig, worin ich Einigkeit und christliche Liebe und Tacthalten anempfahl, und mit einem Toaste auf die Fortschritte der Düsseldorfer Musik schloß. Dann sangen sie 4stimmige Lieder bei Tische, unter andern eins, das ich voriges Jahr zum Musikfest an Woringen geschenkt hatte, Musikantenprügelei genannt, welches der hatte abschreiben lassen, welches der Abschreiber (einer der gegenwärtigen Spieler und Sänger) zugleich aber auch für sich selbst abgeschrieben hatte, und bei dieser Gelegenheit nun gelassen producirte, und welches mich selbst sehr lachen machte. Dann schwuren sie, dies sei der vergnügteste Abend ihres ganzen Lebens gewesen; dann zankten sie sich noch ein bischen, zum Zeichen wie sehr meine Peelsche Rede gewirkt hatte, dann legten die Nüchternen d. h. der dicke Schirmer und ich es wieder bei, dann gingen wir gegen Mitternacht aus einander, sie vergnügt über den Wein, und ich noch mehr über die Melusina, und den andern Morgen um 6 Uhr saß ich zu Pferd nach Saarn. Das waren ein Paar lustige Tage. – Liebe Mutter die Königinn von Bayern habe ich gesehen, aber nicht in Galla, sondern ich saß im Kahn und wollte nebst zwei andern eben in den Rhein springen, da kam sie auf ihrem Dampfboot an, da wir nun alle keine Schwimmhosen hatten, welches sich bei Hofe nicht schicken soll, so sprangen wir a tempo ins Wasser, als sie näher kam und besahen von da aus alle Ceremonieen, mit denen Graf Spee die Geistlichkeit und die Generale vorstellte, und wie Senatus Populusque Dusseldorfiensis am Ufer stand und Musik machte. Weiter hab ich dann nichts von ihr zu sehen bekommen. Ach Beckchen, neulich war Kunstvereinversammlungverloosungsmorgen, wo ich 2 Stunden lang saß und auf Deine oder meine Nummern paßte; aber sie kamen nicht, obwohl verschiedene andre, so daß ich Dir mit Bestimmtheit melden kann, Du habest nichts gewonnen, und ich ebenso wenig. Doch habe ich für mein Loos wenigstens Reden gehört, und bin vom Vorsteher gefragt worden ob einer der Anwesenden noch was einzuwenden hätte (wobei ich immer die größte Lust kriege, was einzuwenden) Du aber mußt ganz stille in Berlin sitzen, und hinnehmen was Du nicht gewinnst. Das ist wahr, daß Lord Grey am allernobelsten da steht, lieber Vater, aber ich verstehe die andern noch gar nicht, namentlich Brougham, von dem mir Klingemann sehr gut schreibt: was hat Lord Brougham? kann er oder will er nicht premier sein? Zugleich weißt Du wohl schon, daß die Times auf ein Mal un beau matin entsetzlich auf ihn zu schimpfen angefangen hat, und nun Tag für Tag mehr auf ihn schimpft, da sie doch bisher in lauter Adoration und Lobpreisung sich erschöpfte, da man sogar sagte, er schicke zuweilen Aufsätze hin. Was das nun bedeuten soll, ist mir unklar, denn bloße Aufrichtigkeit ist es von der Times auf keinen Fall, und um so weniger, da sie in letzter Zeit immer auf Grey und alle andern gehackt hat, und nur ihren Brougham gehalten, ja noch während des Ministerial Interregnums auf Grey, Althorp, Melbourne, die Torys, kurz alle möglichen Minister außer Brougham wüthete, so daß es fast herauskommt, als habe sie ihn zum premier haben wollen, und sei nun disappointed, daß er etwa nicht gewollt. Sein ganzes Benehmen hat mir auch nicht recht geradezu geschienen; doch hat er bei der Armenbill wieder eine wunderschöne Rede gehalten, und ich bin nun sehr gespannt zu sehen, wie er weitersteuern wird; ein mächtig interessanter Mann ist er für mich. – Ein Geschenk für Mde. Moscheles? Das ist wahrlich sehr schwer, und ich muß nicht nur ein bissel sondern sehr nachdenken, doch fällt mir dann wohl was ein – am besten besprechen wirs mündlich – irgend ein Berliner Kunstwerk – Eisen oder Porcellan – Woringens sind sehr verdrießlich, daß Du nicht kommen wirst, und sie hätten sehr drauf gerechnet, und würden es Dir sehr behaglich gemacht haben, und Du möchtest doch kommen – ich sagte ihnen aber, das würde wenig helfen. Daß Du, liebe Mutter, gar ins Concert gehst um Deinen vespernden Sohn zu hören, ist wirklich viel zu viel, um so mehr wenn die Studenten mich hinrichten, aber warum richten sie mich denn hin? Können so große Kerls nicht rein singen? Du frägst mich, wodurch ich Geld verdienen will? Ha, durch zwei Claviercompositionen, und 6 Lieder, und solch ähnliches Zeug, die ich in Leipzig zu versilbern gedenke. Man muß Peters glücklich machen d. h. er mich d. h. er muß stechen und verlegen. Allerdings gehören die 31 Pfund und einige odd Schillinge, die Doxat von Klingem. bekommen hat, mir zu, aber leider liegt auch hier schon wieder ein Scheuer-Zettel ein*, auf dem neues hier erhobnes Geld verzeichnet ist. Doch habe ich weder dies, noch die vorigen 100 rt. eigentlich für mich gebraucht, und denke es sind Ausgaben, die Du billigen wirst, lieber Vater, wenn ich Dich mündlich danach fragen werde. Und was sagst Du zu Mary Alexander, der Braut von Mr. Crompton, einem Radical, der sie schon seit 8 Jahren liebt, wie sie mir schreibt? Übrigens ist ihr Brief so schrecklich melancholisch, und unglücklich, als ob eine Heirath ein malheur, und ein Bräutigam eine Art Knecht Ruprecht sei. Den Atlas übers Musikfest hat sie mir auch geschickt, er hat mich aber mehr gelangweilt, als amüsirt. Dagegen hat sich Hr. Cazales nirgends gezeigt. Bunsen war nur einen halben Tag hier, und ich habe ihn nur einen halben Abend gesehen. Daß Fould gleich der 2te Deputirte war, den das Loos traf die Adresse zum König zu tragen, ist auch lustig genug. Ich bitte Fräul. Luise Hensel ganz ergebenst mir einige Distelmaden aufzuheben, damit ich mir wieder mit einem Dutzend die Finger salben und Curen machen kann; es hat hier ganz gut angeschlagen, und ich wills deshalb wieder thun. Mde. Moscheles schreibt: „gestern erzählte mir ein gräflicher Lohnbediente aus Berlin (der nämlich Graf heißt und mir von Ihrer Mutter empfohlen war) der Herr Jeheimerath Koreff hätten ihm janz in Dienst jenommen und Sie können Ihrer Mutter also nächstens schreiben, daß ich die Heirath zwischen Koreff und Graf gestiftet habe. “ Aber nun bin ich ganz fertig, und habe geplaudert, wie nichts Gutes. Nun lebt wohl auf Wiedersehn, liebe Eltern, und schweigende Schwestern, und verlobter Bruder und ganz stumme Schwäger.
Felix MB.
Das Ende des Briefs am 5ten Aug. 1834 gegeben am Steinweg. ich sehe daß dazu auf der nächsten Seite noch Platz bleibt.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1834-08-05-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1834-08-05-01" xml:id="title_501b5b1a-c412-4ed9-b405-d82f26f4d546">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Düsseldorf, 4. und 5. 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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-08-04" xml:id="date_21132dd1-3896-4a03-bc9a-8d05ce96b138">4.</date> und <date cert="high" when="1834-08-05" xml:id="date_5f420523-a96f-47d9-b309-e99c9957074b">5. 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Die Gründe dagegen sind freilich allzueinleuchtend, und doch thut mir es leid, daß es für ein ander Jahr verschoben werden muß, wo vielleicht die Tage nicht so schön sommerlich sind, wie in diesem. Denn von der Hitze, über die Ihr klagt, haben wir nur wenig zu leiden gehabt, sie war durch Gewitter, kurze Regenschauer, Wind, oft abgekühlt, und das Wetter durchgängig so herrlich, wie ich noch nie erlebt habe. Dann war auch mein Grund zur Reise, mir die Theater und ihr Personal ein wenig anzusehen und mich damit in mehr Verbindung zu setzen, kein Vorwand sondern wirklich une verité, ja ich fürchte deshalb meinen Aufenthalt in Berlin ein wenig abkürzen zu müssen. Vorläufig habe ich indessen an <persName xml:id="persName_cc3adb32-a48c-46e2-9a75-a030c9a498e0">Julius Ritz<name key="PSN0114200" style="hidden">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name></persName> geschrieben und ihn dringend gebeten bis zum 20<hi rend="superscript">sten</hi> hier zu sein, da ich ihn durchaus ein Paar Tage <hi rend="underline">hier</hi> sprechen und au fait setzen muß, ehe ich fort kann, sobald das geschehen ist reise ich ab und nun also direct über Cassel nach Berlin, wo ich Ende dieses Monats schon zu sein gedenke.</p><p>Den Tag meiner Abreise kann ich erst nach erhaltener Antwort von <persName xml:id="persName_59f3eb0d-53bb-4e20-b976-c723a02f152a">Ritz<name key="PSN0114200" style="hidden">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name></persName> bestimmen, dann thue ich es aber gleich, und wenn ich (wie ich vielleicht denke) meine Theatergeschichten ganz und gar ihm auftragen kann, so habe ich Zeit gute 4 Wochen bei Euch zu bleiben, und das wäre nicht übel. Ich hoff’s auch. Also auf Wiedersehen in der Leipziger Straße. Warum sind denn die <persName xml:id="persName_a549df29-8541-4c07-a6ed-1c9f8c962340">Schwestern<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> ganz verstummt? Beckchen vom 18<hi rend="superscript">ten</hi> Juli war die letzte, die sich hören ließ. Mir geht es seit etwa 8 Tagen wo wir sehr starke Gewitter mit schwüler Luft haben so faul, daß ich den ganzen Tag nichts thun kann, namentlich nicht componiren, was mich verdrießlich macht. Zum Schlafen und Essen habe ich ganz allein Lust, außerdem allenfalls noch zum Baden und <persName xml:id="persName_b1d466c2-cc8e-4a04-8c10-438ee6004ccc">mein Pferd<name key="PSN0115413" style="hidden">Tyrol (Tirol), Pferd von → Felix Mendelssohn Bartholdy</name></persName> zu reiten, welches ein Liebling aller meiner Bekannten ist, und durch seinen guten Character wahren Respect verdient. Nur ist es sehr furchtsam, und als ich es neulich im Gewitter ritt, fuhr es bei jedem Blitz so zusammen, daß michs ordentlich dauerte. Neulich machte ich wieder eine Reitparthie nach Saarn zum Namenstage der <persName xml:id="persName_7f6ef667-1c27-4e42-bdea-c0c02d709a69">Mde. Trenelle<name key="PSN0115381" style="hidden">Trenelle, Anna</name></persName>, der durch Kränze, Feuerwerke, Schießen, große Gesellschaft, Ball &amp;c. gefeiert wurde; der Weg war wieder reizend, obwohl anders als im Frühjahr, der Apfelbaum an der Kegelbahn der damals blühte hatte nun dicke unreife grüne Aepfel, und ich konnte zuweilen übers Stoppelfeld reiten, und durch einen Nebenweg in den dicken schattigen Wald, dabei begegneten mir aber mehrere Schnellposten wieder ganz an denselben Orten (weil ich zu derselben Stunde ausgeritten war) sogar dieselben Schafheerden, und in der Schmiede gings ebenso lustig und laut zu, und ein Bürger in Rathingen barbirte sich wieder, worauf ich in meine alten Philosophieen verfiel, von denen Du, lieber Vater, nichts wissen willst. Tags drauf ritt ich von da weiter nach Werden, einem allerliebst gelegnen Orte, wo ich eine Orgel zu untersuchen hatte, die ganze Gesellschaft fuhr mit, es wurde Kirschkuchen aus dem Wagen aufs Pferd gereicht, in Werden im Freien gegessen, auf der <placeName xml:id="placeName_a0aa1513-0ea3-496c-acca-985b0bf3ebce">Orgel<name key="SGH0100720" style="hidden" subtype="" type="sight">Evangelischer Kirchsaal (Haus Fuhr)</name><settlement key="STM0100298" style="hidden" type="">Werden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> erging ich mich nach Herzenslust in Phantasieen und <persName xml:id="persName_e3ad7d45-5ffb-4d4e-8462-be1471395ea8">Sebastian Bächen<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName>, dann wurde in der Ruhr gebadet so kühl und abendlich daß es eine Wonne war, dann ritt ich sehr behaglich wieder nach Saarn. Beim Baden in der Ruhr war es ganz apart schön, erstlich ein Platz dicht am Wasser mit hohem Grase, in dem große behauene Steine lagen, wie einem Sultan expreß hingelegt fürs Abkühlen und für die Kleider, dann kam man gleich am Ufer bis an den Hals ins Wasser, dann waren die bewachsenen Berge gegenüber hell von der Abendsonne beschienen, und der kleine Fluß der nur sehr langsam fließt ganz kühl und schattig. Und recht in Deutschland fühlte ich mich, als ich hinüberschwamm und ein Mann der am andern Ufer ging sogleich still stand und eine ordentliche Conversation mit mir anfing, der ich im Wasser lag und pustete, ob ich da wohl Grund hätte, und ob Schwimmen wohl recht schwer sei, und obs im Wasser warm sei? Und dann fühlte ich mich auch leider sehr in Deutschland als die <persName xml:id="persName_bb4bb335-9a93-42d2-b88c-e1aa3711d776">Frau<name key="PSN0112074" style="hidden">Holthausen, Anna Sophia</name></persName> des <persName xml:id="persName_31a7b6d1-cada-4b8b-884c-3511a61b6f16">Organisten<name key="PSN0112075" style="hidden">Holthausen, Wilhelm Friedrich</name></persName>, den ich besuchen wollte, mir einen Schnaps vorsetzte und so sehr beklagte daß ihr <persName xml:id="persName_3910af52-254b-43c1-bf71-f993cf8d3a28">Mann<name key="PSN0112075" style="hidden">Holthausen, Wilhelm Friedrich</name></persName> gerade verreis’t sei, weil er so viele Feinde hätte, die alle behaupteten er könne gar nicht Orgel spielen, und weil er mir nun etwas hätte vorspielen müssen, damit ich dann alle das Gerede durch mein Urtheil (Salomonis) zu Schanden gemacht hätte. Zank und Streit giebts aller Orten, und zu der hübschen, neuen <placeName xml:id="placeName_d9f53d11-006a-4fc2-9518-eff2225b06c1">Orgel<name key="SGH0100300" style="hidden" subtype="" type="sight">St. Ludgerus (Abteikirche)</name><settlement key="STM0100298" style="hidden" type="">Werden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, die sie mit vielen Kosten erbaut haben, auf einem großen geräumigen Chor, führt eine dunkle, enge Hühnersteige hinauf, ohne Fenster, mit einem Strick an der Seite zum Anhalten, wo man sich an 17 Stellen den Hals brechen kann, und auf mein Befragen sagte der <persName xml:id="persName_af9e2dab-e9bd-42a0-b7d0-97f8611d791a">Pfarrer<name key="PSN0111619" style="hidden">Gülpen, Theodor van (1761-1840)</name></persName> das hätten sie absichtlich so gelassen, damit nicht ein jeder aus der Kirche auf die Orgel laufen könne. Schlösser und Schlüssel vergessen sie bei dieser großen Pfiffigkeit; dergleichen ist immer sehr betrübt für mich. Den Abend vor dieser Saarner Reise (heut vor 8 Tagen) hatte ich ein großes Plaisir. Ich hatte die Correcturbogen <title xml:id="title_5a464dd8-dcd1-488d-9dfe-1b74946b08b4">meines esdur Rondos<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zjn4rwl9-ybjo-mbxe-l63w-u3p1t4ngja2m"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100352" style="hidden">Rondo brillant Es-Dur für Klavier und Orchester, [November 1833] bis 29. Januar 1834<idno type="MWV">O 10</idno><idno type="op">29</idno></name></title> von Leipzig bekommen, und weil ichs nicht gern hätte drucken lassen, ohne es wenigstens einmal mit dem Orchester versucht zu haben so lud ich mir sämmtliche hiesige Musikanten in den hiesigen <placeName xml:id="placeName_f7928895-770e-41f8-835e-5b211b17d552">Musiksaal<name key="NST0100301" style="hidden" subtype="" type="institution">Beckerscher Saal (Geislerscher Saal)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zusammen und probirte es mit ihnen. Da ich sie nun nicht bezahlen konnte, denn das hätten sie übel genommen, so gab ich ihnen ein souper mit Kalbsbraten und Butterbrod und machte sie so betrunken, wie sie nur wünschen konnten. Das war aber das Plaisir nicht, sondern meine Ouvertüre zu <title xml:id="title_6db13c8d-e5c7-4c1d-8815-6dc9aa99e753">Melusina<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bn7b750r-chju-tk6m-kf6h-tkb9lfbciwhw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name></title>, die ich da zum erstenmale spielen ließ, und die mir sehr gut gefiel. Ich weiß so bei manchen Stücken vom ersten Tacte an, daß sie gut klingen werden und Zug haben, und so gings mir, zu meiner Freude damit sobald sich die Clarinette im ersten Tacte hinaufwälzte. Es ging schlecht und doch hatte ich mehr Vergnügen daran, als bei mancher vollkommnen Aufführung, und ging Abends mit einem so frohen Gefühl nach Hause, wie seit langer Zeit nicht. Für <persName xml:id="persName_f56c39bc-777c-43d7-958b-62cf6e947144">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> habe ich zu melden, daß ich die von ihr <title xml:id="title_d9b93655-0e4d-4b65-8045-515b075c286c">angemerkte Stelle im asdur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_uedbmgml-bacl-iod6-oelg-cltnysrfyyei"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name></title> <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_3c16d64e-f3f1-9a41f-a44dd-92becbd2cb6a" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note>ändern und wegbringen werde, so wie noch mehreres, wichtige andere, aber die Hauptsache klingt gut. Wir machten sie 3mal, und nach dem letztenmale fielen die Trompeter unmittelbar nach dem letzten leisen Accorde mit einem Tusch ein, was sich sehr lächerlich machte. Auch war es sehr schön, als wir bei Tische saßen und einer eine lange Rede mit Einleitung und allem möglichen anfing, und sich verhedderte und endlich mich leben ließ, worauf die Trompeter und Pauker, wie besessen aufsprangen und nach den Instrumenten liefen, um wieder Tusch zu blasen; dann hielt ich eine männliche Rede, <persName xml:id="persName_aaad691e-2724-4878-9ff9-cfcf6d282d64">Robert Peels<name key="PSN0113783" style="hidden">Peel, Sir Robert 2nd Baronet of Clanfield (1788-1850)</name></persName> würdig, worin ich Einigkeit und christliche Liebe und Tacthalten anempfahl, und mit einem Toaste auf die Fortschritte der Düsseldorfer Musik schloß. Dann sangen sie 4stimmige Lieder bei Tische, unter andern eins, das ich voriges Jahr zum Musikfest an <persName xml:id="persName_7dde6231-580a-4218-8a0d-9c43ae07efc8">Woringen<name key="PSN0115880" style="hidden">Woringen, Georgius Otto Philippus von (1760-1838)</name><name key="PSN0115884" style="hidden">Woringen, Theodor Franz Ferdinand von (1798-1851)</name></persName> geschenkt hatte, <title xml:id="title_0ef5377c-b8d7-4d33-b2e1-5dc3be83ef5e">Musikantenprügelei<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_sd5ymrq9-3qs7-lywc-1rnk-qinlwztlqgyp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_male_choir_or_male_voices" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100207" style="hidden">Musikantenprügelei »Seht doch diese Fiedlerbanden« für vier Männerstimmen (Chor), 23. April 1833<idno type="MWV">G 13</idno><idno type="op"></idno></name></title> genannt, welches der hatte abschreiben lassen, welches der Abschreiber (einer der gegenwärtigen Spieler und Sänger) zugleich aber auch für sich selbst abgeschrieben hatte, und bei dieser Gelegenheit nun gelassen producirte, und welches mich selbst sehr lachen machte. Dann schwuren sie, dies sei der vergnügteste Abend ihres ganzen Lebens gewesen; dann zankten sie sich noch ein bischen, zum Zeichen wie sehr meine <persName xml:id="persName_7b58f373-26c4-4d19-805a-d2a771d0b6ad">Peelsche<name key="PSN0113783" style="hidden">Peel, Sir Robert 2nd Baronet of Clanfield (1788-1850)</name></persName> Rede gewirkt hatte, dann legten die Nüchternen d. h. der dicke <persName xml:id="persName_76d90c02-02ef-4b62-b540-ae6ba442b595">Schirmer<name key="PSN0114557" style="hidden">Schirmer, Johann Wilhelm (1807-1863)</name></persName> und ich es wieder bei, dann gingen wir gegen Mitternacht aus einander, sie vergnügt über den Wein, und ich noch mehr über die <title xml:id="title_5113512a-3158-451a-9e79-4e2c5d7bf78b">Melusina<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_5ixndcus-kbka-9prm-fc6v-iaa9piwnju2r"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name></title>, und den andern Morgen um 6 Uhr saß ich zu <persName xml:id="persName_5360b28b-6e6c-4065-9633-e831f22d7b25">Pferd<name key="PSN0115413" style="hidden">Tyrol (Tirol), Pferd von → Felix Mendelssohn Bartholdy</name></persName> nach Saarn. Das waren ein Paar lustige Tage. – Liebe Mutter die <persName xml:id="persName_6d4a8268-f399-445f-89eb-ccf05fc5c7cb">Königinn von Bayern<name key="PSN0109727" style="hidden">Bayern, Therese Charlotte Louise Friederike Amalie von (1792-1854)</name></persName> habe ich gesehen, aber nicht in Galla, sondern ich saß im Kahn und wollte nebst zwei andern eben in den Rhein springen, da kam sie auf ihrem Dampfboot an, da wir nun alle keine Schwimmhosen hatten, welches sich bei Hofe nicht schicken soll, so sprangen wir a tempo ins Wasser, als sie näher kam und besahen von da aus alle Ceremonieen, mit denen <persName xml:id="persName_ca72ea71-a78d-4a89-821b-22bbc20fc52b">Graf Spee<name key="PSN0115008" style="hidden">Spee, Franz Joseph Anton Reichsgraf von (1781-1839)</name></persName> die Geistlichkeit und die Generale vorstellte, und wie Senatus Populusque Dusseldorfiensis am Ufer stand und Musik machte. Weiter hab ich dann nichts von ihr zu sehen bekommen. Ach Beckchen, neulich war <placeName xml:id="placeName_f58ba59c-faad-4736-8acf-52553ef4caa9">Kunstvereinversammlungverloosungsmorgen<name key="NST0100302" style="hidden" subtype="" type="institution">Kunstverein für die Rheinlande und Westphalen</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, wo ich 2 Stunden lang saß und auf Deine oder meine Nummern paßte; aber sie kamen nicht, obwohl verschiedene andre, so daß ich Dir mit Bestimmtheit melden kann, Du habest nichts gewonnen, und ich ebenso wenig. Doch habe ich für mein Loos wenigstens Reden gehört, und bin vom <persName xml:id="persName_74c562ab-8aee-4b42-852f-af9be67febaf">Vorsteher<name key="PSN0115008" style="hidden">Spee, Franz Joseph Anton Reichsgraf von (1781-1839)</name></persName> gefragt worden ob einer der Anwesenden noch was einzuwenden hätte (wobei ich immer die größte Lust kriege, was einzuwenden) Du aber mußt ganz stille in Berlin sitzen, und hinnehmen was Du nicht gewinnst. Das ist wahr, daß <persName xml:id="persName_490c6937-2384-43c0-97eb-50ee364f331d">Lord Grey<name key="PSN0111533" style="hidden">Grey, Charles (gen. Viscount Howick) (seit 1807) 2nd Earl of (1764-1845)</name></persName> am allernobelsten da steht, lieber Vater, aber ich verstehe die andern noch gar nicht, namentlich <persName xml:id="persName_54812a4c-fbd9-4070-96e0-62a1f204982f">Brougham<name key="PSN0110150" style="hidden">Brougham, Henry Peter (seit 1830) 1st Baron Brougham and Vaux (1778-1868)</name></persName>, von dem mir <persName xml:id="persName_81839a25-b1ac-4a1b-95a5-50813f7bc65a">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> sehr gut schreibt: was hat <persName xml:id="persName_3eb5cfc8-8435-4af2-ae89-a664635cfc75">Lord Brougham<name key="PSN0110150" style="hidden">Brougham, Henry Peter (seit 1830) 1st Baron Brougham and Vaux (1778-1868)</name></persName>? kann er oder will er nicht premier sein? Zugleich weißt Du wohl schon, daß die Times auf ein Mal un beau matin entsetzlich auf ihn zu schimpfen angefangen hat, und nun Tag für Tag mehr auf ihn schimpft, da sie doch bisher in lauter Adoration und Lobpreisung sich erschöpfte, da man sogar sagte, er schicke zuweilen Aufsätze hin. Was das nun bedeuten soll, ist mir unklar, denn bloße Aufrichtigkeit ist es von der Times auf keinen Fall, und um so weniger, da sie in letzter Zeit immer auf <persName xml:id="persName_1fa66e8f-ae7b-4184-b5e1-8502910d0a58">Grey<name key="PSN0111533" style="hidden">Grey, Charles (gen. Viscount Howick) (seit 1807) 2nd Earl of (1764-1845)</name></persName> und alle andern gehackt hat, und nur ihren <persName xml:id="persName_776274ce-aca4-4a89-abfa-9d4450cf51b0">Brougham<name key="PSN0110150" style="hidden">Brougham, Henry Peter (seit 1830) 1st Baron Brougham and Vaux (1778-1868)</name></persName> gehalten, ja noch während des Ministerial Interregnums auf <persName xml:id="persName_93e308e7-765d-43b0-87a6-da2f89603bc9">Grey<name key="PSN0111533" style="hidden">Grey, Charles (gen. Viscount Howick) (seit 1807) 2nd Earl of (1764-1845)</name></persName>, <persName xml:id="persName_6960c386-620a-4ed8-97e1-5485b3fc9999">Althorp<name key="PSN0115011" style="hidden">Spencer (seit 1834: Viscount Althorp), John Charles 3rd Earl S. (1782-1845)</name></persName>, <persName xml:id="persName_9b2aca59-6244-4608-8637-0de1eaaebcfe">Melbourne<name key="PSN0113197" style="hidden">Melbourne, William Lamb 2nd Viscount of (1779-1848)</name></persName>, die Torys, kurz alle <hi rend="underline">möglichen</hi> Minister außer <persName xml:id="persName_4591eff1-d57e-4cc6-aa77-e1ee5891f498">Brougham<name key="PSN0110150" style="hidden">Brougham, Henry Peter (seit 1830) 1st Baron Brougham and Vaux (1778-1868)</name></persName> wüthete, so daß es fast herauskommt, als habe sie ihn zum premier haben wollen, und sei nun disappointed, daß er etwa nicht gewollt. Sein ganzes Benehmen hat mir auch nicht recht geradezu geschienen; doch hat er bei der Armenbill wieder eine wunderschöne Rede gehalten, und ich bin nun sehr gespannt zu sehen, wie er weitersteuern wird; ein mächtig interessanter Mann ist er für mich. – Ein Geschenk für <persName xml:id="persName_eea5c43c-2807-439e-a64f-3f7582ca0d78">Mde. Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>? Das ist wahrlich sehr schwer, und ich muß nicht nur ein bissel sondern sehr nachdenken, doch fällt mir dann wohl was ein – am besten besprechen wirs mündlich – irgend ein Berliner Kunstwerk – Eisen oder Porcellan – <persName xml:id="persName_c8bd68eb-0f69-4fb8-a4de-a862e5aaaf33">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W.</name></persName> sind sehr verdrießlich, daß Du nicht kommen wirst, und sie hätten sehr drauf gerechnet, und würden es Dir sehr behaglich gemacht haben, und Du möchtest <hi rend="underline">doch</hi> kommen – ich sagte ihnen aber, das würde wenig helfen. Daß Du, liebe Mutter, gar ins Concert gehst um Deinen vespernden Sohn zu hören, ist wirklich viel zu viel, um so mehr wenn die Studenten mich hinrichten, aber warum richten sie mich denn hin? Können so große Kerls nicht rein singen? Du frägst mich, wodurch ich Geld verdienen will? Ha, durch zwei Claviercompositionen, und 6 Lieder, und solch ähnliches Zeug, die ich in Leipzig zu versilbern gedenke. Man muß <persName xml:id="persName_2939a062-206d-463a-9e2b-b832d22b4e23">Peters<name key="PSN0113831" style="hidden">C. F. Peters, Musikverlag in Leipzig</name></persName> glücklich machen d. h. er mich d. h. er muß stechen und verlegen. Allerdings gehören die 31 Pfund und einige odd Schillinge, die <persName xml:id="persName_e7dab931-90c7-4840-abbd-4b24c15a3c9a">Doxat<name key="PSN0110729" style="hidden">Doxat &amp; Co., Bankhaus in London</name></persName> von <persName xml:id="persName_760c7d59-8468-46d1-97b6-a6526c629e23">Klingem.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> bekommen hat, mir zu, aber leider liegt auch hier schon wieder ein <persName xml:id="persName_63e70096-7809-43ad-a22a-fcb73114d757">Scheuer<name key="PSN0114534" style="hidden">Scheuer, Abraham (1787-1863)</name></persName>-Zettel ein<ref target="#fn1" type="Footnotes_reference" xml:id="fnr1">*</ref>, auf dem neues hier erhobnes Geld verzeichnet ist. Doch habe ich weder dies, noch die vorigen 100 rt. eigentlich für mich gebraucht, und denke es sind Ausgaben, die Du billigen wirst, lieber Vater, wenn ich Dich mündlich danach fragen werde. Und was sagst Du zu <persName xml:id="persName_3a9c1879-6e48-409d-b4b5-87f49a232907">Mary Alexander<name key="PSN0109430" style="hidden">Alexander, Mary (1806-1867)</name></persName>, der <hi rend="underline">Braut</hi> von <persName xml:id="persName_810d856a-ba80-4d35-8d90-c5e187630099">Mr. Crompton<name key="PSN0110504" style="hidden">Crompton of Sion Hill and Azerley, Joshua Samuel (1799-1881)</name></persName>, einem Radical, der sie schon seit 8 Jahren liebt, wie sie mir schreibt? Übrigens ist ihr Brief so schrecklich melancholisch, und unglücklich, als ob eine Heirath ein malheur, und ein Bräutigam eine Art Knecht Ruprecht sei. Den Atlas übers <placeName xml:id="placeName_535fb31d-a1eb-4ea9-aed7-7b3639e7a7d8">Musikfest<name key="NST0100303" style="hidden" subtype="" type="institution">15. Niederrheinisches Musikfest (1833)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> hat sie mir auch geschickt, er hat mich aber mehr gelangweilt, als amüsirt. Dagegen hat sich <persName xml:id="persName_7dfcc0e2-1e0b-4b21-976c-2f387d89e2b1">Hr. Cazales<name key="PSN0110332" style="hidden">Cazalès, Louis Marie Edmond de (1804-1876)</name></persName> nirgends gezeigt. <persName xml:id="persName_4bfb3c35-e13a-4422-bc1b-927411106f25">Bunsen<name key="PSN0110195" style="hidden">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName> war nur einen halben Tag hier, und ich habe ihn nur einen halben Abend gesehen. Daß <persName xml:id="persName_f9f13e74-ee80-4286-b6e8-40bbd84f94f5">Fould<name key="PSN0111103" style="hidden">Fould, Benoít (Bénédict) (1792-1858)</name></persName> gleich der 2<hi rend="superscript">te</hi> Deputirte war, den das Loos traf die Adresse zum <persName xml:id="persName_8aa1c0c7-18a1-49b1-815b-9b94ebe0d7f3">König<name key="PSN0111147" style="hidden">Frankreich, Louis Philippe I. von, Duc de Valois, Chartres et Orléans (1773-1850)</name></persName> zu tragen, ist auch lustig genug. Ich bitte <persName xml:id="persName_0017c72b-cc86-4e87-92d0-269d6cb53ba9">Fräul. Luise Hensel<name key="PSN0111896" style="hidden">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name></persName> ganz ergebenst mir einige Distelmaden aufzuheben, damit ich mir wieder mit einem Dutzend die Finger salben und Curen machen kann; es hat hier ganz gut angeschlagen, und ich wills deshalb wieder thun. <persName xml:id="persName_65b97bb2-26d4-416d-803e-1373b6b61a23">Mde. Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> schreibt: „gestern erzählte mir ein gräflicher Lohnbediente aus Berlin (der nämlich <persName xml:id="persName_ee3a896e-916f-426c-b325-9cb53c293f78">Graf<name key="PSN0111504" style="hidden">Graf, Herr</name></persName> heißt und mir von Ihrer Mutter empfohlen war) der <persName xml:id="persName_d1b0c9f5-785d-42e4-8973-31a01b26bc9b">Herr Jeheimerath Koreff<name key="PSN0112491" style="hidden">Koreff, Johann Ferdinand (bis 1816: David Ferdinand) (1783-1851)</name></persName> hätten ihm janz in Dienst jenommen und Sie können Ihrer Mutter also nächstens schreiben, daß ich die Heirath zwischen <persName xml:id="persName_c532fbf7-dc19-481d-a6d9-0695024e8af4">Koreff<name key="PSN0112491" style="hidden">Koreff, Johann Ferdinand (bis 1816: David Ferdinand) (1783-1851)</name></persName> und <persName xml:id="persName_111d0917-b28f-42f6-bade-907a13db4e89">Graf<name key="PSN0111504" style="hidden">Graf, Herr</name></persName> gestiftet habe.“ Aber nun bin ich ganz fertig, und habe geplaudert, wie nichts Gutes. <seg type="closer" xml:id="seg_a8b60614-a738-42cc-9924-a54c68aa1b1a">Nun lebt wohl auf Wiedersehn</seg>, liebe Eltern, und <persName xml:id="persName_29ac01df-18a4-42dd-b8ab-c4b9251b31b7">schweigende Schwestern<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, und <persName xml:id="persName_49ce1655-8b83-46c8-ae7b-6c57f98b1cdc">verlobter Bruder<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> und ganz stumme <persName xml:id="persName_9f9a6023-e2cd-49d7-a9e7-f13ca0fa53d0">Schwäger<name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name><name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>.</p><signed rend="left">Felix MB.</signed><dateline rend="left">Das Ende des Briefs am <date cert="high" when="1834-08-05" xml:id="date_b24daa70-e6a5-44ee-af95-86f29478be3e">5<hi rend="superscript">ten</hi> Aug. 1834</date> gegeben am Steinweg.</dateline></div> <div type="footnotes_area" xml:id="div_e595bcce-3dfe-474d-8520-3f20d1a48b81"> <note n="*" subtype="author" target="fnr1" type="footnote" xml:id="fn1">ich sehe daß dazu auf der nächsten Seite noch Platz bleibt.</note> </div></body> </text></TEI>