fmb-1834-05-28-02
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Düsseldorf, 23. und 28. Mai 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse (über die bereits beschriebene vierte Seite). – Der Brief wurde eingeschlossen in dem Brief gleichen Datums an Abraham Mendelssohn Bartholdy (Nr. 942) versandt.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
An Mutter.
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sten erhalten, an dem mich vor allem schon die Adresse und die zwei dichtgeschriebnen Seiten von Deiner Hand gänzlich trösteten und erquickten. Aber noch viel mehr der Inhalt; denn ich war schon im Begriff an wo ich mich einfinden soll. Jede Station zwischen hier und Baden, oder zwischen hier und Berlin ist mir recht, und mein 3monatlicher Urlaub wird unter solchen Umständen natürlich ein wenig angewendet. Es könnte herrlich werden, wenn
Düsseldorf d. 23 Mai 34. Liebe Mutter das waren wieder einmal ein Paar tolle Tage, erst gestern bin ich zur alten Ruhe zurückgekommen und habe gestern und heut wenig mehr thun können, um wieder in den Schick und ins Arbeiten zu kommen, als auf dem Sopha zu schlafen, Vor und Nachmittag. Bin schrecklich müde, zum Glück habe ich nun wieder einen längern Brief von Dir, sehe wieder die wohlbekannte, feste zierliche Handschrift, und bin somit mehr beruhigt; wenns nur so beim Guten bleibt, und namentlich wenn nur die Augen erst wieder frei sind. Indeß giebt mir der Arzt hier den besten Trost darüber, sagt das wäre natürlich, und bei allen solchen Fällen die Folge, es verliere sich dann spurlos. Das sey so; auch die guten beiden FischOttern müssen viel tausend Dank haben für ihre Berichte, die fortwährend so ruhig und tröstlich waren, wie sie ein Entfernter braucht; an Vater schreib ich selbst, um ihm zu danken, und dann in den nächsten Tagen wieder speziell an die Geren. Heut vor 8 Tagen fuhr ich mit den beiden Woringens nach Aachen, da eine Cabinetsordre fünf Tage vor dem Feste die Feier auf Pfingsten erlaubte und zwar in solchen Worten, daß die Erlaubniß für die nächsten Jahre nun sehr wahrscheinlich wird. Die Schnellpost fuhr 11 Stunden, und ich langweilte mich sträflich, kam verdrießlich an, wir gingen gleich in die Probe die noch dauerte (es war 1 2 10) und ich hörte im Parquet sitzend noch ein Paar Nummern aus Deborah, sage drauf zu Woringen, der neben mir saß, nun will ich auch von hier aus dem Hiller zum erstenmal seit 2 Jahren schreiben, weil er seine Sache so nett gemacht hat. Denn wirklich war seine Arbeit so bescheiden, und wohlklingend, und dem Händel untergeordnet, dem er nichts weggestrichen hat, daß ich mich freute zu sehn, wie noch andre Leute meines Sinnes sind, und danach thun. Oben im ersten Range saß ein Mann mit Schnurrbart, las in der Partitur nach, und als der nach der Probe aufs Theater heruntergeht, und ich herauf, so begegnen wir uns in der Coulisse und mir stolpert richtig Ferdinand Hiller in die Arme, und will mich mit Küssen zerquetschen. Er war von Paris gekommen, um das Oratorium zu hören, und Chopin hatte seine Stunden im Stich gelassen, war mitgefahren, und so trafen wir uns da wieder. Nun hatte ich mein Plaisir am Musikfest weg, denn wir drei blieben nun zusammen, bekamen eine Loge im Theater (wo die Aufführungen sind) zusammen, und natürlich ging es dann gleich am folgenden Morgen an ein Clavier, wo ich großen Genuß hatte. Sie haben beide ihre Fertigkeit immer mehr ausgebildet, und als Clavierspieler ist Chopin jetzt einer der allerersten, macht so neue Sachen wie Paganini auf seiner Geige, bringt Wunderdinge herbei die man sich nie möglich gedacht hätte. Auch Hiller ist ein vortrefflicher Spieler, kräftig und piquant und coquett genug. Beide laboriren nun an der Pariser Verzweiflungssucht und Leidenschaftssucherei, und haben Tact und Ruhe und das recht musikalische oft gar zu sehr außer Augen gelassen; ich nun wieder vielleicht zu wenig, und so ergänzten wir uns und lernten, glaub’ ich, alle drei von einander, indem ich mir ein bischen wie ein Schulmeister und sie sich ein bischen wie mirliflors oder incroyables vorkamen. Nach dem Feste reis’ten wir drei Tage zusammen nach Düsseldorf, brachten einen sehr angenehmen Tag unter Musiciren und Discutiren drüber zu, dann begleitete ich sie gestern nach Cöln, und heut früh reis’ten sie nach Coblenz per Dampf hinauf, ich hinunter d. 28 Mai. Liebe Mutter, es ist mir die Tage her nicht möglich gewesen, diesen Brief zu vollenden. Nun habe ich gestern Deinen lieben Brief vom 23sten erhalten, an dem mich vor allem schon die Adresse und die zwei dichtgeschriebnen Seiten von Deiner Hand gänzlich trösteten und erquickten. Aber noch viel mehr der Inhalt; denn ich war schon im Begriff an Vater Jüngkens Meinung, (die er nun auch durchgesetzt) zu schreiben, die mich als sehr gescheut hier gleich frappirte, wie die Unannehmlichkeit und namentlich die Unthätigkeit eines Böhmischen Bades für Vater vielleicht ebenso abspannend sein könne, als das Wasser heilsam, und wie daher nur Baden Baden der rechte Ort sei – nun kommt noch dazu daß Du, wie ich mirs immer dachte, wahrscheinlich mitreisest, dann also bitte ich mir nur zu sagen, wo ich mich einfinden soll. Jede Station zwischen hier und Baden, oder zwischen hier und Berlin ist mir recht, und mein 3monatlicher Urlaub wird unter solchen Umständen natürlich ein wenig angewendet. Es könnte herrlich werden, wenn Vater und ich nach langer Zeit wieder einmal unter den Bäumen des neuen Schlosses spazieren gingen, und Du Dich in der guten Luft gänzlich wieder erholtest, und Dich aufs alte Schloß tragen ließest, und wir wollten alle kein rouge & noir, oder Roulette anrühren, und doch wohl Zeitvertreib haben. Nun lebwohl, liebe Mutter. Dein sich aufs Wiedersehen freuender Felix MB
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-05-23" xml:id="date_422eeef7-1a01-49ab-adca-d9d9b87a1b28">23.</date> und <date cert="high" when="1834-05-28" xml:id="date_4f146d1c-2d08-4c82-97f4-2163b767833e">28. 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Niederrheinisches Musikfest (1834)</name><settlement key="STM0100106" style="hidden" type="">Aachen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> reis’ten wir drei Tage zusammen nach Düsseldorf, brachten einen sehr angenehmen Tag unter Musiciren und Discutiren drüber zu, dann begleitete ich sie gestern nach Cöln, und heut früh reis’ten <persName xml:id="persName_014926b4-3922-462e-9309-56b142e086e8">sie<name key="PSN0110374" style="hidden">Chopin, Fryderyk Franciszek (Frédéric François) (1810-1849)</name><name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> nach Coblenz per Dampf hinauf, ich hinunter</p></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_a83d2601-5ecb-4145-9dff-b028f30b4e7e"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p><seg type="inline">d. <date cert="high" when="1834-05-28" xml:id="date_a0666d3b-7fe2-499e-8b22-5f080242c400">28 Mai</date>.</seg> Liebe Mutter, es ist mir die Tage her nicht möglich gewesen, diesen Brief zu vollenden. Nun habe ich gestern Deinen lieben Brief vom 23<hi rend="superscript">sten</hi> erhalten, an dem mich vor allem schon die Adresse und die zwei dichtgeschriebnen Seiten von Deiner Hand gänzlich trösteten und erquickten. Aber noch viel mehr der Inhalt; denn ich war schon im Begriff an <persName xml:id="persName_0bb30e2f-8d6f-4733-86bf-edbec307546e">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> <persName xml:id="persName_ee25c92f-46e4-4d84-8b0d-fa9aa6807e71">Jüngkens<name key="PSN0112286" style="hidden">Jüngken, Johann Christian (1793-1875)</name></persName> Meinung, (die er nun auch durchgesetzt) zu schr[eiben,] die mich als sehr gescheut hier gleich frappirte, wie die Unannehmlichkeit und namentlich die Unthätigkeit eines Böhmischen Bades für <persName xml:id="persName_b28c6fef-19dd-4dcf-a0a7-4303ec1d6c08">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> vielleicht ebenso abspannend sein könne, als das Wasser heilsam, und wie daher nur Baden Baden der rechte Ort sei – nun kommt noch dazu daß Du, wie ich mirs immer dachte, wahrscheinlich mitreisest, dann also bitte ich mir nur zu sagen, <hi rend="underline">wo</hi> ich mich einfinden soll. Jede Station zwischen hier und Baden, oder zwischen hier und Berlin ist mir recht, und mein 3monatlicher Urlaub wird unter <hi rend="underline">solchen</hi> Umständen natürlich ein wenig angewendet. Es könnte herrlich werden, wenn <persName xml:id="persName_ef5f1d0a-32e2-4db7-b0fb-144841dbd6a9">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> und ich nach langer Zeit wieder einmal unter den <placeName xml:id="placeName_3103bf18-9d37-498e-8854-28c63cf6bb16">Bäumen des neuen Schlosses<name key="SGH0100733" style="hidden" subtype="" type="sight">Neues Schloss</name><settlement key="STM0100449" style="hidden" type="">Baden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> spazieren gingen, und Du Dich in der guten Luft gänzlich wieder erholtest, und Dich <placeName xml:id="placeName_75b5df19-b85f-4939-93ee-367e76036662">aufs alte Schloß<name key="SGH0100713" style="hidden" subtype="" type="sight">Altes Schloss Hohenbaden</name><settlement key="STM0100449" style="hidden" type="">Baden</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> tragen ließest, und wir wollten alle kein rouge & noir, oder Roulette anrühren, und doch wohl Zeitvertreib haben. <seg type="closer" xml:id="seg_9b782a65-6a84-419c-a215-90969c97ae07">Nun lebwohl, liebe Mutter. Dein sich aufs Wiedersehen freuender</seg></p><signed rend="right">Felix MB</signed></div></body> </text></TEI>