fmb-1834-03-31-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Düsseldorf, 31. März 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, Bemerkung von der Hand Hermann Francks auf der Adressenseite: »Felix / März 34«.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Franck
Sie wußten es wohl, daß mir nichts Unerwarteteres kommen konnte, als die Adresse von Ihrer Hand, aber Sie können nicht glauben, welche sehr große Freude mir Ihr Brief gemacht, und wie ich Ihnen von ganzem Herzen dafür danke. Mir ist nämlich die Aussicht, die Sie mir darin eröffnen,
Doch denke ich mir eigentlich, daß die Frage ob
Die Frage ist nun, wo wir uns diesen Sommer treffen, und ich fürchte, das wird nirgends anders als hier sein können. Ich habe in diesem Winter so viel mit Aeußerlichkeiten zu thun gehabt, um als städtischer Musikdirector auch der Stadt eine erträgliche musikalische Physiognomie zu geben, daß mir zu wenig Zeit für mich geblieben ist, und ich mir vorgenommen habe, meine projectirten Reisen, sowohl nach London im Frühjahr, als nach Berlin im Sommer, was
Düsseldorf d. 31 März 1834Sie wußten es wohl, daß mir nichts Unerwarteteres kommen konnte, als die Adresse von Ihrer Hand, aber Sie können nicht glauben, welche sehr große Freude mir Ihr Brief gemacht, und wie ich Ihnen von ganzem Herzen dafür danke. Mir ist nämlich die Aussicht, die Sie mir darin eröffnen, Ihren Bruder bald kennen zu lernen und ihn hoffentlich auf einige Zeit hier bei mir zu haben, so erfreulich und lieb, daß mir nicht leicht etwas Angenehmereres hätte begegnen können. Sie wissen, daß ich seit lange mir gewünscht hatte ihn von dem Sie und Andere mir so oft erzählt hatten, selbst zu sehen, wissen auch, wie förderlich die Bekanntschaft eines frischen, neuen Talents auf jeden wirkt, aber das allein hätte mich doch nicht so gefreut, wie der sehr große Beweis von Vertrauen, den Sie mir geben, und der mir zeigt, daß Sie mehr von mir halten, als ich je geglaubt hätte, und als ich vielleicht selbst thue. Da ich wohl einsehe, wie wichtig die Frage ist, deren Beantwortung Sie von mir verlangen, so würde ich mich vielleicht scheuen darin mich allein auf meine Meinung zu verlassen, wenn ich mir nicht sagen müßte, daß Sie mehr als eine ehrliche Meinung doch auch von keinem Anderen hören könnten, deren aber sind Sie von mir gewiß. Doch denke ich mir eigentlich, daß die Frage ob Ihr Bruder überhaupt Musiker wird, oder nicht, schon hauptsächlich entschieden ist, und daß er es wird, und dem gilt nun auch ein Theil meiner Freude. Denn wenn mir hier, bei allem angenehmen frohen Leben, etwas gefehlt hat, so ist es eben ein tüchtiger, wirklicher Musiker, der mitarbeitet, seinen Weg auch verfolgt, und mit dem ich mich ganz verständigen könnte. Und deswegen glaube ich sogar, obwohl es arrogant genug klingt, daß es wohl gut für einen jungen Musiker sein mag, wenn er jetzt eine Zeitlang mit mir hier lebte; freilich könnte ich ihm nicht wie ein Meister dem Schüler da stehen, da er wohl Irrthümliches und Falsches genug an mir herausfinden wird, und da mir niemals einfallen soll mich als ein Muster hinzustellen – sondern weil ich eine wirkliche Sehnsucht nach einem Mitarbeitenden (sey er weiter, oder weniger weit als ich) empfinde, und weil ich meine solch ein Verhältniß müßte für beide fördernder und anregender sein, als das von Lehrer und Schüler irgend sein könnte. Daß Ihr Bruder nun ein solcher Musiker mir sein würde, wenn er herkäme, davon bin ich überzeugt, und so sehn Sie, Lieber, wie sehr ich Ihnen auch in dieser Hinsicht würde zu danken haben. Die Frage ist nun, wo wir uns diesen Sommer treffen, und ich fürchte, das wird nirgends anders als hier sein können. Ich habe in diesem Winter so viel mit Aeußerlichkeiten zu thun gehabt, um als städtischer Musikdirector auch der Stadt eine erträgliche musikalische Physiognomie zu geben, daß mir zu wenig Zeit für mich geblieben ist, und ich mir vorgenommen habe, meine projectirten Reisen, sowohl nach London im Frühjahr, als nach Berlin im Sommer, was meine Schwestern wünschten, dennoch aufzugeben, ruhig hier zu bleiben und zu arbeiten. Wenn Sie es einrichten können, so kommen Sie her. Es wäre aber auch gar zu prächtig, wenn Sie kämen und mir den Eduard herbrächten. Ich habe gestern nach Empfang Ihres Briefs gleich den Director Schadow, der Düsseldorf gut kennt, wegen einer Familie befragt, bei der er wohnen könnte; sie wird leicht zu finden sein, nur ist mir nicht deutlich, ob Sie wünschen, daß er sich völlig gleichsam in Pension gebe, oder ob die Familie nur im Allgemeinen ein wachsames Auge auf ihn haben, und er im Uebrigen unabhängig leben sollte. Das Letztere würde leichter und auch wohl vortheilhafter sein, er wäre dann weniger genirt, wir könnten alle Mittage zusammen essen, überhaupt ist dies Nest viel zu klein, als daß nicht jeder Schritt und namentlich die ganze tenue des Wesens allen gleich bekannt werden sollte. Zu dem wenn einer tüchtig zu arbeiten Lust hat, und bei dem liebenswürdigen Bilde, das Sie mir von Ihrem Bruder entworfen haben, ist hier wenig oder nichts von fremden schädlichen Einflüssen zu fürchten. Denn es ist bestimmt, so klein und nichtssagend das Örtchen auf der einen Seite ist, so viel prächtige junge Leute sind wieder hier, so gut und nobel ist der Ton unter ihnen, und so belebt und belebend ist das ganze Treiben für den Augenblick. Auch in der Musik, so schlecht die Mittel bis jetzt sind, hebt es sich; ich habe den Don Juan und Wasserträger jedes mit 20–30 Proben eingeübt und gut gegeben, das Alexanderfest, die Jahreszeiten, eine Messe von Cherubini, vorgestern noch mehrere Palestrinas in der Kirche haben wir aufgeführt, und im nächsten Winter hoffe ich soll es schon viel besser aussehen. So lebe ich hier wohl und froh, und die größte Lücke die mir sehr fühlbar war, soll mir nun auch vielleicht durch Ihre Freundschaft ausgefüllt werden. Denn daß Ihr Bruder den rechten Sinn und das rechte Gefühl für Musik, und Liebe dazu hat, das weiß ich, und weiter habe ich ihm und mir nichts zu wünschen. Kurz, ich danke Ihnen, aber nun bitte, lassen Sie gleich wieder von sich hören, und sagen Sie mir so bald als möglich, wie es werden soll. Sie können sich denken, wie gespannt ich auf Ihre Antwort bin, und so beschleunigen Sie sie, und wo möglich, kommen Sie, und dann Alles mündlich. Auch viel Musik. Leben Sie wohl und bleiben Sie mir gutIhr Felix Mendelssohn Bartholdy
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1834-03-31-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1834-03-31-01" xml:id="title_e917e7eb-1a81-456a-8512-f38a48ee1c17">Felix Mendelssohn Bartholdy an Hermann Franck in Breslau <lb></lb>Düsseldorf, 31. März 1834</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_9a7934c2-7a5d-48b7-bd31-e2cfff2b5ecc">Sie wußten es wohl, daß mir nichts Unerwarteteres kommen konnte, als die Adresse von Ihrer Hand, aber Sie können nicht glauben, welche sehr große Freude mir Ihr Brief gemacht, und wie ich Ihnen von ganzem</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_a3d567ad-f5ec-4bfc-a016-4abbd34b55c2">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 3, 887</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_7131cf6e-1105-4a01-8bbe-857d68cfd34e"> <msDesc> <msIdentifier> <country>-</country> <settlement>-</settlement> <institution key="RISM">-</institution> <repository>Privatbesitz</repository> <collection>-</collection> <idno type="signatur">-</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1834-03-31-01" type="letter" xml:id="title_5b95e592-50ec-4117-a1f8-089bc9cd43e0">Felix Mendelssohn Bartholdy an Hermann Franck in Breslau; Düsseldorf, 31. März 1834</title> <incipit>Sie wußten es wohl, daß mir nichts Unerwarteteres kommen konnte, als die Adresse von Ihrer Hand, aber Sie können nicht glauben, welche sehr große Freude mir Ihr Brief gemacht, und wie ich Ihnen von ganzem</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse, Bemerkung von der Hand Hermann Francks auf der Adressenseite: »Felix / März 34«.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="autographic_concept">Autographes Konzept, D-DÜhh, 51.5909.</bibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,17/1.</bibl> <bibl type="printed_letter">Reinhold Sietz, Dr. Hermann Franck, ein Freund Wagners, Hillers und Heines. Beiträge zu seiner Biographie, in: Musicae scientiae collectanea. Festschrift Karl Gustav Fellerer zum siebzigsten Geburtstag, hrsg. von Heinrich Hüschen, Köln 1973, S. 536 f. (Teildruck).</bibl> <bibl type="printed_letter">Andreas Feuchte, Felix Mendelssohn Bartholdy als Lehrer und Freund von Eduard Franck, in: Mendelssohn Studien 10 (1997), S. 60 f.</bibl> <bibl type="printed_letter">Feuchte, Eduard Franck und Richard Franck, S. 297 (Teildruck, Faksimile der letzten Seite, S. 295; Teildruck des Konzepts, S. 296. Faksimile der letzten Seite des Konzepts, S. 294).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-03-31" xml:id="date_86c39e3f-05d0-4c9b-a587-1815b0968fc0">31. März 1834</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_f2d9e6b5-fcdc-4a6d-96f6-68c5c4d135a6">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_09a7fed6-c085-43c2-b99d-3e9723ace91b"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0111123" resp="receiver" xml:id="persName_9cf5d490-df87-4cbd-9f98-5ea54c59f61a">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_2d80627f-2a64-4a42-a96a-4374f5bb5416"> <settlement key="STM0100136">Breslau</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_69011075-2067-4c82-8bf1-674890dea20c"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn Dr. Hermann <hi n="1" rend="underline">Franck</hi></addrLine> <addrLine>Wohlgeboren.</addrLine> <addrLine>Breslau</addrLine> <addrLine>frey</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_14136bba-e5c6-4a9a-b064-623769252f2b"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Düsseldorf d. <date cert="high" when="1834-03-31" xml:id="date_1c299b39-d770-4d3e-8824-455ba71304e6">31 März 1834</date></dateline><p style="paragraph_without_indent">Sie wußten es wohl, daß mir nichts Unerwarteteres kommen konnte, als die Adresse von Ihrer Hand, aber Sie können nicht glauben, welche sehr große Freude mir Ihr Brief gemacht, und wie ich Ihnen von ganzem Herzen dafür danke. Mir ist nämlich die Aussicht, die Sie mir darin eröffnen, <persName xml:id="persName_ccc47320-9623-43d1-98e6-cdf510a4bd74">Ihren Bruder<name key="PSN0111119" style="hidden">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName> bald kennen zu lernen und ihn hoffentlich auf einige Zeit hier bei mir zu haben, so erfreulich und lieb, daß mir nicht leicht etwas Angenehmereres hätte begegnen können. Sie wissen, daß ich seit lange mir gewünscht hatte ihn von dem Sie und Andere mir so oft erzählt hatten, selbst zu sehen, wissen auch, wie förderlich die Bekanntschaft eines frischen, neuen Talents auf jeden wirkt, aber das allein hätte mich doch nicht so gefreut, wie der sehr große Beweis von Vertrauen, den Sie mir geben, und der mir zeigt, daß Sie mehr von mir halten, als ich je geglaubt hätte, und als ich vielleicht selbst thue. Da ich wohl einsehe, wie wichtig die Frage ist, deren Beantwortung Sie von mir verlangen, so würde ich mich vielleicht scheuen darin mich allein auf meine Meinung zu verlassen, wenn ich mir nicht sagen müßte, daß Sie mehr als eine ehrliche Meinung doch auch von keinem Anderen hören könnten, deren aber sind Sie von mir gewiß.</p><p>Doch denke ich mir eigentlich, daß die Frage ob <persName xml:id="persName_e96b28d9-eb65-4fda-a9e8-ea7554da42ef">Ihr Bruder<name key="PSN0111119" style="hidden">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName> überhaupt Musiker wird, oder nicht, schon hauptsächlich entschieden ist, und daß er es wird, und dem gilt nun auch ein Theil meiner Freude. Denn wenn mir hier, bei allem angenehmen frohen Leben, etwas gefehlt hat, so ist es eben ein tüchtiger, wirklicher Musiker, der mitarbeitet, seinen Weg auch verfolgt, und mit dem ich mich ganz verständigen könnte. Und deswegen glaube ich sogar, obwohl es arrogant genug klingt, daß es wohl gut für einen jungen Musiker sein mag, wenn er jetzt eine Zeitlang mit mir hier lebte; freilich könnte ich ihm nicht wie ein Meister dem Schüler da stehen, da er wohl Irrthümliches und Falsches genug an mir herausfinden wird, und da mir niemals einfallen soll mich als ein Muster hinzustellen – sondern weil ich eine wirkliche Sehnsucht nach einem Mitarbeitenden (sey er weiter, oder weniger weit als ich) empfinde, und weil ich meine solch ein Verhältniß müßte für beide fördernder und anregender sein, als das von Lehrer und Schüler irgend sein könnte. Daß <persName xml:id="persName_8daccc50-1717-4763-b252-b6389cc07eb6">Ihr Bruder<name key="PSN0111119" style="hidden">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName> nun ein solcher Musiker mir sein würde, wenn er herkäme, davon bin ich überzeugt, und so sehn Sie, Lieber, wie sehr ich Ihnen auch in dieser Hinsicht würde zu danken haben.</p><p>Die Frage ist nun, wo wir uns diesen Sommer treffen, und ich fürchte, das wird nirgends anders als hier sein können. Ich habe in diesem Winter so viel mit Aeußerlichkeiten zu thun gehabt, um als städtischer Musikdirector auch der Stadt eine erträgliche musikalische Physiognomie zu geben, daß mir zu wenig Zeit für mich geblieben ist, und ich mir vorgenommen habe, meine projectirten Reisen, sowohl nach London im Frühjahr, als nach Berlin im Sommer, was <persName xml:id="persName_fd84f475-4531-471e-afbc-93f1d6bcb400">meine Schwestern<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> wünschten, dennoch aufzugeben, ruhig hier zu bleiben und zu arbeiten. Wenn Sie es einrichten können, so kommen Sie her. Es wäre aber auch gar zu prächtig, wenn Sie kämen und mir den <persName xml:id="persName_afd61a37-bde8-428c-8a48-dd0b89eef651">Eduard<name key="PSN0111119" style="hidden">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName> herbrächten. Ich habe gestern nach Empfang Ihres Briefs gleich <persName xml:id="persName_9740cafe-6bd1-466a-8c03-3b7b92016e78">den Director Schadow<name key="PSN0114494" style="hidden">Schadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862)</name></persName>, der Düsseldorf gut kennt, wegen einer Familie befragt, bei der er wohnen könnte; sie wird leicht zu finden sein, nur ist mir nicht deutlich, ob Sie wünschen, daß er sich völlig gleichsam in Pension gebe, oder ob die Familie nur im Allgemeinen ein wachsames Auge auf ihn haben, und er im Uebrigen unabhängig leben sollte. Das Letztere würde leichter und auch wohl vortheilhafter sein, er wäre dann weniger genirt, wir könnten alle Mittage zusammen essen, überhaupt ist dies Nest viel zu klein, als daß nicht jeder Schritt und namentlich die ganze tenue des Wesens allen gleich bekannt werden sollte. Zu dem wenn einer tüchtig zu arbeiten Lust hat, und bei dem liebenswürdigen Bilde, das Sie mir von <persName xml:id="persName_5b91a9d6-f7ad-4574-9bc9-0f8ab440aaff">Ihrem Bruder<name key="PSN0111119" style="hidden">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName> entworfen haben, ist hier wenig oder nichts von fremden schädlichen Einflüssen zu fürchten. Denn es ist bestimmt, so klein und nichtssagend das Örtchen auf der einen Seite ist, so viel prächtige junge Leute sind wieder hier, so gut und nobel ist der Ton unter ihnen, und so belebt und belebend ist das ganze Treiben für den Augenblick. Auch in der Musik, so schlecht die Mittel bis jetzt sind, hebt es sich; ich habe den <title xml:id="title_3d043dd0-aed6-4cdf-a1ab-f9d428f0b7c0">Don Juan<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110089" style="hidden" type="music">Don Giovanni KV 527</name></title> und <title xml:id="title_e6c1d196-3b10-4ee2-9da2-c0dc324cc7db">Wasserträger<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108366" style="hidden" type="music">Les Deux Journées, ou Le Porteur d’eau</name></title> jedes mit 20–30 Proben eingeübt und gut gegeben, das <title xml:id="title_6ba2aa2c-db17-4b94-96c4-71b15c4f83de">Alexanderfest<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108949" style="hidden" type="music">Alexander’s Feast or The Power of Musick HWV 75</name></title>, die <title xml:id="title_06e7788a-beb9-4ebf-be61-66b3e632d660">Jahreszeiten<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109072" style="hidden" type="music">Die Jahreszeiten Hob. XXI : 3</name></title>, eine <title xml:id="title_57a3d649-ab87-4115-85e7-55dcbf716650">Messe<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108385" style="hidden" type="music">Messe solennelle Nr. 4 C-Dur</name></title> von Cherubini, vorgestern noch mehrere <persName xml:id="persName_ffde517a-2cf7-451b-a1ca-af31e830c8d7">Palestrinas<name key="PSN0113727" style="hidden">Palestrina, Giovanni Pierluigi da (?-1594)</name></persName> in der <placeName xml:id="placeName_24ac9118-1a1c-43db-a7a9-cddde7d291b6">Kirche<name key="SGH0100313" style="hidden" subtype="" type="sight">St. Maximilian</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> haben wir aufgeführt, und im nächsten Winter hoffe ich soll es schon viel besser aussehen. So lebe ich hier wohl und froh, und die größte Lücke die mir sehr fühlbar war, soll mir nun auch vielleicht durch Ihre Freundschaft ausgefüllt werden. Denn daß <persName xml:id="persName_2a5af00e-3053-40b0-9efa-5bd15851d013">Ihr Bruder<name key="PSN0111119" style="hidden">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName> den rechten Sinn und das rechte Gefühl für Musik, und Liebe dazu hat, das weiß ich, und weiter habe ich ihm und mir nichts zu wünschen.</p><closer rend="left" xml:id="closer_01eec5cb-4497-4eaf-b019-7491a7b67e1d">Kurz, ich danke Ihnen, aber nun bitte, lassen Sie gleich wieder von sich hören, und sagen Sie mir so bald als möglich, wie es werden soll. Sie können sich denken, wie gespannt ich auf Ihre Antwort bin, und so beschleunigen Sie sie, und wo möglich, kommen Sie, und dann Alles mündlich. Auch viel Musik. Leben Sie wohl und bleiben Sie mir gut</closer><signed rend="right">Ihr</signed><signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy</signed></div></body> </text></TEI>