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fmb-1833-08-02-01

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Abraham Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy, die Familie Mendelssohn Bartholdy und Wolff Nathan in Berlin <lb></lb>London, 1. und 2. August 1833 Arrow Rout, ächt, ostindisch, günstig, einer meiner cousins hat ihn kürzlich aus Ostindien mitgebracht, Portwein, 40 Jahr alt, jüngern, desgleichen ganz ohne Brandwein, mein Bruder hat ihn zu eignem Gebrauch aus Portugall verschrieben, Scottisch Marmelade Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 3, 766

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung MA Nachl. 13,26. Autograph Abraham Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy, die Familie Mendelssohn Bartholdy und Wolff Nathan in Berlin; London, 1. und 2. August 1833 Arrow Rout, ächt, ostindisch, günstig, einer meiner cousins hat ihn kürzlich aus Ostindien mitgebracht, Portwein, 40 Jahr alt, jüngern, desgleichen ganz ohne Brandwein, mein Bruder hat ihn zu eignem Gebrauch aus Portugall verschrieben, Scottisch Marmelade

4 beschr. S.; Adresse von Felix Mendelssohn Bartholdys Hand, mehrere Poststempel.

Abraham Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Abschrift von Wolff Nathan, D-B, Musikabteilung, MA Depos. Berlin 500,23, S. 56-58 (Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteil, ohne Briefteil an Wolff Nathan). Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Ep. 568, S. 172-180 (Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteile, ohne Briefteil an Wolff Nathan). Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 379-382 (Teildruck von Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteil). Klein, Abraham Mendelssohn Bartholdy in England, S. 113-115 (nach Abschrift MA Ep. 568).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

1. und 2. August 1833 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) London Großbritannien Nathan, Wolff (1810-1877) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Berlin Deutschland deutsch
Mde. Mde. L. Mendelssohn Bartholdy Berlin Leipziger Strasse no. 3 single. via Hamburgh.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) London 1 August 1833.

Arrow Rout, ächt, ostindisch, günstig, einer meiner cousinsAlexander, Cousin von → Mary A. hat ihn kürzlich aus Ostindien mitgebracht, Portwein, 40 Jahr alt, jüngern, desgleichen ganz ohne Brandwein, mein BruderAlexander of Ballochmyle, Claud jun. (1789-1845)Alexander of Ballochmyle and Southbar, Boyd jun. (1796-1861) hat ihn zu eignem Gebrauch aus Portugall verschrieben, Scottisch Marmelade aus Pomeranzen, mein Onkel, M LeodMacLeod, John Norman (1788-1835), ein Schottischer Clan, die halbe Insel Skiy gehört ihm, hat sie in seinem Hause verfertigen laßen, Blumen, die schönsten, wohlriechendsten, feinsten, wie sie England nur darbietet, sie kommen aus unserm Garten, wir haben sie selbst erzogen Kupferwerke alte und neue, mir unbekannte und zum Theil sehr intereßant – wem verdanke ich seit 14 Tagen alles dies, und persönlichen Besuch, und tägliches Nachfragen? DoxatsDoxat, Familie von → Eugen D.? ich habe noch keinen von ihnen mit Augen bei mir gesehen, oder von ihnen gehört; GoldschmidtsGoldschmidt, Familie von → Adolph G.? oh! nein, denen verdanke ich mehr; MoschellesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) und seiner FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889)? Nein, wahrhaftig nicht, denn was die für mich thun, läßt sich nicht so artikelweise zählen und bezeichnen; dafür muß ich mir erst einen Ausdruck erfühlen, ich kann sie mit trocknem Auge nicht von mir weggehn sehn. Aber Hannover Terrace, regents Parc Nr 12 wohnen 3 SchwesternAlexander, Mary (1806-1867)Alexander, Anna-Joanna (1793-1859)Alexander, Margaret Stewart (1791-1861), unverheirathet, wahrscheinlich sehr reich, gewiß sehr vermögend, highest fashionable, verwandt mit den ersten Familien Schottlands, und von Seiten ihrer BrüderAlexander of Ballochmyle, Claud jun. (1789-1845)Alexander of Ballochmyle and Southbar, Boyd jun. (1796-1861) verschwägert mit bedeutenden Familien Londons, mit irgend einmal dagewesenen KönigenSchottland, Robert I. (the) Bruce (1274-1329) wahrscheinlich näher verwandt als ich mit Schaul WohlWahl, Saul (eigtl. Saul ben Samuel Katzenellenbogen) (?-1617), einnächtigem König von Polen; die älteste von ihnen zeichnet, und beschäfftigt sich viel mit Bildern, von denen sie selbst mehrere besitzt, die 2te politisirt torystisch, die 3te jüngsteAlexander, Mary (1806-1867), noch recht sehr angenehm hübsch, ist eine Enthusiastin, musikalisch und treibt Deutsch. Felix hatte sie früher gekannt, mir aber nie ein Wort von ihnen gesagt, und ich habe sie hinter seinem Rücken bei MoschellesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) kennen gelernt. Das Glück vergönnte mir sie mir sehr zu verbinden. Nicht etwa dadurch, daß ich mit Miss MargueriteAlexander, Margaret Stewart (1791-1861) über Gemälde sprach (es leben die Gemälde! sie haben mir stets nur Genuß und Glück gebracht) sondern wahrscheinlich mehr dadurch, daß ich ihnen erlaubte, mir den Eingang zu mehreren wichtigen und nicht eben, jedem zugänglichen Gallerien zu verschaffen, mich dazu selbst in ihrem Wagen abzuhohlen, daß ich mir gefallen ließ, besondre Billette zu OberhausHouse of LordsLondonGroßbritannien und UnterhausHouse of CommonsLondonGroßbritannien von ihnen anzunehmen (von denen ich zwar leider keinen Gebrauch machen konnte, weil damals schon mein Malör am Beine (wie der berühmte Motte hitte zu sagen pflegte angefangen hatte) und außer mehreren solchen Herablaßungen meinerseits auch die besonders, daß ich mir eine party gefallen ließ, zu welcher sie mich einluden. Diese fiel zufällig auf den Abend des Montags, an welchem zuerst mein Schienbein mitspielte; ich konnte die Schmerzen nicht ganz verbergen, und da ich nun krank wurde, schrieben die guten DamenAlexander, Mary (1806-1867)Alexander, Anna-Joanna (1793-1859)Alexander, Margaret Stewart (1791-1861) die Verschlimmerung ihrer Soirée zu, und wußten nun nicht mehr, was sie alles für mich thun konnten; sie besuchten mich persönlich in den ersten Tagen, was ich ihnen kaum so hoch anrechne, als daß sie in ihrer Freundlichkeit nicht nachließen, obschon ich sie seitdem nicht wieder vorließ!!

Wenn Du nun, liebe LeaMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), aus allem Vorstehenden folgende Schlüße ziehest: 1) ich werde ein fat, 2) ich werde ein Säufer, 3) ich werde beßer, so hab ich ad 1 und 2 selbst schon gefürchtet, und ad 3 sind meine AertzteBrodie, (seit 1834) Sir Benjamin Collins 1st Baronet (1783-1862)Stone, Thomas Arthur (1797-1864) seit gestern entschieden derselben Meynung. Am ruhigsten bin ich über 1, der Knüppel liegt beim Hund. Aber Wein werde ich in Berlin auch sehr trinken, und viel Fleisch eßen; Sie sollen leben, Hensel!

Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)

2ten die heutige Post ist noch nicht hier; hoffentlich bringt sie mir Brief in Antwort auf meinen großen vom 22ten und sehr gute Nachrichten. Das wäre meine beste Medizin! Übrigens geht es mit meiner Wunde, beßer, jedoch langsam, und der ArtztBrodie, (seit 1834) Sir Benjamin Collins 1st Baronet (1783-1862) will noch auf keine Weise sich über die Zeit der Abreise aussprechen, ich muß liegend schreiben, daher ich allowed bin, noch undeutlicher als gewöhnlich zu schreiben.

Die Berliner werden sich sehr freuen, wenn sie mit der heutigen Post die Nachricht bekommen, daß die Juden Bill im OberhauseHouse of LordsLondonGroßbritannien durchgefallen; weniger würden sie sich amusiren, in unsern Zeitungen einen, wie immer dürftigen, Auszug aus manchen dabei vorgefallenen Reden zu lesen; ich werde dieses Blatt mitbringen; der vorzüglichste Gegner, archbishop v. CanterburyHowley, William (1766-1841), der mit einem Lobe der Juden durch alle Prädicate, angefangen, hat bei dieser Gelegenheit auch meines VatersMendelssohn (vorh. Dessau), Moses (1729-1786) ehrenvoll erwähnt.

Morgen wird WilberforceWilberforce, William (1759-1833) in Westminster abbeyWestminster AbbeyLondonGroßbritannien begraben. Friede mit ihm! London hat auch seine Nachtseite; während mir, dem Fremden, von allen Seiten das Angenehmste, erfreulichst wiederfährt, sind dieser Tagen die Frau eines irrländischen Arbeiters, mit 2 Kindern, Hungers gestorben; actenmäßig! Irrländer sind nehmlich auch Fremde hier, und keine Behörde oder Anstalt nimmt Notiz von ihnen – Es ist 4 Uhr, die Post ist noch nicht da, und ich fürchte sie kommt nicht vor Abgang dieses; ich will daher jezt einige Worte an Hrn NathanNathan, Wolff (1810-1877) schreiben: Goldsch.Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) zeigt mir an, er habe heute aus Rotterdam F 50/m holl 5 %ge erhalten, aber ohne irgend eine Anzeige oder Brief; wir können daher bis jezt nur vermuthen, daß es die Meinigen seyn; hoffentl bringt der heutige Brief Aufklärung. In Erwartung, daß erGoldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) mir auch einen Ankauf von 5 %gen berichten werde, habe ich heute F 20000 à 95 1 4 Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe. […] alto begeben; haben Sie mir inzwischen keinen Einkauf angezeigt, so decken Sie dafür F 30/m beßers, und nehmen noch F 70/m zu, wenn es mit 1 % Nutzen geschehen kann; das Papier ist ein Schrunze hier. 2 1 2ge 50. 49 1 2 5 %ge wie oben. Belgier 94 1 2- 3 4 Carols 89. neue Griechen 7 % Prämie.

Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.

Me MoschellesMoscheles, Charlotte (1805-1889), meine eigentliche wohlthätige Fee, die mir heute schon ihren Morgenbesuch gemacht, die Times vorgelesen, und ihren Abendbesuch angekündigt hat mir aufgetragen, Dich bestens zu grüßen, und Dir zu sagen, Du möchtest nichts von allem Guten glauben, das ich Dir über sieMoscheles, Charlotte (1805-1889) schreibe; ich aber sage: glaube alles, und denke Dir das Beste hinzu, die lebhafte, sehr bequeme, aufmerksame, nie peinliche, graziöse Gutmüthigkeit, mit der alles Gute geschieht, wie nur Frauen sie haben können, und unter diesen, vielleicht wieder mit besondrer Fertigkeit, eine gebohrene Deutsche und gewordene EngländerinMoscheles, Charlotte (1805-1889); das jüdische Blut n’y gâte rien. E con tutto ciò, fängt mir die Geduld an zu reißen, und ich freue mich kaum mehr so sehr über alles Gute was ich erfahren, als ich mich darüber gräme, es andern als Euch, verdanken zu müßen. Nun! Gott wird helfen! KlKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) war mit Me MoschellesMoscheles, Charlotte (1805-1889) hier, welche ihre EmilieMoscheles, Emily Mary (1827-1889) mitgebracht hatte, und sie, da sie eben so wenig Behagen an der Times fand, als an dem Puppentuch welches sie säumen mußte, und unruhig wurde, an Kl.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) wieß, sie möge sich von ihm ein Gedicht machen laßen, er schrieb sogleich<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name><name key="CRT0109535" style="hidden" type="literature">Noch kannst du ruhig säumen</name>:

„Noch kannst du ruhig säumen

Noch hast du schöne Zeit

Doch später bringt das Säumen

Den Mädchen bittres Leid“

ich finde das sehr niedlich, und muß es berichten

Gott erhalte Euch alle, wohl und froh; bleibt meiner in Liebe eingedenk, wie ich stets Eurer; ich hoffe auf gute Nachrichten morgen.

Der Eurige AMBy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe. So sieht es bei uns in diesem Augenblicke (7 Uhr Abends) aus: A ist VatersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Platz und Kaffeetasse, bei B sitz ich, bei C KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862), und da die beiden Leuchter (d und e) angesteckt sind, so muß mir VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) dictiren, da er noch an Hrn. NathanNathan, Wolff (1810-1877) etwas zu sagen hat. Also schreib ich nach, wie folgt:

„Ich habe heut zu früh verkauft, die Sachen haben höher geendet; 5 % 95 3 4- 7 8, 2 1 2 % 50 3 8- 1 2, Belg. 96 und Alles Geld; wenn Sie mir daher die 100,000 Gulden, die ich unterm 23sten bestellt habe einstweilen auch eingekauft hätten, so können Sie doch neuerdings 100,000 Gulden nehmen, wenn es mit 1 1 2 % Nutzen gegen die Ihnen eben jetzt angezeigten Course geschehen kann. Die 50,000 Gulden die heut eingekommen sind tragen das Siegel von BischofsheimBischoffsheim & Goldschmidt, Bankhaus in Antwerpen und ich vermuthe, daß Sie dieselben mit MendelssohnsMendelssohn & Co., Bankhaus in Berlin und Hamburg getauscht haben werden, was sich morgen finden wird. Es ist immer Unrecht, daß der Absender gar nicht dabei geschrieben hat, es wäre sehr schön, wenn wir das Porto gespart hätten. Es hat heut in der City geheißen, der Geldpunct zwischen Belgien und Holland sey arrangirt.“

So weit Vater an Hrn. NathanNathan, Wolff (1810-1877) und nun mein officielles Bülletin, das Gottlob, wieder günstig ist; die Sache geht ihren ruhigen sichern Gang, die ÄrzteBrodie, (seit 1834) Sir Benjamin Collins 1st Baronet (1783-1862)Stone, Thomas Arthur (1797-1864) lassen sich aber auf keine Reisepläne vor 14 Tagen ein und das ist VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) sehr unangenehm. Doch müßt Ihr dem nicht allein den etwas verstimmten Ton des Briefsende zuschreiben: er wünscht sich zwar wohl oft zu Hause, ist aber doch im Allgemeinen so sehr heiter und wohl, und mag die Leute hier so gern, daß ich glaube es kommt auch ein Bischen von 2 Pillen her, die grade in der Mitte des Briefs eingenommen werden mußten, um die Verdauung zu befördern, und die VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) den Humor etwas genommen haben. Nun schreiben wir aber, so Gott will, bald nichts mehr von Pillen und Medizin und Pflastern, sondern von der Annäherung der Reise und vom Wiedersehen und wünschen nur auch, daß Euer Bülletin, das wir morgen erwarten, beruhigend und gut ausfallen möge. Lebtwohl.

Felix MB.
            London 1 August 1833. Arrow Rout, ächt, ostindisch, günstig, einer meiner cousins hat ihn kürzlich aus Ostindien mitgebracht, Portwein, 40 Jahr alt, jüngern, desgleichen ganz ohne Brandwein, mein Bruder hat ihn zu eignem Gebrauch aus Portugall verschrieben, Scottisch Marmelade aus Pomeranzen, mein Onkel, M Leod, ein Schottischer Clan, die halbe Insel Skiy gehört ihm, hat sie in seinem Hause verfertigen laßen, Blumen, die schönsten, wohlriechendsten, feinsten, wie sie England nur darbietet, sie kommen aus unserm Garten, wir haben sie selbst erzogen Kupferwerke alte und neue, mir unbekannte und zum Theil sehr intereßant – wem verdanke ich seit 14 Tagen alles dies, und persönlichen Besuch, und tägliches Nachfragen? Doxats? ich habe noch keinen von ihnen mit Augen bei mir gesehen, oder von ihnen gehört; Goldschmidts? oh! nein, denen verdanke ich mehr; Moschelles und seiner Frau? Nein, wahrhaftig nicht, denn was die für mich thun, läßt sich nicht so artikelweise zählen und bezeichnen; dafür muß ich mir erst einen Ausdruck erfühlen, ich kann sie mit trocknem Auge nicht von mir weggehn sehn. Aber Hannover Terrace, regents Parc Nr 12 wohnen 3 Schwestern, unverheirathet, wahrscheinlich sehr reich, gewiß sehr vermögend, highest fashionable, verwandt mit den ersten Familien Schottlands, und von Seiten ihrer Brüder verschwägert mit bedeutenden Familien Londons, mit irgend einmal dagewesenen Königen wahrscheinlich näher verwandt als ich mit Schaul Wohl, einnächtigem König von Polen; die älteste von ihnen zeichnet, und beschäfftigt sich viel mit Bildern, von denen sie selbst mehrere besitzt, die 2te politisirt torystisch, die 3te jüngste, noch recht sehr angenehm hübsch, ist eine Enthusiastin, musikalisch und treibt Deutsch. Felix hatte sie früher gekannt, mir aber nie ein Wort von ihnen gesagt, und ich habe sie hinter seinem Rücken bei Moschelles kennen gelernt. Das Glück vergönnte mir sie mir sehr zu verbinden. Nicht etwa dadurch, daß ich mit Miss Marguerite über Gemälde sprach (es leben die Gemälde! sie haben mir stets nur Genuß und Glück gebracht) sondern wahrscheinlich mehr dadurch, daß ich ihnen erlaubte, mir den Eingang zu mehreren wichtigen und nicht eben, jedem zugänglichen Gallerien zu verschaffen, mich dazu selbst in ihrem Wagen abzuhohlen, daß ich mir gefallen ließ, besondre Billette zu Oberhaus und Unterhaus von ihnen anzunehmen (von denen ich zwar leider keinen Gebrauch machen konnte, weil damals schon mein Malör am Beine (wie der berühmte Motte hitte zu sagen pflegte angefangen hatte) und außer mehreren solchen Herablaßungen meinerseits auch die besonders, daß ich mir eine party gefallen ließ, zu welcher sie mich einluden. Diese fiel zufällig auf den Abend des Montags, an welchem zuerst mein Schienbein mitspielte; ich konnte die Schmerzen nicht ganz verbergen, und da ich nun krank wurde, schrieben die guten Damen die Verschlimmerung ihrer Soirée zu, und wußten nun nicht mehr, was sie alles für mich thun konnten; sie besuchten mich persönlich in den ersten Tagen, was ich ihnen kaum so hoch anrechne, als daß sie in ihrer Freundlichkeit nicht nachließen, obschon ich sie seitdem nicht wieder vorließ!!
Wenn Du nun, liebe Lea, aus allem Vorstehenden folgende Schlüße ziehest: 1) ich werde ein fat, 2) ich werde ein Säufer, 3) ich werde beßer, so hab ich ad 1 und 2 selbst schon gefürchtet, und ad 3 sind meine Aertzte seit gestern entschieden derselben Meynung. Am ruhigsten bin ich über 1, der Knüppel liegt beim Hund. Aber Wein werde ich in Berlin auch sehr trinken, und viel Fleisch eßen; Sie sollen leben, Hensel!
2ten die heutige Post ist noch nicht hier; hoffentlich bringt sie mir Brief in Antwort auf meinen großen vom 22ten und sehr gute Nachrichten. Das wäre meine beste Medizin! Übrigens geht es mit meiner Wunde, beßer, jedoch langsam, und der Artzt will noch auf keine Weise sich über die Zeit der Abreise aussprechen, ich muß liegend schreiben, daher ich allowed bin, noch undeutlicher als gewöhnlich zu schreiben.
Die Berliner werden sich sehr freuen, wenn sie mit der heutigen Post die Nachricht bekommen, daß die Juden Bill im Oberhause durchgefallen; weniger würden sie sich amusiren, in unsern Zeitungen einen, wie immer dürftigen, Auszug aus manchen dabei vorgefallenen Reden zu lesen; ich werde dieses Blatt mitbringen; der vorzüglichste Gegner, archbishop v. Canterbury, der mit einem Lobe der Juden durch alle Prädicate, angefangen, hat bei dieser Gelegenheit auch meines Vaters ehrenvoll erwähnt.
Morgen wird Wilberforce in Westminster abbey begraben. Friede mit ihm! London hat auch seine Nachtseite; während mir, dem Fremden, von allen Seiten das Angenehmste, erfreulichst wiederfährt, sind dieser Tagen die Frau eines irrländischen Arbeiters, mit 2 Kindern, Hungers gestorben; actenmäßig! Irrländer sind nehmlich auch Fremde hier, und keine Behörde oder Anstalt nimmt Notiz von ihnen – Es ist 4 Uhr, die Post ist noch nicht da, und ich fürchte sie kommt nicht vor Abgang dieses; ich will daher jezt einige Worte an Hrn Nathan schreiben: Goldsch. zeigt mir an, er habe heute aus Rotterdam F 50/m holl 5 %ge erhalten, aber ohne irgend eine Anzeige oder Brief; wir können daher bis jezt nur vermuthen, daß es die Meinigen seyn; hoffentl bringt der heutige Brief Aufklärung. In Erwartung, daß er mir auch einen Ankauf von 5 %gen berichten werde, habe ich heute F 20000 à 95 1 4 … alto begeben; haben Sie mir inzwischen keinen Einkauf angezeigt, so decken Sie dafür F 30/m beßers, und nehmen noch F 70/m zu, wenn es mit 1 % Nutzen geschehen kann; das Papier ist ein Schrunze hier. 2 1 2ge 50. 49 1 2 5 %ge wie oben. Belgier 94 1 2- 3 4 Carols 89. neue Griechen 7 % Prämie.
Me Moschelles, meine eigentliche wohlthätige Fee, die mir heute schon ihren Morgenbesuch gemacht, die Times vorgelesen, und ihren Abendbesuch angekündigt hat mir aufgetragen, Dich bestens zu grüßen, und Dir zu sagen, Du möchtest nichts von allem Guten glauben, das ich Dir über sie schreibe; ich aber sage: glaube alles, und denke Dir das Beste hinzu, die lebhafte, sehr bequeme, aufmerksame, nie peinliche, graziöse Gutmüthigkeit, mit der alles Gute geschieht, wie nur Frauen sie haben können, und unter diesen, vielleicht wieder mit besondrer Fertigkeit, eine gebohrene Deutsche und gewordene Engländerin; das jüdische Blut n’y gâte rien. E con tutto ciò, fängt mir die Geduld an zu reißen, und ich freue mich kaum mehr so sehr über alles Gute was ich erfahren, als ich mich darüber gräme, es andern als Euch, verdanken zu müßen. Nun! Gott wird helfen! Kl war mit Me Moschelles hier, welche ihre Emilie mitgebracht hatte, und sie, da sie eben so wenig Behagen an der Times fand, als an dem Puppentuch welches sie säumen mußte, und unruhig wurde, an Kl. wieß, sie möge sich von ihm ein Gedicht machen laßen, er schrieb sogleich:
„Noch kannst du ruhig säumen
Noch hast du schöne Zeit
Doch später bringt das Säumen
Den Mädchen bittres Leid“
ich finde das sehr niedlich, und muß es berichten
Gott erhalte Euch alle, wohl und froh; bleibt meiner in Liebe eingedenk, wie ich stets Eurer; ich hoffe auf gute Nachrichten morgen.
Der Eurige AMBy
So sieht es bei uns in diesem Augenblicke (7 Uhr Abends) aus: A ist Vaters Platz und Kaffeetasse, bei B sitz ich, bei C Klingemann, und da die beiden Leuchter (d und e) angesteckt sind, so muß mir Vater dictiren, da er noch an Hrn. Nathan etwas zu sagen hat. Also schreib ich nach, wie folgt:
„Ich habe heut zu früh verkauft, die Sachen haben höher geendet; 5 % 95 3 4- 7 8, 2 1 2 % 50 3 8- 1 2, Belg. 96 und Alles Geld; wenn Sie mir daher die 100, 000 Gulden, die ich unterm 23sten bestellt habe einstweilen auch eingekauft hätten, so können Sie doch neuerdings 100, 000 Gulden nehmen, wenn es mit 1 1 2 % Nutzen gegen die Ihnen eben jetzt angezeigten Course geschehen kann. Die 50, 000 Gulden die heut eingekommen sind tragen das Siegel von Bischofsheim und ich vermuthe, daß Sie dieselben mit Mendelssohns getauscht haben werden, was sich morgen finden wird. Es ist immer Unrecht, daß der Absender gar nicht dabei geschrieben hat, es wäre sehr schön, wenn wir das Porto gespart hätten. Es hat heut in der City geheißen, der Geldpunct zwischen Belgien und Holland sey arrangirt. “
So weit Vater an Hrn. Nathan und nun mein officielles Bülletin, das Gottlob, wieder günstig ist; die Sache geht ihren ruhigen sichern Gang, die Ärzte lassen sich aber auf keine Reisepläne vor 14 Tagen ein und das ist Vater sehr unangenehm. Doch müßt Ihr dem nicht allein den etwas verstimmten Ton des Briefsende zuschreiben: er wünscht sich zwar wohl oft zu Hause, ist aber doch im Allgemeinen so sehr heiter und wohl, und mag die Leute hier so gern, daß ich glaube es kommt auch ein Bischen von 2 Pillen her, die grade in der Mitte des Briefs eingenommen werden mußten, um die Verdauung zu befördern, und die Vater den Humor etwas genommen haben. Nun schreiben wir aber, so Gott will, bald nichts mehr von Pillen und Medizin und Pflastern, sondern von der Annäherung der Reise und vom Wiedersehen und wünschen nur auch, daß Euer Bülletin, das wir morgen erwarten, beruhigend und gut ausfallen möge. Lebtwohl.
Felix MB.          
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August 1833</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_b3936060-c3db-4115-a57a-a556d3c03d89">Arrow Rout, ächt, ostindisch, günstig, einer meiner cousins hat ihn kürzlich aus Ostindien mitgebracht, Portwein, 40 Jahr alt, jüngern, desgleichen ganz ohne Brandwein, mein Bruder hat ihn zu eignem Gebrauch aus Portugall verschrieben, Scottisch Marmelade</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_c774e62c-2700-42ba-abe0-8b2675ae3d38">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0113247">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</author> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113247" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). 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Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 3, 766</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_bb8ff46f-152f-41e4-ab88-9284abc37177"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Berlin</settlement> <institution key="RISM">D-B</institution> <repository>Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz</repository> <collection>Musikabteilung</collection> <idno type="signatur">MA Nachl. 13,26.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1833-08-02-01" type="letter" xml:id="title_cd38598a-9847-43c9-852c-df8ad7e201d8">Abraham Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy, die Familie Mendelssohn Bartholdy und Wolff Nathan in Berlin; London, 1. und 2. August 1833</title> <incipit>Arrow Rout, ächt, ostindisch, günstig, einer meiner cousins hat ihn kürzlich aus Ostindien mitgebracht, Portwein, 40 Jahr alt, jüngern, desgleichen ganz ohne Brandwein, mein Bruder hat ihn zu eignem Gebrauch aus Portugall verschrieben, Scottisch Marmelade</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse von Felix Mendelssohn Bartholdys Hand, mehrere Poststempel.</p> <handDesc hands="2"> <p>Abraham Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift von Wolff Nathan, D-B, Musikabteilung, MA Depos. Berlin 500,23, S. 56-58 (Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteil, ohne Briefteil an Wolff Nathan).</bibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Ep. 568, S. 172-180 (Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteile, ohne Briefteil an Wolff Nathan).</bibl> <bibl type="printed_letter">Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 379-382 (Teildruck von Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteil).</bibl> <bibl type="printed_letter">Klein, Abraham Mendelssohn Bartholdy in England, S. 113-115 (nach Abschrift MA Ep. 568).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1833-08-01" xml:id="date_7a7cf0ae-aeb6-453d-a4e0-3019e8f11737">1.</date> und <date cert="high" when="1833-08-02" xml:id="date_32f61165-e8a6-43c3-9c84-f98e5c3e7072">2. August 1833</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113247" resp="author" xml:id="persName_1764acd4-c3f4-4416-80a5-f263e43a71da">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_aab999af-46ad-478c-8185-f61603a51bff">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><persName key="PSN0113247" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_f8ae631a-0ebf-47b5-8c58-6cebeef370e3"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113546" resp="receiver" xml:id="persName_c3f91d83-e9b5-4c5c-83ee-a03c091f6d0d">Nathan, Wolff (1810-1877)</persName> <persName key="PSN0113241" resp="receiver" xml:id="persName_abd99b20-ef00-41ca-8ad7-bb5ba61b28ef">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</persName> <persName key="PSN0113260" resp="receiver" xml:id="persName_6a7191a9-f24c-469a-bae4-383f3565947d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_e252c689-c0c4-4372-b8c8-c77fc1b1a5a4"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_2e688a84-65cb-4482-b745-4b232cd6bf0a"> <head> <address> <addrLine>Mde.</addrLine> <addrLine>Mde. L. Mendelssohn Bartholdy</addrLine> <addrLine>Berlin</addrLine> <addrLine>Leipziger Strasse no. 3</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">single</hi>.</addrLine> <addrLine>via Hamburgh.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_54f9f32f-7fca-44f5-8be1-791712b6f38c"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_cf8b5796-9f49-49e4-a802-dd9d774ec80d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_6defa35b-9b92-4cae-8cd6-5d1facf7e9de">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <dateline rend="right">London <date cert="high" when="1833-08-01" xml:id="date_53c6dc8a-ad95-414f-a504-b64ded508d0d">1 August 1833.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Arrow Rout, ächt, ostindisch, günstig, <persName xml:id="persName_fc14a12a-1536-4c8a-a6f1-3b0f20bce20e">einer meiner cousins<name key="PSN0109426" style="hidden">Alexander, Cousin von → Mary A.</name></persName> hat ihn kürzlich aus Ostindien mitgebracht, Portwein, 40 Jahr alt, jüngern, desgleichen ganz ohne Brandwein, <persName xml:id="persName_c5b06d01-31bf-492b-8690-53c029b85aa2">mein Bruder<name key="PSN0109431" style="hidden">Alexander of Ballochmyle, Claud jun. (1789-1845)</name><name key="PSN0109433" style="hidden">Alexander of Ballochmyle and Southbar, Boyd jun. (1796-1861)</name></persName> hat ihn zu eignem Gebrauch aus Portugall verschrieben, Scottisch Marmelade aus Pomeranzen, <persName xml:id="persName_15455f01-2a7a-4fe6-a2b7-963b615328e6">mein Onkel, M Leod<name key="PSN0113030" style="hidden">MacLeod, John Norman (1788-1835)</name></persName>, ein Schottischer Clan, die halbe Insel Skiy gehört ihm, hat sie in seinem Hause verfertigen laßen, Blumen, die schönsten, wohlriechendsten, feinsten, wie sie England nur darbietet, sie kommen aus unserm Garten, wir haben sie selbst erzogen Kupferwerke alte und neue, mir unbekannte und zum Theil sehr intereßant – wem verdanke ich seit 14 Tagen alles dies, und persönlichen Besuch, und tägliches Nachfragen? <persName xml:id="persName_21cf1257-483e-48f8-9b36-d3563798af64">Doxats<name key="PSN0110722" style="hidden">Doxat, Familie von → Eugen D.</name></persName>? ich habe noch keinen von ihnen mit Augen bei mir gesehen, oder von ihnen gehört; <persName xml:id="persName_94748ce5-62f0-4514-993e-61c4ab089bd8">Goldschmidts<name key="PSN0111438" style="hidden">Goldschmidt, Familie von → Adolph G.</name></persName>? oh! nein, denen verdanke ich mehr; <persName xml:id="persName_2eae0069-81b0-4c3b-a784-3c09b0d66a8a">Moschelles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> und <persName xml:id="persName_600c37ff-81d8-49ce-b9c5-f5eea674c4bb">seiner Frau<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>? Nein, wahrhaftig nicht, denn was die für mich thun, läßt sich nicht so artikelweise zählen und bezeichnen; dafür muß ich mir erst einen Ausdruck erfühlen, ich kann sie mit trocknem Auge nicht von mir weggehn sehn. Aber Hannover Terrace, regents Parc N<hi rend="superscript">r</hi> 12 wohnen <persName xml:id="persName_5b901e1a-d584-4d15-89d5-8b5260c3d321">3 Schwestern<name key="PSN0109430" style="hidden">Alexander, Mary (1806-1867)</name><name key="PSN0109428" style="hidden">Alexander, Anna-Joanna (1793-1859)</name><name key="PSN0109429" style="hidden">Alexander, Margaret Stewart (1791-1861)</name></persName>, unverheirathet, wahrscheinlich sehr reich, gewiß sehr vermögend, highest fashionable, verwandt mit den ersten Familien Schottlands, und von Seiten <persName xml:id="persName_55a96484-8cd1-4254-b988-78c060b4ec99">ihrer Brüder<name key="PSN0109431" style="hidden">Alexander of Ballochmyle, Claud jun. (1789-1845)</name><name key="PSN0109433" style="hidden">Alexander of Ballochmyle and Southbar, Boyd jun. (1796-1861)</name></persName> verschwägert mit bedeutenden Familien Londons, mit irgend einmal dagewesenen <persName xml:id="persName_61a62d21-8238-43b4-b263-65cc715649fa">Königen<name key="PSN0114686" style="hidden">Schottland, Robert I. (the) Bruce (1274-1329)</name></persName> wahrscheinlich näher verwandt als ich mit <persName xml:id="persName_9d307f31-d0a6-4c97-8c9a-bbd6a37707e7">Schaul Wohl<name key="PSN0115601" style="hidden">Wahl, Saul (eigtl. Saul ben Samuel Katzenellenbogen) (?-1617)</name></persName>, einnächtigem König von Polen; die älteste von ihnen zeichnet, und beschäfftigt sich viel mit Bildern, von denen sie selbst mehrere besitzt, die 2<hi rend="superscript">te</hi> politisirt torystisch, die 3<hi rend="superscript">te</hi> <persName xml:id="persName_4fa3c1a2-1f54-4066-8826-231da4067678">jüngste<name key="PSN0109430" style="hidden">Alexander, Mary (1806-1867)</name></persName>, noch recht sehr angenehm hübsch, ist eine Enthusiastin, musikalisch und treibt Deutsch. Felix hatte sie früher gekannt, mir aber nie ein Wort von ihnen gesagt, und ich habe sie hinter seinem Rücken bei <persName xml:id="persName_a202b282-3e44-412b-940a-31e5c6181a23">Moschelles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> kennen gelernt. Das Glück vergönnte mir sie mir sehr zu verbinden. Nicht etwa dadurch, daß ich mit <persName xml:id="persName_9bfe0ddd-f7af-412e-b27b-fc2572da8f25">Miss Marguerite<name key="PSN0109429" style="hidden">Alexander, Margaret Stewart (1791-1861)</name></persName> über Gemälde sprach (es leben die Gemälde! sie haben mir stets nur Genuß und Glück gebracht) sondern wahrscheinlich mehr dadurch, daß ich ihnen erlaubte, mir den Eingang zu mehreren wichtigen und nicht eben, jedem zugänglichen Gallerien zu verschaffen, mich dazu selbst in ihrem Wagen abzuhohlen, daß ich mir gefallen ließ, besondre Billette zu <placeName xml:id="placeName_27640828-45ca-4b2c-8119-3f5014fb921f">Oberhaus<name key="NST0100431" style="hidden" subtype="" type="institution">House of Lords</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> und <placeName xml:id="placeName_01000baf-caed-4780-a47b-6608f50cfa28">Unterhaus<name key="NST0100416" style="hidden" subtype="" type="institution">House of Commons</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> von ihnen anzunehmen (von denen ich zwar leider keinen Gebrauch machen konnte, weil damals schon mein Malör am Beine (wie der berühmte Motte hitte zu sagen pflegte angefangen hatte) und außer mehreren solchen Herablaßungen meinerseits auch die besonders, daß ich mir eine party gefallen ließ, zu welcher sie mich einluden. Diese fiel zufällig auf den Abend des Montags, an welchem zuerst mein Schienbein mitspielte; ich konnte die Schmerzen nicht ganz verbergen, und da ich nun krank wurde, schrieben <persName xml:id="persName_84421845-e7bd-4099-b20e-22b09408add9">die guten Damen<name key="PSN0109430" style="hidden">Alexander, Mary (1806-1867)</name><name key="PSN0109428" style="hidden">Alexander, Anna-Joanna (1793-1859)</name><name key="PSN0109429" style="hidden">Alexander, Margaret Stewart (1791-1861)</name></persName> die Verschlimmerung ihrer Soirée zu, und wußten nun nicht mehr, was sie alles für mich thun konnten; sie besuchten mich persönlich in den ersten Tagen, was ich ihnen kaum so hoch anrechne, als daß sie in ihrer Freundlichkeit nicht nachließen, obschon ich sie seitdem nicht wieder <hi rend="underline">vorließ</hi>!!</p> <p>Wenn Du nun, liebe <persName xml:id="persName_9d49052d-8474-4233-90fb-a950774fda8d">Lea<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, aus allem Vorstehenden folgende Schlüße ziehest: 1) ich werde ein fat, 2) ich werde ein Säufer, 3) ich werde beßer, so hab ich ad 1 und 2 selbst schon gefürchtet, und ad 3 sind <persName xml:id="persName_c234cace-3e57-4299-800e-c89864dee6a4">meine Aertzte<name key="PSN0110143" style="hidden">Brodie, (seit 1834) Sir Benjamin Collins 1st Baronet (1783-1862)</name><name key="PSN0115161" style="hidden">Stone, Thomas Arthur (1797-1864)</name></persName> seit gestern entschieden derselben Meynung. Am ruhigsten bin ich über 1, der Knüppel liegt beim Hund. Aber Wein werde ich in Berlin auch sehr trinken, und viel Fleisch eßen; Sie sollen leben, Hensel!</p> </div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_fa1cb633-0fa9-4296-acf0-1f341f117606"><docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor><docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor><p><date cert="high" when="1833-08-02" xml:id="date_a04f2fee-58ca-484d-9f4d-15414d6b0d11"><seg type="inline">2</seg><hi rend="superscript">ten</hi></date> die heutige Post ist noch nicht hier; hoffentlich bringt sie mir Brief in Antwort auf meinen großen vom <date cert="high" when="1833-07-22" xml:id="date_7aaa82b9-1209-400d-9bd4-7b4cefac0e9c">22<hi rend="superscript">ten</hi></date> und sehr gute Nachrichten. Das wäre meine beste Medizin! Übrigens geht es mit meiner Wunde, beßer, jedoch langsam, und der <persName xml:id="persName_50850ab6-d3ce-4235-aa6b-7f414010f72c">Artzt<name key="PSN0110143" style="hidden">Brodie, (seit 1834) Sir Benjamin Collins 1st Baronet (1783-1862)</name></persName> will noch auf keine Weise sich über die Zeit der Abreise aussprechen, ich muß liegend schreiben, daher ich allowed bin, noch undeutlicher als gewöhnlich zu schreiben.</p><p>Die Berliner werden sich sehr freuen, wenn sie mit der heutigen Post die Nachricht bekommen, daß die Juden Bill im <placeName xml:id="placeName_551d6af9-7f00-463d-af63-87faad3f3f15">Oberhause<name key="NST0100431" style="hidden" subtype="" type="institution">House of Lords</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> durchgefallen; weniger würden sie sich amusiren, in unsern Zeitungen einen, wie immer dürftigen, Auszug aus manchen dabei vorgefallenen Reden zu lesen; ich werde dieses Blatt mitbringen; der vorzüglichste Gegner<persName xml:id="persName_2082a7fd-a015-4218-815a-44e9d2bd9fca">, archbishop v. Canterbury<name key="PSN0112117" style="hidden">Howley, William (1766-1841)</name></persName>, der mit einem Lobe der Juden durch alle Prädicate, angefangen, hat bei dieser Gelegenheit auch <persName xml:id="persName_0afcdad8-9be7-461f-be3c-2fe30e15c924">meines Vaters<name key="PSN0113232" style="hidden">Mendelssohn (vorh. Dessau), Moses (1729-1786)</name></persName> ehrenvoll erwähnt.</p><p>Morgen wird <persName xml:id="persName_c89dc472-0fa0-4f45-94b7-14076292b0c2">Wilberforce<name key="PSN0115775" style="hidden">Wilberforce, William (1759-1833)</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_ae685064-da6f-47f3-b525-7724d00bea40">Westminster abbey<name key="SGH0100434" style="hidden" subtype="" type="sight">Westminster Abbey</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> begraben. Friede mit ihm! London hat auch seine Nachtseite; während mir, dem Fremden, von allen Seiten das Angenehmste, erfreulichst wiederfährt, sind dieser Tagen die Frau eines irrländischen Arbeiters, mit 2 Kindern, <hi rend="underline">Hungers</hi> gestorben; actenmäßig! Irrländer sind nehmlich auch Fremde hier, und keine Behörde oder Anstalt nimmt Notiz von ihnen – Es ist 4 Uhr, die Post ist noch nicht da, und ich fürchte sie kommt nicht vor Abgang dieses; ich will daher jezt einige Worte an <persName xml:id="persName_09d168ff-f993-4c05-ae89-83223bf9ea14">Hrn Nathan<name key="PSN0113546" style="hidden">Nathan, Wolff (1810-1877)</name></persName> schreiben: <persName xml:id="persName_64cc1f29-47c7-4954-b7a7-70647e155ad1">Goldsch.<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> zeigt mir an, er habe heute aus Rotterdam F 50/m holl 5 %g<hi rend="superscript">e</hi> erhalten, aber ohne irgend eine Anzeige oder Brief; wir können daher bis jezt nur <hi rend="underline">vermuthen</hi>, daß es die Meinigen seyn; hoffentl bringt der heutige Brief Aufklärung. In Erwartung, daß <persName xml:id="persName_9cba4bdf-22b8-4ee5-bb39-072424b9ef64">er<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> mir auch einen Ankauf von 5 %g<hi rend="superscript">en</hi> berichten werde, habe ich heute F 20000 à 95 <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">4</hi></formula> <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_abb0a2e5-3b0a-a4cdd-dfb2e-97751b2e5e7e" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> […] alt<hi rend="superscript">o</hi> begeben; haben Sie mir inzwischen keinen Einkauf angezeigt, so decken Sie dafür F 30/m <hi rend="underline">beßers</hi>, und nehmen noch F 70/m zu, wenn es mit 1 % Nutzen geschehen kann; das Papier ist ein Schrunze hier. 2<formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi></formula>g<hi rend="superscript">e</hi> 50. 49 <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi></formula> 5 %g<hi rend="superscript">e</hi> wie oben. Belgier 94 <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi></formula>-<formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">3</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">4</hi></formula> Carols 89. neue Griechen 7 % Prämie.</p><p style="paragraph_centered"> <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_bfa8bdd9-b08a-b2137-41d42-ae42473aaa09" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe. </note></p><p>M<hi rend="superscript">e</hi> <persName xml:id="persName_8d884c76-1202-4e3a-af95-9387ead0bf2c">Moschelles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>, meine eigentliche wohlthätige Fee, die mir heute schon ihren Morgenbesuch gemacht, die Times vorgelesen, und ihren Abendbesuch angekündigt hat mir aufgetragen, Dich bestens zu grüßen, und Dir zu sagen, Du möchtest nichts von allem Guten glauben, das ich Dir über <persName xml:id="persName_fe9f4619-197d-4d63-b7d2-66f2b6c6b3b7">sie<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> schreibe; ich aber sage: glaube alles, und denke Dir das Beste hinzu, die lebhafte, sehr bequeme, aufmerksame, nie peinliche, graziöse Gutmüthigkeit, mit der alles Gute geschieht, wie nur Frauen sie haben können, und unter diesen, vielleicht wieder mit besondrer Fertigkeit, <persName xml:id="persName_0da980f5-5fd0-4de1-be14-9a2a89fd68b6">eine gebohrene Deutsche und gewordene Engländerin<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>; das jüdische Blut n’y gâte rien. E con tutto ciò, fängt mir die Geduld an zu reißen, und ich freue mich kaum mehr so sehr über alles Gute was ich erfahren, als ich mich darüber gräme, es andern als Euch, verdanken zu müßen. Nun! Gott wird helfen! <persName xml:id="persName_c9f1d2c9-4594-4b9d-85eb-5ba2f24895b3">Kl<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> war mit M<hi rend="superscript">e</hi> <persName xml:id="persName_6dc3ad95-e1f9-450f-83ff-d63c3e6bfad4">Moschelles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> hier, welche ihre <persName xml:id="persName_3f7492f8-9576-4bb3-8714-37d35cefa6df">Emilie<name key="PSN0113439" style="hidden">Moscheles, Emily Mary (1827-1889)</name></persName> mitgebracht hatte, und sie, da sie eben so wenig Behagen an der Times fand, als an dem Puppentuch welches sie säumen mußte, und unruhig wurde, an <persName xml:id="persName_c1e31fd6-f9c4-460e-8dbc-a04397f270ea">Kl.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> wieß, sie möge sich von ihm ein Gedicht machen laßen, <title xml:id="title_f8fdf11a-0fee-438a-8eb1-7ad8bea11610">er schrieb sogleich<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name><name key="CRT0109535" style="hidden" type="literature">Noch kannst du ruhig säumen</name></title>:</p><p style="paragraph_centered">„Noch kannst du ruhig säumen</p><p style="paragraph_centered">Noch hast du schöne Zeit</p><p style="paragraph_centered">Doch später bringt das Säumen</p><p style="paragraph_centered">Den Mädchen bittres Leid“</p><p>ich finde das sehr niedlich, und muß es berichten</p><p>Gott erhalte Euch alle, wohl und froh; bleibt meiner in Liebe eingedenk, wie ich stets Eurer; ich hoffe auf gute Nachrichten morgen.</p><signed rend="right">Der Eurige AMBy</signed></div><div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_ef17a32d-edb4-4a6c-9b9b-dacde420d855"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent"><note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_a29cbf60-ecd0-bd3c7-3a2be-820ad44aee40" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> So sieht es bei uns in diesem Augenblicke (7 Uhr Abends) aus: A ist <persName xml:id="persName_79b4b471-f4c1-43b8-bc7a-1b39286b37f4">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> Platz und Kaffeetasse, bei B sitz ich, bei C <persName xml:id="persName_e1b2026e-809e-4d23-a591-6b8ab2d901c0">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>, und da die beiden Leuchter (d und e) angesteckt sind, so muß mir <persName xml:id="persName_f0491351-ac63-43fa-b788-ba61d61bfbdc">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> dictiren, da er noch an Hrn. <persName xml:id="persName_c1b8638a-b427-4402-abf2-e4f8e07755a8">Nathan<name key="PSN0113546" style="hidden">Nathan, Wolff (1810-1877)</name></persName> etwas zu sagen hat. Also schreib ich nach, wie folgt:</p><p>„Ich habe heut zu früh verkauft, die Sachen haben höher geendet; 5 % 95 <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">3</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">4</hi></formula>-<formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">7</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">8</hi></formula>, 2<formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi></formula> % 50 <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">3</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">8</hi></formula>-<formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi></formula>, Belg. 96 und Alles Geld; wenn Sie mir daher die 100,000 Gulden, die ich unterm 23<hi rend="superscript">sten</hi> bestellt habe einstweilen auch eingekauft hätten, so können Sie doch neuerdings 100,000 Gulden nehmen, wenn es mit 1<formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi></formula> % Nutzen gegen die Ihnen eben jetzt angezeigten Course geschehen kann. Die 50,000 Gulden die heut eingekommen sind tragen das Siegel von <persName xml:id="persName_131f722f-515f-4594-8887-e42f39230837">Bischofsheim<name key="PSN0109962" style="hidden">Bischoffsheim &amp; Goldschmidt, Bankhaus in Antwerpen</name></persName> und ich vermuthe, daß Sie dieselben mit <persName xml:id="persName_adf612e6-470c-40aa-94e5-f1cb782bac01">Mendelssohns<name key="PSN0113239" style="hidden">Mendelssohn &amp; Co., Bankhaus in Berlin und Hamburg</name></persName> getauscht haben werden, was sich morgen finden wird. Es ist immer Unrecht, daß der Absender gar nicht dabei geschrieben hat, es wäre sehr schön, wenn wir das Porto gespart hätten. Es hat heut in der City geheißen, der Geldpunct zwischen Belgien und Holland sey arrangirt.“</p><p>So weit Vater an <persName xml:id="persName_5ed764c6-7bf7-49b7-9142-f4833114bfc5">Hrn. Nathan<name key="PSN0113546" style="hidden">Nathan, Wolff (1810-1877)</name></persName> und nun mein officielles Bülletin, das Gottlob, wieder günstig ist; die Sache geht ihren ruhigen sichern Gang, die <persName xml:id="persName_8a9d2bbc-6d21-48c7-9ee8-548e71dc2baf">Ärzte<name key="PSN0110143" style="hidden">Brodie, (seit 1834) Sir Benjamin Collins 1st Baronet (1783-1862)</name><name key="PSN0115161" style="hidden">Stone, Thomas Arthur (1797-1864)</name></persName> lassen sich aber auf keine Reisepläne <hi rend="underline">vor</hi> 14 Tagen ein und das ist <persName xml:id="persName_10858ec0-67e9-41f6-9d78-7aa036676ebd">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> sehr unangenehm. Doch müßt Ihr dem nicht allein den etwas verstimmten Ton des Briefsende zuschreiben: er wünscht sich zwar wohl oft zu Hause, ist aber doch im Allgemeinen so sehr heiter und wohl, und mag die Leute hier so gern, daß ich glaube es kommt auch ein Bischen von 2 Pillen her, die grade in der Mitte des Briefs eingenommen werden mußten, um die Verdauung zu befördern, und die <persName xml:id="persName_fd1953b3-6d24-4376-a181-ddff73c75bb2">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> den Humor etwas genommen haben. Nun schreiben wir aber, so Gott will, bald nichts mehr von Pillen und Medizin und Pflastern, sondern von der Annäherung der Reise und vom Wiedersehen und wünschen nur auch, daß Euer Bülletin, das wir morgen erwarten, beruhigend und gut ausfallen möge. <seg type="closer" xml:id="seg_b59fd050-7781-4039-ae27-ebac290b966b">Lebtwohl.</seg></p><signed rend="right">Felix MB.</signed></div></body> </text></TEI>