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fmb-1833-07-09-01

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Abraham Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Lea Mendelssohn Bartholdy, die Familie Mendelssohn Bartholdy und Wolff Nathan in Berlin<lb></lb>London, 6. – 9. Juli 1833 ich fange à tout hazard schon heute wieder einen neuen Brief an, obschon erst gestern einer abgegangen, und von dort bis in diesen Augenblick kein neuer angekommen. Der Westwind macht sich, aus meiner Ungeduld nichts, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 3, 748

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung MA Nachl. 13,18 (bis Z. 158). Autograph Abraham Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Lea Mendelssohn Bartholdy, die Familie Mendelssohn Bartholdy und Wolff Nathan in Berlin; London, 6. – 9. Juli 1833 ich fange à tout hazard schon heute wieder einen neuen Brief an, obschon erst gestern einer abgegangen, und von dort bis in diesen Augenblick kein neuer angekommen. Der Westwind macht sich, aus meiner Ungeduld nichts,

4 beschr. S.

Abraham Mendelssohn Bartholdy

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Abschrift von Wolff Nathan, D-B, Musikabteilung, MA Depos. Berlin 500,23, S. 39-44 (Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteile unter Auslassung von Textpassagen, u. a. derer an Wolff Nathan). Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Ep. 568, S. 117-133 (Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteile unter Auslassung von Textpassagen, u. a. derer an Wolff Nathan). Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 373-379 (Teildruck von Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteilen). Klein, Abraham Mendelssohn Bartholdy in England, S. 95-99 (nach Abschrift MA Ep. 568).
Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung MA Nachl. 13,19 (ab Z. 158). Autograph Abraham Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Lea Mendelssohn Bartholdy, die Familie Mendelssohn Bartholdy und Wolff Nathan in Berlin; London, 6. – 9. Juli 1833 Reinlichkeit, und, schon von dem engen Raume gebotene, Ordnung. An den Tagen wo das Publikum zugelaßen wird, und ich glaube gehört zu haben, daß dieses an allen Tagen der Woche geschieht,

4 beschr. S.; Adresse von Abraham Mendelssohn Bartholdys Hand, mehrere Poststempel.

Abraham Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy, Carl Klingemann

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

6., 7., 8. und 9. Juli 1833 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) London Großbritannien Nathan, Wolff (1810-1877) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Berlin Deutschland deutsch
An Madame Mme Mendelssohn Bartholdy Berlin Leipziger Straße 3. via Hambourg Steamer
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) London 6 Juli 1833.

ich fange à tout hazard schon heute wieder einen neuen Brief an, obschon erst gestern einer abgegangen, und von dort bis in diesen Augenblick kein neuer angekommen. Der Westwind macht sich, aus meiner Ungeduld nichts, und wird nicht eher Ostwind werden, bis ich überschiffen werde, und er mir entgegen blasen kann. Ich kann es wohl nur der unvermuthet langen Abwesenheit von dort und Euch, der hauptsächlich durch die Sprache so ganz veränderten und wie ein neues Kleid unpaßenden Umgebung, der dadurch plötzlich abgerißnen Gegenwart, beimeßen, daß ich hier mehr und öffters an frühere vergangne Zeiten denke, als sonst irgendwo, und London sich mehr an Hamburg knüpft als an Berlin: so lebe ich die Sommer von 1808 und 9 hier wieder fast in jedem Tage durch, in dankbarer Erinnerung des Guten, das mir mit Dir, und durch Dich geworden ist. An unsern wunderbar schönen Pavillon in SlavsHof, auf der Elbe, auf der wir unten schöne Schiffe fahren sahen, denke ich nicht allein jeden Tag in dem nebligen räucherigen, schwerluftigen, Nervenbedrückenden London, sondern bin ganz besonders zweimal aufs lebhafteste an ihn erinnert worden, in Greenwich und in Portsmouth. In ersterem Orte nahmen wir unser Mittagbrod in einem auf der Themse belegenen Wirthshause, in einem Zimmer ein, deßen Vorderwand lauter Fenster waren, und übersahen die Themse in allen Richtungen. Diesmal war unter den Mitspeisenden mein majorenner Sohn, welchen ich in Slavshof im kleinen Rollwagen umher fuhr, Du fehltest, Gottlob nur eben im Augenblick, viele andre leider! für immer. Die Zeit war eine andre, aber die Themse erfrischte, wie dort die Elbe, mit ihrer reinen, scharfen Luft, und unzählige große und kleine Schiffe, von Dampf, vom Winde, oder von Rudern getrieben, gaben Leben und Bewegung, in fast lautloser Stille; was eben der Schiffarth einen so eignen, beruhigenden, Reiz verleiht. Alte Matrosen aus dem Hospital, junge Schiffer, Volk aller Art, war unter unserm Fenster am Quay versammelt, hin und wieder lustig die Abfahrenden und Ankommenden begrüßend, meist aber Still ins Waßer schauend. Tausend sujets zu Marinebildern folgten einander, und wenn ich mir manche Ursachen denken kann, warum die Engländer überall keine Künstler haben, so bleibt es mir unbegreiflich, warum sie auch keine Marinemaler haben oder gehabt haben. – Eben erhalte ich Deinen Brief vom 30ten auf den ich antworten, und dann erwarten will, ob ich mich wieder in die Stimmung finden kann, fortzufahren, was ich eben angefangen habe.

zuförderst muß ich Dich wegen G.Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) beruhigen, und Dich auf mein Wort versichern, daß bei den 3 Geschäfften, welche ich mit ihmGoldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) gemacht, ich ihm keinen Groschen anvertraut habe, und es sich so ganz von selbst versteht, daß ich ihm keinen credit gebe, daß er eben so wenig daran denkt welchen zu fordern, als ich solchen zu bewilligen. Ich habe ihm jene Aufträge welche ihm etwa £ 40 Provision einbringen, und bei denen ich auch etwas zu verdienen hoffen darf, blos gegeben, weil ich von ihmGoldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) in der Güte erlangt habe, was er mir in seiner Lage ohne dringendes inconvenient hätte verweigern können: ein schrifftliches Engagement mir ca. £ 750.–. zu bezahlen, welche ich von der Maße fordre, falls sie mir solche verweigert, wogegen ich sonst Nichts thun kann, da ich in Wien schon doppelt so viel erhalten habe, als alle übrigen Gläubiger. Dies ist das Ganze und ganz einfache Verhältnis der Sache, und Du wirst mir nun erlauben zu glauben, daß ich mich nicht habe beschwatzen laßen, und von dem offenbar beßer gemeynten als ausgedrückten Rath, mir zur Schadenverhütung die unglückliche Epoche, in welcher ich krank, elend, nutzlos gewesen, zu vergegenwärtigen, keinen oder nur bescheidenen Gebrauch mache. Jene Epoche hat ihre Würkung nicht verfehlt, und vielleicht um so tiefer, je mehr ich mich bemüht habe, meine bitteren Gefühle in mir zu verschließen, und die andren dran so wenig tragen zu laßen, als möglich. Mündlich, wenn Du es wünschest, ein Mehreres hierüber. – Es thut mir leid, daß Hr v. M.Münchhausen, Börries Wilhelm Freiherr von (1794-1849) gekündigt hat, aber die Wohnung wird nicht leer bleiben; Du wirst Dich erinnern, daß er immer nur auf ein halbes Jahr miethen wollte, und uns das ganz recht war; bei der stipulirten Kündigung von 1 4 Jahr haben wir daher gar nichts verlohren, und ich nur die 1 4 jährige Visite zur Anfrage erspart. Frau von QuandtQuandt, Ulrike Charlotte Augusta von (?-1839) würde ja nun 2 Zimmer nach der Sonnenseite haben, vielleicht entschließt sie sich jezt, vielleicht thust Du auch gut, in der annonce die Wohnung als die bisher von dem Hanöverschen GesandtenMünchhausen, Börries Wilhelm Freiherr von (1794-1849) bewohnte zu bezeichnen, als welche sie vielen Leuten bekannt seyn muß. Sehr wohl hast Du gethan, BremersBrehmer, Familie von → L. Brehmer zu kündigen, doch scheint mir ein Contract auf 6 Jahre nicht rathsam. Ich denke, wir laßen das bis wir uns wiedersehen, wenn Du nicht eine beßere Gelegenheit findest. Ich muß es Felix überlaßen Dir über seine Pläne und was Du sonst an ihn gerichtet, zu antworten; ich für meine Person habe keinen andern Plan als zu Hause zu reisen, und hoffe mich darüber noch vor Ende dieses Briefes aussprechen zu können. ich fühle mich in der correspondenz gestört, und das verleidet mir die Abwesenheit nur noch mehr –. Deine gute Laune, liebe RebekkaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858), freut mich ebenso, als uns Deine Einfälle belustigen, doch wäre eine schnelle und glückliche Niederkunft auch gar kein übler Einfall, und die Nachricht würde mich aus einer großen Perplexität ziehen, und mich bestimmen sofort zu Hause zu reisen, was ich jezt zu thun, blos deswegen Anstand nehme, weil es dann sehr leicht seyn könnte, daß ich die Reise ganz ohne Nachricht von Dir machen müßte Nun, ich will es noch einen Posttag abwarten, und freue mich einstweilen das Beste hoffen zu können, da Du so wohl bist, und die Himbeeren gewiß auch gut gelungen seyn werden. Dieses Hindernis laße ich gelten, die SchechnerSchechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860) kannst Du mir schreiben. Nun soll dieser Brief sich einige Tage verpusten.

Abraham Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)

Sonntag 7ten für Hrn NathanNathan, Wolff (1810-1877).

Wegen der hier gekauften Metalliques scheinen Sie in demselben Irrthum verfallen zu seyn in welchem ich hier kaufte; Sie rechnen nehmlich daß sie noch dort rendiren, was nicht der Fall ist. F 30/m Metalliqs hier à 96 1 4 dort à 10 sind £. 2887.– à rt 7 ist rt 20200 dort à 99 F 19800 Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.rt 19974 – also Kosten ungerechnet, Schaden, sie sind aber an für sich wohlfeil hier, und werden Nutzen geben –. Die Estaffettekosten für die Nachricht, daß die Erndte hier zu Lande wegen der Dürre gänzlich mißrathen sey, mögte ich eben so wenig bezahlen, als an den drauf nach Danzig ertheilten ordres participiren. Von Dürre war wohl überhaupt keine Rede, und ich halte die ganze Sache bis jezt nur für Speculation. Der Juny war sehr stürmisch, und der Sturm soll dem Getreide geschadet haben, was ich freilich auf keine Weise beurtheilen kann. Im Übrigen aber scheint mir das Wetter im Ganzen nicht nachtheilig seyn zu können, und wenn wir zur Erndtezeit trocknes Wetter bekommen, so sollte ich meynen, würde die Sturmspeculation eher mißrathen als die Erndte. Nehme ich nun hinzu, wie ansehnlich Colonialwaaren, namentlich Indigo und Caffé gestiegen sind, so scheint mir für den Cours nichts zu fürchten, und obschon es, wie ich neulich schrieb, und Sie sich jezt auch schon angenommen bei dem bereits eingekauften Lordre sein Bewenden behalten mag, so hoffe ich doch dann nichts zu verlieren – holländische fonds sind seit den letzten Tagen beträchtlich hier gestiegen, vorzüglich Belgier à 5 %ge, Stocks rücken auch langsam vor, und es sieht aus als würde ich meine Reisekosten hier nachhohlen, was mir sehr angenehm wäre, denn es ist verdammt theuer hier. Habe ich Ihnen schon geschrieben, daß ich noch £ 50, in allem also £ 75. von DoxatDoxat & Co., Bankhaus in London genommen habe? ich sollte meynen, es wäre am besten, jezt keine Aktien mehr schuldig zu bleiben, und rathe abzudecken, wenn Sie keinen besondern Grund zum Gegentheil haben. Wenn SeehandlPräm:scheine nach der Ziehung billig, etwa zu 57-57 1 2 zu haben, und bei der SeehandlungKöniglich Preußische SeehandlungBerlinDeutschland à 4 % schon zu belohnen sind, so nehmen Sie 500 Stück; so würden sie sich zur nächsten Ziehung wohlfeil stellen und inzwischen was daran zu verdienen seyn. – Es ist schade daß Sie für die Petersburger Nichts machen konnten; ich glaube auch, es wird an Polen wieder etwas zu hohlen seyn, doch wollen wir das laßen, bis wir uns sprechen. – Belasten Sie GoldschmidtGoldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) für £ 200.– welche er mir à conto meines Verlustes gutgeschrieben hat. Bestreitet mir die Maße der Dividend (was ich aber kaum glaube) so gehn diese £ 200.– à conto des Engagementes welches G.Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) mir gegeben, mir diesen Dividend zu ersetzen, bekomme ich ihn von der Maße, so bleiben mir die £ 200.– dennoch, und werden hoffentlich nicht die letzten seyn

ich bitte Dich, die umstehende Seite NathanNathan, Wolff (1810-1877) vorzulesen, der von dem übrigen Inhalt des Briefes nichts zu lesen braucht. Es ist noch immer Sonntag, schwül, düster, regnig, die Wolken hängen in die Stadt hinein, wie zerrißene Soffiten in ein Theater, es ist 4 Uhr Nachmittag, um 6 1 2 Uhr gehe ich erst zum Eßen, Felix habe ich heute kaum eine halbe Stunde gesehen, und meinen ganzen Tag, in Pantoffeln, allein in meinem Zimmer zugebracht. Ich wäre heute allerdings gern in Berlin, obschon ich für heute Abend entweder Me AustinAustin, Sarah (1793-1867) besuchen, oder Me MalibranMalibran, María Felicità (1808-1836) in Gesellschaft singen hören kann. Ich will die Zeit welche mir noch bleibt, benützen, um zu versuchen mich wieder in Greenwich hinein zu schreiben, und dann morgen von unsrer letzten Reise erzählen zu können – les Invalides und Greenwich Hospital repräsentiren Frankreich und England, Armee und Marine. Die Einen, in wildem, unstätem, häufig unter den empörendsten Schandthaten, unter Unsittlichkeiten jeder Art, unter Grausamkeiten und Bedrückungen weit über die SelbstvertheidigungsWuth hinaus verlängert, alt, aber nicht ruhig geworden sondern eben turbulent, exigeant, von der ganzen Umgebung, Trophäen, Fahnen, Kanonen die sie, in der Regel nicht einmal selbst erbeutet, aufgeregt, lebendig, wißbegierig, und daher fleißigere Besucher der Bibliothéque des Invalides als der Capelle derselben. Die andern, ganz Resultat des Elements auf welchem sie ihr Leben verbracht, des engen Raumes der ihre Welt, der harten Arbeit die ihr Loos, der fürchterlich despotischen Disciplin, die ihre Erziehung war, der ruhigen Hartnäckigkeit, mit welcher allein sie die Tausend Gefahren bekämpfen und besiegen konnten, die sie Tag und Nacht umgaben, die fast nie, oder doch nur in den äußerst seltnen Fällen des Enterns, in wildes Getümmel in persönliche individuelle Handlungen übergehende Tapferkeit, welche dann auch nach errungenem Siege oder erlittener Niederlage sofort ihre Würksamkeit und Bedeutung aufgiebt, daher müde, still, in sich gekehrt, finster, vielleicht roh, aber ruhig, in allen Bewegungen gemeßen, in ihrer äußeren Erscheinung gesittet, ja höflich, eben respektabel. Es leben ihrer an 4000 in dem, aus 2 von einander durch einen großen Platz getrennte, und durch 2 eiserne Gieblen verbundnen, sich einander ganz gleichen Gebäuden bestehenden Hospital. Die langen Räume, aus welchen beide bestehen, sind auf der, den Fenstern gegenüberliegenden Seite, in lauter gleiche Cabinen oder Cajüten ähnliche Cabinette von etwa 5ʹ breit und 6ʹ lang abgetheilt, in denen jeder Einer wohnt, und deren letzte an die Wand gelehnte Seite von dem Bett eingenommen wird. Dieses bekommen sie, die ganze übrige Möblirung oder Ausstaffirung derselben aber muß ein jeder zubringen. In einer Höhe von etwa 7ʹ ist jedes Cabinett durch eine beweglichen Decke geschloßen, die wir alle offen gefunden, welche die Bewohner aber, Nachts, oder wenn ihnen kalt ist, schließen können; in jedem Saale ist ein großes Camin, sonst habe ich keinen Erwärmungsapparat gesehn. Von einer Bibliotheque keine Spur. Aber bei manchen fand ich Bücher aufgestellt, und Carrikaturen bei sehr vielen. In allen Cabinetten ohne eine Ausnahme, die höchste, musterhafteste Reinlichkeit, und, schon von dem engen Raume gebotene, Ordnung. An den Tagen wo das Publikum zugelaßen wird, und ich glaube gehört zu haben, daß dieses an allen Tagen der Woche geschieht, sind alle Thüren aller Cabinette offen, und es kann sich ein jeder also selbst, von dem Zustande derselben überzeugen. Eine beßere Controlle für die Bewohner so wie für die Behörden ist nicht denkbar, und das resultat derselben fällt in die Augen. Jeder Saal führt den Nahmen eines Schiffes, und soviel es sich thun läßt, werden, die auf einem Schiffe zusammen gedient haben, auch in denselben Saale verlegt. Sie eßen, so viel ich weiß, gemeinschafftlich und bekommen so viel Fleisch und Bier zu Mittag, und Abends soviel Thee und Brod als sie verzehren wollen. In geringer Entfernung von den Gebäuden auf einem Hügel, welcher den Hintergrund zwischen beiden ausfüllt, liegt die Sternwarte auf welcher HerschelHerschel, (seit 1816) Sir Friedrich Wilhelm (Frederick William) (1738-1822) gearbeitet hat. Unter diesen Umständen und Umgebungen, im Angesicht der Themse, welche hier schon viel breiter ist, als der Rhein bei Coblentz oder Mainz, und der unzähligen Schiffe, welche sie durchschneiden, die sie aber gewiß mit einer Art von stolzer Verachtung ansehn, da es nur Kauffahrer, keine Kriegsschiffe sind, erwarten die alten Jungen, welche die Ruhe nicht im Waßer gefunden haben, dieselbe in der Erde. Sie haben mir gar wohl gefallen. – Vielleicht wäre das Hospital beßer in Portsmouth gelegen, insofern die Bewohner, zähe aber gehorsame und sicher wie Taue, an welchen sie so oft über der Meerestiefe schwebten, hier Wiege und Grab zusammen gefunden haben würden; denn Portsmouth ist ein Kriegshafen! Die Schiffe daselbst sind Kriegsschiffe! vornehme Leute, welche sich, da allerhand andres Gesindel sich auch Schiffe schelten läßt, men of war, nennen. Vornehm aber langweilig, und unbequem zu besuchen, weil man sich, nicht sowohl vor als in ihnen, viel bücken muß.

Abraham Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)

den 8ten ich habe gestern Abend Me MalibranMalibran, María Felicità (1808-1836) den Vorzug gegeben, & j’ai eu le nez fin. ich hatte mit K.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) zusammen gegeßen, Felix war auf dem Lande, wohin es mir zu weit war, und wir kamen um 10 1 2 Uhr zur Gesellschaft. de BériotBériot, Charles-Auguste de (1802-1870) spielte eben ein Quartett von Haydn<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109093" style="hidden" type="music">Streichquartette</name>, mit Liebe und Achtung, sehr präcis und feurig, kurz sehr schön, wenn auch vielleicht hie und da mit einigen modernen, französischen Drückern; sodann sang Me M.Malibran, María Felicità (1808-1836) eine, etwas langweilige, geistliche Musik des Hausherrn<name key="PSN0113627" style="hidden" type="author">Novello, Vincent (1781-1861)</name><name key="CRT0110228" style="hidden" type="music">Geistliche Musik</name>, sehr einfach, ruhig und rein, mit vortrefflichen replicösen Trillern. Nachdem nun noch 4stimmig ein englisches Madrigal und 1 glee gesungen wurde, (sonderbare, nationale, Gesänge, eigenthümlich, ganz angenehm, deren nähere Beschreibung ich Felix, wenn er Lust dazu hat, überlaße) während welcher Felix sich auch einfand, setzte sich Me M.Malibran, María Felicità (1808-1836) ein spanisches Lied, und auf F. Bitte, noch 2 andere, dann ein englisches Ruderlied, und dann ein französisches Tambourlied. Wenn sich nun hienach an den Fingern abzählen läßt, daß diese FrauMalibran, María Felicità (1808-1836) (J. P. S.Schmidt, Johann Philipp Samuel (1779-1853) würde sie unbedenklich „unsre geniale M. M.Malibran, María Felicità (1808-1836) nennen) in 4 Sprachen (italiänisch versteht sich von selbst) singen kann (Ernest. RobertRobert-Tornow, Ernestine (1794-1846) sang, glaub ich, in fünf und mehrern), so geht daraus, eben so wenig als aus dem was ich darüber schreiben kann, auf irgend eine Weise hervor, welch ein Strömen, Sprudeln, Brausen von Krafft und Geist, von Laune und Ubermuth, von Leidenschafft und Ratio, welche Keckheit und Schönheit der Mittel diese, nun auch mir aufgegangene FrauMalibran, María Felicità (1808-1836), in den kleinen Gesängen entfaltete: Dieselbe Kehle sang spanische Glut, französische, wieder an Natur gränzende Coquetterie, englische ungehobelte Derbheit, und wiederum französischen etwas gottlosen, aber frischen, lauten Muth, so entschieden charakterisirt, national, und doch wieder aus ihr selbst hervorgehend, sie liebte, schmachtete, ruderte und trommelte mit so wunderbarer Sicherheit, mit so übermüthiger Beherrschung und Verschwendung aller ihrer unerschöpflichen Mittel, daß man von ihr würcklich sagen kann: sieMalibran, María Felicità (1808-1836) sang Lieder ohne Worte, sie sang Gefühle, Stimmungen, Situationen. Es war wieder einmal ganz was Neues und ich gönnte es Euch wohl einmal zu hören! Felix der sich, mit Recht oder doch wenigstens mit Anstand, weigerte nachher zu spielen, hohlte sie aus dem Nebenzimmer, indem sieMalibran, María Felicità (1808-1836) ihm sagte, you know, that I do nothing for Nothing, und so improvisirte er denn über die eben von ihr gesungenen Lieder zu allgemeinem Ergötzen, und wie es mir schien, sehr gut; sie sang drauf noch 2 spanische Lieder, und endlich mit 2 TöchternNovello, Clara Anastasia (1818-1908)Novello, Emma Aloysia (1814-1880) des Hauses, mit Accompagnement von Felix, das trio aus Matrimonio<name key="PSN0110395" style="hidden" type="author">Cimarosa, Domenico Nicola (1749-1801)</name><name key="CRT0108445" style="hidden" type="music">Il matrimonio segreto</name>, sieMalibran, María Felicità (1808-1836) Fidalma ganz unvergleichlich

Abraham Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

ihrMalibran, María Felicità (1808-1836) Umfang ist

high tide Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe., low tide Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.(Times, July 7th 1833)

Flut Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe. Ebbe, Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.

Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.

11 Uhr Abends.

Ein Buchdruckerstock.

(Wiege, Kinderklapper, Lutschbeutel etc &c).

Glück, Glück, Glück liebes Beckchen und tausend Freude und Gutes für das liebe BalgDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887), das ich hiemit nun zum erstenmale begrüße und willkommen heiße. Der werde ein tüchtiger, prächtiger Kerl und freue uns, wie wir uns über seineDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) Ankunft freuen.

Ich muß leider morgen aufs Land früh um 6 Uhr, da kann ich heut nichts weiter schreiben als: es ist prächtig. Aber einen Freitagsbrief wirst Du schon lesen können und den will ich redlich schreiben. Lebwohl.

Felix MB
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)

9 Juli

GottLob und Dank, und Dir liebe RebekkaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Glück und Seegen und Gedeihen; Du hast Deine Sachen vortrefflich gemacht, und ich freue mich sehr. DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) aber gratulire ich, wenigstens schrifftlich nicht, da er es übers Herz hat bringen können, mir auch bei diesem Anlas nicht ein Wort zu sagen; er hätte doch wenigstens schreiben können 2+1=3. Wie soll der JungeDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) heißen? Du willst selbst nähren? Ich wünsche herzlich, daß Dir auch dieses Glück zu Theil werde; Nimm Dich aber ja in Acht, und prüfe Deine Kräffte, und wills nicht gehn, laße es bei Zeiten, um dem KindeDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) nicht zu schaden, wenn Du auch Deine eigene Gefahr vergeßen wolltest. Doch! Du bist selbst vernünftig, und hast MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) und gute Aertzte um Dich. – Gestern Vormittag fuhr ich mit Felix, visiten machen, und sagte ihm, ich habe nur einen einzigen Wunsch jezt, den, Dich erlöset zu wißen; die Post war so galant, diesesmal wieder seit langer Zeit zuerst, am Montag einzutreffen, und wie ich gegen 6 Uhr aus der City zurückkam, fand ich den, von MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) mit den bekannten Schrifftszügen am Siegel bezeichneten Brief, deßen freudiger Inhalt mir dadurch bekannt war, noch ehe ich ihn eröffnete. Gott sey Dank! noch einmal. Nun kann ich mir meinen RückreisePlan ordentlich machen, und gehe auch vielleicht noch nach Liverpool. Eure Briefe erbitte ich mir hieher, bis ich das Gegentheil schreibe. Könnte ich doch nur 24 Stunden in Berlin seyn, und Dich und Euch sehen! SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) wird nun wohl begreifen wie nothwendig es sey, daß er dem CousinDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) mit gutem Beispiel vorleuchte! O Gott! ich gehe doch wohl vielleicht nicht nach Liverpool sondern direct zu Hause! – Hoffentlich wird Rhadamantus HaugkHauck, Georg Gustav Philipp (1783-1848) meine Briefe nicht für geistig so unverdaulich als Bier und Fleisch magenlich erklären und RebekkaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) dieses großen Genusses nicht länger berauben wollen. Im Ernst aber freut es mich, daß meine Briefe Euch amusiren, mir macht es viel Vergnügen, sie zu schreiben, und so wird allerdings nur NathanNathan, Wolff (1810-1877) dran zu leiden haben, wenn Du LeaMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)! ihm würklich zumuthest, sie abzuschreiben, wobei ich mir dem allerdings erlaube zu bemerken, daß sie dieser Mühe kaum werth und eigentlich nur für Euch geschrieben sind. Ich hätte manches in diesem vielleicht nicht lieber schreiben, oder es streichen sollen. Ersteres ist aber nun einmal geschehen, und letzteres ist nicht meine Sache. Es stehe also! und Du, liebe LeaMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), hältst es zu gut. – Ich habe noch an NathanNathan, Wolff (1810-1877), und manches andre zu schreiben, muß mit Me MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) chopping fahren, Mittag bei Sr GeorgeSmart, Sir George Thomas (1776-1867) eßen und schließe für heute mit den herzlichsten und freudigsten Grüßen für Euch alle und den großen UnbekanntenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) oder wenigstens Unbenannten.

Der Eurige AM
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)

Himmlisch, daß nur Platz ist für drei Worte, und daß nichts hier stehen kann als meine herzlichsten Glückwünsche zum frohen Ereigniß und jungen DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887). So gehts durcheinander, neue Generationen steigen auf und hier ist Kindtaufe, und eben saßen dicht vor uns im Sopha Leute, und das liebliche, die kamen von einer Hochzeit, und der KleineDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) wächst schon, und das EhepaarDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) rollt schon, und zwischen allem „Schon“ hält man das „Noch“ fest, und so lebe ich und sterbe ich und wünsche ich und hoffe ich

immer noch der alte CKl.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)

Für Hrn NathanNathan, Wolff (1810-1877) Es versteht sich ganz von selbst, daß von diesem Abkommen mit G.Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) und von den £ 200. kein Mensch was wißen soll. Prämienscheine sind bald auf mein Limitum gegangen, und ich hoffe Sie werden dazu für mich aquiriren können. Außer diesen 400 Stck nehmen Sie, wenn die SeehandlKöniglich Preußische SeehandlungBerlinDeutschland zu 1pp discontirt noch 250 Stck bestmögl, in so vielen Serien als möglich, geben Berechnung, so wie No und Serien an Adolphus GoldschmidtGoldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) auf, und ziehen den ganzen Einschluß 14/Tage dato oder kürzer auf denselben. Dabei ist ja wohl auch keine Gefahr möglich! Nehmen Sie für denselben auch 1 Lotterieloos und geben ihm No und Betrag auf. Seyn Sie in der Nummer ja vorsichtig, und laßen solche, auch die des Looses, von ErhardEhrhard, J. F. collationiren: Wenn Sie die Prämienscheine machen, so wünschte ich die recipisse nicht auf meinen sondern etwa auch auf EhrhardsEhrhard, J. F. Nahmen, und an ihn in blanco indossirt. – Fremde Effekten bleiben hier im Steigen, die holländ Angelegenheit scheint sich definitif ihrem Ende zu nähern, ich fürchte auch für den Augenblick von den Türken keinen Krieg, doch sind Sie dort diesem diesem Punkt am nächsten – reflection faite, will ich G.Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) die No der Prämienscheine nicht aufgeben, wenigstens nicht obligatorisch. Wenn Sie ihm daher Berechnung geben, so legen Sie ein apartes, nicht unterschriebenes Verzeichnis bei, und erwähnen desselben in der Berechnung nicht. Genügt ihmGoldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) das nicht, so kann er sich die recipisse selbst kommen laßen; ich will auch diese Verantwortlichkeit nicht übernehmen.

Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Glückwünsche wegen meines Lezten, und grüße Sie.

Grüßen Sie Alexander MendelssohnMendelssohn, Alexander (1798-1871) in meinem Nahmen, und danken ihm für seine freundliche Zeilen, und hoffe ihn bald zu sehen; vergeßen Sie es nicht

Abraham Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)

Für Hrn NathanNathan, Wolff (1810-1877). Wenn Sie die £ 10/m Lordre auf Zeit zu dem alten Preise noch complettiren können, so thun Sie es.

Abraham Mendelssohn Bartholdy
            London 6 Juli 1833. ich fange à tout hazard schon heute wieder einen neuen Brief an, obschon erst gestern einer abgegangen, und von dort bis in diesen Augenblick kein neuer angekommen. Der Westwind macht sich, aus meiner Ungeduld nichts, und wird nicht eher Ostwind werden, bis ich überschiffen werde, und er mir entgegen blasen kann. Ich kann es wohl nur der unvermuthet langen Abwesenheit von dort und Euch, der hauptsächlich durch die Sprache so ganz veränderten und wie ein neues Kleid unpaßenden Umgebung, der dadurch plötzlich abgerißnen Gegenwart, beimeßen, daß ich hier mehr und öffters an frühere vergangne Zeiten denke, als sonst irgendwo, und London sich mehr an Hamburg knüpft als an Berlin: so lebe ich die Sommer von 1808 und 9 hier wieder fast in jedem Tage durch, in dankbarer Erinnerung des Guten, das mir mit Dir, und durch Dich geworden ist. An unsern wunderbar schönen Pavillon in SlavsHof, auf der Elbe, auf der wir unten schöne Schiffe fahren sahen, denke ich nicht allein jeden Tag in dem nebligen räucherigen, schwerluftigen, Nervenbedrückenden London, sondern bin ganz besonders zweimal aufs lebhafteste an ihn erinnert worden, in Greenwich und in Portsmouth. In ersterem Orte nahmen wir unser Mittagbrod in einem auf der Themse belegenen Wirthshause, in einem Zimmer ein, deßen Vorderwand lauter Fenster waren, und übersahen die Themse in allen Richtungen. Diesmal war unter den Mitspeisenden mein majorenner Sohn, welchen ich in Slavshof im kleinen Rollwagen umher fuhr, Du fehltest, Gottlob nur eben im Augenblick, viele andre leider! für immer. Die Zeit war eine andre, aber die Themse erfrischte, wie dort die Elbe, mit ihrer reinen, scharfen Luft, und unzählige große und kleine Schiffe, von Dampf, vom Winde, oder von Rudern getrieben, gaben Leben und Bewegung, in fast lautloser Stille; was eben der Schiffarth einen so eignen, beruhigenden, Reiz verleiht. Alte Matrosen aus dem Hospital, junge Schiffer, Volk aller Art, war unter unserm Fenster am Quay versammelt, hin und wieder lustig die Abfahrenden und Ankommenden begrüßend, meist aber Still ins Waßer schauend. Tausend sujets zu Marinebildern folgten einander, und wenn ich mir manche Ursachen denken kann, warum die Engländer überall keine Künstler haben, so bleibt es mir unbegreiflich, warum sie auch keine Marinemaler haben oder gehabt haben. – Eben erhalte ich Deinen Brief vom 30ten auf den ich antworten, und dann erwarten will, ob ich mich wieder in die Stimmung finden kann, fortzufahren, was ich eben angefangen habe.
zuförderst muß ich Dich wegen G. beruhigen, und Dich auf mein Wort versichern, daß bei den 3 Geschäfften, welche ich mit ihm gemacht, ich ihm keinen Groschen anvertraut habe, und es sich so ganz von selbst versteht, daß ich ihm keinen credit gebe, daß er eben so wenig daran denkt welchen zu fordern, als ich solchen zu bewilligen. Ich habe ihm jene Aufträge welche ihm etwa £ 40 Provision einbringen, und bei denen ich auch etwas zu verdienen hoffen darf, blos gegeben, weil ich von ihm in der Güte erlangt habe, was er mir in seiner Lage ohne dringendes inconvenient hätte verweigern können: ein schrifftliches Engagement mir ca. £ 750. –. zu bezahlen, welche ich von der Maße fordre, falls sie mir solche verweigert, wogegen ich sonst Nichts thun kann, da ich in Wien schon doppelt so viel erhalten habe, als alle übrigen Gläubiger. Dies ist das Ganze und ganz einfache Verhältnis der Sache, und Du wirst mir nun erlauben zu glauben, daß ich mich nicht habe beschwatzen laßen, und von dem offenbar beßer gemeynten als ausgedrückten Rath, mir zur Schadenverhütung die unglückliche Epoche, in welcher ich krank, elend, nutzlos gewesen, zu vergegenwärtigen, keinen oder nur bescheidenen Gebrauch mache. Jene Epoche hat ihre Würkung nicht verfehlt, und vielleicht um so tiefer, je mehr ich mich bemüht habe, meine bitteren Gefühle in mir zu verschließen, und die andren dran so wenig tragen zu laßen, als möglich. Mündlich, wenn Du es wünschest, ein Mehreres hierüber. – Es thut mir leid, daß Hr v. M. gekündigt hat, aber die Wohnung wird nicht leer bleiben; Du wirst Dich erinnern, daß er immer nur auf ein halbes Jahr miethen wollte, und uns das ganz recht war; bei der stipulirten Kündigung von 1 4 Jahr haben wir daher gar nichts verlohren, und ich nur die 1 4 jährige Visite zur Anfrage erspart. Frau von Quandt würde ja nun 2 Zimmer nach der Sonnenseite haben, vielleicht entschließt sie sich jezt, vielleicht thust Du auch gut, in der annonce die Wohnung als die bisher von dem Hanöverschen Gesandten bewohnte zu bezeichnen, als welche sie vielen Leuten bekannt seyn muß. Sehr wohl hast Du gethan, Bremers zu kündigen, doch scheint mir ein Contract auf 6 Jahre nicht rathsam. Ich denke, wir laßen das bis wir uns wiedersehen, wenn Du nicht eine beßere Gelegenheit findest. Ich muß es Felix überlaßen Dir über seine Pläne und was Du sonst an ihn gerichtet, zu antworten; ich für meine Person habe keinen andern Plan als zu Hause zu reisen, und hoffe mich darüber noch vor Ende dieses Briefes aussprechen zu können. ich fühle mich in der correspondenz gestört, und das verleidet mir die Abwesenheit nur noch mehr –. Deine gute Laune, liebe Rebekka, freut mich ebenso, als uns Deine Einfälle belustigen, doch wäre eine schnelle und glückliche Niederkunft auch gar kein übler Einfall, und die Nachricht würde mich aus einer großen Perplexität ziehen, und mich bestimmen sofort zu Hause zu reisen, was ich jezt zu thun, blos deswegen Anstand nehme, weil es dann sehr leicht seyn könnte, daß ich die Reise ganz ohne Nachricht von Dir machen müßte Nun, ich will es noch einen Posttag abwarten, und freue mich einstweilen das Beste hoffen zu können, da Du so wohl bist, und die Himbeeren gewiß auch gut gelungen seyn werden. Dieses Hindernis laße ich gelten, die Schechner kannst Du mir schreiben. Nun soll dieser Brief sich einige Tage verpusten.
Abraham Mendelssohn Bartholdy
Sonntag 7ten für Hrn Nathan.
Wegen der hier gekauften Metalliques scheinen Sie in demselben Irrthum verfallen zu seyn in welchem ich hier kaufte; Sie rechnen nehmlich daß sie noch dort rendiren, was nicht der Fall ist. F 30/m Metalliqs hier à 96 1 4 dort à 10 sind £. 2887. – à rt 7 ist rt 20200 dort à 99 F 19800 rt 19974 – also Kosten ungerechnet, Schaden, sie sind aber an für sich wohlfeil hier, und werden Nutzen geben –. Die Estaffettekosten für die Nachricht, daß die Erndte hier zu Lande wegen der Dürre gänzlich mißrathen sey, mögte ich eben so wenig bezahlen, als an den drauf nach Danzig ertheilten ordres participiren. Von Dürre war wohl überhaupt keine Rede, und ich halte die ganze Sache bis jezt nur für Speculation. Der Juny war sehr stürmisch, und der Sturm soll dem Getreide geschadet haben, was ich freilich auf keine Weise beurtheilen kann. Im Übrigen aber scheint mir das Wetter im Ganzen nicht nachtheilig seyn zu können, und wenn wir zur Erndtezeit trocknes Wetter bekommen, so sollte ich meynen, würde die Sturmspeculation eher mißrathen als die Erndte. Nehme ich nun hinzu, wie ansehnlich Colonialwaaren, namentlich Indigo und Caffé gestiegen sind, so scheint mir für den Cours nichts zu fürchten, und obschon es, wie ich neulich schrieb, und Sie sich jezt auch schon angenommen bei dem bereits eingekauften Lordre sein Bewenden behalten mag, so hoffe ich doch dann nichts zu verlieren – holländische fonds sind seit den letzten Tagen beträchtlich hier gestiegen, vorzüglich Belgier à 5 %ge, Stocks rücken auch langsam vor, und es sieht aus als würde ich meine Reisekosten hier nachhohlen, was mir sehr angenehm wäre, denn es ist verdammt theuer hier. Habe ich Ihnen schon geschrieben, daß ich noch £ 50, in allem also £ 75. von Doxat genommen habe? ich sollte meynen, es wäre am besten, jezt keine Aktien mehr schuldig zu bleiben, und rathe abzudecken, wenn Sie keinen besondern Grund zum Gegentheil haben. Wenn SeehandlPräm:scheine nach der Ziehung billig, etwa zu 57-57 1 2 zu haben, und bei der Seehandlung à 4 % schon zu belohnen sind, so nehmen Sie 500 Stück; so würden sie sich zur nächsten Ziehung wohlfeil stellen und inzwischen was daran zu verdienen seyn. – Es ist schade daß Sie für die Petersburger Nichts machen konnten; ich glaube auch, es wird an Polen wieder etwas zu hohlen seyn, doch wollen wir das laßen, bis wir uns sprechen. – Belasten Sie Goldschmidt für £ 200. – welche er mir à conto meines Verlustes gutgeschrieben hat. Bestreitet mir die Maße der Dividend (was ich aber kaum glaube) so gehn diese £ 200. – à conto des Engagementes welches G. mir gegeben, mir diesen Dividend zu ersetzen, bekomme ich ihn von der Maße, so bleiben mir die £ 200. – dennoch, und werden hoffentlich nicht die letzten seyn
ich bitte Dich, die umstehende Seite Nathan vorzulesen, der von dem übrigen Inhalt des Briefes nichts zu lesen braucht. Es ist noch immer Sonntag, schwül, düster, regnig, die Wolken hängen in die Stadt hinein, wie zerrißene Soffiten in ein Theater, es ist 4 Uhr Nachmittag, um 6 1 2 Uhr gehe ich erst zum Eßen, Felix habe ich heute kaum eine halbe Stunde gesehen, und meinen ganzen Tag, in Pantoffeln, allein in meinem Zimmer zugebracht. Ich wäre heute allerdings gern in Berlin, obschon ich für heute Abend entweder Me Austin besuchen, oder Me Malibran in Gesellschaft singen hören kann. Ich will die Zeit welche mir noch bleibt, benützen, um zu versuchen mich wieder in Greenwich hinein zu schreiben, und dann morgen von unsrer letzten Reise erzählen zu können – les Invalides und Greenwich Hospital repräsentiren Frankreich und England, Armee und Marine. Die Einen, in wildem, unstätem, häufig unter den empörendsten Schandthaten, unter Unsittlichkeiten jeder Art, unter Grausamkeiten und Bedrückungen weit über die SelbstvertheidigungsWuth hinaus verlängert, alt, aber nicht ruhig geworden sondern eben turbulent, exigeant, von der ganzen Umgebung, Trophäen, Fahnen, Kanonen die sie, in der Regel nicht einmal selbst erbeutet, aufgeregt, lebendig, wißbegierig, und daher fleißigere Besucher der Bibliothéque des Invalides als der Capelle derselben. Die andern, ganz Resultat des Elements auf welchem sie ihr Leben verbracht, des engen Raumes der ihre Welt, der harten Arbeit die ihr Loos, der fürchterlich despotischen Disciplin, die ihre Erziehung war, der ruhigen Hartnäckigkeit, mit welcher allein sie die Tausend Gefahren bekämpfen und besiegen konnten, die sie Tag und Nacht umgaben, die fast nie, oder doch nur in den äußerst seltnen Fällen des Enterns, in wildes Getümmel in persönliche individuelle Handlungen übergehende Tapferkeit, welche dann auch nach errungenem Siege oder erlittener Niederlage sofort ihre Würksamkeit und Bedeutung aufgiebt, daher müde, still, in sich gekehrt, finster, vielleicht roh, aber ruhig, in allen Bewegungen gemeßen, in ihrer äußeren Erscheinung gesittet, ja höflich, eben respektabel. Es leben ihrer an 4000 in dem, aus 2 von einander durch einen großen Platz getrennte, und durch 2 eiserne Gieblen verbundnen, sich einander ganz gleichen Gebäuden bestehenden Hospital. Die langen Räume, aus welchen beide bestehen, sind auf der, den Fenstern gegenüberliegenden Seite, in lauter gleiche Cabinen oder Cajüten ähnliche Cabinette von etwa 5ʹ breit und 6ʹ lang abgetheilt, in denen jeder Einer wohnt, und deren letzte an die Wand gelehnte Seite von dem Bett eingenommen wird. Dieses bekommen sie, die ganze übrige Möblirung oder Ausstaffirung derselben aber muß ein jeder zubringen. In einer Höhe von etwa 7ʹ ist jedes Cabinett durch eine beweglichen Decke geschloßen, die wir alle offen gefunden, welche die Bewohner aber, Nachts, oder wenn ihnen kalt ist, schließen können; in jedem Saale ist ein großes Camin, sonst habe ich keinen Erwärmungsapparat gesehn. Von einer Bibliotheque keine Spur. Aber bei manchen fand ich Bücher aufgestellt, und Carrikaturen bei sehr vielen. In allen Cabinetten ohne eine Ausnahme, die höchste, musterhafteste Reinlichkeit, und, schon von dem engen Raume gebotene, Ordnung. An den Tagen wo das Publikum zugelaßen wird, und ich glaube gehört zu haben, daß dieses an allen Tagen der Woche geschieht, sind alle Thüren aller Cabinette offen, und es kann sich ein jeder also selbst, von dem Zustande derselben überzeugen. Eine beßere Controlle für die Bewohner so wie für die Behörden ist nicht denkbar, und das resultat derselben fällt in die Augen. Jeder Saal führt den Nahmen eines Schiffes, und soviel es sich thun läßt, werden, die auf einem Schiffe zusammen gedient haben, auch in denselben Saale verlegt. Sie eßen, so viel ich weiß, gemeinschafftlich und bekommen so viel Fleisch und Bier zu Mittag, und Abends soviel Thee und Brod als sie verzehren wollen. In geringer Entfernung von den Gebäuden auf einem Hügel, welcher den Hintergrund zwischen beiden ausfüllt, liegt die Sternwarte auf welcher Herschel gearbeitet hat. Unter diesen Umständen und Umgebungen, im Angesicht der Themse, welche hier schon viel breiter ist, als der Rhein bei Coblentz oder Mainz, und der unzähligen Schiffe, welche sie durchschneiden, die sie aber gewiß mit einer Art von stolzer Verachtung ansehn, da es nur Kauffahrer, keine Kriegsschiffe sind, erwarten die alten Jungen, welche die Ruhe nicht im Waßer gefunden haben, dieselbe in der Erde. Sie haben mir gar wohl gefallen. – Vielleicht wäre das Hospital beßer in Portsmouth gelegen, insofern die Bewohner, zähe aber gehorsame und sicher wie Taue, an welchen sie so oft über der Meerestiefe schwebten, hier Wiege und Grab zusammen gefunden haben würden; denn Portsmouth ist ein Kriegshafen! Die Schiffe daselbst sind Kriegsschiffe! vornehme Leute, welche sich, da allerhand andres Gesindel sich auch Schiffe schelten läßt, men of war, nennen. Vornehm aber langweilig, und unbequem zu besuchen, weil man sich, nicht sowohl vor als in ihnen, viel bücken muß.
Abraham Mendelssohn Bartholdy
den 8ten ich habe gestern Abend Me Malibran den Vorzug gegeben, & j’ai eu le nez fin. ich hatte mit K. zusammen gegeßen, Felix war auf dem Lande, wohin es mir zu weit war, und wir kamen um 10 1 2 Uhr zur Gesellschaft. de Bériot spielte eben ein Quartett von Haydn, mit Liebe und Achtung, sehr präcis und feurig, kurz sehr schön, wenn auch vielleicht hie und da mit einigen modernen, französischen Drückern; sodann sang Me M. eine, etwas langweilige, geistliche Musik des Hausherrn, sehr einfach, ruhig und rein, mit vortrefflichen replicösen Trillern. Nachdem nun noch 4stimmig ein englisches Madrigal und 1 glee gesungen wurde, (sonderbare, nationale, Gesänge, eigenthümlich, ganz angenehm, deren nähere Beschreibung ich Felix, wenn er Lust dazu hat, überlaße) während welcher Felix sich auch einfand, setzte sich Me M. ein spanisches Lied, und auf F. Bitte, noch 2 andere, dann ein englisches Ruderlied, und dann ein französisches Tambourlied. Wenn sich nun hienach an den Fingern abzählen läßt, daß diese Frau (J. P. S. würde sie unbedenklich „unsre geniale M. M. nennen) in 4 Sprachen (italiänisch versteht sich von selbst) singen kann (Ernest. Robert sang, glaub ich, in fünf und mehrern), so geht daraus, eben so wenig als aus dem was ich darüber schreiben kann, auf irgend eine Weise hervor, welch ein Strömen, Sprudeln, Brausen von Krafft und Geist, von Laune und Ubermuth, von Leidenschafft und Ratio, welche Keckheit und Schönheit der Mittel diese, nun auch mir aufgegangene Frau, in den kleinen Gesängen entfaltete: Dieselbe Kehle sang spanische Glut, französische, wieder an Natur gränzende Coquetterie, englische ungehobelte Derbheit, und wiederum französischen etwas gottlosen, aber frischen, lauten Muth, so entschieden charakterisirt, national, und doch wieder aus ihr selbst hervorgehend, sie liebte, schmachtete, ruderte und trommelte mit so wunderbarer Sicherheit, mit so übermüthiger Beherrschung und Verschwendung aller ihrer unerschöpflichen Mittel, daß man von ihr würcklich sagen kann: sie sang Lieder ohne Worte, sie sang Gefühle, Stimmungen, Situationen. Es war wieder einmal ganz was Neues und ich gönnte es Euch wohl einmal zu hören! Felix der sich, mit Recht oder doch wenigstens mit Anstand, weigerte nachher zu spielen, hohlte sie aus dem Nebenzimmer, indem sie ihm sagte, you know, that I do nothing for Nothing, und so improvisirte er denn über die eben von ihr gesungenen Lieder zu allgemeinem Ergötzen, und wie es mir schien, sehr gut; sie sang drauf noch 2 spanische Lieder, und endlich mit 2 Töchtern des Hauses, mit Accompagnement von Felix, das trio aus Matrimonio, sie Fidalma ganz unvergleichlich
Abraham Mendelssohn Bartholdy
ihr Umfang ist
high tide, low tide (Times, July 7th 1833)
Flut Ebbe,
11 Uhr Abends.
Ein Buchdruckerstock.
(Wiege, Kinderklapper, Lutschbeutel etc &c) .
Glück, Glück, Glück liebes Beckchen und tausend Freude und Gutes für das liebe Balg, das ich hiemit nun zum erstenmale begrüße und willkommen heiße. Der werde ein tüchtiger, prächtiger Kerl und freue uns, wie wir uns über seine Ankunft freuen.
Ich muß leider morgen aufs Land früh um 6 Uhr, da kann ich heut nichts weiter schreiben als: es ist prächtig. Aber einen Freitagsbrief wirst Du schon lesen können und den will ich redlich schreiben. Lebwohl.
Felix MB
9 Juli
GottLob und Dank, und Dir liebe Rebekka Glück und Seegen und Gedeihen; Du hast Deine Sachen vortrefflich gemacht, und ich freue mich sehr. Dirichlet aber gratulire ich, wenigstens schrifftlich nicht, da er es übers Herz hat bringen können, mir auch bei diesem Anlas nicht ein Wort zu sagen; er hätte doch wenigstens schreiben können 2+1=3. Wie soll der Junge heißen? Du willst selbst nähren? Ich wünsche herzlich, daß Dir auch dieses Glück zu Theil werde; Nimm Dich aber ja in Acht, und prüfe Deine Kräffte, und wills nicht gehn, laße es bei Zeiten, um dem Kinde nicht zu schaden, wenn Du auch Deine eigene Gefahr vergeßen wolltest. Doch! Du bist selbst vernünftig, und hast Mutter und gute Aertzte um Dich. – Gestern Vormittag fuhr ich mit Felix, visiten machen, und sagte ihm, ich habe nur einen einzigen Wunsch jezt, den, Dich erlöset zu wißen; die Post war so galant, diesesmal wieder seit langer Zeit zuerst, am Montag einzutreffen, und wie ich gegen 6 Uhr aus der City zurückkam, fand ich den, von Mutter mit den bekannten Schrifftszügen am Siegel bezeichneten Brief, deßen freudiger Inhalt mir dadurch bekannt war, noch ehe ich ihn eröffnete. Gott sey Dank! noch einmal. Nun kann ich mir meinen RückreisePlan ordentlich machen, und gehe auch vielleicht noch nach Liverpool. Eure Briefe erbitte ich mir hieher, bis ich das Gegentheil schreibe. Könnte ich doch nur 24 Stunden in Berlin seyn, und Dich und Euch sehen! Sebastian wird nun wohl begreifen wie nothwendig es sey, daß er dem Cousin mit gutem Beispiel vorleuchte! O Gott! ich gehe doch wohl vielleicht nicht nach Liverpool sondern direct zu Hause! – Hoffentlich wird Rhadamantus Haugk meine Briefe nicht für geistig so unverdaulich als Bier und Fleisch magenlich erklären und Rebekka dieses großen Genusses nicht länger berauben wollen. Im Ernst aber freut es mich, daß meine Briefe Euch amusiren, mir macht es viel Vergnügen, sie zu schreiben, und so wird allerdings nur Nathan dran zu leiden haben, wenn Du Lea! ihm würklich zumuthest, sie abzuschreiben, wobei ich mir dem allerdings erlaube zu bemerken, daß sie dieser Mühe kaum werth und eigentlich nur für Euch geschrieben sind. Ich hätte manches in diesem vielleicht nicht lieber schreiben, oder es streichen sollen. Ersteres ist aber nun einmal geschehen, und letzteres ist nicht meine Sache. Es stehe also! und Du, liebe Lea, hältst es zu gut. – Ich habe noch an Nathan, und manches andre zu schreiben, muß mit Me Moscheles chopping fahren, Mittag bei Sr George eßen und schließe für heute mit den herzlichsten und freudigsten Grüßen für Euch alle und den großen Unbekannten oder wenigstens Unbenannten.
Der Eurige
AM
Himmlisch, daß nur Platz ist für drei Worte, und daß nichts hier stehen kann als meine herzlichsten Glückwünsche zum frohen Ereigniß und jungen Dirichlet. So gehts durcheinander, neue Generationen steigen auf und hier ist Kindtaufe, und eben saßen dicht vor uns im Sopha Leute, und das liebliche, die kamen von einer Hochzeit, und der Kleine wächst schon, und das Ehepaar rollt schon, und zwischen allem „Schon“ hält man das „Noch“ fest, und so lebe ich und sterbe ich und wünsche ich und hoffe ich
immer noch der alte
CKl.
Für Hrn Nathan Es versteht sich ganz von selbst, daß von diesem Abkommen mit G. und von den £ 200. kein Mensch was wißen soll. Prämienscheine sind bald auf mein Limitum gegangen, und ich hoffe Sie werden dazu für mich aquiriren können. Außer diesen 400 Stck nehmen Sie, wenn die Seehandl zu 1pp discontirt noch 250 Stck bestmögl, in so vielen Serien als möglich, geben Berechnung, so wie No und Serien an Adolphus Goldschmidt auf, und ziehen den ganzen Einschluß 14/Tage dato oder kürzer auf denselben. Dabei ist ja wohl auch keine Gefahr möglich! Nehmen Sie für denselben auch 1 Lotterieloos und geben ihm No und Betrag auf. Seyn Sie in der Nummer ja vorsichtig, und laßen solche, auch die des Looses, von Erhard collationiren: Wenn Sie die Prämienscheine machen, so wünschte ich die recipisse nicht auf meinen sondern etwa auch auf Ehrhards Nahmen, und an ihn in blanco indossirt. – Fremde Effekten bleiben hier im Steigen, die holländ Angelegenheit scheint sich definitif ihrem Ende zu nähern, ich fürchte auch für den Augenblick von den Türken keinen Krieg, doch sind Sie dort diesem diesem Punkt am nächsten – reflection faite, will ich G. die No der Prämienscheine nicht aufgeben, wenigstens nicht obligatorisch. Wenn Sie ihm daher Berechnung geben, so legen Sie ein apartes, nicht unterschriebenes Verzeichnis bei, und erwähnen desselben in der Berechnung nicht. Genügt ihm das nicht, so kann er sich die recipisse selbst kommen laßen; ich will auch diese Verantwortlichkeit nicht übernehmen.
Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Glückwünsche wegen meines Lezten, und grüße Sie.
Grüßen Sie Alexander Mendelssohn in meinem Nahmen, und danken ihm für seine freundliche Zeilen, und hoffe ihn bald zu sehen; vergeßen Sie es nicht
Abraham Mendelssohn Bartholdy
Für Hrn Nathan. Wenn Sie die £ 10/m Lordre auf Zeit zu dem alten Preise noch complettiren können, so thun Sie es.
Abraham Mendelssohn Bartholdy          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1833-07-09-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1833-07-09-01" xml:id="title_e774db74-ef24-4e73-ad07-f9514c410282">Abraham Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Lea Mendelssohn Bartholdy, die Familie Mendelssohn Bartholdy und Wolff Nathan in Berlin<lb></lb>London, 6. – 9. Juli 1833</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_d3598acb-efc5-4a3c-8ec3-0c136ada5a64">ich fange à tout hazard schon heute wieder einen neuen Brief an, obschon erst gestern einer abgegangen, und von dort bis in diesen Augenblick kein neuer angekommen. 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Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 3, 748</idno> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_1931fa45-71ab-4e1a-abe1-4655e6bf8ca9"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Berlin</settlement> <institution key="RISM">D-B</institution> <repository>Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz</repository> <collection>Musikabteilung</collection> <idno type="signatur">MA Nachl. 13,18 (bis Z. 158).</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1833-07-09-01" type="letter" xml:id="title_790e1a65-447e-46af-9091-f08b0e4e001a">Abraham Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Lea Mendelssohn Bartholdy, die Familie Mendelssohn Bartholdy und Wolff Nathan in Berlin; London, 6. – 9. Juli 1833</title> <incipit>ich fange à tout hazard schon heute wieder einen neuen Brief an, obschon erst gestern einer abgegangen, und von dort bis in diesen Augenblick kein neuer angekommen. Der Westwind macht sich, aus meiner Ungeduld nichts,</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.</p> <handDesc hands="1"> <p>Abraham Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift von Wolff Nathan, D-B, Musikabteilung, MA Depos. Berlin 500,23, S. 39-44 (Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteile unter Auslassung von Textpassagen, u. a. derer an Wolff Nathan).</bibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Ep. 568, S. 117-133 (Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteile unter Auslassung von Textpassagen, u. a. derer an Wolff Nathan).</bibl> <bibl type="printed_letter">Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 373-379 (Teildruck von Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteilen).</bibl> <bibl type="printed_letter">Klein, Abraham Mendelssohn Bartholdy in England, S. 95-99 (nach Abschrift MA Ep. 568).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_e46535f1-a61f-4742-b29d-27e3b8ad4a43"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Berlin</settlement> <institution key="RISM">D-B</institution> <repository>Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz</repository> <collection>Musikabteilung</collection> <idno type="signatur">MA Nachl. 13,19 (ab Z. 158).</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1833-07-09-01" type="letter" xml:id="title_58441893-360f-495b-b44e-ac3c15c6f77a">Abraham Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Lea Mendelssohn Bartholdy, die Familie Mendelssohn Bartholdy und Wolff Nathan in Berlin; London, 6. – 9. Juli 1833</title> <incipit>Reinlichkeit, und, schon von dem engen Raume gebotene, Ordnung. An den Tagen wo das Publikum zugelaßen wird, und ich glaube gehört zu haben, daß dieses an allen Tagen der Woche geschieht,</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse von Abraham Mendelssohn Bartholdys Hand, mehrere Poststempel.</p> <handDesc hands="3"> <p>Abraham Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy, Carl Klingemann</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1833-07-06" xml:id="date_ecd3827e-367b-46e8-b7bf-f086a2892a58">6.</date>, <date cert="high" when="1833-07-07" xml:id="date_4833f85d-6f17-4abb-bd3c-c741ca15aeb3">7.</date>, <date cert="high" when="1833-07-08" xml:id="date_36269a6f-2cf1-4d29-ae03-09cd775bd427">8.</date> und <date cert="high" when="1833-07-09" xml:id="date_e348892b-2c17-459b-90b2-582136d93d0d">9. Juli 1833</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112434" resp="author" xml:id="persName_37518083-aa7d-4d45-afcf-2b8b2768cb41">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName> <persName key="PSN0113247" resp="author" xml:id="persName_dbb6897a-48d5-4a2d-af8d-8c5af739e226">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_7aded98b-16bd-44bc-9894-8f257a3399ef">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName><persName key="PSN0113247" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_d8f1323e-6014-4c1c-84ee-27ce8de7229e"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country></placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113546" resp="receiver" xml:id="persName_96489354-2090-491a-a833-8e6d010539b8">Nathan, Wolff (1810-1877)</persName> <persName key="PSN0113241" resp="receiver" xml:id="persName_ceada87d-c15f-4d01-a7f0-89ff939c546f">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</persName> <persName key="PSN0113260" resp="receiver" xml:id="persName_884c51b2-61d6-4018-9959-ff37d91a331d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_fe3caf4e-b524-4658-8944-5a7207291212"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country></placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_31426d9d-bcfe-43f6-a0b4-fa0da36cdbb2"> <head> <address> <addrLine>An Madame</addrLine> <addrLine>M<hi rend="superscript">me</hi> Mendelssohn Bartholdy</addrLine> <addrLine>Berlin</addrLine> <addrLine>Leipziger Straße 3.</addrLine> <addrLine>via Hambourg</addrLine> <addrLine>Steamer</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_a12b2137-ba00-431e-b80b-7e72cffe7e64"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">London <date cert="high" when="1833-07-06" xml:id="date_fbc6e7a7-cb0b-4a53-b3cc-6115dbcaafbd">6 Juli 1833.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">ich fange à tout hazard schon heute wieder einen neuen Brief an, obschon erst gestern einer abgegangen, und von dort bis in diesen Augenblick kein neuer angekommen. Der Westwind macht sich, aus meiner Ungeduld nichts, und wird nicht eher Ostwind werden, bis ich überschiffen werde, und er mir entgegen blasen kann. Ich kann es wohl nur der unvermuthet langen Abwesenheit von dort und Euch, der hauptsächlich durch die Sprache so ganz veränderten und wie ein neues Kleid unpaßenden Umgebung, der dadurch plötzlich abgerißnen Gegenwart, beimeßen, daß ich hier mehr und öffters an frühere vergangne Zeiten denke, als sonst irgendwo, und London sich mehr an Hamburg knüpft als an Berlin: so lebe ich die Sommer von 1808 und 9 hier wieder fast in jedem Tage durch, in dankbarer Erinnerung des Guten, das mir mit Dir, und durch Dich geworden ist. An unsern wunderbar schönen Pavillon in SlavsHof, auf der Elbe, auf der wir unten schöne Schiffe fahren sahen, denke ich nicht allein jeden Tag in dem nebligen räucherigen, schwerluftigen, Nervenbedrückenden London, sondern bin ganz besonders zweimal aufs lebhafteste an ihn erinnert worden, in Greenwich und in Portsmouth. In ersterem Orte nahmen wir unser Mittagbrod in einem auf der Themse belegenen Wirthshause, in einem Zimmer ein, deßen Vorderwand lauter Fenster waren, und übersahen die Themse in allen Richtungen. Diesmal war unter den Mitspeisenden mein majorenner Sohn, welchen ich in Slavshof im kleinen Rollwagen umher fuhr, Du fehltest, Gottlob nur eben im Augenblick, viele andre leider! für immer. Die Zeit war eine andre, aber die Themse erfrischte, wie dort die Elbe, mit ihrer reinen, scharfen Luft, und unzählige große und kleine Schiffe, von Dampf, vom Winde, oder von Rudern getrieben, gaben Leben und Bewegung, in fast lautloser Stille; was eben der Schiffarth einen so eignen, beruhigenden, Reiz verleiht. Alte Matrosen aus dem Hospital, junge Schiffer, Volk aller Art, war unter unserm Fenster am Quay versammelt, hin und wieder lustig die Abfahrenden und Ankommenden begrüßend, meist aber Still ins Waßer schauend. Tausend sujets zu Marinebildern folgten einander, und wenn ich mir manche Ursachen denken kann, warum die Engländer überall keine Künstler haben, so bleibt es mir unbegreiflich, warum sie auch keine Marinemaler haben oder gehabt haben. – Eben erhalte ich Deinen Brief vom 30<hi rend="superscript">ten</hi> auf den ich antworten, und dann erwarten will, ob ich mich wieder in die Stimmung finden kann, fortzufahren, was ich eben angefangen habe.</p> <p>zuförderst muß ich Dich wegen <persName xml:id="persName_6a18fb5d-431d-4189-afe3-3937fee4d44b">G.<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> beruhigen, und Dich auf mein Wort versichern, daß bei den 3 Geschäfften, welche ich mit <persName xml:id="persName_f62fc8c1-f996-4f97-8e9f-4f91886d4635">ihm<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> gemacht, ich ihm keinen Groschen anvertraut habe, und es sich so ganz von selbst versteht, daß ich ihm keinen credit gebe, daß er eben so wenig daran denkt welchen zu fordern, als ich solchen zu bewilligen. Ich habe ihm jene Aufträge welche ihm etwa £ 40 Provision einbringen, und bei denen ich auch etwas zu verdienen hoffen darf, blos gegeben, weil ich von <persName xml:id="persName_8927182c-27b4-4066-92b4-d69fa1944bb3">ihm<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> in der Güte erlangt habe, was er mir in seiner Lage ohne dringendes inconvenient hätte verweigern können: ein schrifftliches Engagement mir ca. £ 750.–. zu bezahlen, welche ich von der Maße fordre, falls sie mir solche verweigert, wogegen ich sonst Nichts thun kann, da ich in Wien schon doppelt so viel erhalten habe, als alle übrigen Gläubiger. Dies ist das Ganze und ganz einfache Verhältnis der Sache, und Du wirst mir nun erlauben zu glauben, daß ich mich nicht habe <hi rend="underline">beschwatzen</hi> laßen, und von dem offenbar beßer gemeynten als ausgedrückten Rath, mir zur Schadenverhütung die unglückliche Epoche, in welcher ich krank, elend, nutzlos gewesen, zu vergegenwärtigen, keinen oder nur bescheidenen Gebrauch mache. Jene Epoche hat ihre Würkung nicht verfehlt, und vielleicht um so tiefer, je mehr ich mich bemüht habe, meine bitteren Gefühle in mir zu verschließen, und die andren dran so wenig tragen zu laßen, als möglich. Mündlich, wenn Du es wünschest, ein Mehreres hierüber. – Es thut mir leid, daß <persName xml:id="persName_8d32bc55-1f98-4b48-96dd-6a17e05fdd06">Hr v. M.<name key="PSN0113512" style="hidden">Münchhausen, Börries Wilhelm Freiherr von (1794-1849)</name></persName> gekündigt hat, aber die Wohnung wird nicht leer bleiben; Du wirst Dich erinnern, daß er immer nur auf ein halbes Jahr miethen wollte, und uns das ganz recht war; bei der stipulirten Kündigung von <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">4</hi> </formula> Jahr haben wir daher gar nichts verlohren, und ich nur die <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">4</hi> </formula>jährige Visite zur Anfrage erspart. <persName xml:id="persName_dcb634d6-8de7-46cd-8171-bb232623d6e4">Frau von Quandt<name key="PSN0114035" style="hidden">Quandt, Ulrike Charlotte Augusta von (?-1839)</name></persName> würde ja nun 2 Zimmer nach der Sonnenseite haben, vielleicht entschließt sie sich jezt, vielleicht thust Du auch gut, in der annonce die Wohnung als die bisher von dem <persName xml:id="persName_9bdd0cf8-0c42-481c-9510-ca760c797d19">Hanöverschen Gesandten<name key="PSN0113512" style="hidden">Münchhausen, Börries Wilhelm Freiherr von (1794-1849)</name></persName> bewohnte zu bezeichnen, als welche sie vielen Leuten bekannt seyn muß. Sehr wohl hast Du gethan, <persName xml:id="persName_14e85db5-cd65-4638-826e-ca43e557ce64">Bremers<name key="PSN0110103" style="hidden">Brehmer, Familie von → L. Brehmer</name></persName> zu kündigen, doch scheint mir ein Contract auf 6 Jahre nicht rathsam. Ich denke, wir laßen das bis wir uns wiedersehen, wenn Du nicht eine beßere Gelegenheit findest. Ich muß es Felix überlaßen Dir über seine Pläne und was Du sonst an ihn gerichtet, zu antworten; ich für meine Person habe keinen andern Plan als zu Hause zu reisen, und hoffe mich darüber noch vor Ende dieses Briefes aussprechen zu können. ich fühle mich in der correspondenz gestört, und das verleidet mir die Abwesenheit nur noch mehr –. Deine gute Laune, liebe <persName xml:id="persName_8b481256-03b3-411f-b9f4-e0f5a12952b5">Rebekka<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, freut mich ebenso, als uns Deine Einfälle belustigen, doch wäre eine schnelle und glückliche Niederkunft auch gar kein übler Einfall, und die Nachricht würde mich aus einer großen Perplexität ziehen, und mich bestimmen sofort zu Hause zu reisen, was ich jezt zu thun, blos deswegen Anstand nehme, weil es dann sehr leicht seyn könnte, daß ich die Reise ganz ohne Nachricht von Dir machen müßte Nun, ich will es noch einen Posttag abwarten, und freue mich einstweilen das Beste hoffen zu können, da Du so wohl bist, und die Himbeeren gewiß auch gut gelungen seyn werden. Dieses Hindernis laße ich gelten, die <persName xml:id="persName_3a502ef9-0b9a-4e79-a6a0-a1a8fa5dc749">Schechner<name key="PSN0114518" style="hidden">Schechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860)</name></persName> kannst Du mir schreiben. Nun soll dieser Brief sich einige Tage verpusten.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Abraham Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_70789cc6-2d93-4704-8eb7-2f5a2294c160"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_7d96b735-cf4d-4693-8faa-55a7b8914f71">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_c42b06cc-d98d-4570-9931-cd59de0d6f3c">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <p><date cert="high" when="1833-07-07" xml:id="date_28a0be38-d734-4e77-9b00-dac3b234beb8"><seg type="inline">Sonntag 7</seg><hi rend="superscript">ten</hi></date> für <persName xml:id="persName_63844b0c-813c-4e52-93d1-3aad863f010f">Hrn Nathan<name key="PSN0113546" style="hidden">Nathan, Wolff (1810-1877)</name></persName>.</p> <p>Wegen der hier gekauften Metalliques scheinen Sie in demselben Irrthum verfallen zu seyn in welchem ich hier kaufte; Sie rechnen nehmlich daß sie noch dort rendiren, was nicht der Fall ist. F 30/m Metalliqs <hi rend="underline">hier</hi> à 96 <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">4</hi> </formula> dort à 10 sind £. 2887.– à rt 7 ist rt 20200 dort à 99 F 19800 <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_7cb9280c-f1dc-379ef-a36fe-a4e986174163" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note>rt 19974 – also Kosten ungerechnet, Schaden, sie sind aber an für sich wohlfeil hier, und werden Nutzen geben –. Die Estaffettekosten für die Nachricht, daß die Erndte hier zu Lande wegen der Dürre gänzlich mißrathen sey, mögte ich eben so wenig bezahlen, als an den drauf nach Danzig ertheilten ordres participiren. Von Dürre war wohl überhaupt keine Rede, und ich halte die ganze Sache bis jezt nur für Speculation. Der Juny war sehr stürmisch, und der Sturm soll dem Getreide geschadet haben, was ich freilich auf keine Weise beurtheilen kann. Im Übrigen aber scheint mir das Wetter im Ganzen nicht nachtheilig seyn zu können, und wenn wir zur Erndtezeit trocknes Wetter bekommen, so sollte ich meynen, würde die Sturmspeculation eher mißrathen als die Erndte. Nehme ich nun hinzu, wie ansehnlich Colonialwaaren, namentlich Indigo und Caffé gestiegen sind, so scheint mir für den Cours nichts zu fürchten, und obschon es, wie ich neulich schrieb, und Sie sich jezt auch schon angenommen bei dem bereits eingekauften Lordre sein Bewenden behalten mag, so hoffe ich doch dann nichts zu verlieren – holländische fonds sind seit den letzten Tagen beträchtlich hier gestiegen, vorzüglich Belgier à 5 %g<hi rend="superscript">e</hi>, Stocks rücken auch langsam vor, und es sieht aus als würde ich meine Reisekosten hier nachhohlen, was mir sehr angenehm wäre, denn es ist verdammt theuer hier. Habe ich Ihnen schon geschrieben, daß ich noch £ 50, in allem also £ 75. von <persName xml:id="persName_690fcd86-b1ed-4a31-8e7d-74b810e09eea">Doxat<name key="PSN0110729" style="hidden">Doxat &amp; Co., Bankhaus in London</name></persName> genommen habe? ich sollte meynen, es wäre am besten, jezt keine Aktien mehr schuldig zu bleiben, und rathe abzudecken, wenn Sie keinen besondern Grund zum Gegentheil haben. <hi rend="underline">Wenn SeehandlPräm:scheine nach der</hi> Ziehung billig, etwa zu 57-57<formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi> </formula> zu haben, und bei der <placeName xml:id="placeName_f53bd550-9c65-4d86-8a08-1b16ff93b3e8">Seehandlung<name key="NST0100429" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Seehandlung</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> à 4 % schon zu belohnen sind, so nehmen Sie 500 Stück; so würden sie sich zur nächsten Ziehung wohlfeil stellen und inzwischen was daran zu verdienen seyn. – Es ist schade daß Sie für die Petersburger Nichts machen konnten; ich glaube auch, es wird an Polen wieder etwas zu hohlen seyn, doch wollen wir das laßen, bis wir uns sprechen. – Belasten Sie <persName xml:id="persName_79b734fa-8e87-40ad-abbe-bbd658d05f92">Goldschmidt<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> für £ 200.– welche er mir à conto meines Verlustes gutgeschrieben hat. Bestreitet mir die Maße der Dividend (was ich aber kaum glaube) so gehn diese £ 200.– à conto des Engagementes welches <persName xml:id="persName_c79e1f9b-b7d6-4c59-b7d7-c73fb4f391b8">G.<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> mir gegeben, mir diesen Dividend zu ersetzen, bekomme ich ihn von der Maße, so bleiben mir die £ 200.– dennoch, und werden hoffentlich nicht die letzten seyn</p> <p>ich bitte Dich, die umstehende Seite <persName xml:id="persName_3baaf085-e7f2-4507-b092-2b5e3acdc385">Nathan<name key="PSN0113546" style="hidden">Nathan, Wolff (1810-1877)</name></persName> vorzulesen, der von dem übrigen Inhalt des Briefes nichts zu lesen braucht. Es ist noch immer Sonntag, schwül, düster, regnig, die Wolken hängen in die Stadt hinein, wie zerrißene Soffiten in ein Theater, es ist 4 Uhr Nachmittag, um 6 <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi> </formula> Uhr gehe ich erst zum Eßen, Felix habe ich heute kaum eine halbe Stunde gesehen, und meinen ganzen Tag, in Pantoffeln, allein in meinem Zimmer zugebracht. Ich wäre heute allerdings gern in Berlin, obschon ich für heute Abend entweder M<hi rend="superscript">e</hi> <persName xml:id="persName_aaaeecb6-8cd9-406b-9875-87955c471f7b">Austin<name key="PSN0109592" style="hidden">Austin, Sarah (1793-1867)</name></persName> besuchen, oder M<hi rend="superscript">e</hi> <persName xml:id="persName_045cf56b-bc80-474d-8393-fc7c539c2219">Malibran<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName> in Gesellschaft singen hören kann. Ich will die Zeit welche mir noch bleibt, benützen, um zu versuchen mich wieder in Greenwich hinein zu schreiben, und dann morgen von unsrer letzten Reise erzählen zu können – les Invalides und Greenwich Hospital repräsentiren Frankreich und England, Armee und Marine. Die Einen, in wildem, unstätem, häufig unter den empörendsten Schandthaten, unter Unsittlichkeiten jeder Art, unter Grausamkeiten und Bedrückungen weit über die SelbstvertheidigungsWuth hinaus verlängert, alt, aber nicht ruhig geworden sondern eben turbulent, exigeant, von der ganzen Umgebung, Trophäen, Fahnen, Kanonen die sie, in der Regel nicht einmal selbst erbeutet, aufgeregt, lebendig, wißbegierig, und daher fleißigere Besucher der Bibliothéque des Invalides als der Capelle derselben. Die andern, ganz Resultat des Elements auf welchem sie ihr Leben verbracht, des engen Raumes der ihre Welt, der harten Arbeit die ihr Loos, der fürchterlich despotischen Disciplin, die ihre Erziehung war, der ruhigen Hartnäckigkeit, mit welcher allein sie die Tausend Gefahren bekämpfen und besiegen konnten, die sie Tag und Nacht umgaben, die fast nie, oder doch nur in den äußerst seltnen Fällen des Enterns, in wildes Getümmel in persönliche individuelle Handlungen übergehende Tapferkeit, welche dann auch nach errungenem Siege oder erlittener Niederlage sofort ihre Würksamkeit und Bedeutung aufgiebt, daher müde, still, in sich gekehrt, finster, vielleicht roh, aber ruhig, in allen Bewegungen gemeßen, in ihrer äußeren Erscheinung gesittet, ja höflich, eben respektabel. Es leben ihrer an 4000 in dem, aus 2 von einander durch einen großen Platz getrennte, und durch 2 eiserne Gieblen verbundnen, sich einander ganz gleichen Gebäuden bestehenden Hospital. Die langen Räume, aus welchen beide bestehen, sind auf der, den Fenstern gegenüberliegenden Seite, in lauter gleiche Cabinen oder Cajüten ähnliche Cabinette von etwa 5ʹ breit und 6ʹ lang abgetheilt, in denen jeder Einer wohnt, und deren letzte an die Wand gelehnte Seite von dem Bett eingenommen wird. Dieses bekommen sie, die ganze übrige Möblirung oder Ausstaffirung derselben aber muß ein jeder zubringen. In einer Höhe von etwa 7ʹ ist jedes Cabinett durch eine beweglichen Decke geschloßen, die wir alle offen gefunden, welche die Bewohner aber, Nachts, oder wenn ihnen kalt ist, schließen können; in jedem Saale ist ein großes Camin, sonst habe ich keinen Erwärmungsapparat gesehn. Von einer Bibliotheque keine Spur. Aber bei manchen fand ich Bücher aufgestellt, und Carrikaturen bei sehr vielen. In allen Cabinetten ohne eine Ausnahme, die höchste, musterhafteste Reinlichkeit, und, schon von dem engen Raume gebotene, Ordnung. An den Tagen wo das Publikum zugelaßen wird, und ich glaube gehört zu haben, daß dieses an allen Tagen der Woche geschieht, sind alle Thüren aller Cabinette offen, und es kann sich ein jeder also selbst, von dem Zustande derselben überzeugen. Eine beßere Controlle für die Bewohner so wie für die Behörden ist nicht denkbar, und das resultat derselben fällt in die Augen. Jeder Saal führt den Nahmen eines Schiffes, und soviel es sich thun läßt, werden, die auf einem Schiffe zusammen gedient haben, auch in denselben Saale verlegt. Sie eßen, so viel ich weiß, gemeinschafftlich und bekommen so viel Fleisch und Bier zu Mittag, und Abends soviel Thee und Brod als sie verzehren wollen. In geringer Entfernung von den Gebäuden auf einem Hügel, welcher den Hintergrund zwischen beiden ausfüllt, liegt die Sternwarte auf welcher <persName xml:id="persName_3cb0405e-0002-4965-8255-fb1e084c3245">Herschel<name key="PSN0111926" style="hidden">Herschel, (seit 1816) Sir Friedrich Wilhelm (Frederick William) (1738-1822)</name></persName> gearbeitet hat. Unter diesen Umständen und Umgebungen, im Angesicht der Themse, welche hier schon viel breiter ist, als der Rhein bei Coblentz oder Mainz, und der unzähligen Schiffe, welche sie durchschneiden, die sie aber gewiß mit einer Art von stolzer Verachtung ansehn, da es nur Kauffahrer, keine Kriegsschiffe sind, erwarten die alten Jungen, welche die Ruhe nicht im Waßer gefunden haben, dieselbe in der Erde. Sie haben mir gar wohl gefallen. – Vielleicht wäre das Hospital beßer in Portsmouth gelegen, insofern die Bewohner, zähe aber gehorsame und sicher wie Taue, an welchen sie so oft über der Meerestiefe schwebten, hier Wiege und Grab zusammen gefunden haben würden; denn Portsmouth ist ein Kriegshafen! Die Schiffe daselbst sind Kriegsschiffe! vornehme Leute, welche sich, da allerhand andres Gesindel sich auch Schiffe schelten läßt, men of war, nennen. Vornehm aber langweilig, und unbequem zu besuchen, weil man sich, nicht sowohl vor als in ihnen, viel bücken muß.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Abraham Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_bba3a42f-0ce7-4b78-8d60-08d671f4b845"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <p><date cert="high" when="1833-07-08" xml:id="date_03d86c56-b115-40cd-ace9-26e4ea34127a"><seg type="inline">den 8</seg><hi rend="superscript">ten</hi></date> ich habe gestern Abend <persName xml:id="persName_45e710a6-bab0-4725-ae2b-ee5538f0ca63">Me Malibran<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName> den Vorzug gegeben, &amp; j’ai eu le nez fin. ich hatte mit <persName xml:id="persName_1f952cec-f5f1-4459-91cf-d8735dc2b044">K.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> zusammen gegeßen, Felix war auf dem Lande, wohin es mir zu weit war, und wir kamen um 10<formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi> </formula> Uhr zur Gesellschaft. de <persName xml:id="persName_5538ab93-3ca7-4770-a6f2-2b1d591431c8">Bériot<name key="PSN0109877" style="hidden">Bériot, Charles-Auguste de (1802-1870)</name></persName> spielte eben ein <title xml:id="title_989cee83-486a-4b6f-85c9-35fa5907033b">Quartett von Haydn<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109093" style="hidden" type="music">Streichquartette</name></title>, mit Liebe und Achtung, sehr präcis und feurig, kurz sehr schön, wenn auch vielleicht hie und da mit einigen modernen, französischen Drückern; sodann sang M<hi rend="superscript">e</hi> <persName xml:id="persName_51497a24-ed84-4aca-89a9-09abaea84273">M.<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName> eine, <title xml:id="title_fae1a621-dfbd-4533-85ff-c1677dba4675">etwas langweilige, geistliche Musik des Hausherrn<name key="PSN0113627" style="hidden" type="author">Novello, Vincent (1781-1861)</name><name key="CRT0110228" style="hidden" type="music">Geistliche Musik</name></title>, sehr einfach, ruhig und rein, mit vortrefflichen replicösen Trillern. Nachdem nun noch 4stimmig ein englisches Madrigal und 1 glee gesungen wurde, (sonderbare, nationale, Gesänge, eigenthümlich, ganz angenehm, deren nähere Beschreibung ich Felix, wenn er Lust dazu hat, überlaße) während welcher Felix sich auch einfand, setzte sich M<hi rend="superscript">e</hi> <persName xml:id="persName_d4dfe3be-1177-49b8-b680-fc5f42fad500">M.<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName> ein spanisches Lied, und auf F. Bitte, noch 2 andere, dann ein englisches Ruderlied, und dann ein französisches Tambourlied. Wenn sich nun hienach an den Fingern abzählen läßt, daß <persName xml:id="persName_35620e1a-3962-404e-b0bc-1526150f5e99">diese Frau<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName> (<persName xml:id="persName_27d75983-940c-42dc-8a4a-e80a9de41d7d">J. P. S.<name key="PSN0114614" style="hidden">Schmidt, Johann Philipp Samuel (1779-1853)</name></persName> würde sie unbedenklich „unsre geniale <persName xml:id="persName_3ccae084-2bd4-4916-9f1f-7a62b3fb3e63">M. M.<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName> nennen) in 4 Sprachen (italiänisch versteht sich von selbst) singen kann (<persName xml:id="persName_4fb64748-bfb2-4372-bc88-e44198c8bde4">Ernest. Robert<name key="PSN0114235" style="hidden">Robert-Tornow, Ernestine (1794-1846)</name></persName> sang, glaub ich, in fünf und mehrern), so geht daraus, eben so wenig als aus dem was ich darüber schreiben kann, auf irgend eine Weise hervor, welch ein Strömen, Sprudeln, Brausen von Krafft und Geist, von Laune und Ubermuth, von Leidenschafft und Ratio, welche Keckheit und Schönheit der Mittel diese, nun auch <persName xml:id="persName_ab2e05fa-6585-451b-a9b2-c6a5b1389fca">mir aufgegangene Frau<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName>, in den kleinen Gesängen entfaltete: Dieselbe Kehle sang spanische Glut, französische, wieder an Natur gränzende Coquetterie, englische ungehobelte Derbheit, und wiederum französischen etwas gottlosen, aber frischen, lauten Muth, so entschieden charakterisirt, national, und doch wieder aus ihr selbst hervorgehend, sie liebte, schmachtete, ruderte und trommelte mit so wunderbarer Sicherheit, mit so übermüthiger Beherrschung und Verschwendung aller ihrer unerschöpflichen Mittel, daß man von ihr würcklich sagen kann: <persName xml:id="persName_3cebbdbd-90e6-4d10-8a64-25560a212f5e">sie<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName> sang Lieder ohne Worte, sie sang Gefühle, Stimmungen, Situationen. Es war wieder einmal ganz was Neues und ich gönnte es Euch wohl einmal zu hören! Felix der sich, mit Recht oder doch wenigstens mit Anstand, weigerte nachher zu spielen, hohlte sie aus dem Nebenzimmer, indem <persName xml:id="persName_7e7e9cca-730c-4777-b65b-684874bfc1a3">sie<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName> ihm sagte, you know, that I do nothing for Nothing, und so improvisirte er denn über die eben von ihr gesungenen Lieder zu allgemeinem Ergötzen, und wie es mir schien, sehr gut; sie sang drauf noch 2 spanische Lieder, und endlich mit <persName xml:id="persName_db3c79ae-14e6-4bc8-806b-512374e6aafe">2 Töchtern<name key="PSN0113621" style="hidden">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name><name key="PSN0113623" style="hidden">Novello, Emma Aloysia (1814-1880)</name></persName> des Hauses, mit Accompagnement von Felix, <title xml:id="title_3bfdfb67-3444-4095-949b-8a46efa07212">das trio aus Matrimonio<name key="PSN0110395" style="hidden" type="author">Cimarosa, Domenico Nicola (1749-1801)</name><name key="CRT0108445" style="hidden" type="music">Il matrimonio segreto</name></title>, <persName xml:id="persName_46dc249c-59f7-4cca-8b3b-036d0bd6cddd">sie<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName> Fidalma ganz unvergleichlich</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Abraham Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_cf517758-7c60-4203-9982-cbff7df32332"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><persName xml:id="persName_3730fe06-5098-46c6-a8c5-d1908418e766">ihr<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName> Umfang ist</p> <p>high tide <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_5607cdd8-9361-eea2c-13ac4-c3a19b68277c" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note>, low tide <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_5421a417-d34f-3fefd-fa48b-9bfdde8376cc" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note>(Times, July <date cert="high" when="1833-07-07" xml:id="date_f33b589a-02e0-43ec-8d8c-8550ee027a6b">7<hi rend="superscript">th</hi> 1833</date>)</p> <p><hi rend="underline">Flut</hi> <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_0e39538c-9f13-d5869-11cfb-87c2369969bc" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> Ebbe, <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_5f4032b4-5809-53b41-a2636-413376b7b24b" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note></p> <p style="paragraph_without_indent"> <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_3abd5bb7-f822-72f11-b3fa2-d94b557abf4b" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> </p> <p style="paragraph_without_indent">11 Uhr Abends.</p> <p style="paragraph_centered">Ein Buchdruckerstock.</p> <p style="paragraph_centered">(Wiege, Kinderklapper, Lutschbeutel etc &amp;c).</p> <p style="paragraph_without_indent">Glück, Glück, Glück liebes Beckchen und tausend Freude und Gutes für das <persName xml:id="persName_56b311b4-6695-4f6d-a244-0cbdd74ee269">liebe Balg<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName>, das ich hiemit nun zum erstenmale begrüße und willkommen heiße. Der werde ein tüchtiger, prächtiger Kerl und freue uns, wie wir uns über <persName xml:id="persName_693cb216-586c-4ea6-af9e-f518c285559a">seine<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> Ankunft freuen.</p> <p>Ich muß leider morgen aufs Land früh um 6 Uhr, da kann ich heut nichts weiter schreiben als: es ist prächtig. Aber einen Freitagsbrief wirst Du schon lesen können und den will ich redlich schreiben. <seg type="closer" xml:id="seg_bcd3fae7-6d58-4dca-96d3-df77167281ed">Lebwohl.</seg></p> <signed rend="right">Felix MB</signed> </div> <div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_1a66219f-5126-44dc-ab1d-3d8e466ac6ee"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"> <date cert="high" when="1833-07-09" xml:id="date_06f55b4e-7bd6-4bec-8ee8-a45e3deba1ea"><seg type="inline">9 Juli</seg></date> </p> <p>GottLob und Dank, und Dir liebe <persName xml:id="persName_1f3f28fd-8983-48d7-a63a-e227a74dce24">Rebekka<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> Glück und Seegen und Gedeihen; Du hast Deine Sachen vortrefflich gemacht, und ich freue mich sehr. <persName xml:id="persName_5a789f36-9d15-4766-98aa-056b451893b8">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> aber gratulire ich, wenigstens schrifftlich nicht, da er es übers Herz hat bringen können, mir auch bei diesem Anlas nicht ein Wort zu sagen; er hätte doch wenigstens schreiben können 2+1=3. Wie soll der <persName xml:id="persName_284cc948-761d-4502-b259-8cbb215d429b">Junge<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> heißen? Du willst selbst nähren? Ich wünsche herzlich, daß Dir auch dieses Glück zu Theil werde; Nimm Dich aber ja in Acht, und prüfe Deine Kräffte, und wills nicht gehn, laße es bei Zeiten, um dem <persName xml:id="persName_66cb2c9e-744b-42cd-a0b0-4b45d8a2fbfe">Kinde<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> nicht zu schaden, wenn Du auch Deine eigene Gefahr vergeßen wolltest. Doch! Du bist selbst vernünftig, und hast <persName xml:id="persName_d384ef01-8cc0-49a7-af37-585683e63a64">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> und gute Aertzte um Dich. – Gestern Vormittag fuhr ich mit Felix, visiten machen, und sagte ihm, ich habe nur einen einzigen Wunsch jezt, den, Dich erlöset zu wißen; die Post war so galant, diesesmal wieder seit langer Zeit zuerst, am Montag einzutreffen, und wie ich gegen 6 Uhr aus der City zurückkam, fand ich den, von <persName xml:id="persName_7b5b33dc-a622-4e8a-846f-ae69da65bb01">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> mit den bekannten Schrifftszügen am Siegel bezeichneten Brief, deßen freudiger Inhalt mir dadurch bekannt war, noch ehe ich ihn eröffnete. Gott sey Dank! noch einmal. Nun kann ich mir meinen RückreisePlan ordentlich machen, und gehe auch vielleicht noch nach Liverpool. Eure Briefe erbitte ich mir hieher, bis ich das Gegentheil schreibe. Könnte ich doch nur 24 Stunden in Berlin seyn, und Dich und Euch sehen! <persName xml:id="persName_e6e8e395-e01d-4654-879c-46097b89107e">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> wird nun wohl begreifen wie nothwendig es sey, daß er dem <persName xml:id="persName_0c433509-5ea5-43a7-ae33-2b665d92106b">Cousin<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> mit gutem Beispiel vorleuchte! O Gott! ich gehe doch wohl vielleicht nicht nach Liverpool sondern direct zu Hause! – Hoffentlich wird <persName xml:id="persName_8ea1656a-0ef2-4c7a-a31c-463800065779">Rhadamantus Haugk<name key="PSN0111763" style="hidden">Hauck, Georg Gustav Philipp (1783-1848)</name></persName> meine Briefe nicht für geistig so unverdaulich als Bier und Fleisch magenlich erklären und <persName xml:id="persName_2d21402d-1b83-4d49-9c91-76bedd4956b4">Rebekka<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> dieses <hi rend="underline">großen Genusses</hi> nicht länger berauben wollen. Im Ernst aber freut es mich, daß meine Briefe Euch amusiren, mir macht es viel Vergnügen, sie zu schreiben, und so wird allerdings nur <persName xml:id="persName_4a47884b-4df0-493a-8d15-70f611876aff">Nathan<name key="PSN0113546" style="hidden">Nathan, Wolff (1810-1877)</name></persName> dran zu leiden haben, wenn <persName xml:id="persName_eb0185d4-0c73-4a0d-9407-1d0ee2fd580e">Du Lea<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>! ihm würklich zumuthest, sie abzuschreiben, wobei ich mir dem allerdings erlaube zu bemerken, daß sie dieser Mühe kaum werth und eigentlich nur für Euch geschrieben sind. Ich hätte manches in diesem vielleicht nicht lieber schreiben, oder es streichen sollen. Ersteres ist aber nun einmal geschehen, und letzteres ist nicht meine Sache. Es stehe also! und <persName xml:id="persName_5a70c58d-bf6b-4c2b-b24c-360402570d85">Du, liebe Lea<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, hältst es zu gut. – Ich habe noch an <persName xml:id="persName_448f0192-9f6f-437f-8caa-bd2b6ff639d0">Nathan<name key="PSN0113546" style="hidden">Nathan, Wolff (1810-1877)</name></persName>, und manches andre zu schreiben, muß mit M<hi rend="superscript">e</hi> <persName xml:id="persName_7300fe69-23ca-4e8a-8e1b-19b4cecea505">Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> chopping fahren, Mittag bei S<hi rend="superscript">r</hi> <persName xml:id="persName_a6a9cf3c-1dea-4128-ad8c-0dc5ab4b43ac">George<name key="PSN0114944" style="hidden">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName> eßen und schließe für heute mit den herzlichsten und freudigsten Grüßen für Euch alle und <persName xml:id="persName_e3955efc-5462-406d-a2cf-62a8211cf3d0">den großen Unbekannten<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> oder wenigstens Unbenannten.</p> <signed rend="right">Der Eurige</signed> <signed rend="right">AM</signed> </div> <div n="6" type="act_of_writing" xml:id="div_6ddcaff3-0849-4512-aa51-3202c34209d4"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_32532fe4-bb23-4ac7-814f-7dc2520e28d8">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_85e95a1a-03ad-45bf-9958-e3e0c82993df">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Himmlisch, daß nur Platz ist für drei Worte, und daß nichts hier stehen kann als meine herzlichsten Glückwünsche zum frohen Ereigniß und <persName xml:id="persName_be89e795-b13d-46ee-a083-214fc9cd3624">jungen Dirichlet<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName>. So gehts durcheinander, neue Generationen steigen auf und hier ist Kindtaufe, und eben saßen dicht vor uns im Sopha Leute, und das liebliche, die kamen von einer Hochzeit, und <persName xml:id="persName_ebc4a3e6-3b53-4670-a5fb-f112dd501ebb">der Kleine<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> wächst schon, und das <persName xml:id="persName_3ccd6bbb-dcc7-4c3f-ae3b-c4f93dba56d1">Ehepaar<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> rollt schon, und zwischen allem „Schon“ hält man das „Noch“ fest, <seg type="closer" xml:id="seg_85e6d760-df62-4d72-ba35-6a3a3d9be0cc">und so lebe ich und sterbe ich und wünsche ich und hoffe ich</seg></p> <signed rend="right"> immer noch der alte</signed> <signed rend="right">CKl.</signed> </div> <div n="7" type="act_of_writing" xml:id="div_bb437ef6-2d91-47b1-9b9a-a01b0746106e"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><hi rend="underline">Für </hi><persName xml:id="persName_77fc0832-cfe4-4cc5-b188-988853f74c33">Hrn Nathan<name key="PSN0113546" style="hidden">Nathan, Wolff (1810-1877)</name></persName> Es versteht sich ganz von selbst, daß von diesem Abkommen mit <persName xml:id="persName_05d888af-63b6-417a-9c77-df651c9b0467">G.<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> und von den £ 200. kein Mensch was wißen soll. Prämienscheine sind bald auf mein Limitum gegangen, und ich hoffe Sie werden dazu für mich aquiriren können. Außer diesen 400 Stck nehmen Sie, <placeName xml:id="placeName_0c05d249-bfd8-46cb-a749-52584a7322b7">wenn die Seehandl<name key="NST0100429" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Seehandlung</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><hi rend="underline"> zu 1pp discontirt</hi> noch 250 Stck <hi rend="underline">bestmögl</hi>, in so vielen Serien als möglich, geben Berechnung, so wie N<hi rend="superscript">o</hi> und Serien an <persName xml:id="persName_309146c1-974a-463d-a502-bda8a75f9e96">Adolphus Goldschmidt<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> auf, und ziehen den ganzen Einschluß 14/Tage dato oder kürzer auf denselben. Dabei ist ja wohl auch keine Gefahr möglich! Nehmen Sie für denselben auch 1 Lotterieloos und geben ihm N<hi rend="superscript">o</hi> und Betrag auf. Seyn Sie in der Nummer ja vorsichtig, und laßen solche, auch die des Looses, von <persName xml:id="persName_d8bf5bf4-7354-4be3-8537-a79324669fb9">Erhard<name key="PSN0110845" style="hidden">Ehrhard, J. F.</name></persName> collationiren: Wenn Sie die Prämienscheine machen, so wünschte ich die recipisse nicht auf meinen sondern etwa auch auf <persName xml:id="persName_020b2d2a-d016-4928-a36e-329ea4f1bb73">Ehrhards<name key="PSN0110845" style="hidden">Ehrhard, J. F.</name></persName> Nahmen, und an ihn in blanco indossirt. – Fremde Effekten bleiben hier im Steigen, die holländ Angelegenheit scheint sich definitif ihrem Ende zu nähern, ich fürchte auch für den Augenblick von den Türken keinen Krieg, doch sind Sie dort diesem diesem Punkt am nächsten – reflection faite, will ich <persName xml:id="persName_d7202f41-e07c-4902-b881-f3221a3d9e7a">G.<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> die N<hi rend="superscript">o</hi> der Prämienscheine <hi rend="underline">nicht</hi> aufgeben, wenigstens nicht obligatorisch. Wenn Sie ihm daher Berechnung geben, so legen Sie ein <hi rend="underline">apartes, nicht unterschriebenes</hi> Verzeichnis bei, und erwähnen desselben in der Berechnung <hi rend="underline">nicht</hi>. Genügt <persName xml:id="persName_5cf023ea-dacb-4dfb-88fd-a1b4030d1b1b">ihm<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> das nicht, so kann er sich die recipisse selbst kommen laßen; ich will auch diese Verantwortlichkeit nicht übernehmen.</p> <p>Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Glückwünsche wegen meines Lezten, und grüße Sie.</p> <p>Grüßen Sie <persName xml:id="persName_d917dc88-0fe6-4c19-ad60-6ed25cf8250e">Alexander Mendelssohn<name key="PSN0113213" style="hidden">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName> in meinem Nahmen, und danken ihm für seine freundliche Zeilen, und hoffe ihn bald zu sehen; vergeßen Sie es nicht</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Abraham Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="8" type="act_of_writing" xml:id="div_48fa64b0-b91d-4372-92c3-7307feafa8d3"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_dcba0f61-298f-443b-85ae-020883882e2b">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_1bd66604-f690-43fc-a5a3-ba456f737eba">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><hi rend="underline">Für </hi><persName xml:id="persName_7c8f0bea-35e8-42ee-97d4-9fec44e3cd65">Hrn Nathan<name key="PSN0113546" style="hidden">Nathan, Wolff (1810-1877)</name></persName>. Wenn Sie die £ 10/m Lordre auf Zeit zu dem alten Preise noch complettiren können, so thun Sie es.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Abraham Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>