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fmb-1833-06-21-01

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Abraham Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy, Wolff Nathan und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin<lb></lb>London, 19., 20. und 21. Juni 1833 ich sehe aus Ihren beiden Briefen vom 9 und 12, daß alles in guter Ordnung dort geht, und bin fortwährend mit Ihren Anzeigen wohl einverstanden. Nur einige Fragen: Aktien sind in Wien längst über 1230 Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 3, 737

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung MA Nachl. 13,12 (bis Z. 93 (»oder anfangs N. M. von hier ab«). Autograph Abraham Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy, Wolff Nathan und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 19., 20. und 21. Juni 1833 ich sehe aus Ihren beiden Briefen vom 9 und 12, daß alles in guter Ordnung dort geht, und bin fortwährend mit Ihren Anzeigen wohl einverstanden. Nur einige Fragen: Aktien sind in Wien längst über 1230

4 beschr. S.

Abraham Mendelssohn Bartholdy

-

Abschrift von Wolff Nathan, D-B, Musikabteilung, MA Depos. Berlin 500,23, S. 28-31 (Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteil, ohne Briefteil an Wolff Nathan). Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Ep. 568, S. 80-90 (Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteil, ohne Briefteil an Wolff Nathan). Klein, Abraham Mendelssohn Bartholdy in England, S. 83-86 (nach Abschrift MA Ep. 568).
Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung MA Nachl. 13,14 Ab Z. 93 (»oder anfangs N. M. von hier ab«). Autograph Abraham Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy, Wolff Nathan und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 19., 20. und 21. Juni 1833 oder anfangs N. M. von hier ab, und über den Rhein und Mitteldeutschland zu Hause. Da ich denn auch in Horchheim ansprechen werde, wenn ich erfahre, daß Joseph noch dort ist.

4 beschr. S.; Adresse von Felix Mendelssohn Bartholdys Hand, mehrere Poststempel.

Abraham Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

19., 20. und 21. Juni 1833 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) London Großbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Nathan, Wolff (1810-1877) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
Mde Mde. Mendelssohn Bartholdy Berlin Leipziger Strasse no. 3 via Hamburgh.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) London 19 Juni 1833 für H Nathan

ich sehe aus IhrenNathan, Wolff (1810-1877) beiden Briefen vom 9 und 12, daß alles in guter Ordnung dort geht, und bin fortwährend mit Ihren Anzeigen wohl einverstanden. Nur einige Fragen: Aktien sind in Wien längst über 1230 gegangen, Sie aber zeigen mir keine Begebung derselben an, wie ist es damit? – warum haben Sie auf Holl 3/mt dato gezogen? Das ist ein unnützes risico, und der cours von 102 1 4 ein sehr niedriger, zu welchem Sie, sollte ich meynen, sehr gut hätten retouren von Fft a m committiren, oder überhaupt abwarten können; und besser die Habente reportiren. – Ich werde nicht über 5 %ge holl disponiren, da sie hier niedriger als auswärts stehen; Sie haben solche daher frei doch wäre ich der Meynung, keine mehr unter 90, allenfalls incl 2 präm. zu verkaufen; ich habe jezt sehr wenig Effekten; da die Polen auch größtentheils realisirt sind. – Meine G.Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) Angelegenheit hoffe ich, auf jede Weise nach meinem Wunsche abgemacht zu haben. Näheres mündlich; in 14/tagen à 3 Wochen wird eine Versammlung stattfinden.

creditiren Sie Doxat & CoDoxat & Co., Bankhaus in London für £ 25.– welche ich genommen, und belasten Sie solche wieder für die £ 30 welche sie an Felix gezahlt, und dieser selbst berichtigt.

creditiren Sie ferner Adolph. GoldschmidtGoldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) (neue Rechnung) für £ 6210 […] 24 Juli, für 1 4 % Stellprämie, welche ich auf £ 5/m cours à 89 Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe. […] jenen Tag ausgegeben.

ob Sie die ValentinschenVallentin, Sébastien (1775-1851) F 20/m Integrale wieder einkaufen wollen oder nicht, überlaße ich Ihnen ganz; ich glaube nicht, daß die jezige hiesige crisis sich zum Nachtheil des bestehenden entscheiden wird und daher an keinen Fall, doch eben so wenig an einer starken Steigerung, da alles eigentlich noch immer in demselben Stand der Ungewisheit schwebt: Mehr als 4 % würde ich für jene F 20/m nicht anzulegen rathen; doch wie gesagt, überlaße ich es Ihnen und dem Geheimerathe.

20/ Nun zu Euch, FrauMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), Frauen TöchterHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858), und Herren SchwiegersöhneHensel, Wilhelm (1794-1861)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)!! um Euch für Eure schönen Briefe vom 9 und 12 zu danken, so confus auch der Erste, zu NathansNathan, Wolff (1810-1877) großem Verdrus, durcheinander geschrieben war; lange nicht so confus als die City, durch die ich mich denn doch auch finden muß, und wenn es vollbracht ist, weniger davon habe, als von einem Briefe von Hause. Merkt Ihr nicht, daß ich in dem Lande der of construction lebe?

Ich habe Euch wahrhaftig weniger zu erzählen, wenigstens zu schreiben, als Ihr mir; ich habe seit meinem letzten Briefe einige Tage sehr ruhig in meinem Zimmer gelebt, weil ich zu merken anfing, daß mich das Leben hier sehr ermüdete, und daß ich eine Pause machen müße. sie ist mir heilsam gewesen, doch hat sie keine Ausbeute zu intereßanten Mittheilungen geliefert. Theater und Concerte habe ich seitdem nicht weiter besucht, nehme mir aber vor morgen PaganinisPaganini, Niccolò (1782-1840) concert und übermorgen die Sylphide<name key="PSN0115237" style="hidden" type="author">Taglioni, Filippo (1777-1871)</name><name key="CRT0111008" style="hidden" type="dramatic_work">La Sylphide (Choreografie)</name> mitzumachen; beides aber kennt Ihr. Weniger bekannt ist Euch die Farth auf der Themse vom Tower, durch alle Brücken hindurch bis Whitehall, welche eine ganz außerordentlich schöne ist, und eine vollkommen gelungene gewesen wäre, wenn nicht noch im letzten Moment ein mit der Flut blind auf uns zufahrender Kahn zwar nicht uns, wohl aber sich und seine Passagiere in große Gefahr gebracht hätte; einer derselben fiel ins Waßer, der andre sprang in unsern Kahn! Dans le fait, il n’y avait que trés peu de peur & point de mal du tout; denn ich glaube, daß ich allein, einen Augenblick Furcht oder Schrecken hatte, weil alle übrige dabei betheiligte Personen, in unserm Kahn Felix und GoldschmidtGoldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879), schwimmen konnten, es lief alles aufs Beste ab.

Weit, gefährlicher vielleicht nicht, aber unbequemer und offensiver als das treulose, aber weiche und nachgiebige Element des Waßers ist das einer sich drängenden english high society, in welcher ich gestern nahe daran war, eines trocknen Todes zu sterben. Gestern hielt nehmlich die KöniginGroßbritannien, Irland und Hannover, Adelheid (Adelaide) Louise Theresa Caroline Amelia von (1792-1849) die erste fancy fair, zum Besten der foreigners in distressSociety of Friends of Foreigners in DistressLondonGroßbritannien.

21 (ich war eben im Begriff ein schlechtes calembourg zu machen, und zu behaupten, wenn foreigners in disdress Unterstützung bekämen, keiner mehr Anspruch drauf hätte als ich, dem drängende und stoßende Ladies und Gentlemen den Rock vom Leibe gerißen, und den Hut zerquetscht worden (buchstäblich wahr) als ich unterbrochen wurde, und gestern nicht mehr zum Schreiben kommen konnte). Adieu! nun, fancy fair, Queen, Ladies Stallkeepers, und der ganze Plunder (weiter war es doch nichts und das merkwürdigste drin gewiß KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) als Steward mit grünem Bande im Knopfloch und weißem Stabe in der Hand, ohnmächtige Damen beschützend) von dem ich nun mündlich weiter berichten, und versuchen will ob ich Euch etwas von den Ergebnißen des gestrigen Tages erzählen kann. Doch will ich zuförderst noch manches aus Euren Briefen beantworten, ich hoffe heute noch Zeit genug zu behalten. Und so danke ich Dir, FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), für den Brief, welchen Du SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) an mich hast schreiben, und von ihm selbst unterschreiben laßen; ich kann nicht erwarten ihn bei mir hereintreten zu sehen, und zehn Dinge auf einmal fordern zu hören; und das ist nicht das angenehmste meines hiesigen Aufenthalts. Ich bekenne, zu meiner Schande, vergeßen zu haben an welchem Tage erHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) gebohren (wäre nur RöselRösel, Gottlob Samuel (1769-1843) hier) doch ist derselbe auf jeden Fall schon längst vorüber, und meinen herzlichen Glückwunsch dazu für uns alle, werdet Ihr jezt noch eben so gut aufnehmen, als ich es thue, der zu uns gehört. Gott schütze ihn! Mit Dir übrigens, liebe FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), werde ich einen langen Zwiesprach zu halten haben, wenn ich zu Hause komme, und hoffe Dich über manches zu berichtigen. Daß Deine SchwägerinHensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876) den ersten sehr angenehmen Eindruck welchen ihre Erscheinung macht, im nähern Zusammenleben so schön rechtfertigt, höre ich mit dem größten Vergnügen und betrachte sie als einen rechten Gewinn fürs Haus. Empfiel mich IhrHensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876) bestens. Wohl habe ich SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) erhalten und zu erkennen gleich geglaubt. ich wurde aber irre, da mir dabei geschrieben worden, es sey eine Probe des Papiers, welches ich zu besorgen hatte, und deswegen dankte ich nicht früher dafür, wie ich es jezt thue. Ich hatte sogar geglaubt im Kopfe einige Gesichtszüge angebracht zu sehen und darin eine Ähnlichkeit mit S.Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) zu finden; habe ich mich geirrt?

Von Dir, liebe RebekkaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)! hoffe ich bald nur einige Worte zu lesen, desto mehr aber von andern zu hören, und recht erfreuliches; Gott mit Dir!

Dir, liebe MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), und Dir o PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)! habe ich nur für angenehme Berichte zu danken, und reservire mir auf mündliche Besprechung nähere Explikationen mit P.Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) ob ich nach Horchheim gehe oder nicht, das hängt von dem ab, was ich von dort bald zu erfahren hoffe. Ist es, so Gott will! erfreulich, so werde ich gegen Ende dieses oder anfangs N. M. von hier ab, und über den Rhein und Mitteldeutschland zu Hause. Da ich denn auch in Horchheim ansprechen werde, wenn ich erfahre, daß JosephMendelssohn, Joseph (1770-1848) noch dort ist. Auf diesen Brief werde ich wohl die Antwort, wenn sie am 26ten von dort abgeht noch hier erwarten, doch wünsche ich, daß mir Hr NathanNathan, Wolff (1810-1877) auch einige Worte pedesstant nach Brüssel, Poste restante schreibe, und wenn Ihr mir wegen RebekkaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) etwas zu melden habt, so thut es, ich bitte sehr darum, außer nach Brüssel, auch nach Ostende, Cölln, und Coblentz, alles poste restante. Ihr seyd Eurer ja so viel, und jedes kann einen Brief schreiben, welcher nur 3 Zeilen zu enthalten braucht. Ich überlaße nun Felix die weitere Beantwortung der Briefe und erzähle Euch, daß ich gestern einen sehr angenehmen Tag gehabt. Wir besuchten zuerst Mistr. AustinAustin, Sarah (1793-1867); sie wohnt ganz nahe an dem elegantesten Theil Londons Regents Parc u s. w. in einsamer ländlicher Stille, in einem von Grün umgebenen, und mit Grün bekleidetem Hause, sehr reizend, und ist nicht allein die liebenswürdigste, sondern die einzige liebenswürdige femme savante, die mir vorgekommen; hübsch, ruhig, lebhaft, deutsch, französisch und Englisch in der pikantesten Verwirrung unter einander mischend, freundlich ohne grimace, MutterAustin, Sarah (1793-1867) nicht allein von 3 Bänden über und v: GötheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832), sondern auch eines MädchensAustin, Lucie (1821-1869) von etwa 10 Jahren, sehr lustig, kräfftig, aufwachsend (sagt K.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)) wie Gott will, und er scheint es gut zu wollen, GattinnAustin, Sarah (1793-1867) eines kränklichen, bis zur Misantropie hypochondrischen MannesAustin, John (1790-1859), welchen man nicht zu sehn bekommt und deßen Pflichten sie mit zu erfüllen scheint – kurz sehr erbaulich. Wir blieben lange bei ihr, und sie hat mich eingeladen, Morgen, mit ihr den Zoological Garden (Pflanzengarten und Menagerie) mit ihr zu besuchen, und den Tag bei ihrAustin, Sarah (1793-1867) zuzubringen. Doch ist mir dies zu viel, und ich werde es, wie der Schneider, machen; die geselligen Pflichten sind mir hier um so schwerer aufliegend, als sie, bei einem so kurzen Aufenthalt, eigentlich nur in lauter culs de sac führen, was für mich nicht mehr paßt noch taugt. Hr v BülowBülow, Heinrich Freiherr von (1792-1846) that uns den Gefallen nicht at home zu seyn, und so fuhren wir von ihm, nach dem East India house, 3 4 deutsche Meilen. Wir kamen zu spät, um etwas zu sehn, und schifften uns mit RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) und StenzlerStenzler, Adolf Friedrich (1807-1887) bei dem Custom house nach Greenwich ein; K.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) führte wieder den weißen Stab (er muß es heute und Morgen auch noch thun, und trug mir so eben seine besten Grüße auf; er kann sich, wie erKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) sagt, heute nicht anhängen, wird es aber nächstens wieder thun). Die Flut war eben aufs höchste gestiegen, und begann abzuströmen. wir fuhren mit ihr, und unter angestrengtem Rudern unsers Bootmannes, in einer starken Stunde nach Greenwich. Dieser ganze Raum ist mit Dampfbooten, großen und kleinen Schiffen und Fahrzeugen jeder Art, mit Ausnahme einiger offen gehaltener Zwischenräume, außer dem aber noch die ungeheuren Becken der Docks, an die oder denen man vorbeifährt, angefüllt, und ich wüßte keine irgend zuverläßige oder annähernde Zahl derselben anzugeben, ich glaube nicht, daß unsre Aepfelflotte in der Burgstraße in irgend einem Verhältnis dazu steht. Der Wind ging mit der Flut, und so seegelten und dampften hinter, neben, und vor uns eine Menge still und rasch ab und in alle Weltgegenden hinaus. Ein großes Dampfschiff kam, dem Sturm und Wind entgegen, herauf. Unser Boot wich demselben in ehrfurchtsvoller Entfernung aus; der Stoß der Ruder war aber so mächtig gewesen, daß, als wir an demselben vorbei waren, und in das Waßer kamen, welches es eben durchschnitten, wir beinahe eine Minute lang wie auf Meereswellen, schaukelnd, auf und ab, fuhren. Beim Tunnel fuhren wir vorbei, hielten es aber zu spät, ihn noch zu besehn, und verschoben es auf ein anderes mal. Ein großes Schiff, mitten im Strome festliegend, ist zur Kirche für die Seeleute auf der Themse[, ei]n andres, Kriegsschiff von 120 Kanonen aus den letzten Seeschlachten bekannt, die Dreadnought, nahe bei Greenwich zum Hospital für “Sailors of all nations”, eingerichtet.

Abraham Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

Hier unterbreche ich die Beschreibung, weil sie vorher von Andern unterbrochen worden ist, und wohl schwerlich heut noch zu Ende kommt; aber prächtig anschaulich ists, und ich freue mich darauf, wie Ihr sie genießen werdet. Seyd mir nicht böse, wegen meiner lakonischen Briefe, in denen noch dazu nichts steht, als „wir sind wohl“ und glaubt mir, daß ich wirklich zum Schreiben durchaus nicht kommen kann. Heut hab ich nun einen ordentlichen Cirkelbrief an die FamilieMendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy angefangen, wollte die Briefe beantworten, mich schönstens bedanken für die schwarzen ausgeschnittenen Trompeten und das Lorbeerblatt, das mir Luise HenselHensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876) so freundlich geschickt, aber obgleich 2 Seiten glücklich vollgeschrieben sind, so sehe ich doch, daß heut keine Möglichkeit ist den Brief in derselben Ausdehnung zu endigen, wie er angefangen, und einen Cöllner Dom, mit halben Thürmen, will ich nicht abschicken, sondern warte auf Zeit zum Ausbau, die bis Dinstag gewiß kommen wird. Eben geht KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) fort, der grüßen läßt, MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) und FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889) würden es auch thun, oder haben es gethan – ich vergesse das immer. Was Fanny Du frägst, warum ich von den neuen Stücken zu Israel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108989" style="hidden" type="music">Israel in Egypt HWV 54</name> keine benutzt habe? Sieh nach, kennst Du die Recitative no. 5, oder 7, oder 9, 11, 13 und die Arie 14? Das sind neue Stücke und ich wollte Du hättest die Arie 14 oder no. 9 gehört, denn beides ist ganz prächtig und die Schätzel, neh, ich meine Mde. DeckerDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882) sang die Arie<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108989" style="hidden" type="music">Israel in Egypt HWV 54</name> sehr liebenswürdig. Auch bist Du ungerecht gegen die Düsseldorfer, wenn Du sagst sie hätten das Fest15. Niederrheinisches Musikfest (1833)DüsseldorfDeutschland usurpirt, oder vielmehr die Achner sind ungerecht, die Dir sagten etc., denn Düsseld. übernahm das Fest15. Niederrheinisches Musikfest (1833)DüsseldorfDeutschland erst nachdem Achen erklärt hatte, es wolle und könne dies Jahr nicht dort statt finden. Dafür sollst Du aber 2 Englische Übersetzungen von Liedern zu sehn bekommen, die sollen Dich graulen machen; das eine heißt: Italy<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0111446" style="hidden" type="music">»Italien« für eine Singstimme und Klavier HU 157 (Sommer 1825 oder früher)</name> (eine meiner besten Compositionen, wie die Engländer mich versichert haben) und das andre the dark Corsair<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xaciqbk6-fkfb-ons9-hhve-zqngquyvjpce"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100252" style="hidden">Erntelied »Es ist ein Schnitter, der heißt Tod«, 24. Januar 1827<idno type="MWV">K 37</idno><idno type="op">8/4</idno></name>. Was das für welche sind, sag ich nicht. – Aber die Zeit drängt, lebt wohl, und laßt uns bald Frohes über BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) hören; – liebes BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) sey charming, ich bitte Dich drum, noch mehr als Du es sonst bist, und sey uns gesund und glücklich. Lebwohl! und lebwohl, liebe MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842). – Grüßt rechts und links wer was haben will und schreibt ferner so viel und freundliches, wie zeit her.

Euer Felix MB.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

P. S. Ihr wißt doch, daß Ende dieses Briefs der 21ste Juni war?

            London 19 Juni 1833 ich sehe aus Ihren beiden Briefen vom 9 und 12, daß alles in guter Ordnung dort geht, und bin fortwährend mit Ihren Anzeigen wohl einverstanden. Nur einige Fragen: Aktien sind in Wien längst über 1230 gegangen, Sie aber zeigen mir keine Begebung derselben an, wie ist es damit? – warum haben Sie auf Holl 3/mt dato gezogen? Das ist ein unnützes risico, und der cours von 102 1 4 ein sehr niedriger, zu welchem Sie, sollte ich meynen, sehr gut hätten retouren von Fft a m committiren, oder überhaupt abwarten können; und besser die Habente reportiren. – Ich werde nicht über 5 %ge holl disponiren, da sie hier niedriger als auswärts stehen; Sie haben solche daher frei doch wäre ich der Meynung, keine mehr unter 90, allenfalls incl 2 präm. zu verkaufen; ich habe jezt sehr wenig Effekten; da die Polen auch größtentheils realisirt sind. – Meine G. Angelegenheit hoffe ich, auf jede Weise nach meinem Wunsche abgemacht zu haben. Näheres mündlich; in 14/tagen à 3 Wochen wird eine Versammlung stattfinden.
creditiren Sie Doxat & Co für £ 25. – welche ich genommen, und belasten Sie solche wieder für die £ 30 welche sie an Felix gezahlt, und dieser selbst berichtigt.
creditiren Sie ferner Adolph. Goldschmidt (neue Rechnung) für £ 6210 … 24 Juli, für 1 4 % Stellprämie, welche ich auf £ 5/m cours à 89 … jenen Tag ausgegeben.
ob Sie die Valentinschen F 20/m Integrale wieder einkaufen wollen oder nicht, überlaße ich Ihnen ganz; ich glaube nicht, daß die jezige hiesige crisis sich zum Nachtheil des bestehenden entscheiden wird und daher an keinen Fall, doch eben so wenig an einer starken Steigerung, da alles eigentlich noch immer in demselben Stand der Ungewisheit schwebt: Mehr als 4 % würde ich für jene F 20/m nicht anzulegen rathen; doch wie gesagt, überlaße ich es Ihnen und dem Geheimerathe.
20/ Nun zu Euch, Frau, Frauen Töchter, und Herren Schwiegersöhne!! um Euch für Eure schönen Briefe vom 9 und 12 zu danken, so confus auch der Erste, zu Nathans großem Verdrus, durcheinander geschrieben war; lange nicht so confus als die City, durch die ich mich denn doch auch finden muß, und wenn es vollbracht ist, weniger davon habe, als von einem Briefe von Hause. Merkt Ihr nicht, daß ich in dem Lande der of construction lebe?
Ich habe Euch wahrhaftig weniger zu erzählen, wenigstens zu schreiben, als Ihr mir; ich habe seit meinem letzten Briefe einige Tage sehr ruhig in meinem Zimmer gelebt, weil ich zu merken anfing, daß mich das Leben hier sehr ermüdete, und daß ich eine Pause machen müße. sie ist mir heilsam gewesen, doch hat sie keine Ausbeute zu intereßanten Mittheilungen geliefert. Theater und Concerte habe ich seitdem nicht weiter besucht, nehme mir aber vor morgen Paganinis concert und übermorgen die Sylphide mitzumachen; beides aber kennt Ihr. Weniger bekannt ist Euch die Farth auf der Themse vom Tower, durch alle Brücken hindurch bis Whitehall, welche eine ganz außerordentlich schöne ist, und eine vollkommen gelungene gewesen wäre, wenn nicht noch im letzten Moment ein mit der Flut blind auf uns zufahrender Kahn zwar nicht uns, wohl aber sich und seine Passagiere in große Gefahr gebracht hätte; einer derselben fiel ins Waßer, der andre sprang in unsern Kahn! Dans le fait, il n’y avait que trés peu de peur & point de mal du tout; denn ich glaube, daß ich allein, einen Augenblick Furcht oder Schrecken hatte, weil alle übrige dabei betheiligte Personen, in unserm Kahn Felix und Goldschmidt, schwimmen konnten, es lief alles aufs Beste ab.
Weit, gefährlicher vielleicht nicht, aber unbequemer und offensiver als das treulose, aber weiche und nachgiebige Element des Waßers ist das einer sich drängenden english high society, in welcher ich gestern nahe daran war, eines trocknen Todes zu sterben. Gestern hielt nehmlich die Königin die erste fancy fair, zum Besten der foreigners in distress.
21 (ich war eben im Begriff ein schlechtes calembourg zu machen, und zu behaupten, wenn foreigners in disdress Unterstützung bekämen, keiner mehr Anspruch drauf hätte als ich, dem drängende und stoßende Ladies und Gentlemen den Rock vom Leibe gerißen, und den Hut zerquetscht worden (buchstäblich wahr) als ich unterbrochen wurde, und gestern nicht mehr zum Schreiben kommen konnte) . Adieu! nun, fancy fair, Queen, Ladies Stallkeepers, und der ganze Plunder (weiter war es doch nichts und das merkwürdigste drin gewiß Klingemann als Steward mit grünem Bande im Knopfloch und weißem Stabe in der Hand, ohnmächtige Damen beschützend) von dem ich nun mündlich weiter berichten, und versuchen will ob ich Euch etwas von den Ergebnißen des gestrigen Tages erzählen kann. Doch will ich zuförderst noch manches aus Euren Briefen beantworten, ich hoffe heute noch Zeit genug zu behalten. Und so danke ich Dir, Fanny, für den Brief, welchen Du Sebastian an mich hast schreiben, und von ihm selbst unterschreiben laßen; ich kann nicht erwarten ihn bei mir hereintreten zu sehen, und zehn Dinge auf einmal fordern zu hören; und das ist nicht das angenehmste meines hiesigen Aufenthalts. Ich bekenne, zu meiner Schande, vergeßen zu haben an welchem Tage er gebohren (wäre nur Rösel hier) doch ist derselbe auf jeden Fall schon längst vorüber, und meinen herzlichen Glückwunsch dazu für uns alle, werdet Ihr jezt noch eben so gut aufnehmen, als ich es thue, der zu uns gehört. Gott schütze ihn! Mit Dir übrigens, liebe Fanny, werde ich einen langen Zwiesprach zu halten haben, wenn ich zu Hause komme, und hoffe Dich über manches zu berichtigen. Daß Deine Schwägerin den ersten sehr angenehmen Eindruck welchen ihre Erscheinung macht, im nähern Zusammenleben so schön rechtfertigt, höre ich mit dem größten Vergnügen und betrachte sie als einen rechten Gewinn fürs Haus. Empfiel mich Ihr bestens. Wohl habe ich Sebastian erhalten und zu erkennen gleich geglaubt. ich wurde aber irre, da mir dabei geschrieben worden, es sey eine Probe des Papiers, welches ich zu besorgen hatte, und deswegen dankte ich nicht früher dafür, wie ich es jezt thue. Ich hatte sogar geglaubt im Kopfe einige Gesichtszüge angebracht zu sehen und darin eine Ähnlichkeit mit S. zu finden; habe ich mich geirrt?
Von Dir, liebe Rebekka! hoffe ich bald nur einige Worte zu lesen, desto mehr aber von andern zu hören, und recht erfreuliches; Gott mit Dir!
Dir, liebe Mutter, und Dir o Paul! habe ich nur für angenehme Berichte zu danken, und reservire mir auf mündliche Besprechung nähere Explikationen mit P. ob ich nach Horchheim gehe oder nicht, das hängt von dem ab, was ich von dort bald zu erfahren hoffe. Ist es, so Gott will! erfreulich, so werde ich gegen Ende dieses oder anfangs N. M. von hier ab, und über den Rhein und Mitteldeutschland zu Hause. Da ich denn auch in Horchheim ansprechen werde, wenn ich erfahre, daß Joseph noch dort ist. Auf diesen Brief werde ich wohl die Antwort, wenn sie am 26ten von dort abgeht noch hier erwarten, doch wünsche ich, daß mir Hr Nathan auch einige Worte pedesstant nach Brüssel, Poste restante schreibe, und wenn Ihr mir wegen Rebekka etwas zu melden habt, so thut es, ich bitte sehr darum, außer nach Brüssel, auch nach Ostende, Cölln, und Coblentz, alles poste restante. Ihr seyd Eurer ja so viel, und jedes kann einen Brief schreiben, welcher nur 3 Zeilen zu enthalten braucht. Ich überlaße nun Felix die weitere Beantwortung der Briefe und erzähle Euch, daß ich gestern einen sehr angenehmen Tag gehabt. Wir besuchten zuerst Mistr. Austin; sie wohnt ganz nahe an dem elegantesten Theil Londons Regents Parc u s. w. in einsamer ländlicher Stille, in einem von Grün umgebenen, und mit Grün bekleidetem Hause, sehr reizend, und ist nicht allein die liebenswürdigste, sondern die einzige liebenswürdige femme savante, die mir vorgekommen; hübsch, ruhig, lebhaft, deutsch, französisch und Englisch in der pikantesten Verwirrung unter einander mischend, freundlich ohne grimace, Mutter nicht allein von 3 Bänden über und v: Göthe, sondern auch eines Mädchens von etwa 10 Jahren, sehr lustig, kräfftig, aufwachsend (sagt K. ) wie Gott will, und er scheint es gut zu wollen, Gattinn eines kränklichen, bis zur Misantropie hypochondrischen Mannes, welchen man nicht zu sehn bekommt und deßen Pflichten sie mit zu erfüllen scheint – kurz sehr erbaulich. Wir blieben lange bei ihr, und sie hat mich eingeladen, Morgen, mit ihr den Zoological Garden (Pflanzengarten und Menagerie) mit ihr zu besuchen, und den Tag bei ihr zuzubringen. Doch ist mir dies zu viel, und ich werde es, wie der Schneider, machen; die geselligen Pflichten sind mir hier um so schwerer aufliegend, als sie, bei einem so kurzen Aufenthalt, eigentlich nur in lauter culs de sac führen, was für mich nicht mehr paßt noch taugt. Hr v Bülow that uns den Gefallen nicht at home zu seyn, und so fuhren wir von ihm, nach dem East India house, 3 4 deutsche Meilen. Wir kamen zu spät, um etwas zu sehn, und schifften uns mit Rosen und Stenzler bei dem Custom house nach Greenwich ein; K. führte wieder den weißen Stab (er muß es heute und Morgen auch noch thun, und trug mir so eben seine besten Grüße auf; er kann sich, wie er sagt, heute nicht anhängen, wird es aber nächstens wieder thun) . Die Flut war eben aufs höchste gestiegen, und begann abzuströmen. wir fuhren mit ihr, und unter angestrengtem Rudern unsers Bootmannes, in einer starken Stunde nach Greenwich. Dieser ganze Raum ist mit Dampfbooten, großen und kleinen Schiffen und Fahrzeugen jeder Art, mit Ausnahme einiger offen gehaltener Zwischenräume, außer dem aber noch die ungeheuren Becken der Docks, an die oder denen man vorbeifährt, angefüllt, und ich wüßte keine irgend zuverläßige oder annähernde Zahl derselben anzugeben, ich glaube nicht, daß unsre Aepfelflotte in der Burgstraße in irgend einem Verhältnis dazu steht. Der Wind ging mit der Flut, und so seegelten und dampften hinter, neben, und vor uns eine Menge still und rasch ab und in alle Weltgegenden hinaus. Ein großes Dampfschiff kam, dem Sturm und Wind entgegen, herauf. Unser Boot wich demselben in ehrfurchtsvoller Entfernung aus; der Stoß der Ruder war aber so mächtig gewesen, daß, als wir an demselben vorbei waren, und in das Waßer kamen, welches es eben durchschnitten, wir beinahe eine Minute lang wie auf Meereswellen, schaukelnd, auf und ab, fuhren. Beim Tunnel fuhren wir vorbei, hielten es aber zu spät, ihn noch zu besehn, und verschoben es auf ein anderes mal. Ein großes Schiff, mitten im Strome festliegend, ist zur Kirche für die Seeleute auf der Themse, ein andres, Kriegsschiff von 120 Kanonen aus den letzten Seeschlachten bekannt, die Dreadnought, nahe bei Greenwich zum Hospital für “Sailors of all nations”, eingerichtet.
Abraham Mendelssohn Bartholdy
Hier unterbreche ich die Beschreibung, weil sie vorher von Andern unterbrochen worden ist, und wohl schwerlich heut noch zu Ende kommt; aber prächtig anschaulich ists, und ich freue mich darauf, wie Ihr sie genießen werdet. Seyd mir nicht böse, wegen meiner lakonischen Briefe, in denen noch dazu nichts steht, als „wir sind wohl“ und glaubt mir, daß ich wirklich zum Schreiben durchaus nicht kommen kann. Heut hab ich nun einen ordentlichen Cirkelbrief an die Familie angefangen, wollte die Briefe beantworten, mich schönstens bedanken für die schwarzen ausgeschnittenen Trompeten und das Lorbeerblatt, das mir Luise Hensel so freundlich geschickt, aber obgleich 2 Seiten glücklich vollgeschrieben sind, so sehe ich doch, daß heut keine Möglichkeit ist den Brief in derselben Ausdehnung zu endigen, wie er angefangen, und einen Cöllner Dom, mit halben Thürmen, will ich nicht abschicken, sondern warte auf Zeit zum Ausbau, die bis Dinstag gewiß kommen wird. Eben geht Klingemann fort, der grüßen läßt, Moscheles und Frau würden es auch thun, oder haben es gethan – ich vergesse das immer. Was Fanny Du frägst, warum ich von den neuen Stücken zu Israel keine benutzt habe? Sieh nach, kennst Du die Recitative no. 5, oder 7, oder 9, 11, 13 und die Arie 14? Das sind neue Stücke und ich wollte Du hättest die Arie 14 oder no. 9 gehört, denn beides ist ganz prächtig und die Schätzel, neh, ich meine Mde. Decker sang die Arie sehr liebenswürdig. Auch bist Du ungerecht gegen die Düsseldorfer, wenn Du sagst sie hätten das Fest usurpirt, oder vielmehr die Achner sind ungerecht, die Dir sagten etc., denn Düsseld. übernahm das Fest erst nachdem Achen erklärt hatte, es wolle und könne dies Jahr nicht dort statt finden. Dafür sollst Du aber 2 Englische Übersetzungen von Liedern zu sehn bekommen, die sollen Dich graulen machen; das eine heißt: Italy (eine meiner besten Compositionen, wie die Engländer mich versichert haben) und das andre the dark Corsair . Was das für welche sind, sag ich nicht. – Aber die Zeit drängt, lebt wohl, und laßt uns bald Frohes über Beckchen hören; – liebes Beckchen sey charming, ich bitte Dich drum, noch mehr als Du es sonst bist, und sey uns gesund und glücklich. Lebwohl! und lebwohl, liebe Mutter. – Grüßt rechts und links wer was haben will und schreibt ferner so viel und freundliches, wie zeit her.
Euer
Felix MB.
P. S. Ihr wißt doch, daß Ende dieses Briefs der 21ste Juni war?          
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Berlin 500,23, S. 28-31 (Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteil, ohne Briefteil an Wolff Nathan).</bibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Ep. 568, S. 80-90 (Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteil, ohne Briefteil an Wolff Nathan).</bibl> <bibl type="printed_letter">Klein, Abraham Mendelssohn Bartholdy in England, S. 83-86 (nach Abschrift MA Ep. 568).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_31590ee4-413e-4986-bd3f-b6862fa01283"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Berlin</settlement> <institution key="RISM">D-B</institution> <repository>Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz</repository> <collection>Musikabteilung</collection> <idno type="signatur">MA Nachl. 13,14 Ab Z. 93 (»oder anfangs N. 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S.; Adresse von Felix Mendelssohn Bartholdys Hand, mehrere Poststempel.</p> <handDesc hands="2"> <p>Abraham Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy </p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. 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Nur einige Fragen: Aktien sind in Wien längst über 1230 gegangen, Sie aber zeigen mir keine Begebung derselben an, wie ist es damit? – warum haben Sie auf Holl 3/mt dato gezogen? Das ist ein unnützes risico, und der cours von 102 <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">4</hi> </formula> ein sehr niedriger, zu welchem Sie, sollte ich meynen, sehr gut hätten retouren von Ff<hi rend="superscript">t</hi> <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">a</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">m</hi> </formula> committiren, oder überhaupt abwarten können; und besser die Habente reportiren. – Ich werde nicht über 5 %g<hi rend="superscript">e</hi> holl disponiren, da sie hier niedriger als auswärts stehen; Sie haben solche daher frei doch wäre ich der Meynung, keine mehr unter 90, allenfalls incl 2 präm. zu verkaufen; ich habe jezt sehr wenig Effekten; da die Polen auch größtentheils realisirt sind. – Meine <persName xml:id="persName_93a5832b-8197-40fa-9879-374872347f87">G.<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> Angelegenheit hoffe ich, auf jede Weise nach meinem Wunsche abgemacht zu haben. Näheres mündlich; in 14/tagen à 3 Wochen wird eine Versammlung stattfinden.</p> <p>creditiren Sie <persName xml:id="persName_4d171f3c-fbe0-47b8-819e-844badb78d1b">Doxat &amp; Co<name key="PSN0110729" style="hidden">Doxat &amp; Co., Bankhaus in London</name></persName> für £ 25.– welche ich genommen, und belasten Sie solche wieder für die £ 30 welche sie an Felix gezahlt, und dieser selbst berichtigt.</p> <p>creditiren Sie ferner <persName xml:id="persName_546d5b08-39af-4879-a76a-06b37aa13fde">Adolph. Goldschmidt<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName> (neue Rechnung) für £ 6210 […] 24 Juli, für <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">4</hi> </formula> % Stellprämie, welche ich auf £ 5/m cours à 89 <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_d0a0453f-8238-c22a3-a6b12-91434e660a34" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note> […] jenen Tag ausgegeben.</p> <p>ob Sie die <persName xml:id="persName_004f6629-4cb5-451d-b980-0c63342e3bac">Valentinschen<name key="PSN0115446" style="hidden">Vallentin, Sébastien (1775-1851)</name></persName> F 20/m Integrale wieder einkaufen wollen oder nicht, überlaße ich Ihnen ganz; ich glaube nicht, daß die jezige hiesige crisis sich zum Nachtheil des bestehenden entscheiden wird und daher an keinen Fall, doch eben so wenig an einer starken Steigerung, da alles eigentlich noch immer in demselben Stand der Ungewisheit schwebt: Mehr als 4 % würde ich für jene F 20/m nicht anzulegen rathen; doch wie gesagt, überlaße ich es Ihnen und dem Geheimerathe.</p> <p><date cert="high" when="1833-06-20" xml:id="date_ec8ff283-807d-4266-9665-5da58a312570">20/</date> Nun zu <persName xml:id="persName_72917fc4-7376-497e-bf3d-2f23c703a7dc">Euch, Frau<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, <persName xml:id="persName_11c3d646-0b66-446d-b498-47b44291ff60">Frauen Töchter<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, und <persName xml:id="persName_0f8229a9-6835-425d-9c1b-0eb73a947ed9">Herren Schwiegersöhne<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName>!! um Euch für Eure schönen Briefe vom 9 und 12 zu danken, so confus auch der Erste, zu <persName xml:id="persName_8772a005-ac9c-4c04-a2e9-e1e62ae8e10a">Nathans<name key="PSN0113546" style="hidden">Nathan, Wolff (1810-1877)</name></persName> großem Verdrus, durcheinander geschrieben war; lange nicht so confus als die City, durch die ich mich denn doch auch finden muß, und wenn es vollbracht ist, weniger davon habe, als von einem Briefe von Hause. Merkt Ihr nicht, daß ich in dem Lande der of construction lebe?</p> <p>Ich habe Euch wahrhaftig weniger zu erzählen, wenigstens zu schreiben, als Ihr mir; ich habe seit meinem letzten Briefe einige Tage sehr ruhig in meinem Zimmer gelebt, weil ich zu merken anfing, daß mich das Leben hier sehr ermüdete, und daß ich eine Pause machen müße. sie ist mir heilsam gewesen, doch hat sie keine Ausbeute zu intereßanten Mittheilungen geliefert. Theater und Concerte habe ich seitdem nicht weiter besucht, nehme mir aber vor morgen <persName xml:id="persName_84ff23f7-b220-470e-b7d4-4cfa0c2615f2">Paganinis<name key="PSN0113722" style="hidden">Paganini, Niccolò (1782-1840)</name></persName> concert und übermorgen die <title xml:id="title_be1a1e53-287d-485f-a198-67101527761e">Sylphide<name key="PSN0115237" style="hidden" type="author">Taglioni, Filippo (1777-1871)</name><name key="CRT0111008" style="hidden" type="dramatic_work">La Sylphide (Choreografie)</name></title> mitzumachen; beides aber kennt Ihr. Weniger bekannt ist Euch die Farth auf der Themse vom Tower, durch alle Brücken hindurch bis Whitehall, welche eine ganz außerordentlich schöne ist, und eine vollkommen gelungene gewesen wäre, wenn nicht noch im letzten Moment ein mit der Flut blind auf uns zufahrender Kahn zwar nicht uns, wohl aber sich und seine Passagiere in große Gefahr gebracht hätte; einer derselben fiel ins Waßer, der andre sprang in unsern Kahn! Dans le fait, il n’y avait que trés peu de peur &amp; point de mal du tout; denn ich glaube, daß ich allein, einen Augenblick Furcht oder Schrecken hatte, weil alle übrige dabei betheiligte Personen, in unserm Kahn Felix und <persName xml:id="persName_6812af6f-79bc-48e9-84cc-7ffefe93fe96">Goldschmidt<name key="PSN0111441" style="hidden">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName>, schwimmen konnten, es lief alles aufs Beste ab.</p> <p>Weit, gefährlicher vielleicht nicht, aber unbequemer und offensiver als das treulose, aber weiche und nachgiebige Element des Waßers ist das einer sich drängenden english high society, in welcher ich gestern nahe daran war, eines trocknen Todes zu sterben. Gestern hielt nehmlich die <persName xml:id="persName_8b920b4f-73aa-49a2-bffd-76f4b4080931">Königin<name key="PSN0111575" style="hidden">Großbritannien, Irland und Hannover, Adelheid (Adelaide) Louise Theresa Caroline Amelia von (1792-1849)</name></persName> die erste fancy fair, zum Besten der <placeName xml:id="placeName_da0f7bfd-dab0-423a-8fb5-9315f29c21fc">foreigners in distress<name key="NST0100422" style="hidden" subtype="" type="institution">Society of Friends of Foreigners in Distress</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>.</p> <p><date cert="high" when="1833-06-21" xml:id="date_2e6df6c1-12c7-4487-8470-030422b0f3cb">21</date> (ich war eben im Begriff ein schlechtes calembourg zu machen, und zu behaupten, wenn foreigners in disdress Unterstützung bekämen, keiner mehr Anspruch drauf hätte als ich, dem drängende und stoßende Ladies und Gentlemen den Rock vom Leibe gerißen, und den Hut zerquetscht worden (buchstäblich wahr) als ich unterbrochen wurde, und gestern nicht mehr zum Schreiben kommen konnte). Adieu! nun, fancy fair, Queen, Ladies Stallkeepers, und der ganze Plunder (weiter war es doch nichts und das merkwürdigste drin gewiß <persName xml:id="persName_e051b5c9-c7ed-4756-b443-32275b697634">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> als Steward mit grünem Bande im Knopfloch und weißem Stabe in der Hand, ohnmächtige Damen beschützend) von dem ich nun mündlich weiter berichten, und versuchen will ob ich Euch etwas von den Ergebnißen des gestrigen Tages erzählen kann. Doch will ich zuförderst noch manches aus Euren Briefen beantworten, ich hoffe heute noch Zeit genug zu behalten. Und so danke ich Dir, <persName xml:id="persName_101ce07b-cfd8-4fa8-8bc4-bdec4fa45041">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, für den Brief, welchen Du <persName xml:id="persName_8cfb1037-55b5-4a1c-b5a2-e69841b84b7c">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> an mich hast schreiben, und von ihm selbst unterschreiben laßen; ich kann nicht erwarten ihn bei mir hereintreten zu sehen, und zehn Dinge auf einmal fordern zu hören; und das ist nicht das angenehmste meines hiesigen Aufenthalts. Ich bekenne, zu meiner Schande, vergeßen zu haben an welchem Tage <persName xml:id="persName_15b2f23e-c6be-4571-8b08-c5f07dc47a1e">er<name key="PSN0111898" style="hidden">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> gebohren (wäre nur <persName xml:id="persName_85743786-3405-4803-8a04-cf716d0b1939">Rösel<name key="PSN0114280" style="hidden">Rösel, Gottlob Samuel (1769-1843)</name></persName> hier) doch ist derselbe auf jeden Fall schon längst vorüber, und meinen herzlichen Glückwunsch dazu für <hi rend="underline">uns</hi> alle, werdet Ihr jezt noch eben so gut aufnehmen, als ich es thue, der zu <hi rend="underline">uns</hi> gehört. Gott schütze ihn! Mit Dir übrigens, liebe <persName xml:id="persName_5ea4e2a9-c683-4718-8173-6441e485a87a">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, werde ich einen langen Zwiesprach zu halten haben, wenn ich zu Hause komme, und hoffe Dich über manches zu berichtigen. Daß <persName xml:id="persName_97b6e440-3fde-4f07-b5b9-897bbede0013">Deine Schwägerin<name key="PSN0111896" style="hidden">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name></persName> den ersten sehr angenehmen Eindruck welchen ihre Erscheinung macht, im nähern Zusammenleben so schön rechtfertigt, höre ich mit dem größten Vergnügen und betrachte sie als einen rechten Gewinn fürs Haus. Empfiel mich <persName xml:id="persName_de1d8b65-18b3-4ad5-9616-71baa732d2e4">Ihr<name key="PSN0111896" style="hidden">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name></persName> bestens. Wohl habe ich <persName xml:id="persName_4edbc093-6113-4d6d-b7c3-31a4093f462d">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> erhalten und zu erkennen gleich geglaubt. ich wurde aber irre, da mir dabei geschrieben worden, es sey eine Probe des Papiers, welches ich zu besorgen hatte, und deswegen dankte ich nicht früher dafür, wie ich es jezt thue. Ich hatte sogar geglaubt im Kopfe einige Gesichtszüge angebracht zu sehen und darin eine Ähnlichkeit mit <persName xml:id="persName_00ccf294-5df8-4281-9bfd-871aa386b0fa">S.<name key="PSN0111898" style="hidden">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> zu finden; habe ich mich geirrt?</p> <p>Von Dir, liebe <persName xml:id="persName_ad218830-12ba-4d84-8547-0200f98c2f0b">Rebekka<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>! hoffe ich bald nur einige Worte zu lesen, desto mehr aber von andern zu hören, und recht erfreuliches; Gott mit Dir!</p> <p>Dir, liebe <persName xml:id="persName_729b5386-a780-43ed-9c8e-7545203e7828">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, und Dir o <persName xml:id="persName_2fbd1c0d-c86d-49a9-9d1a-41367008a616">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>! habe ich nur für angenehme Berichte zu danken, und reservire mir auf mündliche Besprechung nähere Explikationen mit <persName xml:id="persName_e059c674-a8a6-45b3-8a9a-c51cf5c2e923">P.<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> ob ich nach Horchheim gehe oder nicht, das hängt von dem ab, was ich von dort bald zu erfahren hoffe. Ist es, so Gott will! erfreulich, so werde ich gegen Ende dieses oder anfangs N. M. von hier ab, und über den Rhein und Mitteldeutschland zu Hause. Da ich denn auch in Horchheim ansprechen werde, wenn ich erfahre, daß <persName xml:id="persName_4a585063-41ff-4e0d-a272-bd7fe6508844">Joseph<name key="PSN0113227" style="hidden">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name></persName> noch dort ist. Auf diesen Brief werde ich wohl die Antwort, wenn sie am 26<hi rend="superscript">ten</hi> von dort abgeht noch hier erwarten, <hi rend="underline">doch wünsche ich, daß mir </hi><persName xml:id="persName_f36fb142-00ec-47d1-bd26-7ce943b5334e">Hr Nathan<name key="PSN0113546" style="hidden">Nathan, Wolff (1810-1877)</name></persName><hi rend="underline"> auch einige Worte pedesstant</hi> nach <hi rend="underline">Brüssel, Poste restante schreibe</hi>, und wenn Ihr mir wegen <persName xml:id="persName_ba23021a-95b0-471e-a85a-94ac1be2317b">Rebekka<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> etwas zu melden habt, so thut es, ich bitte sehr darum, außer nach Brüssel, auch nach Ostende, Cölln, und Coblentz, alles poste restante. Ihr seyd Eurer ja so viel, und jedes kann einen Brief schreiben, welcher nur 3 Zeilen zu enthalten braucht. Ich überlaße nun Felix die weitere Beantwortung der Briefe und erzähle Euch, daß ich gestern einen sehr angenehmen Tag gehabt. Wir besuchten zuerst <persName xml:id="persName_a4011228-4ffd-49bd-881d-045344c84f8d">Mistr. Austin<name key="PSN0109592" style="hidden">Austin, Sarah (1793-1867)</name></persName>; sie wohnt ganz nahe an dem elegantesten Theil Londons Regents Parc u s. w. in einsamer ländlicher Stille, in einem von Grün umgebenen, und mit Grün bekleidetem Hause, sehr reizend, und ist nicht allein die liebenswürdigste, sondern die einzige liebenswürdige femme savante, die mir vorgekommen; hübsch, ruhig, lebhaft, deutsch, französisch und Englisch in der pikantesten Verwirrung unter einander mischend, freundlich ohne grimace, <persName xml:id="persName_e3eb7f38-6fc1-4eaf-8a78-d14e3b313d2b">Mutter<name key="PSN0109592" style="hidden">Austin, Sarah (1793-1867)</name></persName> nicht allein von 3 Bänden über und <persName xml:id="persName_4d8db52c-50e7-4905-b337-af04984629e0">v: Göthe<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName>, sondern auch eines <persName xml:id="persName_c5122d6b-249c-4c14-8e25-68d3f816608c">Mädchens<name key="PSN0109591" style="hidden">Austin, Lucie (1821-1869)</name></persName> von etwa 10 Jahren, sehr lustig, kräfftig, aufwachsend (sagt <persName xml:id="persName_7ba7b1d6-63d7-49cd-8d77-201ea237114b">K.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>) wie Gott will, und er scheint es gut zu wollen, <persName xml:id="persName_80dd5df7-49ff-4eae-adc3-9a20893b2563">Gattinn<name key="PSN0109592" style="hidden">Austin, Sarah (1793-1867)</name></persName> eines kränklichen, bis zur Misantropie hypochondrischen <persName xml:id="persName_89107514-5cc6-47f0-bfaf-4e5008feab6c">Mannes<name key="PSN0109590" style="hidden">Austin, John (1790-1859)</name></persName>, welchen man nicht zu sehn bekommt und deßen Pflichten sie mit zu erfüllen scheint – kurz sehr erbaulich. Wir blieben lange bei ihr, und sie hat mich eingeladen, Morgen, mit ihr den Zoological Garden (Pflanzengarten und Menagerie) mit ihr zu besuchen, und den Tag bei <persName xml:id="persName_f192d2de-980f-40e9-9c2c-2f11515f384a">ihr<name key="PSN0109592" style="hidden">Austin, Sarah (1793-1867)</name></persName> zuzubringen. Doch ist mir dies zu viel, und ich werde es, wie der Schneider, machen; die geselligen Pflichten sind mir hier um so schwerer aufliegend, als sie, bei einem so kurzen Aufenthalt, eigentlich nur in lauter culs de sac führen, was für mich nicht mehr paßt noch taugt. <persName xml:id="persName_cce48074-6ce6-42fa-a806-b4c453a5cd2b">Hr v Bülow<name key="PSN0110188" style="hidden">Bülow, Heinrich Freiherr von (1792-1846)</name></persName> that uns den Gefallen nicht at home zu seyn, und so fuhren wir von ihm, nach dem East India house, <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">3</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">4</hi> </formula> deutsche Meilen. Wir kamen zu spät, um etwas zu sehn, und schifften uns mit <persName xml:id="persName_4f4a5d26-1bed-452c-8c08-0156a1d78631">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> und <persName xml:id="persName_1552933e-fc98-43aa-879f-b2e73efe8820">Stenzler<name key="PSN0115112" style="hidden">Stenzler, Adolf Friedrich (1807-1887)</name></persName> bei dem Custom house nach Greenwich ein; <persName xml:id="persName_5a28835b-ccd1-481d-b412-9fbcfaefccdd">K.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> führte wieder den weißen Stab (er muß es heute und Morgen auch noch thun, und trug mir so eben seine besten Grüße auf; er kann sich, wie <persName xml:id="persName_b115b53f-d4f1-4265-b839-c31fbf1f5d4f">er<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> sagt, heute nicht anhängen, wird es aber nächstens wieder thun). Die Flut war eben aufs höchste gestiegen, und begann abzuströmen. wir fuhren mit ihr, und unter angestrengtem Rudern unsers Bootmannes, in einer starken Stunde nach Greenwich. Dieser ganze Raum ist mit Dampfbooten, großen und kleinen Schiffen und Fahrzeugen jeder Art, mit Ausnahme einiger offen gehaltener Zwischenräume, außer dem aber noch die ungeheuren Becken der Docks, an die oder denen man vorbeifährt, angefüllt, und ich wüßte keine irgend zuverläßige oder annähernde Zahl derselben anzugeben, ich glaube nicht, daß unsre Aepfelflotte in der Burgstraße in irgend einem Verhältnis dazu steht. Der Wind ging mit der Flut, und so seegelten und dampften hinter, neben, und vor uns eine Menge still und rasch ab und in alle Weltgegenden hinaus. Ein großes Dampfschiff kam, dem Sturm und Wind entgegen, herauf. Unser Boot wich demselben in ehrfurchtsvoller Entfernung aus; der Stoß der Ruder war aber so mächtig gewesen, daß, als wir an demselben vorbei waren, und in das Waßer kamen, welches es eben durchschnitten, wir beinahe eine Minute lang wie auf Meereswellen, schaukelnd, auf und ab, fuhren. Beim Tunnel fuhren wir vorbei, hielten es aber zu spät, ihn noch zu besehn, und verschoben es auf ein anderes mal. Ein großes Schiff, mitten im Strome festliegend, ist zur Kirche für die Seeleute auf der Themse[, ei]n andres, Kriegsschiff von 120 Kanonen aus den letzten Seeschlachten bekannt, die Dreadnought, nahe bei Greenwich zum Hospital für “Sailors of all nations”, eingerichtet.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Abraham Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_804e3718-ac90-4b3d-bc67-c688c131bf4d"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Hier unterbreche ich die Beschreibung, weil sie vorher von Andern unterbrochen worden ist, und wohl schwerlich heut noch zu Ende kommt; aber prächtig anschaulich ists, und ich freue mich darauf, wie Ihr sie genießen werdet. Seyd mir nicht böse, wegen meiner lakonischen Briefe, in denen noch dazu nichts steht, als „wir sind wohl“ und glaubt mir, daß ich wirklich zum Schreiben durchaus nicht kommen kann. Heut hab ich nun einen ordentlichen Cirkelbrief an die <persName xml:id="persName_d3aaae1e-3525-423a-abfc-04fa7af308f5">Familie<name key="PSN0113241" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName> angefangen, wollte die Briefe beantworten, mich schönstens bedanken für die schwarzen ausgeschnittenen Trompeten und das Lorbeerblatt, das mir <persName xml:id="persName_e1c18c9d-ad95-4804-ac77-3a6e267052c8">Luise Hensel<name key="PSN0111896" style="hidden">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name></persName> so freundlich geschickt, aber obgleich 2 Seiten glücklich vollgeschrieben sind, so sehe ich doch, daß heut keine Möglichkeit ist den Brief in derselben Ausdehnung zu endigen, wie er angefangen, und einen Cöllner Dom, mit halben Thürmen, will ich nicht abschicken, sondern warte auf Zeit zum Ausbau, die bis Dinstag gewiß kommen wird. Eben geht <persName xml:id="persName_8bdcc8a7-eee5-4008-b241-fc059b91a574">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> fort, der grüßen läßt, <persName xml:id="persName_f36f3614-e86c-4886-9e90-954f1d59b6cd">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> und <persName xml:id="persName_1fe02e19-be73-4ae9-9c84-e8d1afb76811">Frau<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> würden es auch thun, oder haben es gethan – ich vergesse das immer. Was Fanny Du frägst, warum ich von <title xml:id="title_dd55f5ac-a1c6-40aa-bc67-30aaa6fa4f2d">den neuen Stücken zu Israel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108989" style="hidden" type="music">Israel in Egypt HWV 54</name></title> keine benutzt habe? Sieh nach, kennst Du die Recitative no. 5, oder 7, oder 9, 11, 13 und die Arie 14? Das sind neue Stücke und ich wollte Du hättest die Arie 14 oder no. 9 gehört, denn beides ist ganz prächtig und die <del cert="low" rend="strikethrough" xml:id="del_82538913-8c1a-485e-bc27-55ae7fcbb713">Schätzel</del>, neh, ich meine <persName xml:id="persName_fe6c2b38-e1cf-4eb6-a0c4-1b267be718aa">Mde. Decker<name key="PSN0110583" style="hidden">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> sang die <title xml:id="title_86ed2f83-8bda-4e58-b6ab-d895a9409f9c">Arie<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108989" style="hidden" type="music">Israel in Egypt HWV 54</name></title> sehr liebenswürdig. Auch bist Du ungerecht gegen die Düsseldorfer, wenn Du sagst sie hätten das <placeName xml:id="placeName_2dde8689-8341-4325-8997-dd846e2c8357">Fest<name key="NST0100303" style="hidden" subtype="" type="institution">15. Niederrheinisches Musikfest (1833)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> usurpirt, oder vielmehr die Achner sind ungerecht, die Dir sagten etc., denn Düsseld. übernahm das <placeName xml:id="placeName_2937dd2f-2543-4c71-8c1c-1cd5262e4bd1">Fest<name key="NST0100303" style="hidden" subtype="" type="institution">15. Niederrheinisches Musikfest (1833)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> erst nachdem Achen erklärt hatte, es wolle und könne dies Jahr nicht dort statt finden. Dafür sollst Du aber 2 Englische Übersetzungen von Liedern zu sehn bekommen, die sollen Dich graulen machen; das eine heißt: <title xml:id="title_74f0bfbf-13bd-4a26-b9ec-4311c834ffb7">Italy<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0111446" style="hidden" type="music">»Italien« für eine Singstimme und Klavier HU 157 (Sommer 1825 oder früher)</name></title> (eine meiner besten Compositionen, wie die Engländer mich versichert haben) und das andre <title xml:id="title_8a890578-c8d9-4802-b6b0-702850c58e5b">the dark Corsair<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xaciqbk6-fkfb-ons9-hhve-zqngquyvjpce"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100252" style="hidden">Erntelied »Es ist ein Schnitter, der heißt Tod«, 24. Januar 1827<idno type="MWV">K 37</idno><idno type="op">8/4</idno></name></title>. Was das für welche sind, sag ich nicht. – Aber die Zeit drängt, lebt wohl, und laßt uns bald Frohes über <persName xml:id="persName_f7e315fb-6b74-4268-af18-8c68a8859e5f">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> hören; – liebes <persName xml:id="persName_fe62195f-d940-4ea3-9fc4-04cc336649b8">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sey charming, ich bitte Dich drum, noch mehr als Du es sonst bist, und sey uns gesund und glücklich. Lebwohl! und lebwohl, liebe <persName xml:id="persName_50993b60-f8ed-46e8-8651-07479d6a64b6">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>. – <seg type="closer" xml:id="seg_741cdc3b-a3db-4dd9-a543-a321c99ad2e6">Grüßt rechts und links wer was haben will und schreibt ferner so viel und freundliches, wie zeit her.</seg></p> <signed rend="right">Euer</signed> <signed rend="right">Felix MB.</signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_2410f4e5-9727-4165-9818-a7ee9fa15a03"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">P. S. Ihr wißt doch, daß Ende dieses Briefs der 21<hi rend="superscript">ste</hi> Juni war?</p> </div> </body> </text></TEI>