]> Brief: fmb-1833-03-17-01

fmb-1833-03-17-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Charlotte Moscheles und Ignaz Moscheles in London <lb></lb>Berlin, 17. März 1833 Hoffentlich sind Sie nicht zu Hause, wenn dieser Brief ankommt, und der Felix (der zukünftige) spielt mit einer Kinderklapper, oder schreit ganz entsetzlich auf Englisch, d. h. hoffentlich sind Sie und der neue Ankömmling ganz Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 3, 686

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung MA Nachl. 12,6. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Charlotte Moscheles und Ignaz Moscheles in London; Berlin, 17. März 1833 Hoffentlich sind Sie nicht zu Hause, wenn dieser Brief ankommt, und der Felix (der zukünftige) spielt mit einer Kinderklapper, oder schreit ganz entsetzlich auf Englisch, d. h. hoffentlich sind Sie und der neue Ankömmling ganz

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

S. 431 f. (engl. Übersetzung). Moscheles, Briefe, S. 58-60.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

17. März 1833 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Berlin Deutschland Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) Moscheles, Charlotte (1805-1889) London Großbritannien deutsch
Mrs. Moscheles. London. 3 Chester Place Regents Park fr. Hamburgh & steamboat.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Berlin d. 17 März 1833.Liebe Mde. Moscheles

Hoffentlich sind Sie nicht zu Hause, wenn dieser Brief ankommt, und der FelixMoscheles, Felix Stone (1833-1917) (der zukünftige) spielt mit einer Kinderklapper, oder schreit ganz entsetzlich auf Englisch, d. h. hoffentlich sind Sie und der neue AnkömmlingMoscheles, Felix Stone (1833-1917) ganz so wohl, wie ich es wünsche und hoffe. KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) gab in seinem letzten Briefe gute Nachricht, und so wünsche ich denn nochmals von ganzem Herzen Glück und Freude dazu. Ich kann mir nicht helfen, ich denke jedesmal solch ein wichtiges Ereigniß, solch eine Veränderung der ganzen Familie, der nächsten Umgebung, solch ein Zuwachs an Glück und Sorgen müsse die Leute ganz und gar verändern; ich werde nun bald kommen um mich davon zu überzeugen, aber wenn ich nicht vorher noch das Gegentheil erfahre, etwa durch schlimme Schelte wegen meiner Schreibfaulheit, oder vielmehr wegen meines schlechten letzten Briefs, oder durch eine kleine Satyre wegen des Genies, oder sonst wie, so bin ich den ersten Abend in Chester Place befangen und ängstige mich, wenn ich Ihnen was vorspielen soll. Sind Sie aber für den 21sten April nicht engagirt? Wenn Sie zu Hause sind so möchte ich gern zu Ihnen kommen mit KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) der mich abholt, denn ich habe stark vor den 20sten April in London zu sein; eben fährt eine Schnellpost vorüber, und ich denke, bald sitze ich wieder drin. Sonderbar ist es, seit ich hier ins Arbeiten gekommen bin, und die Überzeugung erlangt habe, daß die Berliner Geselligkeit ein gräuliches Monstrum ist, seitdem bliebe ich gern länger hier, fühle mich wohl, es wird mir fast schwer, wieder auf die Reise zu gehen. Des Morgens klopft es fortwährend an meine Thüre, aber ich mache nicht auf, und bin glücklich, wenn ich bedenke welcher Langeweile ich ohne Zweifel entgangen bin, ohne es zu wissen; aber wenn ich dann Abends hinüber zu den ElternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) gehn kann, und wir tüchtig durch einander streiten und lachen, das ist auch wohl prächtig, und es ist nicht leicht das zu verlassen, ohne sich sagen zu können wann man es wieder findet.

Aber wozu schreiben? Wir werden das Alles besprechen, und dann bekomme ich auch schneller Antwort, oder vielmehr ich gebe sie schneller, denn daß Sie auf mein Haupt feurige Kohlen gesammelt haben, muß ich freilich gestehn. Ich schreibe aber heute eigentlich an Moscheles an den ich eine Bitte habe, nämlich die, mir eins von den vielen Gutachten zuzusenden, die er so Jahr aus, Jahr ein zu geben hat. (Sie könnten lithographirt werden à la SmartSmart, Sir George Thomas (1776-1867).) Die Gebrüder GanzGanz, Leopold Alexander (vor 1808: Lion) (1806-1869)Ganz, Moritz Eduard (vor 1808: Moises Salomon) (1802-1868) (Violinist und Cellist) wollen nämlich gern diese saison nach London gehn, von Paris aus, wenn sie Gewißheit oder Aussicht hätten, die Reise- und Aufenthaltkosten zu verdienen. Darüber fragen sie nun also Dich, lieber Moscheles, und ich übernahm es Dir deshalb zu schreiben so wie es vor drei Jahren mein VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) für mich übernommen hat; nun habe ichs aber seit einigen Wochen rein vergessen, und bitte Dich deshalb mir so umgehend, als möglich einige Zeilen für sieGanz, Leopold Alexander (vor 1808: Lion) (1806-1869)Ganz, Moritz Eduard (vor 1808: Moises Salomon) (1802-1868) zuzusenden. Bitte, umgehendst! Denn sie sind auf mich ganz ungeheuer böse, und grüßen mich gar nicht mehr, und sie haben eigentlich Recht, weil es bald Zeit würde, en cas que.

Vor einigen Tagen kam ein feiner RusseRusse, 1833 in Berlin, und erzählte mir viel von der BellevilleOury, Anna Caroline (1808-1880); ich wollte fast, Sie hätten zugehört, liebe Mde. Moscheles, die Russen scheinen wahrhaftig gebildeter zu sein, als unsre Hamburger Mitbürger. Dort will sie gar nicht gefallen d. h. sie will wohl, aber die andern nicht, und was mir der MannRusse, 1833 in Berlin von ihrer Prätention und Affectation erzählte, übersteigt den Glauben. Wen man in Moskau und Petersburg affectirt findet, der muß es wahrlich sein, haben es doch die Berliner sogar gefunden. Neulich hörte ich einen Berliner ClavierspielerWörlitzer, Friedrich, der spielte die schlechtesten Variationen<name key="PSN0115885" style="hidden" type="author">Wörlitzer, Friedrich</name><name key="CRT0111316" style="hidden" type="music">Variationen über God save the King</name> auf God save die ich in meinem Leben gehört habe, und das will ungemein viel sagen, und der MannWörlitzer, Friedrich hatte viel Fertigkeit, und viel Finger, und doch war es so leer und todt und klapprig, und mir wurde so jämmerlich dabei zu Muth – wo steckt denn unser guter Berliner Geschmack? Doch habe ich neulich die Zauberflöte<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name> gehört, das ist glaub ich die beste Vorstellung davon, die man jetzt sehn kann. Man merkt daß jeder Einzelne sein Möglichstes thut, daß sie alle die Musik persönlich lieb haben, nur ein Ganzes fehlt, und so lange der Sand Sand bleibt und die Spree wässrig, so lange fürcht’ ich wird es auch nach Berlin nicht kommen. Das machte mich im Herbst etwas melancholisch, aber jetzt sehe ich die Sache schon lustiger an, und ich denke es wird im Frühjahr wieder grün und warm werden, das ist die beste Oper, die man sehn und hören kann. Auf Wiedersehen darin.

Stets IhrFelix Mendelssohn Bartholdy.
            Berlin d. 17 März 1833. Liebe Mde. Moscheles
Hoffentlich sind Sie nicht zu Hause, wenn dieser Brief ankommt, und der Felix (der zukünftige) spielt mit einer Kinderklapper, oder schreit ganz entsetzlich auf Englisch, d. h. hoffentlich sind Sie und der neue Ankömmling ganz so wohl, wie ich es wünsche und hoffe. Klingemann gab in seinem letzten Briefe gute Nachricht, und so wünsche ich denn nochmals von ganzem Herzen Glück und Freude dazu. Ich kann mir nicht helfen, ich denke jedesmal solch ein wichtiges Ereigniß, solch eine Veränderung der ganzen Familie, der nächsten Umgebung, solch ein Zuwachs an Glück und Sorgen müsse die Leute ganz und gar verändern; ich werde nun bald kommen um mich davon zu überzeugen, aber wenn ich nicht vorher noch das Gegentheil erfahre, etwa durch schlimme Schelte wegen meiner Schreibfaulheit, oder vielmehr wegen meines schlechten letzten Briefs, oder durch eine kleine Satyre wegen des Genies, oder sonst wie, so bin ich den ersten Abend in Chester Place befangen und ängstige mich, wenn ich Ihnen was vorspielen soll. Sind Sie aber für den 21sten April nicht engagirt? Wenn Sie zu Hause sind so möchte ich gern zu Ihnen kommen mit Klingemann der mich abholt, denn ich habe stark vor den 20sten April in London zu sein; eben fährt eine Schnellpost vorüber, und ich denke, bald sitze ich wieder drin. Sonderbar ist es, seit ich hier ins Arbeiten gekommen bin, und die Überzeugung erlangt habe, daß die Berliner Geselligkeit ein gräuliches Monstrum ist, seitdem bliebe ich gern länger hier, fühle mich wohl, es wird mir fast schwer, wieder auf die Reise zu gehen. Des Morgens klopft es fortwährend an meine Thüre, aber ich mache nicht auf, und bin glücklich, wenn ich bedenke welcher Langeweile ich ohne Zweifel entgangen bin, ohne es zu wissen; aber wenn ich dann Abends hinüber zu den Eltern gehn kann, und wir tüchtig durch einander streiten und lachen, das ist auch wohl prächtig, und es ist nicht leicht das zu verlassen, ohne sich sagen zu können wann man es wieder findet.
Aber wozu schreiben? Wir werden das Alles besprechen, und dann bekomme ich auch schneller Antwort, oder vielmehr ich gebe sie schneller, denn daß Sie auf mein Haupt feurige Kohlen gesammelt haben, muß ich freilich gestehn. Ich schreibe aber heute eigentlich an Moscheles an den ich eine Bitte habe, nämlich die, mir eins von den vielen Gutachten zuzusenden, die er so Jahr aus, Jahr ein zu geben hat. (Sie könnten lithographirt werden à la Smart. ) Die Gebrüder Ganz (Violinist und Cellist) wollen nämlich gern diese saison nach London gehn, von Paris aus, wenn sie Gewißheit oder Aussicht hätten, die Reise- und Aufenthaltkosten zu verdienen. Darüber fragen sie nun also Dich, lieber Moscheles, und ich übernahm es Dir deshalb zu schreiben so wie es vor drei Jahren mein Vater für mich übernommen hat; nun habe ichs aber seit einigen Wochen rein vergessen, und bitte Dich deshalb mir so umgehend, als möglich einige Zeilen für sie zuzusenden. Bitte, umgehendst! Denn sie sind auf mich ganz ungeheuer böse, und grüßen mich gar nicht mehr, und sie haben eigentlich Recht, weil es bald Zeit würde, en cas que.
Vor einigen Tagen kam ein feiner Russe, und erzählte mir viel von der Belleville; ich wollte fast, Sie hätten zugehört, liebe Mde. Moscheles, die Russen scheinen wahrhaftig gebildeter zu sein, als unsre Hamburger Mitbürger. Dort will sie gar nicht gefallen d. h. sie will wohl, aber die andern nicht, und was mir der Mann von ihrer Prätention und Affectation erzählte, übersteigt den Glauben. Wen man in Moskau und Petersburg affectirt findet, der muß es wahrlich sein, haben es doch die Berliner sogar gefunden. Neulich hörte ich einen Berliner Clavierspieler, der spielte die schlechtesten Variationen auf God save die ich in meinem Leben gehört habe, und das will ungemein viel sagen, und der Mann hatte viel Fertigkeit, und viel Finger, und doch war es so leer und todt und klapprig, und mir wurde so jämmerlich dabei zu Muth – wo steckt denn unser guter Berliner Geschmack? Doch habe ich neulich die Zauberflöte gehört, das ist glaub ich die beste Vorstellung davon, die man jetzt sehn kann. Man merkt daß jeder Einzelne sein Möglichstes thut, daß sie alle die Musik persönlich lieb haben, nur ein Ganzes fehlt, und so lange der Sand Sand bleibt und die Spree wässrig, so lange fürcht’ ich wird es auch nach Berlin nicht kommen. Das machte mich im Herbst etwas melancholisch, aber jetzt sehe ich die Sache schon lustiger an, und ich denke es wird im Frühjahr wieder grün und warm werden, das ist die beste Oper, die man sehn und hören kann. Auf Wiedersehen darin.
Stets Ihr
Felix Mendelssohn Bartholdy.          
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Ich schreibe aber heute eigentlich an Moscheles an den ich eine Bitte habe, nämlich die, mir eins von den vielen Gutachten zuzusenden, die er so Jahr aus, Jahr ein zu geben hat. (Sie könnten lithographirt werden à la <persName xml:id="persName_ff7787ae-c7bf-4485-9627-90b880858999">Smart<name key="PSN0114944" style="hidden">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName>.) Die <persName xml:id="persName_1da3b32e-46e0-401b-a99e-67835486017c">Gebrüder Ganz<name key="PSN0111284" style="hidden">Ganz, Leopold Alexander (vor 1808: Lion) (1806-1869)</name><name key="PSN0111285" style="hidden">Ganz, Moritz Eduard (vor 1808: Moises Salomon) (1802-1868)</name></persName> (Violinist und Cellist) wollen nämlich gern diese saison nach London gehn, von Paris aus, wenn sie Gewißheit oder Aussicht hätten, die Reise- und Aufenthaltkosten zu verdienen. Darüber fragen sie nun also Dich, lieber Moscheles, und ich übernahm es Dir deshalb zu schreiben so wie es vor drei Jahren <persName xml:id="persName_1f55bfe7-aa77-4e2a-99ee-9bf1282ecea3">mein Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> für mich übernommen hat; nun habe ichs aber seit einigen Wochen rein vergessen, und bitte Dich deshalb mir so umgehend, als möglich einige Zeilen für <persName xml:id="persName_c4ddf136-cca3-4495-ba9e-6715bab3acbc">sie<name key="PSN0111284" style="hidden">Ganz, Leopold Alexander (vor 1808: Lion) (1806-1869)</name><name key="PSN0111285" style="hidden">Ganz, Moritz Eduard (vor 1808: Moises Salomon) (1802-1868)</name></persName> zuzusenden. Bitte, umgehendst! Denn sie sind auf mich ganz ungeheuer böse, und grüßen mich gar nicht mehr, und sie haben eigentlich Recht, weil es bald Zeit würde, en cas que.</p><p>Vor einigen Tagen kam ein <persName xml:id="persName_a214e804-0d54-4fa3-932b-423771fa58a9">feiner Russe<name key="PSN0118776" style="hidden">Russe, 1833 in Berlin</name></persName>, und erzählte mir viel von der <persName xml:id="persName_b723d724-b331-4f3f-a7f3-dafdeb413174">Belleville<name key="PSN0113713" style="hidden">Oury, Anna Caroline (1808-1880)</name></persName>; ich wollte fast, Sie hätten zugehört, liebe Mde. Moscheles, die Russen scheinen wahrhaftig gebildeter zu sein, als unsre Hamburger Mitbürger. Dort will sie gar nicht gefallen d. h. sie will wohl, aber die andern nicht, und was mir <persName xml:id="persName_65c67b22-e3a8-4178-bc78-c27261c8cc99">der Mann<name key="PSN0118776" style="hidden">Russe, 1833 in Berlin</name></persName> von ihrer Prätention und Affectation erzählte, übersteigt den Glauben. Wen man in Moskau und Petersburg affectirt findet, der muß es wahrlich sein, haben es doch die Berliner sogar gefunden. Neulich hörte ich einen <persName xml:id="persName_b7bd6d9e-7b19-47a6-9c52-a5cdc7381da7">Berliner Clavierspieler<name key="PSN0115885" style="hidden">Wörlitzer, Friedrich</name></persName>, der spielte <title xml:id="title_fd08b569-446c-4587-b795-02151bf92996">die schlechtesten Variationen<name key="PSN0115885" style="hidden" type="author">Wörlitzer, Friedrich</name><name key="CRT0111316" style="hidden" type="music">Variationen über God save the King</name></title> auf God save die ich in meinem Leben gehört habe, und das will ungemein viel sagen, und der <persName xml:id="persName_c8e439e7-e91a-4e63-90a2-5c866e85591f">Mann<name key="PSN0115885" style="hidden">Wörlitzer, Friedrich</name></persName> hatte viel Fertigkeit, und viel Finger, und doch war es so leer und todt und klapprig, und mir wurde so jämmerlich dabei zu Muth – wo steckt denn unser guter Berliner Geschmack? Doch habe ich neulich die <title xml:id="title_4de08f90-43e3-4dc1-a334-8337d66bb819">Zauberflöte<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name></title> gehört, das ist glaub ich die beste Vorstellung davon, die man jetzt sehn kann. Man merkt daß jeder Einzelne sein Möglichstes thut, daß sie alle die Musik persönlich lieb haben, nur ein Ganzes fehlt, und so lange der Sand Sand bleibt und die Spree wässrig, so lange fürcht’ ich wird es auch nach Berlin nicht kommen. Das machte mich im Herbst etwas melancholisch, aber jetzt sehe ich die Sache schon lustiger an, und ich denke es wird im Frühjahr wieder grün und warm werden, das ist die beste Oper, die man sehn und hören kann. <seg type="closer" xml:id="seg_f364d89e-bef2-4358-9c00-5959e176e140">Auf Wiedersehen darin.</seg></p><signed rend="right">Stets Ihr</signed><signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed></div></body> </text></TEI>