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fmb-1833-01-30-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Josephine von Miller und Joseph von Miller in München<lb></lb>Berlin, 30. Januar 1833 Wenn Sie nur wüßten, wie herzlich Sie mich durch Ihre gütigen Zeilen erfreut haben. Es wird mir wirklich schwer Ihnen so recht dafür zu danken, wie ich gern möchte, eigentlich möchte ich nichts sagen, als Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 3, 661

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland München D-Mbs München, Bayerische Staatsbibliothek, Musikabteilung - Stieleriana I,2. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Josephine von Miller und Joseph von Miller in München; Berlin, 30. Januar 1833 Wenn Sie nur wüßten, wie herzlich Sie mich durch Ihre gütigen Zeilen erfreut haben. Es wird mir wirklich schwer Ihnen so recht dafür zu danken, wie ich gern möchte, eigentlich möchte ich nichts sagen, als

5 beschr. S.; Adresse.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) an Fräulein Josephine von Miller (Autographen berühmter Persönlichkeiten in Faksimileausgaben; 18), Biberach an der Riss 1980 (Faksimile).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

30. Januar 1833 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Berlin Deutschland Miller, Joseph (seit 1819) von (1769-1834) Miller, Josephine (seit 1819) von (1808-1890) München Deutschland deutsch
An Fräulein Fräulein Josephine von Miller. Hochwohlgeb. Münschen franco Adr. Hrn. v. Miller, K. B. Rath. Consultant und Advocaten Carlsstraße und Barrerstraßen Ecke.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mein hochgeehrtes Fräulein

Wenn Sie nur wüßten, wie herzlich Sie mich durch Ihre gütigen Zeilen erfreut haben. Es wird mir wirklich schwer Ihnen so recht dafür zu danken, wie ich gern möchte, eigentlich möchte ich nichts sagen, als daß ich im Herbst selbst nach München kommen will, und es dann mündlich besser thun will, als ich es schriftlich kann. Aber bis dahin ist es noch weit hin, und es kann sich Alles verändern, und was jetzt froh und freundlich aussieht, kann trüb und traurig geworden sein, da will ich es denn nicht verschieben, und Ihnen heut nur sagen, wie glücklich es mich machen wird, wenn ich Sie und die lieben IhrigenMiller, Familie von → Joseph von M. einmal wieder sehn werde. Das hätte ich freilich schon lange sagen sollen, aber nun noch von Ihnen einen Brief zu erhalten! Und solch einen freundlichen Brief! Ohne Vorwürfe, ohne Tadel für eine Menge Sünden und Nachlässigkeiten, so viel Güte muß einen Stein erweichen, und ganz so hart glauben Sie hoffentlich nicht, daß ich bin. Wenn Sie wissen, wie es erfreut ein Zeichen des Andenkens aus lieber Hand zu empfangen, ohne daß man es erwarten konnte, so mögen Sie sich meine Freude denken, und ich bin solch ein Egoist, daß mich nichts in der Freude stören konnte, weder der Gedanke daß Sie durch meine (mittelbare) Schuld zu Hause bleiben mußten, noch daß Sie den langweiligen Gaogan gesehen haben, noch selbst der böse Sturm, der Sie beim Nachhausegehn packte; ich sah wohl ein, daß ich Ihnen Alles dies abbitten sollte, und dennoch freute ich mich nur. 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Denn das ist eben die Hauptsache bei solchem Lied ohne Worte, daß sich jeder seine Worte und seinen Sinn hinzu denkt, und sichs auf seine eigne Weise auslegt; das habe ich allerdings wohl auch gethan, aber nur sehr unzusammenhängend, hier und da mal auf eine Note ein Wort, dann wieder eine Menge Noten ohne alle Worte, dann wieder Worte ohne Sinn – und das darf ich Ihnen doch nicht so schreiben, zumal da es eigentlich nur auf den Sinn ankommt. Also erfinden Sie selbst sich nur die Verse, daß Sie die Bedeutung verstehen, weiß ich doch, wenn Sie es auch abläugnen oder um mit Ihren Worten zu reden „trotz aller Bescheidenheit“ und wenn Sie die nicht wüßten, so wäre das ganze Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bwec1equ-2s5c-ix34-9yfs-nehpiwzyp89e"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100436" style="hidden">Con moto A-Dur, 3. 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Wenn ich nur erst da wäre! – Hier sieht es ziemlich langweilig aus; was sie Carnaval nennen, ist gar betrübt, es besteht darin, daß sich der Hof in seine Loge im Theater Thee bringen läßt, und daß die Billets theuerer sind; sonst gibt es keine Lustbarkeiten; da verstehn Sie es besser, im Süden. Nicht einmal interessante Musik bekommt man zu hören; nur durch BärmannsBaermann, Heinrich Joseph (1784-1847)Baermann, Carl (II) (1782-1842) bin ich erst wieder aus meiner Berliner Lethargie gerüttelt worden; das ist aber auch ein Genuß, wie man ihn nicht zweimal hat, und mir war er diesmal doppelt erquickend. Ich habe sie oft spielen hören, aber jedesmal mit neuem Interesse, denn was rein aus der Seele kommt, das bleibt immer frisch und unerwartet und neu. Jetzt hab ich einen Brief aus Königsberg von ihnenBaermann, Heinrich Joseph (1784-1847)Baermann, Carl (II) (1782-1842) bekommen und in diesem Augenblick sitzen sie vielleicht schon auf Russischen Schlitten. Ich gönne den Eismännern gar nicht solch eine Freude, denn die sind innerlich eben so kalt, wie die Berliner sandig, indeß hoffe ich noch in diesem Jahre mit ihmBaermann, Heinrich Joseph (1784-1847) bei Ihnen Musik zu machen, dann hat er sich aus dem Schnee gemacht, und ich mich aus dem Staube. 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Erlauben Sie mir, hier eine Episode an Ihren Herrn VaterMiller, Joseph (seit 1819) von (1769-1834) einzuschalten, und ihm zu sagen, wie herzlich er mich durch seine gütigen, liebenswürdigen Zeilen geehrt und erfreut hat. Was mir das vergangne Jahr so traurig gemacht hat, ist der Verlust meiner liebsten hiesigen FreundeRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)Peters, Ulrike Maria Wilhelmina (1807-1832), und eine Reihe von TodesfällenMendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831)Mendelsohn, Eva (?-1831)Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)Robert, Friederike (1795-1832)Robert (vorh. Liepmann Levin, seit 1814: Robert-Tornow), Ernst Friedrich Ludwig (1778-1832), die mich um so mehr ergriffen, als ich so traurige Erfahrungen noch niemals gemacht hatte. Doch auch selbst dieser bittere Schmerz wird durch eine so freundliche Theilnahme gemildert, und so bin ich Ihrem VaterMiller, Joseph (seit 1819) von (1769-1834) für seine gütige Erinnerung doppelten Dank schuldig. Ich werde ihn ihmMiller, Joseph (seit 1819) von (1769-1834) mündlich besser sagen können, als hier schriftlich, und was ich mich auf diese Zeit freue habe ich schon oft im Briefe wiederholt.

Nun leben Sie wohl, mein verehrtes Fräulein; ich habe schon viel zu lange geschrieben, und immer dasselbe, aber es ist eben einmal die Hauptsache. Und so schließe ich denn auch damit: auf Wiedersehn. Indem ich Sie bitte Ihrer Frau MutterMiller, Frau von und Fräulein SchwesterMiller, Fräulein von meine besten Empfehlungen und Wünsche zu sagen bin ich Ihr ergebner Felix Mendelssohn Bartholdy Berlin 30/1 33
            Mein hochgeehrtes Fräulein
Wenn Sie nur wüßten, wie herzlich Sie mich durch Ihre gütigen Zeilen erfreut haben. Es wird mir wirklich schwer Ihnen so recht dafür zu danken, wie ich gern möchte, eigentlich möchte ich nichts sagen, als daß ich im Herbst selbst nach München kommen will, und es dann mündlich besser thun will, als ich es schriftlich kann. Aber bis dahin ist es noch weit hin, und es kann sich Alles verändern, und was jetzt froh und freundlich aussieht, kann trüb und traurig geworden sein, da will ich es denn nicht verschieben, und Ihnen heut nur sagen, wie glücklich es mich machen wird, wenn ich Sie und die lieben Ihrigen einmal wieder sehn werde. Das hätte ich freilich schon lange sagen sollen, aber nun noch von Ihnen einen Brief zu erhalten! Und solch einen freundlichen Brief! Ohne Vorwürfe, ohne Tadel für eine Menge Sünden und Nachlässigkeiten, so viel Güte muß einen Stein erweichen, und ganz so hart glauben Sie hoffentlich nicht, daß ich bin. Wenn Sie wissen, wie es erfreut ein Zeichen des Andenkens aus lieber Hand zu empfangen, ohne daß man es erwarten konnte, so mögen Sie sich meine Freude denken, und ich bin solch ein Egoist, daß mich nichts in der Freude stören konnte, weder der Gedanke daß Sie durch meine (mittelbare) Schuld zu Hause bleiben mußten, noch daß Sie den langweiligen Gaogan gesehen haben, noch selbst der böse Sturm, der Sie beim Nachhausegehn packte; ich sah wohl ein, daß ich Ihnen Alles dies abbitten sollte, und dennoch freute ich mich nur. Sie wollen Worte zu dem kleinen Liede aus a dur, welches ich Ihnen hinterließ, von mir wissen; aber wie soll ichs anfangen, um welche dazu zu finden? Denn das ist eben die Hauptsache bei solchem Lied ohne Worte, daß sich jeder seine Worte und seinen Sinn hinzu denkt, und sichs auf seine eigne Weise auslegt; das habe ich allerdings wohl auch gethan, aber nur sehr unzusammenhängend, hier und da mal auf eine Note ein Wort, dann wieder eine Menge Noten ohne alle Worte, dann wieder Worte ohne Sinn – und das darf ich Ihnen doch nicht so schreiben, zumal da es eigentlich nur auf den Sinn ankommt. Also erfinden Sie selbst sich nur die Verse, daß Sie die Bedeutung verstehen, weiß ich doch, wenn Sie es auch abläugnen oder um mit Ihren Worten zu reden „trotz aller Bescheidenheit“ und wenn Sie die nicht wüßten, so wäre das ganze Lied nichts nütz und verfehlt; ich wollte mich denn hiedurch feierlich verpflichten Ihnen ein besseres diesen Herbst zu bringen, das seine Stimmung deutlicher ausspräche, als dies es wohl thut. – Überhaupt habe ich eigentlich das ganze vorige Jahr mit Plänen zu meiner Umwandelung und Besserung zugebracht, mich selbst ausgescholten, Vorsätze gefaßt, das ist die traurigste Beschäftigung, denn sie hilft gewöhnlich zu gar nichts, und so habe ich das Jahr scheiden sehn ohne es mir zurückzuwünschen, und nur hoffend, daß das jetzige mir besser und günstiger sein möge. Auch läßt es sich ganz lustig an, und so Gott will kann es ein schöner Frühling Sommer und Herbst werden; daß bei all diesen Aussichten München mit den beiden braunen Thürmen obenan steht, brauche ich Ihnen wohl nicht erst zu sagen. Wenn ich nur erst da wäre! – Hier sieht es ziemlich langweilig aus; was sie Carnaval nennen, ist gar betrübt, es besteht darin, daß sich der Hof in seine Loge im Theater Thee bringen läßt, und daß die Billets theuerer sind; sonst gibt es keine Lustbarkeiten; da verstehn Sie es besser, im Süden. Nicht einmal interessante Musik bekommt man zu hören; nur durch Bärmanns bin ich erst wieder aus meiner Berliner Lethargie gerüttelt worden; das ist aber auch ein Genuß, wie man ihn nicht zweimal hat, und mir war er diesmal doppelt erquickend. Ich habe sie oft spielen hören, aber jedesmal mit neuem Interesse, denn was rein aus der Seele kommt, das bleibt immer frisch und unerwartet und neu. Jetzt hab ich einen Brief aus Königsberg von ihnen bekommen und in diesem Augenblick sitzen sie vielleicht schon auf Russischen Schlitten. Ich gönne den Eismännern gar nicht solch eine Freude, denn die sind innerlich eben so kalt, wie die Berliner sandig, indeß hoffe ich noch in diesem Jahre mit ihm bei Ihnen Musik zu machen, dann hat er sich aus dem Schnee gemacht, und ich mich aus dem Staube. Daß aber Aibl meine Lieder nicht schafft, ist ja ganz abscheulich; wenn ein Musikhändler Ehre im Leibe hätte, so wäre es sein Tod, denn ich forderte ihn und erschöß ihn gewiß; aber er stellt sich nicht, also muß ich auch die Lieder Ihnen im Herbst mitbringen, und es ist der refrain von diesem Briefe: im Herbst; in München, und mündlich.
Erlauben Sie mir, hier eine Episode an Ihren Herrn Vater einzuschalten, und ihm zu sagen, wie herzlich er mich durch seine gütigen, liebenswürdigen Zeilen geehrt und erfreut hat. Was mir das vergangne Jahr so traurig gemacht hat, ist der Verlust meiner liebsten hiesigen Freunde, und eine Reihe von Todesfällen, die mich um so mehr ergriffen, als ich so traurige Erfahrungen noch niemals gemacht hatte. Doch auch selbst dieser bittere Schmerz wird durch eine so freundliche Theilnahme gemildert, und so bin ich Ihrem Vater für seine gütige Erinnerung doppelten Dank schuldig. Ich werde ihn ihm mündlich besser sagen können, als hier schriftlich, und was ich mich auf diese Zeit freue habe ich schon oft im Briefe wiederholt.
Nun leben Sie wohl, mein verehrtes Fräulein; ich habe schon viel zu lange geschrieben, und immer dasselbe, aber es ist eben einmal die Hauptsache. Und so schließe ich denn auch damit: auf Wiedersehn. Indem ich Sie bitte Ihrer Frau Mutter und Fräulein Schwester meine besten Empfehlungen und Wünsche zu sagen bin ich Ihr ergebner
Felix Mendelssohn Bartholdy
Berlin 30/1 33          
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Aber bis dahin ist es noch weit hin, und es kann sich Alles verändern, und was jetzt froh und freundlich aussieht, kann trüb und traurig geworden sein, da will ich es denn nicht verschieben, und Ihnen heut nur sagen, wie glücklich es mich machen wird, wenn ich Sie und die lieben <persName xml:id="persName_4587196e-517d-4c37-894d-8f1029b697de">Ihrigen<name key="PSN0113345" style="hidden">Miller, Familie von → Joseph von M.</name></persName> einmal wieder sehn werde. Das hätte ich freilich schon lange sagen sollen, aber nun noch von Ihnen einen Brief zu erhalten! Und solch einen freundlichen Brief! Ohne Vorwürfe, ohne Tadel für eine Menge Sünden und Nachlässigkeiten, so viel Güte muß einen Stein erweichen, und ganz so hart glauben Sie hoffentlich nicht, daß ich bin. Wenn Sie wissen, wie es erfreut ein Zeichen des Andenkens aus lieber Hand zu empfangen, ohne daß man es erwarten konnte, so mögen Sie sich meine Freude denken, und ich bin solch ein Egoist, daß mich nichts in der Freude stören konnte, weder der Gedanke daß Sie durch meine (mittelbare) Schuld zu Hause bleiben mußten, noch daß Sie den langweiligen Gaogan gesehen haben, noch selbst der böse Sturm, der Sie beim Nachhausegehn packte; ich sah wohl ein, daß ich Ihnen Alles dies abbitten sollte, und dennoch freute ich mich nur. Sie wollen Worte <title xml:id="title_692537f9-1bf5-4adb-b7a4-389701700d91">zu dem kleinen Liede aus a dur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xyb2zcct-9ajs-8jhj-ghjk-jzmkschrogem"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100436" style="hidden">Con moto A-Dur, 3. November 1831<idno type="MWV">U 88</idno><idno type="op"></idno></name></title>, welches ich Ihnen hinterließ, von mir wissen; aber wie soll ichs anfangen, um welche dazu zu finden? Denn das ist eben die Hauptsache bei solchem Lied ohne Worte, daß sich jeder seine Worte und seinen Sinn hinzu denkt, und sichs auf seine eigne Weise auslegt; das habe ich allerdings wohl auch gethan, aber nur sehr unzusammenhängend, hier und da mal auf eine Note ein Wort, dann wieder eine Menge Noten ohne alle Worte, dann wieder Worte ohne Sinn – und das darf ich Ihnen doch nicht so schreiben, zumal da es eigentlich nur auf den Sinn ankommt. Also erfinden Sie selbst sich nur die Verse, daß Sie die Bedeutung verstehen, weiß ich doch, wenn Sie es auch abläugnen oder um mit Ihren Worten zu reden „trotz aller Bescheidenheit“ und wenn Sie die nicht wüßten, so wäre <title xml:id="title_4d4d993c-98d5-44e2-b58e-1f8a808b365c">das ganze Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bwec1equ-2s5c-ix34-9yfs-nehpiwzyp89e"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100436" style="hidden">Con moto A-Dur, 3. November 1831<idno type="MWV">U 88</idno><idno type="op"></idno></name></title> nichts nütz und verfehlt; ich wollte mich denn hiedurch feierlich verpflichten Ihnen ein besseres diesen Herbst zu bringen, das seine Stimmung deutlicher ausspräche, als dies es wohl thut. – Überhaupt habe ich eigentlich das ganze vorige Jahr mit Plänen zu meiner Umwandelung und Besserung zugebracht, mich selbst ausgescholten, Vorsätze gefaßt, das ist die traurigste Beschäftigung, denn sie hilft gewöhnlich zu gar nichts, und so habe ich das Jahr scheiden sehn ohne es mir zurückzuwünschen, und nur hoffend, daß das jetzige mir besser und günstiger sein möge. Auch läßt es sich ganz lustig an, und so Gott will kann es ein schöner Frühling Sommer und Herbst werden; daß bei all diesen Aussichten München mit den beiden braunen Thürmen obenan steht, brauche ich Ihnen wohl nicht erst zu sagen. Wenn ich nur erst da wäre! – Hier sieht es ziemlich langweilig aus; was sie Carnaval nennen, ist gar betrübt, es besteht darin, daß sich der Hof in seine Loge im Theater Thee bringen läßt, und daß die Billets theuerer sind; sonst gibt es keine Lustbarkeiten; da verstehn Sie es besser, im Süden. Nicht einmal interessante Musik bekommt man zu hören; nur durch <persName xml:id="persName_efa041a4-d19e-4f23-bcdc-964191f04294">Bärmanns<name key="PSN0109633" style="hidden">Baermann, Heinrich Joseph (1784-1847)</name><name key="PSN0109631" style="hidden">Baermann, Carl (II) (1782-1842)</name></persName> bin ich erst wieder aus meiner Berliner Lethargie gerüttelt worden; das ist aber auch ein Genuß, wie man ihn nicht zweimal hat, und mir war er diesmal doppelt erquickend. Ich habe sie oft spielen hören, aber jedesmal mit neuem Interesse, denn was rein aus der Seele kommt, das bleibt immer frisch und unerwartet und neu. Jetzt hab ich einen Brief aus Königsberg von <persName xml:id="persName_5e33f66c-49f5-4898-ac5f-abb3e96897ba">ihnen<name key="PSN0109633" style="hidden">Baermann, Heinrich Joseph (1784-1847)</name><name key="PSN0109631" style="hidden">Baermann, Carl (II) (1782-1842)</name></persName> bekommen und in diesem Augenblick sitzen sie vielleicht schon auf Russischen Schlitten. Ich gönne den Eismännern gar nicht solch eine Freude, denn die sind innerlich eben so kalt, wie die Berliner sandig, indeß hoffe ich noch in diesem Jahre mit <persName xml:id="persName_37aa56e9-1829-4d72-8990-16e14982fc19">ihm<name key="PSN0109633" style="hidden">Baermann, Heinrich Joseph (1784-1847)</name></persName> bei Ihnen Musik zu machen, dann hat er sich aus dem Schnee gemacht, und ich mich aus dem Staube. Daß aber <persName xml:id="persName_f3c791b0-5cd6-4cb5-a2c7-b10188996f26">Aibl<name key="PSN0109405" style="hidden">Aibl, Joseph (1802-1834)</name></persName> <title xml:id="title_36d3431e-e87b-46f5-a355-0329cc85b50b">meine Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_izgur2z6-nsf9-wnpd-hr0a-nxkmpsrothnm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100622" style="hidden">Sechs Gesänge für eine Singstimme und Klavier, 1833; enthält MWV K 56, K 63, K 72, K 70, K 71 und K 65<idno type="MWV">SD 6</idno><idno type="op">19a</idno></name></title> nicht schafft, ist ja ganz abscheulich; wenn ein Musikhändler Ehre im Leibe hätte, so wäre es sein Tod, denn ich forderte ihn und erschöß ihn gewiß; aber <persName xml:id="persName_14c53306-cafa-4e71-b222-e0a5d72a72f4">er<name key="PSN0109405" style="hidden">Aibl, Joseph (1802-1834)</name></persName> stellt sich nicht, also muß ich auch <title xml:id="title_90c87f0b-de32-4f47-8308-16b18e16ae80">die Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_a6cyzn19-z6as-gsxx-dsur-boenqdhezdug"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100622" style="hidden">Sechs Gesänge für eine Singstimme und Klavier, 1833; enthält MWV K 56, K 63, K 72, K 70, K 71 und K 65<idno type="MWV">SD 6</idno><idno type="op">19a</idno></name></title> Ihnen im Herbst mitbringen, und es ist der refrain von diesem Briefe: im Herbst; in München, und mündlich.</p> <p>Erlauben Sie mir, hier eine Episode an <persName xml:id="persName_9259a3ae-8020-4faf-bf40-23a273ca8486">Ihren Herrn Vater<name key="PSN0113349" style="hidden">Miller, Joseph (seit 1819) von (1769-1834)</name></persName> einzuschalten, und ihm zu sagen, wie herzlich er mich durch seine gütigen, liebenswürdigen Zeilen geehrt und erfreut hat. Was mir das vergangne Jahr so traurig gemacht hat, ist der Verlust <persName xml:id="persName_5c757aab-8afc-4f74-9ab9-43f9100fff7e">meiner liebsten hiesigen Freunde<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name><name key="PSN0113830" style="hidden">Peters, Ulrike Maria Wilhelmina (1807-1832)</name></persName>, und <persName xml:id="persName_9f1f0eae-7f1f-402f-8bd1-d029016a7412">eine Reihe von Todesfällen<name key="PSN0113224" style="hidden">Mendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831)</name><name key="PSN0113205" style="hidden">Mendelsohn, Eva (?-1831)</name><name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name><name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="PSN0114233" style="hidden">Robert, Friederike (1795-1832)</name><name key="PSN0114232" style="hidden">Robert (vorh. Liepmann Levin, seit 1814: Robert-Tornow), Ernst Friedrich Ludwig (1778-1832)</name></persName>, die mich um so mehr ergriffen, als ich so traurige Erfahrungen noch niemals gemacht hatte. Doch auch selbst dieser bittere Schmerz wird durch eine so freundliche Theilnahme gemildert, und so bin ich <persName xml:id="persName_d485d87c-a82b-4b14-b82f-2c07c9d5c862">Ihrem Vater<name key="PSN0113349" style="hidden">Miller, Joseph (seit 1819) von (1769-1834)</name></persName> für seine gütige Erinnerung doppelten Dank schuldig. Ich werde ihn <persName xml:id="persName_866e6723-efea-4659-923d-6f756c89e420">ihm<name key="PSN0113349" style="hidden">Miller, Joseph (seit 1819) von (1769-1834)</name></persName> mündlich besser sagen können, als hier schriftlich, und was ich mich auf diese Zeit freue habe ich schon oft im Briefe wiederholt.</p> <closer rend="left" xml:id="closer_2777d440-4090-4b6c-8662-3ec17667c407">Nun leben Sie wohl, mein verehrtes Fräulein; ich habe schon viel zu lange geschrieben, und immer dasselbe, aber es ist eben einmal die Hauptsache. Und so schließe ich denn auch damit: auf Wiedersehn.</closer> <closer rend="left" xml:id="closer_b522cdcb-d3d0-48fe-a303-2c450964f58e">Indem ich Sie bitte <persName xml:id="persName_d4b25236-ba9a-4d93-86b6-bd7f063e8d0d">Ihrer Frau Mutter<name key="PSN0113346" style="hidden">Miller, Frau von</name></persName> und <persName xml:id="persName_9f1229d1-f114-4458-9967-adcbb84a1cf2">Fräulein Schwester<name key="PSN0113347" style="hidden">Miller, Fräulein von</name></persName> meine besten Empfehlungen und Wünsche zu sagen bin ich</closer> <signed rend="right">Ihr ergebner</signed> <signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy</signed> <dateline rend="left">Berlin <date cert="high" when="1833-01-30" xml:id="date_ccf97f90-6a0a-4fff-a9f8-4cd1ce31931a">30/1 33</date></dateline> </div> </body> </text></TEI>