]> Brief: fmb-1832-09-17-02

fmb-1832-09-17-02

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Ignaz Moscheles in Hamburg <lb></lb> Berlin, 17. September 1832 Entschuldige mein spätes Antworten auf Deinen lieben Brief vom 7ten; ich wollte Dir aber gern über Deinen mir so wichtigen Plan etwas Bestimmtes melden können, und da ich erst gestern Abend darüber Antwort erhalten habe, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 3, 609

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Leeds GB-LEbc Leeds, University Library, The Brotherton Library Brotherton Collection MS Mendelssohn, Letters 11. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Ignaz Moscheles in Hamburg; Berlin, 17. September 1832 Entschuldige mein spätes Antworten auf Deinen lieben Brief vom 7ten; ich wollte Dir aber gern über Deinen mir so wichtigen Plan etwas Bestimmtes melden können, und da ich erst gestern Abend darüber Antwort erhalten habe,

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel, Vermerk auf der Adressenseite von Ignaz Moscheles’ Hand: »d. 17t Sept. 1832«. – In Ignaz Moscheles’ Briefalbum enthalten. Autographe Notiz von Moscheles in dessen Briefalbum zu diesem Brief: »Nähere Berichte über seine Verhandlungen mit Graf [Wilhelm Friedrich von] Redern und Anstalten zu meinem Concerte. / Vertrauliche Aeußerungen über Berliner Zustände: Spontini Meyerbeer Neukom [!] die Milder etc:«.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Sammlung William Thomas Freemantle, Rotherham, Yorkshire.

Moscheles, Briefe, S. 40-44.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

17. September 1832 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Berlin Deutschland Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) Hamburg Deutschland deutsch
HerrnHerrn I. MoschelesWohlgeb.Hamburgpr. Adresse Herrn [Theodor] Jaquesauf der Esplanadefranco
Vermerk auf der Adressenseite von Ignaz Moscheles’ Hand: »d. 17t Sept. 1832«.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Berlin d. 17 Sept. 1832.Lieber Moscheles

Entschuldige mein spätes Antworten auf Deinen lieben Brief vom 7ten; ich wollte Dir aber gern über Deinen mir so wichtigen Plan etwas Bestimmtes melden können, und da ich erst gestern Abend darüber Antwort erhalten habe, so hat sichs so lange verzögert. Vor allen Dingen hoffe ich aber, daß Deine Krankheit gänzlich vorüber ist, der Name klingt immer so fatal, daß mich es recht verlangt, von Deiner Hand zu sehen, daß jede Spur davon vorüber ist, denn obwohl Deine FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889) an NeukommNeukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858) schreibt, daß Du wohl bist, so möchte ichs doch auch gern bald von Dir bestätigt sehen. In ihrem Briefe werden mir auch Schelte versprochen, wegen meines unartigen Briefs und wegen meines spleens; nun hab ich mir blos deswegen schon meinen Grimm so lange conservirt, und warte dennoch ganz vergebens auf diese Radicalcur; ich glaubte, man müsse das homöopathisch curiren, aber nichts hilft mir. Ihr werdet schon selbst kommen müssen. Und dies führt mich auf folgende historische details: sobald ich Deinen Brief hatte, ging ich zum Grafen RedernRedern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883) (dem jetzigen Intendanten und Selbstherrscher aller Schauspiele und Opern) um ihn, wie Du mir schreibst, zu sondiren, da ich mit ihm auf einem leidlichen Fuß stehe und wir uns aus der Ferne achten; aber des Mannes war nicht habhaft zu werden, es war gerade Manöverzeit, da ritt der Geschäftsmann alle Morgen hinaus, und sprach niemand, dazu wurde ein großes Extratheater gegeben, Nachmittags um 2 Uhr, wozu alle Officiere aus dem Lager am Templower Berge commandirt wurden, nur in die Parquetlogen durfte das bürgerliche Pack gehen, alles andre war mit Militair besetzt; die neue Oper Cortez<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name><name key="CRT0110966" style="hidden" type="music">Fernand Cortez ou La Conquête du Mexique</name> wurde gegeben, und die Marssöhne klatschten heftig; da war denn das ganze Personal in Allarm, und niemand zu sprechen. Endlich vorgestern fing ich den GrafenRedern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883) doch ab, das war also der erste Aufschub. Ich ließ nun fallen, daß Du vielleicht nicht abgeneigt sein möchtest, über Berlin zu gehen und Dich mit der Intendanz zu einem Concert zu verständigen, weil Du nur ein Paar Tage bleiben wollest, und doch Berlin nicht ganz vorübergehen möchtest. Er war hierüber sehr erfreut, wie das denn seine verfluchte Schuldigkeit ist, und sagte, Du habest ja bei Deinem vorigen Aufenthalt schon mit der Intendanz Concert gegeben, und ob ichs übernehmen wollte, Dich in seinem Namen zu fragen, ob Du es zu denselben Bedingungen, wie damals, thun wollest? Nämlich für den 3ten Theil der Brutto Einnahme im OpernhauseKönigliches OpernhausBerlinDeutschland. Er sprach auch von der Hälfte der netto Einnahme, indeß da die von den Tageskosten sehr abhängt, und man die Kosten leicht bedeutend steigern kann, so halte ich das andre für viel rathsamer, da das OpernhausKönigliches OpernhausBerlinDeutschland beinahe 2000 Menschen faßt. Ich bat ihn, er möge die Bücher nachsehen lassen, um die Bedingungen genau zu wissen, und sie mir dann schriftlich schicken. Das hat er nun gestern Abend erst fertig gemacht, und ich lege es Dir hier bei. Daß hier eine gute Einnahme nicht fehlen kann, ist klar, doch hängt das Mehr und Minder auch von dem Stück und von der Unterstützung ab, die das Theater dazu geben wird; darüber ist aber nichts eher zu bestimmen, als bis der Tag Deines Concerts festgesetzt wäre, weil sie natürlich mit allen möglichen Versprechungen gleich bei der Hand sind. – Da Du nun aber nach Dresden oder Leipzig willst, so müßtest Du Berlin geradezu umgehen, wenn Du nicht herkommen wolltest, und das wirst Du uns doch hoffentlich nicht zu Leide thun. Und wenn Dir am Vergnügen von SerinaMoscheles, Serena (Serina) Anna (1830-1902) im Mindesten liegt, so mußt Du sie hieher bringen, damit sie mit meinem kleinen Neffen SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) spielt; Du mußt nicht glauben, daß ich an eine Verheirathung bestimmt dächte, aber ich sage Dir, daß mein NeffeHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) ein liebenswürdiger und geistreicher Mann von 2 Jahren ist, den SerinaMoscheles, Serena (Serina) Anna (1830-1902) trotz seiner Blässe und Zartheit lieben wird, denn das macht interessant. Und wie sich meine beiden Frauen SchwesternHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) glücklich schätzen würden, Deine FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889) in ihrem chez soi empfangen zu können, und wie sehr wir Euch fetiren wollten, aber noch viel mehr lieb haben – das brauche ich Dir nicht zu schreiben. Komm und überzeuge Dich selbst davon.

Daß ich übrigens mit RedernRedern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883) gesprochen, eigentlich ohne Deinen bestimmten Auftrag, wirst Du wohl nicht übel nehmen. Du bist auf keinen Fall an irgend etwas gebunden, sondern die ganze Sache habe ich bei der Intendanz nicht als ein Anerbieten von Dir, sondern als meinen Wunsch und meine PrivatMittheilung gestellt. Willst Du nun kommen und schreibst es mir, so kann man alles so fertig einrichten, daß Du wenn Du sonst willst, denselben Tag ankommen, und nach dem Concert abreisen könntest. Ich würde das aber übel nehmen. Daß Du an SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851) deswegen nicht geschrieben, ist erstlich wegen seines ErardÉrard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855)Érard, Klavierfabrik in Paris und London sehr recht, zweitens aber auch, weil er durchaus nichts mit der Administration mehr zu schaffen haben soll. Mein Instrument von ErardÉrard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855)Érard, Klavierfabrik in Paris und London ist noch nicht da; ich glaube, er läßt es erst die Linie passiren, oder Gott weiß, was sonst. Die MilderMilder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838) giebt ihr Concert Ende October, wie sie mir sagt; Neukomms Septett<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110201" style="hidden" type="music">Fantaisie concertante Es-Dur, NV 399</name>, und poor Adele<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110211" style="hidden" type="music">Poor Adèle NV 388</name>, und midnights review<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110210" style="hidden" type="music">Napoleon’s Midnight Review (Die nächtliche Heerschau) NV 325</name>, und eine Sinfonie von ihm, und ein Psalm von ihm, und einige Lieder<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110202" style="hidden" type="music">Farewell NV 397</name> von ihm, und noch eine Menge Sachen von Neukomm wird sie geben. Sein Oratorium<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110203" style="hidden" type="music">Das Gesetz des alten Bundes, oder Die Gesetzgebung auf Sinai (Die zehn Gebote) NV 316</name> wird den 27ten dieses M. in der GarnisonkircheGarnisonkirchePotsdamDeutschland für die Armen aufgeführt. MayerbeerMeyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864) hat die Vase und den Titel richtig weg; lägen nicht einige deutsche Meilen zwischen einem HofCapellmeister und einem wirklichen Capellmeister so könnte michs ärgern. Aber das Anhängsel Hof bedeutet, daß er nichts zu thun hat, und dies läßt auf große Bescheidenheit der Vornehmen schließen; denn so wie man das Wort Hof hier zu einem Titel setzt, so bedeutet es, daß der Mann nur den Namen, nicht das Amt hat, und außerdem müßig gehn soll oder muß; wenn sie mich morgen zum Hofcompo[nisten] ernennen, so darf ich mein Lebelang keine Note mehr schreiben. Daß sich LindenauLindenau, Leopold (1806-1859) meiner freundlich erinnert, ist mir sehr lieb; ich Sünder hätte ihm längst schreiben sollen, will es auch nächstens gewiß thun, aber ich bin ein Hof-Correspondent. So, nun habe ich Deine Fragen beantwortet. Nun kann ich meinem Grimm ganz den Zügel schießen lassen, und Dich fragen: hältst Du mich für eine Betschwester? soll ich in ein Kloster gehn? lachst Du mich noch gar mit aller meiner Noth aus? Eingebildet oder wirklich quält sie mich ganz entsetzlich, und wenn ich zwei Jahre lang Vergnügen genossen habe, wie keiner, so habe ich mich auch jetzt eine Weile desto elender befunden. Du meinst, ich würde das Alles in Musik setzen. Wenn es nur so gut sein wollte, sich setzen zu lassen; aber es quirlt und geht durch einander und läuft weg, ohne daß ichs fassen kann. Auf Deiner FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889) Schelte habe ich stark gehofft, aber ich bekomme sie nicht. Ich lese Lord ByronByron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824). Der hilft mir aber auch nichts. Kurz, ich weiß nicht was ich anfangen soll. Aber never mind, auf Wiedersehen.

DeinF. M.B.
            Berlin d. 17 Sept. 1832. Lieber Moscheles
Entschuldige mein spätes Antworten auf Deinen lieben Brief vom 7ten; ich wollte Dir aber gern über Deinen mir so wichtigen Plan etwas Bestimmtes melden können, und da ich erst gestern Abend darüber Antwort erhalten habe, so hat sichs so lange verzögert. Vor allen Dingen hoffe ich aber, daß Deine Krankheit gänzlich vorüber ist, der Name klingt immer so fatal, daß mich es recht verlangt, von Deiner Hand zu sehen, daß jede Spur davon vorüber ist, denn obwohl Deine Frau an Neukomm schreibt, daß Du wohl bist, so möchte ichs doch auch gern bald von Dir bestätigt sehen. In ihrem Briefe werden mir auch Schelte versprochen, wegen meines unartigen Briefs und wegen meines spleens; nun hab ich mir blos deswegen schon meinen Grimm so lange conservirt, und warte dennoch ganz vergebens auf diese Radicalcur; ich glaubte, man müsse das homöopathisch curiren, aber nichts hilft mir. Ihr werdet schon selbst kommen müssen. Und dies führt mich auf folgende historische details: sobald ich Deinen Brief hatte, ging ich zum Grafen Redern (dem jetzigen Intendanten und Selbstherrscher aller Schauspiele und Opern) um ihn, wie Du mir schreibst, zu sondiren, da ich mit ihm auf einem leidlichen Fuß stehe und wir uns aus der Ferne achten; aber des Mannes war nicht habhaft zu werden, es war gerade Manöverzeit, da ritt der Geschäftsmann alle Morgen hinaus, und sprach niemand, dazu wurde ein großes Extratheater gegeben, Nachmittags um 2 Uhr, wozu alle Officiere aus dem Lager am Templower Berge commandirt wurden, nur in die Parquetlogen durfte das bürgerliche Pack gehen, alles andre war mit Militair besetzt; die neue Oper Cortez wurde gegeben, und die Marssöhne klatschten heftig; da war denn das ganze Personal in Allarm, und niemand zu sprechen. Endlich vorgestern fing ich den Grafen doch ab, das war also der erste Aufschub. Ich ließ nun fallen, daß Du vielleicht nicht abgeneigt sein möchtest, über Berlin zu gehen und Dich mit der Intendanz zu einem Concert zu verständigen, weil Du nur ein Paar Tage bleiben wollest, und doch Berlin nicht ganz vorübergehen möchtest. Er war hierüber sehr erfreut, wie das denn seine verfluchte Schuldigkeit ist, und sagte, Du habest ja bei Deinem vorigen Aufenthalt schon mit der Intendanz Concert gegeben, und ob ichs übernehmen wollte, Dich in seinem Namen zu fragen, ob Du es zu denselben Bedingungen, wie damals, thun wollest? Nämlich für den 3ten Theil der Brutto Einnahme im Opernhause. Er sprach auch von der Hälfte der netto Einnahme, indeß da die von den Tageskosten sehr abhängt, und man die Kosten leicht bedeutend steigern kann, so halte ich das andre für viel rathsamer, da das Opernhaus beinahe 2000 Menschen faßt. Ich bat ihn, er möge die Bücher nachsehen lassen, um die Bedingungen genau zu wissen, und sie mir dann schriftlich schicken. Das hat er nun gestern Abend erst fertig gemacht, und ich lege es Dir hier bei. Daß hier eine gute Einnahme nicht fehlen kann, ist klar, doch hängt das Mehr und Minder auch von dem Stück und von der Unterstützung ab, die das Theater dazu geben wird; darüber ist aber nichts eher zu bestimmen, als bis der Tag Deines Concerts festgesetzt wäre, weil sie natürlich mit allen möglichen Versprechungen gleich bei der Hand sind. – Da Du nun aber nach Dresden oder Leipzig willst, so müßtest Du Berlin geradezu umgehen, wenn Du nicht herkommen wolltest, und das wirst Du uns doch hoffentlich nicht zu Leide thun. Und wenn Dir am Vergnügen von Serina im Mindesten liegt, so mußt Du sie hieher bringen, damit sie mit meinem kleinen Neffen Sebastian spielt; Du mußt nicht glauben, daß ich an eine Verheirathung bestimmt dächte, aber ich sage Dir, daß mein Neffe ein liebenswürdiger und geistreicher Mann von 2 Jahren ist, den Serina trotz seiner Blässe und Zartheit lieben wird, denn das macht interessant. Und wie sich meine beiden Frauen Schwestern glücklich schätzen würden, Deine Frau in ihrem chez soi empfangen zu können, und wie sehr wir Euch fetiren wollten, aber noch viel mehr lieb haben – das brauche ich Dir nicht zu schreiben. Komm und überzeuge Dich selbst davon.
Daß ich übrigens mit Redern gesprochen, eigentlich ohne Deinen bestimmten Auftrag, wirst Du wohl nicht übel nehmen. Du bist auf keinen Fall an irgend etwas gebunden, sondern die ganze Sache habe ich bei der Intendanz nicht als ein Anerbieten von Dir, sondern als meinen Wunsch und meine PrivatMittheilung gestellt. Willst Du nun kommen und schreibst es mir, so kann man alles so fertig einrichten, daß Du wenn Du sonst willst, denselben Tag ankommen, und nach dem Concert abreisen könntest. Ich würde das aber übel nehmen. Daß Du an Spontini deswegen nicht geschrieben, ist erstlich wegen seines Erard sehr recht, zweitens aber auch, weil er durchaus nichts mit der Administration mehr zu schaffen haben soll. Mein Instrument von Erard ist noch nicht da; ich glaube, er läßt es erst die Linie passiren, oder Gott weiß, was sonst. Die Milder giebt ihr Concert Ende October, wie sie mir sagt; Neukomms Septett, und poor Adele, und midnights review, und eine Sinfonie von ihm, und ein Psalm von ihm, und einige Lieder von ihm, und noch eine Menge Sachen von Neukomm wird sie geben. Sein Oratorium wird den 27ten dieses M. in der Garnisonkirche für die Armen aufgeführt. Mayerbeer hat die Vase und den Titel richtig weg; lägen nicht einige deutsche Meilen zwischen einem HofCapellmeister und einem wirklichen Capellmeister so könnte michs ärgern. Aber das Anhängsel Hof bedeutet, daß er nichts zu thun hat, und dies läßt auf große Bescheidenheit der Vornehmen schließen; denn so wie man das Wort Hof hier zu einem Titel setzt, so bedeutet es, daß der Mann nur den Namen, nicht das Amt hat, und außerdem müßig gehn soll oder muß; wenn sie mich morgen zum Hofcomponisten ernennen, so darf ich mein Lebelang keine Note mehr schreiben. Daß sich Lindenau meiner freundlich erinnert, ist mir sehr lieb; ich Sünder hätte ihm längst schreiben sollen, will es auch nächstens gewiß thun, aber ich bin ein Hof-Correspondent. So, nun habe ich Deine Fragen beantwortet. Nun kann ich meinem Grimm ganz den Zügel schießen lassen, und Dich fragen: hältst Du mich für eine Betschwester? soll ich in ein Kloster gehn? lachst Du mich noch gar mit aller meiner Noth aus? Eingebildet oder wirklich quält sie mich ganz entsetzlich, und wenn ich zwei Jahre lang Vergnügen genossen habe, wie keiner, so habe ich mich auch jetzt eine Weile desto elender befunden. Du meinst, ich würde das Alles in Musik setzen. Wenn es nur so gut sein wollte, sich setzen zu lassen; aber es quirlt und geht durch einander und läuft weg, ohne daß ichs fassen kann. Auf Deiner Frau Schelte habe ich stark gehofft, aber ich bekomme sie nicht. Ich lese Lord Byron. Der hilft mir aber auch nichts. Kurz, ich weiß nicht was ich anfangen soll. Aber never mind, auf Wiedersehen.
Dein
F. M. B.          
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Moscheles</addrLine><addrLine>Wohlgeb.</addrLine><addrLine>Hamburg</addrLine><addrLine>pr. Adresse Herrn [Theodor] Jaques</addrLine><addrLine>auf der Esplanade</addrLine><addrLine>franco</addrLine></address></head></div><div type="annotation" xml:id="div_ec42dda5-3f1a-482f-886f-fd4fc0a1722c"><note type="receiver-annotation" xml:id="note_fa7e202a-1d4e-4bde-9bdb-3ab9db3c5339">Vermerk auf der Adressenseite von Ignaz Moscheles’ Hand: »d. 17<hi rend="superscript">t</hi> Sept. 1832«.</note></div><div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_a60a4312-163f-4d96-92ed-291c8ef0b775"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Berlin d. <date cert="high" when="1832-09-17" xml:id="date_6568b139-3cb1-4e95-abc2-c10ceae8ad68">17 Sept. 1832</date>.</dateline><salute rend="left">Lieber Moscheles</salute><p style="paragraph_without_indent">Entschuldige mein spätes Antworten auf Deinen lieben Brief vom 7<hi rend="superscript">ten</hi>; ich wollte Dir aber gern über Deinen mir so wichtigen Plan etwas Bestimmtes melden können, und da ich erst gestern Abend darüber Antwort erhalten habe, so hat sichs so lange verzögert. Vor allen Dingen hoffe ich aber, daß Deine Krankheit gänzlich vorüber ist, der Name klingt immer so fatal, daß mich es recht verlangt, von Deiner Hand zu sehen, daß jede Spur davon vorüber ist, denn obwohl <persName xml:id="persName_64cd7b54-32f6-4de8-88e6-62f6b7da4622">Deine Frau<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> an <persName xml:id="persName_44a17680-7d2d-4342-8ccf-a540a631cb2a">Neukomm<name key="PSN0113580" style="hidden">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName> schreibt, daß Du wohl bist, so möchte ichs doch auch gern bald von Dir bestätigt sehen. In ihrem Briefe werden mir auch Schelte versprochen, wegen meines unartigen Briefs und wegen meines spleens; nun hab ich mir blos deswegen schon meinen Grimm so lange conservirt, und warte dennoch ganz vergebens auf diese Radicalcur; ich glaubte, man müsse das homöopathisch curiren, aber nichts hilft mir. Ihr werdet schon selbst kommen müssen. Und dies führt mich auf folgende historische details: sobald ich Deinen Brief hatte, ging ich zum <persName xml:id="persName_91493103-8753-409c-9774-294983a6ff46">Grafen Redern<name key="PSN0114098" style="hidden">Redern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883)</name></persName> (dem jetzigen Intendanten und Selbstherrscher aller Schauspiele und Opern) um ihn, wie Du mir schreibst, zu sondiren, da ich mit ihm auf einem leidlichen Fuß stehe und wir uns aus der Ferne achten; aber des Mannes war nicht habhaft zu werden, es war gerade Manöverzeit, da ritt der Geschäftsmann alle Morgen hinaus, und sprach niemand, dazu wurde ein großes Extratheater gegeben, Nachmittags um 2 Uhr, wozu alle Officiere aus dem Lager am Templower Berge <hi rend="underline">commandirt</hi> wurden, nur in die Parquetlogen durfte das bürgerliche Pack gehen, alles andre war mit Militair besetzt; die <title xml:id="title_7c69af60-97e7-4f9b-9987-d29702356917">neue Oper Cortez<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name><name key="CRT0110966" style="hidden" type="music">Fernand Cortez ou La Conquête du Mexique</name></title> wurde gegeben, und die Marssöhne klatschten heftig; da war denn das ganze Personal in Allarm, und niemand zu sprechen. Endlich vorgestern fing ich den <persName xml:id="persName_10cb6b53-4319-44e5-b4a4-8716f3727098">Grafen<name key="PSN0114098" style="hidden">Redern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883)</name></persName> doch ab, das war also der erste Aufschub. Ich ließ nun fallen, daß Du vielleicht nicht abgeneigt sein möchtest, über Berlin zu gehen und Dich mit der Intendanz zu einem Concert zu verständigen, weil Du nur ein Paar Tage bleiben wollest, und doch Berlin nicht ganz vorübergehen möchtest. Er war hierüber sehr erfreut, wie das denn seine verfluchte Schuldigkeit ist, und sagte, Du habest ja bei Deinem vorigen Aufenthalt schon mit der Intendanz Concert gegeben, und ob ichs übernehmen wollte, Dich in seinem Namen zu fragen, ob Du es zu denselben Bedingungen, wie damals, thun wollest? Nämlich für den 3<hi rend="superscript">ten</hi> Theil der Brutto Einnahme im <placeName xml:id="placeName_6787db05-fddc-4c37-ad53-cba7200353d4">Opernhause<name key="NST0100293" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Opernhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. Er sprach auch von der Hälfte der netto Einnahme, indeß da die von den Tageskosten sehr abhängt, und man die Kosten leicht bedeutend steigern kann, so halte ich das andre für viel rathsamer, da das <placeName xml:id="placeName_0a214376-7d97-42d9-b581-d7581c3bfa37">Opernhaus<name key="NST0100293" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Opernhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> beinahe 2000 Menschen faßt. Ich bat ihn, er möge die Bücher nachsehen lassen, um die Bedingungen genau zu wissen, und sie mir dann schriftlich schicken. Das hat er nun gestern Abend erst fertig gemacht, und ich lege es Dir hier bei. Daß hier eine gute Einnahme nicht fehlen kann, ist klar, doch hängt das Mehr und Minder auch von dem Stück und von der Unterstützung ab, die das Theater dazu geben wird; darüber ist aber nichts eher zu bestimmen, als bis der Tag Deines Concerts festgesetzt wäre, weil sie natürlich mit allen möglichen Versprechungen gleich bei der Hand sind. – Da Du nun aber nach Dresden oder Leipzig willst, so müßtest Du Berlin geradezu umgehen, wenn Du nicht herkommen wolltest, und das wirst Du uns doch hoffentlich nicht zu Leide thun. Und wenn Dir am Vergnügen von <persName xml:id="persName_857b164d-6b50-4093-a0ae-c5eb307a38d9">Serina<name key="PSN0113443" style="hidden">Moscheles, Serena (Serina) Anna (1830-1902)</name></persName> im Mindesten liegt, so mußt Du sie hieher bringen, damit sie mit meinem kleinen Neffen <persName xml:id="persName_d6d6ff17-7db3-4f08-b170-17612b5ee5ee">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> spielt; Du mußt nicht glauben, daß ich an eine Verheirathung bestimmt dächte, aber ich sage Dir, daß <persName xml:id="persName_6517373c-3b30-441f-b855-361ee7374fef">mein Neffe<name key="PSN0111898" style="hidden">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> ein liebenswürdiger und geistreicher Mann von 2 Jahren ist, den <persName xml:id="persName_f0eb49e0-e085-4aff-9f13-846f18bbea30">Serina<name key="PSN0113443" style="hidden">Moscheles, Serena (Serina) Anna (1830-1902)</name></persName> trotz seiner Blässe und Zartheit lieben wird, denn das macht interessant. Und wie sich <persName xml:id="persName_4704a56b-b600-452f-a4b2-f52a86fd9f66">meine beiden Frauen Schwestern<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> glücklich schätzen würden, <persName xml:id="persName_6f8959a0-0c4f-406c-983e-114e6df1badd">Deine Frau<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> in ihrem chez soi empfangen zu können, und wie sehr wir Euch fetiren wollten, aber noch viel mehr lieb haben – das brauche ich Dir nicht zu schreiben. Komm und überzeuge Dich selbst davon.</p><p>Daß ich übrigens mit <persName xml:id="persName_2d673d4d-e660-4f41-96f9-867c3fde50fb">Redern<name key="PSN0114098" style="hidden">Redern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883)</name></persName> gesprochen, eigentlich ohne Deinen bestimmten Auftrag, wirst Du wohl nicht übel nehmen. Du bist auf keinen Fall an irgend etwas gebunden, sondern die ganze Sache habe ich bei der Intendanz nicht als ein Anerbieten von Dir, sondern als meinen Wunsch und meine PrivatMittheilung gestellt. Willst Du nun kommen und schreibst es mir, so kann man alles so fertig einrichten, daß Du wenn Du sonst willst, denselben Tag ankommen, und nach dem Concert abreisen könntest. Ich würde das aber übel nehmen. Daß Du an <persName xml:id="persName_edcc2904-6922-4935-bf68-4cff51f851c1">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> deswegen nicht geschrieben, ist erstlich wegen seines <persName xml:id="persName_4ca06e5b-90b9-4b9a-a672-a9f8a607c1f0">Erard<name key="PSN0110924" style="hidden">Érard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855)</name><name key="PSN0110926" style="hidden">Érard, Klavierfabrik in Paris und London</name></persName> sehr recht, zweitens aber auch, weil er durchaus nichts mit der Administration mehr zu schaffen haben soll. Mein Instrument von <persName xml:id="persName_432c12e5-145c-4e2f-97c4-16bfa6260b85">Erard<name key="PSN0110924" style="hidden">Érard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855)</name><name key="PSN0110926" style="hidden">Érard, Klavierfabrik in Paris und London</name></persName> ist noch nicht da; ich glaube, er läßt es erst die Linie passiren, oder Gott weiß, was sonst. Die <persName xml:id="persName_ff39c71e-e126-404b-bb72-c510f391ce43">Milder<name key="PSN0113344" style="hidden">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName> giebt ihr Concert Ende October, wie sie mir sagt; <title xml:id="title_cf9bc83a-2046-444a-bb8e-d556d0783ca9">Neukomms Septett<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110201" style="hidden" type="music">Fantaisie concertante Es-Dur, NV 399</name></title>, und <title xml:id="title_724f9491-5135-41b3-b7ae-e3a2f6a5877f">poor Adele<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110211" style="hidden" type="music">Poor Adèle NV 388</name></title>, und <title xml:id="title_55550ee5-bd0f-4172-b1de-ca5c005e805f">midnights review<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110210" style="hidden" type="music">Napoleon’s Midnight Review (Die nächtliche Heerschau) NV 325</name></title>, und eine Sinfonie von ihm, und <title xml:id="title_485a2634-1d30-46b2-acab-2da81fff7103">ein Psalm von ihm, und einige Lieder<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110202" style="hidden" type="music">Farewell NV 397</name></title> von ihm, und noch eine Menge Sachen von Neukomm wird sie geben. <title xml:id="title_30cb4a92-8044-4d0e-8bc2-41803aadace1">Sein Oratorium<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110203" style="hidden" type="music">Das Gesetz des alten Bundes, oder Die Gesetzgebung auf Sinai (Die zehn Gebote) NV 316</name></title> wird den 27<hi rend="superscript">ten</hi> dieses M. in der <placeName xml:id="placeName_f227eeff-9323-458c-bb38-bfff7385351c">Garnisonkirche<name key="SGH0103800" style="hidden" subtype="" type="sight">Garnisonkirche</name><settlement key="STM0100330" style="hidden" type="locality">Potsdam</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> für die Armen aufgeführt. <persName xml:id="persName_1729e20f-220c-4aa3-87d9-1f0a237370f5">Mayerbeer<name key="PSN0113318" style="hidden">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name></persName> hat die Vase und den Titel richtig weg; lägen nicht einige deutsche Meilen zwischen einem HofCapellmeister und einem wirklichen Capellmeister so könnte michs ärgern. Aber das Anhängsel Hof bedeutet, daß er nichts zu thun hat, und dies läßt auf große Bescheidenheit der Vornehmen schließen; denn so wie man das Wort Hof hier zu einem Titel setzt, so bedeutet es, daß der Mann nur den Namen, nicht das Amt hat, und außerdem müßig gehn soll oder muß; wenn sie mich morgen zum Hofcompo[nisten] ernennen, so darf ich mein Lebelang keine Note mehr schreiben. Daß sich <persName xml:id="persName_bfb9c98e-0d63-4ad5-a621-03f27ad9bd23">Lindenau<name key="PSN0112862" style="hidden">Lindenau, Leopold (1806-1859)</name></persName> meiner freundlich erinnert, ist mir sehr lieb; ich Sünder hätte ihm längst schreiben sollen, will es auch nächstens gewiß thun, aber ich bin ein Hof-Correspondent. So, nun habe ich Deine Fragen beantwortet. Nun kann ich meinem Grimm ganz den Zügel schießen lassen, und Dich fragen: hältst Du mich für eine Betschwester? soll ich in ein Kloster gehn? lachst Du mich noch gar mit aller meiner Noth aus? Eingebildet oder wirklich quält sie mich ganz entsetzlich, und wenn ich zwei Jahre lang Vergnügen genossen habe, wie keiner, so habe ich mich auch jetzt eine Weile desto elender befunden. Du meinst, ich würde das Alles in Musik setzen. Wenn es nur so gut sein wollte, sich setzen zu lassen; aber es quirlt und geht durch einander und läuft weg, ohne daß ichs fassen kann. Auf <persName xml:id="persName_122e0e46-9f36-4976-8847-bf9639c72c13">Deiner Frau<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> Schelte habe ich stark gehofft, aber ich bekomme sie nicht. Ich lese <persName xml:id="persName_6a5e897a-f96c-48af-9b7c-bce4466745ef">Lord Byron<name key="PSN0110239" style="hidden">Byron (gen. Lord Byron), George Gordon Noel (seit 1794) 6th Baron (1788-1824)</name></persName>. Der hilft mir aber auch nichts. Kurz, ich weiß nicht was ich anfangen soll. <seg type="closer" xml:id="seg_c6a6f0af-8083-4611-a50e-d7cd03106b36">Aber never mind, auf Wiedersehen.</seg></p><signed rend="right">Dein</signed><signed rend="right">F. M.B.</signed></div></body></text></TEI>