fmb-1832-09-03-03
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Berlin, 3. September 1832
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel, Bemerkung von Ignaz Moscheles auf der Adressenseite: »Vom 3ten Septemb: 1832 / Vorschläge und / Berechnungen ein / Concert in Berlin zu geben«. – In Ignaz Moscheles’ Briefalbum enthalten. Autographe Notiz von Moscheles in dessen Briefalbum zu diesem Brief: »Mißmuthige Stimmung. Ohrenpein. / Vorschläge und Berechnungen für mich, in Berlin Concert zu geben.«
Felix Mendelssohn Bartholdy
Sammlung William Thomas Freemantle, Rotherham, Yorkshire.
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Moscheles
tenSeptemb: 1832 / Vorschläge und / Berechnungen ein / Concert in Berlin zu geben«.
tenSept. 32
Entschuldige mein langes Stillschweigen. In den Tagen wo ich Deinen letzten Brief empfing, war ich sehr unwohl, litt an einem Musikerübel, an Ohrenpein ganz entsetzlich, und seitdem wollte ich fast täglich schreiben und kam nicht dazu, bis mich nun endlich
Ich habe mich wegen des Concerts bei Sachverständigen erkundigt, und immer den kleinern Durchschnitt angenommen, indeß scheint es mir doch daß die mäßigste Einnahme, die man für Dich berechnen könnte, 100 Louis d’or wären, da dies, wie man mich versichert, selbst bei einem nur mittelmäßig besuchten Concert eingenommen werde, und namentlich da Du darauf rechnen kannst, den Hof in Deinem Concert zu haben, der allein an Künstler des ersten Ranges gewöhnlich über 20 Louisd’or schickt. Die Zeit, wo Du es geben müßtest, trifft zugleich mit der Mitte unsrer könntest, so wären es immer erst 140 rt, also auf jeden Fall die Reisekosten gedeckt. Nach meinem angenommenen Durchschnitt müßtest Du demnach noch Überschuß darüber behalten, indessen da ebensowohl widerwärtige Umstände eintreten könnten, wie ich hoffe, daß Du eine weit größre Einnahme haben wirst, als wir angenommen, so läßt sich mit Sicherheit nur die vollkommne Deckung der Reise- und Aufenthaltskosten annehmen. Die aber gewiß.
Daß ich persönlich denke und hoffe es müsse weit mehr bleiben; daß ich dem Musiksinn der Berliner diese Ehre erzeige, und was ich bei der ganzen Sache wünsche brauche ich Dir nicht zu sagen. Die Zeit wann Du kommen müßtest, wäre nicht vor Ende dieses Monats, und nicht nach Ende October. Denn währenddessen ist die
Berlin, d 3ten Sept. 32. Lieber Moscheles Entschuldige mein langes Stillschweigen. In den Tagen wo ich Deinen letzten Brief empfing, war ich sehr unwohl, litt an einem Musikerübel, an Ohrenpein ganz entsetzlich, und seitdem wollte ich fast täglich schreiben und kam nicht dazu, bis mich nun endlich Herrn Moores Abreise erinnert, welche schwere Schuld ich gegen Deine Frau abzutragen habe, da ich ihr noch nicht einmal gedankt für ihren Brief. Nun darf ich ihr aber nicht schreiben, ohne Dir auf Deine Frage so vollständig als möglich geantwortet zu haben, und so verzeihe mir, wenn ich dies hier in kurzen Worten thue. Einen ordentlichen Brief schreibe ich Dir, wenn mich einmal die entsetzliche Misstimmung die mich seit den letzten Wochen ganz niederdrückt, wieder verlassen haben wird, wenn ich einmal wieder an irgend etwas Heiteres auch heiter denken kann; jetzt habe ich wieder so eine von den Zeiten, wo mir alles bloß grau vorkommt und wo ich an allen Dingen am meisten aber an mir selbst verzweifle, also heute nichts, als Berechnungen. Ich habe mich wegen des Concerts bei Sachverständigen erkundigt, und immer den kleinern Durchschnitt angenommen, indeß scheint es mir doch daß die mäßigste Einnahme, die man für Dich berechnen könnte, 100 Louis d’or wären, da dies, wie man mich versichert, selbst bei einem nur mittelmäßig besuchten Concert eingenommen werde, und namentlich da Du darauf rechnen kannst, den Hof in Deinem Concert zu haben, der allein an Künstler des ersten Ranges gewöhnlich über 20 Louisd’or schickt. Die Zeit, wo Du es geben müßtest, trifft zugleich mit der Mitte unsrer Kunstausstellung zusammen, wo Berlin am besuchtesten ist, es würde das erste große Concert in diesem Jahre sein, und deshalb meinen sie, daß Dir eine Einnahme von 100 Louisd’or gewiß vorauszusagen, ja zu garantiren sey. Die Kosten, um es im großen Concertsaale des Schauspielhauses zu geben, betragen (Alles mit eingerechnet, Zettel, Wagen etc. ) 40 Louisd’. Im Saale der Sing Akademie würden die Kosten wenig mehr als die Hälfte davon ausmachen, indessen scheint der Hof dorthin nicht so gern zu kommen, der Saal des Schauspielhauses hat einmal den Ruf, als der erste und vornehmste, also wäre es auf jeden Fall für Dich angemeßner den großen Saal zu nehmen. Der Meinung sind alle; es gingen also 40 Louis von der Gesammteinnahme und blieben etwa 60 Louis übrig. Daß dies nur mehr als hinreichend ist, um die Reise von Hamburg hieher und zurück mit Extrapost zu machen, und Dich 14 Tage hier im Gasthofe mit allen den Deinigen aufzuhalten, ist so gewiß, daß ich Dir es gar nicht berechnen würde, wenn mir nicht Neukomm gestern gesagt hätte, daß Du auf seinen Bericht, daß Dir etwa 60 Friedrd’or bleiben würden, gemeint habest, es sey dann zu riskirt, die Reise zu machen. Ich berechne Dir also, daß Dich 2 Pferde Extrapost und das Trinkgeld auf die Meile 1 rt kosten; daß also mit dem Nachtlager Dich die Reise hin und zurück (39 Meilen sind es) wenig über 100 rt zu stehn kommen kann. Wie Du es nun aber machen willst hier in 14 Tagen 200 rt zu verzehren, (die dann noch übrig bleiben) das begreife ich nicht; Du müßtest ein kleines Volksfest veranstalten. Und da Du das vermuthlich nicht willst, und da Du höchstens 8–10 rt den Tag hier brauchen könntest, so wären es immer erst 140 rt, also auf jeden Fall die Reisekosten gedeckt. Nach meinem angenommenen Durchschnitt müßtest Du demnach noch Überschuß darüber behalten, indessen da ebensowohl widerwärtige Umstände eintreten könnten, wie ich hoffe, daß Du eine weit größre Einnahme haben wirst, als wir angenommen, so läßt sich mit Sicherheit nur die vollkommne Deckung der Reise- und Aufenthaltskosten annehmen. Die aber gewiß. Daß ich persönlich denke und hoffe es müsse weit mehr bleiben; daß ich dem Musiksinn der Berliner diese Ehre erzeige, und was ich bei der ganzen Sache wünsche brauche ich Dir nicht zu sagen. Die Zeit wann Du kommen müßtest, wäre nicht vor Ende dieses Monats, und nicht nach Ende October. Denn währenddessen ist die Kunstausstellung, die viele Menschen nach Berlin zieht, und überhaupt Berlins glänzendste Epoche, die Du selbst auch wohl gern mit ansehen wirst. Was Du nun beschließen magst, laß mich es bald wissen, damit ich im Falle Du nicht herkommst mich nicht länger darauf freue, und damit ich, im Falle Du das (für uns) bessere Theil erwählst, Dir alles vorbereiten könne, so gut ich es vermag. Ich würde Dich dann bitten mir ehe Du kommst, den Tag Deines Eintreffens, den des Concerts etc. zu bestimmen, und könnte für Dich alle unangenehmen Laufereien und Aufforderungen der Sänger etc. besorgt haben, ehe Du hier wärest. Dies Alles versteht sich aber von selbst. Mein Anerbieten mit der Wohnung nähmst Du wohl nicht an? Groß sind die Zimmer sehr, und lustig genug. Indeß fürchte ich nach Neukomms gestrigen Aeußerungen, daß Euer ganzer Plan schon aufgegeben sei, und ich kann auch nicht in einer Sache sehr zureden, die mich so sehr nahe betrifft. Das wäre eigennützig; thu, was Dir das Rechte ist und denke meiner freundlich. Leb wohl Dein F. M. B.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1832-09-03-03" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1832-09-03-03" xml:id="title_1deb1490-e1ff-464c-9d57-3b3196e95357">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ignaz Moscheles in Hamburg<lb></lb>Berlin, 3. September 1832</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_f7cb4cb9-db46-45e3-a4e9-9422eea28f3b">Entschuldige mein langes Stillschweigen. In den Tagen wo ich Deinen letzten Brief empfing, war ich sehr unwohl, litt an einem Musikerübel, an Ohrenpein ganz entsetzlich, und seitdem wollte ich fast täglich schreiben und kam nicht</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_c1d629fc-c2d5-48f1-bc7b-b9cf834a9347">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="gb-1832-09-02-01" type="precursor">Charlotte Moscheles und Ignaz Moscheles an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin;Hamburg, vor dem 3. September 1832</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 3, 601</idno> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_31d40eb6-2672-47dc-b42c-788a69f50632"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Leeds</settlement> <institution key="RISM">GB-LEbc</institution> <repository>Leeds, University Library, The Brotherton Library</repository> <collection>Brotherton Collection</collection> <idno type="signatur">MS Mendelssohn, Letters 10.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1832-09-03-03" type="letter" xml:id="title_a4f3a969-688a-4cf8-83f0-e44b886bf72b">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ignaz Moscheles in Hamburg; Berlin, 3. September 1832</title> <incipit>Entschuldige mein langes Stillschweigen. In den Tagen wo ich Deinen letzten Brief empfing, war ich sehr unwohl, litt an einem Musikerübel, an Ohrenpein ganz entsetzlich, und seitdem wollte ich fast täglich schreiben und kam nicht</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel, Bemerkung von Ignaz Moscheles auf der Adressenseite: »Vom 3ten Septemb: 1832 / Vorschläge und / Berechnungen ein / Concert in Berlin zu geben«. – In Ignaz Moscheles’ Briefalbum enthalten. Autographe Notiz von Moscheles in dessen Briefalbum zu diesem Brief: »Mißmuthige Stimmung. Ohrenpein. / Vorschläge und Berechnungen für mich, in Berlin Concert zu geben.«</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat type="none"></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Sammlung William Thomas Freemantle, Rotherham, Yorkshire.</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Moscheles, Briefe, S. 33-37.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1832-09-03" xml:id="date_1f7e821a-bfdc-405c-b10f-f869af481127">3. September 1832</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_dc78508a-3dfa-40b2-99c1-b4c71a119e2d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_fc142046-ba45-4c09-87c3-dde08e46b152"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country></placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113441" resp="receiver" xml:id="persName_68f87bb9-e758-41cd-bd1c-73c804bc180f">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_2c66f15b-c3e3-41ee-b267-6699a6872082"> <settlement key="STM0100127">Hamburg</settlement> <country>Deutschland</country></placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_29f2b86e-b848-4365-8e48-03d3fb09c492"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>[Herrn I]. <hi n="1" rend="underline">Moscheles</hi></addrLine> <addrLine>Wohlgeboren.</addrLine> <addrLine>Hamburg</addrLine> <addrLine>Adr: An Herrn A[dolph Embde]n</addrLine> <addrLine>Wohlg.</addrLine> </address> </head> </div> <div type="annotation" xml:id="div_abf973b8-4a35-4a39-b5a4-80613796aef4"> <note type="receiver-annotation" xml:id="note_47647056-946f-4b38-b8ca-89da5acc61f0">Bemerkung von Ignaz Moscheles auf der Adressenseite: »Vom 3<hi rend="superscript">ten</hi> Septemb: 1832 / Vorschläge und / Berechnungen ein / Concert in Berlin zu geben«.</note> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_b18e15e4-621d-4eab-aa59-7141859b6380"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin, d <date cert="high" when="1832-09-03" xml:id="date_37c3482a-0716-475c-b9e0-f6c749c4cccd">3<hi rend="superscript">ten</hi> Sept. 32</date>.</dateline> <salute rend="left">Lieber Moscheles</salute> <p style="paragraph_without_indent">Entschuldige mein langes Stillschweigen. In den Tagen wo ich Deinen letzten Brief empfing, war ich sehr unwohl, litt an einem Musikerübel, an Ohrenpein ganz entsetzlich, und seitdem wollte ich fast täglich schreiben und kam nicht dazu, bis mich nun endlich <persName xml:id="persName_bc7c6f7e-c6e8-4ef6-9168-b67e2bc9ad78">Herrn Moores<name key="PSN0113413" style="hidden">Moore, Joseph (1766-1851)</name></persName> Abreise erinnert, welche schwere Schuld ich gegen <persName xml:id="persName_b2a833bd-f7bb-4a53-b645-c754c2ea39ff">Deine Frau<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> abzutragen habe, da ich ihr noch nicht einmal gedankt für ihren Brief. Nun darf ich ihr aber nicht schreiben, ohne Dir auf Deine Frage so vollständig als möglich geantwortet zu haben, und so verzeihe mir, wenn ich dies hier in kurzen Worten thue. Einen ordentlichen Brief schreibe ich Dir, wenn mich einmal die entsetzliche Misstimmung die mich seit den letzten Wochen ganz niederdrückt, wieder verlassen haben wird, wenn ich einmal wieder an irgend etwas Heiteres auch heiter denken kann; jetzt habe ich wieder so eine von den Zeiten, wo mir alles bloß grau vorkommt und wo ich an allen Dingen am meisten aber an mir selbst verzweifle, also heute nichts, als Berechnungen.</p> <p>Ich habe mich wegen des Concerts bei Sachverständigen erkundigt, und immer den kleinern Durchschnitt angenommen, indeß scheint es mir doch daß die mäßigste Einnahme, die man für Dich berechnen könnte, 100 Louis d’or wären, da dies, wie man mich versichert, selbst bei einem nur mittelmäßig besuchten Concert eingenommen werde, und namentlich da Du darauf rechnen kannst, den Hof in Deinem Concert zu haben, der allein an Künstler des ersten Ranges gewöhnlich über 20 Louisd’or schickt. Die Zeit, wo Du es geben müßtest, trifft zugleich mit der Mitte unsrer <placeName xml:id="placeName_02e5f353-2f54-470e-8f48-a111da6ac98e">Kunstausstellung<name key="NST0100240" style="hidden" subtype="Kunstausstellung" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zusammen, wo Berlin am besuchtesten ist, es würde das erste große Concert in diesem Jahre sein, und deshalb meinen sie, daß Dir eine Einnahme von 100 Louisd’or gewiß vorauszusagen, ja zu garantiren sey. Die Kosten, um es im großen Concertsaale des <placeName xml:id="placeName_4e584f69-ed58-4900-a7ad-4176e705c863">Schauspielhauses<name key="NST0100415" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Schauspielhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu geben, betragen (Alles mit eingerechnet, Zettel, Wagen etc.) 40 Louisd’. Im Saale der <placeName xml:id="placeName_49299795-4e27-4af1-9834-ae2b7deacb18">Sing Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> würden die Kosten wenig mehr als die Hälfte davon ausmachen, indessen scheint der Hof dorthin nicht so gern zu kommen, der Saal des <placeName xml:id="placeName_62781c9c-d28c-4c15-9198-ec1ba027f3d4">Schauspielhauses<name key="NST0100415" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Schauspielhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> hat einmal den Ruf, als der erste und vornehmste, also wäre es auf jeden Fall für Dich angemeßner den großen Saal zu nehmen. Der Meinung sind alle; es gingen also 40 Louis von der Gesammteinnahme und blieben etwa 60 Louis übrig. Daß dies nur mehr als hinreichend ist, um die Reise von Hamburg hieher und zurück mit Extrapost zu machen, und Dich 14 Tage hier im Gasthofe mit allen den <persName xml:id="persName_ce2108c3-6e16-405b-a657-e0ab9cc74efb">Deinigen<name key="PSN0113434" style="hidden">Moscheles, Familie von → Ignaz M.</name></persName> aufzuhalten, ist so gewiß, daß ich Dir es gar nicht berechnen würde, wenn mir nicht <persName xml:id="persName_d1fb87f2-383c-433e-9033-2bf3526f0154">Neukomm<name key="PSN0113580" style="hidden">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName> gestern gesagt hätte, daß Du auf seinen Bericht, daß Dir etwa 60 Friedrd’or bleiben würden, gemeint habest, es sey dann zu riskirt, die Reise zu machen. Ich berechne Dir also, daß Dich 2 Pferde Extrapost und das Trinkgeld auf die Meile 1 rt kosten; daß also mit dem Nachtlager Dich die Reise hin und zurück (39 Meilen sind es) wenig über 100 rt zu stehn kommen kann. Wie Du es nun aber machen willst hier in 14 Tagen 200 rt zu verzehren, (die dann noch übrig bleiben) das begreife ich nicht; Du müßtest ein kleines Volksfest veranstalten. Und da Du das vermuthlich nicht willst, und da Du höchstens 8–10 rt den Tag hier brauchen <hi rend="underline">könntest</hi>, so wären es immer erst 140 rt, also auf jeden Fall die Reisekosten gedeckt. Nach meinem angenommenen Durchschnitt müßtest Du demnach noch Überschuß darüber behalten, indessen da ebensowohl widerwärtige Umstände eintreten könnten, wie ich hoffe, daß Du eine weit größre Einnahme haben wirst, als wir angenommen, so läßt sich mit Sicherheit nur die vollkommne Deckung der Reise- und Aufenthaltskosten annehmen. Die aber gewiß.</p> <p>Daß ich persönlich denke und hoffe es müsse weit mehr bleiben; daß ich dem Musiksinn der Berliner diese Ehre erzeige, und was ich bei der ganzen Sache wünsche brauche ich Dir nicht zu sagen. Die Zeit wann Du kommen müßtest, wäre nicht vor Ende dieses Monats, und nicht nach Ende October. Denn währenddessen ist die <placeName xml:id="placeName_4db2eeee-f50f-4470-9413-5b1e72438290">Kunstausstellung<name key="NST0100240" style="hidden" subtype="Kunstausstellung" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, die viele Menschen nach Berlin zieht, und überhaupt Berlins glänzendste Epoche, die Du selbst auch wohl gern mit ansehen wirst. Was Du nun beschließen magst, laß mich es bald wissen, damit ich im Falle Du nicht herkommst mich nicht länger darauf freue, und damit ich, im Falle Du das (für uns) bessere Theil erwählst, Dir alles vorbereiten könne, so gut ich es vermag. Ich würde Dich dann bitten mir ehe Du kommst, den Tag Deines Eintreffens, den des Concerts etc. zu bestimmen, und könnte für Dich alle unangenehmen Laufereien und Aufforderungen der Sänger etc. besorgt haben, ehe Du hier wärest. Dies Alles versteht sich aber von selbst. Mein Anerbieten mit der Wohnung nähmst Du wohl nicht an? Groß sind die Zimmer sehr, und lustig genug. Indeß fürchte ich nach <persName xml:id="persName_5390f1bf-532f-4732-9059-12662d614278">Neukomms<name key="PSN0113580" style="hidden">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName> gestrigen Aeußerungen, daß Euer ganzer Plan schon aufgegeben sei, und ich kann auch nicht in einer Sache sehr zureden, die mich so sehr nahe betrifft. Das wäre eigennützig; <seg type="closer" xml:id="seg_4e83d5c7-687a-4c48-bb99-065cef8cef94">thu, was Dir das Rechte ist und denke meiner freundlich. Leb wohl</seg></p> <signed rend="right">Dein</signed> <signed rend="right">F. M.B.</signed> </div> </body> </text></TEI>