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fmb-1832-09-03-02

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Charlotte Moscheles in Hamburg <lb></lb>Berlin, 3. September 1832 Ich bin wohl ein Sünder, daß ich auf Ihre so große und erfreuende Freundlichkeit ganz verstockt schweige; aber daß ich Ihnen Ihren Brief von Herzen danke und daß es mir ein Fest gewesen ist, als Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt unbekannt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 3, 600

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung MA Nachl. 12,3. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Charlotte Moscheles in Hamburg; Berlin, 3. September 1832 Ich bin wohl ein Sünder, daß ich auf Ihre so große und erfreuende Freundlichkeit ganz verstockt schweige; aber daß ich Ihnen Ihren Brief von Herzen danke und daß es mir ein Fest gewesen ist, als

4 beschr. S.; Adresse.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Mendelssohn’s letters to Madame Moscheles, in: Harper’s New Monthly Magazine 58 (1878), S. 429 f. (engl. Übersetzung). Moscheles, Briefe, S. 37-39. Wolff, Meister-Briefe, S. 56-60.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

3. September 1832 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809–1847) BerlinDeutschland Moscheles, Charlotte (1805-1889) HamburgDeutschland deutsch
À Mde. Mde. Moscheles Hambourg.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809–1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809–1847) Berlin d. 3 Sept 1832. Liebe Mde Moscheles

Ich bin wohl ein Sünder, daß ich auf Ihre so große und erfreuende Freundlichkeit ganz verstockt schweige; aber daß ich Ihnen Ihren Brief von Herzen danke und daß es mir ein Fest gewesen ist, als er ankam, brauche ich Ihnen kaum zu sagen, und alles andre was ich Ihnen von mir melden könnte, ist „unerfreulich wie der Nebelwind<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name>“ Es giebt so Zeiten, wo ich am liebsten ein Tischler oder Drechsler geworden wäre, wo mich alles so verdrießlich ansieht, als müßte ich mir Heiterkeit und frohe Zeit erst aus einer ganz fremden Sprache übersetzen lassen; das liegt mir Alles so weit ab. Solche Zeit nun habe ich nie ärger erlebt, als in diesen letzten Wochen, mir ist unsäglich dumm zu Muthe. Aber Sie fragen, warum ich mir einfallen lasse Ihnen das zu schreiben? Weil NeukommNeukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858) mir gestern Abend die schönste Rede hielt, die gar nichts half, und mir alle möglichen guten Mittel angab, die ich aber nicht brauchen mag, und mir ins Gewissen predigte, was ich aber selbst eben so gut kann, und mich endlich frug, warum ich Ihnen auf Ihren lieben Brief noch nicht geantwortet hätte? Weil ich grimmig sey, sagte ich; er aber meinte, man müsse durchaus nur schreiben, wie einem zu Muth sey, und Sie würden das gar nicht übel nehmen, sondern natürlich finden. Auf seine Verantwortung hin habe ichs nun gethan; sind Sie mir doch darum böse, so habe ich besser prophezeit, als er. Denn ich wollte bessere Zeit abwarten, um Ihnen einen lustigen Brief zu schreiben, er sagte aber, daraus machten Sie sich gar nichts. Was Ihre Berliner Reise betrifft, so habe ich MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) darüber einen ausführlichen Geschäftsbrief geschrieben, und ihm die Verhältnisse aus einander gesetzt, wie ich sie ansehe, und wie es mir Andre dargestellt haben. Bitten und Wünsche sage ich darüber aber nicht mehr, es sähe sonst etwas zudringlich und egoistisch aus, und beides ist mir so sehr zuwider, daß ich auch den Schein davon gern vermiede. Nun aber wenn Sie sagen, Ihre SchwesterJaques, Emilie Thusnelda (1801-1875) habe mir schon halb verziehen, weil Sie wahrscheinlich doch nicht kämen, so ist das kein rechter Trost; sondern ich möchte fast lieber, es wäre umgekehrt. Sie besänftigten dann Ihre SchwesterJaques, Emilie Thusnelda (1801-1875) wieder bei der Zurückkunft, und ich gäbe Ihnen carte blanche die allerentsetzlichsten Dinge von mir zu erzählen, mich wie einen Neger anzuschwärzen, denn Sie wären dann hier gewesen und das schadete Alles nichts mehr. Wenn KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) die Cour macht, so thut er recht und löblich, denn dazu ist man in der Welt, wenn er sich aber verheirathet, so lach ich mich todt. Denn wie soll sich KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) im Ehestande ausnehmen? Und doch sagen Sie es voraus, und ich weiß, daß Sie immer schon am Gesichte sehen, was einer sagen will; wollte ich Brod, so sagten Sie halblaut some bread und nun möchte es da mit der Braut eben so gehn. Aber leider bin ich grade für Heirathen auch ein Prophet und sage das stricte Gegentheil. Klingem.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) bleibt ein Ritter vom Junggesellenorden, und das bleibe ich mit ihm und wir beiden werden uns vielleicht einmal in 30 Jahren sehr gern verheirathen wollen, dann mag uns aber kein Mädchen mehr. Diese Prophezeiung schneiden Sie aus dem Briefe wenn Sie ihn verbrennen, und heben Sie sie sorgfältig auf, in 30 Jahren wird sichs zeigen, ob sie glaubwürdig war. – Sie wollen wissen, wie die Kleider gefallen haben? Aber wissen Sie denn nicht, daß Sie sie ausgesucht haben? Und brauche ich Ihnen nun erst ausdrücklich zu schreiben, daß sie bei allen feierlsichen Gelegenheiten obligat sind, und sehr bewundert und beneidet werden, und daß MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) mit ihrem Tuche neulich einen Chemiker zum Erstaunen brachte, weil er nicht glaubte, daß man so schön braun färben könne. Ob aber alles recht zugeschnitten ist, und nach der Mode sitzt, weiß ich nicht; schon deshalb müßten Sie eigentlich herkommen, um mir das klar zu machen. Aber wie gern ich wollte, daß Sie mir einmal ein wenig Moral predigten, wie Sie es sonst wohl thaten! Denn ich weiß nicht wo ich mit meiner tiefen Verstimmung hin soll. Verzeihn Sie den dummen Brief, ist mir doch nicht anders zu Muthe, und grüßen Sie, was Ihnen nahe steht von Ihrem ergebnen

Felix Mendelssohn B.
            Berlin d. 3 Sept 1832. Liebe Mde Moscheles
Ich bin wohl ein Sünder, daß ich auf Ihre so große und erfreuende Freundlichkeit ganz verstockt schweige; aber daß ich Ihnen Ihren Brief von Herzen danke und daß es mir ein Fest gewesen ist, als er ankam, brauche ich Ihnen kaum zu sagen, und alles andre was ich Ihnen von mir melden könnte, ist „unerfreulich wie der Nebelwind“ Es giebt so Zeiten, wo ich am liebsten ein Tischler oder Drechsler geworden wäre, wo mich alles so verdrießlich ansieht, als müßte ich mir Heiterkeit und frohe Zeit erst aus einer ganz fremden Sprache übersetzen lassen; das liegt mir Alles so weit ab. Solche Zeit nun habe ich nie ärger erlebt, als in diesen letzten Wochen, mir ist unsäglich dumm zu Muthe. Aber Sie fragen, warum ich mir einfallen lasse Ihnen das zu schreiben? Weil Neukomm mir gestern Abend die schönste Rede hielt, die gar nichts half, und mir alle möglichen guten Mittel angab, die ich aber nicht brauchen mag, und mir ins Gewissen predigte, was ich aber selbst eben so gut kann, und mich endlich frug, warum ich Ihnen auf Ihren lieben Brief noch nicht geantwortet hätte? Weil ich grimmig sey, sagte ich; er aber meinte, man müsse durchaus nur schreiben, wie einem zu Muth sey, und Sie würden das gar nicht übel nehmen, sondern natürlich finden. Auf seine Verantwortung hin habe ichs nun gethan; sind Sie mir doch darum böse, so habe ich besser prophezeit, als er. Denn ich wollte bessere Zeit abwarten, um Ihnen einen lustigen Brief zu schreiben, er sagte aber, daraus machten Sie sich gar nichts. Was Ihre Berliner Reise betrifft, so habe ich Moscheles darüber einen ausführlichen Geschäftsbrief geschrieben, und ihm die Verhältnisse aus einander gesetzt, wie ich sie ansehe, und wie es mir Andre dargestellt haben. Bitten und Wünsche sage ich darüber aber nicht mehr, es sähe sonst etwas zudringlich und egoistisch aus, und beides ist mir so sehr zuwider, daß ich auch den Schein davon gern vermiede. Nun aber wenn Sie sagen, Ihre Schwester habe mir schon halb verziehen, weil Sie wahrscheinlich doch nicht kämen, so ist das kein rechter Trost; sondern ich möchte fast lieber, es wäre umgekehrt. Sie besänftigten dann Ihre Schwester wieder bei der Zurückkunft, und ich gäbe Ihnen carte blanche die allerentsetzlichsten Dinge von mir zu erzählen, mich wie einen Neger anzuschwärzen, denn Sie wären dann hier gewesen und das schadete Alles nichts mehr. Wenn Klingemann die Cour macht, so thut er recht und löblich, denn dazu ist man in der Welt, wenn er sich aber verheirathet, so lach ich mich todt. Denn wie soll sich Klingemann im Ehestande ausnehmen? Und doch sagen Sie es voraus, und ich weiß, daß Sie immer schon am Gesichte sehen, was einer sagen will; wollte ich Brod, so sagten Sie halblaut some bread und nun möchte es da mit der Braut eben so gehn. Aber leider bin ich grade für Heirathen auch ein Prophet und sage das stricte Gegentheil. Klingem. bleibt ein Ritter vom Junggesellenorden, und das bleibe ich mit ihm und wir beiden werden uns vielleicht einmal in 30 Jahren sehr gern verheirathen wollen, dann mag uns aber kein Mädchen mehr. Diese Prophezeiung schneiden Sie aus dem Briefe wenn Sie ihn verbrennen, und heben Sie sie sorgfältig auf, in 30 Jahren wird sichs zeigen, ob sie glaubwürdig war. – Sie wollen wissen, wie die Kleider gefallen haben? Aber wissen Sie denn nicht, daß Sie sie ausgesucht haben? Und brauche ich Ihnen nun erst ausdrücklich zu schreiben, daß sie bei allen feierlsichen Gelegenheiten obligat sind, und sehr bewundert und beneidet werden, und daß Mutter mit ihrem Tuche neulich einen Chemiker zum Erstaunen brachte, weil er nicht glaubte, daß man so schön braun färben könne. Ob aber alles recht zugeschnitten ist, und nach der Mode sitzt, weiß ich nicht; schon deshalb müßten Sie eigentlich herkommen, um mir das klar zu machen. Aber wie gern ich wollte, daß Sie mir einmal ein wenig Moral predigten, wie Sie es sonst wohl thaten! Denn ich weiß nicht wo ich mit meiner tiefen Verstimmung hin soll. Verzeihn Sie den dummen Brief, ist mir doch nicht anders zu Muthe, und grüßen Sie, was Ihnen nahe steht von Ihrem ergebnen
Felix Mendelssohn B.          
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Weil ich grimmig sey, sagte ich; er aber meinte, man müsse durchaus nur schreiben, wie einem zu Muth sey, und Sie würden das gar nicht übel nehmen, sondern natürlich finden. Auf seine Verantwortung hin habe ichs nun gethan; sind Sie mir doch darum böse, so habe ich besser prophezeit, als er. Denn ich wollte bessere Zeit abwarten, um Ihnen einen lustigen Brief zu schreiben, er sagte aber, daraus machten Sie sich gar nichts. Was Ihre Berliner Reise betrifft, so habe ich <persName xml:id="persName_f64ef7cd-a1f2-415b-95eb-1c4708ecf330">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> darüber einen ausführlichen Geschäftsbrief geschrieben, und ihm die Verhältnisse aus einander gesetzt, wie ich sie ansehe, und wie es mir Andre dargestellt haben. 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