fmb-1832-08-10-01
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Berlin, 10. August 1832
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. Bemerkung von Ignaz Moscheles auf der Adressenseite: »Vom 16t August 1832 / dringende Einladung nach Berlin / zu kommen. / Komposition Morning Service [MWV B 25] / Ueber Dlle Belleville«. – In Ignaz Moscheles’ Briefalbum enthalten. Autographe Notiz von Moscheles in dessen Briefalbum zu diesem Brief: »Er schreibt mir nach Hamburg eine dringende Einladung nach Berlin zu kommen. / Humoristisches über Dlle Belleville H. Herz etc: / Er schreibt einen Morning Service für Novello. / Wir spielten S. Bachsche Sachen zusammen. / Wiederholt seinen Wunsch uns in Berlin zu sehen.«
Felix Mendelssohn Bartholdy
Sammlung William Thomas Freemantle, Rotherham, Yorkshire.
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Moscheles.
Ad. Embden.
tAugust 1832 / dringende Einladung nach Berlin / zu kommen. / Komposition Morning Service [MWV B 25] / Ueber D
lleBelleville«.
1stes Motto:
2tes Motto: Quälen hilft. (Altes Stück.)
Deshalb schreibe ich Dir jetzt; denn wenn quälen hilft, so will ich quälen, daß es einen Stein bewegen soll, und Du sag es niemand, selbst den
o2 kaufen, und einen Sitz im
stenMale mit anhören? Es macht mir eben so wenig Vergnügen, wie Seiltänzer und Springer; Bei denen hat man wenigstens den barbarischen Reiz, immer zu fürchten, daß sie den Hals brechen können, und zu sehen daß sie es doch nicht thun, aber die Clavierspringer wagen nicht einmal ihr Leben, sondern nur unsre Ohren – da will ich keinen Theil daran haben. Hätte ich nur nicht immer das Unglück hören zu müssen, das Publikum verlange es so; ich gehöre ja auch zum Publikum, und verlange gerade das Gegentheil. Und dann spielte
In diesem Augenblick fällt mir auf einmal ein, daß Du mich eines Sonntags nicht wegschicktest, als ich Dich um 11 Uhr Nachts aus dem Schlafe störte, sondern daß Du behauptetest Du wolltest noch gar nicht zu Bett gehen. Das war nicht Recht von Dir, aber ich denke zugleich an die
Hier habe ich ganz entsetzliche Lücken gefunden; müssen mit Dir; es ist ja nur eine kurze Reise! Wie vornehm wurden, daß es viel zu spät sei, und da ich leider Euch jetzt nicht sehn kann, so muß ich mich vom Papier mahnen lassen, und schließen.
P.S. Bitte, sage an
Berlin d. 10 Aug. 32. Lieber Moscheles 1stes Motto: Sagt es Niemand, nur den Weisen. (Goethe. ) 2tes Motto: Quälen hilft. (Altes Stück. ) Deshalb schreibe ich Dir jetzt; denn wenn quälen hilft, so will ich quälen, daß es einen Stein bewegen soll, und Du sag es niemand, selbst den Deinigen nicht, und komm nach Berlin. Sieh einmal, seit ich Deinen Brief aus Hamburg bekommen habe, ist es mir doppelt klar geworden, daß Du herkommen mußt, und wär es auch nur, um ein Paar Tage mit uns hier zu leben; wir wollten Dich so verziehen! Gestern habe ich meine Wohnzimmer mir recht gründlich besehen, und gefunden, daß sie prächtig für Dich passen würden; Du dürftest nirgends anders wohnen, als Leipziger Straße no. 3, im hotel zur grünen Partitur d. h. auf meiner Stube; sie ist zwar nach der Straße heraus, aber doch sehr still und angenehm; groß ist sie, wie Dein ganzes Haus in Norton Street, daneben ist ein eben so großes Schlafzimmer, ich würde dann eine Treppe höher ziehen, allwo auch noch ein Zimmer für Deine Bedienten, oder wen Du willst, leer zu machen ist, ein Clavier wartet auf Dich, der Ofen heizt sich gut, kurz Du siehst, daß ich zu einem Wohnungsanzeiger zu brauchen wäre. Aber ich übertreibe nicht, Du solltest nett wohnen, und Alles wäre trefflich, wenn nicht die Hauptsache noch fehlte, nämlich Dein Kommen. Aber führ es aus und wenn Du kommst, so wohne hier, und laß uns lustige Zeit erleben. Ich möchte Dir eine 15 stimmige Fuge schicken, und jede Stimme sollte singen: komm nach Berlin. Die Gegend ist zwar nicht schön, und beim Theater ist jetzt kein vortreffliches Personal, keine Sängerinnen und kein Sänger, aber man kann doch Musik machen. Habe tausend Dank für Deine Freundlichkeit bei Besorgung meiner Clavierlieder ; ich wußte schon von Simrock, daß Du an ihn geschrieben hättest, und machte mir fast Vorwürfe, Dir Deine zahllosen Arbeiten in London noch vermehrt zu haben; ich kann es nicht genug bewundern, wie Du Alles thun kannst, was Du thust, und in solcher Ordnung und Sicherheit. Aber dafür bist Du ja auch der lady patroness von allen Musikern, die nach England kommen, und es muß Dir schon gewöhnlich geworden sein, wenn sich einer für Deine Güte bedanken will. Dessen ungeachtet thue ichs, und danke Dir herzlich. Du thätest mir einen Gefallen, wenn Du mir ein Exemplar der Clavierlieder hieher schicken wolltest, da Du mir schreibst, daß Du es könntest. Der Correspondent meines Vaters, Hr. Giermann hat den Auftrag Dir die Summe, die Du so gefällig warst, für mich auszulegen, sogleich zuzustellen, und nun nimm nochmals meinen besten Dank für alle Mühe, die Du dadurch gehabt hast. Es werden gewiß wenigstens 20 Auflagen von dem Werk gemacht werden müssen, und dann werde ich mir von dem Ertrag das Haus Chester Place no 2 kaufen, und einen Sitz im Unterhaus, und werde ein Radicaler von Profession. Bis dahin sehn wir uns aber noch, hoff’ ich, denn es könnte doch vielleicht bei der ersten Auflage sein Bewenden haben. Was ist denn aber das für eine Anspielung auf die Gravel Pits und die schöne Stadt? Hältst Du mich für einen damoiseau, für einen Schäfer, oder vielleicht gar für ein Schaf? Glaubst Du, ich hätte die Belleville nicht gehört, weil sie keine Bellevue sei, oder weil sie so breite Aermel trägt? Es ist nicht der Grund, obwohl es allerdings auch gewisse Gesichter giebt, die nun und nimmer mehr Künstler sein können, und die mir gleich so viel Kälte und Eis entgegenströmen, daß ich beim bloßen Anblick erfrieren möchte. Aber warum soll ich denn diese oder jene Variationen von Herz zum 30sten Male mit anhören? Es macht mir eben so wenig Vergnügen, wie Seiltänzer und Springer; Bei denen hat man wenigstens den barbarischen Reiz, immer zu fürchten, daß sie den Hals brechen können, und zu sehen daß sie es doch nicht thun, aber die Clavierspringer wagen nicht einmal ihr Leben, sondern nur unsre Ohren – da will ich keinen Theil daran haben. Hätte ich nur nicht immer das Unglück hören zu müssen, das Publikum verlange es so; ich gehöre ja auch zum Publikum, und verlange gerade das Gegentheil. Und dann spielte sie zwischen zwei Stücken, das kann ich wieder nicht vertragen; erst geht der Vorhang auf und ich sehe ganz Indien, und den Paria und Palmen und Stechpflanzen und Mord und Todtschlag und muß sehr weinen, dann geht der Vorhang auf und ich sehe Mlle. Belleville mit einem Pianoforte, und einem Concert aus irgend einem moll und muß sehr klatschen, und endlich kommt „ein Stündchen vor dem Potsdamer Thor“ da soll ich lachen. Nein, das geht nicht, und das sind meine Gründe, weshalb ich Deine Schelte nicht verdiene. Ich bin zu Hause geblieben, weil ich mich auf meiner Stube, oder mit den Meinigen, oder im Garten, der dies Jahr wunderschön ist, am besten befinde. Willst Du mir das nicht glauben, so komm her und sieh Dir es selbst an, darauf muß ich immer wieder hinauskommen. – Ich schreibe jetzt an dem morning service für Novello, aber es will noch gar nicht recht von Herzen gehn; eine Menge Contrapunct und Canons, sonst wenig. Noch brummt mir die Reise gar zu sehr im Kopf. In diesem Augenblick fällt mir auf einmal ein, daß Du mich eines Sonntags nicht wegschicktest, als ich Dich um 11 Uhr Nachts aus dem Schlafe störte, sondern daß Du behauptetest Du wolltest noch gar nicht zu Bett gehen. Das war nicht Recht von Dir, aber ich denke zugleich an die Bachschen Stücke, die wir da zusammen spielten, und muß Dir doch sagen, daß ich noch ein ganzes Heft unbekannter Sachen in derselben Art von ihm hier gefunden habe, und daß sie nun alle zusammen bei Breitkopf & Härtel erscheinen sollen. Es sind himmlische Sachen drunter, ich denke Du wirst Dich damit freuen. Hier habe ich ganz entsetzliche Lücken gefunden; die liebsten Gestalten habe ich hier nicht wiedergesehen, und wenn ich in die Akademie trete, so kann ich Dir gar nicht sagen, was das für ein trauriges Gefühl ist; mir kommts vor, als fehle an dem Gebäude etwas, als sehe es auch anders aus, seit die Menschen nicht mehr drin sind, die mir es lieb und belebt machten. Da werden einem dann die gebliebenen Freunde doppelt lieb, und drum sage ich: komm! oder eigentlich kommt! Denn wenn Du herreisest, so können die Deinigen nicht in Hamburg bleiben, sondern müssen mit Dir; es ist ja nur eine kurze Reise! Wie meine ganze Familie Dich und Deine Frau tausendmal grüßen läßt, und wie sie sich alle bei der Aussicht freuen, Euch hier zu sehen, das kannst Du Dir denken. Vor allen Dingen bitte ich Dich und Deine Frau von diesem Briefe, weder auf dem neuen Jungfernstieg noch in der Esplanade ein Wort zu sagen; die Wände haben Ohren, und ich würde dann nie wieder nach Hamburg kommen können, wenn sie erführen, wie ich eigennützig bin. Ich wollte einen kurzen Brief schreiben, aber Du weißt, wenn wir Abends ins Plaudern kamen, so merkte ich nur erst wenn Eure Gesichter vornehm wurden, daß es viel zu spät sei, und da ich leider Euch jetzt nicht sehn kann, so muß ich mich vom Papier mahnen lassen, und schließen. Lebt wohl und bleibt freundlichFelix Mendelssohn B P. S. Bitte, sage an Hrn. Neukomm meine herzlichsten Grüße, und daß ich und das ganze Haus uns ungemein auf seine Ankunft freuen. Ich hoffe, er läßt mir gleich sagen, wenn er hier ist, wo ich ihn aufsuchen kann
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Der Correspondent <persName xml:id="persName_225fa01a-64ab-46cd-9e5a-dc5ab0cf89b5">meines Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, <persName xml:id="persName_a42fb8ca-522e-4343-8888-69a2786d9dbf">Hr. Giermann<name key="PSN0111373" style="hidden">Giermann, Johann Heinrich Christian (?-1836)</name></persName> hat den Auftrag Dir die Summe, die Du so gefällig warst, für mich auszulegen, sogleich zuzustellen, und nun nimm nochmals meinen besten Dank für alle Mühe, die Du dadurch gehabt hast. Es werden gewiß wenigstens 20 Auflagen von dem Werk gemacht werden müssen, und dann werde ich mir von dem Ertrag das Haus Chester Place n<hi rend="superscript">o</hi> 2 kaufen, und einen Sitz im <placeName xml:id="placeName_5205b6e5-24c5-42a5-875a-848b170fd2db">Unterhaus<name key="NST0100416" style="hidden" subtype="" type="institution">House of Commons</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, und werde ein Radicaler von Profession. Bis dahin sehn wir uns aber noch, hoff’ ich, denn es könnte doch vielleicht bei der ersten Auflage sein Bewenden haben. Was ist denn aber das für eine Anspielung auf die <persName xml:id="persName_5dea5b66-441a-48b7-b716-069ed64f3736">Gravel Pits<name key="PSN0112100" style="hidden">Horsley, Familie von → William H.</name></persName> und <persName xml:id="persName_a3f49316-b2f5-4e1d-b3ff-ce28f0cab43f">die schöne Stadt<name key="PSN0113713" style="hidden">Oury, Anna Caroline (1808-1880)</name></persName>? Hältst Du mich für einen damoiseau, für einen Schäfer, oder vielleicht gar für ein Schaf? Glaubst Du, ich hätte die <persName xml:id="persName_bdd04516-ac80-4613-b5fb-fa60dd4bed38">Belleville<name key="PSN0113713" style="hidden">Oury, Anna Caroline (1808-1880)</name></persName> nicht gehört, weil sie keine Bellevue sei, oder weil sie so breite Aermel trägt? Es ist nicht der Grund, obwohl es allerdings auch gewisse Gesichter giebt, die nun und nimmer mehr Künstler sein können, und die mir gleich so viel Kälte und Eis entgegenströmen, daß ich beim bloßen Anblick erfrieren möchte. Aber warum soll ich denn diese oder jene Variationen von <persName xml:id="persName_f8a30bfd-49a0-4595-8043-a532b0fc0082">Herz<name key="PSN0111939" style="hidden">Herz, Henri (Heinrich) (1803-1888)</name></persName> zum 30<hi rend="superscript">sten</hi> Male mit anhören? Es macht mir eben so wenig Vergnügen, wie Seiltänzer und Springer; Bei denen hat man wenigstens den barbarischen Reiz, immer zu fürchten, daß sie den Hals brechen können, und zu sehen daß sie es doch nicht thun, aber die Clavierspringer wagen nicht einmal ihr Leben, sondern nur unsre Ohren – da will ich keinen Theil daran haben. Hätte ich nur nicht immer das Unglück hören zu müssen, das Publikum verlange es so; ich gehöre ja auch zum Publikum, und verlange gerade das Gegentheil. Und dann spielte <persName xml:id="persName_a66d3c50-bd93-478f-9b0e-edc426a3d2b7">sie<name key="PSN0113713" style="hidden">Oury, Anna Caroline (1808-1880)</name></persName> zwischen zwei Stücken, das kann ich wieder nicht vertragen; erst geht der Vorhang auf und ich sehe ganz Indien, und den Paria und Palmen und Stechpflanzen und Mord und Todtschlag und muß sehr weinen, dann geht der Vorhang auf und ich sehe <persName xml:id="persName_84c1a6c8-f2b6-4235-94f8-d384cef88b19">Mlle. Belleville<name key="PSN0113713" style="hidden">Oury, Anna Caroline (1808-1880)</name></persName> mit einem Pianoforte, und einem Concert aus irgend einem moll und muß sehr klatschen, und endlich kommt <title xml:id="title_871abbcf-2807-4c22-ae96-1e88099e119b">„ein Stündchen vor dem Potsdamer Thor“<name key="PSN0109980" style="hidden" type="author">Blum (eigtl. Blume), Carl Wilhelm August (1786-1844)</name><name key="CRT0108239" style="hidden" type="dramatic_work">Ein Stündchen vor dem Potsdamer Thor</name></title> da soll ich lachen. Nein, das geht nicht, und das sind meine Gründe, weshalb ich Deine Schelte nicht verdiene. Ich bin zu Hause geblieben, weil ich mich auf meiner Stube, oder mit den <persName xml:id="persName_6b2cdf37-6fd4-4499-bf97-3a6b7f3e5c72">Meinigen<name key="PSN0113241" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName>, oder im Garten, der dies Jahr wunderschön ist, am besten befinde. Willst Du mir das nicht glauben, so komm her und sieh Dir es selbst an, darauf muß ich immer wieder hinauskommen. – Ich schreibe jetzt an dem <title xml:id="title_aa3125c9-1dd5-4eb8-94a7-4edb5ba4ebd0">morning service<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_sypxxxyi-dnhy-bsvm-044b-cnuacvrhu4ns"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100135" style="hidden">Te Deum »We praise thee, O God« (Morning Service) für Solostimmen, gemischten Chor und Orgel, [August 1832]<idno type="MWV">B 25</idno><idno type="op"></idno></name></title> für <persName xml:id="persName_af11859f-da70-4162-87f4-ef4a631a04b5">Novello<name key="PSN0113627" style="hidden">Novello, Vincent (1781-1861)</name></persName>, aber es will noch gar nicht recht von Herzen gehn; eine <title xml:id="title_75cf6120-a7ce-46ec-8c9c-ed7406267fe6">Menge Contrapunct und Canons<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_8ihcsfae-wc26-1v92-qlcs-xbzdmtqwqmse"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100135" style="hidden">Te Deum »We praise thee, O God« (Morning Service) für Solostimmen, gemischten Chor und Orgel, [August 1832]<idno type="MWV">B 25</idno><idno type="op"></idno></name></title>, sonst wenig. Noch brummt mir die Reise gar zu sehr im Kopf.</p><p>In diesem Augenblick fällt mir auf einmal ein, daß Du mich eines Sonntags nicht wegschicktest, als ich Dich um 11 Uhr Nachts aus dem Schlafe störte, sondern daß Du behauptetest Du wolltest noch gar nicht zu Bett gehen. Das war nicht Recht von Dir, aber ich denke zugleich an die <persName xml:id="persName_b4e4bfa5-95a1-46ae-bb1c-4b2e5b8b4542">Bachschen Stücke<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName>, die wir da zusammen spielten, und muß Dir doch sagen, daß ich noch ein ganzes Heft unbekannter Sachen in derselben Art von ihm hier gefunden habe, und daß sie nun alle zusammen bei <persName xml:id="persName_9855d25d-899a-455c-9391-65de71bc0eea">Breitkopf & Härtel<name key="PSN0110112" style="hidden">Breitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name></persName> erscheinen sollen. Es sind himmlische Sachen drunter, ich denke Du wirst Dich damit freuen.</p><p>Hier habe ich ganz entsetzliche Lücken gefunden; <persName xml:id="persName_c628412d-1703-43f3-8081-f41d90da4792">die liebsten Gestalten<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name><name key="PSN0113830" style="hidden">Peters, Ulrike Maria Wilhelmina (1807-1832)</name><name key="PSN0109768" style="hidden">Beer, Ludwig (1821-1831)</name><name key="PSN0113224" style="hidden">Mendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831)</name><name key="PSN0113205" style="hidden">Mendelsohn, Eva (?-1831)</name><name key="PSN0111804" style="hidden">Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831)</name><name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> habe ich hier nicht wiedergesehen, und wenn ich in die <placeName xml:id="placeName_614a72cc-874d-4cd2-9193-1c0bf900eb55">Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> trete, so kann ich Dir gar nicht sagen, was das für ein trauriges Gefühl ist; mir kommts vor, als fehle an dem Gebäude etwas, als sehe es auch anders aus, seit die Menschen nicht mehr drin sind, die mir es lieb und belebt machten. Da werden einem dann die gebliebenen Freunde doppelt lieb, und drum sage ich: komm! oder eigentlich kommt! Denn wenn Du herreisest, so können die Deinigen nicht in Hamburg bleiben, sondern <hi rend="underline">müssen</hi> mit Dir; es ist ja nur eine kurze Reise! Wie <persName xml:id="persName_c7993517-f20b-44d3-9ce6-377eb2ae3229">meine ganze Familie<name key="PSN0113241" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName> Dich und <persName xml:id="persName_c9a2b7af-9939-4d68-9e14-5e1727ca0c1d">Deine Frau<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> tausendmal grüßen läßt, und wie sie sich alle bei der Aussicht freuen, Euch hier zu sehen, das kannst Du Dir denken. Vor allen Dingen bitte ich Dich und <persName xml:id="persName_dd383383-4ce8-47db-aacf-0371818e37bf">Deine Frau<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> von diesem Briefe, weder auf dem neuen Jungfernstieg noch in der Esplanade ein Wort zu sagen; die Wände haben Ohren, und ich würde dann nie wieder nach Hamburg kommen können, wenn sie erführen, wie ich eigennützig bin. Ich wollte einen kurzen Brief schreiben, aber Du weißt, wenn wir Abends ins Plaudern kamen, so merkte ich nur erst wenn Eure Gesichter <hi rend="underline">vornehm</hi> wurden, daß es viel zu spät sei, und da ich leider Euch jetzt nicht sehn kann, so muß ich mich vom Papier mahnen lassen, und schließen.</p><closer rend="left" xml:id="closer_7e1866d6-06f7-4162-b56d-309606f32ed3">Lebt wohl und bleibt freundlich</closer><signed rend="right">Felix Mendelssohn B</signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_f688309f-ff40-451f-97ca-e3c83ad8918d"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">P.S. Bitte, sage an <persName xml:id="persName_8877583c-0600-481f-9fe4-80ab9ff9d08a">Hrn. Neukomm<name key="PSN0113580" style="hidden">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName> meine herzlichsten Grüße, und daß ich und das ganze Haus uns ungemein auf seine Ankunft freuen. Ich hoffe, er läßt mir gleich sagen, wenn er hier ist, wo ich ihn aufsuchen kann</p></div></body> </text></TEI>