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fmb-1832-06-01-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>London, 1. Juni 1832 Dank Euch für Euern Hochzeitbrief, und Du mein Beckchen im weißen Brautkleide mit Blumen in der Hand, sey glücklich und bleibe es. Nun werde ich Euch Alle bald wiedersehen, was ist da noch zu schreiben? Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 557

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 13, fol. 119-120. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 1. Juni 1832 Dank Euch für Euern Hochzeitbrief, und Du mein Beckchen im weißen Brautkleide mit Blumen in der Hand, sey glücklich und bleibe es. Nun werde ich Euch Alle bald wiedersehen, was ist da noch zu schreiben?

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Mendelssohn, Reisebriefe, S. 338-340 (Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

1. Juni 1832 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) London Großbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
Mr. Mr. A. Mendelssohn Bartholdy Berlin Hambourgh steamboat.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)London 1sten Juny 1832.Ihr Lieben

Dank Euch für Euern Hochzeitbrief, und Du mein BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) im weißen Brautkleide mit Blumen in der Hand, sey glücklich und bleibe es. Nun werde ich Euch Alle bald wiedersehen, was ist da noch zu schreiben? Aber sonderbar ist es, daß FannysHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Hochzeittag, wo mich die Wundärzte quälten, nun nicht mein schlimmster Londoner Tag geblieben ist, wie bisher, sondern daß es nun BeckchensMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) ist, denn an dem Tage empfing ich die TodesnachrichtZelter, Carl Friedrich (1758-1832), und glaubte, ich würde sehr krank davon werden, habe mich auch die ganze vorige Woche nicht wieder erholen können; die vielfachen Beschäftigungen haben mich nun aber herausgerissen, und mich wieder zu mir selbst oder von mir selbst fort gebracht, da geht es mir wieder gut und ich bin fleißig. Der erste Tag hat FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) nur Glück und frohe Zeit und heiteres Leben gebracht, so sey der zweite Dir, und schenke Dir was Du verdienst und was ich Dir wünsche und hoffe. Auf Wiedersehen und das Andre mündlich.

Vor Allem muß ich nun Dir, lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835), für Deinen freundlichen Brief danken, er ist wohl schon großentheils durch meinen vorigen beantwortet, doch will ich wiederholen, warum ich das Schreiben an die VorsteherschaftSing-AkademieBerlinDeutschland nicht schicken werde. Erstlich bin ich damals Deiner ersten Meinung beigetreten, daß die Stellung bei der AkademieSing-AkademieBerlinDeutschland mir für den Anfang meiner Laufbahn nicht eine wünschenswerthe sei, so daß ich sie also nur auf gewisse Zeit und Bedingungen annehmen möchte, und nur um mein damaliges Versprechen zu halten, mich aber nicht darum bewerben, wo ich sie dann nehmen müßte, wie sie sie geben, da ich nicht einmal das Nähere über Verpflichtung, Gehalt u. s. w. weiß, und da mir MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) sogar schrieb, KleinKlein, Bernhard Joseph (1793-1832) hätte auf Gehalt verzichtet. Ich müßte mich Ihren Bedingungen unterziehen, sobald ich mich darum bewärbe, und diese Bedingungen kenne ich nicht.

Dann scheint mir der Grund, den sie Dir angegeben, weshalb ich schreiben solle, nicht ein gerader, wahrer zu sein. Sie sagen, sie wollten gewiß sein, daß ichs annähme, und darum möcht’ ich mich unter die Competenten stellen, aber als sie mir es vor drei Jahren anboten, sagte mir LichtensteinLichtenstein, Martin H(e)inrich Karl (1780-1857) es geschehe nur aus dem Grunde um zu wissen, ob ich es annähme und ich möchte mich bestimmt darüber erklären. Damals sagte ich bestimmt Ja, ich wolle es mit RungenhagenRungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851) zusammen fortführen, es sei mir nur wünschenswerth; ich weiß nicht, ob ich jetzt noch so denken würde, aber ich habe es damals zugesagt, und daran kann ich nichts mehr ändern, und muß es darum halten. Mein Ja noch einmal zu wiederholen ist nicht nöthig, denn wenn ich es einmal gegeben habe, so bleibt es dabei, aber ich kann es um so weniger, da ich mich jetzt zu dem anbieten müßte, was damals mir angeboten wurde. Wenn sie gesonnen wären ihr Wort zu halten, so würden sie nicht von mir einen Schritt verlangen, den sie vor drei Jahren selbst gethan haben, sondern würden sich meiner Zustimmung entsinnen und müßten wissen, daß ich ein solches Wort nicht brechen kann.

Einer Bestätigung meines Versprechens bedarf es also nicht; mein Brief könnte in dieser Hinsicht nichts ändern, und wenn sie die Stelle einem von den andern zuerkennen wollen, so wird sie mein Brief davon nicht abhalten.

Ferner muß ich mich auf einen Brief aus Paris berufen, in dem ich Dir sagte, ich wolle im Frühjahr nach Berlin zurück, weil das die einzige Stadt von Deutschland sei, die ich noch nicht kenne. Das ist meine ernstliche Meinung; ich weiß nicht, wie ich mich in Berlin stellen werde und ob ich dort werde bleiben können d. h. ob ich eben so leicht Aussicht zum Wirken und Schaffen dort haben werde, wie sie mir an andern Orten eröffnet ist. Das einzige Haus, das ich in Berlin kenne, ist das unsrige, und daß ich mich da wieder glücklich fühlen werde, weiß ich, aber ich muß auch thätig sein können, und das wird sich erst bei der Rückkunft zeigen. Ich hoffe es geht wie ich wünsche, denn natürlich wird mir immer der Ort der liebste sein, wo Ihr lebt; aber ehe ich es ganz sicher weiß, möchte ich mich nicht durch eine Stellung binden.

Verzeih lieber Vater, wenn ich Dich durch meine vielen Gründe langweile, aber ich möchte gern, daß Du meine Entscheidung billigtest; der Hauptgrund ist, daß ich mich nicht um ein Amt bewerben kann, dessen genaue Verhältnisse ich nicht kenne, und das ich schon einmal auf ein Anerbieten angenommen habe.

Ich muß bald schließen, weil ich unendlich viel zu thun habe um nach dem nächsten PhilharmonicPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien abzureisen. Ich muß verschiedne Sachen herausgeben ehe ich reise und etwas Geld einnehmen; bekomme aber von so vielen Seiten Aufträge, und zum Theil so angenehme, daß es mir wirklich schwer fällt, sie nicht noch anzufangen. Unter andern bekam ich heut früh von einem VerlegerNovello, Vincent (1781-1861) ein Billet, der 2 große Kirchenstücke in Partitur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_sffh3edx-kbzd-l1hg-x7im-vppwgdempigj"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100135" style="hidden">Te Deum »We praise thee, O God« (Morning Service) für Solostimmen, gemischten Chor und Orgel, [August 1832]<idno type="MWV">B 25</idno><idno type="op"></idno></name>, eins für den Morgen, das andre für den Abend, herausgeben will. Ihr könnt Euch denken, wie mir der Auftrag gefällt und wie ich ihn in der Leipziger Str. sogleich ausführen will. Zu einer Scene für BrahamBraham, John (eigtl. John Abraham) (1774-1856) habe ich schon weniger Lust, und die Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_daan1so6-3kpz-rfss-mzrp-ocb9tk8ic2bn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. 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Das habe ich vorigen Montag im PhilharmonicPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien gespielt, und habe wohl noch niemals in meinem Leben so vielen Erfolg gehabt, die Leute waren wie toll und meinten es sey mein bestes Stück. Aber nein. – Jetzt ziehe ich meinen schwarzen Ueberrock an und gehe ins Concert von MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) um zu dirigiren und das Mozartsche Concert<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110109" style="hidden" type="music">Konzert für zwei Klaviere Es-Dur, KV 365</name> zu spielen, in das ich zwei lange Cadenzen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kvt9sqdq-prbp-3e9h-ry95-msiza6jwm9ox"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="appendices" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="appendix_B:_foreign_works" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="a)_arrangements_and_performance_devices" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100684" style="hidden">Wolfgang Amadeus Mozart, Konzert für zwei Klaviere Es-Dur, KV 365/316a, Kadenzen zum ersten und zum dritten Satz, 1832 bzw. 1840<idno type="MWV">Anh. B–a</idno><idno type="op"></idno></name> für uns beide gemacht habe.

Nun lebt wohl; sey glücklich, mein BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858), und richte Dich snug ein. Wenn ich wiederkomme kriege ich Mohrenköpfe. Du frägst, liebe MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), ob ich im Hause wohnen wolle? Ich glaube, Ja.

Felix MB
            London 1sten Juny 1832. Ihr Lieben
Dank Euch für Euern Hochzeitbrief, und Du mein Beckchen im weißen Brautkleide mit Blumen in der Hand, sey glücklich und bleibe es. Nun werde ich Euch Alle bald wiedersehen, was ist da noch zu schreiben? Aber sonderbar ist es, daß Fannys Hochzeittag, wo mich die Wundärzte quälten, nun nicht mein schlimmster Londoner Tag geblieben ist, wie bisher, sondern daß es nun Beckchens ist, denn an dem Tage empfing ich die Todesnachricht, und glaubte, ich würde sehr krank davon werden, habe mich auch die ganze vorige Woche nicht wieder erholen können; die vielfachen Beschäftigungen haben mich nun aber herausgerissen, und mich wieder zu mir selbst oder von mir selbst fort gebracht, da geht es mir wieder gut und ich bin fleißig. Der erste Tag hat Fanny nur Glück und frohe Zeit und heiteres Leben gebracht, so sey der zweite Dir, und schenke Dir was Du verdienst und was ich Dir wünsche und hoffe. Auf Wiedersehen und das Andre mündlich.
Vor Allem muß ich nun Dir, lieber Vater, für Deinen freundlichen Brief danken, er ist wohl schon großentheils durch meinen vorigen beantwortet, doch will ich wiederholen, warum ich das Schreiben an die Vorsteherschaft nicht schicken werde. Erstlich bin ich damals Deiner ersten Meinung beigetreten, daß die Stellung bei der Akademie mir für den Anfang meiner Laufbahn nicht eine wünschenswerthe sei, so daß ich sie also nur auf gewisse Zeit und Bedingungen annehmen möchte, und nur um mein damaliges Versprechen zu halten, mich aber nicht darum bewerben, wo ich sie dann nehmen müßte, wie sie sie geben, da ich nicht einmal das Nähere über Verpflichtung, Gehalt u. s. w. weiß, und da mir Mutter sogar schrieb, Klein hätte auf Gehalt verzichtet. Ich müßte mich Ihren Bedingungen unterziehen, sobald ich mich darum bewärbe, und diese Bedingungen kenne ich nicht.
Dann scheint mir der Grund, den sie Dir angegeben, weshalb ich schreiben solle, nicht ein gerader, wahrer zu sein. Sie sagen, sie wollten gewiß sein, daß ichs annähme, und darum möcht’ ich mich unter die Competenten stellen, aber als sie mir es vor drei Jahren anboten, sagte mir Lichtenstein es geschehe nur aus dem Grunde um zu wissen, ob ich es annähme und ich möchte mich bestimmt darüber erklären. Damals sagte ich bestimmt Ja, ich wolle es mit Rungenhagen zusammen fortführen, es sei mir nur wünschenswerth; ich weiß nicht, ob ich jetzt noch so denken würde, aber ich habe es damals zugesagt, und daran kann ich nichts mehr ändern, und muß es darum halten. Mein Ja noch einmal zu wiederholen ist nicht nöthig, denn wenn ich es einmal gegeben habe, so bleibt es dabei, aber ich kann es um so weniger, da ich mich jetzt zu dem anbieten müßte, was damals mir angeboten wurde. Wenn sie gesonnen wären ihr Wort zu halten, so würden sie nicht von mir einen Schritt verlangen, den sie vor drei Jahren selbst gethan haben, sondern würden sich meiner Zustimmung entsinnen und müßten wissen, daß ich ein solches Wort nicht brechen kann.
Einer Bestätigung meines Versprechens bedarf es also nicht; mein Brief könnte in dieser Hinsicht nichts ändern, und wenn sie die Stelle einem von den andern zuerkennen wollen, so wird sie mein Brief davon nicht abhalten.
Ferner muß ich mich auf einen Brief aus Paris berufen, in dem ich Dir sagte, ich wolle im Frühjahr nach Berlin zurück, weil das die einzige Stadt von Deutschland sei, die ich noch nicht kenne. Das ist meine ernstliche Meinung; ich weiß nicht, wie ich mich in Berlin stellen werde und ob ich dort werde bleiben können d. h. ob ich eben so leicht Aussicht zum Wirken und Schaffen dort haben werde, wie sie mir an andern Orten eröffnet ist. Das einzige Haus, das ich in Berlin kenne, ist das unsrige, und daß ich mich da wieder glücklich fühlen werde, weiß ich, aber ich muß auch thätig sein können, und das wird sich erst bei der Rückkunft zeigen. Ich hoffe es geht wie ich wünsche, denn natürlich wird mir immer der Ort der liebste sein, wo Ihr lebt; aber ehe ich es ganz sicher weiß, möchte ich mich nicht durch eine Stellung binden.
Verzeih lieber Vater, wenn ich Dich durch meine vielen Gründe langweile, aber ich möchte gern, daß Du meine Entscheidung billigtest; der Hauptgrund ist, daß ich mich nicht um ein Amt bewerben kann, dessen genaue Verhältnisse ich nicht kenne, und das ich schon einmal auf ein Anerbieten angenommen habe.
Ich muß bald schließen, weil ich unendlich viel zu thun habe um nach dem nächsten Philharmonic abzureisen. Ich muß verschiedne Sachen herausgeben ehe ich reise und etwas Geld einnehmen; bekomme aber von so vielen Seiten Aufträge, und zum Theil so angenehme, daß es mir wirklich schwer fällt, sie nicht noch anzufangen. Unter andern bekam ich heut früh von einem Verleger ein Billet, der 2 große Kirchenstücke in Partitur, eins für den Morgen, das andre für den Abend, herausgeben will. Ihr könnt Euch denken, wie mir der Auftrag gefällt und wie ich ihn in der Leipziger Str. sogleich ausführen will. Zu einer Scene für Braham habe ich schon weniger Lust, und die Hebriden will ich auch noch ein Weilchen für mich behalten, ehe ich sie 4 händig zustutze; aber das neue Rondo kommt, und die ewigen Clavierlieder muß ich fertig machen, und mehrere Arrangements und wahrscheinlich das Concert . Das habe ich vorigen Montag im Philharmonic gespielt, und habe wohl noch niemals in meinem Leben so vielen Erfolg gehabt, die Leute waren wie toll und meinten es sey mein bestes Stück. Aber nein. – Jetzt ziehe ich meinen schwarzen Ueberrock an und gehe ins Concert von Moscheles um zu dirigiren und das Mozartsche Concert zu spielen, in das ich zwei lange Cadenzen für uns beide gemacht habe.
Nun lebt wohl; sey glücklich, mein Beckchen, und richte Dich snug ein. Wenn ich wiederkomme kriege ich Mohrenköpfe. Du frägst, liebe Mutter, ob ich im Hause wohnen wolle? Ich glaube, Ja.
Felix MB          
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S.; Adresse, mehrere Poststempel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Mendelssohn, Reisebriefe, S. 338-340 (Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1832-06-01" xml:id="date_8e79ccd1-e97d-4230-95d0-bf6ae4ecba39">1. Juni 1832</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_16d63494-41d5-482e-8eb3-25fee0355a96">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_fc8bfd1e-2a24-40c7-a3cb-9620bae89cce"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113247" resp="receiver" xml:id="persName_7534d070-1c5f-45ca-8982-b41a44df493e">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0113241" resp="receiver" xml:id="persName_d369d0a8-f61d-4590-a0fd-b95a01360876">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_46cbf610-f339-4a08-9fdf-5495bf123b7c"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_33ba87d2-faac-41fa-9d0f-41c9c83b704e"> <head> <address> <addrLine>Mr.</addrLine> <addrLine>Mr. A. <hi n="1" rend="underline">Mendelssohn Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine>Berlin</addrLine> <addrLine>Hambourgh steamboat.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_3aacf4b1-e6ee-45c2-8e68-54b08ed1e383"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">London <date cert="high" when="1832-06-01" xml:id="date_29b8a0ed-060f-463f-9e90-e8925ada380f">1<hi rend="superscript">sten</hi> Juny 1832</date>.</dateline><salute rend="left">Ihr Lieben</salute><p style="paragraph_without_indent">Dank Euch für Euern Hochzeitbrief, und Du mein <persName xml:id="persName_33d7b92c-3b44-4120-a0a1-5d185086d17e">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> im weißen Brautkleide mit Blumen in der Hand, sey glücklich und bleibe es. Nun werde ich Euch Alle bald wiedersehen, was ist da noch zu schreiben? Aber sonderbar ist es, daß <persName xml:id="persName_fff7a47a-b1ed-47ad-90f1-1f8e23e8439e">Fannys<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> Hochzeittag, wo mich die Wundärzte quälten, nun nicht mein schlimmster Londoner Tag geblieben ist, wie bisher, sondern daß es nun <persName xml:id="persName_8c1c95a3-51fa-4555-b1d1-c61d0f253bec">Beckchens<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> ist, denn an dem Tage empfing ich <persName xml:id="persName_96f61975-a28d-4570-8c09-6a98e392389b">die Todesnachricht<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName>, und glaubte, ich würde sehr krank davon werden, habe mich auch die ganze vorige Woche nicht wieder erholen können; die vielfachen Beschäftigungen haben mich nun aber herausgerissen, und mich wieder zu mir selbst oder von mir selbst fort gebracht, da geht es mir wieder gut und ich bin fleißig. Der erste Tag hat <persName xml:id="persName_eb17a7bf-baf3-4249-81a6-c0fbcf3850da">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> nur Glück und frohe Zeit und heiteres Leben gebracht, so sey der zweite Dir, und schenke Dir was Du verdienst und was ich Dir wünsche und hoffe. Auf Wiedersehen und das Andre mündlich.</p><p>Vor Allem muß ich nun Dir, lieber <persName xml:id="persName_4070e51c-a20c-40b8-80d6-c846e7f4a1bd">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, für Deinen freundlichen Brief danken, er ist wohl schon großentheils durch meinen vorigen beantwortet, doch will ich wiederholen, warum ich das Schreiben an die <placeName xml:id="placeName_fd8b238b-a761-4f40-b21e-044e06b31b39">Vorsteherschaft<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="Vorsteherschaft" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> nicht schicken werde. Erstlich bin ich damals Deiner ersten Meinung beigetreten, daß die Stellung bei der <placeName xml:id="placeName_de51b546-4ea8-4631-8dee-86fb5e0899af">Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> mir für den Anfang meiner Laufbahn nicht eine wünschenswerthe sei, so daß ich sie also nur auf gewisse Zeit und Bedingungen annehmen möchte, und nur um mein damaliges Versprechen zu halten, mich aber nicht darum bewerben, wo ich sie dann nehmen müßte, wie sie sie geben, da ich nicht einmal das Nähere über Verpflichtung, Gehalt u. s. w. weiß, und da mir <persName xml:id="persName_287ce0cb-6d8a-4a8d-9e47-693b853d17be">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> sogar schrieb, <persName xml:id="persName_114871fd-271b-49eb-81fa-919aff44dd8d">Klein<name key="PSN0112411" style="hidden">Klein, Bernhard Joseph (1793-1832)</name></persName> hätte auf Gehalt verzichtet. Ich müßte mich Ihren Bedingungen unterziehen, sobald ich mich darum bewärbe, und diese Bedingungen kenne ich nicht.</p><p>Dann scheint mir der Grund, den sie Dir angegeben, weshalb ich schreiben solle, nicht ein gerader, wahrer zu sein. Sie sagen, sie wollten gewiß sein, daß ichs annähme, und darum möcht’ ich mich unter die Competenten stellen, aber als sie mir es vor drei Jahren <hi rend="underline">anboten</hi>, sagte mir <persName xml:id="persName_0ab20fc8-441e-48b7-a268-f80a2d01b035">Lichtenstein<name key="PSN0112826" style="hidden">Lichtenstein, Martin H(e)inrich Karl (1780-1857)</name></persName> es geschehe nur aus dem Grunde um zu wissen, ob ich es annähme und ich möchte mich bestimmt darüber erklären. Damals sagte ich bestimmt Ja, ich wolle es mit <persName xml:id="persName_d5ad6044-c59c-45dd-943a-8dc86057aa8c">Rungenhagen<name key="PSN0114359" style="hidden">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName> zusammen fortführen, es sei mir nur wünschenswerth; ich weiß nicht, ob ich jetzt noch so denken würde, aber ich habe es damals zugesagt, und daran kann ich nichts mehr ändern, und muß es darum halten. Mein Ja noch einmal zu wiederholen ist nicht nöthig, denn wenn ich es einmal gegeben habe, so bleibt es dabei, aber ich kann es um so weniger, da ich mich jetzt zu dem anbieten müßte, was damals mir angeboten wurde. Wenn sie gesonnen wären ihr Wort zu halten, so würden sie nicht von mir einen Schritt verlangen, den sie vor drei Jahren selbst gethan haben, sondern würden sich meiner Zustimmung entsinnen und müßten wissen, daß ich ein solches Wort nicht brechen kann. </p><p>Einer Bestätigung meines Versprechens bedarf es also nicht; mein Brief könnte in dieser Hinsicht nichts ändern, und wenn sie die Stelle einem von den andern zuerkennen wollen, so wird sie mein Brief davon nicht abhalten. </p><p>Ferner muß ich mich auf einen Brief aus Paris berufen, in dem ich Dir sagte, ich wolle im Frühjahr nach Berlin zurück, weil das die einzige Stadt von Deutschland sei, die ich noch nicht kenne. Das ist meine ernstliche Meinung; ich weiß nicht, wie ich mich in Berlin stellen werde und ob ich dort werde bleiben können d. h. ob ich eben so leicht Aussicht zum Wirken und Schaffen dort haben werde, wie sie mir an andern Orten eröffnet ist. Das einzige Haus, das ich in Berlin kenne, ist das unsrige, und daß ich mich da wieder glücklich fühlen werde, weiß ich, aber ich muß auch thätig sein können, und das wird sich erst bei der Rückkunft zeigen. Ich hoffe es geht wie ich wünsche, denn natürlich wird mir immer der Ort der liebste sein, wo Ihr lebt; aber ehe ich es ganz sicher weiß, möchte ich mich nicht durch eine Stellung binden. </p><p>Verzeih lieber Vater, wenn ich Dich durch meine vielen Gründe langweile, aber ich möchte gern, daß Du meine Entscheidung billigtest; der Hauptgrund ist, daß ich mich nicht um ein Amt bewerben kann, dessen genaue Verhältnisse ich nicht kenne, und das ich schon einmal auf ein Anerbieten angenommen habe. </p><p>Ich muß bald schließen, weil ich unendlich viel zu thun habe um nach dem nächsten <placeName xml:id="placeName_94fdf306-bd4c-4af7-9ee3-6a891f876e66">Philharmonic<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> abzureisen. Ich muß verschiedne Sachen herausgeben ehe ich reise und etwas Geld einnehmen; bekomme aber von so vielen Seiten Aufträge, und zum Theil so angenehme, daß es mir wirklich schwer fällt, sie nicht noch anzufangen. Unter andern bekam ich heut früh von einem <persName xml:id="persName_42eadead-363a-40ac-9887-ddc32398182f">Verleger<name key="PSN0113627" style="hidden">Novello, Vincent (1781-1861)</name></persName> ein Billet, der <title xml:id="title_f83f1fe6-6568-4660-a206-d0b5fcfffa04">2 große Kirchenstücke in Partitur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_sffh3edx-kbzd-l1hg-x7im-vppwgdempigj"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100135" style="hidden">Te Deum »We praise thee, O God« (Morning Service) für Solostimmen, gemischten Chor und Orgel, [August 1832]<idno type="MWV">B 25</idno><idno type="op"></idno></name></title>, eins für den Morgen, das andre für den Abend, herausgeben will. Ihr könnt Euch denken, wie mir der Auftrag gefällt und wie ich ihn in der Leipziger Str. sogleich ausführen will. Zu einer Scene für <persName xml:id="persName_4d9f65db-79d6-432e-981f-2fd2f12b5657">Braham<name key="PSN0110071" style="hidden">Braham, John (eigtl. John Abraham) (1774-1856)</name></persName> habe ich schon weniger Lust, und die <title xml:id="title_e28db28b-6970-4530-b500-c35dc81a7ab6">Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_daan1so6-3kpz-rfss-mzrp-ocb9tk8ic2bn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name></title> will ich auch noch ein Weilchen für mich behalten, ehe ich sie 4 händig zustutze; aber <title xml:id="title_ee7378c4-1dc5-4ab8-b39d-d274a7e107c4">das neue Rondo<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_legni5bd-obta-8jpt-qksm-neudlnv5apox"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100350" style="hidden">Capriccio brillant h-Moll für Klavier und Orchester, [Anfang Mai 1832] bis 18. Mai 1832<idno type="MWV">O 8</idno><idno type="op">22</idno></name></title> kommt, und <title xml:id="title_af8cfb6a-1fd0-423e-918c-1165c7d91d92">die ewigen Clavierlieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fyhsfdvv-d6vn-zj5w-dqw7-lmctr5z3uct0"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100621" style="hidden">Sechs Lieder ohne Worte für Klavier, 1. Heft, 1832; enthält MWV U 86, U 80, U 89, U 73, U 90 und U 78<idno type="MWV">SD 5</idno><idno type="op">19b</idno></name></title> muß ich fertig machen, und mehrere Arrangements und wahrscheinlich das <title xml:id="title_da18529e-4d67-44fa-ae86-2d430e540a7c">Concert<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cau7ifkx-bs4s-rsha-ilpc-5qo5wnn7lktw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100349" style="hidden">Konzert Nr. 1 g-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [November 1830 bis Oktober 1831]<idno type="MWV">O 7</idno><idno type="op">25</idno></name></title>. Das habe ich vorigen Montag im <placeName xml:id="placeName_7f8b851d-55f9-463d-a78d-545d4926ead4">Philharmonic<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> gespielt, und habe wohl noch niemals in meinem Leben so vielen Erfolg gehabt, die Leute waren wie toll und meinten es sey mein bestes Stück. Aber nein. – Jetzt ziehe ich meinen schwarzen Ueberrock an und gehe ins Concert von <persName xml:id="persName_3093e251-c1b9-430d-a606-016aa7dea932">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> um zu dirigiren und das <title xml:id="title_277c8482-9dbc-4947-b68e-06e9df4985fe">Mozartsche Concert<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110109" style="hidden" type="music">Konzert für zwei Klaviere Es-Dur, KV 365</name></title> zu spielen, in das ich <title xml:id="title_5454823c-7119-4f49-847b-37918519df7b">zwei lange Cadenzen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kvt9sqdq-prbp-3e9h-ry95-msiza6jwm9ox"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="appendices" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="appendix_B:_foreign_works" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="a)_arrangements_and_performance_devices" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100684" style="hidden">Wolfgang Amadeus Mozart, Konzert für zwei Klaviere Es-Dur, KV 365/316a, Kadenzen zum ersten und zum dritten Satz, 1832 bzw. 1840<idno type="MWV">Anh. B–a</idno><idno type="op"></idno></name></title> für uns beide gemacht habe. </p><p>Nun lebt wohl; sey glücklich, mein <persName xml:id="persName_dc11f2bd-8fbd-4876-bdf0-30727ff27169">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, und richte Dich snug ein. Wenn ich wiederkomme kriege ich Mohrenköpfe. Du frägst, liebe <persName xml:id="persName_56974208-0d2b-46fd-9ce1-1dbad727e4b8">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, ob ich im Hause wohnen wolle? Ich glaube, Ja. </p><signed rend="right">Felix MB</signed></div></body> </text></TEI>