fmb-1832-05-25-01
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Biggin Hill, Norwood Surrey, 25. Mai 1832
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
stenMai 1832
Es ist eine harte Zeit, und verlöscht Vieles, Gott erhalte Euch mir und gebe uns ein frohes Wiedersehen und lasse keinen von den Unsrigen dabei fehlen.
Ihr erhaltet diesen Brief wieder von dem Landhause her, von wo Ihr vor drei Jahren im November meine letzten vor der Rückkunft bekamt; ich bin auf ein Paar Tage hergezogen, um mich ein wenig zu sammeln und zu erholen, so wie ich es damals körperlich thun mußte. Da ist nun Alles ziemlich eben so, mein Zimmer ganz dasselbe, alle Noten im Spinde stehen auf dem alten Flecke, die
Du schreibst, liebe ten verlassen, und bis dahin wird die Sache wohl entschieden sein. Ich wünsche also, daß für mich kein Schritt in irgend einer Art geschehe; ausgenommen den von dem mir
Die Nachricht empfing ich Morgens, als ich eben an ihn schreiben wollte, dann kam eine
Noch habe ich eine Bitte an Dich, lieber
sehen, ehe sie sich zerstreuen sollten. Schreibe mir doch noch darüber ein Paar Worte.
Ich hätte Euch wohl sonst manches Erfreuliche schreiben wollen aus den vorigen Wochen, denn es bringt mir jeder Tag neue Beweise daß mich die Leute lieb haben und gern mit mir leben, und das freut mich wieder und macht mir das Leben leicht und lieb; aber heute kann ichs nicht, vielleicht bin ich das Nächstemal wieder zerstreut genug, um historisch zu sein. Von
Draußen scheint aber warme Sonne, und nun will ich wieder hinaus in den Garten, einiges turnen, und an den Fliederbüscheln riechen, dann kommt der allgemeine lunch, Ihr seht daraus, daß ich gesund bin und wohl lebe.
P. S. Inliegenden Brief bitte ich sogleich an
Norwood Surreyd. 25sten Mai 1832. Es ist eine harte Zeit, und verlöscht Vieles, Gott erhalte Euch mir und gebe uns ein frohes Wiedersehen und lasse keinen von den Unsrigen dabei fehlen. Ihr erhaltet diesen Brief wieder von dem Landhause her, von wo Ihr vor drei Jahren im November meine letzten vor der Rückkunft bekamt; ich bin auf ein Paar Tage hergezogen, um mich ein wenig zu sammeln und zu erholen, so wie ich es damals körperlich thun mußte. Da ist nun Alles ziemlich eben so, mein Zimmer ganz dasselbe, alle Noten im Spinde stehen auf dem alten Flecke, die Leute ganz so schonend und ruhig aufmerksam wie damals, und an Ihnen wie an Ihrem Hause sind die drei Jahre so gelind vorübergezogen, als hätten sie nicht die halbe Welt aufgewühlt. Das thut wohl zu sehen, nur ist es jetzt lustiger Frühling, mit Aepfelblüten und Flieder und allen Blumen und damals war es Herbst mit Nebel und Caminfeuer, aber dafür fehlt jetzt Vieles, was damals noch da war; es giebt viel zu denken. So wie ich aber damals Euch schrieb, ohne etwas anders zu sagen als auf Wiedersehn, so ist es mir auch jetzt, es wird zwar viel ernsthafter sein, und ich bringe kein Liederspiel mit, das ich hier in der Stube componiren könnte, wie das erste, aber der Himmel lasse mich nur Euch alle gesund wieder finden. Du schreibst, liebe Fanny, ich möchte nun doppelt eilen zurückzukommen, um wo möglich die Anstellung bei der Akademie zu erhalten. Das werde ich aber nicht thun. Ich komme zurück so bald ich kann, weil Vater mir schrieb, er wünsche es, in 14 Tagen denke ich abzureisen. Aber nur aus dem Grunde, der andre könnte mich eher zurückhalten, wenn es hier irgend einer könnte, denn ich will mich auf keine Weise darum bewerben. Die Gründe, die mir Vater damals dagegen angab, als ich ihn an den Antrag der Vorsteher erinnerte, und worin er mir sagte, daß er diese Stelle mehr wie eine Sinecur für spätre Jahre ansähe, „wo mir die Akademie als ein Hafen übrig bliebe“ sind gewiß vollkommen richtig, und ich möchte diese Stelle ebenso wenig wie irgend eine andre für die nächsten Jahre ambiren, denn da will ich von dem leben was ich schreibe, wie ich es jetzt hier thue, und will ungebunden sein. Dazu kommt noch daß bei der besondern Stellung der Akademie, bei dem kleinen Gehalt das sie geben, und der großen Wirksamkeit, die sie besitzen könnte, die Directorstelle mir wie eine Art Ehrenstelle vorkommt, um die ich mich nicht bewerben möchte. Wenn sie sie mir anböten, so würde ich sie annehmen, weil ich es ihnen damals versprach, aber nur auf bestimmte Zeit und Bedingungen, und wenn sie es nicht thun, so ist meine Gegenwart zu nichts nutz, intriguiren mag und kann ich darum nicht, und meine Fähigkeit dazu brauche ich ihnen nicht erst zu beweisen. Zudem kann ich aus den Gründen, die ich im vorigen Briefe angab England nicht eher, als nach dem 11ten verlassen, und bis dahin wird die Sache wohl entschieden sein. Ich wünsche also, daß für mich kein Schritt in irgend einer Art geschehe; ausgenommen den von dem mir Vater schon geschrieben hat, meine baldige Rückkunft betreffend, nichts, was einer Bewerbung ähnlich sähe; und wenn sie ihre Wahl treffen, so wünsche ich ihnen einen Mann, der es mit solcher Liebe weiter führt, wie es der alte Zelter gethan hat. Die Nachricht empfing ich Morgens, als ich eben an ihn schreiben wollte, dann kam eine Probe meines neuen Clavierstücks, mit seiner tollen Lustigkeit, und wie die Musiker nun klatschten und Complimente machten, da war mir es wieder recht als ob ich in der Fremde sei, dann ging ich hier hinaus und fand die unveränderten Stellen und Menschen, dann kam plötzlich Hauser an und wir fielen uns in die Arme und dachten der lustigen Zeit des vorigen Herbsts in Süd-Deutschland, und was Alles verschwunden sei, in diesem halben Jahre, und Eure Nachricht blieb immer da und wahr, und kam immer wieder vor die Sinne, so habe ich die letzten Tage hier gelebt. Verzeiht, daß ich nicht gut schreiben kann. Heut Abend muß ich wieder in die Stadt, um zu spielen, und ebenso Morgen, Sonntag und Montag. Klingemann war mit mir hier, bis heut früh, wo er hinein mußte, wegen des Posttags. Noch habe ich eine Bitte an Dich, lieber Vater. Sie betrifft die Seb. Bachschen Cantaten die Z. besaß; wenn Du es irgend verhindern kannst, daß über sie disponirt wird, bis ich zurückkomme, so thu es, denn ich wünsche sie um jeden Preis wenigstens noch zusammen zu sehen, ehe sie sich zerstreuen sollten. Schreibe mir doch noch darüber ein Paar Worte. Ich hätte Euch wohl sonst manches Erfreuliche schreiben wollen aus den vorigen Wochen, denn es bringt mir jeder Tag neue Beweise daß mich die Leute lieb haben und gern mit mir leben, und das freut mich wieder und macht mir das Leben leicht und lieb; aber heute kann ichs nicht, vielleicht bin ich das Nächstemal wieder zerstreut genug, um historisch zu sein. Von Neukomm habe ich einen liebenswürdigen Brief aus Manchester bekommen, er grüßt Alle, besonders Paul und Hensel, und denkt im Herbst in Berlin zu sein. Meyerbeer reis’t heut Abend von hier ab, es scheint ihm nicht zu gefallen; wir sind ganz freundlich mit einander, werden uns aber weder lieb gewinnen, noch jemals kennen lernen. Von Moscheles viele Grüße, es sind vortreffliche Menschen und für mich ist es Erquickung seit langem wieder einmal einem Künstler zu begegnen, der nicht von Eifersucht, Neid, und elender Selbstsucht zerrissen ist. Er macht fortwährend Fortschritte in seiner Kunst. Draußen scheint aber warme Sonne, und nun will ich wieder hinaus in den Garten, einiges turnen, und an den Fliederbüscheln riechen, dann kommt der allgemeine lunch, Ihr seht daraus, daß ich gesund bin und wohl lebe. Bleibt wohl, Gott erhalte Euch Alle und so auf WiedersehenFelix MB P. S. Inliegenden Brief bitte ich sogleich an Paul nachzuschicken, falls er schon fort sein sollte.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1832-05-25" xml:id="date_eba4c648-fd57-44dd-be80-1a3e2e7e8086">25. 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Heut Abend muß ich wieder in die Stadt, um zu spielen, und ebenso Morgen, Sonntag und Montag. <persName xml:id="persName_53c014e3-bbe7-4112-8c95-e96158a17b34">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> war mit mir hier, bis heut früh, wo er hinein mußte, wegen des Posttags.</p><p>Noch habe ich eine Bitte an Dich, lieber <persName xml:id="persName_290404e2-c7b9-4e3e-af9b-5e5a5980ad03">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>. Sie betrifft die <title xml:id="title_011f8086-a541-4b7e-b24a-65b6cabbcee9">Seb. Bachschen Cantaten<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107773" style="hidden" type="music">Kantaten</name></title> die <persName xml:id="persName_6314bd77-4ba3-45ce-80d9-31eda6976699">Z.<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> besaß; wenn Du es irgend verhindern kannst, daß über sie disponirt wird, bis ich zurückkomme, so thu es, denn ich wünsche sie um jeden Preis wenigstens noch zusammen zu <hi rend="underline">sehen</hi>, ehe sie sich zerstreuen sollten. Schreibe mir doch noch darüber ein Paar Worte.</p><p>Ich hätte Euch wohl sonst manches Erfreuliche schreiben wollen aus den vorigen Wochen, denn es bringt mir jeder Tag neue Beweise daß mich die Leute lieb haben und gern mit mir leben, und das freut mich wieder und macht mir das Leben leicht und lieb; aber heute kann ichs nicht, vielleicht bin ich das Nächstemal wieder zerstreut genug, um historisch zu sein. Von <persName xml:id="persName_b4157fd5-95b3-4ee0-9495-086df2dbffd5">Neukomm<name key="PSN0113580" style="hidden">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName> habe ich einen liebenswürdigen Brief aus Manchester bekommen, er grüßt Alle, besonders <persName xml:id="persName_1059a6c6-eb12-49ee-8c31-c59bd5da0de7">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> und <persName xml:id="persName_97b7bd06-8651-4475-9112-21470a28c024">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, und denkt im Herbst in Berlin zu sein. <persName xml:id="persName_df5ebf84-4a05-4a3f-aafb-e4963d6977fa">Meyerbeer<name key="PSN0113318" style="hidden">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name></persName> reis’t heut Abend von hier ab, es scheint ihm nicht zu gefallen; wir sind ganz freundlich mit einander, werden uns aber weder lieb gewinnen, noch jemals kennen lernen. Von <persName xml:id="persName_fecd5905-fa49-4ece-bb5f-72f24b66a0a4">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> viele Grüße, es sind vortreffliche Menschen und für mich ist es Erquickung seit langem wieder einmal einem Künstler zu begegnen, der nicht von Eifersucht, Neid, und elender Selbstsucht zerrissen ist. Er macht fortwährend Fortschritte in seiner Kunst.</p><p>Draußen scheint aber warme Sonne, und nun will ich wieder hinaus in den Garten, einiges turnen, und an den Fliederbüscheln riechen, dann kommt der allgemeine lunch, Ihr seht daraus, daß ich gesund bin und wohl lebe.</p><closer rend="left" xml:id="closer_3b914db2-0b04-4ac3-aa8a-321b1dfc1244">Bleibt wohl, Gott erhalte Euch Alle und so auf Wiedersehen</closer><signed rend="right">Felix MB</signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_106f19a9-270b-4602-a290-f3dd849bda10"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">P. S. Inliegenden Brief bitte ich sogleich an <persName xml:id="persName_57392003-b0d3-448e-a36c-c908a0613b58">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> nachzuschicken, falls er schon fort sein sollte.</p></div></body> </text></TEI>