]> Brief: fmb-1832-04-30-01

fmb-1832-04-30-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Karl Leberecht Immermann in Düsseldorf <lb></lb>London, 30. April 1832 Wenn Sie wüßten, wie mich Ihre Nachricht erfreut hat, so brauchte ich Ihnen gar keinen Dank erst zu sagen; der liegt da schon drin. Aber ich wußte fest, daß ich solche Freude hier in den Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 539

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Düsseldorf D-DÜhh Düsseldorf, Heinrich-Heine-Institut - 51.4897/2. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Karl Leberecht Immermann in Düsseldorf; London, 30. April 1832 Wenn Sie wüßten, wie mich Ihre Nachricht erfreut hat, so brauchte ich Ihnen gar keinen Dank erst zu sagen; der liegt da schon drin. Aber ich wußte fest, daß ich solche Freude hier in den

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. Auf der ersten Seite findet sich folgender Vermerk des Empfängers: »den 16. Mai beantwortet und die Oper gesendet.«

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Abschrift, D-WRgs, GSA 49/202,2, Bl. 5-6.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

30. April 1832 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) London Großbritannien Immermann, Karl Leberecht (1796-1840) Düsseldorf Deutschland deutsch
Mr. Mr. C. Immermann Düsseldorf single. Rotterdam Steamboat
Auf der ersten Seite findet sich folgender Vermerk des Empfängers: »den 16. Mai beantwortet und die Oper gesendet.«
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)London den 30 April 32Lieber Herr Immermann

Wenn Sie wüßten, wie mich Ihre Nachricht erfreut hat, so brauchte ich Ihnen gar keinen Dank erst zu sagen; der liegt da schon drin. Aber ich wußte fest, daß ich solche Freude hier in den ersten Tagen haben würde, wenn sich das Unangenehme eine Zeitlang gehäuft hat, so geht es dann auch wohl wieder mit dem Frohen so; eine trübere Zeit aber als ich in Paris verlebt habe, kannte ich noch nicht, und nun ich hoffe drüber weg zu sein, da kommt hier gleich Ihr lieber Brief und giebt das Zeichen. Das nehme ich denn von ganzem Herzen an, und danke Ihnen, daß Sie mir es gegeben.

In Paris fühlte ich mich nämlich gleich im Anfang unwohl, kränkelte den Winter hindurch, bis vor etwa 4 Wochen ein Anfall von der Cholera mich packte, und mich zum erstenmale fühlen ließ, was es heiße krank zu sein, und das Leben zu verlieren oder zu behalten. Es war mir zum erstenmale in meinem Leben zu Muthe, als sei es nun wirklich vorbei, und das Gefühl wollte in den ersten Wochen nicht weichen; noch als ich in den Reisewagen stieg mußte ich dem ArztKoreff, Johann Ferdinand (bis 1816: David Ferdinand) (1783-1851) versprechen, beim geringsten Unwohlsein nicht weiter zu fahren, sondern liegen zu bleiben, wenn es auch im schlechtesten Dorf sei – die Idee allein könnte einen auf der Reise unwohl machen. Aber ich kam glücklich hier an, und die 8 Tage in dem gesunden Englischen Leben, mit meinen lieben Freunden, haben mich nun ganz wieder ins Geleise gebracht. Eben als ich gestern in die Probe der Philharmonischen GesellschaftPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien ging, bekam ich Ihren Brief, und wie mich dort alle meine alten Bekannten so freundlich aufnahmen, und ich Ihren Brief in der Tasche trug, da hatte ich frohe Gegenwart und die Hoffnung auf frohe Zukunft zugleich. Die lassen Sie mich Ihnen danken.

In Paris kam nun noch dazu, daß von allen Seiten mir Todesnachrichten meiner nächsten und liebsten Bekannten zukamen, so daß ich, der ich auf der ganzen Reise noch nichts dergleichen erfahren hatte, in diesem Winter sieben MenschenRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)Peters, Ulrike Maria Wilhelmina (1807-1832)Beer, Ludwig (1821-1831)Mendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831)Mendelsohn, Eva (?-1831)Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831)Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) verloren habe, und darunter war mein vertrautester KindheitsfreundRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832). Das drückte, und da konnte ich nicht schreiben, wußte nichts zu sagen, Sie werden es mir nachsehen. Nicht einmal zum Arbeiten konnte ich recht kommen, und wie man sich dann die ganze Welt immer ebenso denkt, wie es gerade rings umher aussieht, so dachte ich an die Erfüllung Ihres Versprechens<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name><name key="CRT0109449" style="hidden" type="dramatic_work">Der Sturm (Libretto)</name> nur wie an eine entfernte Möglichkeit, die gewiß nicht eintreffen würde, dachte Sie hätten mich und meine Bitte über all’ Ihre größeren Plane und Werke vergessen, dachte eben, was nicht geschehn ist, und was mich nun doppelt erfreut.

Wie gespannt ich auf Ihre Sendung bin und wie ich die Tage zähle, bis ich sie erhalte können Sie sich vorstellen. Schicken Sie mir es also so bald es irgend sein kann, und bitte schreiben Sie mir ein Paar Worte dazu, um mich wissen zu lassen, wie Sie leben und dichten. Sagen Sie mir auch, ob Sie den Sommer in D: bleiben, es ist möglich, daß ich durchpassire, und da darf ich Sie nicht versäumen. Doch habe ich noch keinen bestimmten Plan, der muß sich erst wieder aufbauen, ich weiß nur daß ich den Sommer nach Deutschland will. Meine Adresse hier ist: Mess: DoxatDoxat, EugenDoxat & Co., Bankhaus in London et Co. Schreiben Sie sie bald auf die Sendung.

Haben Sie von München aus etwa eine Mittheilung über die Oper bekommen, und ist es Ihnen nicht recht gewesen? Ich schrieb ausdrücklich, man möge Ihnen durchaus nicht schreiben, sondern mir Alles auftragen, aber ich vermuthe, daß man Sie dennoch nicht in Ruhe gelassen hat. Bitte, sagen Sie mir hierüber eine Antwort; es ist zugleich eine List, um ein Paar Zeilen von Ihnen zu erhalten.

Wenn Sie SchadowSchadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862) sehen, so bitte ich Sie, ihm die Entschuldigung meines Stillschweigens mitzutheilen, ich hätte ihm auch längst geschrieben, ohne diese Gründe; aber sie sind wohl triftig genug. Auch den Malern, die mir die allerhübscheste Sendung von der Welt gemacht haben, konnte ich nicht einmal ein Wort zum Dank sagen, es wäre ein Eulenlied geworden. Da sparte ichs mir lieber auf bessere Zeit und freiere Luft auf, so Gott will ist die nun gekommen und ich schreibe sogleich; meine herzlichsten Grüße an Sie alle. Und somit leben Sie mir und uns Allen wohl, und lassen Sie mich noch einmal sagen, wie ich Ihnen danke.

IhrFelix Mendelssohn Bartholdy
            London den 30 April 32Lieber Herr Immermann
Wenn Sie wüßten, wie mich Ihre Nachricht erfreut hat, so brauchte ich Ihnen gar keinen Dank erst zu sagen; der liegt da schon drin. Aber ich wußte fest, daß ich solche Freude hier in den ersten Tagen haben würde, wenn sich das Unangenehme eine Zeitlang gehäuft hat, so geht es dann auch wohl wieder mit dem Frohen so; eine trübere Zeit aber als ich in Paris verlebt habe, kannte ich noch nicht, und nun ich hoffe drüber weg zu sein, da kommt hier gleich Ihr lieber Brief und giebt das Zeichen. Das nehme ich denn von ganzem Herzen an, und danke Ihnen, daß Sie mir es gegeben.
In Paris fühlte ich mich nämlich gleich im Anfang unwohl, kränkelte den Winter hindurch, bis vor etwa 4 Wochen ein Anfall von der Cholera mich packte, und mich zum erstenmale fühlen ließ, was es heiße krank zu sein, und das Leben zu verlieren oder zu behalten. Es war mir zum erstenmale in meinem Leben zu Muthe, als sei es nun wirklich vorbei, und das Gefühl wollte in den ersten Wochen nicht weichen; noch als ich in den Reisewagen stieg mußte ich dem Arzt versprechen, beim geringsten Unwohlsein nicht weiter zu fahren, sondern liegen zu bleiben, wenn es auch im schlechtesten Dorf sei – die Idee allein könnte einen auf der Reise unwohl machen. Aber ich kam glücklich hier an, und die 8 Tage in dem gesunden Englischen Leben, mit meinen lieben Freunden, haben mich nun ganz wieder ins Geleise gebracht. Eben als ich gestern in die Probe der Philharmonischen Gesellschaft ging, bekam ich Ihren Brief, und wie mich dort alle meine alten Bekannten so freundlich aufnahmen, und ich Ihren Brief in der Tasche trug, da hatte ich frohe Gegenwart und die Hoffnung auf frohe Zukunft zugleich. Die lassen Sie mich Ihnen danken.
In Paris kam nun noch dazu, daß von allen Seiten mir Todesnachrichten meiner nächsten und liebsten Bekannten zukamen, so daß ich, der ich auf der ganzen Reise noch nichts dergleichen erfahren hatte, in diesem Winter sieben Menschen verloren habe, und darunter war mein vertrautester Kindheitsfreund. Das drückte, und da konnte ich nicht schreiben, wußte nichts zu sagen, Sie werden es mir nachsehen. Nicht einmal zum Arbeiten konnte ich recht kommen, und wie man sich dann die ganze Welt immer ebenso denkt, wie es gerade rings umher aussieht, so dachte ich an die Erfüllung Ihres Versprechens nur wie an eine entfernte Möglichkeit, die gewiß nicht eintreffen würde, dachte Sie hätten mich und meine Bitte über all’ Ihre größeren Plane und Werke vergessen, dachte eben, was nicht geschehn ist, und was mich nun doppelt erfreut.
Wie gespannt ich auf Ihre Sendung bin und wie ich die Tage zähle, bis ich sie erhalte können Sie sich vorstellen. Schicken Sie mir es also so bald es irgend sein kann, und bitte schreiben Sie mir ein Paar Worte dazu, um mich wissen zu lassen, wie Sie leben und dichten. Sagen Sie mir auch, ob Sie den Sommer in D: bleiben, es ist möglich, daß ich durchpassire, und da darf ich Sie nicht versäumen. Doch habe ich noch keinen bestimmten Plan, der muß sich erst wieder aufbauen, ich weiß nur daß ich den Sommer nach Deutschland will. Meine Adresse hier ist: Mess: Doxat et Co. Schreiben Sie sie bald auf die Sendung.
Haben Sie von München aus etwa eine Mittheilung über die Oper bekommen, und ist es Ihnen nicht recht gewesen? Ich schrieb ausdrücklich, man möge Ihnen durchaus nicht schreiben, sondern mir Alles auftragen, aber ich vermuthe, daß man Sie dennoch nicht in Ruhe gelassen hat. Bitte, sagen Sie mir hierüber eine Antwort; es ist zugleich eine List, um ein Paar Zeilen von Ihnen zu erhalten.
Wenn Sie Schadow sehen, so bitte ich Sie, ihm die Entschuldigung meines Stillschweigens mitzutheilen, ich hätte ihm auch längst geschrieben, ohne diese Gründe; aber sie sind wohl triftig genug. Auch den Malern, die mir die allerhübscheste Sendung von der Welt gemacht haben, konnte ich nicht einmal ein Wort zum Dank sagen, es wäre ein Eulenlied geworden. Da sparte ichs mir lieber auf bessere Zeit und freiere Luft auf, so Gott will ist die nun gekommen und ich schreibe sogleich; meine herzlichsten Grüße an Sie alle. Und somit leben Sie mir und uns Allen wohl, und lassen Sie mich noch einmal sagen, wie ich Ihnen danke.
Ihr
Felix Mendelssohn Bartholdy          
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