fmb-1832-04-24-01
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London, 24. April 1832
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
zu eignen Händen
Im Augenblicke wo ich mich hinsetze, um Dir meine sehr glückliche frohe Ankunft hier zu melden, erhalte ich Deinen Brief vom 15ten, nach Paris adressirt, und kann ihn nun zugleich beantworten.
Da ich die Reise so gesund und glücklich gemacht, und mich lange nicht so gänzlich wohl gefühlt habe, wie in diesen letzten Tagen, so kann ich Dir nun wohl sagen, was der Grund meines längern Stillschweigens war. Ich habe selbst in Paris einen kleinen Anfall von der entsetzlichen Krankheit gehabt, und da ich im Anfang nicht glaubte, daß es so schlimm, und nach einem bedenklichen Tage wußte, daß es nun überstanden sein würde, so wollte ich nicht davon schreiben, bis ich in Sicherheit und Gesundheit davon, als von einer vergangnen Sache sprechen konnte, und das kann ich nun. Du mußt mich entschuldigen, daß ich mein Versprechen genau immer Alles zu schreiben, in diesem einzigen Falle nicht halten konnte. Es wäre mir unmöglich gewesen, Euch einen solchen Schrecken zu machen, so lange ich noch mitten in der Gefahr schwebte; es wäre nur unnütz und zu spät gewesen, was Ihr hättet thun mögen. Der liebe Gott hat mich gerettet, und mir ist zu Muth, als sey mir das Leben geschenkt, und als könne ich es erst jetzt anerkennen und genießen. Das will ich denn auch thun. – Ich bitte Euch nun nicht mehr an diese überstandne Gefahr zu denken, und mir künftig ganz wieder zu glauben, was ich Euch sage; ich habe nirgends die Unwahrheit geschrieben, aber Euch zu ersparen gesucht, wovon ich den Ausgang nicht wußte noch lenken konnte. Jetzt schreibe ich es Dir, lieber Vater, um Deinen Vorwürfen zu begegnen, auch Dir den Grund zu sagen, weshalb ich eine bedeutende Summe bei
Denn ohne sie, glaube ich, wäre es schlimm geworden. Ich fühlte mich wenig Tage nach dem Anfange der Epidemie sehr unwohl, da bot sie mir gleich an zu ihr ins Haus zu ziehen, weil ich ganz allein und schlecht bedient in meiner Wohnung war. Da mir aber Ihr mir nicht herzlicher hättet erweisen können. Als
Darum hab’ ich Euch lieber ein Paar Tage ängstlich lassen, als mit Schrecken erfüllen wollen. Die Erinnerung an Paris laß Dir aber, lieber Vater, nicht verbittern, durch die Gräuelscenen, die im Anfang vorfielen; daß es ein wüthendes Volk ist, wußtest Du, aber daß sie nun alles verkennen und umreißen wollten, das glaube nicht; es ist von allen Seiten, von allen Parteien dankbar gefühlt worden, was die Regierung, namentlich aber was der
Nun aber von was Anderem. Ich sitze bei Klingemann in der Stube, bin nun wieder seit langem zum erstenmale mit alten Freunden und Hausfreunden zusammen, fühle mich unglaublich wohl, die Reise von Paris liegt hinter mir, wie einmal in der Schweiz bei der Ueberschwemmung ein Bach, über den ich springen mußte und nicht hineinfallen durfte, mir soll nun einmal das Land und die Rauch- und Nebelstadt lieb werden, wie ging es anders! Als ich in Dovor ankam, und den Frühling in England viel weiter vorgeschritten fand, als in Frankreich, alles grün und warm, als ich wieder meinen alten outside Platz einnahm, all right hörte, durchs Land flog, das voll Häuser, Wiesen, Wagen, gesunden Menschen, alten Städten, lauter Leben und Treiben ist, als ich endlich durch Greenwich wo Messe war, in die wohlbekannten Straßen einbog, und
Ich adressire an Dich, um Dich zu bitten, den Brief, falls Du es meinst
Ich habe von
Hier scheint die Krankheit ganz aufgehört zu haben, drei neue Fälle sind vorgestern gemeldet worden. Die saison ist glänzender, als je, die Straßen wimmeln von lustigen Menschen, und wie ich mich an Allem hier und an den lieben Freunden freue, kannst Du Dir denken.
Nun lebwohl. Ich hoffe bald wieder schreiben zu können, obwohl ich in den ersten Tagen viel zu laufen und zu thun haben werde. Von
Nur zwei herzliche fröhliche Worte, mein vielverehrter Freund, über wiedergefundene Freunde und wiedergekommene glückliche Zeiten. Was läßt sich dabei weiter sagen, als daß man sich im Innersten freut und es Einem das Tröstlichste und Erquicklichste ist, wenn trotz solcher Jahre und Dinge, wie zwischen Felix und mir lagen, das Herz noch jung und frisch und unverknorpelt geblieben ist. Und glauben Sie mir auf mein ehrlich festes Wort, Felix ist innerlich wie äußerlich so frisch und stark wie früher, – die Züge sind schärfer, sonneverbrannter und gereifter, aber es ist alles gesund und heiter an ihm. Ich habe auch die medicinischen Fragen nicht unterlassen, zu denen ich als alter MagenPatient competent genug bin, und es ist, wie sie hier sagen “all right”. – Wenn Sie über die Cholera hier sich grade so viel Besorgniß machen und just so viel daran denken wie wir hier, so sind Sie ganz außer Sorgen.
London d. 24 April 32. Lieber Vater Im Augenblicke wo ich mich hinsetze, um Dir meine sehr glückliche frohe Ankunft hier zu melden, erhalte ich Deinen Brief vom 15ten, nach Paris adressirt, und kann ihn nun zugleich beantworten. Da ich die Reise so gesund und glücklich gemacht, und mich lange nicht so gänzlich wohl gefühlt habe, wie in diesen letzten Tagen, so kann ich Dir nun wohl sagen, was der Grund meines längern Stillschweigens war. Ich habe selbst in Paris einen kleinen Anfall von der entsetzlichen Krankheit gehabt, und da ich im Anfang nicht glaubte, daß es so schlimm, und nach einem bedenklichen Tage wußte, daß es nun überstanden sein würde, so wollte ich nicht davon schreiben, bis ich in Sicherheit und Gesundheit davon, als von einer vergangnen Sache sprechen konnte, und das kann ich nun. Du mußt mich entschuldigen, daß ich mein Versprechen genau immer Alles zu schreiben, in diesem einzigen Falle nicht halten konnte. Es wäre mir unmöglich gewesen, Euch einen solchen Schrecken zu machen, so lange ich noch mitten in der Gefahr schwebte; es wäre nur unnütz und zu spät gewesen, was Ihr hättet thun mögen. Der liebe Gott hat mich gerettet, und mir ist zu Muth, als sey mir das Leben geschenkt, und als könne ich es erst jetzt anerkennen und genießen. Das will ich denn auch thun. – Ich bitte Euch nun nicht mehr an diese überstandne Gefahr zu denken, und mir künftig ganz wieder zu glauben, was ich Euch sage; ich habe nirgends die Unwahrheit geschrieben, aber Euch zu ersparen gesucht, wovon ich den Ausgang nicht wußte noch lenken konnte. Jetzt schreibe ich es Dir, lieber Vater, um Deinen Vorwürfen zu begegnen, auch Dir den Grund zu sagen, weshalb ich eine bedeutende Summe bei Leo nehmen mußte, (von dem ich Dir auch schon im vorigen Briefe gesprochen habe) besonders aber um Dich zu bitten, doch ein Paar Zeilen an Mde. Kiéné zu schreiben, und ihr zu danken für Alles, was sie mir in dieser Zeit zu Liebe gethan hat. Ich kann es nicht beschreiben und werde ihr nicht dafür danken können, aber ein Wort von Dir erfreut sie hoch, und so bitte ich Dich, sage ihr, wie sehr ich es fühle, was ich ihr verdanke. Denn ohne sie, glaube ich, wäre es schlimm geworden. Ich fühlte mich wenig Tage nach dem Anfange der Epidemie sehr unwohl, da bot sie mir gleich an zu ihr ins Haus zu ziehen, weil ich ganz allein und schlecht bedient in meiner Wohnung war. Da mir aber Koreff das Ausgehen erlaubte, und die Sache gar nicht bedenklich schien, so schlug ichs ab, blieb einige Tage lang unwohl, und wurde auf einmal eines Abends so krank, wie ich mich nie gefühlt habe, mir war zu Muthe, als sey es vorbei. Da ließ ich mir einen Wagen kommen, fuhr zu Mde. Kiéné, Koreff kam, und da erfuhr ich denn, daß ich allerdings so unwohl war, wie ich mich fühlte, denn er verordnete Reibungen, Laudanum, und alle die beliebten Mittel, die ich nennen gehört hatte. Nun mußte ich mehrere Tage im Bette liegen bleiben, transpirirte, und da war es wieder gut, ich wurde gepflegt, mit einer Sorgsamkeit und Liebe, die Ihr mir nicht herzlicher hättet erweisen können. Als Koreff sagte, daß keine Gefahr mehr sei, und daß ich sobald als möglich suchen möchte, wieder auf die Beine und fort zu kommen, machten wir aus, daß ich von Allem diesem nichts schreiben dürfe, weil sich es doch ganz in die Länge ziehen konnte, mit der Abreise. Drum sagte ich auch nicht, daß ich bei Mde. Kiéné wohnte, und drum schrieb ich einen Brief im Bette, sobald ich wußte, daß es gut ging. Sie mögen gezwungen lustig gewesen sein, das werdet Ihr mir nun verzeihen. Als ich nun immer länger bleiben mußte, und endlich zur Reise Instruction, Medicinkasten, und die Weisung bekam, daß ich bei der leisesten Unpäßlichkeit gleich aus dem Wagen müßte, um liegen zu bleiben, wo es sey, da wurde mir zu eng zu Muthe, um Euch unbesorgt zu schreiben, und nahm mir vor es aus London zu thun, wenn mich der Himmel glücklich herführte. Wie mir war, als ich auf dem Dampfboot stand, und mich so herzlich gesund fühlte, ist unaussprechlich. Sollte ich Dir nun aber beschreiben, was Mde. Kiéné und Adèle und das ganze Haus mir Alles Liebes und Gutes gethan haben, wie sie mir jeden Wunsch erfüllten den ich haben mochte, wie streng sie waren, so lange es nothwendig war, und wie sie mich verzogen, sobald sie es durften, und wie das Alles erst doppelt werth wurde, durch die ruhige Art, mit der es geschah, als verstände sichs von selbst, und sey nie anders gewesen, wie sie mir über diese trübe Zeit so hinweggeholfen haben, daß ich nur ganz gerührt daran denken kann, wie mich Mde. Kiéné überhäuft hat mit Geschenken und Aufmerksamkeiten, die nur eben eine Frau ersinnen kann, und die mir schon seit lange fehlten – das Alles kann ich auch nicht sagen, und kann ihr dafür eben nur danken, wie man für das Unschätzbarste dankt. Schreib Du ihrs aber, das wird sie freuen. Darum hab’ ich Euch lieber ein Paar Tage ängstlich lassen, als mit Schrecken erfüllen wollen. Die Erinnerung an Paris laß Dir aber, lieber Vater, nicht verbittern, durch die Gräuelscenen, die im Anfang vorfielen; daß es ein wüthendes Volk ist, wußtest Du, aber daß sie nun alles verkennen und umreißen wollten, das glaube nicht; es ist von allen Seiten, von allen Parteien dankbar gefühlt worden, was die Regierung, namentlich aber was der König gethan, und diese Bemerkung, die ich selbst machte, haben mir mehrere französ: Republikaner bestätigt, indem sie mir sagten, daß nichts die bestehende Ordnung so befestigt hätte, als die Aufopferung aller Beamten, und die Schandthaten mit dem Abscheu, den sie in jedem erweckt haben. Nun aber von was Anderem. Ich sitze bei Klingemann in der Stube, bin nun wieder seit langem zum erstenmale mit alten Freunden und Hausfreunden zusammen, fühle mich unglaublich wohl, die Reise von Paris liegt hinter mir, wie einmal in der Schweiz bei der Ueberschwemmung ein Bach, über den ich springen mußte und nicht hineinfallen durfte, mir soll nun einmal das Land und die Rauch- und Nebelstadt lieb werden, wie ging es anders! Als ich in Dovor ankam, und den Frühling in England viel weiter vorgeschritten fand, als in Frankreich, alles grün und warm, als ich wieder meinen alten outside Platz einnahm, all right hörte, durchs Land flog, das voll Häuser, Wiesen, Wagen, gesunden Menschen, alten Städten, lauter Leben und Treiben ist, als ich endlich durch Greenwich wo Messe war, in die wohlbekannten Straßen einbog, und Klingemann in seinem Zimmer erwartete, das war ein gutes Ding. Und wie ich einen Barbier forderte, und ein altes längst vergeßnes Gesicht hereinkam, bei dessen Anblick mir gleich wieder das Knie weh that, und wie der Mann mir sagte, er habe meinem Bruder so manchmal die Haare abgeschnitten – time is, time was, time is passed, meine alte Geschichte von Gegenwart fiel mir wieder aufs Herz, ich fühle mich unglaublich glücklich. Nun lebe ich mich mit Kl. und Rosen wieder ruhig in das Frühjahr hinein, meine Freunde hier sind unverändert herzlich gegen mich, ich hoffe auf ein Paar frohe Monate, und dann zum Wiedersehen, lieber Vater. Ich adressire an Dich, um Dich zu bitten, den Brief, falls Du es meinst Mutter und den Schwestern gar nicht mitzutheilen, damit es ihnen nicht nachher noch unangenehm sey, was nun vergessen und vergangen ist; Doxat sagen mir, daß sie heut mit der Post schreiben, und so schicke ich den Brief und wünsche ihm Westwind. Ich habe von Leo noch 500 francs nehmen müssen, da die Sache sehr theuer gewesen ist, doch habe ich davon noch beinahe 400 und denke nun zu dieser Reise kein Geld wieder zu nehmen, sondern hier welches zu verdienen. Hier scheint die Krankheit ganz aufgehört zu haben, drei neue Fälle sind vorgestern gemeldet worden. Die saison ist glänzender, als je, die Straßen wimmeln von lustigen Menschen, und wie ich mich an Allem hier und an den lieben Freunden freue, kannst Du Dir denken. Nun lebwohl. Ich hoffe bald wieder schreiben zu können, obwohl ich in den ersten Tagen viel zu laufen und zu thun haben werde. Von Rosen und Kl. tausend Grüße. Leb wohl. Felix Nur zwei herzliche fröhliche Worte, mein vielverehrter Freund, über wiedergefundene Freunde und wiedergekommene glückliche Zeiten. Was läßt sich dabei weiter sagen, als daß man sich im Innersten freut und es Einem das Tröstlichste und Erquicklichste ist, wenn trotz solcher Jahre und Dinge, wie zwischen Felix und mir lagen, das Herz noch jung und frisch und unverknorpelt geblieben ist. Und glauben Sie mir auf mein ehrlich festes Wort, Felix ist innerlich wie äußerlich so frisch und stark wie früher, – die Züge sind schärfer, sonneverbrannter und gereifter, aber es ist alles gesund und heiter an ihm. Ich habe auch die medicinischen Fragen nicht unterlassen, zu denen ich als alter MagenPatient competent genug bin, und es ist, wie sie hier sagen “all right”. – Wenn Sie über die Cholera hier sich grade so viel Besorgniß machen und just so viel daran denken wie wir hier, so sind Sie ganz außer Sorgen. Paul wird das bezeugen, und seitdem ists immer noch im Abnehmen. Mit herzlichster Ergebenheit Ihr CKling
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1832-04-24" xml:id="date_6d0b509a-e492-47b2-b941-26cfbab0bd06">24. 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Das will ich denn auch thun. – Ich bitte Euch nun nicht mehr an diese überstandne Gefahr zu denken, und mir künftig ganz wieder zu glauben, was ich Euch sage; ich habe nirgends die Unwahrheit geschrieben, aber Euch zu ersparen gesucht, wovon ich den Ausgang nicht wußte noch lenken konnte. Jetzt schreibe ich es Dir, lieber Vater, um Deinen Vorwürfen zu begegnen, auch Dir den Grund zu sagen, weshalb ich eine bedeutende Summe bei <persName xml:id="persName_b1f02947-ff4a-4bbb-ab2e-9da4348b95a0">Leo<name key="PSN0112784" style="hidden">Leo (Léo), August (1793-1859)</name></persName> nehmen mußte, (von dem ich Dir auch schon im vorigen Briefe gesprochen habe) besonders aber um Dich zu bitten, doch ein Paar Zeilen an <persName xml:id="persName_1e76f2c4-4846-40c9-a100-870cd3b8566c">Mde. Kiéné<name key="PSN0112372" style="hidden">Kiéné, Marie Catherine (1765-1855)</name></persName> zu schreiben, und ihr zu danken für Alles, was sie mir in dieser Zeit zu Liebe gethan hat. 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Als <persName xml:id="persName_5abf2c42-9d52-4984-ac1b-b146bdff0bd9">Koreff<name key="PSN0112491" style="hidden">Koreff, Johann Ferdinand (bis 1816: David Ferdinand) (1783-1851)</name></persName> sagte, daß keine Gefahr mehr sei, und daß ich sobald als möglich suchen möchte, wieder auf die Beine und fort zu kommen, machten wir aus, daß ich von Allem diesem nichts schreiben dürfe, weil sich es doch ganz in die Länge ziehen konnte, mit der Abreise. Drum sagte ich auch nicht, daß ich bei <persName xml:id="persName_9d9ca0de-39fa-46f0-97b2-7e21d6eac7c2">Mde. Kiéné<name key="PSN0112372" style="hidden">Kiéné, Marie Catherine (1765-1855)</name></persName> wohnte, und drum schrieb ich einen Brief im Bette, sobald ich wußte, daß es gut ging. Sie mögen gezwungen lustig gewesen sein, das werdet Ihr mir nun verzeihen. Als ich nun immer länger bleiben mußte, und endlich zur Reise Instruction, Medicinkasten, und die Weisung bekam, daß ich bei der leisesten Unpäßlichkeit gleich aus dem Wagen müßte, um liegen zu bleiben, wo es sey, da wurde mir zu eng zu Muthe, um Euch unbesorgt zu schreiben, und nahm mir vor es aus London zu thun, wenn mich der Himmel glücklich herführte. Wie mir war, als ich auf dem Dampfboot stand, und mich so herzlich gesund fühlte, ist unaussprechlich. Sollte ich Dir nun aber beschreiben, was <persName xml:id="persName_f2ee2669-2c8d-4c42-9b39-23c3c947dde8">Mde. Kiéné<name key="PSN0112372" style="hidden">Kiéné, Marie Catherine (1765-1855)</name></persName> und <persName xml:id="persName_d899e548-276e-455f-9353-889c67f55ecc">Adèle<name key="PSN0109944" style="hidden">Bigot de Morogues, Gustavie Adèle (1807-1834)</name></persName> und <persName xml:id="persName_7ec557cb-2864-434e-9343-7103c57f1423">das ganze Haus<name key="PSN0109943" style="hidden">Bigot de Morogues, Familie von → Paul B. de M. (1765-1853)</name></persName> mir Alles Liebes und Gutes gethan haben, wie sie mir jeden Wunsch erfüllten den ich haben mochte, wie streng sie waren, so lange es nothwendig war, und wie sie mich verzogen, sobald sie es durften, und wie das Alles erst doppelt werth wurde, durch die ruhige Art, mit der es geschah, als verstände sichs von selbst, und sey nie anders gewesen, wie sie mir über diese trübe Zeit so hinweggeholfen haben, daß ich nur ganz gerührt daran denken kann, wie mich <persName xml:id="persName_984aa66c-fc34-487b-bee8-246b8dc36b68">Mde. Kiéné<name key="PSN0112372" style="hidden">Kiéné, Marie Catherine (1765-1855)</name></persName> überhäuft hat mit Geschenken und Aufmerksamkeiten, die nur eben eine Frau ersinnen kann, und die mir schon seit lange fehlten – das Alles kann ich auch nicht sagen, und kann ihr dafür eben nur danken, wie man für das Unschätzbarste dankt. Schreib Du ihrs aber, das wird sie freuen.</p> <p>Darum hab’ ich Euch lieber ein Paar Tage ängstlich lassen, als mit Schrecken erfüllen wollen. Die Erinnerung an Paris laß Dir aber, lieber Vater, nicht verbittern, durch die Gräuelscenen, die im Anfang vorfielen; daß es ein wüthendes Volk ist, wußtest Du, aber daß sie nun alles verkennen und umreißen wollten, das glaube nicht; es ist von allen Seiten, von allen Parteien dankbar gefühlt worden, was die Regierung, namentlich aber was der <persName xml:id="persName_c81931b1-881c-4c69-b826-7681c60fc61f">König<name key="PSN0111147" style="hidden">Frankreich, Louis Philippe I. von, Duc de Valois, Chartres et Orléans (1773-1850)</name></persName> gethan, und diese Bemerkung, die ich selbst machte, haben mir mehrere französ: Republikaner bestätigt, indem sie mir sagten, daß nichts die bestehende Ordnung so befestigt hätte, als die Aufopferung aller Beamten, und die Schandthaten mit dem Abscheu, den sie in jedem erweckt haben. </p> <p>Nun aber von was Anderem. Ich sitze bei <hi rend="underline">Klingemann</hi> in der Stube, bin nun wieder seit langem zum erstenmale mit alten Freunden und Hausfreunden zusammen, fühle mich unglaublich wohl, die Reise von Paris liegt hinter mir, wie einmal in der Schweiz bei der Ueberschwemmung ein Bach, über den ich springen mußte und nicht hineinfallen durfte, mir soll nun einmal das Land und die Rauch- und Nebelstadt lieb werden, wie ging es anders! Als ich in Dovor ankam, und den Frühling in England viel weiter vorgeschritten fand, als in Frankreich, alles grün und warm, als ich wieder meinen alten outside Platz einnahm, all right hörte, durchs Land flog, das voll Häuser, Wiesen, Wagen, gesunden Menschen, alten Städten, lauter Leben und Treiben ist, als ich endlich durch Greenwich wo Messe war, in die wohlbekannten Straßen einbog, und <persName xml:id="persName_eca86688-dcb5-460a-b552-8295a4a4c1bd">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> in seinem Zimmer erwartete, das war ein gutes Ding. Und wie ich einen Barbier forderte, und ein altes längst vergeßnes Gesicht hereinkam, bei dessen Anblick mir gleich wieder das Knie weh that, und wie der Mann mir sagte, er habe <persName xml:id="persName_c2aeb259-5414-4438-b356-36cdcf18e745">meinem Bruder<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> so manchmal die Haare abgeschnitten – time is, time was, time is passed, meine alte Geschichte von Gegenwart fiel mir wieder aufs Herz, ich fühle mich unglaublich glücklich. Nun lebe ich mich mit <persName xml:id="persName_814d340e-3a84-4ef0-9435-86296453bd06">Kl.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> und <persName xml:id="persName_83f5d355-598e-44c3-876b-1b6822c7928e">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> wieder ruhig in das Frühjahr hinein, meine Freunde hier sind unverändert herzlich gegen mich, ich hoffe auf ein Paar frohe Monate, und dann zum Wiedersehen, lieber Vater.</p> <p>Ich adressire an Dich, um Dich zu bitten, den Brief, falls Du es meinst <persName xml:id="persName_93e5393a-d72c-429b-bf81-dbfee9b47fee">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> und den <persName xml:id="persName_933f4e1a-2c76-40d1-b819-9ef0fabf4c08">Schwestern<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> gar nicht mitzutheilen, damit es ihnen nicht nachher noch unangenehm sey, was nun vergessen und vergangen ist; <persName xml:id="persName_1b77e253-2cac-4148-8019-49385c43f012">Doxat<name key="PSN0110727" style="hidden">Doxat, Eugen</name><name key="PSN0110729" style="hidden">Doxat & Co., Bankhaus in London</name></persName> sagen mir, daß sie heut mit der Post schreiben, und so schicke ich den Brief und wünsche ihm Westwind.</p> <p>Ich habe von <persName xml:id="persName_abaa546e-88b1-41b4-8d5d-80da301d07fd">Leo<name key="PSN0112784" style="hidden">Leo (Léo), August (1793-1859)</name></persName> noch 500 francs nehmen müssen, da die Sache sehr theuer gewesen ist, doch habe ich davon noch beinahe 400 und denke nun zu dieser Reise kein Geld wieder zu nehmen, sondern hier welches zu verdienen.</p> <p>Hier scheint die Krankheit ganz aufgehört zu haben, drei neue Fälle sind vorgestern gemeldet worden. Die saison ist glänzender, als je, die Straßen wimmeln von lustigen Menschen, und wie ich mich an Allem hier und an den lieben Freunden freue, kannst Du Dir denken.</p> <p>Nun lebwohl. Ich hoffe bald wieder schreiben zu können, obwohl ich in den ersten Tagen viel zu laufen und zu thun haben werde. Von <persName xml:id="persName_fe991d40-f908-46bb-aa89-8bb21ec3ffa8">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> und <persName xml:id="persName_2c568373-8740-4668-8c77-4b6c58d2d159">Kl.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> <seg type="closer" xml:id="seg_d10e3d89-b2c0-4d24-939b-11e3cf6bcdb4">tausend Grüße. Leb wohl.</seg></p> <signed rend="right">Felix</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_e0710ea9-5669-4a74-9450-8f20377a2889"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Nur zwei herzliche fröhliche Worte, mein vielverehrter Freund, über wiedergefundene Freunde und wiedergekommene glückliche Zeiten. Was läßt sich dabei weiter sagen, als daß man sich im Innersten freut und es Einem das Tröstlichste und Erquicklichste ist, wenn trotz solcher Jahre und Dinge, wie zwischen Felix und mir lagen, das Herz noch jung und frisch und unverknorpelt geblieben ist. Und glauben Sie mir auf mein ehrlich festes Wort, Felix ist innerlich wie äußerlich so frisch und stark wie früher, – die Züge sind schärfer, sonneverbrannter und gereifter, aber es ist alles gesund und heiter an ihm. Ich habe auch die medicinischen Fragen nicht unterlassen, zu denen ich als alter MagenPatient competent genug bin, und es ist, wie sie hier sagen “all right”. – Wenn Sie über die Cholera hier sich grade so viel Besorgniß machen und just so viel daran denken wie wir hier, so sind Sie <hi rend="underline">ganz</hi> außer Sorgen. <persName xml:id="persName_076f34e9-4da5-4ae5-a18f-44f0dba0e7ec">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> wird das bezeugen, und seitdem ists immer noch im Abnehmen. </p> <closer rend="left" xml:id="closer_7a660834-8fd0-4da2-ba02-b869f28722b6">Mit herzlichster Ergebenheit</closer> <signed rend="right">Ihr</signed> <signed rend="right">CKling</signed> </div> </body> </text></TEI>