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fmb-1832-02-21-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>Paris, 21. Februar 1832 Es bezeichnet jetzt fast jeder Eurer Briefe, der zu mir ankommt, einen bittern Verlust. Gestern erhielt ich den, mit der Nachricht von der lieben Ulrike, die ich nicht mehr bei Euch finde; nun sehe ich Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 505

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Sewction M.D.M d. 13, fol. 107-108. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Paris, 21. Februar 1832 Es bezeichnet jetzt fast jeder Eurer Briefe, der zu mir ankommt, einen bittern Verlust. Gestern erhielt ich den, mit der Nachricht von der lieben Ulrike, die ich nicht mehr bei Euch finde; nun sehe ich

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

green Books

Mendelssohn, Reisebriefe, S. 320-323. Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 340 f. (Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

21. Februar 1832 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Paris Frankreich Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
Mr. Mr. Mendelssohn Bartholdy Berlin
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Paris 21 Febr. 32.

Es bezeichnet jetzt fast jeder Eurer Briefe, der zu mir ankommt, einen bittern Verlust. Gestern erhielt ich den, mit der Nachricht von der lieben UlrikePeters, Ulrike Maria Wilhelmina (1807-1832), die ich nicht mehr bei Euch finde; nun sehe ich Eurer Verstimmung wegen des GoldschmidtischenB. A. Goldschmidt & Co., Bankhaus in London Ereignisses entgegen. Da ist zum Mittheilen und Plaudern keine Zeit, man muß arbeiten und sich weiter zu bringen suchen. Ich habe ein großes Adagio<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_pmwdo8pz-ejxv-glgl-3zik-ostxnib65gde"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100392" style="hidden">Quintett A-Dur für zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello, April bis 31. 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Da möchte ich denn erst einmal das Allgemeine zusammenfassen, und an das denken, was Du mir vor meiner Abreise, als meine Zwecke hingestellt hast und festzuhalten befahlst; ich solle mir die verschiedenen Länder genau betrachten, um mir das auszusuchen, wo ich wohnen und wirken wolle, und ich solle meinen Namen und das, was ich kann, bekannt machen, damit die Menschen mich da, wo ich bleiben wolle, gern aufnähmen, damit ihnen mein Treiben nicht fremd sey, und damit ich mein Glück und Deine Güte benutze und meinem späteren Wirken vorzuarbeiten. Es ist mir ein glückliches Gefühl, Dir nun sagen zu können, ich glaube das sey geschehen: Die Fehler abgerechnet, die man zu spät und nachher einsieht, denke ich diese Deine hingestellten Zwecke erfüllt zu haben, die Leute wissen jetzt, daß ich lebe, und daß ich etwas will, und was ich Gutes leiste, werden sie wohl gut annehmen; sie sind mir hier entgegengekommen und haben von meinen Sachen verlangt, was sie sonst nie gethan haben, da sich alle andern sogar OnslowOnslow, André George Louis (1784-1853) darum haben melden müssen, von London aus hat mich das philharmonicPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien zum 10ten März einladen lassen, um etwas Neues von mir aufzuführen, meinen Münchener Auftrag habe ich ebenfalls bekommen, ohne den geringsten ersten Schritt zu thun, und zwar erst nach meinem Concert, nun will ich noch hier (wenn es sich macht) und gewiß in London, wenn die Cholera mich nicht von dem Hinreisen im April verhindert, ein Concert für meine Rechnung geben, und mir etwas Geld verdienen, so daß ich hoffe den Theil Deiner Absicht, daß ich mich und meine Lage den Leuten bekannt machen solle, bei meiner Rückkunft nach Berlin erfüllt nennen zu können. Aber auch die andre Absicht, daß ich mir einen Ort aussuchen solle, wo ich leben möge, ist, wenigstens im Allgemeinen, mir gelungen; der Ort ist Deutschland. Darüber bin ich jetzt in mir ganz sicher geworden, die Stadt aber wüßte ich nicht zu sagen, denn die wichtigste und zu der es mich aus so vielen Gründen hinzieht, die kenne ich noch nicht in dieser Beziehung, ich meine Berlin, und ich muß also erst bei meiner Rückkunft zu Euch es darin kennen lernen, um zu wissen, ob ich da werde bleiben und stehen können, wie ich mir es denke und wünsche, und nachdem ich Alles andre gesehn und genossen habe.

Das ist auch der Grund warum ich mich hier um keine Oper bewerbe; wenn ich eine rechte, gute Musik mache, wie sie heut sein muß, so wird sie in Deutschland auch schon verstanden und geliebt; (es ist mit allen ihren guten Opern so gewesen) wenn ich eine mittelmäßige Musik mache, so wird sie in Deutschland vergessen, hier aber würde sie doch oft gegeben, gelobt, nach Deutschland geschickt, und dort auf die Pariser Autorität hin gegeben, wie wir es täglich sehen; das will ich aber nicht, und wenn ich keine gute Musik habe machen können, so will ich auch nicht dafür gelobt sein. Drum will ich es erst in Deutschland anfangen, und geht es da so arg, daß ich nicht mehr dort leben kann, so bleibt mir die Fremde noch immer. Zudem ist die opéra comiqueOpéra-ComiqueParisFrankreich hier so verfallen und schlecht, wie wenig deutsche Theater, und sie fällt von einem Bankrott in den andern; wenn man CherubiniCherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842) fragt, warum er seine Opern nicht dort zu geben erlaubte, so antwortet er je ne fais pas donner des opéras sans choeur, sans orchestre, sans chanteurs & sans décorations, die große OperGrand OpéraParisFrankreich aber hat auf Jahre hinaus schon bestellt, und man könnte nur auf 3, 4 Jahre einen Auftrag erhalten. So will ich denn also fürs erste zu Euch zurückgehen, und meinen Sturm<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564-1616)</name><name key="CRT0110871" style="hidden" type="dramatic_work">Der Sturm (The Tempest)</name> schreiben, und sehen wie er geräth; wenn wir nur erst wieder zusammen sind. Der Plan also, lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835), den ich Dir vorlegen wollte, ist der hier bis Ende März oder Anfang April zu bleiben, (das philharmPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien. für den 10ten März habe ich natürlich abgeschrieben und mirs vorbehalten) dann nach London zu gehen, dort ein Paar Monat zu bleiben; dann, wenn das Rheinische Musikfest14. Niederrheinisches Musikfest (1832)KölnDeutschland zu Stande kommt, zu dem sie mich haben rufen wollen, über Düsseldorf, wo nicht auf dem kürzesten Wege zu Euch zurückzukehren, und so kurz nach Pfingsten bei Euch zu sein im Garten.

Lebt wohl.F.
            Paris 21 Febr. 32. Es bezeichnet jetzt fast jeder Eurer Briefe, der zu mir ankommt, einen bittern Verlust. Gestern erhielt ich den, mit der Nachricht von der lieben Ulrike, die ich nicht mehr bei Euch finde; nun sehe ich Eurer Verstimmung wegen des Goldschmidtischen Ereignisses entgegen. Da ist zum Mittheilen und Plaudern keine Zeit, man muß arbeiten und sich weiter zu bringen suchen. Ich habe ein großes Adagio componirt in das Quintett hinein, als ein Intermezzo, es heißt Nachruf, und ist mir eingefallen, wie ich eben etwas für Baillot componiren mußte, der so schön spielt, und mir so gut ist, und der es öffentlich spielen will vor den Leuten, und der mir doch so sehr fremd ist. – Vorgestern ist im Concert des Conservatoire zum erstenmal meine Ouvertüre zum Sommernachtstraum gegeben worden. Sie hat mir groß Vergnügen gemacht, denn sie ging ganz vortrefflich, und schien auch den Leuten zu gefallen. In einem der nächsten Concerte wird sie noch einmal aufgeführt, und meine Sinfonie, die deswegen ein wenig verzögert worden ist, soll Freitag oder Sonnabend vorgenommen werden; auch werde ich im 4ten oder 5ten Concert Beethovens g dur Concert spielen. Die Musiker kreuzigen und segnen sich über all’ die Ehre, die mir das Conservatoire anthut. Das amoll Quartett haben sie am Dinstag wundervoll gespielt, mit einem Feuer und alle so einig, daß es eine Freude war, und da ich Ritz nicht mehr hören kann, so werde ich es wohl so bald nicht besser haben; es schien den Leuten vielen Eindruck zu machen, beim Scherzo wurden sie ganz toll. Es ist nun aber einmal wieder Zeit, daß ich Dir lieber Vater, über meinen Reiseplan ein Paar Worte schreibe, und zwar diesesmal ernster als gewöhnlich, aus vielen Gründen, und weil es so Gott will, bei dieser Reise das letztemal sein soll.
Da möchte ich denn erst einmal das Allgemeine zusammenfassen, und an das denken, was Du mir vor meiner Abreise, als meine Zwecke hingestellt hast und festzuhalten befahlst; ich solle mir die verschiedenen Länder genau betrachten, um mir das auszusuchen, wo ich wohnen und wirken wolle, und ich solle meinen Namen und das, was ich kann, bekannt machen, damit die Menschen mich da, wo ich bleiben wolle, gern aufnähmen, damit ihnen mein Treiben nicht fremd sey, und damit ich mein Glück und Deine Güte benutze und meinem späteren Wirken vorzuarbeiten. Es ist mir ein glückliches Gefühl, Dir nun sagen zu können, ich glaube das sey geschehen: Die Fehler abgerechnet, die man zu spät und nachher einsieht, denke ich diese Deine hingestellten Zwecke erfüllt zu haben, die Leute wissen jetzt, daß ich lebe, und daß ich etwas will, und was ich Gutes leiste, werden sie wohl gut annehmen; sie sind mir hier entgegengekommen und haben von meinen Sachen verlangt, was sie sonst nie gethan haben, da sich alle andern sogar Onslow darum haben melden müssen, von London aus hat mich das philharmonic zum 10ten März einladen lassen, um etwas Neues von mir aufzuführen, meinen Münchener Auftrag habe ich ebenfalls bekommen, ohne den geringsten ersten Schritt zu thun, und zwar erst nach meinem Concert, nun will ich noch hier (wenn es sich macht) und gewiß in London, wenn die Cholera mich nicht von dem Hinreisen im April verhindert, ein Concert für meine Rechnung geben, und mir etwas Geld verdienen, so daß ich hoffe den Theil Deiner Absicht, daß ich mich und meine Lage den Leuten bekannt machen solle, bei meiner Rückkunft nach Berlin erfüllt nennen zu können. Aber auch die andre Absicht, daß ich mir einen Ort aussuchen solle, wo ich leben möge, ist, wenigstens im Allgemeinen, mir gelungen; der Ort ist Deutschland. Darüber bin ich jetzt in mir ganz sicher geworden, die Stadt aber wüßte ich nicht zu sagen, denn die wichtigste und zu der es mich aus so vielen Gründen hinzieht, die kenne ich noch nicht in dieser Beziehung, ich meine Berlin, und ich muß also erst bei meiner Rückkunft zu Euch es darin kennen lernen, um zu wissen, ob ich da werde bleiben und stehen können, wie ich mir es denke und wünsche, und nachdem ich Alles andre gesehn und genossen habe.
Das ist auch der Grund warum ich mich hier um keine Oper bewerbe; wenn ich eine rechte, gute Musik mache, wie sie heut sein muß, so wird sie in Deutschland auch schon verstanden und geliebt; (es ist mit allen ihren guten Opern so gewesen) wenn ich eine mittelmäßige Musik mache, so wird sie in Deutschland vergessen, hier aber würde sie doch oft gegeben, gelobt, nach Deutschland geschickt, und dort auf die Pariser Autorität hin gegeben, wie wir es täglich sehen; das will ich aber nicht, und wenn ich keine gute Musik habe machen können, so will ich auch nicht dafür gelobt sein. Drum will ich es erst in Deutschland anfangen, und geht es da so arg, daß ich nicht mehr dort leben kann, so bleibt mir die Fremde noch immer. Zudem ist die opéra comique hier so verfallen und schlecht, wie wenig deutsche Theater, und sie fällt von einem Bankrott in den andern; wenn man Cherubini fragt, warum er seine Opern nicht dort zu geben erlaubte, so antwortet er je ne fais pas donner des opéras sans choeur, sans orchestre, sans chanteurs & sans décorations, die große Oper aber hat auf Jahre hinaus schon bestellt, und man könnte nur auf 3, 4 Jahre einen Auftrag erhalten. So will ich denn also fürs erste zu Euch zurückgehen, und meinen Sturm schreiben, und sehen wie er geräth; wenn wir nur erst wieder zusammen sind. Der Plan also, lieber Vater, den ich Dir vorlegen wollte, ist der hier bis Ende März oder Anfang April zu bleiben, (das philharm. für den 10ten März habe ich natürlich abgeschrieben und mirs vorbehalten) dann nach London zu gehen, dort ein Paar Monat zu bleiben; dann, wenn das Rheinische Musikfest zu Stande kommt, zu dem sie mich haben rufen wollen, über Düsseldorf, wo nicht auf dem kürzesten Wege zu Euch zurückzukehren, und so kurz nach Pfingsten bei Euch zu sein im Garten.
Lebt wohl. F.          
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Februar 1832</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_90f94769-8e25-448c-9440-6fa10e06edbd">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_31de3281-2e4d-4bf9-bee7-dbe834fb0d87"> <settlement key="STM0100105">Paris</settlement> <country>Frankreich</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113247" resp="receiver" xml:id="persName_5cafef12-d592-4fea-8c9d-bddee26fe4e0">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0113241" resp="receiver" xml:id="persName_7a8c1b12-4d8f-475b-9169-79e150f70ef3">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_52f6d4e6-1160-4f5d-9bc0-eded8b9c8a16"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_b350e617-f14b-466b-9e3f-b2de060c7823"> <head> <address> <addrLine>Mr.</addrLine> <addrLine>Mr. Mendelssohn Bartholdy</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">Berlin</hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_36130e5d-50fc-4076-ad3d-e94ce21232c3"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Paris <date cert="high" when="1832-02-21" xml:id="date_2007acf6-e9d8-4c4a-8de6-e08638777489">21 Febr. 32</date>.</dateline><p style="paragraph_without_indent">Es bezeichnet jetzt fast jeder Eurer Briefe, der zu mir ankommt, einen bittern Verlust. Gestern erhielt ich den, mit der Nachricht von der lieben <persName xml:id="persName_a4bc8ec7-90a5-4493-bcbd-483d6ab85769">Ulrike<name key="PSN0113830" style="hidden">Peters, Ulrike Maria Wilhelmina (1807-1832)</name></persName>, die ich nicht mehr bei Euch finde; nun sehe ich Eurer Verstimmung wegen des <persName xml:id="persName_2e0f714e-07d9-4d53-be79-6e09090727dc">Goldschmidtischen<name key="PSN0111450" style="hidden">B. A. Goldschmidt &amp; Co., Bankhaus in London</name></persName> Ereignisses entgegen. Da ist zum Mittheilen und Plaudern keine Zeit, man muß arbeiten und sich weiter zu bringen suchen. Ich habe <title xml:id="title_b63320e9-b684-4c42-87cb-63bc47011cd1">ein großes Adagio<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_pmwdo8pz-ejxv-glgl-3zik-ostxnib65gde"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100392" style="hidden">Quintett A-Dur für zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello, April bis 31. Mai 1826<idno type="MWV">R 21</idno><idno type="op">18</idno></name></title> componirt in das Quintett hinein, als ein Intermezzo, es heißt Nachruf, und ist mir eingefallen, wie ich eben etwas für <persName xml:id="persName_11ff01a3-348e-46d9-9612-98e83c8b73f2">Baillot<name key="PSN0109640" style="hidden">Baillot, Pierre Marie François de Sales (1771-1842)</name></persName> componiren mußte, der so schön spielt, und mir so gut ist, und der es öffentlich spielen will vor den Leuten, und der mir doch so sehr fremd ist. – Vorgestern ist im Concert des <placeName xml:id="placeName_49d6be27-aa58-4805-ac25-76c51427c4a7">Conservatoire<name key="NST0100349" style="hidden" subtype="" type="institution">Conservatoire de Musique</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> zum erstenmal meine <title xml:id="title_96928093-df2f-45c3-b3b8-f0731686dedd">Ouvertüre zum Sommernachtstraum<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ypkbvz3j-o6bd-jfrx-dgqa-xqabginmhfnt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> gegeben worden. Sie hat mir groß Vergnügen gemacht, denn sie ging ganz vortrefflich, und schien auch den Leuten zu gefallen. In einem der nächsten Concerte wird sie noch einmal aufgeführt, und <title xml:id="title_5004a72f-d086-424a-aa16-e793c7d4572c">meine Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_1mhzovmk-grga-778n-sdcf-8q94rrhtjmpd"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100341" style="hidden">Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«) für Orchester, [1829] bis 12. Mai 1830; 11. November 1832<idno type="MWV">N 15</idno><idno type="op">107</idno></name></title>, die deswegen ein wenig verzögert worden ist, soll Freitag oder Sonnabend vorgenommen werden; auch werde ich im 4<hi rend="superscript">ten</hi> oder 5<hi rend="superscript">ten</hi> Concert <title xml:id="title_e7774d4d-ae2a-427b-943c-9f57c3f3e786">Beethovens g dur Concert<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108017" style="hidden" type="music">4. Klavierkonzert G-Dur, op. 58</name></title> spielen. Die Musiker kreuzigen und segnen sich über all’ die Ehre, die mir das <placeName xml:id="placeName_485f9a2a-6210-4872-9d71-65ba351557b6">Conservatoire<name key="NST0100349" style="hidden" subtype="" type="institution">Conservatoire de Musique</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> anthut. Das <title xml:id="title_8ca67f35-b1cf-4b20-915e-2536ca2c639a">amoll Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yzftvtab-cuhc-xql4-07rr-znksyfydt47n"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100393" style="hidden">Quartett a-Moll für zwei Violinen, Viola und Violoncello, [Juli 1827] bis 26./27. Oktober 1827<idno type="MWV">R 22</idno><idno type="op">13</idno></name></title> haben sie am Dinstag wundervoll gespielt, mit einem Feuer und alle so einig, daß es eine Freude war, und da ich <persName xml:id="persName_96a792c5-3422-4877-8080-8365b0397bb4">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> nicht mehr hören kann, so werde ich es wohl so bald nicht besser haben; es schien den Leuten vielen Eindruck zu machen, beim Scherzo wurden sie ganz toll. Es ist nun aber einmal wieder Zeit, daß ich Dir lieber <persName xml:id="persName_d74aca05-a8de-47d6-aa68-b4e95ac06972">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, über meinen Reiseplan ein Paar Worte schreibe, und zwar diesesmal ernster als gewöhnlich, aus vielen Gründen, und weil es so Gott will, bei dieser Reise das letztemal sein soll.</p><p>Da möchte ich denn erst einmal das Allgemeine zusammenfassen, und an das denken, was Du mir vor meiner Abreise, als meine Zwecke hingestellt hast und festzuhalten befahlst; ich solle mir die verschiedenen Länder genau betrachten, um mir das auszusuchen, wo ich wohnen und wirken wolle, und ich solle meinen Namen und das, was ich kann, bekannt machen, damit die Menschen mich da, wo ich bleiben wolle, gern aufnähmen, damit ihnen mein Treiben nicht fremd sey, und damit ich mein Glück und Deine Güte benutze und meinem späteren Wirken vorzuarbeiten. Es ist mir ein glückliches Gefühl, Dir nun sagen zu können, ich glaube das sey geschehen: Die Fehler abgerechnet, die man zu spät und nachher einsieht, denke ich diese Deine hingestellten Zwecke erfüllt zu haben, die Leute wissen jetzt, daß ich lebe, und daß ich etwas will, und was ich Gutes leiste, werden sie wohl gut annehmen; sie sind mir hier entgegengekommen und haben von meinen Sachen verlangt, was sie sonst nie gethan haben, da sich alle andern sogar <persName xml:id="persName_da914616-9e32-4cfa-a195-7d6e6599aa84">Onslow<name key="PSN0113671" style="hidden">Onslow, André George Louis (1784-1853)</name></persName> darum haben melden müssen, von London aus hat mich das <placeName xml:id="placeName_38250377-f877-41d9-b830-2f73879a1966">philharmonic<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> zum 10<hi rend="superscript">ten</hi> März einladen lassen, um etwas Neues von mir aufzuführen, meinen Münchener Auftrag habe ich ebenfalls bekommen, ohne den geringsten ersten Schritt zu thun, und zwar erst nach meinem Concert, nun will ich noch hier (wenn es sich macht) und gewiß in London, wenn die Cholera mich nicht von dem Hinreisen im April verhindert, ein Concert für meine Rechnung geben, und mir etwas Geld verdienen, so daß ich hoffe den Theil Deiner Absicht, daß ich mich und meine Lage den Leuten bekannt machen solle, bei meiner Rückkunft nach Berlin erfüllt nennen zu können. Aber auch die andre Absicht, daß ich mir einen Ort aussuchen solle, wo ich leben möge, ist, wenigstens im Allgemeinen, mir gelungen; der Ort ist Deutschland. Darüber bin ich jetzt in mir ganz sicher geworden, die Stadt aber wüßte ich nicht zu sagen, denn die wichtigste und zu der es mich aus so vielen Gründen hinzieht, die kenne ich noch nicht in dieser Beziehung, ich meine Berlin, und ich muß also erst bei meiner Rückkunft zu Euch es darin kennen lernen, um zu wissen, ob ich da werde bleiben und stehen können, wie ich mir es denke und wünsche, und nachdem ich Alles andre gesehn und genossen habe.</p><p>Das ist auch der Grund warum ich mich hier um keine Oper bewerbe; wenn ich eine rechte, gute Musik mache, wie sie heut sein muß, so wird sie in Deutschland auch schon verstanden und geliebt; (es ist mit allen ihren guten Opern so gewesen) wenn ich eine mittelmäßige Musik mache, so wird sie in Deutschland vergessen, hier aber würde sie doch oft gegeben, gelobt, nach Deutschland geschickt, und dort auf die Pariser Autorität hin gegeben, wie wir es täglich sehen; das will ich aber nicht, und wenn ich keine gute Musik habe machen können, so will ich auch nicht dafür gelobt sein. Drum will ich es erst in Deutschland anfangen, und geht es da so arg, daß ich nicht mehr dort leben kann, so bleibt mir die Fremde noch immer. Zudem ist die <placeName xml:id="placeName_f9118030-3ae9-4f53-8865-6ca16268f0a9">opéra comique<name key="NST0100399" style="hidden" subtype="" type="institution">Opéra-Comique</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> hier so verfallen und schlecht, wie wenig deutsche Theater, und sie fällt von einem Bankrott in den andern; wenn man <persName xml:id="persName_eacdd824-45d0-4048-9645-24959ee5a32d">Cherubini<name key="PSN0110361" style="hidden">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name></persName> fragt, warum er seine Opern nicht dort zu geben erlaubte, so antwortet er je ne fais pas donner des opéras sans choeur, sans orchestre, sans chanteurs &amp; sans décorations, die <placeName xml:id="placeName_e306d8f7-6df3-433c-aa2d-74c7b8ec3bea">große Oper<name key="NST0100401" style="hidden" subtype="" type="institution">Grand Opéra</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> aber hat auf Jahre hinaus schon bestellt, und man könnte nur auf 3, 4 Jahre einen Auftrag erhalten. So will ich denn also fürs erste zu Euch zurückgehen, und <title xml:id="title_72a35a4b-e1fb-440a-864c-db392855e327">meinen Sturm<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564-1616)</name><name key="CRT0110871" style="hidden" type="dramatic_work">Der Sturm (The Tempest)</name></title> schreiben, und sehen wie er geräth; wenn wir nur erst wieder zusammen sind. Der Plan also, lieber <persName xml:id="persName_26fa509d-75ef-4cdc-b967-e5d81fa6a2c4">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, den ich Dir vorlegen wollte, ist der hier bis Ende März oder Anfang April zu bleiben, (das <placeName xml:id="placeName_1d08c9d7-ee87-4b6c-b761-6eb1a8af2a71">philharm<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>. für den 10<hi rend="superscript">ten</hi> März habe ich natürlich abgeschrieben und mirs vorbehalten) dann nach London zu gehen, dort ein Paar Monat zu bleiben; dann, wenn das <placeName xml:id="placeName_ef13674b-0264-4679-aae2-bcfe959e3641">Rheinische Musikfest<name key="NST0103684" style="hidden" subtype="" type="institution">14. Niederrheinisches Musikfest (1832)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="locality">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu Stande kommt, zu dem sie mich haben rufen wollen, über Düsseldorf, wo nicht auf dem kürzesten Wege zu Euch zurückzukehren, und so kurz nach Pfingsten bei Euch zu sein im Garten.</p><closer rend="left" xml:id="closer_930108eb-a900-49e3-82c3-1c3e2c48b500">Lebt wohl.</closer><signed rend="right">F.</signed></div></body> </text></TEI>