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fmb-1832-01-14-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>Paris, 14. Januar 1832 Ich habe lange keine Nachricht von Euch, hoffentlich seid Ihr so gesund und wohlauf, wie ich es bin. Nun fange ich erst an mich hier einzuwohnen und Paris zu kennen; freilich ist es das tollste, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 491

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 13, fol. 101-102. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Paris, 14. Januar 1832 Ich habe lange keine Nachricht von Euch, hoffentlich seid Ihr so gesund und wohlauf, wie ich es bin. Nun fange ich erst an mich hier einzuwohnen und Paris zu kennen; freilich ist es das tollste,

4 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Mendelssohn, Reisebriefe, S. 308-311.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

14. Januar 1832 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Paris Frankreich Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
Mr. Mr. A. Mendelssohn Bartholdy Berlin
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Paris d. 14 Jan. 32.

Ich habe lange keine Nachricht von Euch, hoffentlich seid Ihr so gesund und wohlauf, wie ich es bin. Nun fange ich erst an mich hier einzuwohnen und Paris zu kennen; freilich ist es das tollste, lustigste Nest, das man sich denken kann, aber für einen der kein Politiker ist, hats nur halbes Interesse, deshalb habe ich mich zum doctrinair gemacht, lese meine Zeitung Morgens, habe meine Meinung über Krieg und Frieden, und gestehe nur unter Freunden, daß ich nichts davon weiß. Das geht aber mit FranckFranck, Georg Hermann (1802-1855) nicht, der hier ganz in diesen Strudel von Dilettantismus und Absprecherei gerathen ist, und der sich wirklich zum Minister ganz geeignet glaubt; es ist sehr Schade um ihn, aber was Rechtes wird wohl nie daraus werden, er hat genug Verstand um immer beschäftigt zu sein, und nicht genug um eine Beschäftigung zu haben, dilettirt in Allem, und kann auch Alles gut beurtheilen, aber er macht nichts: so sind wir immer auf demselben Fuß der Vertraulichkeit, und werden immer darauf bleiben, sehen uns fast täglich, sind gern mit einander, bleiben uns aber gänzlich fremd. Er scheint für öffentliche Blätter zu schreiben, ist sehr viel mit HeineHeine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856), schimpft auf Deutschland wie ein Rohrsperling: alles das kann ich einmal nicht billigen, und da ich ihn eigentlich sehr lieb habe, machts mich unbehaglich. Man muß sich aber daran gewöhnen, nur ist es gar zu traurig zu wissen, wo es einem fehlt und ihm nicht helfen zu können. Dazu wird er sichtlich älter, und da taugt dies regellose, unbeschäftigte Leben immer weniger. EichthalEichthal (vorh. Seeligmann), Adolphe (seit 1814) Baron d’ (1805-1895) ist aus dem Hause seiner ElternEichthal (vorh. Seeligmann), Louis (seit 1814) Baron d’ (1780-1840)Eichthal (vorh. Seeligmann), Fleurette (1780-1837) in die rue Monsigny gezogen, und lebt nun mit Leib und Seele dort; sein ganzes Haus ist unglücklich drüber und wohl mit Recht, aber ich sehe kein Ende davon ab, denn es ist eine fixe Idee bei ihm. Ich habe einen Aufruf an alle Menschen von Olinde RodriguesRodrigues (Rodrigues-Henriques), Benjamin Olinde (1794-1851), worin er sein Glaubensbekenntniß ablegt, und alle auffordert einen Theil ihres Vermögens und sey er so klein er wolle, den St. Simonianern zu geben; auch an die Künstler ergeht der Aufruf, ihre Kunst künftig für diese Religion zu verwenden, bessre Musik zu machen als RossiniRossini, Gioachino Antonio (1792-1868) und BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827), Friedenstempel zu bauen, zu malen wie RaphaelRaffael (eigtl. Raffaello Santi) (1483-1520) und DavidDavid, Jacques-Louis (1748-1825); diesen Aufruf habe ich in 20 Exemplaren, die ich Dir, lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835), zuschicken soll, wie père OlindeRodrigues (Rodrigues-Henriques), Benjamin Olinde (1794-1851) mir auftrug; ich werde es bei einem bewenden lassen, und Du wirst genug daran haben; auch das eine nur bei Gelegenheit, versteht sich. Es ist ein schlimmes Zeichen für den Zustand der Gemüther hier, daß eine solche monströse Idee, in ihrer abschreckenden Prosa, entstehn konnte und daß von den Schülern der Polytechnischen Anstalt sehr viele Theil nehmen. Man würde nicht begreifen, wie es möglich sey, wenn sie die Sache so von außen anpacken, den einen Ehre, den andern Ruhm, mir ein Publikum und Beifall, den Armen Geld versprechen, kurz wenn sie jeden nach seinen Verdiensten belohnen wollen, wenn sie also Alles Streben, alles Weiterwollen vernichten durch ihre ewige kalte Beurtheilung der Fähigkeit; aber dann kommen zuweilen Ideen vor, von allgemeiner Menschenliebe, von Unglauben an Hölle, Teufel, und Verdammung, von Zerstörung des Egoismus, lauter Ideen die man bei uns von Natur hat und im Christenthum überall findet, ohne die ich mir das Leben nicht wünschte, die sie aber wie eine neue Erfindung und Entdeckung ansehen und wenn sie sich jeden Augenblick wiederholen, wie sie die Welt umgestalten, wie sie die Menschen glücklich machen wollen, wenn EichthalEichthal (vorh. Seeligmann), Adolphe (seit 1814) Baron d’ (1805-1895) mir ganz ruhig sagt, an sich selbst brauche man gar nicht zu bessern, sondern an den Andern, denn man sey gar nicht unvollkommen sondern vollkommen; wenn sie einander und jedem den sie gewinnen wollen, nichts als Complimente und Lobpreisungen machen, die Fähigkeit und Macht bewundern, und bedauern, daß so große Kräfte nun verloren gehen sollten, durch alle die abgebrauchten Begriffe von Pflicht, Beruf und Thätigkeit, wie man sie sonst verstand: so will es einen wie eine traurige Mystification bedünken. Ich habe vorigen Sonntag einer Versammlung beigewohnt, wo die Väter oben im Kreise saßen, dann kam der oberste Vater, Olinde RodriguesRodrigues (Rodrigues-Henriques), Benjamin Olinde (1794-1851); forderte ihnen Rechenschaft ab, belobte und tadelte sie, redete zum versammelten Volk, gab Befehle, es war das erstemal, daß ich ihn wiedersah, seit 7 Jahren, und mir war es fast schauerlich. Auch er hat sich von seinen ElternRodrigues-Henriques, Jean Isaac Jacob (1771-1846)Rodrigues-Henriques, Sara Sophie (1776-1846) losgesagt, lebt bei den Vätern, seinen Untergebnen, und versucht eine Anleihe für sie zu machen. Genug davon. Aber es wird dunkel und die Post geht, ich will heut schließen, habe nur mein regelmäßig achttägiges Lebenszeichen geben wollen. Nächste Woche ist ein Concert eines PolenChopin, Fryderyk Franciszek (Frédéric François) (1810-1849), in dem muß ich ein sechspersönliches Stück<name key="PSN0112301" style="hidden" type="author">Kalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849)</name><name key="CRT0109463" style="hidden" type="music">Grande Polonaise op. 92 (Fassung für sechs Klaviere)</name> mit KalkbrennerKalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849), HillerHiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) & Co. spielen; erschreckt also nicht, wenn Ihr irgendwo meinen Namen geradebrecht seht, wie im Messager neulich, wo man aus Berlin den Tod des Professor FlegelHegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831) anzeigte; es haben es alle Journale wiederholt. Ich arbeite jetzt wieder, und lebe vergnügt. Von den Theatern habe ich Euch immer noch nicht schreiben können, obwohl sie mich so sehr beschäftigen und erfreuen. Wie aber Bitterkeit und Aufregung selbst in den kleinsten Lustspielen unverkennbar ist, wie alles auf Politik Beziehung hat, wie die Romantik alle Pariser angesteckt hat, daß sie an nichts als Pest, Galgen, Teufel, und Wochenbette auf dem Theater denken (man vgl. Darlington<name key="PSN0110770" style="hidden" type="author">Dumas, Alexandre (gen. Dumas père) (1802-1870)</name><name key="CRT0108626" style="hidden" type="literature">Richard Darlington</name>) wie einer den andern in Greueln und Liberalismus überbietet, und wie in der Mitte von all diesen Miseren und Rasereien ein Talent wie Leontine FayFay, Louise Jeanne-Léontine (?-1876) steht, die Grazie und Liebenswürdigkeit selbst, unangefochten von all dem Unsinn, den sie sprechen und spielen muß, und wie sehr sonderbar alle diese Contraste sind, davon das Nächstemal. Es ist dunkel geworden. Lebt und seid glücklich.

F.
            Paris d. 14 Jan. 32. Ich habe lange keine Nachricht von Euch, hoffentlich seid Ihr so gesund und wohlauf, wie ich es bin. Nun fange ich erst an mich hier einzuwohnen und Paris zu kennen; freilich ist es das tollste, lustigste Nest, das man sich denken kann, aber für einen der kein Politiker ist, hats nur halbes Interesse, deshalb habe ich mich zum doctrinair gemacht, lese meine Zeitung Morgens, habe meine Meinung über Krieg und Frieden, und gestehe nur unter Freunden, daß ich nichts davon weiß. Das geht aber mit Franck nicht, der hier ganz in diesen Strudel von Dilettantismus und Absprecherei gerathen ist, und der sich wirklich zum Minister ganz geeignet glaubt; es ist sehr Schade um ihn, aber was Rechtes wird wohl nie daraus werden, er hat genug Verstand um immer beschäftigt zu sein, und nicht genug um eine Beschäftigung zu haben, dilettirt in Allem, und kann auch Alles gut beurtheilen, aber er macht nichts: so sind wir immer auf demselben Fuß der Vertraulichkeit, und werden immer darauf bleiben, sehen uns fast täglich, sind gern mit einander, bleiben uns aber gänzlich fremd. Er scheint für öffentliche Blätter zu schreiben, ist sehr viel mit Heine, schimpft auf Deutschland wie ein Rohrsperling: alles das kann ich einmal nicht billigen, und da ich ihn eigentlich sehr lieb habe, machts mich unbehaglich. Man muß sich aber daran gewöhnen, nur ist es gar zu traurig zu wissen, wo es einem fehlt und ihm nicht helfen zu können. Dazu wird er sichtlich älter, und da taugt dies regellose, unbeschäftigte Leben immer weniger. Eichthal ist aus dem Hause seiner Eltern in die rue Monsigny gezogen, und lebt nun mit Leib und Seele dort; sein ganzes Haus ist unglücklich drüber und wohl mit Recht, aber ich sehe kein Ende davon ab, denn es ist eine fixe Idee bei ihm. Ich habe einen Aufruf an alle Menschen von Olinde Rodrigues, worin er sein Glaubensbekenntniß ablegt, und alle auffordert einen Theil ihres Vermögens und sey er so klein er wolle, den St. Simonianern zu geben; auch an die Künstler ergeht der Aufruf, ihre Kunst künftig für diese Religion zu verwenden, bessre Musik zu machen als Rossini und Beethoven, Friedenstempel zu bauen, zu malen wie Raphael und David; diesen Aufruf habe ich in 20 Exemplaren, die ich Dir, lieber Vater, zuschicken soll, wie père Olinde mir auftrug; ich werde es bei einem bewenden lassen, und Du wirst genug daran haben; auch das eine nur bei Gelegenheit, versteht sich. Es ist ein schlimmes Zeichen für den Zustand der Gemüther hier, daß eine solche monströse Idee, in ihrer abschreckenden Prosa, entstehn konnte und daß von den Schülern der Polytechnischen Anstalt sehr viele Theil nehmen. Man würde nicht begreifen, wie es möglich sey, wenn sie die Sache so von außen anpacken, den einen Ehre, den andern Ruhm, mir ein Publikum und Beifall, den Armen Geld versprechen, kurz wenn sie jeden nach seinen Verdiensten belohnen wollen, wenn sie also Alles Streben, alles Weiterwollen vernichten durch ihre ewige kalte Beurtheilung der Fähigkeit; aber dann kommen zuweilen Ideen vor, von allgemeiner Menschenliebe, von Unglauben an Hölle, Teufel, und Verdammung, von Zerstörung des Egoismus, lauter Ideen die man bei uns von Natur hat und im Christenthum überall findet, ohne die ich mir das Leben nicht wünschte, die sie aber wie eine neue Erfindung und Entdeckung ansehen und wenn sie sich jeden Augenblick wiederholen, wie sie die Welt umgestalten, wie sie die Menschen glücklich machen wollen, wenn Eichthal mir ganz ruhig sagt, an sich selbst brauche man gar nicht zu bessern, sondern an den Andern, denn man sey gar nicht unvollkommen sondern vollkommen; wenn sie einander und jedem den sie gewinnen wollen, nichts als Complimente und Lobpreisungen machen, die Fähigkeit und Macht bewundern, und bedauern, daß so große Kräfte nun verloren gehen sollten, durch alle die abgebrauchten Begriffe von Pflicht, Beruf und Thätigkeit, wie man sie sonst verstand: so will es einen wie eine traurige Mystification bedünken. Ich habe vorigen Sonntag einer Versammlung beigewohnt, wo die Väter oben im Kreise saßen, dann kam der oberste Vater, Olinde Rodrigues; forderte ihnen Rechenschaft ab, belobte und tadelte sie, redete zum versammelten Volk, gab Befehle, es war das erstemal, daß ich ihn wiedersah, seit 7 Jahren, und mir war es fast schauerlich. Auch er hat sich von seinen Eltern losgesagt, lebt bei den Vätern, seinen Untergebnen, und versucht eine Anleihe für sie zu machen. Genug davon. Aber es wird dunkel und die Post geht, ich will heut schließen, habe nur mein regelmäßig achttägiges Lebenszeichen geben wollen. Nächste Woche ist ein Concert eines Polen, in dem muß ich ein sechspersönliches Stück mit Kalkbrenner, Hiller & Co. spielen; erschreckt also nicht, wenn Ihr irgendwo meinen Namen geradebrecht seht, wie im Messager neulich, wo man aus Berlin den Tod des Professor Flegel anzeigte; es haben es alle Journale wiederholt. Ich arbeite jetzt wieder, und lebe vergnügt. Von den Theatern habe ich Euch immer noch nicht schreiben können, obwohl sie mich so sehr beschäftigen und erfreuen. Wie aber Bitterkeit und Aufregung selbst in den kleinsten Lustspielen unverkennbar ist, wie alles auf Politik Beziehung hat, wie die Romantik alle Pariser angesteckt hat, daß sie an nichts als Pest, Galgen, Teufel, und Wochenbette auf dem Theater denken (man vgl. Darlington) wie einer den andern in Greueln und Liberalismus überbietet, und wie in der Mitte von all diesen Miseren und Rasereien ein Talent wie Leontine Fay steht, die Grazie und Liebenswürdigkeit selbst, unangefochten von all dem Unsinn, den sie sprechen und spielen muß, und wie sehr sonderbar alle diese Contraste sind, davon das Nächstemal. Es ist dunkel geworden. Lebt und seid glücklich.
F.          
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Er scheint für öffentliche Blätter zu schreiben, ist sehr viel mit <persName xml:id="persName_f92de2cc-bfd2-4d9d-bbd8-3210233b7259">Heine<name key="PSN0111816" style="hidden">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856)</name></persName>, schimpft auf Deutschland wie ein Rohrsperling: alles das kann ich einmal nicht billigen, und da ich ihn eigentlich sehr lieb habe, machts mich unbehaglich. Man muß sich aber daran gewöhnen, nur ist es gar zu traurig zu wissen, wo es einem fehlt und ihm nicht helfen zu können. Dazu wird er sichtlich älter, und da taugt dies regellose, unbeschäftigte Leben immer weniger. <persName xml:id="persName_7649058e-ffff-4de4-be6f-d8dbcff33b99">Eichthal<name key="PSN0110860" style="hidden">Eichthal (vorh. Seeligmann), Adolphe (seit 1814) Baron d’ (1805-1895)</name></persName> ist aus dem Hause seiner <persName xml:id="persName_3b7c5d0d-62e2-4892-be83-deae47485505">Eltern<name key="PSN0110864" style="hidden">Eichthal (vorh. Seeligmann), Louis (seit 1814) Baron d’ (1780-1840)</name><name key="PSN0110862" style="hidden">Eichthal (vorh. Seeligmann), Fleurette (1780-1837)</name></persName> in die rue Monsigny gezogen, und lebt nun mit Leib und Seele dort; sein ganzes Haus ist unglücklich drüber und wohl mit Recht, aber ich sehe kein Ende davon ab, denn es ist eine fixe Idee bei ihm. Ich habe einen Aufruf an alle Menschen von <persName xml:id="persName_af8a800a-dc81-433e-9a14-40d5b0c798f9">Olinde Rodrigues<name key="PSN0114254" style="hidden">Rodrigues (Rodrigues-Henriques), Benjamin Olinde (1794-1851)</name></persName>, worin er sein Glaubensbekenntniß ablegt, und alle auffordert einen Theil ihres Vermögens und sey er so klein er wolle, den St. Simonianern zu geben; auch an die Künstler ergeht der Aufruf, ihre Kunst künftig für diese Religion zu verwenden, bessre Musik zu machen als <persName xml:id="persName_46c3371a-1e3c-4859-9ba0-e380e5a15b84">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> und <persName xml:id="persName_f11d9328-41d9-4b07-be78-f07d13a70344">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName>, Friedenstempel zu bauen, zu malen wie <persName xml:id="persName_924958fa-c2b2-4e9d-8edf-c686ef05a17b">Raphael<name key="PSN0114060" style="hidden">Raffael (eigtl. Raffaello Santi) (1483-1520)</name></persName> und <persName xml:id="persName_6fdbef5f-f2aa-4518-96e7-32d9f9bd8b6f">David<name key="PSN0110570" style="hidden">David, Jacques-Louis (1748-1825)</name></persName>; diesen Aufruf habe ich in 20 Exemplaren, die ich Dir, lieber <persName xml:id="persName_362c6c3d-0833-450c-85d4-f10474638237">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, zuschicken soll, wie père <persName xml:id="persName_4ff800b7-920a-42f4-bf76-6b95df236082">Olinde<name key="PSN0114254" style="hidden">Rodrigues (Rodrigues-Henriques), Benjamin Olinde (1794-1851)</name></persName> mir auftrug; ich werde es bei einem bewenden lassen, und Du wirst genug daran haben; auch das eine nur bei Gelegenheit, versteht sich. Es ist ein schlimmes Zeichen für den Zustand der Gemüther hier, daß eine solche monströse Idee, in ihrer abschreckenden Prosa, entstehn konnte und daß von den Schülern der Polytechnischen Anstalt sehr viele Theil nehmen. Man würde nicht begreifen, wie es möglich sey, wenn sie die Sache so von außen anpacken, den einen Ehre, den andern Ruhm, mir ein Publikum und Beifall, den Armen Geld versprechen, kurz wenn sie jeden nach seinen Verdiensten belohnen wollen, wenn sie also Alles Streben, alles Weiterwollen vernichten durch ihre ewige kalte Beurtheilung der Fähigkeit; aber dann kommen zuweilen Ideen vor, von allgemeiner Menschenliebe, von Unglauben an Hölle, Teufel, und Verdammung, von Zerstörung des Egoismus, lauter Ideen die man bei uns von Natur hat und im Christenthum überall findet, ohne die ich mir das Leben nicht wünschte, die sie aber wie eine neue Erfindung und Entdeckung ansehen und wenn sie sich jeden Augenblick wiederholen, wie sie die Welt umgestalten, wie sie die Menschen glücklich machen wollen, wenn <persName xml:id="persName_9c7a5b38-6242-4e5b-8fb5-8485fb742cff">Eichthal<name key="PSN0110860" style="hidden">Eichthal (vorh. Seeligmann), Adolphe (seit 1814) Baron d’ (1805-1895)</name></persName> mir ganz ruhig sagt, an sich selbst brauche man gar nicht zu bessern, sondern an den Andern, denn man sey gar nicht unvollkommen sondern vollkommen; wenn sie einander und jedem den sie gewinnen wollen, nichts als Complimente und Lobpreisungen machen, die Fähigkeit und Macht bewundern, und bedauern, daß so große Kräfte nun verloren gehen sollten, durch alle die abgebrauchten Begriffe von Pflicht, Beruf und Thätigkeit, wie man sie sonst verstand: so will es einen wie eine traurige Mystification bedünken. Ich habe vorigen Sonntag einer Versammlung beigewohnt, wo die Väter oben im Kreise saßen, dann kam der oberste Vater, <persName xml:id="persName_394ae93b-616a-4c7d-b0b5-7107f3fdfc51">Olinde Rodrigues<name key="PSN0114254" style="hidden">Rodrigues (Rodrigues-Henriques), Benjamin Olinde (1794-1851)</name></persName>; forderte ihnen Rechenschaft ab, belobte und tadelte sie, redete zum versammelten Volk, gab Befehle, es war das erstemal, daß ich ihn wiedersah, seit 7 Jahren, und mir war es fast schauerlich. Auch er hat sich von seinen <persName xml:id="persName_3046949a-28d5-4bcc-badd-1bbe9732b698">Eltern<name key="PSN0114256" style="hidden">Rodrigues-Henriques, Jean Isaac Jacob (1771-1846)</name><name key="PSN0114257" style="hidden">Rodrigues-Henriques, Sara Sophie (1776-1846)</name></persName> losgesagt, lebt bei den Vätern, seinen Untergebnen, und versucht eine Anleihe für sie zu machen. Genug davon. Aber es wird dunkel und die Post geht, ich will heut schließen, habe nur mein regelmäßig achttägiges Lebenszeichen geben wollen. Nächste Woche ist ein Concert eines <persName xml:id="persName_3c4ccc5b-e5da-4f49-8823-0e7f80a7ba33">Polen<name key="PSN0110374" style="hidden">Chopin, Fryderyk Franciszek (Frédéric François) (1810-1849)</name></persName>, in dem muß ich <title xml:id="title_82270d43-44a9-4429-b4b4-1cf6560ef85f">ein sechspersönliches Stück<name key="PSN0112301" style="hidden" type="author">Kalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849)</name><name key="CRT0109463" style="hidden" type="music">Grande Polonaise op. 92 (Fassung für sechs Klaviere)</name></title> mit <persName xml:id="persName_245a9ab1-70bb-4147-a276-b9bb859b7485">Kalkbrenner<name key="PSN0112301" style="hidden">Kalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849)</name></persName>, <persName xml:id="persName_13dd3573-662d-40c4-a530-9b9e197de838">Hiller<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> &amp; Co. spielen; erschreckt also nicht, wenn Ihr irgendwo meinen Namen geradebrecht seht, wie im Messager neulich, wo man aus Berlin den Tod des <persName xml:id="persName_215aba3f-5017-4f11-9ce8-b11ed967909b">Professor Flegel<name key="PSN0111804" style="hidden">Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831)</name></persName> anzeigte; es haben es alle Journale wiederholt. Ich arbeite jetzt wieder, und lebe vergnügt. Von den Theatern habe ich Euch immer noch nicht schreiben können, obwohl sie mich so sehr beschäftigen und erfreuen. Wie aber Bitterkeit und Aufregung selbst in den kleinsten Lustspielen unverkennbar ist, wie alles auf Politik Beziehung hat, wie die Romantik alle Pariser angesteckt hat, daß sie an nichts als Pest, Galgen, Teufel, und Wochenbette auf dem Theater denken (<title xml:id="title_fbf18e02-462b-479c-96a0-36dddb5810c6">man vgl. Darlington<name key="PSN0110770" style="hidden" type="author">Dumas, Alexandre (gen. Dumas père) (1802-1870)</name><name key="CRT0108626" style="hidden" type="literature">Richard Darlington</name></title>) wie einer den andern in Greueln und Liberalismus überbietet, und wie in der Mitte von all diesen Miseren und Rasereien ein Talent wie <persName xml:id="persName_569e1ef0-5620-4851-a67d-e459c9849483">Leontine Fay<name key="PSN0111015" style="hidden">Fay, Louise Jeanne-Léontine (?-1876)</name></persName> steht, die Grazie und Liebenswürdigkeit selbst, unangefochten von all dem Unsinn, den sie sprechen und spielen muß, und wie sehr sonderbar alle diese Contraste sind, davon das Nächstemal. <seg type="closer" xml:id="seg_61c8af8c-a412-47f8-becc-9851db9e0912">Es ist dunkel geworden. Lebt und seid glücklich.</seg></p><signed rend="right">F.</signed></div></body> </text></TEI>