]> Brief: fmb-1832-01-11-01

fmb-1832-01-11-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Felix Mendelssohn Bartholdy an Karl Leberecht Immermann in Düsseldorf <lb></lb>Paris, 11. Januar 1832 Sie haben mir erlaubt, Ihnen von Zeit zu Zeit Nachricht von mir zu geben und seit ich hier bin habe ich es täglich gewollt, man lebt aber in solcher Unruhe, daß ich erst heute dazu Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 489

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Düsseldorf D-DÜhh Düsseldorf, Heinrich-Heine-Institut - 51.4897/1. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Karl Leberecht Immermann in Düsseldorf; Paris, 11. Januar 1832 Sie haben mir erlaubt, Ihnen von Zeit zu Zeit Nachricht von mir zu geben und seit ich hier bin habe ich es täglich gewollt, man lebt aber in solcher Unruhe, daß ich erst heute dazu

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Abschrift, D-WRgs, GSA 49/202,2, Bl. 1-4. Mendelssohn, Reisebriefe, S. 301-307.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

11. Januar 1832 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Paris Frankreich Immermann, Karl Leberecht (1796-1840) Düsseldorf Deutschland deutsch
Herrn Herrn LandsgerichtsRath Carl Immermann Wohlgeb. Düsseldorf. (Prusse) franco
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Paris d. 11 Jan. 32.

Sie haben mir erlaubt, Ihnen von Zeit zu Zeit Nachricht von mir zu geben und seit ich hier bin habe ich es täglich gewollt, man lebt aber in solcher Unruhe, daß ich erst heute dazu kommen kann. Wenn ich mir dies Treiben hier unter allem Gewühl, bei tausend Zerstreuungen, im fremden Volk mit Ihrem Hause im Garten und der warmen Winterstube vergleiche, so muß ich oft daran denken, wie Sie mit mir tauschen und an meiner Stelle hieher reisen wollten, und ich möchte dann, ich hätte Sie beim Wort genommen. Aber freilich müßten Sie dabei zugleich in der Winterstube geblieben sein, ich müßte im Schneewetter zu Ihnen hinaus kommen, mich in meine Ecke setzen und den Schwanenritter<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name><name key="CRT0109447" style="hidden" type="literature">Der Schwanenritter</name> hören, da ist wohl mehr Leben darin, als in aller Unruhe hier. Mit einem Wort, ich freue mich auf meine Rückkehr nach Deutschland; da ist zwar alles klein und kümmerlich, wenn Sie wollen, aber es leben Menschen da, Menschen, die wissen was die Kunst ist, die nicht bewundern, nicht preisen, überhaupt nicht beurtheilen, sondern schaffen; sie wollen davon nichts wissen, aber das ist nur, weil Sie selbst mitten drunter sind. – Doch glauben Sie nicht, daß ich; wie ein Deutscher Jüngling mit langen Haaren sehnsüchtig umhergehe, die Franzosen oberflächlich und Paris leichtfertig findend; ich sage das Alles nur weil ich Paris recht von Grund aus genieße, bewundre und kennen lerne, und sage es eben nur, wenn ich an Sie in Düsseldorf schreiben will. Im Gegentheil habe ich mich recht in den Strudel geworfen, thue den ganzen Tag nichts, als Neues sehen, Deputirten- und Pairskammer, Bilder und Theater, Dio-, Neo-, Cosmo- und Panoramas, Gesellschaften u. s. f. Dazu giebt es Musiker hier, wie Sand am Meere, hassen sich alle unter einander, da muß man jeden einzeln besuchen, und ein feiner Diplomat sein, denn kleinstädtisch sind sie alle, und was der eine zum andern sagt, weiß morgen das ganze Corps. So sind mir bis jetzt die Tage entflohen, als ob sie nur halb so lang wären, und zum Componiren bin ich gar nicht bisher gekommen, in den nächsten Tagen aber soll dies Fremdenleben aufhören, der Kopf brummt mir von allem Sehen und Staunen, und dann will ich mich ein bischen wieder sammeln und ans Arbeiten gehen, da wird mir wieder wohl und heimisch zu Muthe werden.

Am liebsten gehe ich Abends in die kleinen Theater, weil sich in denen das ganze Französische Leben und Volk abspiegelt, namentlich habe ich das Gymnase dramatiqueGymnase dramatiqueParisFrankreich gern, wo man nur kleine Vaudevilles giebt. Es ist merkwürdig, wie jetzt in allen diesen Lustspielen eine so gründliche Bitterkeit, ein so tiefer Überdruß liegt, der mit den hübschesten Wendungen dem lebendigsten Spiel bemäntelt wird, aber nur desto stärker hervortritt, die Politik spielt überall die Hauptrolle und die hätte mir dies Theater verleiden können, denn man hat außerdem genug davon, aber es ist eine leichtsinnige spöttische Politik im GymnaseGymnase dramatiqueParisFrankreich, die alle Vorfälle des Tags und alle Zeitungen benutzt, um lachen und applaudiren zu machen, und da muß man am Ende mitlachen und mitklatschen. Politik und Lüsternheit sind die beiden Hauptinteresse, um die sich hier Alles dreht und soviel Stücke ich noch gesehn habe, so fehlt eine Verführungsscene und ein Ausfall auf die Minister nirgends. Schon die ganze Art des Vaudeville, daß gewisse, conventionelle Musik zu allen Stücken am Ende der Scene eintritt, zu der die Schauspieler einige Couplets mit einer witzigen pointe halb singen halb sprechen, ist so sehr französisch; wir werden das nie lernen können und wollen, denn diese Art der Verbindung von stehendem Refrain und neuem Witz fehlt in unsrer Conversation und unsern Ideen, es ist so effectvoll und schlagend und so sehr prosaisch, wie ich mir nur etwas denken kann. Sehr viel Aufsehn macht jetzt ein neues Stück im GymnaseGymnase dramatiqueParisFrankreich: Le Luthier de Lisbonne<name key="PSN0114826" style="hidden" type="author">Scribe, Augustin Eugène (1791-1861)</name><name key="CRT0110838" style="hidden" type="dramatic_work">Le Luthier de Lisbonne</name>; das ist die Wonne des Publikums; auf dem Zettel steht ein Unbekannter angekündigt, kaum tritt er aber auf, so klatschen und lachen alle Leute und man erfährt, daß der Schauspieler in Geberden, Tracht und Mienen den Don MiguelPortugal, Michael I. (Dom Miguel) von (1802-1866) täuschend nachahmt, zum Überfluß giebt er sich noch gleich als König zu erkennen, nun ist das Stück gemacht. Je barbarischer, dümmer und schlechter sich der Unbekannte nun benimmt, desto größer ist die Freude des Publikums, das keine seiner Geberden und Aeußerungen unbeachtet vorübergehn läßt. Er ist vor einem Auflauf in das Haus dieses Instrumentenmachers geflohn, der der treuste Royalist von der Welt, aber leider der Mann einer sehr hübschen Frau ist, einer seiner Günstlinge hat sich von ihr ein rendezvous für die nächste Nacht erzwungen, und bittet den König der dazu kommt ihm doch dazu zu helfen, und den Mann etwa köpfen zu lassen, Don MiguelPortugal, Michael I. (Dom Miguel) von (1802-1866) antwortet très-volontiers, und während der Luthier ihn erkennt, ihm zu Füßen fällt, und außer sich über sein Glück ist, unterzeichnet er das Todesurtheil für ihn, aber zugleich auch ein andres für seinen Günstling, an dessen Stelle er nun zur hübschen Frau kommen will, bei jeder Greuelthat die er unternimmt klatschen und lachen wir, und freuen uns unendlich über den dummen Don MiguelPortugal, Michael I. (Dom Miguel) von (1802-1866) auf der Bühne. So schließt der erste Act; im zweiten ist es Mitternacht, die hübsche Frau allein, ängstlich, Don MiguelPortugal, Michael I. (Dom Miguel) von (1802-1866) steigt durchs Fenster herein, giebt sich alle mögliche Mühe ihre Liebe auf dem Theater zu gewinnen, läßt sich vortanzen und vorsingen von ihr, sie kann ihn aber nicht ausstehen, bittet fußfällig um Schonung drauf packt er sie, schleppt und trägt sie einigemal auf der Bühne hin und her, und wenn sie nicht ein Messer erwischte und es zugleich draußen klopfte, könnte es schlimm endigen; zum Schluß rettet noch der gute Luthier den König aus den Händen der Französischen Soldaten, die eben angekommen sind, und vor deren Tapferkeit und Freiheitsliebe er sich schrecklich fürchtet, so schließt das Stück befriedigend. Dann kommt ein Lustspiel, wo die Frau dem Manne untreu ist, und sich einen Liebhaber hält, dann ein anderes, wo der Mann der Frau untreu ist und sich von einer Liebhaberinn halten läßt, dann eine Satyre auf die neuen Bauten in den TuilerienTuilerienParisFrankreich und aufs ganze Ministerium, so geht es fort. Wie es mit der französischen Oper ist, weiß ich nicht, sie hat banquerot gemacht, und seit ich hier bin, wird nicht drin gespielt, bei der AcadémieGrand OpéraParisFrankreich royale giebt man aber fortwährend Meyerbeers Robert le diable<name key="PSN0113318" style="hidden" type="author">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name><name key="CRT0109979" style="hidden" type="music">Robert le diable</name> mit sehr großem Erfolg, das Haus ist immer gefüllt, und die Musik hat allgemein gefallen. Es ist ein Aufwand aller möglichen Darstellungsmittel, wie ich es nie auf der Bühne gesehn habe, wer in Paris singen, tanzen, spielen, malen kann, singt, spielt und tanzt mit. Das Sujet ist romantisch d. h. der Teufel kommt darin vor, (das genügt den Parisern zu Romantik und Phantasie) es ist aber doch sehr schlecht, und wenn nicht zwei brillante Verführungsscenen vorkämen, würde nicht einmal Effect darin sein; der Teufel ist ein armer Teufel, erscheint in Rittertracht um seinen Sohn Robert, einen Normannischen Ritter der eine Sicilianische Prinzeß liebt, zu verführen, bringt ihn auch richtig dazu all sein Geld und sein Immobiliarvermögen d. h. sein Schwert beim Würfeln zu verspielen, läßt ihn dann einen sacrilège begehen, giebt ihm einen Zauberzweig, der ihn ins Schlafzimmer besagter Prinzeß versetzt und ihn unwiderstehlich macht, der Sohn thut das auch alles sehr gerne, wie er aber am Ende sich selbst seinem Vater verschreiben soll, der ihm erklärt er liebe ihn und könne ohne ihn nicht leben, da führt der Teufel oder vielmehr der Dichter ScribeScribe, Augustin Eugène (1791-1861) eine Bäuerinn herbei, die ein Testament von Roberts seeliger Mutter herbeiführt, es ihm vorlies’t und ihn dadurch so zweifelhaft macht, daß der Teufel um Mitternacht unverrichteter Sache in die Versenkung fahren muß, darauf heirathet Robert die Prinzeß und die Bäuerinn ist das gute Prinzip gewesen. Der Teufel heißt Bertram. Auf solch eine kalte berechnete Phantasieanstalt kann ich mir nun keine Musik denken, und so befriedigt mich auch die Oper<name key="PSN0113318" style="hidden" type="author">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name><name key="CRT0109979" style="hidden" type="music">Robert le diable</name> nicht; es ist immer kalt und herzlos und dabei kann ich einmal keinen Effect empfinden; die Leute loben die Musik, aber wo mir die Wärme und die Wahrheit fehlt, da fehlt mir der Maßstab. Michael BeerBeer, Michael (1800-1833) ist heut nach dem Havre abgereis’t, er scheint dort dichten zu wollen, und dabei fällt mir ein, daß ich den ersten Abend als ich Sie bei SchadowsSchadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862) sah, behauptete der sey kein Dichter, und daß Sie mir antworteten, es sey Geschmackssache. HeineHeine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856) sehe ich selten, weil er ganz und gar in die liberalen Ideen, aber in der Politik, versenkt ist; er hat vor einiger Zeit 50 Frühlingslieder<name key="PSN0111816" style="hidden" type="author">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856)</name><name key="CRT0109128" style="hidden" type="literature">Reisebilder (2. Teil)</name> herausgegeben, mir scheinen nur wenige davon lebendig und wahr gefühlt zu sein, aber die wenigen sind auch prächtig. Haben Sie sie schon gelesen? Sie stehen in dem 2ten Bande Reisebilder. Börne<name key="PSN0110032" style="hidden" type="author">Börne, Ludwig (bis 1818: Juda Löw Baruch) (1786-1837)</name><name key="CRT0108261" style="hidden" type="literature">Briefe aus Paris 1830-1834</name> will noch einige Bände Briefe folgen lassen, wir schwärmen zusammen für die MalibranMalibran, María Felicità (1808-1836) und die TaglioniTaglioni, Marianne (Marie) Sophie (1804-1884); alle die Herren schimpfen und toben auf Deutschland und alles Deutsche, können aber nicht ordentlich Französisch sprechen; das will mir gar nicht behagen. – Verzeihen Sie nur, daß ich so ins Plaudern gerathe, und jetzt hier auf den unehrerbietigen Rand schreiben muß; wie ich Sie aber eine Zeitlang täglich sehn konnte und jetzt so lange gar nicht, da ist es mir Bedürfniß geworden und Sie müssen es mir nicht übel nehmen. Sie hatten mir auch einmal versprochen mir ein Paar Zeilen zu antworten, ich weiß nicht ob ich Sie daran erinnern darf, aber wissen möchte ich gar zu gern, wie Sie leben, und was der Schrank in der Ecke Neues enthält, wie weit der Merlin<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name><name key="CRT0109445" style="hidden" type="dramatic_work">Merlin. Eine Mythe</name> ist, und mein Schwanenritter<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name><name key="CRT0109447" style="hidden" type="literature">Der Schwanenritter</name>, dessen Klang mir noch immer wie liebe Musik in den Ohren tönt und ob Sie auch zuweilen meiner und des nächsten Mais und an den Sturm<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564-1616)</name><name key="CRT0110871" style="hidden" type="dramatic_work">Der Sturm (The Tempest)</name><name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name><name key="CRT0109449" style="hidden" type="dramatic_work">Der Sturm (Libretto)</name> gedacht haben. Es ist wohl viel erwartet, wenn ich mir auf einen Brief gleich eine Antwort von Ihnen erbitte, aber ich fürchte, daß Sie schon am ersten genug haben und lieber keinen zweiten bekommen wollen, und darum fasse ich mir ein Herz und bitte darum. Eigentlich brauchte ich es gar nicht zu sagen, denn Sie pflegten meine Anliegen zu wissen, ehe ich sie hatte herausbringen können, und wenn Sie mir noch so freundlich sind, wie damals, so werden Sie es auch schon erfüllen, wie alle die andern. Nun leben Sie mir wohl.

IhrFelix Mendelssohn Bartholdy.
            Paris d. 11 Jan. 32. Sie haben mir erlaubt, Ihnen von Zeit zu Zeit Nachricht von mir zu geben und seit ich hier bin habe ich es täglich gewollt, man lebt aber in solcher Unruhe, daß ich erst heute dazu kommen kann. Wenn ich mir dies Treiben hier unter allem Gewühl, bei tausend Zerstreuungen, im fremden Volk mit Ihrem Hause im Garten und der warmen Winterstube vergleiche, so muß ich oft daran denken, wie Sie mit mir tauschen und an meiner Stelle hieher reisen wollten, und ich möchte dann, ich hätte Sie beim Wort genommen. Aber freilich müßten Sie dabei zugleich in der Winterstube geblieben sein, ich müßte im Schneewetter zu Ihnen hinaus kommen, mich in meine Ecke setzen und den Schwanenritter hören, da ist wohl mehr Leben darin, als in aller Unruhe hier. Mit einem Wort, ich freue mich auf meine Rückkehr nach Deutschland; da ist zwar alles klein und kümmerlich, wenn Sie wollen, aber es leben Menschen da, Menschen, die wissen was die Kunst ist, die nicht bewundern, nicht preisen, überhaupt nicht beurtheilen, sondern schaffen; sie wollen davon nichts wissen, aber das ist nur, weil Sie selbst mitten drunter sind. – Doch glauben Sie nicht, daß ich; wie ein Deutscher Jüngling mit langen Haaren sehnsüchtig umhergehe, die Franzosen oberflächlich und Paris leichtfertig findend; ich sage das Alles nur weil ich Paris recht von Grund aus genieße, bewundre und kennen lerne, und sage es eben nur, wenn ich an Sie in Düsseldorf schreiben will. Im Gegentheil habe ich mich recht in den Strudel geworfen, thue den ganzen Tag nichts, als Neues sehen, Deputirten- und Pairskammer, Bilder und Theater, Dio-, Neo-, Cosmo- und Panoramas, Gesellschaften u. s. f. Dazu giebt es Musiker hier, wie Sand am Meere, hassen sich alle unter einander, da muß man jeden einzeln besuchen, und ein feiner Diplomat sein, denn kleinstädtisch sind sie alle, und was der eine zum andern sagt, weiß morgen das ganze Corps. So sind mir bis jetzt die Tage entflohen, als ob sie nur halb so lang wären, und zum Componiren bin ich gar nicht bisher gekommen, in den nächsten Tagen aber soll dies Fremdenleben aufhören, der Kopf brummt mir von allem Sehen und Staunen, und dann will ich mich ein bischen wieder sammeln und ans Arbeiten gehen, da wird mir wieder wohl und heimisch zu Muthe werden.
Am liebsten gehe ich Abends in die kleinen Theater, weil sich in denen das ganze Französische Leben und Volk abspiegelt, namentlich habe ich das Gymnase dramatique gern, wo man nur kleine Vaudevilles giebt. Es ist merkwürdig, wie jetzt in allen diesen Lustspielen eine so gründliche Bitterkeit, ein so tiefer Überdruß liegt, der mit den hübschesten Wendungen dem lebendigsten Spiel bemäntelt wird, aber nur desto stärker hervortritt, die Politik spielt überall die Hauptrolle und die hätte mir dies Theater verleiden können, denn man hat außerdem genug davon, aber es ist eine leichtsinnige spöttische Politik im Gymnase, die alle Vorfälle des Tags und alle Zeitungen benutzt, um lachen und applaudiren zu machen, und da muß man am Ende mitlachen und mitklatschen. Politik und Lüsternheit sind die beiden Hauptinteresse, um die sich hier Alles dreht und soviel Stücke ich noch gesehn habe, so fehlt eine Verführungsscene und ein Ausfall auf die Minister nirgends. Schon die ganze Art des Vaudeville, daß gewisse, conventionelle Musik zu allen Stücken am Ende der Scene eintritt, zu der die Schauspieler einige Couplets mit einer witzigen pointe halb singen halb sprechen, ist so sehr französisch; wir werden das nie lernen können und wollen, denn diese Art der Verbindung von stehendem Refrain und neuem Witz fehlt in unsrer Conversation und unsern Ideen, es ist so effectvoll und schlagend und so sehr prosaisch, wie ich mir nur etwas denken kann. Sehr viel Aufsehn macht jetzt ein neues Stück im Gymnase: Le Luthier de Lisbonne; das ist die Wonne des Publikums; auf dem Zettel steht ein Unbekannter angekündigt, kaum tritt er aber auf, so klatschen und lachen alle Leute und man erfährt, daß der Schauspieler in Geberden, Tracht und Mienen den Don Miguel täuschend nachahmt, zum Überfluß giebt er sich noch gleich als König zu erkennen, nun ist das Stück gemacht. Je barbarischer, dümmer und schlechter sich der Unbekannte nun benimmt, desto größer ist die Freude des Publikums, das keine seiner Geberden und Aeußerungen unbeachtet vorübergehn läßt. Er ist vor einem Auflauf in das Haus dieses Instrumentenmachers geflohn, der der treuste Royalist von der Welt, aber leider der Mann einer sehr hübschen Frau ist, einer seiner Günstlinge hat sich von ihr ein rendezvous für die nächste Nacht erzwungen, und bittet den König der dazu kommt ihm doch dazu zu helfen, und den Mann etwa köpfen zu lassen, Don Miguel antwortet très-volontiers, und während der Luthier ihn erkennt, ihm zu Füßen fällt, und außer sich über sein Glück ist, unterzeichnet er das Todesurtheil für ihn, aber zugleich auch ein andres für seinen Günstling, an dessen Stelle er nun zur hübschen Frau kommen will, bei jeder Greuelthat die er unternimmt klatschen und lachen wir, und freuen uns unendlich über den dummen Don Miguel auf der Bühne. So schließt der erste Act; im zweiten ist es Mitternacht, die hübsche Frau allein, ängstlich, Don Miguel steigt durchs Fenster herein, giebt sich alle mögliche Mühe ihre Liebe auf dem Theater zu gewinnen, läßt sich vortanzen und vorsingen von ihr, sie kann ihn aber nicht ausstehen, bittet fußfällig um Schonung drauf packt er sie, schleppt und trägt sie einigemal auf der Bühne hin und her, und wenn sie nicht ein Messer erwischte und es zugleich draußen klopfte, könnte es schlimm endigen; zum Schluß rettet noch der gute Luthier den König aus den Händen der Französischen Soldaten, die eben angekommen sind, und vor deren Tapferkeit und Freiheitsliebe er sich schrecklich fürchtet, so schließt das Stück befriedigend. Dann kommt ein Lustspiel, wo die Frau dem Manne untreu ist, und sich einen Liebhaber hält, dann ein anderes, wo der Mann der Frau untreu ist und sich von einer Liebhaberinn halten läßt, dann eine Satyre auf die neuen Bauten in den Tuilerien und aufs ganze Ministerium, so geht es fort. Wie es mit der französischen Oper ist, weiß ich nicht, sie hat banquerot gemacht, und seit ich hier bin, wird nicht drin gespielt, bei der Académie royale giebt man aber fortwährend Meyerbeers Robert le diable mit sehr großem Erfolg, das Haus ist immer gefüllt, und die Musik hat allgemein gefallen. Es ist ein Aufwand aller möglichen Darstellungsmittel, wie ich es nie auf der Bühne gesehn habe, wer in Paris singen, tanzen, spielen, malen kann, singt, spielt und tanzt mit. Das Sujet ist romantisch d. h. der Teufel kommt darin vor, (das genügt den Parisern zu Romantik und Phantasie) es ist aber doch sehr schlecht, und wenn nicht zwei brillante Verführungsscenen vorkämen, würde nicht einmal Effect darin sein; der Teufel ist ein armer Teufel, erscheint in Rittertracht um seinen Sohn Robert, einen Normannischen Ritter der eine Sicilianische Prinzeß liebt, zu verführen, bringt ihn auch richtig dazu all sein Geld und sein Immobiliarvermögen d. h. sein Schwert beim Würfeln zu verspielen, läßt ihn dann einen sacrilège begehen, giebt ihm einen Zauberzweig, der ihn ins Schlafzimmer besagter Prinzeß versetzt und ihn unwiderstehlich macht, der Sohn thut das auch alles sehr gerne, wie er aber am Ende sich selbst seinem Vater verschreiben soll, der ihm erklärt er liebe ihn und könne ohne ihn nicht leben, da führt der Teufel oder vielmehr der Dichter Scribe eine Bäuerinn herbei, die ein Testament von Roberts seeliger Mutter herbeiführt, es ihm vorlies’t und ihn dadurch so zweifelhaft macht, daß der Teufel um Mitternacht unverrichteter Sache in die Versenkung fahren muß, darauf heirathet Robert die Prinzeß und die Bäuerinn ist das gute Prinzip gewesen. Der Teufel heißt Bertram. Auf solch eine kalte berechnete Phantasieanstalt kann ich mir nun keine Musik denken, und so befriedigt mich auch die Oper nicht; es ist immer kalt und herzlos und dabei kann ich einmal keinen Effect empfinden; die Leute loben die Musik, aber wo mir die Wärme und die Wahrheit fehlt, da fehlt mir der Maßstab. Michael Beer ist heut nach dem Havre abgereis’t, er scheint dort dichten zu wollen, und dabei fällt mir ein, daß ich den ersten Abend als ich Sie bei Schadows sah, behauptete der sey kein Dichter, und daß Sie mir antworteten, es sey Geschmackssache. Heine sehe ich selten, weil er ganz und gar in die liberalen Ideen, aber in der Politik, versenkt ist; er hat vor einiger Zeit 50 Frühlingslieder herausgegeben, mir scheinen nur wenige davon lebendig und wahr gefühlt zu sein, aber die wenigen sind auch prächtig. Haben Sie sie schon gelesen? Sie stehen in dem 2ten Bande Reisebilder. Börne will noch einige Bände Briefe folgen lassen, wir schwärmen zusammen für die Malibran und die Taglioni; alle die Herren schimpfen und toben auf Deutschland und alles Deutsche, können aber nicht ordentlich Französisch sprechen; das will mir gar nicht behagen. – Verzeihen Sie nur, daß ich so ins Plaudern gerathe, und jetzt hier auf den unehrerbietigen Rand schreiben muß; wie ich Sie aber eine Zeitlang täglich sehn konnte und jetzt so lange gar nicht, da ist es mir Bedürfniß geworden und Sie müssen es mir nicht übel nehmen. Sie hatten mir auch einmal versprochen mir ein Paar Zeilen zu antworten, ich weiß nicht ob ich Sie daran erinnern darf, aber wissen möchte ich gar zu gern, wie Sie leben, und was der Schrank in der Ecke Neues enthält, wie weit der Merlin ist, und mein Schwanenritter, dessen Klang mir noch immer wie liebe Musik in den Ohren tönt und ob Sie auch zuweilen meiner und des nächsten Mais und an den Sturm gedacht haben. Es ist wohl viel erwartet, wenn ich mir auf einen Brief gleich eine Antwort von Ihnen erbitte, aber ich fürchte, daß Sie schon am ersten genug haben und lieber keinen zweiten bekommen wollen, und darum fasse ich mir ein Herz und bitte darum. Eigentlich brauchte ich es gar nicht zu sagen, denn Sie pflegten meine Anliegen zu wissen, ehe ich sie hatte herausbringen können, und wenn Sie mir noch so freundlich sind, wie damals, so werden Sie es auch schon erfüllen, wie alle die andern. Nun leben Sie mir wohl.
Ihr
Felix Mendelssohn Bartholdy.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1832-01-11-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1832-01-11-01" xml:id="title_95fc2edb-d856-44bf-a244-f0a2c9eedffa">Felix Mendelssohn Bartholdy an Karl Leberecht Immermann in Düsseldorf <lb></lb>Paris, 11. Januar 1832</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_57ce047c-0589-475a-a50f-0c7e0fffbd38">Sie haben mir erlaubt, Ihnen von Zeit zu Zeit Nachricht von mir zu geben und seit ich hier bin habe ich es täglich gewollt, man lebt aber in solcher Unruhe, daß ich erst heute dazu</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_b56e1d19-ed27-4a2e-9531-2eed78809255">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 2, 489</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_4b618afb-8558-431b-8f6d-25b838efe1f3"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Düsseldorf</settlement> <institution key="RISM">D-DÜhh</institution> <repository>Düsseldorf, Heinrich-Heine-Institut</repository> <collection>-</collection> <idno type="signatur">51.4897/1.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1832-01-11-01" type="letter" xml:id="title_5b6ea17d-16a7-452a-9862-d44d3ef8c614">Felix Mendelssohn Bartholdy an Karl Leberecht Immermann in Düsseldorf; Paris, 11. Januar 1832</title> <incipit>Sie haben mir erlaubt, Ihnen von Zeit zu Zeit Nachricht von mir zu geben und seit ich hier bin habe ich es täglich gewollt, man lebt aber in solcher Unruhe, daß ich erst heute dazu</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift, D-WRgs, GSA 49/202,2, Bl. 1-4.</bibl> <bibl type="printed_letter">Mendelssohn, Reisebriefe, S. 301-307.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1832-01-11" xml:id="date_967bcd61-ced0-4824-85a3-5dadc9354331">11. Januar 1832</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_2d0f48b6-9bc2-47f4-937d-c168f7fbffd7">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_012d89da-c601-449e-906b-ba658825a341"> <settlement key="STM0100105">Paris</settlement> <country>Frankreich</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0112169" resp="receiver" xml:id="persName_ffcdf9b1-95cc-4873-aac0-19b8c86db734">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_e0e179c7-2128-4897-ab6e-0f05f8e79743"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_358152e2-1ee0-4815-a6f0-af94d01418eb"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn LandsgerichtsRath Carl <hi n="1" rend="underline">Immermann</hi></addrLine> <addrLine>Wohlgeb.</addrLine> <addrLine>Düsseldorf.</addrLine> <addrLine>(<hi n="1" rend="underline">Prusse</hi>)</addrLine> <addrLine>franco</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_b8b35b7b-407e-488d-a6e4-707426dca32f"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Paris d. <date cert="high" when="1832-01-11" xml:id="date_3c0f3136-3645-4499-bae3-bcb65d2bfa4c">11 Jan. 32</date>.</dateline><p style="paragraph_without_indent">Sie haben mir erlaubt, Ihnen von Zeit zu Zeit Nachricht von mir zu geben und seit ich hier bin habe ich es täglich gewollt, man lebt aber in solcher Unruhe, daß ich erst heute dazu kommen kann. Wenn ich mir dies Treiben hier unter allem Gewühl, bei tausend Zerstreuungen, im fremden Volk mit Ihrem Hause im Garten und der warmen Winterstube vergleiche, so muß ich oft daran denken, wie Sie mit mir tauschen und an meiner Stelle hieher reisen wollten, und ich möchte dann, ich hätte Sie beim Wort genommen. Aber freilich müßten Sie dabei zugleich in der Winterstube geblieben sein, ich müßte im Schneewetter zu Ihnen hinaus kommen, mich in meine Ecke setzen und <title xml:id="title_791c44b4-10f0-417e-8727-2f420d12a874">den Schwanenritter<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name><name key="CRT0109447" style="hidden" type="literature">Der Schwanenritter</name></title> hören, da ist wohl mehr Leben darin, als in aller Unruhe hier. Mit einem Wort, ich freue mich auf meine Rückkehr nach Deutschland; da ist zwar alles klein und kümmerlich, wenn Sie wollen, aber es leben Menschen da, Menschen, die wissen was die Kunst ist, die nicht bewundern, nicht preisen, überhaupt nicht beurtheilen, sondern schaffen; sie wollen davon nichts wissen, aber das ist nur, weil Sie selbst mitten drunter sind. – Doch glauben Sie nicht, daß ich; wie ein Deutscher Jüngling mit langen Haaren sehnsüchtig umhergehe, die Franzosen oberflächlich und Paris leichtfertig findend; ich sage das Alles nur weil ich Paris recht von Grund aus genieße, bewundre und kennen lerne, und sage es eben nur, wenn ich an Sie in Düsseldorf schreiben will. Im Gegentheil habe ich mich recht in den Strudel geworfen, thue den ganzen Tag nichts, als Neues sehen, Deputirten- und Pairskammer, Bilder und Theater, Dio-, Neo-, Cosmo- und Panoramas, Gesellschaften u. s. f. Dazu giebt es Musiker hier, wie Sand am Meere, hassen sich alle unter einander, da muß man jeden einzeln besuchen, und ein feiner Diplomat sein, denn kleinstädtisch sind sie alle, und was der eine zum andern sagt, weiß morgen das ganze Corps. So sind mir bis jetzt die Tage entflohen, als ob sie nur halb so lang wären, und zum Componiren bin ich gar nicht bisher gekommen, in den nächsten Tagen aber soll dies Fremdenleben aufhören, der Kopf brummt mir von allem Sehen und Staunen, und dann will ich mich ein bischen wieder sammeln und ans Arbeiten gehen, da wird mir wieder wohl und heimisch zu Muthe werden. </p><p>Am liebsten gehe ich Abends in die kleinen Theater, weil sich in denen das ganze Französische Leben und Volk abspiegelt, namentlich habe ich das <placeName xml:id="placeName_4ebaf92e-7c3c-45f4-bc1e-9768a0e3d301">Gymnase dramatique<name key="NST0100405" style="hidden" subtype="" type="institution">Gymnase dramatique</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> gern, wo man nur kleine Vaudevilles giebt. Es ist merkwürdig, wie jetzt in allen diesen Lustspielen eine so gründliche Bitterkeit, ein so tiefer Überdruß liegt, der mit den hübschesten Wendungen dem lebendigsten Spiel bemäntelt wird, aber nur desto stärker hervortritt, die Politik spielt überall die Hauptrolle und die hätte mir dies Theater verleiden können, denn man hat außerdem genug davon, aber es ist eine leichtsinnige spöttische Politik im <placeName xml:id="placeName_8ab5a181-fc24-481c-8c10-eaa0b1539c14">Gymnase<name key="NST0100405" style="hidden" subtype="" type="institution">Gymnase dramatique</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName>, die alle Vorfälle des Tags und alle Zeitungen benutzt, um lachen und applaudiren zu machen, und da muß man am Ende mitlachen und mitklatschen. Politik und Lüsternheit sind die beiden Hauptinteresse, um die sich hier Alles dreht und soviel Stücke ich noch gesehn habe, so fehlt eine Verführungsscene und ein Ausfall auf die Minister nirgends. Schon die ganze Art des Vaudeville, daß gewisse, conventionelle Musik zu allen Stücken am Ende der Scene eintritt, zu der die Schauspieler einige Couplets mit einer witzigen pointe halb singen halb sprechen, ist so sehr französisch; wir werden das nie lernen können und wollen, denn diese Art der Verbindung von stehendem Refrain und neuem Witz fehlt in unsrer Conversation und unsern Ideen, es ist so effectvoll und schlagend und so sehr prosaisch, wie ich mir nur etwas denken kann. Sehr viel Aufsehn macht jetzt ein neues Stück im <placeName xml:id="placeName_93b2673d-5eda-491b-9e75-2afc7ea264e0">Gymnase<name key="NST0100405" style="hidden" subtype="" type="institution">Gymnase dramatique</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName>: <title xml:id="title_c8f2c0ff-5d63-4532-8be1-4ee6801d93ed">Le Luthier de Lisbonne<name key="PSN0114826" style="hidden" type="author">Scribe, Augustin Eugène (1791-1861)</name><name key="CRT0110838" style="hidden" type="dramatic_work">Le Luthier de Lisbonne</name></title>; das ist die Wonne des Publikums; auf dem Zettel steht ein Unbekannter angekündigt, kaum tritt er aber auf, so klatschen und lachen alle Leute und man erfährt, daß der Schauspieler in Geberden, Tracht und Mienen den <persName xml:id="persName_8055e595-ed32-425a-b4d6-6cb47eb4f420">Don Miguel<name key="PSN0113962" style="hidden">Portugal, Michael I. (Dom Miguel) von (1802-1866)</name></persName> täuschend nachahmt, zum Überfluß giebt er sich noch gleich als König zu erkennen, nun ist das Stück gemacht. Je barbarischer, dümmer und schlechter sich der Unbekannte nun benimmt, desto größer ist die Freude des Publikums, das keine seiner Geberden und Aeußerungen unbeachtet vorübergehn läßt. Er ist vor einem Auflauf in das Haus dieses Instrumentenmachers geflohn, der der treuste Royalist von der Welt, aber leider der Mann einer sehr hübschen Frau ist, einer seiner Günstlinge hat sich von ihr ein rendezvous für die nächste Nacht erzwungen, und bittet den König der dazu kommt ihm doch dazu zu helfen, und den Mann etwa köpfen zu lassen, <persName xml:id="persName_6168de41-7ea4-4ee4-9dac-67c56ce8835b">Don Miguel<name key="PSN0113962" style="hidden">Portugal, Michael I. (Dom Miguel) von (1802-1866)</name></persName> antwortet très-volontiers, und während der Luthier ihn erkennt, ihm zu Füßen fällt, und außer sich über sein Glück ist, unterzeichnet er das Todesurtheil für ihn, aber zugleich auch ein andres für seinen Günstling, an dessen Stelle er nun zur hübschen Frau kommen will, bei jeder Greuelthat die er unternimmt klatschen und lachen wir, und freuen uns unendlich über den dummen <persName xml:id="persName_539c9c59-6a41-40a4-b42e-045e2433a0d2">Don Miguel<name key="PSN0113962" style="hidden">Portugal, Michael I. (Dom Miguel) von (1802-1866)</name></persName> auf der Bühne. So schließt der erste Act; im zweiten ist es Mitternacht, die hübsche Frau allein, ängstlich, <persName xml:id="persName_d78842a5-9715-4fae-acf2-5697315d3d74">Don Miguel<name key="PSN0113962" style="hidden">Portugal, Michael I. (Dom Miguel) von (1802-1866)</name></persName> steigt durchs Fenster herein, giebt sich alle mögliche Mühe ihre Liebe auf dem Theater zu gewinnen, läßt sich vortanzen und vorsingen von ihr, sie kann ihn aber nicht ausstehen, bittet fußfällig um Schonung drauf packt er sie, schleppt und trägt sie einigemal auf der Bühne hin und her, und wenn sie nicht ein Messer erwischte und es zugleich draußen klopfte, könnte es schlimm endigen; zum Schluß rettet noch der gute Luthier den König aus den Händen der Französischen Soldaten, die eben angekommen sind, und vor deren Tapferkeit und Freiheitsliebe er sich schrecklich fürchtet, so schließt das Stück befriedigend. Dann kommt ein Lustspiel, wo die Frau dem Manne untreu ist, und sich einen Liebhaber hält, dann ein anderes, wo der Mann der Frau untreu ist und sich von einer Liebhaberinn halten läßt, dann eine Satyre auf die neuen Bauten in den <placeName xml:id="placeName_1c6a0bd8-2b08-4ec8-8002-57bccdc3b72f">Tuilerien<name key="SGH0103281" style="hidden" subtype="" type="sight">Tuilerien</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> und aufs ganze Ministerium, so geht es fort. Wie es mit der französischen Oper ist, weiß ich nicht, sie hat banquerot gemacht, und seit ich hier bin, wird nicht drin gespielt, bei der <placeName xml:id="placeName_7cd6b178-866f-48c9-a2cc-4e3ec33c999d">Académie<name key="NST0100401" style="hidden" subtype="" type="institution">Grand Opéra</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> royale giebt man aber fortwährend <title xml:id="title_9e6b7a2a-3786-4518-aad4-62dff20eee39">Meyerbeers Robert le diable<name key="PSN0113318" style="hidden" type="author">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name><name key="CRT0109979" style="hidden" type="music">Robert le diable</name></title> mit sehr großem Erfolg, das Haus ist immer gefüllt, und die Musik hat allgemein gefallen. Es ist ein Aufwand aller möglichen Darstellungsmittel, wie ich es nie auf der Bühne gesehn habe, wer in Paris singen, tanzen, spielen, malen kann, singt, spielt und tanzt mit. Das Sujet ist romantisch d. h. der Teufel kommt darin vor, (das genügt den Parisern zu Romantik und Phantasie) es ist aber doch sehr schlecht, und wenn nicht zwei brillante Verführungsscenen vorkämen, würde nicht einmal Effect darin sein; der Teufel ist ein armer Teufel, erscheint in Rittertracht um seinen Sohn Robert, einen Normannischen Ritter der eine Sicilianische Prinzeß liebt, zu verführen, bringt ihn auch richtig dazu all sein Geld und sein Immobiliarvermögen d. h. sein Schwert beim Würfeln zu verspielen, läßt ihn dann einen sacrilège begehen, giebt ihm einen Zauberzweig, der ihn ins Schlafzimmer besagter Prinzeß versetzt und ihn unwiderstehlich macht, der Sohn thut das auch alles sehr gerne, wie er aber am Ende sich selbst seinem Vater verschreiben soll, der ihm erklärt er liebe ihn und könne ohne ihn nicht leben, da führt der Teufel oder vielmehr der <persName xml:id="persName_c77907bd-7e14-4b66-b383-4177d7fdf03d">Dichter Scribe<name key="PSN0114826" style="hidden">Scribe, Augustin Eugène (1791-1861)</name></persName> eine Bäuerinn herbei, die ein Testament von Roberts seeliger Mutter herbeiführt, es ihm vorlies’t und ihn dadurch so zweifelhaft macht, daß der Teufel um Mitternacht unverrichteter Sache in die Versenkung fahren muß, darauf heirathet Robert die Prinzeß und die Bäuerinn ist das gute Prinzip gewesen. Der Teufel heißt Bertram. Auf solch eine kalte berechnete Phantasieanstalt kann ich mir nun keine Musik denken, und so befriedigt mich auch <title xml:id="title_b8d3e44b-4cd7-44bc-be3f-204924bfd681">die Oper<name key="PSN0113318" style="hidden" type="author">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name><name key="CRT0109979" style="hidden" type="music">Robert le diable</name></title> nicht; es ist immer kalt und herzlos und dabei kann ich einmal keinen Effect empfinden; die Leute loben die Musik, aber wo mir die Wärme und die Wahrheit fehlt, da fehlt mir der Maßstab. <persName xml:id="persName_6ca061c9-0e95-47fc-86a1-31227c819ba9">Michael Beer<name key="PSN0109769" style="hidden">Beer, Michael (1800-1833)</name></persName> ist heut nach dem Havre abgereis’t, er scheint dort dichten zu wollen, und dabei fällt mir ein, daß ich den ersten Abend als ich Sie bei <persName xml:id="persName_892c37a0-8cac-466b-b26f-da50d6f2067f">Schadows<name key="PSN0114494" style="hidden">Schadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862)</name></persName> sah, behauptete der sey kein Dichter, und daß Sie mir antworteten, es sey Geschmackssache. <persName xml:id="persName_68085a2d-1cea-4890-ab22-941cf341cb3f">Heine<name key="PSN0111816" style="hidden">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856)</name></persName> sehe ich selten, weil er ganz und gar in die liberalen Ideen, aber in der Politik, versenkt ist; er hat vor einiger Zeit <title xml:id="title_45e7f625-d59f-4bf4-a1d3-4b4418c786d4">50 Frühlingslieder<name key="PSN0111816" style="hidden" type="author">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856)</name><name key="CRT0109128" style="hidden" type="literature">Reisebilder (2. Teil)</name></title> herausgegeben, mir scheinen nur wenige davon lebendig und wahr gefühlt zu sein, aber die wenigen sind auch prächtig. Haben Sie sie schon gelesen? Sie stehen in dem 2<hi rend="superscript">ten</hi> Bande <title xml:id="title_33edb8b7-b437-4714-953b-8ae2d009f4a7">Reisebilder. Börne<name key="PSN0110032" style="hidden" type="author">Börne, Ludwig (bis 1818: Juda Löw Baruch) (1786-1837)</name><name key="CRT0108261" style="hidden" type="literature">Briefe aus Paris 1830-1834</name></title> will noch einige Bände Briefe folgen lassen, wir schwärmen zusammen für die <persName xml:id="persName_e9b477a5-a78f-47df-8c17-0ec73fc76651">Malibran<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName> und die <persName xml:id="persName_cf052628-0763-4aac-b7fa-ee4515bb03ee">Taglioni<name key="PSN0115238" style="hidden">Taglioni, Marianne (Marie) Sophie (1804-1884)</name></persName>; alle die Herren schimpfen und toben auf Deutschland und alles Deutsche, können aber nicht ordentlich Französisch sprechen; das will mir gar nicht behagen. – Verzeihen Sie nur, daß ich so ins Plaudern gerathe, und jetzt hier auf den unehrerbietigen Rand schreiben muß; wie ich Sie aber eine Zeitlang täglich sehn konnte und jetzt so lange gar nicht, da ist es mir Bedürfniß geworden und Sie müssen es mir nicht übel nehmen. Sie hatten mir auch einmal versprochen mir ein Paar Zeilen zu antworten, ich weiß nicht ob ich Sie daran erinnern darf, aber wissen möchte ich gar zu gern, wie Sie leben, und was der Schrank in der Ecke Neues enthält, wie weit der <title xml:id="title_e58aecd0-9232-4ab3-9b95-a0d6e7af8dd3">Merlin<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name><name key="CRT0109445" style="hidden" type="dramatic_work">Merlin. Eine Mythe</name></title> ist, und <title xml:id="title_66cb484b-d131-4e84-843b-bbbb7772c4ed">mein Schwanenritter<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name><name key="CRT0109447" style="hidden" type="literature">Der Schwanenritter</name></title>, dessen Klang mir noch immer wie liebe Musik in den Ohren tönt und ob Sie auch zuweilen meiner und des nächsten Mais und an den <title xml:id="title_cf1945d3-fbf1-4fc0-9fe7-634a8809a194">Sturm<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564-1616)</name><name key="CRT0110871" style="hidden" type="dramatic_work">Der Sturm (The Tempest)</name><name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name><name key="CRT0109449" style="hidden" type="dramatic_work">Der Sturm (Libretto)</name></title> gedacht haben. Es ist wohl viel erwartet, wenn ich mir auf einen Brief gleich eine Antwort von Ihnen erbitte, aber ich fürchte, daß Sie schon am ersten genug haben und lieber keinen zweiten bekommen wollen, und darum fasse ich mir ein Herz und bitte darum. Eigentlich brauchte ich es gar nicht zu sagen, denn Sie pflegten meine Anliegen zu wissen, ehe ich sie hatte herausbringen können, und wenn Sie mir noch so freundlich sind, wie damals, so werden Sie es auch schon erfüllen, wie alle die andern. <seg type="closer" xml:id="seg_197ebf73-eb7d-4aeb-8b31-11efa58f19e9">Nun leben Sie mir wohl.</seg></p><signed rend="right">Ihr</signed><signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed></div></body> </text></TEI>