fmb-1831-12-24-01
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Paris, 20., 23. und 24. Dezember 1831
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Gestern war ich in der Deputirtenkammer; davon muß ich Dir erzählen. Aber was geht Dich die Deputirtenkammer an? Es ist ein politisch Lied, und Du willst lieber wissen ob ich keine Liebes-, Braut- oder Hochzeitlieder gemacht habe. Aber das ist eben schlimm, hier werden keine andern Lieder componirt, als solche, ich glaube ich habe in meinem Leben nicht zwei so unmusikalische Wochen zugebracht, wie diese, mir ist gewesen, als sollte ich nie wieder was componiren, das kam Alles vom juste milieu, und wenn man mit den Musikern ist, wird es erst gar arg, denn die streiten nicht einmal über Politik, sondern jammern drüber; dem einen ist seine Stelle, dem andern sein Titel, dem Dritten sein Geld genommen, und das kommt Alles, wie sie sagen, vom milieu. Gestern habe ich also das
Im Ernst, Du machst Dir nichts draus, das kann Dir aber nichts helfen. Plaudern muß ich grade mit Dir, und wenn ich in Italien faul, in der Schweiz burschikos, in München ein Bier- und Käsevertilger war so muß ich in Paris politisiren. Ich wollte viel Sinfonien machen, Lieder für allerlei Damen in Frankfurt, Düsseldorf und (Berlin, L. Str. no. 3) Aber bis jetzt ist davon keine Rede, Paris dringt sich auf, und da vor allen Dingen ich jetzt Paris sehn muß, so sehe ichs eben und bin stumm. Übrigens friere ich auch, das schadet wieder, das Zimmerchen ist nicht zu erheizen, und erst am Neujahrstage bekomm’ ich ein andres, warmes; in solch’ kleinem, finstern Parterreloch, auf einen schmalen feuchten Garten sehend, wo einem die Füße kalt sind, wer soll da Musik machen? Es ist bitterkalt,
steDecember
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Paris 20 Dec. 31. Beckchen. Gestern war ich in der Deputirtenkammer; davon muß ich Dir erzählen. Aber was geht Dich die Deputirtenkammer an? Es ist ein politisch Lied, und Du willst lieber wissen ob ich keine Liebes-, Braut- oder Hochzeitlieder gemacht habe. Aber das ist eben schlimm, hier werden keine andern Lieder componirt, als solche, ich glaube ich habe in meinem Leben nicht zwei so unmusikalische Wochen zugebracht, wie diese, mir ist gewesen, als sollte ich nie wieder was componiren, das kam Alles vom juste milieu, und wenn man mit den Musikern ist, wird es erst gar arg, denn die streiten nicht einmal über Politik, sondern jammern drüber; dem einen ist seine Stelle, dem andern sein Titel, dem Dritten sein Geld genommen, und das kommt Alles, wie sie sagen, vom milieu. Gestern habe ich also das milieu gesehn; es trug einen hellgrauen Überrock, sah nobel aus und saß obenan auf der Ministerbank. Es wurde aber sehr hart angegriffen von Herrn Mauguin, der eine lange Nase hat. Im Ernst, Du machst Dir nichts draus, das kann Dir aber nichts helfen. Plaudern muß ich grade mit Dir, und wenn ich in Italien faul, in der Schweiz burschikos, in München ein Bier- und Käsevertilger war so muß ich in Paris politisiren. Ich wollte viel Sinfonien machen, Lieder für allerlei Damen in Frankfurt, Düsseldorf und (Berlin, L. Str. no. 3) Aber bis jetzt ist davon keine Rede, Paris dringt sich auf, und da vor allen Dingen ich jetzt Paris sehn muß, so sehe ichs eben und bin stumm. Übrigens friere ich auch, das schadet wieder, das Zimmerchen ist nicht zu erheizen, und erst am Neujahrstage bekomm’ ich ein andres, warmes; in solch’ kleinem, finstern Parterreloch, auf einen schmalen feuchten Garten sehend, wo einem die Füße kalt sind, wer soll da Musik machen? Es ist bitterkalt, Beckchen, für einen Italiäner, wie ich, doppelt fühlbar, und draußen singt einer zur guitarre ein politisches Lied. Ich lebe übrigens wie ein Heide, Abends und Mittags aus, heut bei Baillot, Morgen bei einer mit Bigots befreundeten Familie, Laubert (Vater muß sich der Tochter noch erinnern, mit der ich fortwährend im Kriege lebe) übermorgen Valentin, Montag Fould, Dinstag Hiller, Mittwoch Gerard, und so schon die ganze vorige Woche, die Vormittage lauf ich aufs Louvre und sehe mir die Raphaels und meinen Titian an, man möchte sich ein Dutzend Augen mehr zu einem solchen Bild wünschen, gestern war ich in der PairsKammer, die über ihre eigne Erblichkeit gutachtete, und sehe Herrn Pasquiers Perücke, vorgestern machte ich musikal. Visiten beim brummigen Cherubini und dem freundlichen Herz. Es steht ein großes Schild am Hause Manufacture de pianos par Henri Herz, marchand de modes et de nouveautés. Ich dachte, das gehöre zusammen, übersah daß es zwei verschiedne Schilder waren, und ging unten hinein, wo ich in eine Masse Flore, Kanten und Spitzen gerieth, und sehr verdutzt nach den pianos fragte. Oben warteten eine Menge Schülerinnen mit fleißigen Gesichtern, ich stellte mich ans Camin und las Eure lieben Berichte von Vaters Geburtstag u. s. f., dann kam das Herzchen, und gab seinen Schülerinnen Audienz; wir liebten uns, gedachten alter Zeiten, und bestreuten uns gegenseitig mit großem Lob. Auf seinen pianos steht médaille d’or, exposition de 1827, das imponirte mir; ich ging von da zu Erard probirte die Instrumente dort, und bemerkte, daß mit großen Buchstaben drauf stand médaille d’or, exposition de 1827, nun hatte ich schon weniger Respect. Zu Hause machte ich gleich mein eignes Pleyelsches Instrum: auf und richtig stand auch darin mit großen Buchstaben médaille d’or, etc. Das Ding ist wie ein Hofrathstitel, aber es ist bezeichnend. Man sagt, die Kammer werde nächstens folgende Proposition discutiren: tous les Français du sexe masculin ont dès leur naissance le droit de porter l’ordre de la légion d’honneur, nur durch besondre Verdienste könne man die Erlaubniß erhalten, ohne den Orden zu erscheinen. Man sieht wirklich keinen Mann auf der Straße ohne irgend ein buntes Band; da hört die Auszeichnung auf. à propos Beckchen; soll ich mich in ganzer Figur litographiren lassen? Du magst antworten was Du willst, so thue ich es nicht. Denn einen Nachmittag unter den Linden, als ich vor Schenks Laden stand und mir Holteis und Wörlitzers Litographien ansah, gelobte ich mir mit furchtbar’m Eidschwur den nur Gott gehört, daß ich mich niemals aufhängen lassen wollte, ehe ich nicht ein großer Mann geworden sey. In München war die Versuchung groß, da wollten sie mich mit einem Carbonari drapiren, ein facsimile drunter (ich hätte unfehlbar mandrillis geschrieben) und einen stürmischen Himmel als Hintergrund; Delphine Schauroth sollte während der Sitzungen mir vorspielen, damit ich munter blickte, aber ich bin glücklich durchgekommen mit meinem Princip. Hier ists wieder verführerisch, noch dazu machen sie es gar zu ähnlich, Hiller ist zum Verwechseln, aber ich bleibe dabei; und wenn ich am Ende gar kein großer Mann werde, so ist die Nachwelt zwar um ein Portrait aber auch um eine Lächerlichkeit ärmer. Hier ist der Ort einzuschalten, daß Mde. Kiéné mir neulich bei ihrem diner eine große Schüssel mit weißen Bohnen vorsetzen ließ. Nun aber von der Deputirtenkammer; erst muß ich zu Mde. Schroeder-Devrient, die verlangt hat, mich ihr vorstellen zu lassen. Es ist jetzt der 23ste December geworden und ich bin von meiner Visite seit 2 Tagen wieder zurück, wer soll auch in Paris einen Brief in einem Tage fertig machen können! Gust. Montebello störte mich, der zu Pferde kam und beinahe in meine Stube hineingeritten wäre, er machte mir eine Visite, um mich zu bitten, ihn wegen seines Stillschweigens zu entschuldigen bei Vater; als er in Warschau ankam hätten die Blätter gleich seinen wahren und falschen Namen angezeigt, da habe er nicht geschrieben, um nicht zu compromittiren, frug mich, ob es jetzt keine Unannehmlichkeiten verursachte, wenn er sich selbst schriftlich bedankte, erzählte wie er auf der Rückreise angehalten und kreuzexaminirt worden sey, war ein sehr netter junger Schnurrbart, mit einer Reitpeitsche in der Hand, ich antwortete mit aller nöthigen Lebensart, und beschloß, daß Vater sich sehr freuen würde, unmittelbare Nachrichten von ihm zu haben. Auch Jeannette Schlesinger ist hier, die jetzt anders heißt, und einen Scheitel à l’enfant und chinesische Zöpfe trägt, an denen man sich blind sehen möchte, so häßlich sind sie; naiv ist sie noch immer, wird aber in Wochen kommen, und darüber freut sich Maurice nicht wenig, der der größte Haselant seines Jahrhunderts bleibt; er will Alles haben und nichts kaufen, verspricht so lange er nichts zu halten braucht, ist außen sehr zart und fein und französisch, inwendig aber sehr nichtsnutzig, jedoch von außen voller Würdigkeit, in der einen Visite hat er bei mir ein Oratorium, ein Clavierconcert, zwei Trios und alle meine andern ungedruckten schönen Werke verlangt, mich zu einem diner, einem Sylvesterabend und stehenden musikal. Soireen eingeladen, er sollte neben einer Windmühle wohnen, denn er machte den Müller zum reichen Mann. Mit alle dem ist er aber sehr dienstfertig, ich möchte nur gern wissen, ob er damals, bei der Reisegelegenheit mit Vater einen wirklichen Streit gehabt hat oder nicht, ich benehme mich noch immer wie auf Eiern, deswegen. Nun ist der 24ste geworden und gestern Abend bei Baillot war es hübsch, der Mann spielt wunderschön, hatte eine sehr musikalische Gesellschaft von aufmerksamen Damen und begeisterten Herren zusammengebeten, und ich habe mich selten in einer soirée so gut amüsirt und soviel Ehre gehabt, denn mein esdur Quartett an B. P. in Paris von Baillot und seinem Quartett zu hören, machte mir wirklich die größte Freude, er hat es mit Feuer und Lust angepackt, den Anfang machte ein Quintett von Bocherini, eine Perüke aber mit einem ganz liebenswürdigen alten Herrn darunter, dann forderten die Leute eine Sonate von Bach, wir nahmen die aus a dur, mir dämmerten sehr alte Töne dabei auf, wie sie Baillot mit Mde. Bigot spielte, wir trieben einer den andern vorwärts, das Ding wurde lebendig und machte uns beiden und den Leuten soviel Spas, das wir gleich drauf die aus edur setzten, und nächstens die vier andern vornehmen wollen. Nun sollte ich allein spielen, dachte, nun müßte mir eine Phantasie gelingen, und die gelang auch wirklich ganz gut; beim Ernst waren die Leute nun einmal, so konnte ich drei Themas aus den vorigen Sonaten nehmen und die nach Herzenslust durchkneten, es machte den Leuten ganz unglaublichen Spas, sie schrien und klatschten wie toll nachher. Drauf kam nun Baillot, und legte mein Quartett auf, die ganze Manier hatte etwas so ungemein Freundliches, daß mir es doppelt Vergnügen machte, besonders da er beim Entgegenkommen und sonst jetzt im Allgemeinen ziemlich kalt und durch die Verluste seiner Stellen etwas gedrückt schien. Eine Menge alter Gestalten erschienen wieder, frugen nach Euch allen, wußten mancherlei Geschichten von damals zu erzählen, Mr. Camille Nugues, Mr. Boëly u. s. m. Als ich vor 2 Jahren im Winter durch Louvain kam und nicht wußte, daß das Löwen sey, weil ich das Liederspiel im Kopfe und einen Schaden am Knie hatte, hielt ich mich im Hof an einem messingnen Pumpenschwengel, um nicht zu fallen, und als ich dies Jahr auf derselben unbequemen Post mit eben solchen bezopften Postillions dahin kam, da hatte ich Liederspiel, und Knie und ganz Italien hinter mir und der Pumpenschwengel hing genau so zierlich geputzt und so reinlich da, hatte auch 1830 erlebt und alle Revolutionsscenen im Ort, war aber gar nicht verändert. Das ist sentimental; Vater darf es nicht lesen, denn es ist wieder die alte Geschichte von Vergangenheit und Gegenwart, über die wir eines schönen Abends stritten, und die mir hier bei jedem Schritt und vielen Menschen wieder einfällt; bei der madeleine, wo es zu Tante Jette ging, beim hotel des princes, bei der Gallerie, die mir Vater vor 15 Jahren zeigte, bei bunten Schildern die mir damals Eindruck machten, und nun schabig und braun geworden sind, bei Camille Nugues und Boëly. Noch dazu ist heut Abend Heilig Abend, der wird gleichgültig werden, und Neujahrsabend bei Leo oder Schlesinger auch; ich wollte zuweilen lieber in Berlin, Prusse, sein, allwo ich eine Menge Bekannte habe, die im Reckschen palais wohnen; aber so Gott will, soll es das nächste Jahr anders aussehen, und ich will nicht wieder am Heilig Abend wie heut, in die Oper gehn um Lablache und Rubini zum erstenmale zu hören. Ach Gott, ich mache mir wenig draus; Nußknacker und Aepfel wären mir heut lieber, und ob das Orchester eine so schöne Sinfonie spielen wird, wie meine mit dem diavolo della selva frägt sich sehr. Man muß heut so Vorlieb nehmen. – Dies modulirt aber ins Moll, ein Vorwurf, den man überhaupt der école Allemande macht, und da ich mich von der lossage, so meinen die Franzosen, ich sey also cosmopolite. Davor bewahre mich Gott, ich bin der clown aus Hamburg und will jetzt schließen. Behüt Dich Gott, Beckchen, Humboldt findet Deine Verbindung mit Dirichlet sehr passend, ich meiner Treu auch. Grüß den Mann, ermahne ihn fleißig Tonleitern zu üben und spiele ihm oft die hmoll Messe von Seb. Bach vor; wenn ihn das nicht für Musik begeistert, so ist er am Ende zum Mathematiker geboren. Schreib mir auch wieder einmal einen langen Brief, er braucht gar nicht vernünftig zu sein, laß mich wissen, ob mein Brief an Fanny schon angekommen ist, doch bezweifle ichs, da er erst morgen abgehen wird und noch nicht ganz fertig geschrieben ist. Daß Pauline v. S. sich so nett nimmt, dafür will ich ihr einst meine Lieblingsarie transponiren, wenn sie es verlangt, Und nun leb wohl, tausend Grüße von Bertin-de-Vaux, Girod-de-l’Ain, Dupont-de-l’Eure, Tracy, Sacy, Passy, und andern guten Bekannten. – Eigentlich wollte ich Dir in diesem Briefe erzählen, wie Salverte die Minister anklagte, während auf dem pont-neuf ein kleines Aufrührchen war, wie ich mit Franck in der Kammer zwischen lauter St. Simonianern saß, wie Dupin Witze machte, aber es geht nicht mehr hin. Ein andermal. Seyd glücklich und froh heut Abend und denkt auch an die Brüder.
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Übrigens friere ich auch, das schadet wieder, das Zimmerchen ist nicht zu erheizen, und erst am Neujahrstage bekomm’ ich ein andres, warmes; in solch’ kleinem, finstern Parterreloch, auf einen schmalen feuchten Garten sehend, wo einem die Füße kalt sind, wer soll da Musik machen? Es ist bitterkalt, <persName xml:id="persName_a02caad5-2f5e-4363-90ec-47c57f7f51b7">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, für einen Italiäner, wie ich, doppelt fühlbar, und draußen singt einer zur guitarre ein politisches Lied. Ich lebe übrigens wie ein Heide, Abends und Mittags aus, heut bei <persName xml:id="persName_6522c010-8bbd-40c6-84de-b09fbe053031">Baillot<name key="PSN0109640" style="hidden">Baillot, Pierre Marie François de Sales (1771-1842)</name></persName>, Morgen bei einer mit <persName xml:id="persName_0c0efef0-ef43-4e54-8af5-15a82fd830d5">Bigots<name key="PSN0109943" style="hidden">Bigot de Morogues, Familie von → Paul B. de M. (1765-1853)</name></persName> befreundeten Familie, <persName xml:id="persName_732bbca8-8d69-4c9f-8300-648b34fff51e">Laubert<name key="PSN0112703" style="hidden">Laubert, Charles Jean (1762-1834)</name></persName> (<persName xml:id="persName_3469492f-b917-4c88-affc-210dcf1ffdc9">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> muß sich der <persName xml:id="persName_c9b4359b-1932-4c1c-a33e-5bc5cc552515">Tochter<name key="PSN0112702" style="hidden">Laubert, Mademoiselle</name></persName> noch erinnern, mit der ich fortwährend im Kriege lebe) übermorgen <persName xml:id="persName_bf332c29-322e-4e50-bb98-6d9200710857">Valentin<name key="PSN0115446" style="hidden">Vallentin, Sébastien (1775-1851)</name></persName>, Montag <persName xml:id="persName_0d01afbc-9eb3-43bf-ba63-2a793e0dd2cc">Fould<name key="PSN0111102" style="hidden">Fould, Beer Léon (1767-1855)</name></persName>, Dinstag <persName xml:id="persName_80312e02-db9b-4ecf-a127-bb1e8570cce4">Hiller<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName>, Mittwoch <persName xml:id="persName_fb9f5d16-cda3-4f42-a260-85dc4b5310da">Gerard<name key="PSN0111345" style="hidden">Gérard, Henri Philippe (1760-1848)</name></persName>, und so schon die ganze vorige Woche, die Vormittage lauf ich aufs <placeName xml:id="placeName_1462d9ce-1c2f-41ce-9f4a-962da324708d">Louvre<name key="NST0100400" style="hidden" subtype="" type="institution">Louvre</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> und sehe mir die <persName xml:id="persName_e85deb7b-f09d-4c12-9803-480444068be3">Raphaels<name key="PSN0114060" style="hidden">Raffael (eigtl. Raffaello Santi) (1483-1520)</name></persName> und <title xml:id="title_3b29baee-8397-463d-8b53-e3930db7684a">meinen Titian<name key="PSN0115347" style="hidden" type="author">Tizian (eigtl. Tiziano Vecellio)</name><name key="CRT0111089" style="hidden" type="art">Junge Frau bei der Toilette</name></title> an, man möchte sich ein Dutzend Augen mehr zu einem solchen Bild wünschen, gestern war ich in der PairsKammer, die über ihre eigne Erblichkeit gutachtete, und sehe <persName xml:id="persName_044ad128-cf5a-418c-8a1f-5ee5f0edb388">Herrn Pasquiers<name key="PSN0113759" style="hidden">Pasquier, Étienne Denis (1767-1862)</name></persName> Perücke, vorgestern machte ich musikal. Visiten beim <persName xml:id="persName_672f3ac4-a7f8-46f9-8f30-fa66b5e075bf">brummigen Cherubini<name key="PSN0110361" style="hidden">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name></persName> und dem <persName xml:id="persName_a2b0627c-e478-480b-915b-d59fc9c96e47">freundlichen Herz<name key="PSN0111939" style="hidden">Herz, Henri (Heinrich) (1803-1888)</name></persName>. Es steht ein großes Schild am Hause Manufacture de pianos par <persName xml:id="persName_aaed6e04-4c4a-4c11-b8c5-4f689ec76f9f">Henri Herz<name key="PSN0111939" style="hidden">Herz, Henri (Heinrich) (1803-1888)</name></persName>, marchand de modes et de nouveautés. Ich dachte, das gehöre zusammen, übersah daß es zwei verschiedne Schilder waren, und ging unten hinein, wo ich in eine Masse Flore, Kanten und Spitzen gerieth, und sehr verdutzt nach den pianos fragte. Oben warteten eine Menge Schülerinnen mit fleißigen Gesichtern, ich stellte mich ans Camin und las Eure lieben Berichte von <persName xml:id="persName_5c3f8b15-7239-4d55-be00-45d511ae1614">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> Geburtstag u. s. f., dann kam das <persName xml:id="persName_62dd6fbb-5d93-474f-acef-31af8857e1f3">Herzchen<name key="PSN0111939" style="hidden">Herz, Henri (Heinrich) (1803-1888)</name></persName>, und gab seinen Schülerinnen Audienz; wir liebten uns, gedachten alter Zeiten, und bestreuten uns gegenseitig mit großem Lob. Auf seinen pianos steht médaille d’or, exposition de 1827, das imponirte mir; ich ging von da zu <persName xml:id="persName_13f5189e-3842-4637-81cb-b8f96746869e">Erard<name key="PSN0110924" style="hidden">Érard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855)</name><name key="PSN0110926" style="hidden">Érard, Klavierfabrik in Paris und London</name></persName> probirte die Instrumente dort, und bemerkte, daß mit großen Buchstaben drauf stand médaille d’or, exposition de 1827, nun hatte ich schon weniger Respect. Zu Hause machte ich gleich mein eignes <persName xml:id="persName_2db590ef-1566-417c-b910-d74b7a5b80fd">Pleyelsches<name key="PSN0113904" style="hidden">Pleyel, Joseph Stephan Camille (1788-1855)</name></persName> Instrum: auf und richtig stand auch darin mit großen Buchstaben médaille d’or, etc. Das Ding ist wie ein Hofrathstitel, aber es ist bezeichnend. Man sagt, die Kammer werde nächstens folgende Proposition discutiren: tous les Français du sexe masculin ont dès leur naissance le droit de porter l’ordre de la légion d’honneur, nur durch besondre Verdienste könne man die Erlaubniß erhalten, ohne den Orden zu erscheinen. Man sieht wirklich keinen Mann auf der Straße ohne irgend ein buntes Band; da hört die Auszeichnung auf. à propos <persName xml:id="persName_4d98eaf9-d86c-4377-abdb-04214063eba3">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>; soll ich mich in ganzer Figur litographiren lassen? Du magst antworten was Du willst, so thue ich es nicht. Denn einen Nachmittag unter den Linden, als ich vor <persName xml:id="persName_174808c8-2f34-4a5d-84e1-8e1ed10afd26">Schenks Laden<name key="PSN0114529" style="hidden">Schenck und Gerstäcker, Kunsthandlung in Berlin</name></persName> stand und mir <persName xml:id="persName_aa06f099-0dc0-493b-a82a-20fbf47fa3bf">Holteis<name key="PSN0112072" style="hidden">Holtei, Karl Eduard von (1798-1880)</name></persName> und <persName xml:id="persName_991646b1-034f-4e41-ada9-36853bb7cb4f">Wörlitzers<name key="PSN0115885" style="hidden">Wörlitzer, Friedrich</name></persName> Litographien ansah, gelobte ich mir mit furchtbar’m Eidschwur den nur Gott gehört, daß ich mich niemals aufhängen lassen wollte, ehe ich nicht ein großer Mann geworden sey. In München war die Versuchung groß, da wollten sie mich mit einem Carbonari drapiren, ein facsimile drunter (ich hätte unfehlbar mandrillis geschrieben) und einen stürmischen Himmel als Hintergrund; <persName xml:id="persName_e4ee97cc-5765-487c-a2a0-147b5540e533">Delphine Schauroth<name key="PSN0114515" style="hidden">Schauroth, Delphine (Adolphine) von (1814-1887)</name></persName> sollte während der Sitzungen mir vorspielen, damit ich munter blickte, aber ich bin glücklich durchgekommen mit meinem Princip. Hier ists wieder verführerisch, noch dazu machen sie es gar zu ähnlich, <persName xml:id="persName_1f964b0d-339e-4621-acef-f0f3fc3bccee">Hiller<name key="PSN0112003" style="hidden">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name></persName> ist zum Verwechseln, aber ich bleibe dabei; und wenn ich am Ende gar kein großer Mann werde, so ist die Nachwelt zwar um ein Portrait aber auch um eine Lächerlichkeit ärmer. Hier ist der Ort einzuschalten, daß <persName xml:id="persName_81998a6a-ee39-48e5-bc8a-ec35d288d25d">Mde. Kiéné<name key="PSN0112372" style="hidden">Kiéné, Marie Catherine (1765-1855)</name></persName> mir neulich bei ihrem diner eine große Schüssel mit weißen Bohnen vorsetzen ließ. Nun aber von der Deputirtenkammer; erst muß ich zu <persName xml:id="persName_ba4723a7-6050-4a48-a167-dbfb0bb24750">Mde. Schroeder-Devrient<name key="PSN0114707" style="hidden">Schröder-Devrient, Wilhelmine (1804-1860)</name></persName>, die verlangt hat, mich ihr vorstellen zu lassen. Es ist jetzt der <date cert="high" when="1831-12-23" xml:id="date_f0b6dcbe-6d8c-4d14-995f-b8daa8cd329d">23<hi rend="superscript">ste</hi> December</date> geworden und ich bin von meiner Visite seit 2 Tagen wieder zurück, wer soll auch in Paris einen Brief in einem Tage fertig machen können! <persName xml:id="persName_5bd57abe-f013-43cd-a969-f9610082466b">Gust. Montebello<name key="PSN0112687" style="hidden">Lannes, Gustave Olivier Comte de Montebello (1804-1875)</name></persName> störte mich, der zu Pferde kam und beinahe in meine Stube hineingeritten wäre, er machte mir eine Visite, um mich zu bitten, ihn wegen seines Stillschweigens zu entschuldigen bei <persName xml:id="persName_9b5edb38-82fc-47a5-8ea8-c77a8583adff">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>; als er in Warschau ankam hätten die Blätter gleich seinen wahren und falschen Namen angezeigt, da habe er nicht geschrieben, um nicht zu compromittiren, frug mich, ob es jetzt keine Unannehmlichkeiten verursachte, wenn er sich selbst schriftlich bedankte, erzählte wie er auf der Rückreise angehalten und kreuzexaminirt worden sey, war ein sehr netter junger Schnurrbart, mit einer Reitpeitsche in der Hand, ich antwortete mit aller nöthigen Lebensart, und beschloß, daß <persName xml:id="persName_f0f05f95-02be-451f-bc52-b9eb99421a66">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> sich sehr freuen würde, unmittelbare Nachrichten von ihm zu haben. Auch <persName xml:id="persName_9a92a9ea-0b53-4c78-86e6-8dab8883560d">Jeannette Schlesinger<name key="PSN0111188" style="hidden">Friedenthal, Jeanette Louise</name></persName> ist hier, die jetzt anders heißt, und einen Scheitel à l’enfant und chinesische Zöpfe trägt, an denen man sich blind sehen möchte, so häßlich sind sie; naiv ist sie noch immer, wird aber in Wochen kommen, und darüber freut sich <persName xml:id="persName_7f547142-ceb7-44e7-ae53-fb51c1811084">Maurice<name key="PSN0114582" style="hidden">Schlesinger, Moritz Adolf (Maurice) (vorh. Mora Abraham) (1798-1871)</name></persName> nicht wenig, der der größte Haselant seines Jahrhunderts bleibt; er will Alles haben und nichts kaufen, verspricht so lange er nichts zu halten braucht, ist außen sehr zart und fein und französisch, inwendig aber sehr nichtsnutzig, jedoch von außen voller Würdigkeit, in der einen Visite hat <persName xml:id="persName_72075bc9-6843-4b73-88b4-6c36013cb9d9">er<name key="PSN0114582" style="hidden">Schlesinger, Moritz Adolf (Maurice) (vorh. Mora Abraham) (1798-1871)</name></persName> bei mir ein Oratorium, ein Clavierconcert, zwei Trios und alle meine andern ungedruckten schönen Werke verlangt, mich zu einem diner, einem Sylvesterabend und stehenden musikal. Soireen eingeladen, er sollte neben einer Windmühle wohnen, denn er machte den Müller zum reichen Mann. Mit alle dem ist er aber sehr dienstfertig, ich möchte nur gern wissen, ob <persName xml:id="persName_c5e29af5-10a9-48a6-8b6f-3e0026277a6f">er<name key="PSN0114582" style="hidden">Schlesinger, Moritz Adolf (Maurice) (vorh. Mora Abraham) (1798-1871)</name></persName> damals, bei der Reisegelegenheit mit <persName xml:id="persName_ea524179-24a3-4b05-99aa-e719ef6f480e">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> einen wirklichen Streit gehabt hat oder nicht, ich benehme mich noch immer wie auf Eiern, deswegen. Nun ist der <date cert="high" when="1831-12-24" xml:id="date_8d112c18-46ac-4773-bfb9-cc925d30204f">24<hi rend="superscript">ste</hi></date> geworden und gestern Abend bei <persName xml:id="persName_8800ea87-f28e-4651-bdad-bea71607d8c6">Baillot<name key="PSN0109640" style="hidden">Baillot, Pierre Marie François de Sales (1771-1842)</name></persName> war es hübsch, der Mann spielt wunderschön, hatte eine sehr musikalische Gesellschaft von aufmerksamen Damen und begeisterten Herren zusammengebeten, und ich habe mich selten in einer soirée so gut amüsirt und soviel Ehre gehabt, denn <title xml:id="title_8efc20b8-48fe-488d-8f1b-d7d117a0c3f9">mein esdur Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_uu5faus1-ph4a-lbln-mpjw-ie4lcscjzpoz"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100394" style="hidden">Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, 1. Juli bis 14. September 1829<idno type="MWV">R 25</idno><idno type="op">12</idno></name></title> an <persName xml:id="persName_9799500b-ae80-4bdf-abf1-b7a6c02aa8ca">B. P.<name key="PSN0113887" style="hidden">Pistor, Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) (1808-1887)</name></persName> in Paris von <persName xml:id="persName_8420192e-1dca-471b-bbc7-9f854f58ac82">Baillot<name key="PSN0109640" style="hidden">Baillot, Pierre Marie François de Sales (1771-1842)</name></persName> und seinem Quartett zu hören, machte mir wirklich die größte Freude, er hat es mit Feuer und Lust angepackt, den Anfang machte ein <title xml:id="title_22d7d028-7dd3-44a5-8d5d-1855fcf6595d">Quintett von Bocherini<name key="PSN0109992" style="hidden" type="author">Boccherini, Ridolfo Luigi (1743-1805)</name><name key="CRT0108247" style="hidden" type="music">Quintett</name></title>, eine Perüke aber mit einem ganz liebenswürdigen alten Herrn darunter, dann forderten die Leute eine <title xml:id="title_6137c07e-e9ca-4282-bd14-f3984e21e522">Sonate von Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107896" style="hidden" type="music">Sonate A-Dur, BWV 1015</name></title>, wir nahmen die aus a dur, mir dämmerten sehr alte Töne dabei auf, wie sie <persName xml:id="persName_2da82dde-55ed-45e9-ae8b-bbe69ba203d4">Baillot<name key="PSN0109640" style="hidden">Baillot, Pierre Marie François de Sales (1771-1842)</name></persName> mit <persName xml:id="persName_b647928e-b58f-4ea1-b891-5d1808676cf7">Mde. Bigot<name key="PSN0109945" style="hidden">Bigot de Morogues, Anne Marie Catherine Salomé (1786-1820)</name></persName> spielte, wir trieben einer den andern vorwärts, das Ding wurde lebendig und machte uns beiden und den Leuten soviel Spas, das wir gleich drauf <title xml:id="title_2c999437-b2e6-4b1f-b3c2-c1b69d814661">die aus edur<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107897" style="hidden" type="music">Sonate E-Dur, BWV 1016</name></title> setzten, und nächstens <title xml:id="title_88bc1e51-2090-4a02-8ac8-abeb0b0f14ab">die vier andern<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107895" style="hidden" type="music">Sonate h-Moll, BWV 1014</name><name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107898" style="hidden" type="music">Sonate c-Moll, BWV 1017</name><name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107899" style="hidden" type="music">Sonate f-Moll, BWV 1018</name><name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107900" style="hidden" type="music">Sonate G-Dur, BWV 1019</name></title> vornehmen wollen. Nun sollte ich allein spielen, dachte, nun müßte mir eine Phantasie gelingen, und die gelang auch wirklich ganz gut; beim Ernst waren die Leute nun einmal, so konnte ich drei Themas aus den vorigen Sonaten nehmen und die nach Herzenslust durchkneten, es machte den Leuten ganz unglaublichen Spas, sie schrien und klatschten wie toll nachher. Drauf kam nun <persName xml:id="persName_c6a76ed7-5b16-479c-8a82-bff795afd06b">Baillot<name key="PSN0109640" style="hidden">Baillot, Pierre Marie François de Sales (1771-1842)</name></persName>, und legte <title xml:id="title_b0855876-dc5b-4cf7-b183-c35ee84ebab8">mein Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_at3l5opr-klir-7cbp-kp2q-ouz5wsobyjyr"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100394" style="hidden">Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, 1. Juli bis 14. September 1829<idno type="MWV">R 25</idno><idno type="op">12</idno></name></title> auf, die ganze Manier hatte etwas so ungemein Freundliches, daß mir es doppelt Vergnügen machte, besonders da er beim Entgegenkommen und sonst jetzt im Allgemeinen ziemlich kalt und durch die Verluste seiner Stellen etwas gedrückt schien. Eine Menge alter Gestalten erschienen wieder, frugen nach Euch allen, wußten mancherlei Geschichten von damals zu erzählen, <persName xml:id="persName_a26660e5-0b68-4dd6-ac4a-e0c3a59a62a0">Mr. Camille Nugues<name key="PSN0113630" style="hidden">Nugues, Marie-Charles-Camille (1779-1855)</name></persName>, <persName xml:id="persName_d0b67af7-07ad-498c-8531-637449f2e991">Mr. Boëly<name key="PSN0110004" style="hidden">Boëly (Boely), Alexandre Pierre François (1785-1858)</name></persName> u. s. m. Als ich vor 2 Jahren im Winter durch Louvain kam und nicht wußte, daß das Löwen sey, weil ich das <title xml:id="title_48ba28cf-376d-4aa2-94d9-44c3e479601e">Liederspiel<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_mjdx8fbp-v1gq-kycj-j2oi-eqrkxkou1zzc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100325" style="hidden">Aus der Fremde (»Heimkehr aus der Fremde«), Ein Liederspiel, [September 1829] bis 19. Dezember 1829<idno type="MWV">L 6</idno><idno type="op">89</idno></name></title> im Kopfe und einen Schaden am Knie hatte, hielt ich mich im Hof an einem messingnen Pumpenschwengel, um nicht zu fallen, und als ich dies Jahr auf derselben unbequemen Post mit eben solchen bezopften Postillions dahin kam, da hatte ich <title xml:id="title_99e092a2-9e74-4602-84c2-0bdf52d32e9d">Liederspiel<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_6xwnhhpx-2pgt-cveo-kasm-77qbv35us1uo"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100325" style="hidden">Aus der Fremde (»Heimkehr aus der Fremde«), Ein Liederspiel, [September 1829] bis 19. Dezember 1829<idno type="MWV">L 6</idno><idno type="op">89</idno></name></title>, und Knie und ganz Italien hinter mir und der Pumpenschwengel hing genau so zierlich geputzt und so reinlich da, hatte auch 1830 erlebt und alle Revolutionsscenen im Ort, war aber gar nicht verändert. Das ist sentimental; <persName xml:id="persName_2d1a69f5-0247-458d-a1fb-126c0307a1f3">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> darf es nicht lesen, denn es ist wieder die alte Geschichte von Vergangenheit und Gegenwart, über die wir eines schönen Abends stritten, und die mir hier bei jedem Schritt und vielen Menschen wieder einfällt; bei der madeleine, wo es zu <persName xml:id="persName_c62e1e8c-4809-4e51-858c-a2fb2701839c">Tante Jette<name key="PSN0113224" style="hidden">Mendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831)</name></persName> ging, beim hotel des princes, bei der Gallerie, die mir <persName xml:id="persName_5a7d0e71-23bc-4f6c-974a-515461f96ac6">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> vor 15 Jahren zeigte, bei bunten Schildern die mir damals Eindruck machten, und nun schabig und braun geworden sind, bei <persName xml:id="persName_daabc8b8-76c1-47f4-94f0-dde2b79dd70a">Camille Nugues<name key="PSN0113630" style="hidden">Nugues, Marie-Charles-Camille (1779-1855)</name></persName> und <persName xml:id="persName_3eda6cbb-c95a-4205-9655-39f58f4b51f2">Boëly<name key="PSN0110004" style="hidden">Boëly (Boely), Alexandre Pierre François (1785-1858)</name></persName>. Noch dazu ist heut Abend Heilig Abend, der wird gleichgültig werden, und Neujahrsabend bei <persName xml:id="persName_b411fdfa-c17c-419f-832c-0d2ad9e9f328">Leo<name key="PSN0112784" style="hidden">Leo (Léo), August (1793-1859)</name></persName> oder <persName xml:id="persName_4cd1224d-92e6-4e54-adfc-c32e1fe39ed6">Schlesinger<name key="PSN0114582" style="hidden">Schlesinger, Moritz Adolf (Maurice) (vorh. Mora Abraham) (1798-1871)</name></persName> auch; ich wollte zuweilen lieber in Berlin, Prusse, sein, allwo ich eine Menge Bekannte habe, die im <persName xml:id="persName_5817c212-1cd7-4971-9396-3e4e02c340a6">Reckschen<name key="PSN0114091" style="hidden">Reck, Carl Friedrich Leopold Freiherr von der (1746-1810)</name></persName> palais wohnen; aber so Gott will, soll es das nächste Jahr anders aussehen, und ich will nicht wieder am Heilig Abend wie heut, in die Oper gehn um <persName xml:id="persName_6408ef0b-a31c-424d-adfc-21f6e41eae8d">Lablache<name key="PSN0112634" style="hidden">Lablache, Luigi (Louis) (1794-1858)</name></persName> und <persName xml:id="persName_984e87f3-816d-4099-b452-ee938431adfc">Rubini<name key="PSN0114343" style="hidden">Rubini, Giovanni Battista (1794-1854)</name></persName> zum erstenmale zu hören. Ach Gott, ich mache mir wenig draus; Nußknacker und Aepfel wären mir heut lieber, und ob das Orchester <title xml:id="title_d2afc469-c52d-4001-b3a3-3f0b099b4c8f">eine so schöne Sinfonie spielen wird, wie meine<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_laabuw6i-kwqi-87uj-gzx7-lstwilstm7rm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100364" style="hidden">Kindersinfonie, [1829?]; verschollen<idno type="MWV">P 8</idno><idno type="op"></idno></name></title> mit dem diavolo della selva frägt sich sehr. Man muß heut so Vorlieb nehmen. – Dies modulirt aber ins Moll, ein Vorwurf, den man überhaupt der école Allemande macht, und da ich mich von der lossage, so meinen die Franzosen, ich sey also cosmopolite. Davor bewahre mich Gott, ich bin der clown aus Hamburg und will jetzt schließen. Behüt Dich Gott, Beckchen, <persName xml:id="persName_9df9bbcb-bf00-4aeb-9b94-8622df5a8dee">Humboldt<name key="PSN0112143" style="hidden">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName> findet Deine Verbindung mit <persName xml:id="persName_32315ccf-716d-4b2b-94c9-d2ab1faeaa0e">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> sehr passend, ich meiner Treu auch. Grüß den Mann, ermahne ihn fleißig Tonleitern zu üben und spiele ihm oft die <title xml:id="title_72312fe1-73b0-4ef5-a85d-b7c62ce85161">hmoll Messe<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107802" style="hidden" type="music">Messe h-Moll, BWV 232</name></title> von Seb. Bach vor; wenn ihn das nicht für Musik begeistert, so ist er am Ende zum Mathematiker geboren. Schreib mir auch wieder einmal einen langen Brief, er braucht gar nicht vernünftig zu sein, laß mich wissen, ob mein Brief an <persName xml:id="persName_948d7304-cf5f-416a-8839-00d92ed7157c">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> schon angekommen ist, doch bezweifle ichs, da er erst morgen abgehen wird und noch nicht ganz fertig geschrieben ist. Daß <persName xml:id="persName_cf6ec32e-8064-4ba2-8eb1-a115951717c4">Pauline v. S.<name key="PSN0114507" style="hidden">Schätzel, Johanne Sophie Friederike Pauline von (1812-1882)</name></persName> sich so nett nimmt, dafür will ich ihr einst meine Lieblingsarie transponiren, wenn sie es verlangt, Und nun leb wohl, tausend Grüße von <persName xml:id="persName_cb6a0842-e58c-48ed-aa1e-0c5b7602df29">Bertin-de-Vaux<name key="PSN0109911" style="hidden">Bertin de Vaux, Louis François (1766-1841)</name></persName>, <persName xml:id="persName_122a8d20-52da-4603-9f0b-66622d94847f">Girod-de-l’Ain<name key="PSN0111382" style="hidden">Girod de l’Ain, Louis Gaspard Amédée Baron (1781-1847)</name></persName>, <persName xml:id="persName_1f3bcd4b-8ba3-44c9-a29c-a1b3d5671dd4">Dupont-de-l’Eure<name key="PSN0110787" style="hidden">Dupont de l’Eure, Jacques Charles (1767-1855)</name></persName>, <persName xml:id="persName_0214ab64-a65e-48f0-a07d-57996bf8321c">Tracy<name key="PSN0110618" style="hidden">Destutt de Tracy, Antoine Louis Claude Comte de (1754-1836)</name></persName>, <persName xml:id="persName_3cfbcd0c-528c-4609-a0bd-5d4cb5ee34da">Sacy<name key="PSN0114920" style="hidden">Silvestre de Sacy, Antoine Isaac Baron (1758-1838)</name></persName>, <persName xml:id="persName_b3963aef-03c8-43ad-a4d9-174b6bdc2d5e">Passy<name key="PSN0113763" style="hidden">Passy, Hippolyte Philibert (1793-1880)</name></persName>, und andern guten Bekannten. – Eigentlich wollte ich Dir in diesem Briefe erzählen, wie <persName xml:id="persName_38843a48-eb31-415d-9e7d-6f2978444301">Salverte<name key="PSN0114446" style="hidden">Salverte, Anne Joseph Eusèbe Baconnière de (1771-1839)</name></persName> die Minister anklagte, während auf dem pont-neuf ein kleines Aufrührchen war, wie ich mit <persName xml:id="persName_6239393f-9618-4ea5-8550-fef588ea4bd5">Franck<name key="PSN0111123" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> in der Kammer zwischen lauter St. Simonianern saß, wie <persName xml:id="persName_af0d65df-480a-4d41-bc06-5f55b3d3f09c">Dupin<name key="PSN0110783" style="hidden">Dupin, André Marie Jean Jacques (1783-1865)</name></persName> Witze machte, aber es geht nicht mehr hin. Ein andermal. <seg type="closer" xml:id="seg_1dbe06f5-4ecb-43f6-8319-f6d3fdad8c4c">Seyd glücklich und froh heut Abend und denkt auch an die </seg><persName xml:id="persName_baeba72b-e2ab-474a-b536-386546257705">Brüder<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName><seg type="closer" xml:id="seg_6531bdca-0d39-4d06-930f-2c570bac7557">.</seg></p></div></body> </text></TEI>