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fmb-1831-10-07-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy <lb></lb>München, 6. und 7. Oktober 1831 Das ist ein prächtiges Gefühl, wenn man des Morgens aufwacht und ein großes Stück Allegro zu instrumentiren hat mit mannichfaltigen Hoboen und Trompeten und draußen dazu das heiterste Wetter, das einen frischen weiten Spaziergang Nachmittags Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 2, 465

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

GroßbritannienOxfordGB-ObOxford, Bodleian LibraryMusic SectionM.D.M. d. 13, fol. 91-92.AutographFelix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; München, 6. und 7. Oktober 1831Das ist ein prächtiges Gefühl, wenn man des Morgens aufwacht und ein großes Stück Allegro zu instrumentiren hat mit mannichfaltigen Hoboen und Trompeten und draußen dazu das heiterste Wetter, das einen frischen weiten Spaziergang Nachmittags

4 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Mendelssohn, Reisebriefe, S. 272-278.Wolff, Meister-Briefe, S. 199-208.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

6. und 7. Oktober 1831 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) München Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
Herrn Herrn A. Mendelssohn Bartholdy Berlin
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Münchener Burgerbrief.

Das ist ein prächtiges Gefühl, wenn man des Morgens aufwacht und ein großes Stück Allegro<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_29wnh09y-splh-jyxg-ubro-hqxzpzxicgfx"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100349" style="hidden">Konzert Nr. 1 g-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [November 1830 bis Oktober 1831]<idno type="MWV">O 7</idno><idno type="op">25</idno></name> zu instrumentiren hat mit mannichfaltigen Hoboen und Trompeten und draußen dazu das heiterste Wetter, das einen frischen weiten Spaziergang Nachmittags verspricht. So hab ich es nun schon eine Woche lang gehabt, der freundliche Eindruck den mir München das erstemal machte ist mir diesmal noch sehr erhöht, ich wüßte keinen Ort, wo mir so behaglich und bürgerlich zu Muthe wäre, wie hier. Vornehmlich aber ist es gar zu angenehm, so unter lauter heitern Gesichtern zu leben, und selbst eins mit zu machen, und alle Menschen auf der Straße zu kennen. Dazu haben mich die Leute hier lieb und verhätscheln mich etwas, und es thut auch wohl nach langer Zeit seine Freunde unverändert eben so freundlich wieder zu finden. Nun habe ich mein Concert<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cgwurvib-u8mi-lyqz-acc4-pcnegb8cyvxw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100349" style="hidden">Konzert Nr. 1 g-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [November 1830 bis Oktober 1831]<idno type="MWV">O 7</idno><idno type="op">25</idno></name>, das mir alle Hände voll zu thun macht; meine Bekannten die mich alle Augenblick im Arbeiten stören, das schöne Wetter, das einen zum Ausgehen verlockt, die Copisten, die einen wieder zum ZuHausebleiben nöthigen – das alles macht das angenehmste bewegteste Leben aus. Mein Concert hat müssen verschoben werden, des Octoberfestes wegen; das nächsten Sonntag anfängt, und die ganze nächste Woche dauert; es ist da jeden Abend Theater und Ball, an kein Orchester und keinen Saal zu denken. Aber Montag den 17ten Abends 1 2 7 Uhr denkt an mich; da geht es los mit 30 Geigen und doppelten Blaseinstrumenten, die cmoll Sinfonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_rhbncptz-jn51-wngt-qbgo-nr2zj3sqjysl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name> macht den Anfang und der zweite Theil fängt mit dem SommerNsTr.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fb1nntbi-c6bz-svdb-6dsw-hzvy6qmtdu9e"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name> an, der erste Theil schließt mit meinem neuen gmoll Concert<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zgl8h6gd-eoga-daaf-vx0v-yvja2fvtlcpg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100349" style="hidden">Konzert Nr. 1 g-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [November 1830 bis Oktober 1831]<idno type="MWV">O 7</idno><idno type="op">25</idno></name>, und zum Schluß des zweiten muß ich leider phantasiren, das thue ich, glaube mir, nicht gerne, aber die Leute bestehen darauf, obwohl ich es noch nicht gewohnt bin. Der faule BärmannBaermann, Heinrich Joseph (1784-1847) hat sich entschlossen wieder zu spielen, BreitingBreiting, Hermann (1804-1860), die VialVial, Antonia (Antoinette) (1808-?), LoehleLöhle, Franz Xaver (1792-1837), BayerBayer, Aloys (1802-1863), und PellegriniPellegrini, Julius (Giulio) (1806-1858) heißen die Sänger, die ein Ensemblestück<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108382" style="hidden" type="music">Lodoïska</name> ausführen; Preis für Kinder die Hälfte; Schauplatz im großen OdeonsaalOdeonMünchenDeutschland; zum Besten der Münchner Armenpflegschaft, der Magistrat fordert das OrchesterKönigliches HoforchesterMünchenDeutschland und mein Bürgermeister von KlarKlar, Jacob von (1783-1833) die Sänger einzeln auf, so verspreche ich mir, so Gott will, einen frohen Abend. Jeden Morgen habe ich nun dafür zu schreiben, zu corrigiren, zu instrumentiren so wird es 1 Uhr, da gehe ich nach der Kaufingergaß, in Scheidels CaffeehausScheidelsches KaffeehausMünchenDeutschland, wo ich alle Gesichter schon auswendig kenne und alle Leute jeden Tag in derselben Stellung finde, 2 Schach spielend, 3 zusehend, 5 Zeitungen lesend, 6 zu Mittag essend, und ich bin der siebente. Nach Tische kommt dann gewöhnlich BärmannBaermann, Heinrich Joseph (1784-1847) holt mich ab, wir machen Concertgänge mit einander, oder gehn spazieren zu einem Bier und Käse, dann geht es wieder zu Hause und wird gearbeitet; Abends habe ich diesmal zwar durchaus alle Gesellschaften abgelehnt, aber habe doch so viel angenehme Häuser, wo ich uneingeladen hinkomme, daß ich selten bis nach 8 in meiner Parterrestube Licht habe. Ich wohne nämlich sehr ebner Erde, in einem Zimmer das sonst ein Laden war so daß ich mit einem Schritt mitten auf der Straße bin, wenn ich die Fensterladen vor der Glasthüre aufriegeln will. Wer gerade vorbeykommt kuckt ins Fenster hinein und sagt guten Morgen. Neben mir wohnt ein Grieche, der Clavier lernt, der ist gräßlich; aber die WirthstochterHirschböck, Therese, die sehr schlank ist und ein silbernes Ringelhäubchen trägt, ist desto hübscher.

Alle Woche dreimal Nachmittags um 4 Uhr ist Musik bei mir; da kommen nämlich BärmannBaermann, Heinrich Joseph (1784-1847), der Bierbruder BreitingBreiting, Hermann (1804-1860), der vernünftige Hr. StaudacherStaudacher, Josef (1782-1838), der junge PoisslPoißl, Zacharias Otto Freiherr von (1810-1853) u. m.a. zu mir und machen einen musikalischen Pickenick; ich lerne dabei die Opern kennen, die ich bisher unverzeihlicher Weise nicht gehört noch gesehn habe, wie Lodoiska<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108382" style="hidden" type="music">Lodoïska</name>, Faniska<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108369" style="hidden" type="music">Faniska</name>, Medea<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108383" style="hidden" type="music">Médée</name>, auch Preciosa<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111261" style="hidden" type="music">Preciosa (Musik zum Schauspiel) op. 78 (WeV F. 22)</name>, Abu Hassan<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111237" style="hidden" type="music">Abu Hassan WeV C. 6</name> etc., die Partituren leiht uns das TheaterKönigliches Hof- und NationaltheaterMünchenDeutschland. Am Mittwoch Abend aber, da hatten wir einen großen Witz, es waren mehrere Wetten verloren worden, die von uns allen mitgenossen werden sollten, und von Vorschlag zu Vorschlag kamen wir endlich dahin, eine musikalische soirée auf meinem Zimmer zu geben und alle Honoratioren dazu einzuladen. So wurde es eine Liste von gegen 30 Personnen, diverse kamen noch uneingeladen und ließen sich vorstellen. An Platz fehlte es sehr, wir wollten sogar erst einige Leute aufs Bett placiren, indessen gingen viele geduldige Schafe in mein kleines Zimmer hinein, das Ding war unglaublich animirt und gelungen. Auch Franz ElsholzElsholtz, Franz (seit 1839) von Blomberg (1791-1872) war da, süß wie nie, schmelzend vor Wonne, Dichterglut und grauen Strümpfen, kurz unnachahmlich langweilig, von Respectspersonen gab es KerstorfKerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832), PappenheimerPappenheimer, Seligmann (1767-1844), CorneliusCornelius, Peter Joseph (seit 1825) von (1783-1867), Graf SeinsheimSeinsheim, Carl August Joseph Maria Donatus Graf von (1784-1864) (der Präsident des Isarkreises) Director MorigottiMorigotti, Joseph Ritter von (1774-1833) (eine Art J. P. SchmidtSchmidt, Johann Philipp Samuel (1779-1853)) der Baron PoisslPoißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783-1865) u. s. w. Erst spielte ich mein altes hmoll Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_5sf6o8ck-foox-ipfj-wb98-ngltntltckmt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100377" style="hidden">Quartett Nr. 3 h-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, 7. Oktober 1824 bis 18. Januar 1825<idno type="MWV">Q 17</idno><idno type="op">3</idno></name>, dann sang BreitingBreiting, Hermann (1804-1860) Adelaide<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108000" style="hidden" type="music">Adelaide op. 46</name>, dann spielte Hr. SternStern, David aus Berlin Violinvariationen (blamirte sich aber verflucht) dann spielte BärmannBaermann, Heinrich Joseph (1784-1847) das erste Quart. von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108084" style="hidden" type="music">Streichquartett F-Dur, op. 18/1</name> (fdur) das er für 2 Clarinetten, Bassethorn und Fagott arrangirt<name key="PSN0109633" style="hidden" type="author">Baermann, Heinrich Joseph (1784-1847)</name><name key="CRT0107930" style="hidden" type="music">Ludwig van Beethoven, Streichquartett F-Dur, op. 18/1 (Bearbeitung)</name> hatte, dann kam eine Arie aus Euryanthe<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111242" style="hidden" type="music">Euryanthe op. 81 (WeV C. 9)</name>, die wurde wüthend da Capo gerufen, und zum Schluß mußte ich phantasiren, wollte nicht, sie machten aber solch furchtbares Gebrüll, daß ich nolens heran mußte, obwohl ich nichts im Kopf hatte, als Weingläser, Stühle und kalten Braten und Schinken. Neben an bei meinen Wirthsleuten saßen CorneliusCornelius, Peter Joseph (seit 1825) von (1783-1867) DamenCornelius, Carolina (?-1834)Cornelius, Helena (1814-1832) um zuzuhören, im ersten Stock machten SchaurothsSchauroth, Familie von → Augustine Luise Friederike Ernestine von S. eine Visite aus demselben Grunde, und auch auf der Straße und auf dem Flur standen Leute; dazu die Hitze im gedrängten Zimmer, der rasende Lärm, die bunte Gesellschaft durcheinander, und wie es nun endlich zum Butterbrod und Trinken kam, da wurde es erst sehr toll, alle möglichen Brüderschaften wurden getrunken, und Gesundheiten ausgebracht, die Respectpersonen saßen mitten im Schwarm und ließen sichs wohl sein mit ihren ernsthaften Gesichtern wir gingen erst um 1 2 2 nach Mitternacht auseinander. Den folgenden Abend kam das wahre Gegenstück, da mußte ich vor der Königinn KarolineBayern, Caroline Friederike Wilhelmine von (1776-1841) und ihrem Hofstaat, und vor der Herzoginn MaxBayern, Ludovica Wilhelmine Herzogin in (1808-1892), der Prinzessinn MarieBayern, Marie-Anne-Sophie von (seit 1823) Freifrau von Bayrstorff (1796-1838), und wie sie alle heißen, spielen; da war alles sittsam und geschniegelt und glatt, mit jedem Ellbogen stieß man an eine Excellenz, ich zählte mehr Orden als Menschen, die schönsten, schmeichelhaftesten Redensarten flogen im Zimmer umher, und ich der roturier mitten drunter, mit meinem bürgerlichen Herzen und meinem Katzenjammer. Ich biß mich aber heraus, so gut ich konnte, mußte am Ende auf königliche Themas phantasiren und wurde gewaltig gepriesen. Am meisten gefiel es mir, daß die KöniginnBayern, Caroline Friederike Wilhelmine von (1776-1841) nach der Phantasie mir sagte: das wäre ja sonderbar, ich risse einen ordentlich mit fort, und man könne bei der Musik ja an nichts anders denken; worauf ich um Entschuldigung bat, wegen des Fortreißens. Auch mußte ich den Abend 4händig mit DelphineSchauroth, Delphine (Adolphine) von (1814-1887) spielen; aber à propos FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), die donnert ein neues hmoll Rondo<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ec2kv7an-rvvq-abyd-bbdw-ccl0zz3d911a"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100435" style="hidden">Andante H-Dur – Allegro di molto h-Moll (Rondo brillant), 18. September 1831<idno type="MWV">U 87</idno><idno type="op"></idno></name> von mir so furchtbar herunter, daß mir angst und bange dabei wird; auch hat sie mir zu meinem gmoll Concert<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xjkbyuea-ajbn-djex-viij-grl4z2arhyox"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100349" style="hidden">Konzert Nr. 1 g-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [November 1830 bis Oktober 1831]<idno type="MWV">O 7</idno><idno type="op">25</idno></name> eine Passage componirt, die gewaltig knallen soll, ich wollte fast, Ihr wäret hier und könntet bei den Proben mit zuhören; obwohl ich die Composition eigentlich wider meinen Willen oder wenigstens meine Stimmung gemacht habe, so kommen doch ein Paar gute Stellen darin vor, denke ich. – Seht Ihr, so geht mein Münchener Tag hin, noch habe ich vergessen, daß ich jeden Tag um 12 Uhr der kleinen LangLang, Josephine Caroline (1815-1880) eine Stunde im doppelten Contrapunkt, 4stimmigen Satz u. dgl. gebe, wobei ich mir wieder recht vergegenwärtige, wie konfus und dumm die meisten Lehrer und Bücher darüber sprechen, und wie klar das ganze Ding ist, wenn man es klar darstellt. Sonntags früh ist gewöhnlich philharmonischer VereinPhilharmonischer VereinMünchenDeutschland, wo Dilettanten spielen und singen und zuhören, neulich wurde eine Composition von mir hingerichtet, als ich dabei saß, war mir als wäre ich nichts, als ein gefesselt Weib<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110661" style="hidden" type="dramatic_work">Die Jungfrau von Orleans</name>.

Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

7ten Oct. So spät ist es nun geworden und der Brief ist noch nicht fort, verzeiht es mir, ich komme durchaus nicht zum Schreiben hier. Meine Opernsache ist vollkommen in Ordnung, PoisslPoißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783-1865) ist allen meinen Wünschen zuvorgekommen und hat sich ungemein freundlich und bereitwillig gezeigt; in ein Paar Tagen bekomme ich noch den schriftlich officiellen Auftrag von der IntendanzKönigliches Hof- und NationaltheaterMünchenDeutschland eine Oper für München zu schreiben, das Süjet und die Art der Oper bleibt mir ganz überlassen, für den Text will sich die Intendanz wenden, an wen ich will, und er bleibt dann mein Eigenthum, zum Einstudiren soll ich selbst herkommen, sie verpflichten sich in einem Vierteljahr nach der Einreichung der Partitur die Oper zu geben, nun gebe mir Gott einen guten Text von ImmermannImmermann, Karl Leberecht (1796-1840) oder wer es sonst sey dann will ich mich dran machen, Mittel genug sind hier. Wie ich mich darauf freue, kann ich gar nicht sagen. – Ich wollte wohl die Münchener hätten Recht, wenn sie behaupten die Mde. MendelsohnMendelsohn, Rosalie mit ihren TöchternMendelsohn, Eva (?-1831)Mendelsohn, Magdalena Emilie die im Fremdenblatt als angekommen gemeldet wird müsse meine Mutter mit meinen Schwestern sein. Sie irren sich aber doch wohl leider, es sind die Krakauer; ich habe meine Freude an den Leuten gehabt, mir ist als könne ich mir die alte DameMendelsohn, Rosalie nirgends anders denken, als auf dem Sopha neben Dir, liebe MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), und als müßten sie noch immer bei HornsHorn, Anton Ludwig Ernst (1774-1848)Horn, Dorothea (Doris) (1786-1853) wohnen. Wir sehn uns fast täglich, die Mädchen sind wirklich recht angenehm und gut, gestern Abend hatten wir viel Spas mit einander, wir trafen uns nämlich beim Baron von RastRast (bis 1829: Liebmann), Ferdinand Martin Freiherr von (1781-1863), der vor 2 Jahren Edler von Faal hieß, der aber eigentlich hier Naso genannt wird, der vor 10 Jahren Lipmann hieß, und den ich vor 15 Jahren Nasenliepmann nannte, worauf man mich prügelte. Er läßt Euch sehr grüßen, und behauptet mit Dir, liebe MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), nach oder von Hamburg gereis’t zu sein; ich sagte, ich erinnerte mich auch in meiner Kindheit das Vergnügen seiner Bekanntschaft gehabt zu haben; er meinte es sey in Wien gewesen, wußte sich es aber nicht mehr recht zu entsinnen.

Und nun zum Schluß meinen Dank für Eure Geschenke; jetzt, wo Ihr mich wieder ruhiger macht mit Euern lieben Briefen, wo man dem Ende einer so schweren, beängstigenden Zeit schon entgegensehen darf, jetzt fange ich erst recht an mich damit zu freuen, Deine Musik<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0111433" style="hidden" type="music">»Lobgesang«, Kantate für Sopran, Alt, vierstimmigen Chor und Orchester HU 257 (6. Februar – 14. Juni 1831); UA 6. Juli 1831</name> zu spielen und wieder zu spielen, mit den netten Fischen, Korallen und Muscheln zu stolziren, und auch die Zeichnung<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109213" style="hidden" type="art">Zeichnung zu → Fanny Hensels Duett Schlafe du, schlafe du süß (Hellwig-Unruh Nr. 233, verschollen)</name> sieht mich nun heiterer an, ich habe mir vorgenommen, in diesem Briefe nichts von der vorigen Zeit und aller Besorgniß zu sagen; da laßt mich aber auch den Dank weiter verschweigen, denn wie doppelt lieb macht es mir die Zeit!

Sonntag, Montag und Dinstag wenn Ihr diesen Brief empfangen habt bin ich auf der Theresienwiese mit 80000 andern Leuten zusammen, denkt da an mich. Und lebt mir wohl und bleibt so

F
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

N. B. An Dich lieber VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835), habe ich noch zu berichten, daß ich bei KerstorfKerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832) 100 Gulden genommen habe.

            Das ist ein prächtiges Gefühl, wenn man des Morgens aufwacht und ein großes Stück Allegro zu instrumentiren hat mit mannichfaltigen Hoboen und Trompeten und draußen dazu das heiterste Wetter, das einen frischen weiten Spaziergang Nachmittags verspricht. So hab ich es nun schon eine Woche lang gehabt, der freundliche Eindruck den mir München das erstemal machte ist mir diesmal noch sehr erhöht, ich wüßte keinen Ort, wo mir so behaglich und bürgerlich zu Muthe wäre, wie hier. Vornehmlich aber ist es gar zu angenehm, so unter lauter heitern Gesichtern zu leben, und selbst eins mit zu machen, und alle Menschen auf der Straße zu kennen. Dazu haben mich die Leute hier lieb und verhätscheln mich etwas, und es thut auch wohl nach langer Zeit seine Freunde unverändert eben so freundlich wieder zu finden. Nun habe ich mein Concert, das mir alle Hände voll zu thun macht; meine Bekannten die mich alle Augenblick im Arbeiten stören, das schöne Wetter, das einen zum Ausgehen verlockt, die Copisten, die einen wieder zum ZuHausebleiben nöthigen – das alles macht das angenehmste bewegteste Leben aus. Mein Concert hat müssen verschoben werden, des Octoberfestes wegen; das nächsten Sonntag anfängt, und die ganze nächste Woche dauert; es ist da jeden Abend Theater und Ball, an kein Orchester und keinen Saal zu denken. Aber Montag den 17ten Abends 1 2 7 Uhr denkt an mich; da geht es los mit 30 Geigen und doppelten Blaseinstrumenten, die cmoll Sinfonie macht den Anfang und der zweite Theil fängt mit dem SommerNsTr. an, der erste Theil schließt mit meinem neuen gmoll Concert, und zum Schluß des zweiten muß ich leider phantasiren, das thue ich, glaube mir, nicht gerne, aber die Leute bestehen darauf, obwohl ich es noch nicht gewohnt bin. Der faule Bärmann hat sich entschlossen wieder zu spielen, Breiting, die Vial, Loehle, Bayer, und Pellegrini heißen die Sänger, die ein Ensemblestück ausführen; Preis für Kinder die Hälfte; Schauplatz im großen Odeonsaal; zum Besten der Münchner Armenpflegschaft, der Magistrat fordert das Orchester und mein Bürgermeister von Klar die Sänger einzeln auf, so verspreche ich mir, so Gott will, einen frohen Abend. Jeden Morgen habe ich nun dafür zu schreiben, zu corrigiren, zu instrumentiren so wird es 1 Uhr, da gehe ich nach der Kaufingergaß, in Scheidels Caffeehaus, wo ich alle Gesichter schon auswendig kenne und alle Leute jeden Tag in derselben Stellung finde, 2 Schach spielend, 3 zusehend, 5 Zeitungen lesend, 6 zu Mittag essend, und ich bin der siebente. Nach Tische kommt dann gewöhnlich Bärmann holt mich ab, wir machen Concertgänge mit einander, oder gehn spazieren zu einem Bier und Käse, dann geht es wieder zu Hause und wird gearbeitet; Abends habe ich diesmal zwar durchaus alle Gesellschaften abgelehnt, aber habe doch so viel angenehme Häuser, wo ich uneingeladen hinkomme, daß ich selten bis nach 8 in meiner Parterrestube Licht habe. Ich wohne nämlich sehr ebner Erde, in einem Zimmer das sonst ein Laden war so daß ich mit einem Schritt mitten auf der Straße bin, wenn ich die Fensterladen vor der Glasthüre aufriegeln will. Wer gerade vorbeykommt kuckt ins Fenster hinein und sagt guten Morgen. Neben mir wohnt ein Grieche, der Clavier lernt, der ist gräßlich; aber die Wirthstochter, die sehr schlank ist und ein silbernes Ringelhäubchen trägt, ist desto hübscher.
Alle Woche dreimal Nachmittags um 4 Uhr ist Musik bei mir; da kommen nämlich Bärmann, der Bierbruder Breiting, der vernünftige Hr. Staudacher, der junge Poissl u. m. a. zu mir und machen einen musikalischen Pickenick; ich lerne dabei die Opern kennen, die ich bisher unverzeihlicher Weise nicht gehört noch gesehn habe, wie Lodoiska, Faniska, Medea, auch Preciosa, Abu Hassan etc., die Partituren leiht uns das Theater. Am Mittwoch Abend aber, da hatten wir einen großen Witz, es waren mehrere Wetten verloren worden, die von uns allen mitgenossen werden sollten, und von Vorschlag zu Vorschlag kamen wir endlich dahin, eine musikalische soirée auf meinem Zimmer zu geben und alle Honoratioren dazu einzuladen. So wurde es eine Liste von gegen 30 Personnen, diverse kamen noch uneingeladen und ließen sich vorstellen. An Platz fehlte es sehr, wir wollten sogar erst einige Leute aufs Bett placiren, indessen gingen viele geduldige Schafe in mein kleines Zimmer hinein, das Ding war unglaublich animirt und gelungen. Auch Franz Elsholz war da, süß wie nie, schmelzend vor Wonne, Dichterglut und grauen Strümpfen, kurz unnachahmlich langweilig, von Respectspersonen gab es Kerstorf, Pappenheimer, Cornelius, Graf Seinsheim (der Präsident des Isarkreises) Director Morigotti (eine Art J. P. Schmidt) der Baron Poissl u. s. w. Erst spielte ich mein altes hmoll Quartett, dann sang Breiting Adelaide, dann spielte Hr. Stern aus Berlin Violinvariationen (blamirte sich aber verflucht) dann spielte Bärmann das erste Quart. von Beethoven (fdur) das er für 2 Clarinetten, Bassethorn und Fagott arrangirt hatte, dann kam eine Arie aus Euryanthe, die wurde wüthend da Capo gerufen, und zum Schluß mußte ich phantasiren, wollte nicht, sie machten aber solch furchtbares Gebrüll, daß ich nolens heran mußte, obwohl ich nichts im Kopf hatte, als Weingläser, Stühle und kalten Braten und Schinken. Neben an bei meinen Wirthsleuten saßen Cornelius Damen um zuzuhören, im ersten Stock machten Schauroths eine Visite aus demselben Grunde, und auch auf der Straße und auf dem Flur standen Leute; dazu die Hitze im gedrängten Zimmer, der rasende Lärm, die bunte Gesellschaft durcheinander, und wie es nun endlich zum Butterbrod und Trinken kam, da wurde es erst sehr toll, alle möglichen Brüderschaften wurden getrunken, und Gesundheiten ausgebracht, die Respectpersonen saßen mitten im Schwarm und ließen sichs wohl sein mit ihren ernsthaften Gesichtern wir gingen erst um 1 2 2 nach Mitternacht auseinander. Den folgenden Abend kam das wahre Gegenstück, da mußte ich vor der Königinn Karoline und ihrem Hofstaat, und vor der Herzoginn Max, der Prinzessinn Marie, und wie sie alle heißen, spielen; da war alles sittsam und geschniegelt und glatt, mit jedem Ellbogen stieß man an eine Excellenz, ich zählte mehr Orden als Menschen, die schönsten, schmeichelhaftesten Redensarten flogen im Zimmer umher, und ich der roturier mitten drunter, mit meinem bürgerlichen Herzen und meinem Katzenjammer. Ich biß mich aber heraus, so gut ich konnte, mußte am Ende auf königliche Themas phantasiren und wurde gewaltig gepriesen. Am meisten gefiel es mir, daß die Königinn nach der Phantasie mir sagte: das wäre ja sonderbar, ich risse einen ordentlich mit fort, und man könne bei der Musik ja an nichts anders denken; worauf ich um Entschuldigung bat, wegen des Fortreißens. Auch mußte ich den Abend 4händig mit Delphine spielen; aber à propos Fanny, die donnert ein neues hmoll Rondo von mir so furchtbar herunter, daß mir angst und bange dabei wird; auch hat sie mir zu meinem gmoll Concert eine Passage componirt, die gewaltig knallen soll, ich wollte fast, Ihr wäret hier und könntet bei den Proben mit zuhören; obwohl ich die Composition eigentlich wider meinen Willen oder wenigstens meine Stimmung gemacht habe, so kommen doch ein Paar gute Stellen darin vor, denke ich. – Seht Ihr, so geht mein Münchener Tag hin, noch habe ich vergessen, daß ich jeden Tag um 12 Uhr der kleinen Lang eine Stunde im doppelten Contrapunkt, 4stimmigen Satz u. dgl. gebe, wobei ich mir wieder recht vergegenwärtige, wie konfus und dumm die meisten Lehrer und Bücher darüber sprechen, und wie klar das ganze Ding ist, wenn man es klar darstellt. Sonntags früh ist gewöhnlich philharmonischer Verein, wo Dilettanten spielen und singen und zuhören, neulich wurde eine Composition von mir hingerichtet, als ich dabei saß, war mir als wäre ich nichts, als ein gefesselt Weib.
7ten Oct. So spät ist es nun geworden und der Brief ist noch nicht fort, verzeiht es mir, ich komme durchaus nicht zum Schreiben hier. Meine Opernsache ist vollkommen in Ordnung, Poissl ist allen meinen Wünschen zuvorgekommen und hat sich ungemein freundlich und bereitwillig gezeigt; in ein Paar Tagen bekomme ich noch den schriftlich officiellen Auftrag von der Intendanz eine Oper für München zu schreiben, das Süjet und die Art der Oper bleibt mir ganz überlassen, für den Text will sich die Intendanz wenden, an wen ich will, und er bleibt dann mein Eigenthum, zum Einstudiren soll ich selbst herkommen, sie verpflichten sich in einem Vierteljahr nach der Einreichung der Partitur die Oper zu geben, nun gebe mir Gott einen guten Text von Immermann oder wer es sonst sey dann will ich mich dran machen, Mittel genug sind hier. Wie ich mich darauf freue, kann ich gar nicht sagen. – Ich wollte wohl die Münchener hätten Recht, wenn sie behaupten die Mde. Mendelsohn mit ihren Töchtern die im Fremdenblatt als angekommen gemeldet wird müsse meine Mutter mit meinen Schwestern sein. Sie irren sich aber doch wohl leider, es sind die Krakauer; ich habe meine Freude an den Leuten gehabt, mir ist als könne ich mir die alte Dame nirgends anders denken, als auf dem Sopha neben Dir, liebe Mutter, und als müßten sie noch immer bei Horns wohnen. Wir sehn uns fast täglich, die Mädchen sind wirklich recht angenehm und gut, gestern Abend hatten wir viel Spas mit einander, wir trafen uns nämlich beim Baron von Rast, der vor 2 Jahren Edler von Faal hieß, der aber eigentlich hier Naso genannt wird, der vor 10 Jahren Lipmann hieß, und den ich vor 15 Jahren Nasenliepmann nannte, worauf man mich prügelte. Er läßt Euch sehr grüßen, und behauptet mit Dir, liebe Mutter, nach oder von Hamburg gereis’t zu sein; ich sagte, ich erinnerte mich auch in meiner Kindheit das Vergnügen seiner Bekanntschaft gehabt zu haben; er meinte es sey in Wien gewesen, wußte sich es aber nicht mehr recht zu entsinnen.
Und nun zum Schluß meinen Dank für Eure Geschenke; jetzt, wo Ihr mich wieder ruhiger macht mit Euern lieben Briefen, wo man dem Ende einer so schweren, beängstigenden Zeit schon entgegensehen darf, jetzt fange ich erst recht an mich damit zu freuen, Deine Musik zu spielen und wieder zu spielen, mit den netten Fischen, Korallen und Muscheln zu stolziren, und auch die Zeichnung sieht mich nun heiterer an, ich habe mir vorgenommen, in diesem Briefe nichts von der vorigen Zeit und aller Besorgniß zu sagen; da laßt mich aber auch den Dank weiter verschweigen, denn wie doppelt lieb macht es mir die Zeit!
Sonntag, Montag und Dinstag wenn Ihr diesen Brief empfangen habt bin ich auf der Theresienwiese mit 80000 andern Leuten zusammen, denkt da an mich. Und lebt mir wohl und bleibt so
F
N. B. An Dich lieber Vater, habe ich noch zu berichten, daß ich bei Kerstorf 100 Gulden genommen habe.          
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1831-10-06" xml:id="date_7b81024f-9f10-4001-9521-72df299b894c">6.</date> und <date cert="high" when="1831-10-07" xml:id="date_2484719d-f0a7-4ac5-a6b1-5da3c03df9ec">7. 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März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name></title> macht den Anfang und der zweite Theil fängt mit dem <title xml:id="title_ee6d26f2-58ec-44ce-b286-38603ebc2015">SommerNsTr.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fb1nntbi-c6bz-svdb-6dsw-hzvy6qmtdu9e"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> an, der erste Theil schließt mit <title xml:id="title_7013c370-fa28-44e7-93de-68730451158c">meinem neuen gmoll Concert<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zgl8h6gd-eoga-daaf-vx0v-yvja2fvtlcpg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100349" style="hidden">Konzert Nr. 1 g-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [November 1830 bis Oktober 1831]<idno type="MWV">O 7</idno><idno type="op">25</idno></name></title>, und zum Schluß des zweiten muß ich leider phantasiren, das thue ich, glaube mir, nicht gerne, aber die Leute bestehen darauf, obwohl ich es noch nicht gewohnt bin. <persName xml:id="persName_6d99bf87-a150-4991-bc43-e7900a2998f5">Der faule Bärmann<name key="PSN0109633" style="hidden">Baermann, Heinrich Joseph (1784-1847)</name></persName> hat sich entschlossen wieder zu spielen, <persName xml:id="persName_1857f5bc-d35e-4dd6-8a4b-0ff8695a6b0d">Breiting<name key="PSN0110110" style="hidden">Breiting, Hermann (1804-1860)</name></persName>, die <persName xml:id="persName_156d7712-720d-48d2-ae32-0f77cd689f0a">Vial<name key="PSN0115507" style="hidden">Vial, Antonia (Antoinette) (1808-?)</name></persName>, <persName xml:id="persName_0ca69718-c58d-4558-b750-105bc6c017a6">Loehle<name key="PSN0112920" style="hidden">Löhle, Franz Xaver (1792-1837)</name></persName>, <persName xml:id="persName_e1ee72c7-91a2-496f-8f22-498b2ba1b74e">Bayer<name key="PSN0109715" style="hidden">Bayer, Aloys (1802-1863)</name></persName>, und <persName xml:id="persName_b9dc0cab-366c-4519-9fb3-c52dd736b158">Pellegrini<name key="PSN0113787" style="hidden">Pellegrini, Julius (Giulio) (1806-1858)</name></persName> heißen die Sänger, die <title xml:id="title_fe3301cb-6d08-4677-bb5d-a42ac2db1da9">ein Ensemblestück<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108382" style="hidden" type="music">Lodoïska</name></title> ausführen; Preis für Kinder die Hälfte; Schauplatz im großen <placeName xml:id="placeName_33ba9164-d351-4f3b-91e1-2513b8030222">Odeonsaal<name key="NST0100391" style="hidden" subtype="" type="institution">Odeon</name><settlement key="STM0100169" style="hidden" type="">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>; zum Besten der Münchner Armenpflegschaft, der Magistrat fordert das <placeName xml:id="placeName_9eb78db1-594a-442a-b5fc-c73c6a141e28">Orchester<name key="NST0100224" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Hoforchester</name><settlement key="STM0100169" style="hidden" type="">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und mein <persName xml:id="persName_221ce05a-f9f5-4438-b852-811a782e635c">Bürgermeister von Klar<name key="PSN0112408" style="hidden">Klar, Jacob von (1783-1833)</name></persName> die Sänger einzeln auf, so verspreche ich mir, so Gott will, einen frohen Abend. Jeden Morgen habe ich nun dafür zu schreiben, zu corrigiren, zu instrumentiren so wird es 1 Uhr, da gehe ich nach der Kaufingergaß, in <placeName xml:id="placeName_02e0447b-dcf9-4f55-97e3-004cd945a839">Scheidels Caffeehaus<name key="NST0100389" style="hidden" subtype="" type="institution">Scheidelsches Kaffeehaus</name><settlement key="STM0100169" style="hidden" type="">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, wo ich alle Gesichter schon auswendig kenne und alle Leute jeden Tag in derselben Stellung finde, 2 Schach spielend, 3 zusehend, 5 Zeitungen lesend, 6 zu Mittag essend, und ich bin der siebente. Nach Tische kommt dann gewöhnlich <persName xml:id="persName_908d517f-5f30-421c-ab62-eec858a1b257">Bärmann<name key="PSN0109633" style="hidden">Baermann, Heinrich Joseph (1784-1847)</name></persName> holt mich ab, wir machen Concertgänge mit einander, oder gehn spazieren zu einem Bier und Käse, dann geht es wieder zu Hause und wird gearbeitet; Abends habe ich diesmal zwar durchaus alle Gesellschaften abgelehnt, aber habe doch so viel angenehme Häuser, wo ich uneingeladen hinkomme, daß ich selten bis nach 8 in meiner Parterrestube Licht habe. Ich wohne nämlich sehr ebner Erde, in einem Zimmer das sonst ein Laden war so daß ich mit einem Schritt mitten auf der Straße bin, wenn ich die Fensterladen vor der Glasthüre aufriegeln will. Wer gerade vorbeykommt kuckt ins Fenster hinein und sagt guten Morgen. Neben mir wohnt ein Grieche, der Clavier lernt, der ist gräßlich; aber die <persName xml:id="persName_e4f865bf-718e-4477-b023-3d6a67a88539">Wirthstochter<name key="PSN0112018" style="hidden">Hirschböck, Therese</name></persName>, die sehr schlank ist und ein silbernes Ringelhäubchen trägt, ist desto hübscher. </p><p>Alle Woche dreimal Nachmittags um 4 Uhr ist Musik bei mir; da kommen nämlich <persName xml:id="persName_d4ed5afd-33b4-4a1c-b8e4-2743ea76e77a">Bärmann<name key="PSN0109633" style="hidden">Baermann, Heinrich Joseph (1784-1847)</name></persName>, der <persName xml:id="persName_e4a5fd67-2af2-4944-8ddd-ac62a6d3ef39">Bierbruder Breiting<name key="PSN0110110" style="hidden">Breiting, Hermann (1804-1860)</name></persName>, <persName xml:id="persName_791a4d1a-8494-4a69-9eb9-989ed46fef37">der vernünftige Hr. Staudacher<name key="PSN0115070" style="hidden">Staudacher, Josef (1782-1838)</name></persName>, <persName xml:id="persName_61c06269-20cf-4b93-950b-c128b46c593b">der junge Poissl<name key="PSN0113937" style="hidden">Poißl, Zacharias Otto Freiherr von (1810-1853)</name></persName> u. m.a. zu mir und machen einen musikalischen Pickenick; ich lerne dabei die Opern kennen, die ich bisher unverzeihlicher Weise nicht gehört noch gesehn habe, wie <title xml:id="title_17764b93-5a26-4087-87ef-6deb3d6ee3b3">Lodoiska<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108382" style="hidden" type="music">Lodoïska</name></title>, <title xml:id="title_09d99a95-270d-455b-a13a-794fd06757f0">Faniska<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108369" style="hidden" type="music">Faniska</name></title>, <title xml:id="title_a25182b6-00b2-4f37-b17a-dcb37b42adc4">Medea<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108383" style="hidden" type="music">Médée</name></title>, auch <title xml:id="title_34bda689-340c-4e66-a657-f605d623cabc">Preciosa<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111261" style="hidden" type="music">Preciosa (Musik zum Schauspiel) op. 78 (WeV F. 22)</name></title>, <title xml:id="title_66d314d7-dab9-4fe3-a0f7-8acecae2c805">Abu Hassan<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111237" style="hidden" type="music">Abu Hassan WeV C. 6</name></title> etc., die Partituren leiht uns das <placeName xml:id="placeName_97c1178d-093c-48c7-b32b-884fb6c8f74a">Theater<name key="NST0100393" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Hof- und Nationaltheater</name><settlement key="STM0100169" style="hidden" type="">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. Am Mittwoch Abend aber, da hatten wir einen großen Witz, es waren mehrere Wetten verloren worden, die von uns allen mitgenossen werden sollten, und von Vorschlag zu Vorschlag kamen wir endlich dahin, eine musikalische soirée auf meinem Zimmer zu geben und alle Honoratioren dazu einzuladen. So wurde es eine Liste von gegen 30 Personnen, diverse kamen noch uneingeladen und ließen sich vorstellen. An Platz fehlte es sehr, wir wollten sogar erst einige Leute aufs Bett placiren, indessen gingen viele geduldige Schafe in mein kleines Zimmer hinein, das Ding war unglaublich animirt und gelungen. Auch <persName xml:id="persName_736444bb-0a3e-4d70-8e6b-72dd0f85662d">Franz Elsholz<name key="PSN0110889" style="hidden">Elsholtz, Franz (seit 1839) von Blomberg (1791-1872)</name></persName> war da, süß wie nie, schmelzend vor Wonne, Dichterglut und grauen Strümpfen, kurz unnachahmlich langweilig, von Respectspersonen gab es <persName xml:id="persName_4c06358e-c671-4b48-bae8-2615bfb28a27">Kerstorf<name key="PSN0112360" style="hidden">Kerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832)</name></persName>, <persName xml:id="persName_2881f85f-5427-4d00-9521-435df196e8d9">Pappenheimer<name key="PSN0113748" style="hidden">Pappenheimer, Seligmann (1767-1844)</name></persName>, <persName xml:id="persName_af2b2136-11cc-408a-a8a5-96325c474a5f">Cornelius<name key="PSN0110460" style="hidden">Cornelius, Peter Joseph (seit 1825) von (1783-1867)</name></persName>, <persName xml:id="persName_fa912989-90f1-48cd-b787-b782b7357d79">Graf Seinsheim<name key="PSN0114857" style="hidden">Seinsheim, Carl August Joseph Maria Donatus Graf von (1784-1864)</name></persName> (der <persName xml:id="persName_e2521aa9-79c6-4347-a823-21def5447a4f">Präsident des Isarkreises) Director Morigotti<name key="PSN0113427" style="hidden">Morigotti, Joseph Ritter von (1774-1833)</name></persName> (eine <persName xml:id="persName_ba773ec7-4265-414c-85d3-2df4e2d74c33">Art J. P. Schmidt<name key="PSN0114614" style="hidden">Schmidt, Johann Philipp Samuel (1779-1853)</name></persName>) der <persName xml:id="persName_99eb782c-7a6d-4f10-b857-9d00dd76de1f">Baron Poissl<name key="PSN0113936" style="hidden">Poißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783-1865)</name></persName> u. s. w. Erst spielte ich <title xml:id="title_f0d2c77d-9460-4d8a-9b26-af6b9546ac2b">mein altes hmoll Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_5sf6o8ck-foox-ipfj-wb98-ngltntltckmt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100377" style="hidden">Quartett Nr. 3 h-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, 7. Oktober 1824 bis 18. Januar 1825<idno type="MWV">Q 17</idno><idno type="op">3</idno></name></title>, dann sang <persName xml:id="persName_14991aa6-64a0-4141-8bf7-f1cb47f06f00">Breiting<name key="PSN0110110" style="hidden">Breiting, Hermann (1804-1860)</name></persName> <title xml:id="title_f34276d6-4e3e-4c58-a87d-23dd340797f4">Adelaide<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108000" style="hidden" type="music">Adelaide op. 46</name></title>, dann spielte <persName xml:id="persName_70f81d35-f888-46a1-b29e-c31e881463c9">Hr. Stern<name key="PSN0115116" style="hidden">Stern, David</name></persName> aus Berlin Violinvariationen (blamirte sich aber verflucht) dann spielte <persName xml:id="persName_829e8ed2-3135-4b84-aa67-c8b106b3eb28">Bärmann<name key="PSN0109633" style="hidden">Baermann, Heinrich Joseph (1784-1847)</name></persName> das <title xml:id="title_057f4773-e838-4938-bb15-e77a19e96e8f">erste Quart. von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108084" style="hidden" type="music">Streichquartett F-Dur, op. 18/1</name></title> (fdur) das er <title xml:id="title_4b378519-1375-4fc3-a2a0-b23c4a03e5ff">für 2 Clarinetten, Bassethorn und Fagott arrangirt<name key="PSN0109633" style="hidden" type="author">Baermann, Heinrich Joseph (1784-1847)</name><name key="CRT0107930" style="hidden" type="music">Ludwig van Beethoven, Streichquartett F-Dur, op. 18/1 (Bearbeitung)</name></title> hatte, dann kam <title xml:id="title_13059dea-d9a2-4698-b2b6-fef17ed7e43a">eine Arie aus Euryanthe<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111242" style="hidden" type="music">Euryanthe op. 81 (WeV C. 9)</name></title>, die wurde wüthend da Capo gerufen, und zum Schluß mußte ich phantasiren, wollte nicht, sie machten aber solch furchtbares Gebrüll, daß ich nolens heran mußte, obwohl ich nichts im Kopf hatte, als Weingläser, Stühle und kalten Braten und Schinken. Neben an bei meinen Wirthsleuten saßen <persName xml:id="persName_0383fb10-1d89-4204-b18a-f0ecbd722fa1">Cornelius<name key="PSN0110460" style="hidden">Cornelius, Peter Joseph (seit 1825) von (1783-1867)</name></persName> <persName xml:id="persName_d5e9235a-0027-47d3-b22d-bc8e1b21ea8a">Damen<name key="PSN0110458" style="hidden">Cornelius, Carolina (?-1834)</name><name key="PSN0110459" style="hidden">Cornelius, Helena (1814-1832)</name></persName> um zuzuhören, im ersten Stock machten <persName xml:id="persName_9bb3e4ef-4e67-49d2-b772-2e2f4c8320be">Schauroths<name key="PSN0114512" style="hidden">Schauroth, Familie von → Augustine Luise Friederike Ernestine von S.</name></persName> eine Visite aus demselben Grunde, und auch auf der Straße und auf dem Flur standen Leute; dazu die Hitze im gedrängten Zimmer, der rasende Lärm, die bunte Gesellschaft durcheinander, und wie es nun endlich zum Butterbrod und Trinken kam, da wurde es erst sehr toll, alle möglichen Brüderschaften wurden getrunken, und Gesundheiten ausgebracht, die Respectpersonen saßen mitten im Schwarm und ließen sichs wohl sein mit ihren ernsthaften Gesichtern wir gingen erst um <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi></formula> 2 nach Mitternacht auseinander. Den folgenden Abend kam das wahre Gegenstück, da mußte ich vor der <persName xml:id="persName_1f7423bc-354e-41b4-85b4-ec681e33e0e1">Königinn Karoline<name key="PSN0109717" style="hidden">Bayern, Caroline Friederike Wilhelmine von (1776-1841)</name></persName> und ihrem Hofstaat, und vor der <persName xml:id="persName_f12bea59-42fc-424c-9fea-379953201aab">Herzoginn Max<name key="PSN0109720" style="hidden">Bayern, Ludovica Wilhelmine Herzogin in (1808-1892)</name></persName>, der <persName xml:id="persName_5afef6aa-1abd-4f08-9d99-548a204a33ed">Prinzessinn Marie<name key="PSN0109723" style="hidden">Bayern, Marie-Anne-Sophie von (seit 1823) Freifrau von Bayrstorff (1796-1838)</name></persName>, und wie sie alle heißen, spielen; da war alles sittsam und geschniegelt und glatt, mit jedem Ellbogen stieß man an eine Excellenz, ich zählte mehr Orden als Menschen, die schönsten, schmeichelhaftesten Redensarten flogen im Zimmer umher, und ich der roturier mitten drunter, mit meinem bürgerlichen Herzen und meinem Katzenjammer. Ich biß mich aber heraus, so gut ich konnte, mußte am Ende auf königliche Themas phantasiren und wurde gewaltig gepriesen. Am meisten gefiel es mir, daß die <persName xml:id="persName_75c6c900-f394-4526-9f40-9c3c8b32140e">Königinn<name key="PSN0109717" style="hidden">Bayern, Caroline Friederike Wilhelmine von (1776-1841)</name></persName> nach der Phantasie mir sagte: das wäre ja sonderbar, ich risse einen ordentlich mit fort, und man könne bei der Musik ja an nichts anders denken; worauf ich um Entschuldigung bat, wegen des Fortreißens. Auch mußte ich den Abend 4händig mit <persName xml:id="persName_c55a758e-c62b-4673-98b9-99c48e1fa881">Delphine<name key="PSN0114515" style="hidden">Schauroth, Delphine (Adolphine) von (1814-1887)</name></persName> spielen; aber à propos <persName xml:id="persName_1ea57f16-0654-4717-89ae-25f47e289586">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, die donnert ein <title xml:id="title_285b858e-4e73-49d9-8f83-9aa0fd05703c">neues hmoll Rondo<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ec2kv7an-rvvq-abyd-bbdw-ccl0zz3d911a"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100435" style="hidden">Andante H-Dur – Allegro di molto h-Moll (Rondo brillant), 18. September 1831<idno type="MWV">U 87</idno><idno type="op"></idno></name></title> von mir so furchtbar herunter, daß mir angst und bange dabei wird; auch hat sie mir zu <title xml:id="title_e8a7e927-e021-4ae6-a86a-7feee7e55298">meinem gmoll Concert<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xjkbyuea-ajbn-djex-viij-grl4z2arhyox"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100349" style="hidden">Konzert Nr. 1 g-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [November 1830 bis Oktober 1831]<idno type="MWV">O 7</idno><idno type="op">25</idno></name></title> eine Passage componirt, die gewaltig knallen soll, ich wollte fast, Ihr wäret hier und könntet bei den Proben mit zuhören; obwohl ich die Composition eigentlich wider meinen Willen oder wenigstens meine Stimmung gemacht habe, so kommen doch ein Paar gute Stellen darin vor, denke ich. – Seht Ihr, so geht mein Münchener Tag hin, noch habe ich vergessen, daß ich jeden Tag um 12 Uhr <persName xml:id="persName_536649e1-18e4-49c3-8b25-6f405d50d0ff">der kleinen Lang<name key="PSN0112672" style="hidden">Lang, Josephine Caroline (1815-1880)</name></persName> eine Stunde im doppelten Contrapunkt, 4stimmigen Satz u. dgl. gebe, wobei ich mir wieder recht vergegenwärtige, wie konfus und dumm die meisten Lehrer und Bücher darüber sprechen, und wie klar das ganze Ding ist, wenn man es klar darstellt. Sonntags früh ist gewöhnlich <placeName xml:id="placeName_25ccfa5c-50ec-4eb1-acea-625a402f22df">philharmonischer Verein<name key="NST0100390" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonischer Verein</name><settlement key="STM0100169" style="hidden" type="">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, wo Dilettanten spielen und singen und zuhören, neulich wurde eine Composition von mir hingerichtet, als ich dabei saß, war mir als wäre ich nichts, <title xml:id="title_6ffd2bd7-6d76-47dc-86a6-19903b536138">als ein gefesselt Weib<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110661" style="hidden" type="dramatic_work">Die Jungfrau von Orleans</name></title>.</p></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_c9e87903-ba3a-45b0-b76d-c5616ac30abc"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p><date cert="high" when="1831-10-07" xml:id="date_77281041-3a7d-4638-ad8f-d794b73aeabb"><seg type="inline">7</seg><hi rend="superscript">ten</hi><seg type="inline"> Oct.</seg></date> So spät ist es nun geworden und der Brief ist noch nicht fort, verzeiht es mir, ich komme durchaus nicht zum Schreiben hier. Meine Opernsache ist vollkommen in Ordnung, <persName xml:id="persName_e0b80f6d-61ea-48f3-b6fb-cec5e030fa67">Poissl<name key="PSN0113936" style="hidden">Poißl, Johann Nepomuk Freiherr von (1783-1865)</name></persName> ist allen meinen Wünschen zuvorgekommen und hat sich ungemein freundlich und bereitwillig gezeigt; in ein Paar Tagen bekomme ich noch den schriftlich officiellen Auftrag von der <placeName xml:id="placeName_3cbebfe9-cd58-4411-95ef-89c1876bebc9">Intendanz<name key="NST0100393" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Hof- und Nationaltheater</name><settlement key="STM0100169" style="hidden" type="">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> eine Oper für München zu schreiben, das Süjet und die Art der Oper bleibt mir ganz überlassen, für den Text will sich die Intendanz wenden, an wen ich will, und er bleibt dann mein Eigenthum, zum Einstudiren soll ich selbst herkommen, sie verpflichten sich in einem Vierteljahr nach der Einreichung der Partitur die Oper zu geben, nun gebe mir Gott einen guten Text von <persName xml:id="persName_b3fea831-b445-4069-be9d-8be6913ea6ee">Immermann<name key="PSN0112169" style="hidden">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName> oder wer es sonst sey dann will ich mich dran machen, Mittel genug sind hier. Wie ich mich darauf freue, kann ich gar nicht sagen. – Ich wollte wohl die Münchener hätten Recht, wenn sie behaupten die <persName xml:id="persName_3f2e92c1-469c-4730-a356-d6ade0d87a22">Mde. Mendelsohn<name key="PSN0113207" style="hidden">Mendelsohn, Rosalie</name></persName> <persName xml:id="persName_66d05f01-9f69-45f4-98c5-cd09beb35906">mit ihren Töchtern<name key="PSN0113205" style="hidden">Mendelsohn, Eva (?-1831)</name><name key="PSN0113206" style="hidden">Mendelsohn, Magdalena Emilie</name></persName> die im Fremdenblatt als angekommen gemeldet wird müsse meine Mutter mit meinen Schwestern sein. Sie irren sich aber doch wohl leider, es sind die Krakauer; ich habe meine Freude an den Leuten gehabt, mir ist als könne ich mir <persName xml:id="persName_e80c1bd1-404b-46b8-a6e2-7b05c20e4794">die alte Dame<name key="PSN0113207" style="hidden">Mendelsohn, Rosalie</name></persName> nirgends anders denken, als auf dem Sopha neben Dir, liebe <persName xml:id="persName_9abc31a6-3479-4c0e-ae58-dc4d6628555d">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, und als müßten sie noch immer bei <persName xml:id="persName_9837bcf3-41bb-46f7-b51e-965b88bf2f88">Horns<name key="PSN0112088" style="hidden">Horn, Anton Ludwig Ernst (1774-1848)</name><name key="PSN0112090" style="hidden">Horn, Dorothea (Doris) (1786-1853)</name></persName> wohnen. Wir sehn uns fast täglich, die Mädchen sind wirklich recht angenehm und gut, gestern Abend hatten wir viel Spas mit einander, wir trafen uns nämlich beim <persName xml:id="persName_22d62090-efb9-4edd-9caf-cfb146df7584">Baron von Rast<name key="PSN0114075" style="hidden">Rast (bis 1829: Liebmann), Ferdinand Martin Freiherr von (1781-1863)</name></persName>, der vor 2 Jahren Edler von Faal hieß, der aber eigentlich hier Naso genannt wird, der vor 10 Jahren Lipmann hieß, und den ich vor 15 Jahren Nasenliepmann nannte, worauf man mich prügelte. Er läßt Euch sehr grüßen, und behauptet mit Dir, liebe <persName xml:id="persName_04ef0a4b-732f-4f7d-b5f4-ab72e68e90e4">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, nach oder von Hamburg gereis’t zu sein; ich sagte, ich erinnerte mich auch in meiner Kindheit das Vergnügen seiner Bekanntschaft gehabt zu haben; er meinte es sey in Wien gewesen, wußte sich es aber nicht mehr recht zu entsinnen. </p><p>Und nun zum Schluß meinen Dank für Eure Geschenke; jetzt, wo Ihr mich wieder ruhiger macht mit Euern lieben Briefen, wo man dem Ende einer so schweren, beängstigenden Zeit schon entgegensehen darf, jetzt fange ich erst recht an mich damit zu freuen, <title xml:id="title_7d87d7db-f382-454f-b09a-a708c778640e">Deine Musik<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0111433" style="hidden" type="music">»Lobgesang«, Kantate für Sopran, Alt, vierstimmigen Chor und Orchester HU 257 (6. Februar – 14. Juni 1831); UA 6. Juli 1831</name></title> zu spielen und wieder zu spielen, mit den netten Fischen, Korallen und Muscheln zu stolziren, und auch die <title xml:id="title_6ccc1ca3-1c83-483a-b582-506dc970cc75">Zeichnung<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109213" style="hidden" type="art">Zeichnung zu → Fanny Hensels Duett Schlafe du, schlafe du süß (Hellwig-Unruh Nr. 233, verschollen)</name></title> sieht mich nun heiterer an, ich habe mir vorgenommen, in diesem Briefe nichts von der vorigen Zeit und aller Besorgniß zu sagen; da laßt mich aber auch den Dank weiter verschweigen, denn wie doppelt lieb macht es mir die Zeit!</p><p>Sonntag, Montag und Dinstag wenn Ihr diesen Brief empfangen habt bin ich auf der Theresienwiese mit 80000 andern Leuten zusammen, denkt da an mich<seg type="closer" xml:id="seg_0bca0293-ce15-438d-9447-03c72450dc5a">. Und lebt mir wohl und bleibt so</seg></p><signed rend="right">F</signed></div><div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_62b7714d-dfd8-44e9-9556-fe538207ba58"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">N. B. An Dich lieber <persName xml:id="persName_dcc7a956-a7c1-4426-925d-f141f07599e4">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, habe ich noch zu berichten, daß ich bei <persName xml:id="persName_b60c6073-4da0-4039-b85e-bd54b7472293">Kerstorf<name key="PSN0112360" style="hidden">Kerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832)</name></persName> 100 Gulden genommen habe. </p></div></body> </text></TEI>