fmb-1831-09-26-01
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München, 26. September 1831
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
3 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel. – Felix Mendelssohn Bartholdy hat sich in der Datierung geirrt. Laut Poststempel wurde der Brief am 26. September 1831 abgeschickt.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Wohlgeb.
Eben erhalte ich Euern Brief vom 20sten, worin Ihr mir schreibt, daß Ihr meinetwegen so besorgt seid; da mach’ ich mir es nun doppelt zum Vorwurf, daß es jetzt schon wieder 9 Tage sind, seit ich nicht geschrieben, und lasse alles andre liegen, um Euch heute noch zu sagen, daß ich wohl bin, gesund und so heiter, wie man es in jetziger Zeit sein kann, und daß ich Euch vor Allem recht herzlich bitte, Euch nur meinetwillen nicht zu ängstigen, wenn einmal ein Brief ausbleibt. Es wird mir jetzt sehr schwer, an Euch zu schreiben, weil mich eine gewisse Unruhe befällt, sobald ich anfange und mir denke, daß die Zeilen zu Euch hingehen und daß ich doch nicht weiß, wie Ihr in diesem Augenblicke lebt, und da verschiebe ichs von einem Tag und einem Augenblick zum andern und schreibe doch nicht. Indessen liegt ein Münchener Bürgerbrief an die
Ihrmir schreibt, daß Ihr wohl und guter Dinge seid, so ist mir es jetzt das Unschätzbarste, und ich kann es nicht oft genug mir denken, aber daß ich hier im ruhigen München, unter den lustigen Leuten und den theilnehmenden Freunden wohl und sicher lebe, das ist ja natürlich genug, und es fällt mir fast schwer, es Euch oft zu sagen. Verzeiht mir das, ich wollte es Euch eigentlich nicht schreiben, aber ich muß es wohl, wenn Ihr meinetwegen besorgt seid. – Ich lebe hier so von einem Tag auf den andern, wie man es nur in München kann, indeß bin ich Morgens ziemlich fleißig, und
Doch auch das Componiren nach der Elle und dem Maß hindert mich daran ordentlich zu schreiben, denn so lange ich zu Hause bin sitze ich dabei und schreibe daran; so eine
Mit großem Vergnügen folge ich der Einladung Ihres lieben Sohnes, Ihnen, liebster Freund, meinen Gruß unter seinen Brief zu schreiben. Wäre ich nicht ein solcher Freund von Ihnen, ich könnte Sie um diesen Sohn beneiden. Ich sehe ihn oft, aber nicht so oft als ich wünschte, und jedes Mahl mit erneuertem Vergnügen. – Vor einer halben Stunde ungefähr kam
Die leidige Cholera haben Sie nun, Gottlob! bald überstanden. Uns stehet sie noch bevor; doch muß ich gestehen, daß ich mich nicht im Geringsten fürchte. –
München d. 27 Sept. 1831. Eben erhalte ich Euern Brief vom 20sten, worin Ihr mir schreibt, daß Ihr meinetwegen so besorgt seid; da mach’ ich mir es nun doppelt zum Vorwurf, daß es jetzt schon wieder 9 Tage sind, seit ich nicht geschrieben, und lasse alles andre liegen, um Euch heute noch zu sagen, daß ich wohl bin, gesund und so heiter, wie man es in jetziger Zeit sein kann, und daß ich Euch vor Allem recht herzlich bitte, Euch nur meinetwillen nicht zu ängstigen, wenn einmal ein Brief ausbleibt. Es wird mir jetzt sehr schwer, an Euch zu schreiben, weil mich eine gewisse Unruhe befällt, sobald ich anfange und mir denke, daß die Zeilen zu Euch hingehen und daß ich doch nicht weiß, wie Ihr in diesem Augenblicke lebt, und da verschiebe ichs von einem Tag und einem Augenblick zum andern und schreibe doch nicht. Indessen liegt ein Münchener Bürgerbrief an die Schwestern angefangen da, und ich hätte ihn statt dieses hier abgeschickt, wenn ich nicht aus Eurer Besorgniß sähe, daß ich vor Allem Euch regelmäßig alle 8 Tage Nachricht geben muß, daß ich lebe und wohl bin; ich begreife aber nicht, weshalb mein zweiter Brief länger ausblieb, da ich ihn 8 Tage nach dem ersten abgeschickt habe. Vor allen Dingen also müßt Ihr Euch nicht ängstigen, denn ich verspreche es Euch hier nochmals, wie bei der Abreise, wenn mich Krankheit oder sonst etwas Unvorherzusehendes einmal vom Schreiben abhielte, so würde ich es Euch sogleich schreiben lassen, damit solche Ängstlichkeit niemals Statt finden kann. Freilich ist es sehr dumm von mir, daß ich auf so viele liebe Briefe, die Ihr mir schreibt, und noch auf Deinen letzten, liebe Fanny, mit dem angefangnen amoll Lied, das ich beendigen werde, immer geschwiegen habe; doch wenn Ihr mir schreibt, daß Ihr wohl und guter Dinge seid, so ist mir es jetzt das Unschätzbarste, und ich kann es nicht oft genug mir denken, aber daß ich hier im ruhigen München, unter den lustigen Leuten und den theilnehmenden Freunden wohl und sicher lebe, das ist ja natürlich genug, und es fällt mir fast schwer, es Euch oft zu sagen. Verzeiht mir das, ich wollte es Euch eigentlich nicht schreiben, aber ich muß es wohl, wenn Ihr meinetwegen besorgt seid. – Ich lebe hier so von einem Tag auf den andern, wie man es nur in München kann, indeß bin ich Morgens ziemlich fleißig, und mein Concertstück wird bald fertig sein; ich soll sogar noch für Bärmann und mich ein Stück schreiben, da der Tag des Concerts erst in 14 Tagen (nach dem Octoberfest) hat bestimmt werden können; es ist mir sehr ungewohnt, so für einen bestimmten Zweck und Tag Instrumentalmusik zu schreiben, indeß ist es mir eben als etwas Neues lieb; und obwohl gar nichts Besondres daraus wird, so thut es nicht viel und ich habe doch was dabei gelernt. Die Sache mit der Oper geht sehr erwünscht, heut Nachmittag habe ich eine definitive Conferenz mit dem Intendanten, wo wir trotz jeder andern Conferenz unsre 40 Protocolle aufsetzen wollen. Ich kann Euch nicht sagen, wie gespannt ich auf die Arbeit bin, und wie ich mich drauf freue; das Personal hier ist so gut, als man es sich wünschen kann: zwei sehr gute Soprane (die Schechner und Vespermann) ein vortrefflicher Tenor (Bayer) und ein nicht übler Baß (Pellegrini) die Chöre nicht besonders, aber da kann man nachhelfen, und das Orchester wunderschön; dazu habe ich den großen Vortheil, daß mir die Leute hier wohl wollen und mir es mit Liebe ausführen werden, also fehlt nur noch eine Kleinigkeit, d. h. die Oper selbst d. h. die Hauptsache. Wird aber auch schon kommen. Doch auch das Componiren nach der Elle und dem Maß hindert mich daran ordentlich zu schreiben, denn so lange ich zu Hause bin sitze ich dabei und schreibe daran; so eine abscheuliche Clavierpassage steckt gar so voll von Noten, drum entschuldigt mich auch heute, daß ich kurz schreibe; ich muß wieder an die Arbeit, und soll von des dur nach b dur kommen, Gott weiß, wie. Eine tolle geistliche Musik hab’ ich aber wieder im Kopfe, die soll, so Gott will, in Paris mein erstes Stück sein und dann die zwei Sinfonien . Von meinem Leben im detail schreibe ich heute nichts, erstlich weil nichts davon zu sagen ist und zweitens weil ich 3 Seiten drüber an die Schwestern schicke; gestern Abend traf ich Hrn von Kerstorf bei Schauroths, wo Musik gemacht wurde; ich bat ihn, Dir lieber Vater einmal ein Paar Worte unter meinen Brief zu schreiben, und da er es mir versprochen hat; so nehme ich jetzt den Brief, trage ihn durchs Wäldchen auf den Maximiliansplatz, stecke den Brief von Goethe ein, den ich hier herumzeige, wie ein Doctordiplom, ziehe mich an, und schließe. Lebt mir alle wohl, so wohl, wie ich es wünsche. Felix MB. Mit großem Vergnügen folge ich der Einladung Ihres lieben Sohnes, Ihnen, liebster Freund, meinen Gruß unter seinen Brief zu schreiben. Wäre ich nicht ein solcher Freund von Ihnen, ich könnte Sie um diesen Sohn beneiden. Ich sehe ihn oft, aber nicht so oft als ich wünschte, und jedes Mahl mit erneuertem Vergnügen. – Vor einer halben Stunde ungefähr kam mein Sohn Fritz, der von je her auch mit innigster Liebe und Freundschaft Ihrem Sohne zugethan ist, von Carlsbad zurück, und der erste Freund, den er in meinem Zimmer sahe, war Ihr lieber Felix. Die Freude der beyden jungen Männer beym Wiedersehen war groß, und erinnerte mich, lieber Freund, an unsere Jugend. – Die leidige Cholera haben Sie nun, Gottlob! bald überstanden. Uns stehet sie noch bevor; doch muß ich gestehen, daß ich mich nicht im Geringsten fürchte. – Von ganzem Herzen Ihr treuer Freund Kerstorf
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1831-09-26" xml:id="date_d0292cc9-ed4c-4d2c-b495-10800b90fc68">26. 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Es wird mir jetzt sehr schwer, an Euch zu schreiben, weil mich eine gewisse Unruhe befällt, sobald ich anfange und mir denke, daß die Zeilen zu Euch hingehen und daß ich doch nicht weiß, wie Ihr in diesem Augenblicke lebt, und da verschiebe ichs von einem Tag und einem Augenblick zum andern und schreibe doch nicht. Indessen liegt ein Münchener Bürgerbrief an die <persName xml:id="persName_c314a381-7496-4aed-96b4-fa949e237522">Schwestern<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> angefangen da, und ich hätte ihn statt dieses hier abgeschickt, wenn ich nicht aus Eurer Besorgniß sähe, daß ich vor Allem Euch regelmäßig alle 8 Tage Nachricht geben muß, daß ich lebe und wohl bin; ich begreife aber nicht, weshalb mein zweiter Brief länger ausblieb, da ich ihn 8 Tage nach dem ersten abgeschickt habe. Vor allen Dingen also müßt Ihr Euch nicht ängstigen, denn ich verspreche es Euch hier nochmals, wie bei der Abreise, wenn mich Krankheit oder sonst etwas Unvorherzusehendes einmal vom Schreiben abhielte, so würde ich es Euch sogleich schreiben lassen, damit solche Ängstlichkeit niemals Statt finden kann. Freilich ist es sehr dumm von mir, daß ich auf so viele liebe Briefe, die Ihr mir schreibt, und noch auf Deinen letzten, liebe Fanny, <title xml:id="title_bd29b260-269d-4dd1-b88a-cb45fb38e89c">mit dem angefangnen amoll Lied<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0111495" style="hidden" type="music">Lied a-Moll (ca. 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Wird aber auch schon kommen.</p> <p>Doch auch das Componiren nach der Elle und dem Maß hindert mich daran ordentlich zu schreiben, denn so lange ich zu Hause bin sitze ich dabei und schreibe daran; so eine <title xml:id="title_20caa559-63d6-4d80-90af-fe231d982f4b">abscheuliche Clavierpassage<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ypolzpc3-uotn-he9z-sdxq-ygytdrmyxiws"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100349" style="hidden">Konzert Nr. 1 g-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [November 1830 bis Oktober 1831]<idno type="MWV">O 7</idno><idno type="op">25</idno></name></title> steckt gar so voll von Noten, drum entschuldigt mich auch heute, daß ich kurz schreibe; ich muß wieder an die Arbeit, und soll von des dur nach b dur kommen, Gott weiß, wie. <title xml:id="title_f1fcdbf0-69be-4ea2-96da-a120e7e9337c">Eine tolle geistliche Musik<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_lggyqvqw-kjnd-qwjc-fvjn-pgtvjo4zdf8g"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100113" style="hidden">Choral »Ach Gott, vom Himmel sieh darein« für Bariton solo, gemischten Chor und Orchester, [Herbst 1831] bis Januar 1832; 5. April 1832<idno type="MWV">A 13</idno><idno type="op"></idno></name></title> hab’ ich aber wieder im Kopfe, die soll, so Gott will, in Paris mein erstes Stück sein und dann <title xml:id="title_323bf7a2-94a6-4110-8870-2a300ff0edba">die zwei Sinfonien<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_het5rvxr-pvd0-gadi-oqtw-cafkpkrby2pn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100342" style="hidden">Sinfonie A-Dur (»Italienische«) für Orchester, [Ende 1830] bis 13. März 1833; [Juni 1834 bis Anfang 1835]<idno type="MWV">N 16</idno><idno type="op">90</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_sux9anlj-xzls-dce2-djbr-twxt8emaqaxk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100344" style="hidden">Sinfonie Nr. 3 a-Moll (»Schottische«) für Orchester, 30. Juli 1829; [ca. 1841] bis 20. Januar 1842<idno type="MWV">N 18</idno><idno type="op">56</idno></name></title>. Von meinem Leben im detail schreibe ich heute nichts, erstlich weil nichts davon zu sagen ist und zweitens weil ich 3 Seiten drüber an die <persName xml:id="persName_d3b286f9-1b67-4324-8f93-6885b87126c4">Schwestern<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> schicke; gestern Abend traf ich <persName xml:id="persName_df45bb01-ce82-40ee-9606-ac7aa4ea7079">Hrn von Kerstorf<name key="PSN0112360" style="hidden">Kerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832)</name></persName> bei <persName xml:id="persName_6fdc9ccc-83a2-433e-9b88-d14eddebce86">Schauroths<name key="PSN0114512" style="hidden">Schauroth, Familie von → Augustine Luise Friederike Ernestine von S.</name></persName>, wo Musik gemacht wurde; ich bat ihn, Dir lieber <persName xml:id="persName_22c4344e-82fd-495a-b090-12ad04f39438">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> einmal ein Paar Worte unter meinen Brief zu schreiben, und da er es mir versprochen hat; so nehme ich jetzt den Brief, trage ihn durchs Wäldchen auf den Maximiliansplatz, stecke den Brief von <persName xml:id="persName_bcae505b-6d55-4289-a558-7a8b0402fa16">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> ein, den ich hier herumzeige, wie ein Doctordiplom, ziehe mich an, und schließe. <seg type="closer" xml:id="seg_a2542bb7-6ea4-4cbf-80c8-cdc01b460c71">Lebt mir alle wohl, so wohl, wie ich es wünsche.</seg> </p> <signed rend="right">Felix MB.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_f94490d4-44b4-4ba2-abda-c71e2fcf5df5"> <docAuthor key="PSN0112360" resp="author" style="hidden">Kerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112360" resp="writer" style="hidden">Kerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Mit großem Vergnügen folge ich der Einladung Ihres lieben Sohnes, Ihnen, liebster Freund, meinen Gruß unter seinen Brief zu schreiben. Wäre ich nicht ein solcher Freund von Ihnen, ich könnte Sie um diesen Sohn beneiden. Ich sehe ihn oft, aber nicht so oft als ich wünschte, und jedes Mahl mit erneuertem Vergnügen. – Vor einer halben Stunde ungefähr kam <persName xml:id="persName_53950b55-9ec2-4cf7-86f2-65b6e0573888">mein Sohn Fritz<name key="PSN0112359" style="hidden">Kerstorf, Friedrich Ferdinand Edler von (1803-1880)</name></persName>, der von je her auch mit innigster Liebe und Freundschaft Ihrem Sohne zugethan ist, von Carlsbad zurück, und der erste Freund, den er in meinem Zimmer sahe, war Ihr lieber Felix. Die Freude der beyden jungen Männer beym Wiedersehen war groß, und erinnerte mich, lieber Freund, an unsere Jugend. –</p> <p>Die leidige Cholera haben Sie nun, Gottlob! bald überstanden. Uns stehet sie noch bevor; doch muß ich gestehen, daß ich mich nicht im Geringsten fürchte. –</p> <closer rend="left" xml:id="closer_2ce65881-bacd-4828-ba28-ff71fe5525cd">Von ganzem Herzen </closer> <closer rend="right" xml:id="closer_dafbaf73-0b05-46e4-8152-16b0a235e42c">Ihr treuer Freund</closer> <signed rend="right">Kerstorf</signed> </div> </body> </text></TEI>