fmb-1831-09-22-02
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München, 22. September 1831
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
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Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Diesen Brief bringt Dir
Nun ist die Cholera bei Euch, und Gott mag es wissen und mich davor beschützen, was jeden Augenblick geschehen sein kann, und liebe Freunde von Dir hat schon schweres Unglück getroffen, und Du mußt wohl besorgt, und düster sein, und ich wohl auch. Aber wenn Du dann diese Zeilen zu sehen bekommst, vielleicht liegt dann das Alles schon hinter uns, und gewiß wird es einmal hinter uns liegen, und dann wird es wieder frische frohe Zeit sein, und wieder Frühling, und man wird wieder in c dur sprechen und singen können.
Bis dahin haben wir nun eben zu schweigen und anzuerkennen, daß es einen Gott giebt.
München 22 Sept. 1831. Mein sehr lieber Freund und Director! (auch Mitglied etc. ) Diesen Brief bringt Dir Herr Adolph Henselt aus München, ein Musiker, der von Weimar kommt, wo er bei Hummel studirt hat, der Berlin und seine guten Musiker auch kennen lernen will, der mich hier in München gesehn hat, während des trüben Herbstes von 1831, und dem ich, wie allen Münchenern dankbar bin und bleiben werde, für die Aufheiterung, die mir die Stadt in dieser Zeit gewährt hat, da ich an jedem andern Ort, es kaum hätte aushalten können. Ich möchte ihm dafür einen Gefallen erweisen und so schicke ich ihn zu Dir. Du wirst ihn freundlich aufnehmen. – Wenn er irgend einen hochlöbl. Verein oder Liedertafel (mit Damen) oder sonst ein treffliches Institut besuchen will, so bitte ich Dich führ’ ihn hin; aber hauptsächlich empfehle ich ihn Dir, damit er einmal sieht, was ich mir unter einem Musiker denke. Sieh, es klingt komisch, aber jetzt nach einem Jahre in Italien, und jetzt, nachdem ich sehe, wie die meisten berühmten noch lange nicht da sind, wo Du anfängst, jetzt ist mir als sollte ich Dir die Hand geben und Dir ein großes Compliment machen. Aber nein; das geschehe nicht, und ich spreche auch nur davon, weil es so sonderbar ist, daß Du diese Zeilen erst 1832 sollst zu sehen bekommen. Die Welt kann bis dahin umgefallen sein, aber die Zeilen werden stehen geblieben sein, und enthalten doch nichts, als daß Du mein Herr Freund bist und bleibst, und daß ich sehr zu Euch hindenke; kurz 1831. – Nun ist die Cholera bei Euch, und Gott mag es wissen und mich davor beschützen, was jeden Augenblick geschehen sein kann, und liebe Freunde von Dir hat schon schweres Unglück getroffen, und Du mußt wohl besorgt, und düster sein, und ich wohl auch. Aber wenn Du dann diese Zeilen zu sehen bekommst, vielleicht liegt dann das Alles schon hinter uns, und gewiß wird es einmal hinter uns liegen, und dann wird es wieder frische frohe Zeit sein, und wieder Frühling, und man wird wieder in c dur sprechen und singen können. Bis dahin haben wir nun eben zu schweigen und anzuerkennen, daß es einen Gott giebt. Sehn wir uns dann aber einmal wieder, dann sey Du mir unverändert und gesund und derselbe, so wie ich auch das Meinige thun will, um Euch froh und heiter und besser zurückzukehren. In dieser Hoffnung leb mir wohl, und nimm meinen Empfohlenen freundlich auf. Felix Mendelssohn Bartholdy
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Ich möchte ihm dafür einen Gefallen erweisen und so schicke ich ihn zu Dir. Du wirst ihn freundlich aufnehmen. – Wenn er irgend einen hochlöbl. Verein oder Liedertafel (mit Damen) oder sonst ein treffliches Institut besuchen will, so bitte ich Dich führ’ ihn hin; aber hauptsächlich empfehle ich ihn Dir, damit er einmal sieht, was ich mir unter einem Musiker denke. Sieh, es klingt komisch, aber jetzt nach einem Jahre in Italien, und jetzt, nachdem ich sehe, wie die meisten berühmten noch lange nicht da sind, wo Du anfängst, jetzt ist mir als sollte ich Dir die Hand geben und Dir ein großes Compliment machen. Aber nein; das geschehe nicht, und ich spreche auch nur davon, weil es so sonderbar ist, daß Du diese Zeilen erst 1832 sollst zu sehen bekommen. 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